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Jeden Sonntagvormittag lädt Marie Teufels Café zum Literaturbrunch ein. Bei veganen Köstlichkeiten gibt es Kurzgeschichten, Klatsch, Komödien und Krimis. Eine köstliche Komposition aus Literatur und Rezepten aus Teufels veganem Café.
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Seitenzahl: 28
Veröffentlichungsjahr: 2017
Jeden Sonntagvormittag lädt Marie Teufels Café zum Literaturbrunch ein. Bei veganen Köstlichkeiten gibt es Kurzgeschichten, Klatsch, Komödien und Krimis.
Eine köstliche Komposition aus Literatur und Rezepten aus Teufels veganem Café.
»Haben wir an allesgedacht?«
Marie Teufel ließ ihren Blick über das Interieur ihres kleinen Cafés schweifen. Läden im noblen Londoner Stadtteil Notting Hill waren teuer, deshalb war Teufels veganes Café klein: Gerade einmal zwanzig Gästen bot es an seinen weiß gestrichenen Holztischen mit passenden Holzstühlen Platz. Hellblaue Kissen mit verschiedenen Mustern sowie die in einem matten Hellblau gestrichene Wände erzeugten eher ein Gefühl von Himmel als von Hölle, im Gegensatz zu Maries Nachnamen.
»Beruhige dich, es wird alles gut laufen. So wie immer.« Maries rechte Hand im Café und beste Freundin Claire trat hinter der kleinen Theke hervor, in der sich diverse Kuchen befanden, und deutete auf ihre Reservierungsliste. »Wir sind ausgebucht, wie immer.«
Sie hatten Glück gehabt: Die Mischung aus Gemütlichkeit und veganen Leckereien, die sie anboten, war von Anfang an gut angenommen worden. Seit einigen Monaten gaben sie außerdem Sonntagsvormittags aufstrebenden Autoren die Gelegenheit, ihre Texte vor interessiertem Publikum vorzustellen. Die einzige Bedingung war, dass die Geschichten etwas mit Essen oder Trinken zu tun hatten.
Marie stellte die Bücher in dem kleinen weißen Holzregal zurecht, aus dem ihre Gäste sich während ihres Besuchs Lektüre ausleihen konnten. Gedichtbände, Novellen, Liebesromane, Krimis, experimentelle Literatur, Klassiker und einige Bildbände über London standen darin bunt gemischt nebeneinander.
Claire verteilte kleine Vasen mit Kornblumen und kleinen weißen Blüten auf den Tischen, bevor sie einen cremefarbenen Korbsessel vor der breiten Fensterfront ins rechte Licht rückte. Hier würden die Autoren während ihrer Lesung sitzen.
»Ich glaube, da kommen schon die ersten Gäste.« Claire nickte Marie aufmunterndzu.
Marie öffnete den beiden Rentnerinnen aus der Nachbarschaft, die seit Beginn ihres literarischen Sonntagsbrunchs Stammkundinnen waren, die Tür. Sie setzten sich gleich auf ihren Lieblingsplatz in Nähe der improvisierten Bühne und baten um eine Kanne Darjeeling fürzwei.
»Kommt sofort!«, sagte Marie und gab die Bestellung an Claire weiter, die prompt in der kleinen Küche verschwand.
Als Nächstes kam ein junges Pärchen, das öfters bei ihnen frühstückte. »Zweimal Kaffee und zweimal Haferflocken mit allem Drum und Dran«, bestellte dieFrau.
50 Gramm feine Haferflocken mit 150 Milliliter frisch gepresstem Orangensaft vermischen und kurz einweichen lassen. Mit ein bis zwei Esslöffeln Soja- oder Kokosjoghurt, einer Handvoll frischen Früchten und ein paar Nüssen nach Wahl toppen.
***
Danach ging es Schlag auf Schlag. Ihr Publikum war gemischt, von Studenten bis Yuppies, von jungen Familien bis zu Rentnern war alles vertreten.
Marie begrüßte die Autoren und Gäste, während Claire diverse Getränkespezialitäten zubereitete. Sie hatten sich von Anfang an dagegen entschieden, bei ihren Sonntagsbrunchlesungen ein Buffet anzubieten, da dies in dem kleinen Raum für zu viel Unruhe gesorgt hätte.
Das Café war bis auf den letzten Platz besetzt. Marie klatschte in die Hände. »Fangen wir mit einer köstlichen Kurzgeschichte an!«, verkündete sie. »Magdalena, kommen Sie bitte nach vorne!«
Eine junge Frau erhob sich, warf ihrem Partner einen nervösen Blick zu und nahm zögernd in dem Korbsessel Platz.
Marie kannte von ihrem Text nur den Anfang, den die Frau letzten Monat hier im Café geschrieben hatte. Sie war gespannt, wie die Geschichtete endete, und warf Magdalena einen aufmunternden Blickzu.