Süße Geheimnisse jener Nacht - Yahrah St. John - E-Book

Süße Geheimnisse jener Nacht E-Book

Yahrah St. John

0,0
2,49 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sharis süße Küsse, die perfekten Kurven ihres Körpers: Grant hat die berauschende Nacht mit ihr vor fünf Jahren nie vergessen. Als er erfährt, dass Shari jetzt in Chicago wohnt, sucht er sie spontan auf. Und erkennt schockiert, was sie ihm all die Zeit verschwiegen hat …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 189

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



IMPRESSUM

Süße Geheimnisse jener Nacht erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Harlequin Books S.A. Originaltitel: „Delicious Destiny“ erschienen bei: Kimani Press, Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 360 - 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Silke Schuff

Umschlagsmotive: Stockbyte / Getty Images

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2023.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751528115

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

Werden Sie Fan vom CORA Verlag auf Facebook.

PROLOG

„Komm doch mit“, bat Shari ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Dina English. Sie saßen in ihrem gemeinsamen Zimmer im Studentenwohnheim der Ledgeman Universität. „Alle gehen hin. Grant auch.“

Shari war bis über beide Ohren verliebt in Grant Robinson, den über einen Meter achtzig großen Mädchenschwarm. Er sah unverschämt gut aus und war ein brillanter Student. Shari kannte sonst niemanden, der sich umzog, bevor er in eine Vorlesung ging. Aber Grant erschien immer in langer Hose, ordentlich gebügeltem Hemd und geputzten Schuhen. Das Problem war, dass Grant jedes Mädchen haben konnte. Shari verzehrte sich also nach einem Mann, der für sie unerreichbar war. Sie hatte schon oft darüber nachgedacht, warum sie sich einer so aussichtslosen Sache verschrieben hatte. Vielleicht lag es daran, dass Grant genauso nett war, wie er aussah. Er behandelte Shari stets mit Respekt und in den Seminaren schenkte er ihren Ideen und Meinungen große Aufmerksamkeit.

„Also gut, ich komme mit“, erwiderte Dina seufzend. „Sonst verpasse ich noch das Ende der Geschichte.“

„Du rettest mir das Leben“, sagte Shari erleichtert.

Ohne Dina hätte sie sich nämlich nicht getraut, auf die Party zu gehen. Dina war einen Meter fünfundsiebzig groß, schlank und mit ihrem schmalen Gesicht und den hohen Wangenknochen umwerfend hübsch. Sie gehörte zweifellos zu den beliebtesten Mädchen auf dem Campus. Shari hingegen war mit einem Meter achtundsechzig um einiges kleiner geraten, hatte ausgeprägte weibliche Kurven und fand ihr Gesicht viel zu rund und ihre Nase viel zu groß.

Dieser Umstand konnte jedoch im Moment ihre gute Laune nicht trüben. Während sie sich für die Party schick machte, summte sie selbstvergessen vor sich hin.

Einige Stunden später stürzten sie sich ins Getümmel der Party, die von der Studentenverbindung Omega Psi Phi veranstaltet wurde. Dina trug hautenge Jeans und ein gewagtes schulterfreies Top. Sie sah aus, als wäre sie einem Modemagazin entstiegen. Shari hatte sich für schwarze Jeans und ein nagelneues bunt bedrucktes T-Shirt entschieden. Da sie seit Beginn des Studiums einige Kilo zugenommen hatte, die sie noch nicht wieder losgeworden war, saßen zumindest die Jeans ziemlich eng.

Dina arbeitete sich lachend und flirtend durch die Menge und überließ Shari ihrem Schicksal. Die Vorstellung, Grant wiederzusehen, machte sie ziemlich nervös. Daher trank sie ein Bier nach dem anderen, bis sie ihre Umgebung nur noch verschwommen wahrnahm. Dennoch konnte sie sich genau an den Moment erinnern, als Grant wie ein Ritter in schimmernder Rüstung die Szene betrat und ihr mitteilte, er würde sie unverzüglich nach Hause bringen, weil sie vollkommen betrunken war. Dass das Objekt ihrer Begierde solches Interesse an ihrem Wohlergehen zeigte, versetzte Shari in Entzücken.

Als sie in ihrem Zimmer angelangt waren, brachte Grant sie in ihr sorgfältig gemachtes Bett, das gleich neben Dinas unordentlicher Schlafcouch stand.

„Es gefällt mir gar nicht, dich so ganz allein hierzulassen“, sagte er, nachdem er sie zugedeckt hatte.

„Dann bleib doch noch eine Weile hier“, schlug Shari vor.

„Okay.“ Er setzte sich auf die Bettkante und verschränkte die Hände im Schoß.

Nach einer Stunde, in der sie sich ausführlich über verschiedene Seminare und den Klatsch auf dem Campus ausgetauscht hatten, stand er auf und machte Anstalten zu gehen, da Shari ihm wieder einigermaßen nüchtern vorkam.

„Warte!“ Shari kniete sich hin, schlang ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Grant wirkte verblüfft, als ob er das nicht hatte kommen sehen.

Shari ließ ihn los. „Findest du mich hässlich?“, fragte sie und runzelte die Stirn. Sie kam sich plötzlich ziemlich idiotisch vor. Sie hätte ihn nicht küssen sollen.

„Natürlich nicht.“

„Aber nicht hübsch genug für einen Kuss“, setzte Shari nach. „Deshalb hast du ihn auch nicht erwidert. Stimmt mit mir etwas nicht? Ich meine, nicht einmal mein sogenannter Freund Thomas küsst mich. Dabei sollte er doch eigentlich, oder nicht?“

„Mit dir ist alles in Ordnung.“ Grant blickte sie an, schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr und streichelte ihre Wange. Dann küsste er sie, als ob er sie von seinen Worten überzeugen wollte. Es war allerdings kein einfacher Kuss, sondern einer, der Leidenschaft und Verlangen weckte. Es dauerte nicht lange, bis mehr daraus wurde. Grant drückte Shari sanft auf das Bett zurück, beugte sich über sie und zog sie in seine Arme. Sie umfasste sein Gesicht und erwiderte seinen Kuss voller Sinnlichkeit und Begierde.

Während er mit seiner Zunge ihre umspielte, ließ er die Hände über ihren Körper gleiten. Er presste Shari an sich, bis sie seine Erregung spüren konnte. Als er ihr das T-Shirt über den Kopf zog, erhob sie keine Einwände. Auch nicht, als er die Hände auf ihre Brüste legte und schließlich ihren BH öffnete. Sie war gänzlich gefangen von seinem Kuss und den Gefühlen, die sie schon so lange für Grant hegte.

Sein Atem wurde schwer. Shari wollte mehr. Aber Grant löste sich von ihr und hob den Kopf.

„Warum hörst du auf?“, fragte sie und sah ihm in die Augen. Sie wusste, dass er sie begehrte, denn sie konnte es unterhalb seiner Gürtellinie ganz deutlich fühlen. Und sie selbst wollte ihn so sehr, dass es schmerzte. All ihre Sinne waren auf Grant gerichtet. Er schmeckte salzig und ein wenig bitter nach den Chips und dem Bier auf der Party. Er roch nach einem dezenten würzigen Rasierwasser und frisch gewaschener Wäsche. Und er fühlte sich so unglaublich gut an. Sein dunkles lockiges Haar war nicht so stumpf und widerspenstig wie das vieler anderer Männer. Es war fein und seidig und weckte in ihr den Wunsch, die Finger darin zu vergraben. „Ich will nicht, dass du aufhörst“, sagte sie und streckte einen Arm nach ihm aus. „Ich will das hier. Ich will dich.“

Shari konnte sehen, wie sehr Grant mit sich kämpfte. Sie sah das Verlangen in seinen jadegrünen Augen. Es war höchst aufregend für sie, dass dieses Verlangen ihr galt. Um ihm bei seiner Entscheidung zu helfen, beugte sie sich vor, strich mit der Zunge über seinen Hals und knabberte an seinem Ohrläppchen. Als er leise aufstöhnte, wusste sie, dass sie eine seiner empfindlichen Stellen gefunden hatte. Sie hoffte, dass sie ihn nun da hatte, wo sie ihn wollte, und es kein Zurück mehr für ihn gab. Sie konnte ihren Wagemut kaum fassen. Doch sie begehrte diesen Mann so sehr. Sie glitt auf seinen Schoß und schmiegte sich an ihn. Die Nähe seines Körpers löste ein unglaubliches Gefühl zwischen ihren Beinen aus.

Shari erkannte den Moment, in dem er seinen Widerstand aufgab, denn er küsste sie erneut und noch leidenschaftlicher als zuvor. Die Intensität seines Kusses jagte ihr einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Er umfasste ihre Brüste und senkte dann den Kopf, um die Lippen auf eine ihrer Brustwarzen zu legen. Shari vergaß zu atmen. In dem Verlangen nach mehr drängte sie sich an ihn.

Grant zog den Reißverschluss ihrer Jeans herunter und befreite sie geschickt von Hose und Slip. Es dauerte nicht lange, bis er gleichfalls nackt neben ihr lag. Er küsste sie. Er streichelte sie. Er erkundete jeden Zentimeter ihrer Haut. Sie hielt die Luft an, als er in sie eindrang und begann, sich behutsam in ihr zu bewegen. Sie spürte den kurzen Schmerz kaum, als er ihr Jungfernhäutchen durchstieß. Offenbar hatte auch er nicht bemerkt, dass dies ihr erstes Mal war. Seine langsamen Stöße lösten unbekannte Wellen der Lust in ihr aus. Sie stöhnte auf und warf den Kopf zurück. Sie hatte das Gefühl, als ob sich tief in ihrem Inneren ein Glühen ausbreitete, das sie jeden Moment in Flammen setzen würde.

Sie erreichten den Höhepunkt fast gleichzeitig. Ein lustvolles Beben und Zucken durchlief ihren Körper, und dann spürte Shari, wie Grant erschauerte. Er ließ sich neben ihr auf die Matratze fallen und streichelte zärtlich ihr Gesicht. Sie verspürte einen inneren Frieden wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ihr erstes Mal war mit Grant gewesen, und das war mehr, als sie je zu hoffen gewagt hatte. Kurz bevor sie einschlief, wünschte sie sich dennoch, dass sie irgendwann noch einmal einen solchen Moment mit ihm erleben würde.

„Was zur Hölle ist denn hier los?“, fragte Dina am nächsten Morgen. Sie stand an der Tür und starrte fassungslos auf Sharis zerwühltes Bett.

Shari richtete sich auf und rieb sich die Augen. Ihr Blick glitt von Dina zu Grant, der erschrocken hochfuhr. Dina war offenbar erst jetzt nach Hause gekommen. Verlegen schlang Shari die Bettdecke um ihren nackten Körper.

„Wir wissen wohl alle, was hier los ist“, sagte Grant. „Wärst du so nett, uns noch ein wenig Privatsphäre zu lassen, Dina?“

„Mir bleibt kaum etwas anderes übrig“, fauchte Dina und knallte die Tür zu.

Sobald sie allein waren, sprang Grant aus dem Bett, schlüpfte hastig in seine Sachen und verließ das Zimmer. Er war so schnell verschwunden, dass Shari keine Gelegenheit hatte, ihm zu sagen, wie schön sie ihre gemeinsame Nacht gefunden hatte.

Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer. Shari kam nicht umhin zu bemerken, wie verlegen Grant wirkte, als sie sich wiedersahen. Mit der unbeschwerten Freundschaft, die sie früher miteinander verbunden hatte, schien es vorbei zu sein. Stattdessen herrschte zwischen ihnen Befangenheit und eine peinliche Anspannung. Shari hatte nicht die geringste Idee, was sie dagegen unternehmen könnte. Schließlich entschied sie sich dafür, Grant die Befangenheit zu nehmen, indem sie ihre gemeinsame Nacht als flüchtige Affäre abtat.

„Hör mal, Grant“, sagte sie am Ende eines Seminars, als der Raum sich geleert hatte. „Wegen letzter Nacht …“

„Es tut mir so leid. Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen …“

„Dir muss nichts leidtun“, unterbrach sie ihn. „Es ist alles in Ordnung. Solche Dinge passieren eben. Es hat nichts zu bedeuten.“ Sie senkte den Blick. Das war eine glatte Lüge, aber sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. „Wir sind immer noch Freunde. Nichts hat sich geändert. Und du schuldest mir gar nichts.“

„Wie bitte?“ Grant war bestürzt. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er hatte vorgehabt, Shari um Verzeihung zu bitten, weil er sich so egoistisch verhalten und sich genommen hatte, was er wollte, obwohl es nicht richtig gewesen war. Er hatte gehofft, sie würde ihm eine zweite Chance geben, damit sie noch einmal von vorn beginnen konnten. Er wollte sie eigentlich bitten, mit ihm auszugehen. Er mochte Shari sehr gern und wünschte sich eine feste Beziehung mit ihr. Aber offensichtlich sah sie die Sache anders und teilte seine Gefühle nicht.

„Ich will nicht, dass du dich schlecht fühlst“, fügte Shari hinzu. „Es ist nun einmal passiert. Ich hoffe nur, dass es unsere Freundschaft nicht zerstört.“

„Gut, okay“, sagte Grant resigniert. Er konnte kaum fassen, wie kühl Shari über das sprach, was sie miteinander geteilt hatten. Er musste wohl akzeptieren, dass er sich in ihr gründlich geirrt hatte. Die Gerüchte auf dem Campus waren offenbar völlig falsch. In Wahrheit war Shari das herzlose Miststück und Dina die Nettere von den beiden. „Wenn du es so haben willst.“

„Das tue ich.“ Shari streckte eine Hand aus. „Freunde?“

„Freunde.“ Widerstrebend schüttelte er ihr die Hand.

Shari wünschte nur, sie hätte auch ihre Zimmergenossin noch als Freundin betrachten können. Zwei Monate später ertappte sie Dina und Grant auf dem Innenhof. Sie hielten Händchen und flüsterten sich gegenseitig ins Ohr.

„Oh nein.“ Shari versteckte sich schnell hinter einer Säule, damit das Paar sie nicht sehen konnte. Sie wischte die Tränen weg, die ihr über die Wangen liefen. Ihre beste Freundin verriet sie. Dina hatte etwas mit dem Mann angefangen, den ihre Freundin und Zimmergenossin anbetete. Mit dem Mann, der ihr erster Liebhaber gewesen war. Das verstieß gegen alle Regeln der Freundschaft. Ein Mädchen durfte sich nie mit dem Mann verabreden, mit dem ihre Freundin zusammen gewesen war oder auch nur sein wollte. Sie hatte Dina doch anvertraut, welche Gefühle sie für Grant hegte. Warum tat Dina ihr das nur an?

Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Urplötzlich wurde ihr übel, und sie schlug sich eine Hand vor den Mund. Dina hatte die ganze Zeit schon ein Auge auf Grant geworfen. Bestimmt hatte sie sich insgeheim über Sharis abwegige Fantasien amüsiert. Es musste sie schwer getroffen haben, dass es Shari gelungen war, Grant in ihr Bett zu bekommen. Also hatte sie ihren Charme spielen lassen und dafür gesorgt, dass Shari bei Grant nie wieder eine Chance bekam. Wie war es nur möglich, dass sie so blind gewesen war? Warum hatte sie nie bemerkt, wie Dina wirklich war?

Shari rannte zu der Damentoilette im Verwaltungsgebäude der Universität. Aber selbst nachdem sie sich übergeben hatte, ließ die Übelkeit nicht nach. Im Gegenteil.

Zwei Stunden später saß sie einer Krankenschwester in der Klinik auf dem Universitätsgelände gegenüber.

„Wann hatten Sie Ihre letzte Menstruation?“, fragte die Schwester, während sie sich auf einer Karteikarte Notizen machte.

Entsetzen überfiel Shari. Ihre letzte Menstruation. Bei dem Versuch, sich zu erinnern, überschlugen sich ihre Gedanken. Zwei Wochen vor ihrer Nacht mit Grant. Seitdem nicht mehr. Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, weil sie zu sehr mit ihren Gefühlen für Grant beschäftigt gewesen war. Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf.

Die Krankenschwester musterte sie eindringlich. „Nun, dann brauchen wir also einen Schwangerschaftstest.“

1. KAPITEL

Shari erwachte von ihrem eigenen Schrei und riss entsetzt die Augen auf. Ihr vierjähriger Sohn Andre stand an ihrem Bett und schaute sie erschrocken an. Im Arm hielt er sein Lieblingsstofftier Wiggles. „Hast du einen schlimmen Traum gehabt, Mommy? Du hast ganz laut geschrien.“

„Ja, Liebling. Aber es ist schon wieder gut.“ Sie richtete sich auf, schlug die Decke zurück und nahm ihren Sohn in die Arme. „Es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe.“

Sie erblickte sich selbst im Spiegel der Kommode. Das Grauen stand ihr noch deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie hatte in der Tat einen schlimmen Traum gehabt, in dem Dina ihren geliebten Andre hochgehoben und weggetragen hatte.

„Geht es dir auch bestimmt wieder gut?“, fragte Andre und sah sie aus seinen ausdrucksstarken grünen Augen ängstlich an.

„Ja, mein Schatz. Ganz bestimmt.“ Sie stand auf, setzte Andre auf ihre Hüfte und ging in die Küche, um ihm Frühstück zu machen.

„Kann ich Cornflakes haben?“, fragte Andre, als sie die große Küche betraten.

Das kleine Haus in den Glenville Heights von Chicago mochte bescheiden anmuten, aber es war genau richtig für sie und Andre. Da Shari gern kochte, war lediglich die Küche ziemlich luxuriös ausgestattet.

„Eigentlich wollte ich Pfannkuchen machen. Aber wenn du lieber Cornflakes möchtest …“ Sie zuckte mit den Schultern und wartete auf die Antwort, die kommen musste.

Er schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Pfannkuchen. Mit ganz viel Sirup.“

Shari lächelte. „Das war ja klar.“ Sie setzte ihn auf seinen Kinderstuhl an dem großen Esstisch und holte Milch und Eier aus dem Kühlschrank. Sie musste sich beeilen, denn sie hatte heute Dienst in der Bäckerei und war spät dran.

Vor zwei Monaten hatte ihre Großmutter Lillian Reynolds-Drayson ihren Kindern und Enkeln mitgeteilt, dass sie die als Familienbetrieb geführte Bäckerei und Konditorei namens Lillian’s Bakery bei der Fernsehshow You Take the Cake in Los Angeles angemeldet hatte. In der Sendung wurden im Rahmen eines Wettbewerbs verschiedene Bäckereien aufgefordert, ganz besondere kulinarische Köstlichkeiten herzustellen. Dem Gewinner winkte ein Preisgeld von einhunderttausend Dollar. Der Sieger des vergangenen Jahres hatte inzwischen landesweite Berühmtheit erlangt. Die gesamte Familie war seit Lillians überraschender Eröffnung damit beschäftigt, Rezepte zu sammeln und besonders kunstvolle Verzierungen für Kuchen, Torten und Kekse zu entwerfen.

Lillian hatte damals eine längere Ansprache gehalten und ihre Angehörigen gebeten, alle Zwistigkeiten ruhen zu lassen und gemeinsam als Familie an dem ehrgeizigen Projekt zu arbeiten. Außerdem hatte sie angekündigt, dass sie den Betrieb in naher Zukunft einem ihrer Enkel überlassen würde. Das war keine leichte Entscheidung, denn sie waren alle in der Lage, die Bäckerei zu führen. Sie hatten ihr Handwerk von der Pike auf gelernt.

Shari war sich bewusst, dass ihre Cousins und Cousinen beim Kampf um diese Position eine harte Konkurrenz darstellten. Drake, Belinda, Carter und sie selbst betrachteten sich nicht ohne Grund als die besten Bäcker und Konditoren des Unternehmens. Kein Wunder, dass Großmutter Lillian sich nicht zwischen ihnen entscheiden konnte.

Ihre Cousine Belinda, Tante Daisys Tochter, hatte schon in der Schule hervorragende Leistungen erbracht. Das galt auch für ihre Fähigkeiten, wenn es ums Backen ging. Shari hatte manchmal den Eindruck, es wäre vergebliche Mühe, neben ihr bestehen zu wollen. Belinda war immer äußerst elegant gekleidet und verließ das Haus nie, ohne vorher aufwendiges Make-up aufzulegen und ihre seidige Haarpracht auf Hochglanz zu bürsten. Nun hatte sie sich auch noch Malik Anthony geangelt, den ehemaligen Profi-Basketballspieler und jetzigen Bäcker in Lillians Betrieb. Es sah ganz danach aus, als ob sie als Erste dieser Familiengeneration heiraten würde.

Dann gab es da noch Belindas Bruder Drake. Er kannte sich mit Werbung und Medien besser aus als jeder andere. Zusammen mit Malik und Carter hatte er Backende Brüder gestartet, einen Blog, in dem Rezepte angeboten und Ratschläge erteilt wurden und der sich großer Beliebtheit erfreute. Ihr Erfolg hatte sie dazu inspiriert, ein Kochbuch zu schreiben, für das sie eines der führenden Verlagshäuser gewinnen konnten.

Und schließlich war da auch noch Carter Drayson. Er war Spezialist für besonders kunstvoll verzierte Torten und besaß einen umwerfenden Charme. Bis vor Kurzem hatte es so ausgesehen, als ob er so ein unverbesserlicher Playboy werden würde wie sein Vater, Sharis Onkel Devon, der nie geheiratet hatte. Aber dann hatte sich der attraktive groß gewachsene Carter aus heiterem Himmel bis über beide Ohren verliebt. Obwohl Shari in der Bäckerei hervorragende Arbeit leistete, musste sie doch zugeben, dass niemand Carter das Wasser reichen konnte, wenn es um Torten ging. Er war ein unvergleichlicher Konditor.

Shari wusste genau, wie gut sie war. Aber in einer Familie von Stars war es schwer, das eigene Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Sie hatte längst nicht so viel Selbstvertrauen wie Belinda, kannte sich nicht annähernd so gut mit Marketing aus wie Drake und war weder so kreativ noch so geschickt wie Carter. Dennoch verdiente sie eine Chance, wenn es darum ging, das Unternehmen zu leiten. Immerhin hatte sie einen akademischen Abschluss in Betriebswirtschaft. Außerdem war sie es, die den Plan entwickelt hatte, Backmischungen zu vermarkten. Auch wenn ihre kleine Schwester Monica das Projekt übernommen hatte, so war es doch sie selbst gewesen, die auf diese Idee gekommen war. Sie musste ihre Großmutter nur noch davon überzeugen, dass sie alle Eigenschaften hatte, die eine Geschäftsführerin auszeichneten.

Fast zwei Stunden später ging Shari mit Andre an der Hand von ihrem Stellplatz in der Tiefgarage zu der Bäckerei auf der North Michigan Avenue. Wie immer lächelte sie unwillkürlich beim Anblick der Marmorfassade, durch die sich das Lillian’s von den anderen Geschäften dieser teuren Einkaufsstraße abzeichnete. Das gesamte sechzehn Stockwerke hohe Gebäude befand sich im Besitz ihrer Großeltern. In den höheren Etagen waren Büros untergebracht, während die Bäckerei das ganze Erdgeschoss einnahm.

Der Namenszug Lillian’s war in geschwungen goldenen Buchstaben auf den großen Schaufensterscheiben angebracht, durch die Passanten einen Blick auf wunderschön dekorierte Hochzeitstorten und verlockend aussehende Kuchen, Kekse und Pralinen werfen konnten. Manch einer mochte dabei denken, dass diese Kunstwerke viel zu schade zum Verspeisen waren.

Seit Sharis Großeltern im Jahr 1960 in Chicago ihr erstes Geschäft eröffnet hatten, war es mit dem Familienbetrieb unaufhaltsam aufwärtsgegangen. Die Liebesgeschichte der beiden gehörte zu den Dingen, die für Shari unvergesslich waren. Ihre Großmutter Lillian Reynolds-Drayson war eine verwitwete alleinerziehende Mutter, deren Ehemann Jack Reynolds einer Herzattacke erlegen war. Sharis Vater Dwight war zu dieser Zeit erst ein Jahr alt gewesen. Großvater Henry Drayson war einige Jahre später auf der Bildfläche erschienen und hatte so lange und mit solcher Geduld um die trauernde Witwe geworben, bis Lillian schließlich ihren Schutzschild senkte. Wenig später heirateten die beiden, und Henry adoptierte Dwight.

Daran musste Shari immer denken, wenn sie die Bäckerei betrat. So auch heute, obwohl sie sich ziemlich beeilen musste, da sie schon ein paar Minuten zu spät war. Andre hatte Wiggles verloren, und sie hatten das Haus nicht verlassen können, bevor er ihn gefunden hatte.

Im Inneren des großzügig geschnittenen Verkaufsraums musste Shari wie üblich lächeln. Ihre Großeltern hatten bei der Dekoration keine Kosten gescheut. Die Ausstattung war ebenso prächtig wie elegant. Die Möblierung bestand vorwiegend aus dunklem Holz, zu dem mehrere funkelnde Kronleuchter einen reizvollen Kontrast darstellten. Der lange Verkaufstresen war aus Marmor, in den Intarsien aus Kupfer und Gold eingelassen waren.

Großvater Henry stand hinter dem Tresen und schüttelte missbilligend sein ergrautes Haupt. „Du bist spät dran, Shari. Die anderen sind schon da.“

„Ich weiß“, erwiderte Shari zerknirscht. „Kannst du auf Andre aufpassen, während ich in der Besprechung bin?“

„Natürlich, Schatz.“ Henry lächelte seinen Urenkel an. „Komm zu deinem Uropa.“ Er streckte eine Hand aus, die Andre vertrauensvoll ergriff.

Shari hastete den langen Korridor entlang, dessen Wände mit Fotografien ihrer Großmutter aus verschiedenen Lebensabschnitten geschmückt waren. In ihrer Jugend war Lillian eine Schönheit gewesen. Auch jetzt sah sie noch sehr gut aus. Groß, schlank und ihr Gesicht zeigte kaum eine Falte, obwohl sie fast achtzig war.

Shari durchquerte die riesige Backstube und gelangte zu den Büroräumen, zu denen auch ein Konferenzzimmer gehörte. Die restliche Familie hatte sich schon an dem langen Tisch versammelt.

„Hallo.“ Shari lächelte ihre Großmutter an, die am Kopfende der Tafel saß. Dann nickte sie ihrem Vater und ihrer Schwester Monica zu, bevor sie sich auf einem freien Stuhl niederließ.

„Schön, dass du es geschafft hast, dich zu uns zu gesellen“, brummte Lillian vorwurfsvoll.

Shari zuckte die Schultern. „Andre hatte heute Morgen seinen eigenen Kopf.“

„Wann hat er den nicht?“, bemerkte Carter lächelnd. Er machte keinen Hehl daraus, wie sehr er den Kleinen vergötterte. Das beruhte auf Gegenseitigkeit. Andre liebte Carter, den er als Onkel betrachtete, heiß und innig.