Industrial Chroniken - Kasachstra Süss - E-Book

Industrial Chroniken E-Book

Kasachstra Süss

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Beschreibung

In einer nicht all zu fernen Zukunft regieren Großkonzerne die Welt. In einer kapitalistischen Gesellschaft ist dabei kein Platz für Umweltschutz und Menschlichkeit. Viele Menschen wissen das dies nicht so weiter gehen kann, jedoch stellt sich nur die Organisation Genesis den üblen Machenschaften der Konzerne in den Weg. Dieses Vorhaben gelingt Anfangs auch hervorragend, jedoch haben sie nicht damit gerechnet dass sie bei einer Frau mit diese Vorgehensweise einen fatalen Fehler begehen. Die junge talentierte Frau hatte ihre Firma von Anfang an aufgebaut, ihr Herz und ihre Seele dort hinein gesteckt und nun wollte man sie ihr rauben. Darauf hin schmiedete sie einen Plan der die Übernahme durch Genesis verhindern sollte. Doch er ging nicht so auf wie sie sich das erhofft hatte und so erlitt sie ein schweres Schicksal, welches sie in einen komaähnlichen Zustand versetzt. 100 Jahre später wurde sie von einem seltsamen Wesen aus ihren tiefen Schlaf geholt und zurück ins Leben gebracht. Diese Wesen erteilte ihr eine Aufgabe, welche die Welt sowie die Menschheit bis auf ihre Grundfesten erschüttern wird.

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Seitenzahl: 310

Veröffentlichungsjahr: 2015

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Inhaltsverzeichnis

Tücken der Liebe ... 3

Geheimwaffe ... 13

In die Enge getrieben ... 24

Erfindergeist ... 34

Langwierige Testreihen ... 48

Ohne Gewissen ... 65

Expansion ... 75

Vertragsbruch ... 82

Böses Erwachen ... 100

24 Stunden ... 113

Kein Entrinnen ... 130

Der Sucht verfallen ... 153

Dr. Emma Ilonoras Tochter ... 165

Enttäuschung ... 172

Team Coon Death ... 192

Strenge Kalkulation ... 203

Eingeständnis ... 211

Überraschung ... 220

Am Ende aller Tage,

am Abgrund der menschlichen Seele,

und am Tiefpunkt der größten Emotionen,

zeigen wir unser wahres Gesicht.

I. Lumina

Tücken der Liebe

Ein heller Strahl, grelles Licht in den Augen, kaum erkennbare Gestalten die auf einen herab sehen. Zumindest schien es so zu sein, während man von einer eisigen Kälte umfasst wird. Man hört die Stimmen die zu einem sprechen, einem jeden Schritt vorhersagen, der gemacht wird. Mit lateinischen Bezeichnungen nur so um sich warfen, denn als Ungelehrter hat man scheinbar Schwierigkeiten den Sprachjargon der Ärzte zu verstehen. Einzig allein das Vertrauen in das Können bringt einen dazu eine Operation zu machen. Oder pure Verzweiflung.

Ilse litt seit ihrer Geburt an einem sehr schweren Seh-

fehler, irgendwie wollten ihre Augen nicht so richtig arbeiten. Einzig unscharfe Konturen konnte sie wahrnehmen - ein Leben wie dieses wünscht man niemanden. Doch auch am dunkelsten Himmel leuchten Sterne. Sterne die Ilse sehr schätzte, mehr als alles andere. Ihre Gabe die sie hatte war, die Komplexität aller Dinge zu begreifen. Selbst in jungen Jahren und trotz der Tatsache das sie nicht richtig sehen konnte, vollbrachte sie außerordentliche Leistungen. Sie war in ihrem Jahrgang Klassenbeste und bestand die Matura bereits 2 Jahre vor dem geplanten Abschluss, da sie die 6 und 7 Klasse übersprang. Ilse hatte auch einen heimlichen Bewunderer, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte. Er saß in der letzten Klasse in der Reihe hinter ihr und teilte mit ihr das Schicksal des intelligenten Außenseiters.

Menschen, die großartiges leisten, haben meist eine Schwäche in zwischenmenschlichen Beziehungen, so auch bei den beiden. Ilse musste mitunter sehr stark unter den Einflüssen ihrer Mitschüler leiden, da sie ungefiltert zu ihr durchdrangen. Der Schein eines lachenden Gesichts war ihr dank ihrer Blindheit genommen und so konnte sie hinter die Fassade blicken, sie wusste immer an wem sie war.

Varius war ein ganz eigener Junge. Er kam aus einer sehr reichen und mächtigen Familie, die Großes von ihren Kindern erwartete. Varius sollte einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten und grandioser Wissenschaftler auf dem medizinischen Gebiet werden und in der Pharmazie einen wichtigen Beitrag leisten. Seine Noten sprachen mehr als dafür, doch hatte er nie wirklich an etwas Anderes gedacht. Sein kaltes Gehabe und Handeln hatte ihm die Sicht auf das Leben geraubt. So kam was kommen musste.

Da kam dieses hochbegabte Mädchen aus der 5. Klasse in seinen Lehrgang. Sie hatte 2 Jahrgänge übersprungen, sah gut aus und hatte diese kühle Art wie er selbst. Ein Idol, eine Person die in seine perfekte Welt passte und noch dazu einen Sinn, ein Gespür für die wahre Natur der Menschen hatte. Da saß sie nun vor ihm in der Reihe, ihr rot-braunes Haar zu einem Zopf gebunden, mit einer Strähne auf der rechten Seite. Eine schwarze kantige Brille im Gesicht, die Ilses strenge Ausstrahlung betonte. Sowie diese karminroten Lippen zu dem blassen Gesicht mit den kleinen rosanen Backen. Sie würdigte Varius kaum eines Blickes und widmete sich dem Unterricht. Ein ganzes Semester lang sah er sie nur so, verfolgte sie mit seinenBlicken. Er spionierte ihr nach und blickte im Pausenraum immer in ihre Richtung.

Doch nie wechselte er ein Wort mit ihr, immer nur diese distanzierte Stille. Nach der Schule wurde er oft abgefangen von anderen Mitschülern, die seine Studien zertrampelten und ihn geschlagen hatten. Immer wieder musste er alles aufsammeln und vieles neu schreiben, doch er sah keinen Sinn darin, sich auf die selbe Stufe wie diese niederen Menschen herab zu lassen. Er begann alles mehrfach ab zu sichern um dem vorzubeugen so gut es eben ging.

Eines Tages jedoch gingen sie zu weit, sie hatten ihm sein geheimstes Projekt entrissen und zerstört. Es sollte ein Geschenk für seine große Liebe sein, ein Serum welches ihr Augenlicht wieder herstellen könnte. Er hatte dafür unzählige Opfer gebracht und nun zerfloss der Erfolg in seinen Händen. Die Phiole war auf den Stufen zerschellt und zertreten

worden. Das Gelächter der Kinder hallte im ganzen Stiegenhaus wider ehe sie das Weite suchten. Mit den Händen hob er die Splitter hoch und sah wie die blaue Flüssigkeit zu Boden lief. Wie das Serum liefen auch die Tränen des Jungen herab. Seine Arbeit, sein Geschenk an Ilse, zerstört für immer, die Hoffnung war ausradiert.

Varius merkte in dem Moment nicht dass ihn jemand anderes beobachtete und lauschte. Er merkte auch nicht, dass von den Treppen herab, jemand mit leisen Schritten zu ihm kam. Er kauerte sich zusammen und lehnte sich mit geschlossenen Augen mit dem Rücken gegen die Wand. Die Schritte stoppten neben ihm und das Mädchen, welches sich ihm genähert hatte, legte ihre Bücher neben ihn auf die Treppe. Sie hockte sich leicht hin und sammelte die Scherben langsam auf, sortierte seine Bücher und legte sie ihm auf die Knie ehe sie aufstand und wieder ging.

Varius wollte sich dafür bedanken, da es das erste Mal war, dass ihm jemand die Sachen zusammen sammelte. Und so öffnete er die Augen um zu sehen wer es war. Doch sein Mund war schneller als seine Gedanken, er rief ihr nach „Warte!“ obwohl er die Gestalt selbst von hinten nur zu gut kannte. Ilse drehte sich langsam um und blickte ihn mit kaltem Blick an ehe sie wieder einige Schritte auf ihn zu machte und zu ihm sprach: „Ja?!“. Varius lief rot an, der Atem stockte ihm bevor er stotternd von sich gab: „ Ich wollte mich nur bedanken, für das was du getan hast!“ Dann versuchte er weg zu laufen um seine Scham zu verbergen, doch da packte ihn etwas an seinem rechten Oberarm und hielt ihn fest. „Ich habe es gerne gemacht. Es ist keine Schande sich für seine Gefühle zu schämen. Du bist recht seltsam, auch für mich, auch weiß ich dass du von mir nicht die Augen lassen kannst und mir immer hinter her schleichst. Deine Füße verraten dich auch wenn ich dich nicht sehe. Wenn du etwas von mir willst brauchst du mich nur zu fragen und nicht ewig alleine dein Dasein zu fristen.“

Mit diesen Worten lies die Hand ihn los und Ilse drehte sich um und ging Richtung Ausgang. Als plötzlich eine Stimme hinter ihr rief: „Willst du morgen mit mir zu Mittag essen?“ Ilse drehte sich um und lächelte zum ersten Mal. „Ja, warum denn nicht!“ Dann ging sie weiter und lies Varius im Stiegenhaus zurück. Er lächelte auch, doch machte er noch dazu einen Freudentanz. Von diesem Tage an hatte sich alles für ihn geändert, er erfuhr zum ersten Mal in seinem Leben was Liebe und Glück ist. Er begann von nun an zu leben mit nur einem Ziel, glücklich mit Ilse zu werden. Varius nahm all sein Wissen zusammen und begann damit das Serum neu her zu stellen. Tagelang verbrachte er damit, Forschungen zu betreiben und Tests durch zu führen. Jede freie Minute, die er nicht in der Schule verbrachte, widmete er seinem Meisterwerk. Es würde seine Abschlussarbeit werden, sein Meisterwerk und ein ebenso großer Beitrag an die Wissenschaft.

Sein Vater beobachtete ihn und half seinem Sohn bei dem schwierigen Unterfangen, indem er ihm die Mittel zur Verfügung stellte. Der Vater sah natürlich in seinem Projekt ein lukratives und gewinnbringendes Unterfangen. Denn wenn er dies als Wundermittel verkaufen konnte, hätte er gegenüber seinen Konkurrenten einen mächtigen Vorteil. Varius hatte jedoch andere Interessen als sein Vater und so geschah es dass das eigentliche Rezept von Varius geheim gehalten wurde. Eine Geheimzutat für Ilse ganz allein, etwas was die Wirkung permanent machen würde. Eine Mischung die ein Auge komplett neu erschaffen könnte und nicht nur den grauen oder grünen Star heilen würde.

Der Tag des Abschlusses rückte immer näher, viele der Maturanten hatten schon den Großteil der Arbeit fertig gestellt und eingereicht. Bis auf jene Schüler die Varius immer geärgert hatten. Sie versuchten ihn zu erpressen, das er ihnen eine Arbeit schreiben solle, doch Varius weigerte sich. Das war ein Dorn in deren Augen, den sie beseitigen wollten. Sie warteten an diesem Tag in einer Seitengasse nahe der Schule um Varius zu überfallen und verprügeln.

Doch sie wussten nicht das Ilse von ihrem Vorhaben Wind bekommen hatte und selbst eine Überraschung für sie parat hatte. Sie begab sich in den 2. Stock und betrat jenes Klassenzimmer, welches die Fenster in genau diese Seitengasse gerichtet hatte. Sie teste ihre Abschlussarbeit gleich an diesen Schlägertypen, ein hochwirksames Serum, welches einen Virus enthielt der mehrere Tage andauert und die Personen in den Wahnsinn treibt. Sie versprühte es mit einem Zerstäuber in der Luft über ihnen, während sie eine Gasmaske trug um nicht selbst Opfer des Mittels zu werden. Als die Tröpfchen auf die Mitschüler herab regneten entwickelte diese bereits nach kürzester Zeit ihre Wirkung. Ilse tänzelte fröhlich davon und lächelte glücklich.

In der darauf folgenden Woche hatten alle ihren Abschluss absolviert und die Matura bestanden - oder eben auch nicht. Am letzten Tag des Semesters gab es einen Schulball, Varius und Ilse gingen gemeinsam hin, sie amüsierten sich vor Ort über die Kollegen und die betrunkenen Kameraden. Plötzlich bat Varius Ilse zu einem Gespräch auf den Balkon des Hauses. Sie folgte ihm an der Hand in das oberste Stockwerk, wo er ihr am Balkon von seinem Geschenk für sie berichtete. Ein Mittel wodurch sie wieder sehen können würde, ein Geschenk nur für sie als Zeichen seiner Liebe. Wenn sie mit ihm ins Labor käme könne er ihr ihren seligsten Wunsch erfüllen.

Ilse war zum ersten Mal in ihrem Leben sprachlos, sie konnte nur ein Nicken von sich geben und so geschah es, das sie die Party verließen und zur Firma von Varius Vater fuhren. Sie eilten durch den Haupteingang. Der Sicherheitsbeamte winkte Varius nur und lies die beiden passieren. Der Lift brachte sie in den 12. Stock des Hauses, wo Varius sein Labor hatte. Er rief 2 von Vaters Angestellten und lies alles für den Eingriff vorbereiten. Ilse stand nur im Raum mit verschränkten Armen um sich etwas zu beruhigen. Doch ihre Anspannung war deutlich sichtbar und so ging Varius langsam auf sie zu, fasste ihre Hand und geleitete Ilse ruhig zum OP-Tisch. Sie setzte sich hin und er kniete sich hin während er ruhig zu ihr sprach. „Dies ist nur ein kleiner Eingriff, es wird dir nichts passieren und es wird schnell vorbei sein. Ich werde nicht von deiner Seite weichen und alles im Auge behalten. Jetzt lehne dich bitte zurück!“ Mit diesen Worten lies sie sich in den Sessel fallen. Auch wenn sie sich unwohl dabei fühlte und etwas angespannt war als ihr Kopf sowie die Gliedmaßen fixiert wurden, lies sie es zu. Sie vertraute Varius.

Er pipettierte 3 Tropfen aus seiner Phiole auf jedes Auge. Mit jedem Tropfen konnte Ilse weniger sehnen und spüren. Es schien als wäre ihr Augenlicht komplett erloschen und sie merkte, wie ihr diese Dunkelheit Angst machte. Keine Sicht, keine Stimme und kein Gefühl in den Augen sowie das bedrückende Gefühl am Kopf. Mit jeder Minute die verging begann ihr Herz noch schneller zu rasen und der Kloß im Hals wurde immer dicker.

Doch dann schien sich etwas an ihren Augen zu verändern, ein deutliches Jucken war zu vernehmen, gefolgt von einem Gefühl welches man nur als Fremdkörper auf dem Auge beschreiben konnte. Da geschah das versprochene Wunder, Varius begann mit einer abgerundeten Pinzette die abgestorbene Haut auf dem Auge ab zu lösen. Ilse sah zum ersten Mal alles ganz genau. Freudentränen liefen ihr über die Wange als sie in Varius Gesicht blickte. Er war ihr Held, ihr Retter, ihre wahre Liebe.

Um so mehr bedrückte sie das was sie nun tun musste. In Varius Gesicht zu blicken, Ihn zu küssen, hatte sie viel zu tief berührt als das sie es einfach so vergessen konnte, doch er stand ihrem Plan nun auch im Wege. Der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort war dies für ihn, als aufstrebende Geschäftsfrau konnte sie sich keine Schwäche leisten. Besonders bei dem was sie vor hatte konnte sie sich vorübergehend keinen Liebhaber leisten und so war sie mehr als in die Enge getrieben. Logisch betrachtet sollte sie ihn eliminieren um das Geheimnis um ihre Augen zu bewahren und jede erdenkliche Schwachstelle auszumerzen. Sie liebte ihn und konnte ihn weder kaltblütig ermorden noch kalt stehen lassen. In Gedanken vertieft verlor sie ihren trügerischen Schein und lieferte Varius ein wahres Bild, ein Bild der Belastung.

Er umarmte sie und fragte Ilse was sie betrübt. Langsam griff sie auf die Ablage wo Varius seine Betäubungsmittel hatte, nach einer Injektion. Zog mit dem Zeigefinger hinterm Rücken die Schutzkappe ab, während ihr die Tränen über die Wangen liefen und sie den Kopf nach links neigte. Varius total verzweifelt wusste nicht was sie hatte und raufte sich durch die Haare. „Was hast du denn? Hast du Schmerzen? Ich wusste ich hätte das Mittel nicht verwenden sollen!“ Genau in dem Moment wo er ihr den Rücken zu drehte, stach ihm Ilse mit der Injektionsnadel in den Hals und schrie „Bitte verzeih mir!“ Mit den Worten sackte er auch schon zusammen und fiel ihr direkt in die Arme.

Tränen überströmt griff sie in ihre Tasche, wo sie ein Mittel versteckt hielt, welches Amnesie verursacht. Sie holte eine kleine Injektion unter der Jacke hervor und stach in das Fläschchen um die Flüssigkeit mit der Spritze auf zu ziehen. Sie drückte die Spritze so lange bis sämtliche Luft entwichen war, danach nahm sie seinen Arm und spritze Varius das Mittel. Einen Abschiedsbrief schrieb sie noch auf ein Blatt Papier bevor sie ihn verließ. Der letzte Kuss, den sie ihm auf die Wange drückte, wird ihr ewig in Erinnerung bleiben, doch er wird sich bei seinem Erwachen nicht mehr daran erinnern.

Sie verließ das Labor und begann ihr eigenes vorher bestimmtes Leben als eine andere Person, denn die schwache und liebenswürdige Ilse hatte nun keinen Platz mehr in der Welt als Geschäftsfrau. Als Varius in seinem Labor aufwachte, fragte er sich was er hier machte und warum er eigentlich hier war. Nur ein schmieriger Zettel in der Hand und ein total verwüstetes Labor. „Mein Herz und meine Seele, ich danke dir für dein Geschenk, es ist bezaubernd, doch sei mir bitte nicht böse, was ich getan habe musste ich tun. Doch wenn die Zeit reif ist werden wir uns wieder begegnen und deine Erinnerung wird wiederkehren!“

Varius saß nur verwundert in seinem Labor mit der Frage im Kopf, was denn eigentlich geschehen war und von wem dieser Brief sei. Doch auch Varius hatte ein Leben, er arbeite weiter für seinen Vater und erlangte einen ausgezeichneten Ruf als Mediziner und Forscher, doch diese Leere in ihm verfolgte ihn täglich, er wusste nicht was ihm genommen wurde. Er wusste nur, das ihm etwas fehlte ...

Geheimwaffe

Die Zeit schritt voran und Ilse veränderte sich, ihre Vergangenheit war unter Schichten von Verdrängung und Verleumdung begraben worden. Dieses nette und schwächliche Mädchen war herangewachsen zu einer selbstbewussten und starken Persönlichkeit. Zumindest schien es die Außenwelt zu glauben - und sie selbst auch. Mit den Jahren steigerte sie sich jedoch immer stärker hinein, begann sich für allmächtig zu halten. Ihre überlegenen Gefühle gegenüber anderen Menschen stiegen ins Unermessliche, sie hielt sich immer mehr für eine Göttin.

Ebenso das veränderte Äußere ihrer selbst schien diese Ansicht zu unterstützen, sie hatte nach dem Eingriff gelbe Augen sowie eine geschlitzte Pupille, also nichts was ein gewöhnlicher Mensch sonst hatte. In ihrem Größenwahn begann sie Überlegungen an zu stellen, die die Weltherrschaft als Ziel hatten. Menschen mit Hilfe von Technik und Pharmazie gefügiger zu machen und zu dominieren.

Viele gescheitere Projekte säumten ihren Weg zum Aufstieg als Geschäftsfrau. Personen mit multiplen Persönlichkeitsstörungen und selbstmörderischen Gedanken waren ein großer Teil ihrer misslungen Kontrollversuche über den Menschen. Ein kalkulierbares Risiko, wie man es gerne im Kapitalismus bezeichnet. Auch wenn sie besonders gut darin war, Unternehmen die rote Zahlen schrieben, wieder auf zu bauen und zur wahren Größe zu bringen, so waren ihre Methoden doch ethisch zumindest bedenklich. Radikale Reformmaßnahmen und massiver Stellenabbau war nur der geringere Teil des Übels welches sie anrichtete. Dabei war ihr Erpressung und Drohung ein wirksames Hilfsmittel, da die meisten Menschen unter Stress leicht Fehler machten und falsche Kompromisse eingingen. Doch hin und wieder stellten sich Menschen in den Weg um sie bei ihrem Vorhaben zu stoppen. Ilse konnte dies weder leiden noch tolerieren.

Doch sie wäre nicht Ilse wenn sie nicht auch für dieses Dilemma eine Lösung hätte, sie ließ ihre Widersacher einfach spurlos verschwinden. Am Anfang ihrer Karriere machte sie es noch selbst, später engagierte sie Personen für diese Arbeit. Alles was Ilse wollte bekam sie auch. Und wenn es ein Teil einer Firma war, dann tat sie auch hier alles nötige um ihr Ziel zu erreichen. Doch in den meisten Fällen hatte sie einen Plan der einem bestimmten Muster zu folgen schien um keine Aufmerksamkeit großer Unternehmensketten auf sich zu ziehen. Sie operierte verdeckt und sah es in der Regel auf kleine Firmen ab, die kurz vor dem Ruin standen.

Wenn Ilse die Branche der Firma noch nicht im Arsenal hatte, richtete sie diese Firma wieder her. Wenn sie jedoch schon ein ähnliches Geschäft hatte zerstückelte sie alles und bot es bei der nächsten Versteigerung an. Jahrelang verbrachte sie Zeit damit sich als Investor im Hintergrund zu halten, bis sie alles für ihren Masterplan beisammen hatte.

Als der Tag herannahte und die Zeit anbrach Farbe zu bekennen, änderte sie ihr Outfit und ihren Stil, sowie ihre Taktik. Sie versteckte ihre Augen nicht mehr hinter einer dunklen Sonnenbrille, sondern beschloss, sie der Welt zu zeigen. Sie trug einen feinen Eyeliner-Strich auf das Oberlied auf und führte die Linie noch etwas weiter als das Auge. Inspiriert wurde sie dabei von den Ägyptern, die ihre Augen ebenso schminkten, da sie von Katzen so angetan waren. Danach betonte sie mit blauem und violetten Lidschatten das Auge.

Die Haare waren nun teilweise geöffnet und liefen wie fließendes Wasser über ihre Schultern, während der andere Teil hinten zu einem Pferdeschwanz gebunden wurde. Das karminrote Haarband passte hervorragend zu ihrem gleichfarbigen Lippenstift. Eine enge Bluse in reinem weiß, die bis zum Kragen zugeknöpft wurde, dazu eine dunkelblaue Jacke mit weißen umgeschlagenen Ärmeln, schien ihrer Meinung nach gut dazu zu passen. Zum Abschluss noch ein knielanger Businessrock in einem dunkelgrau, der einen silbernen Schimmer hatte, und dunkelbraune Stiefeln, das war mehr als angemessen für Ilse.

Dann war da noch der Name, sie brauchte etwas respektvolleres als Ilse, außerdem wollte sie hierbei ebenso mit der Vergangenheit abschließen. In der Geschäftswelt spricht man sich so oder so nur selten mit dem Vornamen an und relevant schien es für Ilse so oder so nicht zu sein. Bei ihren Überlegungen blickte sie geradewegs zufällig in Richtung des Bücherregals ihrer Villa.

Wie wenn es das Schicksal so gewollt hätte, stach ihr dieses eine Buch in die Augen, eine Buch mit der Aufschrift: „Die neue Weltordnung“. Eine Pyramide mit einem Auge darin zierte das Deckblatt und erweckte das Interesse bei Ilse. Sie konnte sich schwer Ilse Schneider nennen, den Namen den ihr ihre unnützen Eltern hinterlassen hatten. Jene Eltern die sie mit 13 im Stich gelassen hatten. Nein, sie wollte keineswegs den Namen als Andenken an sie haben und Schneider war sie so oder so keiner.

Sie schritt auf das Buch zu, nahm es von dem Regal und begann darin zu lesen. Mit großem Interesse und Begeisterung verfolgte sie das Geschehen in dem Buch. Es schien ihr die perfekte Anleitung für ihren Plan zu sein und einen Namen hatte sie nun auch gefunden. Sie ging am darauf folgenden Tag zum Amt in der Stadt um die Namensänderung zu beantragen. Frau Lumina, I. Lumina war der perfekte Name für sie. Als alles erledigt war, konnte sie ihren Masterplan in die Tat umsetzten. Dies war der Anfang einer neuen Zeit, einer neuen Welt.

Lumina vereinte mittlerweile alle Branchen unter einem Dach und nannte ihre Firma „Industrial AG“. Der Hauptsitz der Firma war etwas außerhalb der Stadt erbaut worden, im stillen und geheimen hatte sie alles veranlasst um für diesen einen Tag bereit zu sein. An jedem günstigen Ort in der Stadt hatte sie eine Zweigstelle errichtet um bei der Eröffnung optimale Flächendeckung zu erzielen und den Konkurrenten die Kunden streitig machen zu können. Nun war es soweit - Lumina hielt die Eröffnungsrede, sie hatte ihr Ziel erreicht.

Es dauerte nur ein paar Jahre bis sie sämtliche Firmen und sogar Großkonzerne in ganz Europa übernommen hatte. Doch trotz ihres Erfolgs hatte sie mit Genesis einer Menschenrechtsorganisation enorme Schwierigkeiten, da diese ihr immer größere Hürden in den Weg legten. Und mit Hilfe des Gesetzes und der Staatsgewalt Lumina immer mehr einengten. Doch das größte Hindernis das es zu bewältigen galt war, als Elisabeth, Vorstandssprecherin für Genesis International, die Lumina für geistig krank erklärte und somit einen Aufsichtsrat für die Firma forderte.

Auch wenn Elisabeth vermutlich damit recht hatte, dass Lumina nicht ganz gesund war, war es von Genesis nur ein Schritt um die Vorherrschaft von Industrial zu stoppen. Ein Schritt in ihre sogenannte bessere Zukunft. Dass sie mit dieser Entscheidung eigentlich Lumina richtig in den Wahnsinn getrieben hatten, bedachte zu diesem Zeitpunkt wohl niemand. Lumina fiel ein dass sie vor langer, langer Zeit einen guten Freund hatte, der nicht nur ein Genie war sondern ihr auch das Augenlicht schenkte. Lumina suchte nach ihm und schließlich hatte sie ihn auch gefunden.

Varius saß auf einer Parkbank, verzweifelt und verlassen von der Welt. Sein Vater wurde von Genesis genau so abgesetzt wie Genesis es mit Lumina vor hatte. Varius hatten sie auf Grund seiner Praktiken aus dem Unternehmen geworfen, da sie die Meinung vertraten dass ein Pharmazieunternehmen Medizin und keine Viren herstellen sollte. Auch wenn Lumina versuchte Abstand von ihrer Liebe zu Varius zu nehmen, verfolgte sie trotzdem seine Karriere und seinen Weg im Leben. Nun war es soweit das sie sich wieder begegneten, sie brauchte ihn und er sie.

Lumina schritt auf ihn zu und blieb seitlich neben der Parkbank stehen. Da sah sie ihn, er hatte sich kaum verändert außer dass er mit seinem weißen Laborkittel nun obdachlos auf einer Parkbank saß. Sie beugte sich zu ihm hin und fragte ob hier noch Platz frei wäre. Ein Nicken war seine einzige Antwort, als Zeichen seiner Einwilligung. Sie nahm neben ihm Platz und verschränkte die Arme und blickte absichtlich unauffällig in der Gegend herum, bevor sie zu ihm sprach. „Ein wunderschöner Tag, finden sie nicht?“ Seine Antwort war kühl und trocken. „Na wenn sie das meinen.“ Lumina drehte sich zu ihm und sagte: „Die Blüten blühen doch so schön, nur zu dumm das sie ein Blinder nicht sieht!“

Varius öffnete seine Augen und blickt unverständlich in ihre Richtung, bevor er leicht erzürnt sprach: „Nur weil ich die Augen geschlossen habe und mich die verdammten Blumen nicht interessieren, heisst das nicht gleichzeitig das ich blind bin!“ Sie lächelte stand auf und erwiderte seinen Satz mit folgenden Worten: „Aus welchem Grund denken sie dass ich Blumen meine, Dr. Varius?“ Sie drehte sich um nickte leicht und sprach: „Einen schönen Tag wünsche ich noch!“ Verwundert saß Dr. Varius auf der Parkbank und blickte dieser seltsamen Frau hinterher. Erstaunt über das kurze Gespräch und verwundert über dessen Inhalt.

Die Frage welche ihm durch den Kopf geisterte war, was diese Frau denn damit noch gemeint haben könnte. Kurz in Gedanken vertieft wurde er von etwas kantigen in der rechten Hand herausgerissen. Sein Blick senkte sich und er konnte eine Visitenkarte eines Unternehmens erkennen. Als er sie wendete stand auf der Rückseite eine kurze Botschaft: „Wenn sie ihr Leben ändern wollen kommen sie zu dieser Adresse und fragen sie nach mir!“ Gezeichnet I. Lumina ...

Varius fragte sich kurz was dies zu bedeuten hatte, doch nach kurzer Zeit bereute er seine Unfreundlichkeit zu dieser netten Dame. Er packte seine Sachen, zumindest das was er in einem Schuhkarton neben sich auf der Parkbank hatte. Außer diversen Unterlagen seiner Forschung hatte er nichts bei sich, denn sein Leben lang hatte er in der Firma gewohnt, die ihn nun auf die Straße gesetzt hatte. 2 Nächte hatte er hier draußen verbracht und geschlafen, doch es war bereits Oktober und eine weitere Nacht wollte er hier nicht verbringen.

Die Entscheidung fiel ihm daher nicht schwer, da er so oder so nichts zu verlieren hatte. Das Geld war ihm ebenso ausgegangen und die Firmenkonten waren für ihn unerreichbar, er brauchte Geld und eine Unterkunft. Varius schwor sich, wenn diese Frau ihm diese Zukunft bieten könnte, würde er für sie alles tun was sie von ihm verlangte. Mit dem Regionalbus fuhr er bis zum Firmenhauptsitz. Das Gebäude mit den großen blau-weißen Flaggen und der Pyramide als Logo hatte er schon öfter gesehen, doch nie gewusst was hier eigentlich gemacht wird. Er steig aus dem Bus und ging langsam durch die Haupttür.

Dort angekommen stand er recht unschlüssig im Eingangsbereich, bis die Empfangssekretärin auf ihn zu kam und ihn fragte was er wolle. Varius hielt ihr die Visitenkarte unter die Augen und sagte das er zu diese Person müsse. Die nette Empfangsdame wurde kreidebleich und nickte nur. Das vorige Lächeln war zur Gänze aus ihrem runden Gesicht verschwunden. Varius konnte mehr als gut erkennen das sich ihr ganzer Körper verspannte, während sie hinter dem Schalter verschwand und nach dem Telefonhörer griff. Zittrig gab sie die Nummer ein und ließ es kurz läuten. Dann konnte er hören wie sich eine nette aber eisige Stimme am anderen Ende der Leitung meldete.

Die Empfangsdame war in dem Moment zu einem Eisblock erstarrt, sie schien sichtlich Probleme damit zu haben ihr Anliegen mit zu teilen. Varius bekam nicht viel von dem Gespräch mit nur die abschließenden Worte... „Dann bringen sie ihn bitte zu meinem Büro!“ Vorsichtig legte sie den Hörer ab und seufzte leicht dabei. Dann aber setzte sie wieder ihr Lächeln auf, auch wenn man deutlich merkte das es ein falsches Lächeln war. Sie ging um den Tresen herum, nahm Varius am Arm und sprach mit netter und freundlicher Stimme zu ihm: „Dann bringen wir Sie mal zu Frau Lumina, Sie wartet schon sehnsüchtig auf Sie!“

Genau ab diesem Moment fragte sich Varius ob es wirklich klug war hier her zu kommen, wenn die Mitarbeiter so angespannt sind. Doch irgendwie interessierte es ihn auch brennend, so beschloss er die Assistentin zu fragen. „Entschuldigen Sie meine nette Dame, aber was verunsichert Sie denn so wenn sie an Frau Lumina denken?“ Die Dame erschrak als sie das gefragt wurde und drehte sich zu ihm fragend um. „Merkt man das wirklich so stark?“ Varius nickte lächelnd.

„Nun es ist kompliziert. Sie müssen wissen ich will nicht den Eindruck machen das sie ein schlechter Boss ist, aber es wird gemunkelt das sie ein dunkles Geheimnis hegt, welches sie so erfolgreich machte. Bei dem Gedanken das sie ohne mit der Wimper zu zucken sämtliche Virenpräparate auf unfreiwilligen Probanden austestete und mir befahl die Überreste zu entsorgen, wird mir echt unwohl. Es belastet mich sehr und was mit meinem Vorgänger geschah weis ich auch nicht so wirklich, er war auf einmal weg und ich wurde befördert. Ich will Ihnen keine Angst machen oder ihnen ihr Vorhaben ausreden, doch wenn sie vor haben in Zukunft für unsere Firma zu arbeiten sollten sie auf alles gefasst sein.“

Nach diesem Gespräch standen sie vor einer Tür im obersten Stockwerk und die Assistentin klopfte an die Tür. Eine Stimme im inneren des Raumes sprach: „Herein bitte!“ Lumina saß hinter einem gläsernen Tisch, im Rücken eine gigantische Glasfront aus Fenstern. Sie fuhr mit einem Stift über die Glasfläche des Tisches, Varius fragte sich was sie da machte, doch bei genaueren Betrachten erkannte Varius dass der Tisch ein gigantisches Display war.

Dann war da noch eine Praktikantin, die die Dokumente schweißgebadet sortierte. Jedes mal wenn sie nicht spurte oder aus dem Fenster sah anstatt zu arbeiten sprach Lumina mit ihr in einem kalten und herzlosen Ton: „Ich sehe was du machst auch wenn ich gerade arbeite, also mach es gewissenhaft! Wenn nicht, weißt du was dich erwartet!“ Ohne den Blick zu heben sprach sie mit ihrer Assistentin: „Danke das du Varius herauf gebracht hast, du kannst gehen und nimm diese unnütze Praktikantin mit. Geh mit ihr in den Gemeinschaftsraum und macht Pause .... aber keinen Kaffee davon kriegt ihr Herzrasen und ich Kopfschmerzen!“

So wie sie es anordnete geschah es, die Assistentin nahm die Praktikantin an der Hand, wünschte Varius Glück und verließ den Raum. Lumina legte den Stift nieder und stand auf, sie ging zu der Kaffeemaschine und drückte sich einen Espresso runter, ehe sie mit Varius ein Gespräch begann. „Dr. Varius sie sind zu mir gekommen, weil ich Ihnen das bieten kann was sie verloren haben. Eine stabile Lebenslage und eine Bestimmung, ich kann Ihnen das alles bieten aber was können sie mir dafür geben?“ Varius stellte seine Akten ab und zuckte mit den Schultern, doch das einzige was ihm gerade in dem Sinn kam war eine dumme Frage zu stellen.

„Ich dachte sie bekommen vom Kaffee Kopfschmerzen, aus welchem Grund trinken sie Ihn dann!“ Sie spuckte den Kaffee aus und begann herzhaft aber auch irgendwie kalt zu lachen. Dann stellte sie die Tasse auf ihren Tisch und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. Lumina schlenderte um den Tisch, langsam auf Ihn zu. Neben Ihm blieb sie stehen, drehte den Kopf zu Ihm und blickte Ihn über die kalte Schulter an. „Sie gefallen mir, stellen witzige Fragen und haben Talent einem den Tag zu versüßen. Die Damen sind in meiner Gegenwart immer nervös, weil sie wissen das ich Loyalität und Gewissenhaftigkeit verlange, Verräter und inkompetente Mitarbeiter werden sehr hart bestraft. Kaffee löst bei Ihnen einen unkontrollierbaren Effekt aus, es kommt zum Kreislaufzusammenbruch und das bereitet mir Kopfschmerzen.“

Sie hob die eine Augenbraue und lächelt ihn an, ehe sie danach an der Schalttafel hinter ihm den Reinigungsdienst anforderte. Sie sprach kurz mit einen Servicemitarbeiter und ging dann wieder zu ihrem Schreibtisch. Dort lehnte sie sich in den Stuhl, stütze die Arme auf den Tisch und fragte Varius was er ihr bieten könne. Varius zierte sich, doch in Anbetracht der Tatsache das sie Gehorsam und uneingeschränkte Loyalität verlangte, sowie dass sie mehr als einen skrupellosen Eindruck machte erzählte er ihr von seiner Virenforschung.

„Ich wurde aus meiner Firma geworfen weil ich illegale Virenforschung betrieb. Eine Forschung die tief in die Psyche und Verhaltensmuster der Menschen eingreift. Es verstößt gegen sämtliche Gesetze und Menschenrechte. Meinem Vater war das egal, aber Genesis nicht und sie haben die Firma unterwandert und uns beide gekündigt. Meine Existenz wurde an diesem Tag in Grund und Boden gestampft. Wenn ich es nur könnte würde ich alles tun um mich an Ihnen zu rächen. Sie haben mir meinen Vater und meine Zukunft genommen, das kann und werde ich Ihnen nicht verzeihen.“

Varius merkte nicht dass Lumina lächelte, sie sah in ihm das was ihr gefehlt hatte, einen Partner, eine ultimative Waffe, da sprach sie zu ihm mit teuflisch verlockender Stimme: „ Ich mache dir ein Angebot welches du unmöglich ausschlagen kannst! Ich gebe dir alles für deine Forschung, denn ich habe großes Interesse daran und du kannst hier wohnen. Im Gegenzug verlange ich nur dass du mir einen kleinen Gefallen tust und mir ewige Loyalität schwörst. Solltest du diese brechen wirst du mit deinem Leben bezahlen!“ Sie schob das Papier über den Tisch und zwinkerte Varius zu, jetzt da sie wusste das er bereit war alles zu tun, war sie auf der sicheren Seite. In seiner Verzweiflung nahm er den Stift und besiegelte damit sein Schicksal.

Als er unterschrieben hatte öffnete sie auf ihrem Display das Fenster wo ein Plan für ein Projekt beschrieben war. Sie drehte es um sodass Varius es sehen konnte, er war der einzige dem sie diese Projekt anvertrauen konnte. Er hatte sie damals gerettet, er würde es wieder machen. Lumina blickte Ihn an und sprach: „Ich möchte dass du das für mich baust!“ Varius blickte auf das Display lächelte und sprach: „Nichts leichter als das!“ Die beiden blickten einander an und wussten das sie einander mehr als nur verstehen. Lumina benötigte diese Geheimwaffe um Genesis einen Strich durch die Rechnung zu machen. Sie hatte ein Ass im Ärmel und nur Varius wusste davon, scheitern war hiermit ausgeschlossen ....

In die Enge getrieben

In den darauf folgenden Monaten konnte Genesis den Beschluss für einen Aufsichtsrat in Luminas Firma durchsetzen. Elisabeth, die Vorsitzende von Genesis ging sogar einen Schritt weiter, dass sie sogar ihre eigenen Leute in das Unternehmen einschleuste. Sie wollte alles daran setzen dass sie Lumina in ihrer Handlungsweise einengte, denn was sie in den letzten Jahren aufgebaut hatte war eine unglaubliche Macht.

In vielen Branchen hatte sie einen Monopolstatus erreicht und konnte somit den Preis am Markt diktieren, der Bevölkerung Güter vorenthalten oder bis zu einem gewissen Grad aufzwingen. Dieser Umstand machte sie zu einer der mächtigsten Personen in Europa und wenn Genesis die Kontrolle über sie, sowie im weiteren Sinne über das Unternehmen bekommen könnte, hätten sie Mittel und Wege ihre Ideale an die Außenwelt weiter zu geben.

Denn zur Zeit war Genesis eine kleine Gruppe von Aktivisten die sich um Umwelt und Menschen sorgte. Ihre Macht auf die Industrie und Konzerne war verschwindend gering. Raubbau an der Natur, sowie die Ausnutzung von Ressourcen und Menschen lagen an der Tagesordnung. Schleichend und nur mit enormen Nachdruck, konnte dem Ganzen - der Genesis Meinung nach überfällige - Einhalt geboten werden.

Elisabeth sah aber das mit einem Machtpotenzial von einer Unternehmenskette wie Lumina sie geschaffen hatte, den nötigen Antrieb den Genesis brauchte. Sie hatte einfach das Ziel eine gesunde und freie Welt zu schaffen. Da sie es jedoch nicht aus eigener Kraft schaffen konnte nahm sie Industrial AG als öffentliche Zielscheibe. Sie suchte nach Schwachstellen im System und eine Möglichkeit I. Lumina an den Pranger zu stellen. Dies war ihr schlussendlich auch gelungen als der Beschluss kam, dass Lumina einen unabhängigen Aufsichtsrat einführen musste. Doch Elisabeth hatte die Rechnung ohne Lumina gemacht, denn sie wusste schon viel früher über das Vorhaben von Genesis und ihrer Lakaien bescheid, sie hatte Zeit genug gehabt um einen Notfallplan zu erstellen.

Am 30. Tag nachdem der Aufsichtsrat Lumina untergeschoben wurde, sollte ihre Kündigung beschlossen werden. Jedoch hatte Lumina das nötige Druckmittel parat, angefertigt von Varius persönlich, befand es sich in ihrer Hand. Lumina hatte ihn ebenso vor der Versammlung in Sicherheit gebracht, dass er nicht unter Druck gesetzt werden konnte oder gar etwas über Luminas Plan ausplaudern könnte.

Da hatte sich nun der ganze Aufsichtsrat versammelt und wartete mit einem schelmischen Lächeln auf sie. Langsam öffnete sie die Glastür des Raumes, schritt auf das Ende des gläsernen Tisches zu und nahm am Kopf des Tisches platz. Sie stütze ihre Arme auf die Tischplatte, beugte sich langsam vor und sprach zum Aufsichtsrat: „Ich weis warum sie sich heute hier versammelt haben, also machen sie es kurz!“ Der grauhaarige ältere Mann, der schräg gegen über gesessen hatte stand auf und räusperte sich, ehe er mit der Hand über die Tischkante fuhr, um über dessen Display das Formular an Lumina zu schicken. Dann sprach er zu ihr: „Sie dürfen das nicht persönlich nehmen aber wir müssen sie aus wirtschaftlichen Gründen leider entlassen. Auch entsprechen ihre Praktiken nicht ganz unserem Zielen ....“

Mit diesen Worten flimmerte die Oberfläche des Displays, sowie die Lampen, bis schließlich alle Systeme ausfielen. Lumina begann zu lachen, es war ein grausames und furchterregendes Gelächter, welches einem Nadeln in den Rücken jagte. Sie legte eine Hand über die Tischfläche bevor sie aufstand und die Arme hinter dem Rücken verschränkte. Dann herrschte abrupt Stille im Raum und alle saßen im Raum als wären sie zu Eis erstarrt.

Lumina hatte ihnen den Rücken zugedreht und starrte aus dem Fenster. „ihr Narren, habt ihr gedacht ihr könnt mich einfach entmachten? Mich einfach auf die Straße setzten wie ihr es unzählige Jahre bei andern Firmen praktiziert habt? Nein nein, ich weiss wer ihr seid und für wen ihr wirklich arbeitet, doch denkt nicht ich würde Genesis diesen Triumph gönnen. Ich habe Jahre damit verbracht meine Karriere bis zum Höhepunkt zu bringen und mein Unternehmen auf zu bauen. Da lasse ich es mir nicht von Ökoterroristen einfach so aus den Händen reisen. Mein Unternehmen ist ein Teil von mir und das meine ich wortwörtlich! Wenn meine Vitalzeichen erlöschen, dann werde ich alle mit mir in den Tod reißen. Es wird eine große Explosion geben und ihr alle werdet unter einem Haufen Schutt und Asche begraben. Außerdem bin ich die einzige Person mit den Zugangscodes dieser Firma, ohne meinen Befehl öffnet sich hier keine Tür!“