In der Zwischenzeit - Annie Dillard - E-Book

In der Zwischenzeit E-Book

Annie Dillard

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Beschreibung

Mit ebenso scharfem Blick wie Verstand, einer Vorliebe für das Wider- und Hintersinnige und einer unbändigen Sehnsucht nach Wahrheit wagt sich Annie Dillard an Fragen kosmischen Ausmaßes wie: Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und was zum Himmel machen wir hier überhaupt? Auf der Suche nach Antworten folgt sie dem jesuitischen Paläontologen Teilhard de Chardin in die chinesische Wüste, beschreibt die ekstatischen Gotteserfahrungen des chassidischen Judentums, die regelhafte Bandbreite menschlicher Geburtsfehler, die Heerschar von Terrakotta-Soldaten, die das Grab des chinesischen Kaisers Shihuangdi bewachen, das schwindelerregende Schauspiel der Wolken ebenso wie das epische Drama bei der Entstehung von Sand. So entlegen die Schauplätze und so disparat die Themen auf den ersten Blick scheinen, beschwört Annie Dillard nichts Geringeres als die gewaltig-gewalttätige Großartigkeit all dessen herauf, was sich unserem Verständnis auf verstörende Weise entzieht. In der Zwischenzeit ist ein Buch wie ein langes Gebet, eine unerschrockene Meditation über Leben und Tod, Gut und Böse, Glauben und Wissen, ein Buch, das unsere Fähigkeit schult, Wunder in den abgelegensten – und oft auch abgründigsten – Winkeln der Welt zu entdecken.

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Für Lee Smith

In der Zwischenzeit

reist die Liebe zuweilen ins Helle

die alle schützende Nacht

in Scherben schlägt

NELLY SACHS

INHALT

VORBEMERKUNG DER VERFASSERIN

ERSTES KAPITEL

ZWEITES KAPITEL

DRITTES KAPITEL

VIERTES KAPITEL

FÜNFTES KAPITEL

SECHSTES KAPITEL

SIEBTES KAPITEL

Die Legende vom Wanderer erscheint in jeder Kultur und nimmt überall neue Formen, Nöte, Kräfte und Symbole auf. Zu allen Zeiten strebt er in völliger Einsamkeit der Buße und der Erlösung entgegen.

Sollte ich anderer als strahlender Stunden gedenken?

Ich habe mich bereit erklärt, eine Geschichte an die Mauern der Stadt zu malen.

Ich arbeite jetzt schon viele Jahre, es gibt so viel zu erzählen.

EVAN S. CONNELL JR.,

Notes from a Bottle

Found on the Beach at Carmel

VORBEMERKUNG DER VERFASSERIN

Die folgenden Betrachtungen sind in der ersten Person gehalten, aber sie kreisen nicht um diese Person, und die Erzählstränge sind fortlaufend unterbrochen. Die Form der Darstellung ist ungewöhnlich, die Schauplätze sind entlegen, der Blickwinkel ist weit, der Ton schlicht. Die gebotenen Freuden sind fast ausschließlich geistiger Art.

In jedem der sieben Kapitel werden dieselben Themen wieder aufgenommen und weitergeführt. Es sind: Szenen aus dem Forscherleben eines Paläontologen in der chinesischen Wüste, das Weltbild der chassidischen Juden Osteuropas, das natürliche Phänomen des Sandes, Momentaufnahmen von einzelnen Wolken, Geburtsfehler beim Menschen, Zahlen und Fakten über unsere Generation, episodische Erzählungen aus dem heutigen Israel und China sowie denkwürdige Begegnungen mit Fremden.

Eine Israelreise und Besuche auf einer Entbindungsstation bilden im Wesentlichen den Stoff der ich-erzählenden Passagen. Ein weiterer durchgehender Strang ist die Geschichte des Paläontologen, und ein weiterer wiederkehrender Schauplatz ist China. Teilhard de Chardin und der Baal Schem Tov bestimmen die Überlegungen zum Ort eines einzelnen Menschen in den unter der Erde ruhenden Generationen und in der Ewigkeit.

Vom dritten oder vierten Kapitel an wird sich eine gewisse Vertrautheit mit den disparaten Orten, Lebensgeschichten, Fakten und Gedanken einstellen. Zusammen ergeben sie ein komplexes Bild unserer Welt. Ist Gott der Urheber allen Leids? Welcher mögliche Zusammenhang besteht zwischen dem Absoluten und einem vermissten Schulmädchen im karierten Hemd? Wie soll, so wie die Dinge hier liegen, ein einzelner Mensch leben?

Annie Dillard

In der Zwischenzeit

ERSTES KAPITEL

GeburtVor mir liegt aufgeschlagen das amerikanische Standardnachschlagewerk für angeborene Fehlbildungen beim Menschen. Smith’s Recognizable Patterns of Human Malformation, vierte Auflage 1988, von Dr. Kenneth Lyons Jones, Professor für Kinderheilkunde an der University of California in San Diego, ist ein Buch, das ich niemandem guten Gewissens zur längeren Betrachtung empfehlen kann. Es führt auf drastischen Abbildungen eine Vielzahl der Variationen in unserem breiten menschlichen Spektrum vor.

Auf dem Foto hier zum Beispiel sind zwei Kinder mit »Vogelkopfzwergwuchs« zu sehen. Es sind Bruder und Schwester; sie sitzen nebeneinander auf einem Bett. Der Junge, blond, sei sechs Jahre alt, erklärt die Unterschrift, das Mädchen, brünett, drei. Ihre glatte Haut und ihre klaren Gesichter lassen sie auf den ersten und den zweiten Blick in der Tat als sechs und drei Jahre alt erscheinen. Beide sind nackt. Sie haben die Beine an die Brust gezogen. Die Kamera blickt von oben auf sie hinab. Das Mädchen hat eine hochnäsige Miene, sodass es aussieht, als blickte sie auf die Kamera hinab. Intelligente Kinder haben oft diese belustigte und kecke Wachheit, die zu fragen scheint: »Na, was bist du denn für einer?«

Das Mädchen hat eine große Nase und große Augen, eine etwas fliehende Stirn und ein schwach ausgebildetes Kinn. Ihre Arme und Beine sind dünn, aber nicht dürr. Ihr nachdenklicher großer Bruder sieht ihr recht ähnlich. Er hat eine sehr große Nase. Riesige Augen. Er guckt zur Seite, als wünschte er sich fort oder als rechnete er sich aus, dass dieser Fototermin nicht mehr ewig dauern kann. Sein blondes, modisch gestuftes Haar wirkt wie vom Spielen zerzaust.

Vogelköpfige Zwergenkinder seien »freundlich und umgänglich«, teilt der Text mit; sie seien »mittelschwer bis schwer geistig behindert«. Das vogelköpfige Zwergenmädchen, in dessen Miene ich eine belustigte, kecke Wachheit zu erkennen meine, mag demnach zwar im Leben sowohl wach als auch lustig gewesen sein – ich würde es ihr wünschen –, aber wohl kaum keck oder intelligent. Bei beiden, dem Jungen wie dem Mädchen, ist das Großhirn unterentwickelt. Es weist ein »einfaches, einem Schimpansenhirn ähnliches Konvolutionsmuster« auf. Sie haben beide nur elf Rippenpaare; sie können die Beine nicht strecken; wie viele vogelköpfige Zwerge haben sie dislozierte Hüftgelenke. Andere haben dislozierte Ellbogengelenke. »Leicht ablenkbar«, sagt der Text.

Das Bestürzende an dem Bild ist die Hand des Arztes, die man auf den dritten Blick bemerkt: Sie gibt den Größenvergleich für die Kinder. Die Hand des Arztes stützt den Jungen von hinten und legt sich dabei um seine Schultern – um beide Schultern. Der Rücken des Sechsjährigen ist nicht länger als die offene Hand des Arztes und nur wenig breiter als eine Spielkarte hoch. Die Gesichter der Kinder sind so lang wie der Daumen des Arztes. Diese Menschen leiden ein Leben lang an »extremem Minderwuchs«. Der Junge ist so groß wie ein Säugling von elf Monaten; das Mädchen ist so groß wie ein Säugling von vier Monaten. Wenn sie ausgewachsen sind, gesetzt, sie leben so lange und werden an den Hüften operiert, können sie eine Größe von etwa neunzig Zentimetern erreichen. Ein vogelköpfiger Zwerg wurde fünfundsiebzig Jahre alt und war dabei nicht länger als ein Meterstab.

Freundlich und umgänglich wird er gewesen sein, aber leicht ablenkbar. Gegen Leute, die freundlich und umgänglich sind, ist nichts einzuwenden. Und was ist mit dir – bist nicht auch du in letzter Zeit ziemlich ablenkbar?

Wenn du ein zwergwüchsiges, geistig behindertes Kind hättest, könntest du es überallhin mitnehmen. Die vogelköpfigen Zwergenkinder, und überhaupt alle Kinder in Smiths Nachschlagewerk, haben Seelen, und sie alle können Liebe empfangen und Liebe geben. Wenn du, wie die Mutter dieser beiden, zwei vogelköpfige Zwergenkinder zur Welt brächtest – einen Jungen und ein Mädchen –, könntest du sie ihr Leben lang überallhin mitnehmen, auf dem Arm oder in einem Korb, und sie würden niemals von dir fortgehen, nicht einmal, um zu studieren.

Der Talmud gibt einen bestimmten Segen an, der zu sprechen ist, wenn man einen von Geburt an missgebildeten Menschen sieht. Alle talmudischen Segenssprüche beginnen mit »Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, der …« Der Segen für diesen Anlass, beim Anblick eines Buckligen oder eines Zwerges oder sonst eines Fehlgebildeten, lautet: »Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, König der Welt, DER DIE GESCHÖPFE MANNIGFALTIG GEBILDET.«

Ein Chromosom siedelt sich falsch an oder ein Segment reißt, im Ei oder in der Samenzelle, und heraus kommen alle möglichen Menschen. In Smith’s Recognizable Patterns of Human Malformation kann man keine Seite umblättern, ohne dass einem vor Schreck das Herz stockt. Man kann sich gar nicht dagegen wappnen. Ist dieses Kind hier lebensfähig? Was willst du ihm wünschen? Der Verfasser betitelt den Abschnitt, in dem er die Auswirkungen, die Behandlung und den voraussichtlichen Verlauf jeder Anomalie beschreibt, »Natural History«. Hier haben wir ein kleines Mädchen von ungefähr zwei Jahren. Sie trägt ein Kleid mit einem Pünktchenkragen. Ihre beiden Gesichtshälften kommen nicht wie gewohnt zusammen. Die Augen stehen weit auseinander, und unter jedem hat sie ein Nasenloch. Wo die Nase sein sollte, liegt ein konturloses Niemandsland aus Haut und Fleisch von drei, vier Zentimeter Breite, das die beiden Seiten mehr schlecht als recht verbindet. Du betest, dass dieses grotesk aussehende Kind auch geistig behindert sein möge. Aber keineswegs. »Normale Intelligenz«, sagt der Text.

Bei etlichen stark entstellten Kindern – dem Mädchen mit den langen Haaren an den Wangen und dem völlig verkümmerten Unterkiefer, dem Jungen mit drei Fingern, dessen Unterlider so aussehen, als ob er sie heruntergezogen hätte, um jemanden zu erschrecken, dem Mädchen mit der flügelfellartigen Falte an Hals und Armbeuge, »Knick-Senk-Fuß«, »trauriger, starrer Miene« und ohne Kinn – lautet der Text: »Intelligenz normal. Kosmetische Chirurgie empfohlen«.

Eine Seite weiter. Was könnte kosmetische Chirurgie an diesen zwei kleinen Jungen ausrichten? Sie haben beide die riesige aufgewölbte Stirn von Außerirdischen in Zeichentrickfilmen, eine winzige aufgestülpte Nase von der Größe eines Rosendorns, und weder Augenbrauen noch Wimpern noch Kinn. »Normale Intelligenz.«

Von Gott behauptet die Kabbala: Aus dem Nichtseienden schuf er das Seiende. Er hieb große Säulen aus dem ungeschiedenen Äther.

Hier haben wir einen strammen, lächelnden Säugling. Warum ist in diesem Nachschlagewerk ein strammer, lächelnder Säugling abgebildet? Du musst nachlesen. Das Baby macht tatsächlich den Eindruck eines gesunden Neugeborenen, aber es wird sich abweichend entwickeln. Beachten Sie die fest geschlossene Faust, erklärt der sachverständige Verfasser dem behandelnden Kinderarzt, und die winzige Hautvertiefung direkt vor dem Ohr, die lose Haut im Genick. Beachten Sie das »dünne, spärliche Haar«, die »kleine Nase« und die verräterisch kleinen Fingernägel. Auf welches Baby, protestierst du, träfe diese Beschreibung nicht zu?

Diese Kinder sehen gesund aus oder doch so gut wie gesund – aber knapp verfehlt ist auch daneben. »Mittlerer IQ von 50«, heißt es im Text, oder »30«. Von Säuglingen mit dem Hurler-Syndrom, die sehr kleinwüchsig sind und Krallenhände, Hornhauttrübung, einen kurzen Hals und verzerrte Gesichtszüge haben, heißt es: »Diese Patienten sind gewöhnlich friedlich […] und häufig liebenswert. Sie sterben gewöhnlich im Kindesalter.«

Den grönländischen Inuit zufolge besitzt ein Mensch sechs oder sieben Seelen. Die Seelen nehmen die Gestalt winziger, im ganzen Körper verteilter Persönchen an.

Leidest du an der »Trübsal, die« – mit den Worten eines französischen Paläontologen – »täglich menschliche Willenskräfte vor der erdrückenden Zahl der Lebewesen und der Sterne erlahmen lässt«? Denn ist die Welt auch so herrlich wie eh und je, und so beglückend, wollen wir der Glaubwürdigkeit halber lieber mit den Schreckensmeldungen beginnen.

Ein Neugeborenes ist eine Pustel auf der dünnen Haut der Erde – wie wir alle. Wir sprießen auf wie gärende Hefe und trennen uns ab; wir vergessen unsere Anfänge. Ein Säugetier schwillt an, treibt um und scheidet hin. Du und ich sind ausgeschwollen; unsere Umtriebsphasen laufen aus, aber noch können wir Fußspuren auf einem Weg hinterlassen, dessen Ende wir nicht kennen.

Der Buddhismus merkt an, es sei immer ein Irrtum zu meinen, deine Seele käme alleine durch.

SandJuni 1923: Der französische Paläontologe Teilhard de Chardin ritt auf einem Maultier durch die ungeheuren Weiten jenseits der Chinesischen Mauer, westlich von Peking. Aus der Ferne sah er das Ordos-Plateau, die innermongolische Wüste. Vom Maultier aus erblickte er, was er Jahre zuvor in Ägypten oft gesehen hatte: »die verbrannten Steine der Wüste und den Sand der Dünen in der Dämmerung«.

Die Ordos ist ein Wüstenplateau – über tausend Meter hoch, neunzigtausend Quadratkilometer groß –, überragt von wenigen Bergketten. Die Chinesische Mauer trennt die Ordoswüste von den fruchtbaren Gebieten in den Provinzen Shansi und Shensi im Osten und Süden ab.

Er war zweiundvierzig, groß und schlank, mit fein geschnittenen Zügen. Er trug einen großen Filzhut, wie ein Cowboy, und schwere Stiefel. Die raue Witterung hatte Furchen in sein Gesicht geschnitten. Während des Ersten Weltkriegs war er Krankenträger für ein Schützenregiment gewesen. Seine Tapferkeit an der Front – in Ypern, Arras und Verdun – trug ihm mehrere Ehrungen ein, die die überlebenden Männer seines Regiments für ihn forderten. Einer seiner Kameraden erinnerte sich an seine »absolute Nichtachtung der Gefahr«, wenn er bei feindlichem Beschuss über die Schutzwälle kletterte. Sie kürzten seinen Namen – Pierre Teilhard de Chardin – zu Teilhard ab, »Tejar« gesprochen.

Sein typischer Gesichtsausdruck sei schlicht und natürlich gewesen, gab ein Wissenschaftler an, und seine Augen »voller Intelligenz und Verständnis«. Ein anderer Kollege beschrieb ihn als einen Mann »von zurückhaltender und unwiderstehlicher Vornehmheit […]. In seinen Gesten so schlicht wie in seinem Benehmen«, mit einem Lächeln, »das niemals ganz in Lachen überging […]. Äußerst entgegenkommend und dennoch wie ein Marmorfels.« Vom Rücken eines trabenden Maultiers konnte er auf steinigem Boden einen winzigen Splitter erspähen, den ein Frühmensch abgeschlagen hatte.

In der Ordos gruben er und der andere Geologe, mit dem er reiste, an manchen Tagen Löcher und siebten den Boden durch. An anderen Tagen zogen sie in einer Karawane mit zwei mongolischen Soldaten – zum Schutz gegen Banditen – und fünf Eseltreibern weiter. »Am dritten Tag«, schrieb er einem Freund, »erreichten wir eine gewaltige Steppe, durch die wir über sechs Tage zogen, wobei wir kaum etwas anderes sahen als endlose Weiten mit hohem Gras.« Er durchquerte die Granat- und Marmorschluchten des Ulashan, »den alten kristallinischen Sockel Chinas«.

Juli 1923: Teilhard war einer der Männer, die die drei Esel und zehn Maultiere der Expedition zur Nacht abluden. Banditenüberfälle hatten sie aus den Steppengebieten vertrieben und sie gezwungen, in die unwirtliche Wüste auszuweichen. In jener Nacht schlugen er und die anderen ihre zwei weißen Zelte im Ordosmassiv auf, in einem Kessel aus steilen roten Erdwänden. In einer davon fand er bei Tag die fossilen Überreste ausgestorbener Dickhäuter aus dem Pliozän.

»Der unermessliche Zufall und die unermessliche Blindheit der Welt«, schrieb er, »sind nur eine Illusion.«

Die wenigen Niederschläge, die auf die Ordos fallen, regnen sich in Gewittern ab. Während eines Gewitters schrieb Teilhard einen Brief: »Von diesem Teil der Reise wird die Überquerung des Arbus-Ula als die schönste Etappe in meinem Gedächtnis bleiben. Die unzähligen Schichten dieses wilden Gebirges, einer auf das rechte Ufer des Gelben Flusses vorgeschobenen Bastion des Ala-Shan, krümmen sich sanft zu zwei langen konzentrischen Falten, die über den einsamen östlichen Weiten aufzugehen scheinen.«

August 1923: Abermals schlugen sie ihre Zelte in der Wüste in einem steilen Erdkessel auf. Einen ganzen Monat lang lagerten sie hier, im südöstlichen Winkel der Ordos, wo die Steilwände grau, gelb und grün waren. Hier trafen die großen erodierten Lössberge auf den abgelagerten Sand eines Flusses, des Shara-Osso-Gol. Und hier fanden sie die ersten Anzeichen überhaupt für das Vorkommen von Frühmenschen in China. (Lange vor den europäischen Neandertalern hatten dort Menschen gelebt.) Menschen der gelben Erde, nannte Teilhard sie, denn Löss ist ein feiner gelber Staub. Er entdeckte ihre Spuren in der gewundenen Schlucht des Shara-Osso-Gol.

In zehn Meter Tiefe stießen sie erstmals auf Neandertalerwerkzeuge: Schaber, Stichel, Quarzitklingen. Dann gruben sie sich durch fünfzig Meter Sand, bevor sie eine Feuerstelle freilegten, die altsteinzeitliche Menschen benutzt hatten. Die schwarze Asche in der Nähe des Flusses bildete einen dünnen Streifen zwischen wechselnden Schichten von Dünensand und blauem Ton. Hominidenknochen fanden sich keine, dafür aber einige Geräte, und an der Feuerstelle selbst war nicht zu zweifeln – die ersten menschlichen Spuren nördlich des Himalaya.

Die Menschen unterhielten diese Feuer am Fluss vor ungefähr vierhundertfünfzigtausend Jahren – vor den letzten beiden Eiszeiten. Zu ihrer Zeit hob sich das nördlich gelegene Plateau in der Äußeren Mongolei langsam, aber stetig, sodass eine Barriere gegen die Monsunwinde vom Indischen Ozean entstand; das nördliche Plateau trocknete aus und bildete die Wüste Gobi. Die Menschen müssen erlebt haben, wie Staubwolken aus dem Norden geweht kamen, wahrscheinlich nur wenige große Staubwolken im Jahr. So ein Staub heute!, müssen sie sich gedacht haben. Nach dem Verschwinden der Menschen wehte der Staub weiter auf ihr Land; er bildete gelbe und graue Lössablagerungen von bis zu hundert Meter Stärke. Fast viertausendfünfhundert Jahrhunderte vergingen, und im Jahre 1222 ritten Dschingis Khan und seine Horden über das Plateau, über die mächtigen Schichten aus kompaktem Löss, über den fruchtbaren Staub und den toten Sand, über die Tierknochen, die Abschlagklingen und die Feuerstelle. Teilhard musste an dieses Ereignis denken, an Dschingis Khan und seine Reiter. »Viel später«, schrieb er, »überquerte Dschingis Khan in seinem ganzen Siegerstolz diese Ebene.« Zu der Zeit stellten die Mongolen Steigbügel und Hufbeschläge aus den Hörnern von Wildschafen her.

In der Schlucht des Shara-Osso-Gol stieß Teilhard auf eine dort lebende Mongolenfamilie des 20. Jahrhunderts. Ihr Name war Wanschok. Der Vater und seine fünf Söhne halfen Teilhard in den Wochen, die er dort lagerte, bei den Ausgrabungen. Die Wanschoks ritten auf Pferden, züchteten Ziegen und wohnten in einer Höhle, die sie sich in eine von der Ufersteilwand abgetrennte Erhöhung in den Löss gegraben hatten. Sie brachten ihren kleinen Kindern das Reiten bei, indem sie sie auf Schafe setzten. »Die Mongolen tragen die Haare lang«, schrieb Teilhard, »ziehen nie die Stiefel aus, sitzen immer zu Pferde […]. Die mongolischen Frauen schauen einem mit unnahbarer Miene frei in die Augen und reiten wie die Männer.«

»Mein ganzes Leben lang«, notierte er später, »in jedem Augenblick, ist die Welt vor meinen Augen nach und nach immer leuchtender und flammender geworden, sodass sie jetzt um mich herum ganz und gar von innen her erstrahlt.«

ChinaWir brachen an diesem Morgen des Jahres 1982 in Sian (Xi’an) auf. Wir fuhren durch ein Tor in der Stampflehmmauer aus der Stadt und folgten einer asphaltierten Straße hinaus aufs Land. Am Steuer der Limousine saß ein chinesischer Schriftsteller. In diesem Teil von Zentralchina war der Boden aus feinem, goldenem Lösslehm.

Wir waren sechs Amerikaner, fast alle Schriftsteller; wir sollten chinesische Schriftsteller kennenlernen und Land und Leute sehen. Während der Fahrt sah ich draußen in der Ebene Mais auf bewässerten Feldern wachsen – ganz normalen Futtermais –, ferner Blumenkohl, Baumwolle und Weizen. Lössböden sind außerordentlich fruchtbar. In der Ferne konnten wir aus Stampflehm gebaute Dörfer sehen.

Wir unterhielten uns und achteten kaum auf die Landschaft. Seit zwei Wochen besuchten wir Schriftsteller und reisten umher. Was sollten wir heute noch mal zu sehen bekommen? Irgendein Kaisergrab, das mit den Terrakottasoldaten. Ich hatte Aufnahmen in einer Zeitschrift gesehen: starre Statuen von allen möglichen Kriegern. Wir parkten und stiegen, noch über eine Bemerkung lachend, die einer von uns am Abend zuvor beim Essen gemacht hatte, eine breite Treppe zum Eingang eines niedrigen, modernen Museumsgebäudes hinauf. Drinnen gingen wir an ein paar langweiligen Schaukästen vorbei, traten durch eine Seitentür auf eine Empore hinaus und hatten das Ganze vor uns.

Dort, vor der Empore, lag die Welt: Hektar um Hektar freies Gelände, ein gekrümmter Ausschnitt des Erdballs, der sich sonnenbeschienen unter dem Morgenhimmel in der Ferne verlor. Das Gebäude hinter uns war, wie sich herausstellte, lediglich der Eingang zu einer offenen Grabungsstätte, in der chinesische Archäologen seit Jahren daran arbeiteten, dem Erdreich ein vergrabenes Heer lebensgroßer Tonsoldaten zu entreißen. Ch’in Shih Huang-ti, der erste chinesische Kaiser, ließ von Töpfern Tausende von individuell gestalteten Statuen anfertigen. Statt sein eigenes Heer lebendig begraben zu lassen, damit es ihn ins Jenseits begleite – ein damals gepflegter Brauch –, ließ er plastische Nachbildungen bestatten.

Was sich dort vor meinen Füßen einige Hundert Meter weit erstreckte, sah mir nicht im Geringsten nach einer archäologischen Grabungsstätte aus. Es sah mir aus, als kämen dort menschliche Körper aus der Erde gekrochen. In gerader Linie zerschnitten tiefe Korridore oder lange Gräben den nackten Boden. Aus den Grabenwänden ragte hier ein Ellbogen, dort ein Bein mit Fuß, da ein Kopf mit Hals. Alles hatte die gleiche Farbe, der Lehmboden wie die Menschen: die Farbe irdener Pflanzenkübel.

Wo ich hinsah, arbeiteten sich die Leiber, die Menschen aus Lehm, aus der Tiefe hervor. Kopf und Schultern eines Mannes lugten aus einer Grabenwand heraus. Er trug einen Helm und eine Rüstung. Von der Brust abwärts steckte er in der Wand. Sie hielt seinen Bauch umschlossen. Seine Hüften und Beine waren noch Teil des Erdreichs. Der unberührte Grund hoch über ihm, über der Stelle, wo die Beine sein mussten, sah ganz normal aus: festgetrampelter Boden, ein paar trockene Grasbüschel. Ich blickte ihm ins Gesicht. Sein Erstaunen war nur gespielt.

Die Erde gab diese Leiber, diese Lehmmenschen, von sich: sie stieß sie aus, presste sie hervor. Der gleiche ockergelbe Boden, der diese Menschen barg, gebar sie auch, ließ sie wachsen und sprießen. Die Lehmmenschen waren schlicht Erde, geformte Erde. Eine Laune der Zeit hielt ihre Körper mitten in der Bewegung fest, in der sie ins Freie drängten. Es war niemand zu sehen; die Archäologen waren seltsamerweise nicht bei der Arbeit und meine Begleiter verschwunden.

Wenn sie das weite Land unter dem offenen Himmel sehen und davor die tief eingeschnittenen Korridore, aus denen Leiber hervorbrechen, kommen vielen Menschen die Tränen. Wem wäre da nicht nach Weinen zumute? Mir kam es vor, als sähe ich unser Leben aus der Perspektive der Ewigkeit. Als wäre ich längst tot und schaute hernieder.

Kopf und Hals eines Pferdes brachen seitlich auf halber Höhe durch eine Wand. Die Augen waren weit aufgerissen. Es stieß ein Hinterbein mit angewinkeltem Fuß hindurch, um sich in dieser Schieflage freizuscharren. Der Boden, von der gleichen Farbe wie das Pferd, schien sich durch ein Wunder verdichtet zu haben, um das Pferd zu formen, und trieb es nun aus.

Weit in der Ferne, hinter den Gräben und hinter etlichen bebauten Äckern, sah ich kaum zu erkennende Menschen bei der Feldarbeit. Wie dünne Zweige sahen sie aus. In meiner Nähe landete eine Amsel an einer Grube, ließ sich nieder und machte pick.

Dort, in einem der tiefen Korridore, sah ich einen Mann durch die Erde schwimmen. Kopf, Schulter und ein erhobener Arm schossen aus der Wand. Sein Mund stand weit offen, als holte er mitten in einem Kraulzug Luft. Sein Kinn verschmolz mit der Wand. Der Rest von ihm war unter der Oberfläche. Ich sah nur die ockerfarbene, glatt gestrichene Grabenwand und daraus hervorragend ein Stück von Kopf und Schulter dieses Mannes in voller Lebensechtheit, mit dem gepanzerten Arm und der bloßen Hand. Er stach heraus wie ein freigelegtes Rohr. Arm und Hand warfen einen Schatten auf die gerade Wand und den gut einen Meter tiefer liegenden Grabenboden. Ich konnte den tönernen Schnurrbart sehen, straff gezogen von dem aufgerissenen Mund, die vielen einzelnen Haare, und daneben konnte ich seine Unterlippe von der Erdwand abstehen sehen.

Der heiße Staub roch nach Knochen oder Teig. Am Himmel bildeten sich Schönwetterwolken. Ich stand immer noch reglos da.

Das Feld mit den Gräben – von je fünf bis sechs Meter Tiefe – war anderthalb Hektar groß. Vor mir in den Gräben befanden sich Krieger in unterschiedlichen Stadien, von soeben aus dem Boden herausschwimmend bis frei aufrechtstehend. Weiter hinten, auf halber Strecke in einer Wand, platzten weitere gekrümmte Körper zutage wie aus Kokons. An einem Ende des gleichen Grabens stand – vollständig ausgegraben, zusammengesetzt und ausgebessert – eine tönerne Einheit in Reih und Glied. Die barhäuptigen Männer hatten auf einem versunkenen Backsteinpflaster Aufstellung genommen; meine Füße waren viel höher als ihre Köpfe. Jeder war anders, alle in Habachtstellung, die Augen geradeaus. Einige blickten finster, andere bitter. Lebendige Menschen, Soldaten aus verschiedenen Gegenden Chinas, hatten einst für die Skulpturen Modell gestanden. Die Kopfformen waren unterschiedlich. Hinter ihnen waren weitere komplette Fundstücke aufgebaut: sechs Streitwagen, umgeben von Fußsoldaten und Reitern in voller Kriegsmontur.

Am hinteren Ende desselben Gangs lagen große Haufen zerbrochener Rümpfe und Gliedmaßen. Ein abgetrennter Arm schwang ein Bronzeschwert. Ein muskulöser Unterschenkel stieß sich mit dem Fuß vom umgekehrten Kopf eines anderen Soldaten ab. Es sah aus, als hätte ein mächtiger Feind diese Männer in voller Aktion zerschmettert. Jeder wirre Haufen glich einem Massengrab von lebendig begrabenen Menschen, die sich in dem Versuch, einer über den andern ins Freie zu robben, in Stücke gerissen hatten und erstickt waren.

Ich ging oben an einem Graben entlang, und der Boden unter meinen Füßen schien mir wie die Kuppe eines planlos errichteten Erdwalls. Was machten wir, was machte unsere Generation so hoch oben? Ein Stück entfernt hatte man eine Probegrabung gemacht. Ich trat vorsichtig an den Rand des klaffenden Lochs. Unten im feuchten Schutt schwamm ein Mann mit dem gepanzerten Rücken nach oben, als wäre er ertrunken. Es war niemand in der Nähe. Am ganzen Ausgrabungsplatz war nirgends jemand bei der Arbeit. Tief unten in einem anderen Graben zog ein Viergespann einen Streitwagen samt Rädern. Flankiert war es von hochgewachsenen Ehrengardisten. Eines der Pferde warf den Kopf in die Höhe, und ich erspähte in einer erhobenen Nüster rote Farbe.

Wenigstens eines zeichnet unsere Generation vor allen andern aus: Nur zu unseren Lebzeiten können Menschen mit eigenen Augen sehen, wie das Heer des ersten Kaisers von China – die siebentausend oder zehntausend Soldaten, ihre echten Armbrüste und Schwerter, ihre Rosse und Streitwagen – aus seinem unterirdischen Schlaf geholt wird. (»Des Kaisers goldene Schmieden.«) Das Frappierende daran ist, wie die offenen Gruben unter dem freien Himmel klaffen, inmitten von Feldern, und wie sich die Leiber aus der Erde wühlen. Der Anblick eines gesäuberten Tonsoldaten, der aufrecht in einem Schaukasten im Museum steht, ist nicht weiter bemerkenswert, und das ist alles, was künftige Generationen zu sehen bekommen werden. Niemand wird die Männer ausstellen, die irreparabel zerbrochen sind; niemand wird ihre isolierten Körperteile ausstellen; niemand wird zeigen, wie sie aus den Wänden kriechen. Künftigen Generationen wird der entscheidende Blick auf uns selbst als gestampfter Lehm nicht mehr vergönnt sein.

Wir allein können zusehen, wie Arbeiter die Erde von menschlichen Körpern abbürsten und die starren Gesichter waschen, die Fingernägel reinigen. Wir können dabei sein, wenn lebendige Arbeiter diese Körper aus dem Erdreich graben und zum ersten Mal seit zweitausendzweihundert Jahren ans Tageslicht holen. Wir können ein halb freigelegtes Pferd sehen, dessen Unterkiefer sich in den Boden schiebt, als wäre der Planet ein Futtersack. Wir können mit den Mitgliedern der Kommune reden, die hier 1973 – in Handarbeit – einen Brunnen ausheben wollten, als ihre Schaufeln in diesem weichen, steinlosen Boden an etwas Hartes schepperten. Die Brunnengräber kratzten die Erde fort und blickten unten im Brunnenschacht in ein regloses menschliches Gesicht. Mittlerweile ist das Gebiet, in dem gegraben wird, größer als die meisten US-amerikanischen Counties.

Die durchschnittliche Größe eines tönernen Fußsoldaten beträgt gute einsfünfundsiebzig, während die durchschnittliche Größe eines Ehrengardisten einsachtundachtzig beträgt. Ein Feldherr ist einsdreiundneunzig groß. In einer Übersetzung der Worte des Buddha wird der Mensch als klafterhoch bezeichnet: »Wahrlich, so sage ich […]: in eben diesem klafterhohen […] Körper, da ist die Welt enthalten, der Welt Entstehung, der Welt Ende und der zu der Welt Ende führende Pfad.«

»Auf den Bildern der alten Meister«, schrieb Max Picard in Die Welt des Schweigens, »steht ein Mensch so da, als sei er eben aus der Öffnung in einer Wand herausgekommen, als habe er sich mit Mühe aus ihr herausgedreht. Solch ein Mensch ist ungeborgen, viel zu sehr nach außen scheint er sich bewegt zu haben, scheu ist er, weil er zu weit vorne ist, und mehr gehört er dem Schweigen an als sich selbst.«

In New York City lebt derzeit mit kirchlicher Billigung eine Einsiedlerin namens Theresa Mancuso, die vor einiger Zeit schrieb: »Es ist dringend nötig, dass wir der Wirklichkeit begegnen, wie sie ist.«

Tritt der Mensch als Säugling in die Welt, heißt es in einem Midrasch, so »mit geschlossenen Händen, als wollte er andeuten: Die ganze Welt ist mein, ich nehme sie in Besitz. Scheidet er dagegen von der Welt, so sind seine Hände ausgestreckt, als wollte er sagen: Ich habe von der Welt nichts geerbt.«

Konfuzius weinte. Als ihm aufging, dass er bald sterben würde, weinte Konfuzius.

WolkenWir Menschen besitzen Zeugnisse, Grabsteinen gleich, von einzelnen Wolken und ihren Erscheinungstagen.

1824 reiste John Constable mit seiner geliebten, tuberkulosekranken Frau Maria nach Brighton ans Meer. Sie hofften, dass die Seeluft sie gesund machen würde. Am 12. Juni skizzierte er in Öl böige Sturmwolken über dem Strand von Brighton. Die grauen Wolken drückten bei schwindendem Licht auf das Wasser nieder. Sie verwirbelten von einem dichten schwarzen Zentrum aus.

Als Maria Constable 1828 in Putney im Sterben lag, fuhr John Constable nach Brighton, um einige ihrer Kinder zu holen. Am 22. Mai malte er eine schräge bläuliche Wolke, die hoch und verwaschen über eine blasse Sonne zog. Darunter dehnten sich zwei dünne rote Wolken. Unter die Wolken malte er verstreute Menschen als Sprenkel und Tupfer an einer weiten, offenen Küste.

Maria Constable starb im November desselben Jahres. Die datierten Wolken haben wir immer noch. Im Mahabharata heißt es: »Welches von allen Wundern der Welt ist wohl das wunderbarste?

Dies, dass so viel ein Mensch auch andere um sich herum sterben sieht, er doch nicht daran glaubt, selber sterben zu müssen.«

ZahlenDie folgenden drei Arten, sich zur Unzähligkeit der Menschen zu verhalten, bringen mich zum Lachen. Der Serienmörder Ted Bundy konnte nach seiner Verhaftung nicht verstehen, warum alle so ein Theater machten. Worüber regten sie sich eigentlich auf? In Among the Lowest of the Dead zitiert David von Drehle den gereizten Bundy mit den Worten: »Meine Güte, Menschen gibt es doch so viele.«

Ein gewisser R. Houwink aus Amsterdam entdeckte diese beklemmende Tatsache: Die menschliche Bevölkerung der Erde wäre, dicht an dicht gestellt, gerade so im Windermere-See im nordenglischen Lake District unterzubringen.

Kürzlich stellte ein Mann im peruanischen Amazonasgebiet dem Schriftsteller Alex Shoumatoff die Frage: »Stimmt es, dass sich die gesamte Bevölkerung der USA in ihren Autos unterbringen lässt?«

IsraelIn Obergaliläa liegt das Bergstädtchen Safed. Im 16. Jahrhundert lebten dort Thoragelehrte, Dichter, mystische