Indiana Jane und das tanzende Krokodil - Sabine Gräfin von Rothenfels - E-Book

Indiana Jane und das tanzende Krokodil E-Book

Sabine Gräfin von Rothenfels

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Havanna im Jahre 2013. Zwei Freundinnen finden sich auf Kuba wieder. Doch schon am nächsten Morgen ist eine tot. Was geschah in jener Nacht? Und was hat das tanzende Krokodil damit zu tun? Begleiten Sie unsere Heldin auf einer spannenden Reise mit Liebe, Hass und schwarzer Magie. Weitere Informationen und Leseproben finden Sie auf der Autorenhomepage: graefinvonrothenfels.de.tl

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 135

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Sabine Gräfin von Rothenfels

Indiana Jane und das tanzende Krokodil

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 - Erste Begegnungen

Kapitel 2 - Sonja

Kapitel 3 - Krokodile

Kapitel 4 - Niklas

Kapitel 5 - Geständnisse

Kapitel 6 - Fluchtversuche

Kapitel 7 - Mörderische Geschichten

Kapitel 8 – Ende und Anfang

Weitere Werke der Autorin

Impressum neobooks

Kapitel 1 - Erste Begegnungen

Das Unheil kam näher. Serena konnte den Pest-Atem des Todes im Nacken spüren. Sie lief. Sie rannte. Ihre Beine wurden schwer. Serena schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Doch da war niemand. Schon griff eine dunkle Hand nach ihr. Sie fuhr herum.

Schweißgebadet erwachte sie. Atemlos setzte sie sich auf. Das schmale Holzbett knarrte überlaut in der Stille der Nacht. Sie presste eine Hand auf ihr wild hämmerndes Herz; mit der anderen tastete sie nach der Wasserflasche. Sie stellte immer etwas von der geweihten Flüssigkeit neben ihr Bett. Für Fälle wie diese. Wenn die Alpträume kamen.

„Olodumare, hilf“, flüsterte sie in die Dunkelheit. Endlich hatte sie die Flasche in der Hand und den Schraubverschluss entfernt. Langsam, um nichts zu verschütten, trank sie einen großen Schluck. Die Wirkung trat sofort ein.

Ihr Herz schlug wieder normal. Der Atem beruhigte sich. Sie nahm noch einen Schluck. Dann verschloss sie die Weihwasserflasche sorgfältig. Die Muskeln hörten auf zu zittern. Vor Erleichterung aufseufzend, ließ Serena sich zurück in die Kissen sinken. Der Allmächtige würde ihr schon beistehen!

Der Flug war lang. Es war anstrengend auch nur dazusitzen und die permanente Gegenwart der vielen Menschen zu ertragen. Die Sitzreihen waren viel zu nahe beieinander. Der Gang zu schmal. Der Flieger war beinahe voll besetzt.

Auch wenn man am Gang saß, konnte man die Beine nicht nach außen strecken. Entweder wollten die Flugbegleiter mit ihren Servicewägelchen durch, oder einer der Mitreisenden musste aufs Klo oder ging einfach den Gang auf und ab. Bewegung sollte ja Thrombose verhindern. Das Angebot für Abwechslung war eher mittelmäßig. Zwar hatte jeder Sitz seinen eigenen Monitor mit Filmen und Musikprogramm. Aber nach drei alten Filmen und bei einem eher konservativen Musikangebot, war Jane eher erschöpft, als unterhalten.

Immer noch waren es über zwei Stunden, bis zur voraussichtlichen Landung. An Schlaf war nicht zu denken, bei den beengten Verhältnissen. Trotzdem wickelte sich Jane in ihre Schlafdecke und schloss die Augen. Ihre Gedanken schweiften in die Vergangenheit. Weshalb sie so war, wie sie war. Warum sie diesen anstrengenden Flug auf sich genommen hatte. Beim nächsten Fernflug würde sie sich die 1. Klasse gönnen. Das Versprechen gab sich Jane selbst. Sie dämmerte still vor sich hin.

Jane Maria Lopez Appelby war die Tochter eines englischen Lords und einer argentinischen Kellnerin. Eine Mischung ebenso ungewöhnlich wie einzigartig. Ihre Eltern hatten sich Ende der Siebziger Jahre in München kennengelernt. Da Mutter und Vater auch lange dort gelebt hatten, war Jane in Deutschland geboren und aufgewachsen.

Sie sprach fließend Spanisch, Englisch und natürlich Deutsch. Eine Tatsache, die Jane allein dadurch bereits von der Münchner Masse abhob. Ihr Name war überaus ungewöhnlich und undeutsch. Aber auch sonst war Jane schwer zu übersehen.

Das Äußere hatte Jane von ihrer Mutter geerbt. Maria war eine hochgewachsene schlanke Person, mit langem schwarzem Haar und feurigen dunklen Augen. Eine rassige Frau, nach der man sich auf der Straße umdrehte.

Maria Christina Lopez hatte die meiste Zeit ihres Lebens in München gelebt. Trotzdem sprach sie fast ausschließlich Spanisch, besonders mit ihrer Tochter. Nur wenn sie einkaufen ging oder es sich sonst absolut nicht vermeiden ließ, sprach Maria ein charmant bayrisch gefärbtes Deutsch. Sie untermalte die fremde Sprache jedoch immer wieder mit argentinischen Ausdrücken. Manchmal hatte sie Heimweh, da half es, wenigstens die Muttersprache zu hören.

Maria war nach einem schweren Schicksalsschlag in München gestrandet. Zu Hause, das war ein Vorort von Buenos Aires, hatte ihre Familie es nicht leicht gehabt. Der Vater war schon in jungen Jahren verstorben. Lungenkrebs. Maria konnte sich kaum noch an ihn erinnern. Er war nur noch ein blasses Gesicht in einem ausgezehrten Körper. Sie hatte ihrer Tochter Jane nicht viel vom Großvater berichten können. Die Bilder von Marias Mutter und ihren zwei Brüdern Angelo und Antonio dagegen, wurden oft und farbenfroh für Jane gezeichnet.

Die Geschichte von dem Autounfall, der ihr die drei auf ewig entrissen hatte, erzählte Maria nur einmal. Zu schmerzhaft war diese letzte Erinnerung.

Sie war siebzehn Jahre alt gewesen, jobbte in einem der Tangosäle. Ihre Mutter und die beiden jüngeren Brüder waren in die Stadt gekommen, um Einkäufe zu machen und sie abzuholen. Der klapprige alte Wagen quälte sich nur mit Mühe überhaupt noch vorwärts. Aber für einen neuen war einfach kein Geld da. Sie kamen gerade mal so über die Runden.

Maria kam gerade aus dem Lokal. Der dunkelblaue Ford tuckerte heran. Sie winkte. Ihre Brüder, neun und elf Jahre alt, winkten zurück. Dann hatte der Wagen mal wieder einen seiner Aussetzer. Das Lächeln ihrer Mutter erlosch. Sie versuchte das Gefährt wieder in Gang zu bringen. Der Motor blieb stumm. Ein lautes Quietschen. Ein Signalhorn. Der Ruf von Angelo. Maria kam es vor wie Stunden, doch es waren nur Sekunden. Ein ohrenbetäubendes Krachen, Metallteile wirbelten durch die Luft. Menschen schrien. Sie hatte den Blick nicht abwenden können von dem unförmigen Klumpen, der einmal das Auto gewesen war, und ihre Familie. Niemand war schuld. Der Lokführer hatte noch versucht zu bremsen. Marias Mutter hatte nicht bemerkt, dass sie genau auf den Schienen stand, dass der Güterzug gerade in diesem Moment auf sie zuraste.

Nach der Beerdigung war sie allein. Die Nachbarn und Freunde waren gegangen. Sie saß allein in der Küche. Es gab keine anderen Verwandten. Nur einen. Ihr Onkel lebte schon Jahre im Ausland. In Europa. Gerade als sie an den älteren Bruder ihrer Mutter dachte, klingelte das Telefon. Es war ihr Onkel Ramos! Er war so weit weg. Die Verbindung war schlecht. Es dauerte eine Weile bis sie begriff, dass ihr Onkel versuchte, sie zu sich zu nehmen. Dass er ihr ein Flugticket gebucht hatte. Sie hatte nicht lange überlegt. Zu sehr schmerzte der Verlust der geliebten Mutter, der Raub der Brüder. Sie ertrug es nicht, in dem leeren Haus zu sein.

Also ging sie nach München, um zukünftig im Restaurant ihres Onkels zu arbeiten. Dort hatte sie wenig später dann Janes Vater kennengelernt.

Charles Appelby hatte sich mit seiner Familie überworfen. Er hatte, einmal zu oft, wilde Partys gefeiert. War einmal zu oft mit der Polizei aneinandergeraten. Als er wegen Drogenbesitz verurteilt worden war, zog er es vor, das Land zu verlassen.

Er hatte Freunde in München. Keine guten. Aber es war die einzige Alternative.

Von ihrem Vater hatte Jane eher das britische Temperament geerbt. Ihre Gesten waren manchmal so steif, dass man sie auf den ersten Blick für arrogant hielt. Gleichzeitig wirkte sie aber auch durchaus vornehm.

Jane benahm sich wie eine echte englische Lady. War immer höflich, aber kühl und beherrscht. Ohne die großen lebhaften Gebärden ihrer Mutter.

So war Jane also die exotische, kühle Schönheit mit multikulturellem Hintergrund, die in München lebte.

Jane atmete tief durch, als sie den Flughafen von Havanna hinter sich ließ. Sie hatte gerade elf Stunden Flug und sechs Stunden Zeitverschiebung hinter sich. Auf Kuba war es drückend heiß. An die Luftfeuchtigkeit musste sie sich erst mal gewöhnen. Deutschland war sehr kühl gewesen, hier herrschte karibisches Klima.

Das historische Taxi, das sie ins Hotel brachte, hatte natürlich keine Klimaanlage. Dafür hatte der dunkelhäutige Fahrer alle Fenster heruntergekurbelt und brachte so eine stürmische Brise in den Fahrgastraum. Der starke Wind ruinierte die Reste von Janes Frisur endgültig.

Gerade versank die Sonne mit einem spektakulären Farbenspiel im Meer. Untermalt von den Salsaklängen, die in voller Lautstärke aus dem alten Radio dröhnten.

Der Fahrer plapperte munter vor sich hin. Er war wohl in der Annahme, dass Jane, wie die meisten Touristen, nur wenig bis gar kein Spanisch verstanden.

Als sie sich wortreich und in fließendem Spanisch am Hotel von ihm verabschiedete, blieb dem Mann vor Staunen der Mund offen.

Der Taxifahrer starrte ihr immer noch fassungslos hinterher, als sie bereits zielstrebig auf die Rezeption des Hotels „Velasco“ zusteuerte.

Das Hotel war sicher nicht das komfortabelste. Aber es lag mitten im alten Stadtkern von Havanna und war mit nur siebzehn Zimmern überschaubarer und gemütlicher, als die modernen Hotelanlagen am Stadtrand. Jane konnte die alte Festung sehen, die über der Altstadt thronte. Irgendwann, in den nächsten Tagen, würde sie die Burg sicher besuchen.

Das Hotel war über hundert Jahre alt und, wie sie nachlesen konnte, im neoklassizistischen Stil errichtet. Jane fand es vom ersten Augenblick an einfach großartig. Sie fühlte sich, als würde sie nach Hause kommen. 

Die freundliche Dame an der Rezeption war begeistert, mit Jane problemlos spanisch sprechen zu können. Zwar sprach sie, nach den vielen Jahren als Rezeptionistin und Hausdame, auch recht gut Englisch und sogar etwas deutsch, doch natürlich drückte sie sich in ihrer Muttersprache sehr viel lieber aus.

Señora Serena führte sie gleich selbst in Zimmer Nummer 10, dem Eckzimmer im 2. Stock. Von hier aus, konnte Jane direkt auf den Freiheitspark sehen.

Jane fühlte sich sofort wohl. Es war eine angenehme Atmosphäre. Sie konnte sich durchaus vorstellen, hier auch längere Zeit zu wohnen.

Durch die massiven Holzläden drang die Sonne nur diffus herein. Obwohl es keine Klimaanlage gab, hielten die dicken Mauern die Hitze draußen.

Die Einrichtung war spartanisch. Ein breites Bett, ein Nachtschränkchen. Ein kleiner Tisch mit einem Stuhl davor. Der schmale Kleiderschrank vervollständigte die Einrichtung. Trotzdem wirkte das Zimmer sehr gemütlich. Es strahlte etwas Vertrautes aus, wie ihr altes Kinderzimmer.

Das Bad sah frisch renoviert aus. Es war sauber und modern. Alles Nötige vorhanden. Jane war zufrieden. Die dralle Hausdame überreichte ihr den Zimmerschlüssel und wünschte ihr einen angenehmen Aufenthalt. Señora Serena zog die Zimmertür hinter sich zu. „Eine nette, junge Frau“, dachte sie bei sich. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie noch nicht, was Jane in Havanna würde durchleiden müssen.

Erschöpft ließ Jane sich aufs Bett sinken. Der lange Flug in der Holzklasse forderte seinen Tribut. Havanna würde sie ab morgen noch genug erleben. Jetzt wollte sie nur noch schlafen.

**********

Die große Hotellobby war eigentlich ein herrlicher Patio. Es gab einen imposanten Springbrunnen, in dem muntere Goldfische schwammen. Vögel sangen in ihren kleinen Bambuskäfigen. Die riesigen Pflanzen erzeugten eine angenehme Frische. Der Fußboden aus grauem Kuba-Marmor unterstützte die Kühle.

Jane war begeistert und beschloss sofort, mindestens vier Wochen auf Kuba zu bleiben. Hier, in diesem wundervollen, alten Hotel.

Sie war in der glücklichen Lage von ihrer Schreiberei leben zu können. Zu Hause, in Ihrem kleinen Appartement, wartete niemand auf sie. Also würde Havanna die nächste Zeit zu ihrer neuen Heimat werden.

Jane hatte bereits herausgefunden, dass die meisten Gäste im „Velasco“ Stammgäste waren. Die Besucher kamen immer wieder hierher zurück oder wohnten sogar dauerhaft in dem Hotel. Sie konnte das voll und ganz verstehen. Das Gebäude selbst und auch die Angestellten waren einfach ein Traum. Die Atmosphäre war einfach nur anheimelnd. Sie fühlte sich hier so wohl, wie noch nie im Urlaub.

Dauergäste waren auch die beiden weißhaarigen Schwestern, jenseits der Siebzig. Die munteren Engländerinnen waren beide mehrmals verwitwet und verbrachten ihren Lebensabend nun gemeinsam in diesem schönen alten Haus, unter der Sonne Kubas.

Diese herrlich schrägen, manchmal sogar sarkastischen, alten Ladys, waren Janes ganze Freude.

Sie konnte immer mit den Damen plaudern und lachen. Sich alles über alle Gäste erzählen lassen. Eine wunderbare neue Quelle der Inspiration für Janes künftige Romane. Die alten Engländerinnen selbst, waren eine Fundgrube für einige schrullige Charaktere. Es war großartig! Jane würde hier so viel Material sammeln können, das neue Buch würde sich quasi von selbst schreiben!

Greta und ihre jüngere Schwester Ella kannten Havanna bestens. Sie waren aber beide inzwischen so eingeschränkt in ihrer Beweglichkeit, dass sie meist den ganzen Tag im Hotel verbrachten und es sich gut gehen ließen. Ihre Augen jedoch waren überall. Beobachteten jedermann argwöhnisch. Jede Bewegung der Angestellten und Gäste wurde stets von zwei aufmerksamen braunen Augenpaaren verfolgt und mit den scharfen Mundwerken kommentiert. Jane traf sich eigentlich immer mit den Damen, wenn sie im Haus war.

Sie durchstreifte aber ebenso gerne die Stadt. Sah sich die alten Gebäude und Sehenswürdigkeiten an.

Auch eine Rumfabrik hatte Jane mit großem Vergnügen besichtigt. Der Havanna-Rum war schließlich legendär. Und die alten Gebäude strahlten zusätzlich Stimmung aus. Am Ende der Besichtigung folgte die Verkostung der verschiedenen „Jahrgänge“. Zwar schüttelte sie sich immer noch, wenn sie puren Rum trank, aber verzichten wollte sie auch nicht. Zum „Trost“ genehmigte sie sich noch einen schmackhaften Bananenlikör. Auch eine Spezialität Kubas.

Den Namen „Indiana Jane“ hatten ihr die Hotelgäste verpasst. Der Grund war, dass sie, sobald sie ins Freie ging, immer einen großen Hut, ähnlich dem, den Harrison Ford in den Indiana-Jones-Filmen getragen hatte, auf ihren Kopf setzte. Sie leistete sich diese kleine Marotte, trotz ihrer noch jugendlichen vierunddreißig Lebensjahre.

Jane hatte keinen Zweifel, dass Greta sich diesen Spitznamen für sie ausgedacht hatte. Das alte Mädchen sprühte geradezu vor schwarzem Humor und komischen Einfällen.

Janes großes Vorbild war der Schriftsteller Ernest Miller Hemingway. Der hatte sein Leben auch in vollen Zügen genossen und manche Marotte gepflegt. Er war genial und verrückt zugleich gewesen.

Freilich war ihre Schreiberei nicht mit den dramatischen und künstlerischen Werken Hemingways zu vergleichen. Jane war eine recht erfolgreiche Krimiautorin für einen großen Taschenbuchverlag. Ihre letzten Krimis „Kalter Mord“ und „Schatten in der Dunkelheit“ waren sogar in den USA und in England erschienen. Außerdem kauften verschiedene Magazine gerne ihre Reiseberichte.

Sie schrieb was sich verkaufte. Dadurch konnte sie sich ihre zahlreichen Reisen finanzieren und ein unabhängiges Leben führen.

Jane wollte sich alles ansehen, was auf Kuba mit dem berühmten Schriftsteller zusammenhing. Die Bars besuchen, in denen Hemingway verkehrt war, stand natürlich auch auf dem Programm. Sie wollte auch das Hotel sehen, in dem er gewohnt hatte. Natürlich interessierte Jane auch seine Finca in San Francisco de Paula. Die frühere Wohnstadt von Hemingway, südöstlich von Havanna, war jetzt ein Museum. Es war die perfekte Gelegenheit, einen kleinen Einblick ins Leben des Nobelpreisträgers zu nehmen.

Am Abend verwandelte sich die Hotellobby in eine Tanzbar. Dann kamen auch Gäste von außerhalb gerne ins Velasco. Die großen Pflanzen wurden von Lampen angestrahlt, was durch das indirekte Licht, eine romantische Atmosphäre schaffte. Jane verbrachte gerne die Abende dort. Sie fühlte sich immer heimischer in Havanna.

Mittelpunkt der Lobby wurde abends die große Bar. Dort wirkte der junge Barkeeper Manuel, der von allen jedoch nur Manu gerufen wurde. Der hübsche Latino hatte immer ein fröhliches Lachen und einen netten Spruch auf den Lippen. Alle mochten ihn gerne. Die Frauen, weil er mit allen flirtete, auch mit den überreifen Damen; die Männer, weil er die Drinks immer reichlich bemaß. Darüber hinaus verstand es Manu auch, alle gängigen Cocktails auswendig und für jeden passend zu mixen. Er warf einen Blick auf den Gast und schob die perfekte Mischung über den Tresen. Es war die optimale Oneman-Show.

Natürlich gab es auch jeden Abend Livemusik. Sobald die Sonne untergegangen war, lief eine kubanische Band auf. Nicht immer die gleiche, aber immer mitreißend und perfekt zum Velasco passend. Die Musik war in etwa wie in den Fünfzigern. Der Zeit, als die Insel noch von reichen Amerikanern überschwemmt gewesen war. Die Zeit, als Fidel Castro noch völlig unbekannt war. Die goldenen, gemütlichen Fünfziger Jahre!

Jane, als halbe Argentinierin, bewunderte Fernandos leidenschaftlichen Tanzstil. Schließlich war auch ihre Mutter eine begnadete Tänzerin. Ihr Vater hatte leider gar keinen Sinn für Rhythmus gehabt. Aber wenn Mama mit Onkel Ramos einen Tango aufs Parkett legte, bebte das Wohnzimmer.

Das Tanzen lag ihm offenbar im Blut. Ob Foxtrott, Merengue, Salsa oder Tango. Jeder, noch so plumpen Tanzpartnerin, vermochte Fernando nie gekannte Eleganz auf dem Parkett zu entlocken. Seine fließenden Bewegungen umschmeichelte die Frauen, wie wertvoller Schmuck.

Der Mann bewegte sich wie ein Torero in der Arena, vollendet. Fernando mochte etwa vierzig bis fünfundvierzig Jahre alt sein. Seine dunklen, ölig glänzenden, Locken waren an den Schläfen schon etwas angegraut, was ihm einen distinguierten Touch gab. Er hatte ein markiges Gesicht mit einem eckigen Kinn. Wenn sein Mund lächelte und das tat er oft, entblößte er große, makellos weiße Zähne. Wie ein Raubtier. Die klassisch griechische Nase passte zu den, wie in Stein gemeißelten Gesichtszügen. Sein Teint war der des Südländers, braungebrannt. Er war etwa Eins-achtzig groß. Größer als die meisten Kubaner.