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Sigurd Westall und das organische Schiff Paurusheya, das sich als stoffliches Hologramm Alethea in menschlicher Form präsentiert, verbindet mehr als nur Freundschaft. Gemeinsam stellen sie sich neuen Gefahren. Als die Life-Int-Ltd. von Außerirdischen unterwandert wird, kündigt er und gründet zusammen mit seinem ehemaligen Chef Sir Arthur Newcraft die MBF Organisation mit Sitz auf dem Saturnmond Japetus. Mit von der Partie sind seine alten Kollegen Mark Merlin, Selin Wiegand und Amanda Lerch. Die Organisation soll außerirdische Aktivitäten innerhalb des Sonnensystems überwachen und kontrollieren. Als Sigurd die Venus-Basis TRISHARANA aufsucht, kommt es zur ersten Konfrontation. Zwei riesige Fremdschiffe tauchen nahe der Plutobahn auf.
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Seitenzahl: 82
Veröffentlichungsjahr: 2022
STAR-DUST
Im Bannfluch der Naniten
Band 4
In der Verfemung der Naniten
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Neuauflage von ‚Der Spezialist MBF‘
ISBN: 978-3-96674-440-9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt:
Ärger mit der Life-Int-Ltd.
Sir Arthur Newcraft
Raumalarm
Die Venusstation
Die letzte Wirklichkeit des Universums
PAURUSHEYA greift ein
Die Entführung
Der Weg ist das Ziel. Sei niemals ziellos, denn die Welt dreht sich, auch wenn du den Pfad des Lebens noch nicht gefunden hast.
In der Liebe eines Menschen sind Fantasie und Gefühle von großer Bedeutung. Liebt ein Mann eine Frau, so ist die Begierde ein Teil der Sehnsucht nach ihr. Stellt sich jedoch heraus, dass die Liebe auf Grenzen stößt, die sie einengt, so werden die Gefühle im Ultima Ratio beiseitegeschoben. Was bleibt ist die Fantasie, um den Weg der Liebe weiterhin zu beschreiten.
Die höchste Wirklichkeit des Seins liegt im Innersten des Menschen. Um sie zu erreichen, bedarf es einer gewissen geistigen Vorbereitung.
Ich saß vor meinem Glas Sherry und sinnierte vor mich hin. Natürlich war ich wieder einmal viel zu früh. Das schien eine Angewohnheit zu sein, die ich nicht ablegen konnte. Bei jeder Verabredung, bei jedem Treffen mit Freunden und Bekannten musste ich einfach bereits eine halbe Stunde vor der vereinbarten Zeit eintreffen.
Es war irgendwie ein innerer Zwang. Ich starrte auf das Glas, das vor mit auf dem Tresen stand und meine Gedanken schweiften ab.
Ich hatte mir tatsächlich angewöhnt, vor dem Abendessen immer ein Glas Sherry zu mir zu nehmen, genauso, wie ich es von meinem Chef Sir Arthur Newcraft her kannte.
Sir Arthur konnte stundenlang über seinen Sherry oder seinen Portwein schwärmen.
„Das Hauptmerkmal aller Sherrys ist, dass sie zunächst aus einem trockenen Weißwein, meist aus der Palomino- Traube, hergestellt werden. Dieser Wein wird nach vollendeter Gärung mit Branntwein versetzt und so von ursprünglich 11 bis 12 auf 15 bis 19,5 Prozent Alkohol aufgespritzt. Anschließend reift er in unverschlossenen 600-Liter-Fässern an der Luft. Alle Sherrys sind somit ursprünglich trocken. Zum Süßen von Sherrys werden vor der Füllung Weine aus den Rebsorten Moscatel oder Pedro Ximenez hinzugegeben. Die Trauben dieser Rebsorten werden nach der Ernte nicht sofort gekeltert, sondern zunächst getrocknet.“
Ich hörte noch heute seine Erklärungen, wie am ersten Tag, als ich vor ihm saß und er mich musterte.
Ich schaute vom Glas auf, und mein Blick schweifte durch das „Comme Chez Nous“, dass zurzeit angesagteste Restaurant in der Brüsseler Altstadt.
Die Wände waren mit feinem, dunklem Ebenholz verblendet und erinnerten mich an Sir Arthurs Büroraum.
Die dortigen Bürowände waren ebenfalls mit dunklem Holz verkleidet. Es war mittlerweile gegen 20.00 Uhr.
Es war viel geschehen, in den letzten Wochen. Ich saß am Tresen dieses noblen Etablissements und fragte mich jetzt schon zum wiederholten Mal, warum Alethea nicht mit mir gekommen war.
Schließlich war sie mittlerweile ein sehr enger Teil von mir geworden und schließlich hatte sie mit ihrem Engagement viel dazu beigetragen, dass meine Freunde und Kollegen wieder wohlbehalten zurück auf die Erde gelangt waren und dass die Fremden unser Sonnensystem verlassen hatten.
Alethea hatte die letzte Woche mit mir zusammen in meiner alten Heimat verbracht.
Ich war immer noch erstaunt, dass sie sich einfach hatte dazu überreden lassen. Es waren ein paar schöne und erholsame Tage gewesen, gemeinsam mit meinem alten Schulkameraden Delian und dessen Frau Anisha.
Ich würde mich morgen wieder in meiner Dienststelle der Life-Int-Ltd. einfinden müssen.
Sir Arthur Newcraft erwartete mich zurück aus dem Kurzurlaub. Er hatte am Telefon einige merkwürdige Andeutungen gemacht, die mich mehr als nur irritierte hatten. Aber er hatte auch nicht weiter mit der Sprache herausrücken wollen.
Hätte er doch ganz geschwiegen. Ich machte mir seit dem Gespräch mit ihm so meine Gedanken.
Sir Arthur war so etwas wie ein Vaterersatz geworden, auch wenn ich es mir selbst gegenüber nicht zugeben wollte. Dazu kam auch noch, dass wir ein gemeinsames Geheimnis hüteten.
Obwohl meine neuen Kollegen, mit denen ich auf dem Saturnmond Jepetus gewesen war, natürlich mittlerweile über mich genau Bescheid wussten. Schließlich hatten sie selbst miterlebt, wie ich meine telekinetischen Fähigkeiten angewandt hatte.
Aber was sie bisher nicht wussten, und das auch zunächst so bleiben sollte, war der Umstand, dass auch Sir Arthur Newcraft, unser aller Chef, ebenfalls über die gleiche außergewöhnliche Fähigkeit verfügte, wie ich.
Wie zufällig schaute ich wieder einmal zum Eingang hinüber, als jetzt tatsächlich Amanda Lerch das Restaurant betrat. Sie blickte direkt zu mir herüber und winkte mir bereits zu.
Sie hatte für uns Punkt acht Uhr einen Tisch bestellt, und es war gerade acht Uhr geworden.
Alle Achtung. Sie schlenderte mir entgegen, als auch schon der ‚Chef de Rang‘ sie neugierig musterte und ihr seinerseits entgegentrat.
„Hallo Amanda, schön dich zu sehen. Du hast doch bestimmt einen Tisch reserviert, richtig!“
„Hallo Sigurd. Natürlich, du kennst mich doch. Bei mir hat alles seine Richtigkeit.“
Sie wandte sich dem Ober zu. „Lerch, Amanda Lerch. Auf mich ist ein Tisch für vier Personen für Punkt 20.00 Uhr reserviert!“
Ein schmales Lächeln zeigte sich kurz in ihrem Gesicht.
„Gut, ich dachte schon, wir müssten hier am Tresen alt werden!“
Der ‚Chef de Rang‘ blickte mich etwas indigniert an, ging die Namenskarte in seiner Hand im Fluge durch, nickte kurz und wies mit dem linken, ausgestreckten Arm auf einen Tisch an der langen Fensterfront.
„Vier Personen, 20.00 Uhr!“
Dann ließ er uns einfach stehen und beeilte sich, einem anderen Gast entgegenzueilen.
„Der wollte mich partout nicht früher an den Tisch lassen.“
Ich nahm mein Glas Sherry von dem Tresen und setzte mich gleichzeitig mit Amanda an den uns zugewiesenen Tisch.
„Ich dachte, wir wären zu fünft?“
Sie schaute mich etwas verlegen an.
„Sammy hat mir eine SMS geschickt. Er hat gekündigt!“
Hatte ich tatsächlich richtig verstanden? Samuel Darius Sultan hatte die Life-Int-Ltd. verlassen? Ich musste ziemlich verdutzt geschaut haben, denn Amanda wiederholte ihren letzten Satz nochmals.
„Ja, Sammy hat gekündigt. Er befindet sich in psychologischer Betreuung, jedenfalls habe ich das aus seiner ziemlich kurzgehaltenen Mitteilung herausgelesen. Er hat anscheinend den Angriff auf ihn und die schwere Verletzung nicht so ohne Weiteres verkraftet. Dank PAURUSHEYA ist sein Körper zwar wiederhergestellt aber sein Geist hat Federn lassen müssen.“
Ich konnte mir sein Verhalten überhaupt nicht wirklich erklären, schließlich war er immer so lebenslustig gewesen.
„Wieso hat er sich nicht auch bei mir gemeldet?“
Amanda zuckte mit der Schulter. Gerade kam der Ober auf unseren Tisch zu, als Mark Merlin und Selin Wiegand das Restaurant betraten.
Ich winkte ihnen zu und sie kamen an unseren Tisch. Mark und Selin verhielten sich sehr zurückhaltend, das bemerkte ich bereits, als sie sich setzten.
Sie vermieten zunächst den Augenkontakt mit mir. Amanda hingegen schien heute besonders aufgekratzt zu sein.
Immer wieder kreuzte sich ihr Blick mit dem Meinen.
Der Ober brachte zunächst den Aperitif.
„Wir haben bisher mit niemandem über die Sache gesprochen, auch wenn es uns so schwerfiel“, platzte es aus Mark heraus.
„Es würde uns sowieso keiner glauben. Außerdem gilt immer noch die Verschwiegenheitserklärung, die du mit deinem Anstellungsvertrag unterschrieben hast“, entgegnete Selin.
Es setzte wieder ein kurzes Schweigen ein.
„Wir haben unseren Bericht Sir Arthur übergeben. Alles Weitere liegt bei der Life-Int-Ltd.! Wie wird es mit uns, mit dir weitergehen?“
Amanda sprach deutlich aus, was mir schon seit Tagen ebenfalls durch den Kopf ging. Ich zuckte mit der Schulter.
„Sir Arthur hat mich morgen zum Rapport bestellt. Es ist der Einzige, dem ich reinen Wein eingeschenkt habe und der über unsere Erlebnisse wahrheitsgetreu informiert worden ist.“
„Was macht PAURUSHEYA, ich meine Alethea?“ Selin schaute mich etwas verlegen an.
„Ist mit dir alles in Ordnung?“
Was sollte ich darauf antworten? Sich in ein organisches Raumschiff zu verlieben, war die eine Sache. Schließlich gab es auch genug Menschen auf der Erde, die ihr Auto über alles liebten.
Aber wenn sich dieses Auto über Nacht als ein stoffliches Hologramm mit dem Aussehen eines weiblichen Mannequins präsentieren würde, das sich nun ebenfalls in seinen Besitzer verliebt hätte, sähe die Sache schon ganz anders aus.
Ich hatte tatsächlich eine Liaison mit einem außerirdischen, organischen Raumschiff. Alethea versuchte sich seit geraumer Zeit wie eine Frau der Erde zu geben. Alethea, die menschliche Verkörperung des Sternenschiffs PAURUSHEYA, was in Anlehnung an die Sprache Sanskrit für menschlich stand. Wir wussten nicht, woher sie kam, noch wie sie entstanden, geboren oder wer weiß was war. Das war die andere Seite der Medaille. Auch wenn sie noch so menschlich aussah, sie war kein Mensch. Aber sie lebte, hatte Gefühle. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes etwas Besonderes. Mark schubste Selin leicht von der Seite an.
„Er träumt von seiner Weltraumprinzessin, schau ihn dir an!“
Wie unter einem befreienden Zwang fingen meine drei Freunde gleichzeitig an zu lachen und ich fiel mit ein. Tatsächlich hatte ich zuvor wohl einen sehr verträumten Blick aufgesetzt, der ihnen nicht entgangen war.
„Last uns auf eine gemeinsame Zukunft anstoßen, eine Zukunft, die wir durch unsere neuen Möglichkeiten selbst gestalten können und die uns viele weitere fantastische Erlebnisse bringen wird.“
Ich hob mein Glas und wir stießen gemeinsam an.
„Schade nur, dass Sammy nicht dabei ist!“ Amanda hatte kurz laut gedacht.
„Er hat für sich entschieden. Das sollten wir akzeptieren. Ich wäre ihm gerne auch noch mal begegnet, um mich zumindest von ihm zu verabschieden. So wie es aber aussieht, war ihm von seinem Therapeuten geraden worden, sämtliche Kontakte zu uns, zur Life-Int-Ltd. unverzüglich abzubrechen. Ich weiß nicht, welche Details er über seine Erlebnisse im Gunzenhausener Werk weitergegeben hat, jedenfalls bekam er den Flug zum Saturnmond und die dortigen Geschehnisse überhaupt nicht mit, schließlich lag er die ganze Zeit auf der Krankenstation in einem künstlichen Tiefschlaf.“ Ich nickte Amanda bestätigend zu.
„Niemand hatte die Ausmaße unserer Erlebnisse vorhersehen können. Selbst die Life-Int-Ltd. scheint noch nicht vollständig über Aktivitäten der Außerirdischen informiert zu sein.“
Ich machte dem Ober Platz, der jetzt mit zwei weiteren Kellnern unser bestelltes Essen servierte.
„Sigurd, mein Junge, nimm erst einmal einen kräftigen Schluck!“ Sigurd Westall saß mit Sektionschef Sir Arthur Newcraft entspannt in dessen Büro im europäischen Headquarter der Life-Int-Ltd.
Sir Arthur reichte ihm gerade ein Glas Portwein.
Ihnen gegenüber brannte das Feuer im offenen Kamin und knisterte vor sich hin. Ab und an sprang ein Funke über das zu klein gehaltene Schutzgitter, das vor dem eigentlichen Kamin auf dem gefliesten Boden stand.
Sir Arthur setzte sich in den alten Ohrensessel, der etwas seitlich neben Sigurd stand. Beide schauten in die flackernden Flammen, während sie fast gleichzeitig ein Glas Portwein zum Mund führten.
„Vintage Port, Jahrgang 1959. Einer der besten Jahrgänge überhaupt!“