In der Fremde - Hendrik Behnisch - E-Book

In der Fremde E-Book

Hendrik Behnisch

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Beschreibung

"In der Fremde" ist keine gefällige Gedichtsammlung für zwischendurch, sondern ein lyrisches Statement, das aufhorchen lässt. Auf knapp 100 Seiten erzählt Hendrik Behnisch auf der Basis persönlicher Erfahrungen eine universelle Geschichte des Menschseins. Obwohl jedes Gedicht für sich steht, kreieren drei thematisch unterschiedliche Kapitel einen Spannungsbogen, der immer wieder an einen Roman erinnert. Stilistisch bricht Behnisch bewusst mit der Moderne und verbannt aus den Texten weitgehend zeitgenössisches Vokabular. Sein Bekenntnis zu historisch anmutendem Pathos ist einerseits als Hommage an Altmeister wie Nietzsche, Hesse und Trakl zu verstehen. Andererseits spiegelt der Behnisch-Sound auch musikalische Einflüsse aus Gothic und Heavy Metal wider - jener beiden Musikgenres also, die den Autor seit seiner Jugend begleiten und prägen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 27

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Feindesland

Der Sturz des Hirten

Kniefall

Verehrer

Irrlüstern

Fleischfinsternis

Trümmerkörper

Federkleid

Stiefmutterstadt

Waldweh

Thronverzicht

Vater

Gnadenbrot

Kronprinz

Bernsteintod

Aschemenschen

Der Turmfalke

Bannerträger

Unheil zu Hofe

Winterpredigt

Sprachgold

Ritual unter Brüdern

Tempelbau

Weh und Drang

Des Wassers Wille

Dies Dasein auf Halbmast

Vorerst entzweit

Der Weg des Vulkans

Gipfelkreuz

Heiligtum

Unterwasserschatten

Farbenblind im Puppenhaus

Die Ewige Tochter

Falsche Wünsche

Kammerzorn

Flüsse im Himmel

Schwerkraft

Der Kompass

Sumpfblumen

FEINDESLAND

ERSTES KAPITEL

Der Sturz des Hirten

Im Grün der Hügel

Wohnt die Musik, die mich trägt;

Eine perlend´ Präsenz,

Die das Erdenlos adelt

Weit unten am Fluss

Spielen wild die Satyre;

Ein tanzend´ Versprechen

Auf dem Pfad aller Pflicht

Seht, das Füllhorn des Seins –

Es schäumt endlich über!

Der Farbrausch der Landschaft

Fegt fort Unlust und Müh!

An diesen Ort wollt´ ich

Euch ewiglich binden;

Wie ein liebender Hirte,

Der uns´re Jugend bewahrt

War es die Kälte der Wiege,

Die jene Sehnsucht einst weckte?

Nach einem Bund unter Gleichen,

Der das Ende bezwingt?

War närrisch der Wunsch,

Nicht einsam zu sterben?

Einander lautstark zu ehren,

Treu bis zum Grab?

Ach, wie sehr rang ich drum,

Euch als Höchstes zu gelten –

Um nicht erloschenen Herzens

Den letzten Gang einst zu geh´n

Doch Kinderstimmen so grell

Übertönen mein Werben;

Ihr habt verlernt, mich zu hör´n

Und der Männerchor schweigt

So ist dies die Stunde,

Da alte Bande nun brechen;

Und ich sonderbar fußlahm

Euren Sturmlauf bezeug´ –

Starr hinein in ein Glück,

Das nie das meine war

Kniefall

Von Zahlen zermürbt

Will ich den Trost edler Bilder –

Will als Halbgott flanier´n

Wo nur Lobpreis gedeiht

Wie herrlich die Welt

Als Gesang mich beseelte!

Als die Aura der Kunst

Stets mein Bestes gebar!

Doch gebiet´ ich nicht mehr

Über Ich-Glanz und Güte;

Mein einstiger Charme

Schwand im Mahlstrom der Zeit

Längst bin ich beherrscht

Von wertlosen Dingen;

Bin nun ein Wirt jener Macht,

Die mein Leben leertrinkt

Verehrer

In wölfischen Tiefen

Zerrt es an alten Ketten;

Die Stille geht schwanger

Mit Trieb und Ruin

Das nächtlich´ Geheul

Erzürnt nun die Herrin –

Sie fleht voller Wut:

„Spei mich endlich aus!“

Ein Schwarm wilder Bienen

Lebt in meiner Minne;

Ich verehre sie summend

In Fantasien so süß

Und ja, ich verschmolz sie

Mit eigenen Bildern;

Schänd’ nun ihre Echtheit

Als besess´ner Skulpteur

Doch wie könnte ich jemals

Vom Thron sie nur stoßen?

Ist der Schoß blinder Träume

Nicht der sicherste Ort?

Und so jag´ ich ihr nach

Durch den Wald, der entweiht ist;

Setz´ sie am Sündenpfuhl fest,

Wo meine Angst aufersteht

Sie gleitet hinein

Ins Lustbad der Leiber;

Wird zum Biest ohne Scham,

Das ich nicht einhegen kann

So verfolge ich starr

Das tierische Treiben

Und begreife erst jetzt,

Wie unfrei ich bin

Irrlüstern

Wie Schaufensterpuppen

Bindet Ihr meine Blicke;

Alle Unrast des Blutes

Entspringt Eurer Präsenz

Galant helf´ ich Euch,

Euer Trugbild zu pflegen –

Wo Ihr Göttinnen seid

Auf manch blindem Altar

Ihr mögt mich verschmäh´n,

Und über mich spotten,

Doch steigt Euer Stern

Durch mein Tun allein

Drum duldet Ihr´s auch,

Dass ich Euch entweihe,

Mich in Euch ergieße

Ohne jeden Kontakt

Fleischfinsternis

Ozeanisch erhaben

Das kalte Mark meines Denkens;

So unerhört hilflos

Mein täglich´ Tun in der Welt!