In die Boote steigen - Manfred Buller - E-Book

In die Boote steigen E-Book

Manfred Buller

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Beschreibung

"In die Boote steigen" heißt es nicht nur für Menschen an afrikanischen Küsten - so lautet auch die Titelzeile eines Textes des Neubrandenburger Autors, nach der er seinen Gedichtband benannt hat. Sie werden hier alles finden - das auf den Punkt gebrachte Wort in poetischer melodischer Sprache, Tragik, Komik, Humor, Satire, Karikatur. Und den Blick in Abgründe. Machen Sie sich also bereit, brechen wir gemeinsam auf ins Unbekannte.

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Inhalt

In die Boote steigen

Beschäftigung eines Eisverkäufers

Nilkrokodil

Zeit im Grünen

Ich wollte nie ein Fischer werden

Aus der Märchengeschichte

Wir sind eine lustige Stadt

Von der Solidarität

Im Schatten der grünen Birken

Mein liebes Kind

Ich spür dein Haar auf meiner Haut

Du ich

Grün der Kalk

Feengrotten Saalfeld

Königstein

Rotterode

Weicheltmühle

Hangseitige Aussicht

Selbstverständlichkeiten

Spieler

Einstein

Columbia

Hang zur Natur

Osterspaziergang

Auf meine Lötlampe

Resümee

Alaskagletscher

N.

Gruß aus Jabel

Waldhaus

Ach Mutter

Ich fahre heute mit dem Zug

Meine Wohnung ist vertext

Tierischer Schluß

In die Kälte hinein

Ostseebad

Ausfahrt 89

Nun, da der Conducator fällt

Der Zug der Zeit

Windmühlen bei Woldegk

Die Nachtigall in Podewall

Stargarder Land

Ein Lied so schwer

Alpenrausch

Alpenimpression

Straße

Jan Gelbhaar besucht seine Tante Zitterhand

Der Weg zum Hafen ist weit

Auf der weißen Bank

Katze im Schnee

Für Lilia

Ruths Träume

FRANK, A.

Fünfeichen

Septembertag

Es geschah um null Uhr zehn

Alles was ich sag

Maccu

Goffermann

Wehwehweh

Es ward ein König in Boonle

Scheuermann Teuermann

Das Lied von Johann Rakermann

Buhwiemann

Hilfe die TiPaniker

baseballhossi

In den neuen Ländern

aber nein

Über sangesfreudige Geisterbeschwörer

Der Alphamann heult

Alarm im Ärztehaus

Herr Es ist auf dem Luftweg nach Tripolis

Hassan Mustafa Osama Nasr erinnert sich

Grabbe

Glücklicher Start

Die Zeichen die Wunder

Einwanderers Nachtlied

Ermutigung

deine Lippen sagen

Herzilein

Ich sag nicht ja

Ich esse Schmetterlinge

User

In deinen Wäldern treiben

Ein Känguruh sagt nanu

Ein Dinorennen im Stadtverkehr

Meine Katze spaziert

Am Bahnhof Zoo

Marktschreier

Ich nix versteh

Irma

In Mister Sammlers Räumen

Wenzel der Maler

Leviathan

Monali

Anderswelt

Men in Black

Stimme aus dem Off

Der Avatar der irre war

Und immer winkt die große Sphinx

Komm schnell Michelle

Halllooo Michelle

Ohne Worte

Robot

Die Sprache der Singvögel

Der Mann der blindligs ging

Tanz

Nowi Schock Nowitschok

Alles auf Anfang

Rocki Schocki

Traumzeit 21

In die Boote steigen

und auf und davon

dem Markus der Greta zeigen

wir kommen schon

die an die Strände Gespülten

sagst du atmen nicht mehr

die Wellen umspülen dich

dein starrer Blick ist leer

1970 - 1990

Beschäftigung eines Eisverkäufers

in kalten Stunden

Mein Geschäft ist Zuckerwatte.

Damit leg ich jeden auf die Matte.

Kleine Portionen für Kinder zehn Pfennig.

Meine Kunden, die kenn ich.

Für Erwachsene eine Mark.

Die mögen es stark.

Meine Watte glitzert wie der Schnee

und erwärmt Sie bis zum großen Zeh.

Der Geschmack ist einfach zucker

süß für Bitterpillenschlucker.

Mit meiner Zuckerwatte lulle ich Sie ein.

Sie werden vergessen, der Mann ohne

Eigenschaften zu sein.

Für die Zuckerpuppen, die gern Honig saugen

meine Watte macht sie blind auf beiden Augen.

Kaufen Sie, der Spaß ist riesengroß

für Sie. Und für mich ganz risikolos.

Für eiskalte Sünden macht mein Zucker Sie stark.

Kleine Portionen zehn Pfennig, große eine Mark.

Nilkrokodil

Gestern war ich am Nil.

Da sah ich ein Nilkrokodil.

Zwischen den Pyramiden lag es rum

reglos und stumm.

Jahrtausende gingen drauf.

Da tat es ein Auge auf.

In einem Glaskasten

irgendwo

in einem Zoo. Wo

zwischen Großschönau und Lingen

die Menschen kamen und gingen.

Zeit im Grünen

In den Wiesen bei den Teichen

lagen wir wie blinde Schleichen

krochen rum im Tiergewimmel

glotzten in den Gräserhimmel

und orakelten schlaftrunken

von Nattern Salamandern Unken

Froschlurchen die von Raupen leben

die Faltern gleich im Traum entschweben

Ich wollte nie ein Fischer werden

es war auch keine Stelle frei

ging auf der Straße zwischen bunten Leuten

da schwamm ein Fisch an mir vorbei

mit Augen fischaugenstarr

mit Fischernetzen im Haar

er hatte ein ledernes Maul

darin lag die Zunge ihm faul

an seinem Fleisch am Gebein

hingen Polypen aus Stein

seine Haut war löchrig und leichenfahl

er schwamm wie ein Toter im Landwehrkanal

er schwamm ohne sich zu bewegen

er schwamm wie ein Raumschiff im Regen

Aus der Märchengeschichte

Der schwarze Strom das Tal die Berge gedrängt ins Grau der tiefbewegten Nacht dort haben wir die unscheinbaren Zwerge aus taubem Stein Valutageld gemacht

Mit Grubenlicht mit Hacke und mit Spaten

und mit der bloßen Hände Kraft

so haben wir derweil die Bäume knarrten

das Gold herbei ans Licht der Welt geschafft

Und sind gewachsen über alle Maßen und nimmer leiden die Schneewittchen Not die wir ob ihrer Mühsal nicht vergaßen denn unsre Welt heißt Friede Arbeit Brot

Wir sind eine lustige Stadt

Wir sind eine lustige Stadt in

der Nähe urwüchsiger Wälder.

Wo der Kreidewolf streunt wohnen wir

auf Wolken wo immer die Sonne scheint.

Unter und über uns wohnen die roten

Soldaten die uns beschützen

und immer bewacht uns ein

Volkspolizist der es gut mit uns meint.

Wir sind eine lustige Stadt in

der Nähe urwüchsiger Wälder.

Wir grasen auf weißen Schäfchenwolken

damit der Kreidewolf uns nicht frißt.

Heult er zum Mond der Herr Wolf

trinken wir Rotkäppchenbrause

und essen vom Hausdach die Taube weil

sie ein eßbarer Hausvogel ist.

Wir sind eine lustige Stadt in

der Nähe urwüchsiger Wälder.

Wir stehen am Fließband

und manchmal auch stehn wir darauf.

Steht unser Fließband

singen wir Kampfgruppenlieder.

Hinaus in die urwüchsigen Wälder

schallt unser Ruf. Nichts hält uns auf.

Von der Solidarität

Jedes Jahr um die gleiche Zeit

also um den sozialistischen Frühling herum

schicken Sie mir

Sie das sind natürlich Leute wie du und ich

in einer Kreisgeschäftsstelle in einem Amt

einem Organ des sozialistischen Körpers

Sie also schicken mir

ein Formular

damit ich die Höhe meiner Spende eintrag

und den Zahlungstermin. Für die Solidarität.

Natürlich.

Jedes Jahr um die gleiche Zeit

also um den sozialistischen Frühling herum

sag ich die Zeit ist nicht reif in mir

ich habe es nicht gelernt

ich hab es noch nicht begriffen

in diesem Land

daß es nur erste Plätze gibt

wo es nur erste Plätze gibt.

Jedes Jahr also schicke ich nichts

bis Sie aufhören werden

mir ihre Formulare zu schicken

für die Aufnahme in das Verzeichnis der

ersten Plätze

bis Sie mich vergessen

mich abschreiben werden mich den letzten

den unbelehrbaren Möchtenicht

den Drückeberger

der Prozente

mich

diese Nullnullnullkommaeins diese Null

also mich

dieses nicht erfaßbare Etwas

bis Sie auf mich diesen unverzichtbaren

Teil verzichten um nicht zu verzweifeln

an sich.

Im Schatten der grünen Birken

lagst du so nackt und so weiß.

Zwischen den kühlen Stämmen

gingen die Stunden so leis.

Wohl als wir endlos so lagen

kamst du mir doch aus dem Sinn

gingst du ach könnte ich sehen

könnte ich sagen wohin.

Wäre dein Leib mir geblieben

unter den Bäumen so zart

hätte ich Blätter getrieben

wohl nach der Birken Art.

Nun da die Sinne mich treiben

dort nach den Birken zu sehn

kommst du als könnten wir bleiben

bleibst du als könnten wir gehn

Mein liebes Kind

schlafendes Kind

du liegst so friedlich

lächlnd liegst du

bewegst deine zarten Lippen im Traum

träumst vielleicht

von der Wärme deiner Mutter

von der Weichheit der Brust vom Geschmack

der Milch die du saugst mit den Lippen

deinen zarten Lippen

mit allen deinen Sinnen

und ich steh über dich gebeugt

berühr einen Finger

ganz leicht einen Finger

vielleicht erwachst du

entziehst mir die Hand stehst auf

stehst so wie ich

und gehst so wie ich

aus dem Zimmer aus dem Haus

gehst weiter in ein Haus in ein Zimmer

einen Finger zu berühren eine Hand

Ich spür dein Haar auf meiner Haut

wie Stimmen heimlich und vertraut

und deine Hand in meinem Haar

in dem der Wind tagsüber war

Du bist so leis und warm ich weiß

nicht wo ich lieber wär