Infinity Falling - Change My Mind - Sarah Sprinz - E-Book

Infinity Falling - Change My Mind E-Book

Sarah Sprinz

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Beschreibung

Die neue Reihe der Autorin des Bestsellers DUNBRIDGE ACADEMY

Nicht nur am Set des Blockbusters Infinity Falling fliegen zwischen Holly Triano und Ruben Belton die Fetzen. Auch bei allen anderen Anlässen, zu denen die Manager ihre Schützlinge Aven Amenta und Hayes Chamberlain begleiten, kriegen sie sich in die Haare. Schließlich sind sie erbitterte Rivalen in einer Welt, in der man nichts geschenkt bekommt. Davon kann Holly als junge Inhaberin einer Agentur in einer männerdominierten Branche ein Lied singen - anders als Ruben, Sohn eines einflussreichen Medienunternehmers, dem allein sein Nachname alle Türen in der Branche geöffnet hat. Doch zwischen Dreharbeiten, Events und Networking merken die beiden bald, dass sie gar nicht so verschieden sind wie gedacht. Aber als Konkurrenten ist eine Beziehung zwischen ihnen undenkbar - oder?

Willkommen am Set von INFINITY FALLING!

Band 2 der neuen Serie von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Sarah Sprinz

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Seitenzahl: 579

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INHALT

Titel

Zu diesem Buch

Leser:innenhinweis

Widmung

Playlist

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

43. Kapitel

44. Kapitel

45. Kapitel

46. Kapitel

47. Kapitel

Danksagung

Die Autorin

Die Romane von Sarah Sprinz bei LYX

Impressum

SARAH SPRINZ

Infinity Falling

CHANGE MY MIND

Roman

ZU DIESEM BUCH

Nicht nur am Set des Blockbusters Infinity Falling fliegen zwischen Holly Triano und Ruben Belton die Fetzen. Auch bei allen anderen Anlässen, zu denen die Manager ihre Schützlinge Aven Amenta und Hayes Chamberlain begleiten, kriegen sie sich in die Haare. Schließlich sind sie erbitterte Rivalen in einer Welt, in der man nichts geschenkt bekommt. Davon kann Holly als junge Inhaberin einer Agentur in einer männerdominierten Branche ein Lied singen – anders als Ruben, Sohn eines einflussreichen Medienunternehmers, dem allein sein Nachname alle Türen öffnet. Doch nach einem verbotenen Kuss auf der Met Gala ändert sich alles zwischen ihnen – und gleichzeitig nichts, denn sie sind sich einig, dass so etwas nie wieder vorkommen darf. Wie schwer es wird, diesen Vorsatz zu befolgen, stellt sich erst nach der Rückkehr zum Set heraus, denn ihre Anziehungskraft wächst unaufhaltsam. Zwischen Dreharbeiten, Events und Networking merken die beiden bald, dass sie gar nicht so verschieden sind wie gedacht. Aber als Konkurrenten ist eine Beziehung zwischen ihnen undenkbar – oder?

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält Elemente, die triggern können.

Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Sarah und euer LYX-Verlag

Für alle, die den schwersten Schritt

bereits gegangen sind.

Und für alle, die sich gerade

auf ihn vorbereiten.

PLAYLIST

the man – taylor swift

norman fucking rockwell – lana del rey

written all over your face – louis tomlinson

emails i can’t send – sabrina carpenter

nobody gets me – sza

icu – phoebe bridgers

looking for america – lana del rey

the archer – taylor swift

i just want a lover – noah cyrus

nda – billie eilish

is there someone else? – the weeknd

lips on you – maroon 5

i don’t wanna live forever – zayn & taylor swift

wildest dreams (taylor’s version) – taylor swift

west coast – lana del rey

safe from heartbreak (if you never fall in love) – wolf alice

this is what the drugs are for – gracie abrams

can’t pretend – tom odell

london is lonely – holly humberstone

you’re on your own, kid – taylor swift

difficult – gracie abrams

london boy – taylor swift

about you – the 1975

i can see you (taylor’s version) (from the vault) – taylor swift

NEW YORK CITY

Met Gala

»So, das hat doch ganz hervorragend geklappt«, sagte Ruben Belton, als Aven und Hayes zwischen den Marmorsäulen in den Museumsflügel geführt wurden, der nur noch für die Geladenen der Gala zugänglich war. Dort drinnen, im Glassaal neben dem Tempel von Dendur, fand das offizielle Dinner unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Und das bedeutete nicht nur keine Presse, sondern auch keine eigene Security, Assistenz oder Begleitung durch das Management für die beiden.

»Ja, fantastisch«, murmelte ich und folgte dem Mitarbeiter, der uns den Weg in den Südflügel wies, wo den Teams Räumlichkeiten bereitgestellt wurden, die für Kleiderwechsel genutzt werden konnten. Es war ein nerviges Konzept, und ich fühlte mich nicht wohl dabei, Aven allein zu lassen. Das hier war schwierig für sie, insbesondere nach dem, was beim letzten Mal in New York geschehen war. Gerade eben, nachdem sie den roten Teppich an Hayes’ Seite hinter sich gebracht hatte, während ich bereits dabei war, am Handy tmz auf Pressefotos zu checken, hatte ich kurz befürchtet, dass sie jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.

»Gut«, sagte Ruben, als das Stylingteam die Kleidersäcke und Make-up-Utensilien abgelegt hatte und wir zurück in den Eingangsbereich gingen. »Wie lautet der Plan?«

»Welcher Plan?«, fragte ich und sah auf mein Handy.

»Fahren wir zurück ins Hotel, oder warten wir irgendwo in der Nähe?«

Jetzt hob ich den Kopf.

»Wir fahren nirgendwohin«, entgegnete ich.

»Das hier dauert höchstwahrscheinlich Stunden.«

»Ja, Überraschung. Dieser Job kommt nun mal nicht mit frühem Feierabend daher.«

»Ach, was Sie nicht sagen.« Er sah sich um und schob die Hände in die Taschen seiner schwarzen Anzughose. Es nervte mich, wie gut er heute Abend aussah. Und dass mir das überhaupt auffiel, nervte mich noch viel mehr.

»Aber wenn Sie sich verpissen wollen, nur zu«, fuhr ich fort. »Ich jedenfalls habe Aven versprochen, vor Ort zu bleiben, für den Fall, dass etwas sein sollte und sie mich braucht.«

Er musterte mich mit diesem arroganten Gesichtsausdruck, der mich rasend machte. »Sie heldenhafte Person.«

»Es ist nicht heldenhaft, den eigenen Job ernst zu nehmen«, erklärte ich. »Sondern …«

»Das bloße Minimum«, führte er meinen Satz zu Ende. »Ms Triano, bald kann ich jeden Ihrer Sprüche auswendig. Macht uns das schon zu Freunden?«

»Es macht uns zu gar nichts. Aber ich bin um Avens Sicherheit besorgt, daher werde ich bleiben.«

Ruben Beltons braune Augen blitzten herausfordernd. »Verstehe. Nun, da ich das weiß, kann ich ja aufhören, meinen Job auf die leichte Schulter zu nehmen.«

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. »Besser wäre es.«

»Weil ich außerdem ein guter Freund bin, leiste ich Ihnen selbstverständlich Gesellschaft, während Sie Ihre Arbeit so vorbildlich erledigen, wie ich es niemals könnte.«

»Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung«, grummelte ich und warf einen Blick zu der breiten Steintreppe, die zum umlaufenden Balkon führte, der sich einmal um die gesamte Eingangshalle zog. »Ich werde also hier oben warten, um die Lage überblicken zu können. Was Sie tun, geht mich nichts an.«

»Ich werde Ihnen unauffällig folgen«, erklärte er nach einem Blick in die Great Hall, wo es von Menschen wimmelte.

»Etwas Schöneres könnte ich mir kaum vorstellen«, murmelte ich voller Ironie.

»Das dachte ich mir bereits.«

Ich setzte den Fuß auf die erste Treppenstufe, und Ruben Belton wagte es tatsächlich, mir den Arm anzubieten, als wäre ich nicht in der Lage, die Stufen in meinen Schuhen zu erklimmen. Allerdings waren die Absätze wirklich hoch und die glatten Marmorstufen ziemlich ausgetreten. Ich strauchelte für einen winzigen Augenblick, und weil das Geländer leider zu weit weg war, griff ich nach seinem Arm. Vorhin, als Aven und Hayes auf den Stufen des roten Teppichs vor den Kameras posiert hatten, war mir diese Geste zwischen ihnen aufmerksam und fürsorglich vorgekommen, jetzt fühlte sie sich an wie eine Demütigung. Da waren zwei Schichten Stoff zwischen uns, Rubens dämliches Jackett und ein mit Sicherheit maßgeschneidertes weißes Hemd, unter dem ich die Muskeln seines Unterarms ertasten konnte. Meine Handfläche fühlte sich trotzdem an, als würde sie verglühen. Oben angekommen ließ ich sofort los.

»Bitte, gern geschehen, nicht der Rede wert, Ms Triano.« Er zog den Arm zurück und folgte mir. Auf den bitterbösen Blick, den ich ihm zuwarf, reagierte er nur mit einem Augenrollen, aber an seinen Mundwinkeln zuckte ein Schmunzeln, für das ich ihn hasste.

»Ich habe Ihre Hilfe nicht benötigt«, sagte ich steif.

»Klar, weiß ich doch. Sie hätten die Treppe auch allein in diesen mörderischen Schuhen anmutig und elfengleich erklommen. Dennoch wollte ich lieber sichergehen, dass Aven auf eine Managerin ohne gebrochene Beine zählen kann, wenn sie später wieder da rauskommt.«

»Seit wann sind Sie denn so überaus aufmerksam?«, erkundigte ich mich.

»Bin ich schon immer.« Er zuckte mit den Schultern. »Das haben Sie nur nie bemerkt, weil Sie zu beschäftigt waren, mich zu verabscheuen.«

»Das muss es wohl sein.«

»Wissen Sie, wie viel produktiver wir miteinander arbeiten würden, wenn Sie damit aufhören könnten?« Er konnte es einfach nicht lassen.

Ich musterte ihn. »Mr Belton, es gehören immer zwei dazu, finden Sie nicht?«

»Dabei sind wir doch so ein hervorragendes Team.« Er seufzte und warf mir einen kurzen Blick zu. »Entspannt, flexibel und spontan. Vor allem Sie.«

Ich lachte auf. »Etwas zu entspannt für meinen Geschmack.«

»Hatten Sie mal ein Haustier?«

»Bitte?« Seine Frage erwischte mich unvorbereitet.

»Hatten Sie? Na los, sagen Sie schon.«

»Nein«, entgegnete ich. »Und ich wüsste nicht, warum das relevant sein sollte.«

»Es hätte Sie gelehrt, dass sich diese ständige Grundanspannung auch auf das Wohlbefinden Ihrer Schäfchen überträgt. Vielleicht wäre Aven heute besser gelaunt, wenn sie spüren würde, dass Sie alles im Griff haben.«

»Ich habe alles im Griff«, entfuhr es mir.

»Ja, dann ist doch alles wunderbar«, spottete er.

»Gott, Sie machen mich wahnsinnig.« Ich wandte mich ab. »Es ist wahrlich kein Wunder, dass kaum jemand in der Branche mit Ihrer Art zurechtkommt.«

Er antwortete nicht sofort. »Soweit ich weiß, sind Sie die Einzige, die ein Problem mit mir hat.« Er blieb in der Nähe der Wand stehen, während ich zur Balustrade ging, um einen Blick hinabzuwerfen. Das Stimmengewirr und Lachen der anderen Anwesenden hallte an den hohen Marmorwänden wider.

»Oh, ich wüsste da noch ein paar Leute«, erklärte ich, ohne ihn anzusehen. »Jedoch ist es nicht in meinem Interesse, meine Kolleginnen und Kollegen gegeneinander auszuspielen. Womöglich schwer nachvollziehbar für Sie.«

Seine Augen funkelten warnend, als ich doch in seine Richtung blickte. »Wenn Sie mir etwas zu sagen haben, sagen Sie es einfach.«

»Ich denke, Sie wissen, wovon ich rede.« Er stieß ein freudloses Lachen aus. Für mich Bestätigung genug, dass er im Bilde war über den Ruf, der ihm vorauseilte. »Oder gibt es einen anderen Grund, warum Sie sich hier oben verstecken?«

»Es war Ihr Vorschlag, hier hinaufzugehen.«

»Stimmt. Sie wären ja am liebsten ganz abgehauen. Befürchten Sie die Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen Sie es sich verscherzt haben? Eine durchaus berechtigte Sorge, wenn Sie mich fragen.«

»Zum Glück habe ich Sie nicht gefragt.« Er richtete seinen Krawattenknoten, ohne die Miene zu verziehen. »Aber angenommen, ich hätte mich danach erkundigt: Mit wem außer Ihnen sollte ich es mir verscherzt haben?«

»Ich weiß es nicht.« Ich drehte mich wieder zu ihm um. »Vielleicht mit all denjenigen, denen Sie die Klientel geklaut haben?«

Der belustigte Zug um seine Lippen verschwand. »Was wissen Sie schon?« Dass er bei diesem Thema nicht zu Späßen aufgelegt war, hatte ich bereits vor einer Weile bemerkt. Da waren wir also schon zwei.

»Nicht allzu viel, das stimmt«, meinte ich frostig. »Ich habe schließlich noch nie jemanden abgeworben. Zu mir kommen sie freiwillig.«

Ich spürte seinen Blick auf mir, unergründlich und schwer. »Was Sie nicht sagen.«

»Ja, das ist der Vorteil, wenn man einen Charakter besitzt«, fuhr ich fort, weil es mir sicherer vorkam, weiterzureden, anstatt so von ihm angesehen zu werden. »Aber den brauchen Sie ja nicht, hab ich recht? Ihr Nachname reicht völlig, um zu bekommen, was Sie wollen.«

Nun stieß er ein genervtes Stöhnen aus. »Sie sind wirklich wie eine hängengebliebene Schallplatte, hat Ihnen das schon mal jemand gesagt?«

Ich entschied mich, seine Worte zu ignorieren. »Nur deswegen haben Sie auch das Penthouse im Fairmont für Hayes bekommen, hab ich recht?«

»Spielt das eine Rolle?«

»Das tut es. Man hatte mir am Telefon ausdrücklich gesagt, dass es nicht mehr verfügbar sei. Das war Wochen, bevor die Rolle mit Hayes besetzt wurde.«

»Tja, mir hatte man etwas anderes gesagt. Soll ich mich dafür nun entschuldigen?«

»Angebracht wäre es allemal. Aber kann wohl nicht jeder das Glück haben, die Nachnamen-Karte auszuspielen, um zu bekommen, was man will.«

»Das hatte damit nichts zu tun.«

»Ruben, verarschen kann ich mich allein«, entfuhr es mir.

Sein Blick verdunkelte sich, warmes Licht lag auf seinem Gesicht. »Ruben?«, wiederholte er nach einem Moment. »Ich dachte, wir werden uns nicht beim Vornamen nennen?«

»Werden wir auch nicht.«

»Verstehe.« Er legte eine kurze Pause ein. »Holly.«

Himmel. Mit seinem furchtbaren britischen Akzent klang mein Name wie das reinste Gebet. Ich verfluchte die Gänsehaut, die mich überfiel. »Gott, lassen Sie das.«

»Sie haben damit angefangen. Und überhaupt, streiten wir jetzt wirklich wegen eines lächerlichen Penthouses? Aven und Hayes wohnen sowieso so gut wie gemeinsam darin.«

»Und genau das ist Teil des Problems«, erinnerte ich ihn.

»Das Problem sind Sie«, widersprach er. Der neckende Unterton war aus seiner Stimme verschwunden. »So langsam frage ich mich, ob Sie den beiden das Glück nicht gönnen.«

»Glück?« Ich lachte auf. »Ist das also Glück, wenn Sie das Haus nicht mehr verlassen können, weil draußen die Fans in Scharen campen?«

»Es ist Glück, wenn man jemanden an seiner Seite hat, der versteht, wie sich das anfühlen muss.«

»Na dann kann Aven sich ja wirklich ausgesprochen glücklich schätzen.«

»Gott, Sie sind bitter.« Er schüttelte leicht den Kopf. »Und wo wir eben von Charakter sprachen: Es ist kein schöner Zug, anderen etwas zu missgönnen, nur weil man selbst einsam und unglücklich ist.«

»Ich bin nicht einsam und unglücklich.«

Seine Mundwinkel zuckten, ich machte einen warnenden Schritt auf ihn zu. Dieser Arsch. Das war mein wunder Punkt, und er hatte ihn nicht nur erraten, er legte, ohne zu zögern, den Finger in die Wunde.

»Ach nein?« Ruben stand vor mir, einen Kopf größer, und ich verabscheute, dass ich trotz meiner hohen Schuhe zu ihm aufblicken musste. Ich verabscheute alles an diesem Mann. Sein herablassendes Schmunzeln, seine tiefbraunen Augen, die mich verspotteten, seinen dunklen Geruch, der mir wieder in die Nase stieg, seine lässige Präsenz und all die widersprüchlichen Dinge, die er mich fühlen ließ. Seine Anwesenheit, die ich in jedem Raum instinktiv wahrnahm, seine Stimme, die in meinem ganzen Körper vibrierte, und das Ziehen in meiner Brust, wenn ich abends in meinem Bett lag und wusste, er war nur ein paar Türen entfernt. Einsam und schätzungsweise unglücklich. Genau wie ich. Wir waren es seit Wochen, direkt voreinander, warum also waren wir es nicht ein Weilchen gemeinsam?

Er fragte sich das auch. Ich wusste das, als sein amüsiertes Lächeln erstarb und sein Kehlkopf hüpfte, während er schluckte. Letztendlich war schwer zu sagen, wer sich zuerst bewegt hatte. Wer von uns agierte und wer reagierte, als wir wirklich aufeinanderstießen, so als hätte sich das nicht längst angebahnt. Als wäre das hier nicht die natürliche Fortsetzung dessen, was sich in den letzten Wochen unaufhaltsam zwischen uns angestaut hatte. Die ganze wütende Energie und der Frust, der sich nun mit einem Donnerschlag zwischen uns entlud. Ein Kuss, der mir den Atem raubte, mich meinen Namen vergessen ließ und den Boden unter meinen Füßen zum Beben brachte. Wütend und tief, mit Zähnen und voller Verlangen. Sein Mund war weich und fähig, seine Zunge geschmeidig und heiß. Um Gottes willen, seine Zunge. Er kippte meinen Kopf zu sich, hielt mein Gesicht in seinen Händen. Meine Lider fielen zu, als er ganz leicht mit den Lippen über meine Haut strich.

»Ich hasse dich«, keuchte ich und grub die Finger fester in seine Haare.

»Ich weiß.« Er zog mich näher, mit einem festen Ruck an seinen Körper. »Soll ich also aufhören?«

Was für eine überaus dumme Frage.

Ich blinzelte. »Nein.«

Gut. Ich las es in seinen Augen, ich spürte, wie er mir das Wort auf die Lippen schrieb. Ich küsste Ruben Belton während der Met Gala im Schutz einer Marmorsäule, sein warmer Körper an meinem, seine großen Hände an meinem Gesicht, und alles daran fühlte sich verboten an. Verboten und viel zu gut. Noch so viel besser als in meiner Vorstellung.

Stunden später, wenn wir Aven und Hayes nach ihrer ersten Metin Empfang nehmen, an der Presse und den Fans vorbei eskortieren würden, ich seinetwegen abgelenkt und unachtsam sein würde, so abgelenkt, dass mir in der Hektik draußen nicht auffiel, dass dieses Mädchen in ihrem Wagen saß, würde ich das hier mit Ruben Belton bitter bereuen. Ich würde mich zwingen, die Nerven zu bewahren, um Aven zu beruhigen, ich würde im Hotelzimmer an ihrer Seite sein, während sie ihre bislang heftigste Panikattacke durchlebte, obwohl das Schlimmste gerade noch verhindert worden war, ich würde nur daran denken können, was alles hätte passieren können. Dass ich mein Versprechen gebrochen und auf ganzer Linie versagt hatte. Erneut. Ich würde mir schwören, dass ich nie wieder so unprofessionell sein und mich von meinen kindischen Emotionen leiten lassen würde. Ich würde schließlich doch die Fassung verlieren, ich würde herumschreien, mit Ruben im Nebenzimmer streiten, in meiner Überforderung furchtbar verletzende Dinge sagen, unfair sein, ihn den gesamten Flug von New York nach Heathrow nicht mehr ansehen können, und dann, in London, im Wagen auf dem Weg von Hayes’ Haus in die Innenstadt würde ich Ruben Belton wissen lassen, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe. Und er, er würde mir zustimmen, ohne zu diskutieren.

Jedoch jetzt gerade, in genau diesem Augenblick, bereute ich gar nichts. Ich wollte ihn, ich bekam ihn, und ich genoss ihn, diesen Kuss, der meinen Untergang besiegeln würde.

1. KAPITEL

Holly

Los Angeles im August war die Hölle – und das auch ganz ohne Ruben Beltons Anwesenheit. In diesen Genuss würde ich schließlich erst wieder in ein paar Tagen kommen, wenn ich Hollywood hinter mir lassen und Aven für die Infinity-Falling-Dreharbeiten nach Vancouver begleiten würde. Das hier war meine Schonfrist. Die letzten Ruben-Belton-freien Tage, bevor der ganze Wahnsinn von vorn begann. Ich sah also besser zu, dass ich sie genoss.

Nein, Haz ist nicht dabei. Das hatte Aven vorgestern gesagt, als wir über das Preproduction-Event gesprochen hatten, das von Aroda in den Filmstudios in West-Hollywood ausgerichtet wurde. Sein Entlassungstermin aus der Klinik ist erst nächste Woche.

»Wie schade, das ist schon das zweite Mal, dass er die Kennenlernparty verpasst, die die Filmproduktion vor Drehbeginn ausrichtet, aber na ja, Gesundheit geht vor.« Meine Worte waren mir wie eine Lüge vorgekommen, dabei hatte ich sie ernst gemeint. Erleichtert gewesen war ich allerdings auch, denn: Kein Hayes Chamberlain auf diesem Event bedeutete auch kein Ruben Belton, der ihm in gewohnter Managementmanier überallhin folgte, um sich mit mir zu streiten. Auf die Diskussionen mit ihm konnte ich gut verzichten. Mindestens so sehr wie auf die ständige Sorge, er könnte vor Aven, Hayes oder irgendjemand anderem doch noch auspacken und über unseren absolut unbedeutenden Met-Gala-Kuss sprechen. Ich hasste das Gefühl, das seitdem jedes Mal in mir hochkam, wenn ich ihm begegnete. Diese angespannte Vorsicht und das Brodeln in meinem Bauch, wenn er mich so ansah, als hätte er etwas gegen mich in der Hand. Sollte er das wirklich glauben, war diesem Mann wohl nicht mehr zu helfen. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen, auch wenn es mir tatsächlich lieber wäre, er würde sich an sein Versprechen halten und niemandem davon erzählen, wie verflucht unprofessionell wir gewesen waren. Nichts anderes war das schließlich. Unprofessionell, leichtsinnig, einfach durch und durch töricht. Dieser Kuss war absolut unnötig gewesen, und zu meiner Schande konnte ich es nicht mal darauf schieben, dass ich betrunken gewesen war. Ich war Herrin meiner Sinne gewesen, ich hatte genau gewusst, was ich tat, und zugleich hatte ich keinen blassen Schimmer gehabt. Alles war so schnell passiert. Unser Wortgefecht, so wie immer, die Spannung, die sich zwischen uns aufbaute, auch nichts Neues, und dann … tja. Kuss. Mit Zunge. Ich konnte nicht mal behaupten, es wäre nur ein kleiner, von wirren Gefühlen fehlgeleiteter Schmatzer gewesen. Wir hatten richtig rumgemacht, minutenlang hinter dieser Säule auf dem Balkon des Metropolitan Museum of Art. Wie hochpubertäre Jugendliche, die nicht wussten, wohin mit sich und ihren wildgewordenen Hormonen. Gott, es war so unangenehm, ich bekam eine Gänsehaut, wenn ich nur daran dachte. Ich schmeckte ihn noch auf meiner Zunge, ich konnte ihn riechen, selbst wenn er nicht in der Nähe war. Ich spürte seine Hände an meinem Gesicht und seinen harten … Genug.

Ich würde nicht weiter darüber nachdenken. Wozu auch? Es hatte mir nicht einmal sonderlich gefallen mit Ruben Belton. Es war ein kindischer Verzweiflungsakt gewesen. Niemand war perfekt, so sagte man doch. Auch ich machte Fehler, ja, jetzt war es raus. Diesen würde ich noch eine ganze Weile bereuen. Heiße Scham und Ärger über mich selbst fluteten mich bei der Erinnerung an den Verlauf des Abends. An das Desaster nach der Met Gala, an Avens Panik, weil diese Stalkerin plötzlich in ihrem Wagen gewesen war. Ich war nicht vorab noch einmal hinausgegangen, um mich zu versichern, dass alles vorbereitet war. Ich hatte darauf vertraut, dass die Security ihren Job schon machen würde, und es vorgezogen, mit Ruben Belton rumzuknutschen. Ich hatte mein eigenes Vergnügen über Avens Sicherheit gestellt, über das Versprechen, das ich ihr gegeben hatte. Es kann nichts passieren. Lüge. Genau wie damals.

Ich grub die Fingernägel in meine Handballen und schloss für einen Moment die Augen. Es würde mir nicht noch einmal passieren. Ich musste besser werden. Ich musste zuverlässig sein und aufmerksam. Ich musste meinen verdammten Job machen, und ich konnte nicht zulassen, dass mich etwas ablenkte. Oder jemand. Jemand wie er. Das war völlig indiskutabel.

Absoluter Fokus, professionelle Distanz, die es mir erlaubte, den Überblick zu behalten und wohlüberlegte Entscheidungen zu treffen. So wie Aven es verdiente. Das war die eine Aufgabe für die kommenden Monate. Die andere lautete, mir Ruben Belton aus dem Kopf zu schlagen, auch wenn das denkbar schwierig werden konnte während der Arbeit an seiner unerträglichen Seite. Zum Glück liebte ich eine gute Herausforderung.

Die Sonne brannte durch die Windschutzscheibe des Wagens, der mich zum Flughafen brachte, wo ich Aven gleich einsammeln würde. Das Stylingteam wartete bereits in meinem Haus auf unser Eintreffen. Anschließend würden wir in die ACU Studios fahren, um mit dem Rest von Avens Team an der Feier teilzunehmen.

Da wir uns nicht von der Stelle bewegten, griff ich nach meinem Handy, um Gia zu texten, dass es später wurde. Seit ich Aven managementseitig betreute, hatten ihre Agentin und ich uns angefreundet. Wenn wir alle in Los Angeles waren und die Zeit es erlaubte, traf ich mich auch privat gern mit Gia, Amrita, die als Medienanwältin ebenfalls eng mit uns arbeitete, und Toni, einem befreundeten Artist Manager, um alles Geschäftliche in ein paar Margaritas zu ertränken und vorzugeben, wir hätten neben unseren Jobs so etwas wie ein Privatleben.

Ich verfluchte den Termin in Anaheim, wegen dem ich nun durch die halbe Stadt musste, und beantwortete während des Stop-and-go immerhin sieben Mails. Natürlich waren zu fast allen bereits wieder Antworten eingetroffen, als ich sie abgearbeitet hatte. Zu Beginn meiner Karriere hatte mich das schier in den Wahnsinn getrieben, aber inzwischen hatte ich akzeptiert, dass mein Postfach nie wieder leer sein würde, egal wie sehr ich mich bemühte, zügig zu reagieren. Außerdem war mir mit der Zeit bewusst geworden, dass Menschen in der Regel anriefen, wenn etwas keinerlei Aufschub duldete. Wie auf Kommando klingelte mein Handy.

»Wie viel später?«, fragte Gia statt einer Begrüßung, als ich den Anruf angenommen hatte.

»Frag mich nicht, wir haben uns seit einer guten halben Stunde kaum von der Stelle bewegt.«

»Wo steckst du denn?«

»Auf dem Weg zum Flughafen, ich will Aven abholen.«

»Grundgütiger«, murmelte Gia. »Um diese Tageszeit? Du musst dich wirklich hassen. Oder Aven wirklich lieben«, ergänzte sie rasch. »So wie wir alle.«

»Gerade noch die Kurve bekommen, meine Freundin.«

»Aber sicher. Wir freuen uns schon. Dann kann ich aber noch ein paar Calls reinpressen? Ihr braucht bestimmt noch etwas, oder?«

»Ja, ja, telefonier nach Herzenslust; bis wir da sind, dauert es noch.«

»Gut, dann bis gleich, Lilly.«

Ich musste lachen, während Gia den Anruf beendete. Dabei war der Grund, aus dem ich in meinem Freundeskreis so genannt wurde, alles andere als witzig. Aber wie, wenn nicht mit Humor, sollte ich der Unfähigkeit dieses Warner-Produzenten begegnen, der bei Gias und meinem ersten gemeinsamen Meeting vor einigen Jahren auf Teufel komm raus nicht hatte verstehen wollen, wie mein Name lautete. War wohl nicht relevant genug gewesen, und als ich deshalb wütend geworden war, hatte ihn das nur amüsiert.

Ach, wissen Sie, meine Liebe, ich habe jeden Tag mit so vielen hübschen Dingern zu tun, da kann man schon mal durcheinanderkommen.

Augenzwinkern, übergeben wollen. Was hast du denn, ist doch ein Kompliment gewesen? Zwinker, zwinker. Ja, genau, tolles Kompliment.

Ich schloss die Finger fester um mein Handy. Ich würde nicht zulassen, dass mich die Männer, die meine Branche dominierten, in Rage brachten, wenn sie nicht einmal anwesend waren. Aber was machte ich mir vor? Ich war wütend, und das seit Jahren. Seit ich einen Fuß in Hollywoods Haifischbecken gesetzt hatte und bemerkte, dass ich kämpfen und mich beweisen konnte, soviel ich wollte. Für die Labelbosse und großen Produzenten würde ich für immer nur eine dieser anstrengend fordernden Jungmanagerinnen bleiben.

Egal. Entspann dich. Lilly …

Inzwischen kannten die meisten von ihnen meinen Namen. Ich hatte mich dazu auch nur fünfmal so sehr anstrengen müssen wie meine männliche Konkurrenz, aber was wusste ich schon. Nicht jeder konnte das Glück haben und Belton mit Nachnamen heißen. Der Freifahrtschein in der Unterhaltungsbranche.

Lass sie dich gnadenlos unterschätzen, dann wird es später umso köstlicher.

Ich würde nie vergessen, wie Monica das zu mir gesagt hatte. Damals, kurz bevor sie mich in ihrer Management-Agentur angestellt hatte, weil ich die Arbeit mit June allein kaum noch stemmen konnte. Wir waren uns auf einem Event begegnet, zu dem ich meine kleine Schwester begleitet hatte. Monica hatte sofort durchschaut, dass mir alles über den Kopf zu wachsen drohte, doch anstatt nur June als neue Klientin bei sich aufzunehmen, hatte sie auch mich mit ins Boot geholt, damit ich von ihr lernte. Eine harte, aber effektive Schule, dank der ich heute nicht nur genau wusste, was ich in dieser Branche erreichen wollte, sondern auch, wie ich es bekam.

Manchmal glaubte ich, dass das Monicas geheime Leidenschaft war. Sie managte nicht nur aufstrebende junge Schauspieltalente, Musikschaffende und Models, sondern nahm sich auch all derer an, die eine Karriere hinter den Kulissen anstrebten. Sie gab ihr Wissen an Jüngere weiter, half ihnen, sich etwas aufzubauen, und sie betrachtete andere Frauen nicht als Konkurrenz, sondern als Verbündete. Ich hatte wie sie sein wollen, ab der Sekunde, in der ich zum ersten Mal vor ihr gestanden hatte, denn Monica Canning verkörperte alles, was mir in dieser Branche stets unmöglich vorgekommen war. Sie war eine Frau, doch man begegnete ihr mit Respekt. Man verscherzte es sich nicht mit Monica Canning. Man nahm sie ernst, obwohl sie stets deutlich sichtbar Make-up aufgelegt hatte, enge Röcke und hohe Schuhe zu Geschäftsterminen trug. Wie unendlich traurig, dass die Kleidung einer Frau noch immer dazu herangezogen wurde, ihre Inkompetenz zu belegen. Das Schlimmste war, dass ich mich nach wie vor selbst dabei ertappte, wie ich vor wichtigen Meetings aus reiner Gewohnheit zu Anzughosen und flachen Schuhen greifen wollte, weil ich mir erhoffte, dadurch respektiert zu werden. Die Erfahrung hatte mir recht gegeben. Es war traurig, dass ich von Beginn an eher meinen Willen bekommen hatte, wenn ich meine braunen Locken nicht offen trug und auf Schmuck verzichtete. Dass ich permanent hatte versuchen müssen, ein bisschen seriöser und professioneller zu wirken, als ich eigentlich war. Heute bemühte ich mich nicht länger wegen der Erwartungen anderer um ein professionelles Aussehen, sondern weil ich mich so wohlfühlte. Dass ich noch immer schneller rennen, höher klettern und lauter rufen musste als andere, war jedoch nach wie vor ein Problem. Und leider nützte es nichts, mich zu fragen, wie viel weiter ich beruflich wäre, wenn ich ein Mann wäre. Die einzige Wahl, die ich hatte, war, mich weiter durchzubeißen und daran zu denken, was mir Monica beigebracht hatte. Alles, was ich über Artist Management wusste, hatte ich von ihr gelernt. Und dafür würde ich ihr auf ewig dankbar sein, auch wenn ich nach einem Treffen mit ihr zwei Stunden im Stau stand.

Als wir den Flughafen schließlich erreichten, war ich gerade rechtzeitig, um Aven am VIP-Terminal in Empfang zu nehmen. Sie hatte das Wochenende in Vancouver verbracht, gemeinsam mit Hayes, der bereits für Belastungserprobungen kurzfristig nach Hause kommen durfte, bevor seine Entlassung aus der Klinik anstand. Ich musste sie gleich dringend fragen, wie es ihm ging, denn tatsächlich war mir das nicht egal. Hayes Chamberlain konnte schließlich nichts dafür, dass sein Manager weder Respekt noch Anstand besaß. Glücklicherweise hatte das nicht auf ihn abgefärbt. Ich wünschte trotzdem, er hätte sich damals, nachdem er sich von seinem ersten Management getrennt hatte, für eine Zusammenarbeit mit Monica entschieden. Die beiden waren bereits miteinander im Gespräch gewesen, bevor Ruben Belton dazwischengegrätscht war, um ihn ihr vor der Nase wegzuschnappen. Seine Spezialität. Als Belton hatte man sich offenbar nicht an das ungeschriebene Gesetz zu halten, das besagte, die Finger von der Klientel der Konkurrenz zu lassen, auch wenn es damals im Falle von Hayes noch zu keiner offiziellen Vertragsunterzeichnung zwischen ihm und Monica gekommen war, bevor Ruben Belton sich eingemischt hatte. Nichts, wovor er sonst zurückschreckte, wenn man den Gerüchten in Beverly Hills Glauben schenken wollte, die besagten, dass er auch Leute abwarb, die bereits fest bei Agenturen unter Vertrag waren. Aktuell betreute er nur Hayes, doch ich hatte von anderen Klientinnen und Klienten gehört, die ihre Managements verlassen hatten, um bei ihm zu unterschreiben, nachdem er eine Weile an ihnen dran gewesen war. Die absolute Todsünde und ein charakterloser Verstoß gegen den Management-Ehrenkodex, aber er konnte es sich ja erlauben mit einem Vater, der über Großbritanniens größte private Mediengruppe herrschte und ihm damit ein Standing in der Unterhaltungsbranche sicherte, von dem ich nur träumen konnte.

Wie auch immer. Ich textete Aven, dass ich wartete, und versicherte mich, dass der Weg zum Wagen frei von Presse war. Als mein Privathandy klingelte, ging ich ran, ohne zu zögern.

»Holly?« Ihre Stimme genügte, und mein Magen zog sich auf eine unerträgliche Art und Weise zusammen. Weil June nur so klang, wenn sie auf Entzug war.

»Wo bist du?«, fragte ich sofort und ging ein paar Schritte Richtung Tür, wo ich einigermaßen ungestört sprechen und trotzdem den Empfangsbereich im Blick behalten konnte. »Geht es dir gut?«

»Ja, ja, sicher … Und dir, Holly?« Ihr nervöses Lachen schmerzte in meinem Kopf.

»June«, sagte ich mit gedämpfter Stimme. »Was ist los?«

»Meinst du, wir können uns treffen?«

»Ich arbeite, June. Gerade ist es leider nicht so günstig.«

»Vielleicht heute noch? Ich bin gleich in Beverly Hills, na ja, ich dachte …«

»Was, Junie?«, fragte ich, als sie zögerte.

»Ich weiß, du hast bestimmt viel zu tun. Aber, ich wollte nur fragen, ob du … ob du vielleicht ein paar hundert Dollar hättest.« Mein Herz sank, dabei war ich nicht einmal überrascht. »Ich zahl’s dir zurück, Holly«, schob sie hinterher. »Diesmal wirklich, Schwesternehrenwort.«

Meine Kehle fühlte sich eng an. Ich zwang mich, tief durchzuatmen, bevor ich antwortete. »June …«, begann ich langsam, aber ich kam nicht weit.

»Nein, bitte.« Ihre Stimme klang drängend und gepresst. »Du musst mir zuhören. Ich hab da … diese Sache, ich brauche das Geld dafür. Es ist eine wirklich gute Sache, Holly, das musst du mir glauben.«

Und so gerne ich das getan hätte, ich konnte es nicht. Ich hatte mir geschworen, diesen Fehler nicht erneut zu begehen, auch wenn alles in mir danach verlangte, der Bitte meiner kleinen Schwester nachzukommen. Es ging nicht um das verfluchte Geld. Ich hätte ihr, ohne zu zögern, jeden gottverdammten Betrag dieser Welt überwiesen. Wenn ich nur gewusst hätte, dass sie es in etwas anderes als ihr nächstes High investieren würde.

»Junie, wo bist du?« Ich schloss die Augen. »Ich schicke dir einen Wagen, dann können wir sprechen. Heute Abend, in Ruhe. Du kannst bei mir schlafen, wir können etwas essen und dir frische Kleidung besorgen.«

Sie lachte auf, ein verzweifeltes, schmerzhaftes Lachen. »Nein, du verstehst nicht. Ich brauche das jetzt sofort, sonst funktioniert es nicht! Hörst du, Holly? Das hier ist wichtig. Du musst mir doch helfen, du bist meine große Schwester.«

Mach einfach, was sie sagt. Du hast heute schon genug mit Menschen diskutiert. Tu ihr den Gefallen.

Ja, genau. Um es mir dann ein Leben lang vorzuwerfen, dass ich ihre Abhängigkeit aktiv mitfinanzierte. Ich war nicht so naiv, zu glauben, dass es für June keine anderen Mittel und Wege gab, um an ihren Stoff zu kommen. Vielleicht wäre es klüger, ihrer Bitte nachzugeben, vielleicht war es sicherer, wenn ich wusste, dass sie sich dazu nicht in Gefahr begab.

Doch bei Gott, nein. Ich würde meiner kleinen Schwester kein Geld geben, mit dem sie sich Drogen kaufte. Es war schon schlimm genug, dass ich nicht hatte verhindern können, dass sie so tief abrutschte. Dass ich zu spät eingegriffen, zu oft weggesehen hatte. Zu sehr hatte glauben wollen, dass alles nicht so tragisch war, wie ich befürchtete. Es war die vielleicht schmerzhafteste Lektion meines Lebens gewesen, als ich schließlich nicht mehr hatte leugnen können, dass June ein Problem hatte.

Alles in mir weigerte sich, die folgenden Worte zu sagen.

»June, ich fürchte, dann kann ich dir nicht helfen.«

Stille.

Innerlich begann ich zu zählen.

Fünf, bis sie wütend wurde, dann weinte, dann beleidigend wurde.

Vier.

Drei.

Zw-

»Warum nicht?! Holly, ich zahle es dir zurück, ich gebe dir verdammt noch mal mein Wort!«

»Tut mir leid, Junie.«

»Es geht gar nicht um das Geld, richtig? Davon hast du doch genug! Worum geht es dann, Holly? Wo soll ich heute Nacht schlafen?«

»Bei mir, June. Ich sage es dir noch einmal: Lass mich dich abholen, dann kannst du bei mir übernachten, und wir werden …«

»Nein, nein.« Und da waren wir. Ihre Stimme brach, sie schluchzte auf. »Hörst du, ich kann nicht. Ich habe etwas zu tun. Etwas Wichtiges. Ich dachte, ich könnte dich um einen Gefallen bitten. Du bist alles, was ich noch habe.«

Verfluchtes Feuer, das in meiner Brust brannte. So zumindest fühlte es sich an. Aber ich hatte an zu vielen Therapiesitzungen und Selbsthilfegruppenmeetings für Angehörige Abhängiger teilgenommen. Es war so schwer, nicht einzuknicken, wenn verhandelt und manipuliert wurde. Aber auch wenn es sich so anfühlte, als würde ich helfen, wenn ich nun tat, was June von mir verlangte, wusste ich, dass es eigentlich genau das Falsche war.

»Du weißt, dass ich dir kein Geld geben kann, Junie«, flüsterte ich. »Bitte. Mach es mir nicht noch schwerer.«

»Dir?« Sie lachte auf. »Du hast es also schwer? Wie unendlich schwer, Holly! An wie vielen High-Profile-Events hast du diese Woche teilgenommen? Wie viele fette Deals hast du abgeschlossen? Oder musstest du mal wieder jemanden fallen lassen, weil du nicht über sein gesamtes Leben bestimmen konntest?«

Mein Puls beschleunigte sich. Ich kämpfte gegen die Tränen, die in meinen Augen zu brennen begannen. Ich wusste, dass alles, was ich nun sagen würde, die Situation nur verschlimmerte. Die Fassung zu wahren, mir nach außen hin möglichst wenig anmerken zu lassen und Junes Vorwürfe reglos über mich ergehen zu lassen, war alles, was ich verdiente.

»Es tut mir leid, June«, sagte ich, als sie fertig war.

»Ja, genau. Ganz ehrlich, fick dich, Holly! Halt dich nur nicht für was Besseres als deine jämmerliche, obdachlose Schwester. Du hast das alles nur meinetwegen erreicht, das weißt du ganz genau!«

Die Leute vom Schalter sahen in meine Richtung, und ich ahnte, dass Junes aufgebrachte Stimme nicht mehr nur für mich zu hören war.

»June, ich werde jetzt auflegen«, sagte ich langsam.

»Nein, nein, hör zu, es war nicht so gemeint. Es tut mir auch leid, Holly. Tut mir leid. Du bist doch meine große Schwester. Ich wollte nicht so mit dir sprechen.«

»Ich weiß. Ist schon okay, Junie.«

»Also verzeihst du mir? Bitte verzeih mir. Und … denkst du vielleicht doch noch mal über die Sache nach? Dreihundert Dollar, oder so. Zweihundert reichen auch. Oder ein Fünfziger. Irgendetwas.«

»June, ich muss jetzt zu einem Termin.«

Ich stellte mich auf einen weiteren Gefühlsausbruch ein. Dass keiner folgte, ließ mich unruhig werden.

»Okay«, flüsterte sie kaum hörbar.

»Junie, du bist mir nicht egal, hörst du?« Ich schloss meine Finger fester um das Handy an meinem Ohr. Als könnte ich sie dadurch festhalten. Ein Trugschluss, wie ich schon zu oft gelernt hatte. Aber auf einmal kam es mir so vor, als wäre das hier ein Fehler. Ich sollte nicht an diesem Flughafen stehen, ich sollte auf der Stelle zurück in den Wagen steigen, zu meiner kleinen Schwester fahren und sie verflucht noch mal in Sicherheit bringen. Aber das war nicht möglich. Ich konnte sie nicht vor sich selbst schützen. Die etlichen Male, die ich es versucht hatte, waren Beweis genug. »Du kannst mich immer erreichen, aber ich kann dir nur helfen, wenn du bereit bist, etwas zu ändern. Bitte mach keinen Unsinn, Junie. Bitte. Denk an Mom. Denk an mich.« Ich wusste, dass das grenzwertig war. Aber manchmal kam es mir vor, als könnte ich sie nur mit ihren eigenen Waffen schlagen. Manipulative Sätze, emotionale Erpressung. Das Einzige, womit ich noch zu ihrem klaren Verstand durchdringen konnte.

»Ich muss jetzt gehen«, murmelte sie fahrig.

Ich öffnete den Mund, um sie vom Auflegen abzuhalten, aber weiter vorne traten erst zwei Leute des VIP-Services und dann Chester Larne durch die Türen. Aven war bei ihnen, an meinem Ohr ertönte das Freizeichen, weil June den Anruf beendet hatte. Mein Herz pumpte schnell, und alles in mir verlangte danach, Junes verfluchtes Handy tracken zu lassen, um sie abzuholen, von wo auch immer sie sich gerade herumtrieb, aber das konnte ich nicht. Nun war ich hier, um mich auf Aven zu konzentrieren.

Ihr Blick fand mich über die Menschen hinweg, und sie strahlte, als sie mich sah. Verdammt, es war nie schwerer gewesen, ein Lächeln zu erwidern, aber ich musste mich für sie zusammenreißen.

Wir hielten unsere Begrüßung kurz und scheuchten Aven schnellstmöglich in das Fahrzeug, das draußen bereitstand. Ich wollte es nicht drauf anlegen, doch noch Pressemenschen in die Arme zu laufen. Erst als wir fuhren und es nicht so aussah, als würde uns jemand folgen, drehte ich mich zu ihr.

»Wie geht es dir? War die Reise in Ordnung?«

»Alles lief super«, bestätigte sie. »Und ich habe es sogar ganz ohne dich geschafft.«

»Aven, es wäre wirklich kein Umstand gewesen, dich in Vancouver abzuholen.« Das hatte ich ihr in den letzten Tagen mindestens dreimal gesagt.

Aven warf mir einen kurzen Blick zu. »Holly, es wäre ein riesiger Umstand gewesen. Dass du für die Dreharbeiten wieder mit mir nach Kanada kommst, ist schon mehr, als ich von dir verlangen kann.«

»Das stimmt nicht«, erwiderte ich. »Es ist schlicht und ergreifend mein Job.« Und etwas, woran ich mich festhalten konnte. Ich musste besser sein, für Aven und für June, auch wenn ich für sie nun nichts mehr tun konnte. Oder war das nur eine lahme Ausrede, mit der ich meine eigene Passivität rechtfertigte? June war meine Schwester, und ich saß hier und ignorierte ihre Hilferufe. »Was nicht bedeutet, dass ich mich nicht sehr darauf freue«, ergänzte ich, als ich bemerkte, dass meine Worte etwas kühl geklungen hatten.

Avens Lächeln war herzerwärmend. Sie lehnte den Kopf gegen die Rückenlehne und schloss für einen Moment die Augen. »Ich freue mich auch. So sehr.«

Und das glaubte ich ihr. Sie nun zu sehen war ein Unterschied wie Tag und Nacht, verglichen damit, wie es ihr noch vor einem Jahr gegangen war, als die Dreharbeiten für den ersten Teil von Infinity Falling begonnen hatten. Nun kam es mir vor, als hätte sie nach langer Zeit wieder echte Freude an ihrer Tätigkeit als Schauspielerin. Und das erleichterte mich ungemein. Während der Kinotour und insbesondere zu Hause in Los Angeles hatte es noch immer Momente gegeben, in denen ihr alles zu viel wurde, doch inzwischen waren wir ein eingespieltes Team. Ich erkannte die kleinen Zeichen, mit denen sich eine Panikattacke bei ihr ankündigte, und wusste stets, wo die nächste Möglichkeit war, den Fanmassen und der Presse zu entfliehen, damit Aven durchatmen konnte.

»Wie geht es Hayes?«, fragte ich, während der Wagen die abgesperrten Bereiche des Flughafens verließ.

»Gut.« Aven lächelte weiter, doch ein Schatten legte sich über ihre Augen. »Er hat solche Fortschritte gemacht, und jetzt ist es schon seine letzte Woche in der Klinik. Selbstverständlich haben wir trotzdem geheult, als er vorhin wieder fahren musste.«

Ich musste lächeln. Diese beiden … »Bald habt ihr euch wieder.«

Aven nickte mit schimmernden Augen. »Ich bin froh, wenn er zurück ist.«

»Das sind wir alle«, sagte ich.

Sie lachte. »Das werde ich ihm sagen. Er denkt immer noch, dass du ihn hasst.«

»Warum sollte ich ihn hassen?«, fragte ich sofort, dabei lag die Antwort auf der Hand. Hayes Chamberlain und ich hatten nicht den besten Start gehabt. Das allerdings lag keinesfalls an ihm, sondern an Matt Navarro, der sich nicht an unsere Absprache gehalten hatte, und natürlich an Ruben Belton. Na ja, und nicht zuletzt wohl auch an den Worten, die ich in meinem Schock nach dem Met-Gala-Desaster über Hayes verloren hatte. Es stimmte nicht, was ich damals im Streit mit Ruben gesagt hatte. Dass Hayes eine Gefahr für Aven war. Viel eher war das eine feige Ausrede gewesen. Ruben Belton war die Gefahr. Für mich und die Prinzipien, die ich einmal aus guten Gründen festgelegt hatte, aber das konnte ich selbstverständlich weder Aven noch Hayes erklären.

»Holly, du weißt, warum«, meinte Aven. »Er macht sich immer noch Gedanken.«

»Das muss er nicht. Hayes und ich haben darüber gesprochen, ich habe mich bei ihm entschuldigt.«

»Weiß ich doch. Und er ja eigentlich auch.«

»Bestimmt können wir in nächster Zeit noch einmal in Ruhe darüber sprechen, um alles aus der Welt zu schaffen«, schlug ich vor. »Schade, dass er nicht am Preproduction-Event teilnehmen kann.«

Aven nickte. »Schon wieder … Aber diesmal kennt er wenigstens das Team und wird nicht ins kalte Wasser geworfen, wenn wir anfangen zu drehen. Und falls es doch etwas Neues gibt, wird Ruben es ihm berichten.«

Ich blinzelte. »Ruben Belton kommt?«

»Ja.« Aven nickte. »Er ist extra früher aus London angereist.«

Ach du Kacke.

Es war nie schwerer gewesen, mein Gesicht zu kontrollieren. »Wozu denn?«, brachte ich einigermaßen beherrscht heraus. »Wirst du Hayes nicht sowieso alles vom Event erzählen?«

»Ja, das hat Haz auch gesagt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber Ruben hat darauf bestanden. Er fand es wichtig, für Haz vor Ort zu sein.«

Vermutlich fand er das vor allem, weil er wusste, wie sehr es mich abfucken würde. Herrgott noch mal. Ich war davon ausgegangen, heute Abend meine Ruhe vor ihm zu haben. Ich wusste nicht einmal, warum es mich so dermaßen störte, dass er gleich in den ACU Studios aufkreuzen würde. Ich spürte nur mein Herz, das schon wieder diese flattrigen Bewegungen machte, und das heiße Brodeln in meinem Bauch. Seinen Mund auf meinem und die Frechheit, mit der er meine Sinne in Besitz genommen hatte. Es war so verdammt unangenehm, daran zu denken, wie ich mich einfach in ihm und seinen Berührungen verloren hatte. Und ich hasste wirklich alles daran, wie lebhaft ich mich erinnerte. Wenn er wenigstens ein miserabler Küsser gewesen wäre, aber nein … er hatte geschickt, atemberaubend und geschmeidig zugleich sein müssen.

»Vielleicht könnten du und Ruben ja auch mal in Ruhe sprechen.«

»Worüber?«, entfuhr es mir. Die Angst, dass Aven doch mehr wusste, als ich glaubte, ließ mich harscher klingen als beabsichtigt. Ich bereute meinen Ton, als ich Avens Blick sah. Sie wirkte nicht sauer, eher … enttäuscht. Gott, damit konnte ich nicht umgehen.

»Ich wünschte, ihr würdet euch nicht ständig zoffen«, sagte sie. »Haz auch, wir haben gestern noch darüber geredet. Es wäre so viel netter, wenn ihr euch vertragen würdet.«

»Man kann sich nur vertragen, wenn man Streit hatte«, erklärte ich knapp. »Und Ruben Belton und ich haben keinen Streit, wir haben nur oft sehr unterschiedliche Ansichten. Aber das ist nichts, was euch beschäftigen sollte«, fuhr ich fort, denn wenn ich eines wusste, dann, dass Aven und Hayes keinesfalls die Leidtragenden dieser andauernden Konflikte sein durften. Dafür wusste ich zu gut, wie es sich anfühlte, ständig zwischen den Stühlen zu sitzen.

Aven zuckte mit den Schultern. »Wir glauben, dass ihr euch eigentlich wirklich gut verstehen würdet. Vielleicht können wir uns in Vancouver ja auch mal privat sehen, damit ihr euch annähern könnt?«

Oh, wenn sie nur wüsste, wie sehr wir uns bereits angenähert hatten, während sie und Hayes in den heiligen Hallen der Met Gala Champagner genippt und mit Hollywoods A-Listern gefeiert hatten.

Ich zwang mich zu einem beherrschten Lächeln. »Wenn ihr das möchtet, können wir das selbstverständlich gern machen.«

»Wir dachten eher, dass ihr das vielleicht möchtet?«

»Aven …« Meine Mundwinkel schmerzten.

»Es war ja bloß eine Idee«, sagte sie schnell. »Und ich will nur, dass ihr euch versteht.« Sie zögerte kurz, doch als sie wieder zu mir sah, war da ein Glänzen in ihren Augen, das ich lange vermisst hatte. »Es ist nur … das mit Haz, es bedeutet mir wirklich viel. Er tut mir gut, Holly. Und er kommt nun mal mit Ruben.«

»Das weiß ich doch. Und ich schätze Hayes ebenfalls sehr.«

Und das stimmte, auch wenn ich anfangs skeptisch gewesen war. Doch es war nicht meine Aufgabe, Avens Privatleben zu überwachen. Mein Job war nur, zu steuern, wie viel die Öffentlichkeit davon mitbekam, und die Tatsache, dass ich wegen dieser ganzen #haven-Sache, in die die beiden von ihren ehemaligen Managements hineingeritten worden waren, keine Chance gehabt hatte, ihnen die Privatsphäre zu ermöglichen, die sie verdienten, hatte mich zweifeln lassen. Mit Ruben Belton hatte das alles überhaupt nichts zu tun.

Aven wirkte nicht überzeugt, als ich ihr das noch einmal versicherte, bevor wir mein Haus erreichten. Während wir über die Sandsteinfliesen an den Kakteen und Olivenbäumen zu meinem Eingang liefen, schwor ich mir, dass ich mich fortan doppelt für sie zusammenreißen würde. Ich konnte unmöglich tolerieren, dass sie und Hayes sich von meinen Konflikten mit Ruben Belton belastet fühlten. Das war nicht professionell. Heute Abend würde ich die Ruhe selbst sein, wenn ich ihm begegnete. Er würde nichts von mir bekommen, keine Emotionen, absolut gar nichts, was über das Berufliche hinausging. Denn mehr war da ja auch nicht zwischen uns. Würde es auch nie sein.

2. KAPITEL

Ruben

Warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass es bessere Ideen gab, als neunzig Minuten vor Boarding eines internationalen Flugs überall zu sein außer auf dem Weg zum Terminal? Vielleicht, weil ich mir gar nicht länger vormachen musste, dass ich noch eine Chance hatte, Heathrow rechtzeitig zu erreichen. Nicht an einem Freitagnachmittag zur Rushhour in London.

Ich verfluchte die dämliche Aufsichtsratssitzung, an der ich absolut unnötigerweise teilgenommen hatte, weil mein Vater darauf bestand, dass ich Anteilseigner der Belton Media Group blieb. Eine nicht verhandelbare Familientradition, auf die Camilla und ich seit unserer Geburt vorbereitet worden waren. Anders als meine ältere Schwester würde ich jedoch eher in Betracht ziehen, wieder kellnern zu gehen, als das Medienimperium zu übernehmen, das sich unsere Familie über Generationen hinweg aufgebaut hatte. Zum Glück sah es aber nicht so aus, als würde das in näherer Zukunft nötig werden, ich hatte schließlich alle Hände voll zu tun mit meiner eigenen Firma, für die mein Vater nicht mehr als ein müdes Lächeln übrighatte. Artist Management, der Zirkusdirektor in der Manege der Unterhaltungsbranche, der sich abrackerte, während Edgar Belton mit den großen Labelbossen und Produktionsfirmen Tee trank und im Vorbeigehen ein paar Verträge unterzeichnete. Meine Arbeit erschien mir wenigstens sinnvoll, an manchen Tagen empfand ich sie sogar als ziemlich erfüllend, auch wenn sie mir oft alles abverlangte und kaum noch Zeit für Privates ließ.

So wie diesen Ausflug, den ich mir eigentlich nicht mehr erlauben konnte. Alles hatte viel länger gedauert als geplant. Normalerweise wäre das nicht weiter schlimm gewesen. Ich hätte einfach umgebucht, wozu gab es schließlich die Flextarife der Airlines, aber es war der letzte Direktflug an diesem Nachmittag nach Los Angeles, und ich musste morgen vor Ort sein. Ich hatte Hayes versprochen, für ihn am Preproduction-Event von Infinity Falling in den ACU Studios in West-Hollywood teilzunehmen, damit es diesmal bei Drehbeginn zu keinen bösen Überraschungen kommen würde. Wie immer widerstrebte es mir, England zu verlassen, um nach L. A. zu reisen, einen Ort, den ich hasste wie keinen zweiten auf dieser Welt, aber es war nun einmal meine Pflicht.

Also betete ich, dass mein Taxi wirklich vor den Toren des Highgate Cemetry auf mich wartete, während ich die gepflasterten Wege zwischen den Gräbern entlangeilte. Vor ihrem ging ich in die Hocke. Es war mir egal, dass mein Mantel dabei über die feuchte Erde schrappte. Es war mir egal, dass meine Anzugschuhe schmutzig geworden waren, weil ich Abkürzungen abseits der offiziellen Wege genommen hatte, alles, um ein paar Sekunden zu gewinnen. Meine Kehle hatte sich mit jedem Schritt enger zugeschnürt, doch jetzt kam es mir vor, als gelangte überhaupt keine Luft mehr in meine Lunge.

Ich kannte das. Es war nur ein Gefühl, ich konnte das aushalten. Es wurde besser, wenn ich die beschissenen Tränen nicht mehr mit aller Macht zurückzuhalten versuchte. Doch das konnte ich mir jetzt nicht erlauben. Vielleicht nachher, im Flugzeug. Nicht jetzt.

Vier Jahre, und es tat noch immer so scheißweh wie am allerersten Tag. Nichts hatte seitdem geholfen, gar nichts. Mich in der Arbeit zu vergraben, abzulenken und mir einzureden, ich hätte keine Gefühle. Den Schmerz zuzulassen, um zu »heilen«. Egal, wie ich es drehte und wendete, alles zwecklos. Von so etwas konnte man nicht heilen. Also machte ich mir nicht länger die Mühe, es zu versuchen.

Den Schmerz zuzulassen fühlte sich trotzdem jedes Mal nach Schwäche an. Im Alltag konnte ich ihn verdrängen – das schlechte Gewissen, weil ich dann manchmal ganze Tage nicht an sie dachte, gleich mit. Wenn er mich überfiel, dann aus dem Rückhalt in dunklen Hotelzimmern oder dröhnenden Flugzeugkabinen. Oder hier. Vor ihrem Grab, das heute mit Blumen übersät war, weil ich doch nicht der Einzige war, der sich weigerte, sie zu vergessen.

Ich schloss die Augen. Das Papiertuch, das die Floristin um den Strauß gewickelt hatte, klebte feucht an meinen Fingern. Ich nahm es ab und ignorierte die Übelkeit in meiner Kehle, während ich die Blumen niederlegte.

»Du fehlst so sehr, Mum«, flüsterte ich.

Holly

Das Hair- und Make-up-Team hatte alles gegeben und Aven innerhalb einer Dreiviertelstunde für das Event zurechtgemacht. Meine Küche war dazu in ein Beautystudio verwandelt worden. Pinsel, Schwämme, Contouringpaletten und Foundationfläschchen lagen auf weißen Handtüchern auf der Marmorplatte meiner Kücheninsel neben den Utensilien der Hairstylistin, die Bewegung in Avens blonde Haare brachte.

Ich huschte kurz in mein Arbeitszimmer, um ein paar Dokumente weiterzuleiten und June eine Nachricht zu schicken, die selbstverständlich unbeantwortet blieb. Aus der Küche hörte ich die Stimmen des Teams und Avens Lachen, aber es machte mich traurig. Wenn ich heute Abend, höchstwahrscheinlich spät in der Nacht, zurückkehrte, würde in diesen Wänden wieder bedrückende Stille herrschen. Dabei lebte ich für die Momente, in denen dieses viel zu große Haus mit Leben gefüllt war und ich eine Gastgeberin sein konnte.

Leider blieb uns nicht viel Zeit. Einen Iced Matcha später saßen wir wieder im Wagen, der uns in die ACUStudios brachte.

»Immer, wenn ich bei dir bin, überlege ich, ob ich doch ein Haus hier oben möchte«, sagte Aven, während wir den verschlungenen Straßen hinabfolgten.

»Du bist hier stets willkommen, das weißt du.«

Sie nickte und sah auf ihr Handy. Das Lächeln, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete, verriet mir, dass es nur Hayes sein konnte, der ihr schrieb. Ich ließ sie in Ruhe, damit sie sich mit ihm austauschen konnte.

»Grüße von Haz«, sagte Aven, nachdem sie das Handy weggesteckt hatte, und wir ausstiegen. »Er wünscht uns viel Spaß und fragt, ob du in Vancouver sicher nicht bei uns unterkommen willst.«

»Lieb von ihm, aber nein.« Ich lächelte, dabei war es kein Geheimnis, dass ich der Einladung gerne gefolgt wäre. Selbstverständlich war das aber völlig undenkbar. So wundervoll und eng unsere Zusammenarbeit war, gewisse Grenzen existierten. Und die, in Avens Privatsphäre einzudringen, würde ich nicht überschreiten. Dutzende Menschen wollten jeden Tag etwas von ihr. Dementsprechend wichtig war es, dass sie ihre Rückzugsorte hatte, in denen sie wirklich abschalten konnte. Auch von mir.

Ich hatte mir also wie beim letzten Mal ein Zimmer im Fairmont reserviert und ignorierte den Gedanken daran, wie traurig die nächsten Wochen allein im Hotel werden würden. Aber ich hatte genügend Arbeit im Gepäck, mit der ich mich beschäftigen konnte.

»Das Gästehaus steht dir immer zur Verfügung, falls sich deine Meinung ändern sollte«, sagte Aven. Ich nickte dankbar und in der vollen Überzeugung, dass das niemals passieren würde. »Wo wirst du unterkommen? Wieder im Fairmont?«

»Ja, da war es beim letzten Mal doch ganz nett«, meinte ich, während wir auf die Stehtische zugingen, um die sich bereits zahlreiche Leute versammelt hatten.

»Hat Ruben auch gesagt.« Aven sah sich um. »Haz meinte, er war ebenfalls nicht zu überzeugen, bei uns zu wohnen.«

»Tatsächlich?« Das überraschte mich. »Wo wird er unterkommen?«

»Möchten Sie das wirklich wissen, Ms Triano?«

Ich hörte seine Stimme, mein Herz sackte eine Etage tiefer, und meine Wangen begannen zu glühen, noch bevor ich ihn sah.

Ich hasse dich.

Das hatte ich tatsächlich zu ihm gesagt, und ich stand dazu, bis heute.

Aber in seinen dunkelbraunen Augen hatte herausfordernd funkelnd Ach was? gestanden, bevor er mich zu sich gezogen und allen Ernstes gefragt hatte, ob er aufhören solle, mich zu küssen.

Gott, ich wünschte, es wäre mir einfach egal. Doch jetzt kostete es mich all meine Selbstbeherrschung, gleichermaßen unaufgeregt und kühl »Eigentlich nicht« zu sagen, während ich mich langsam zu ihm drehte. Ruben Belton, einen Kopf größer als ich, ein faltenfreies strahlend weißes Hemd, das perfekt saß an den Schultern und sich, wie ich leider wusste, seidenglatt und angenehm kühl anfühlte. »Aber Sie werden es mir garantiert gleich ungefragt erzählen, da mache ich mir keine Illusionen.«

Nichts auf der Welt war alberner als der Fakt, dass wir nun wieder zu den Förmlichkeiten zurückgekehrt waren, nachdem wir sie nach der letztjährigen Met kurzzeitig vergessen hatten, aber ich musste daran festhalten. Nur der Himmel wusste, was ansonsten geschehen würde.

Sah er genauso. Sein Blick, der sich auf mich legte, schien mich nahezu zu Boden zu drücken. Ruben Belton wirkte müde, aber Herrgott noch mal, er war schöner, als ein Mann sein sollte. Seine Wangen waren akkurat rasiert, seine Kieferlinie perfekt geschwungen und sein Mund … tja, sein Mund war noch immer mein Untergang, besonders, wenn er die Lippen wie nun zu einem wissenden Schmunzeln verzog.

»Und es interessiert Sie selbstverständlich kein bisschen.« Er reichte mir die Hand.

Ich ergriff sie nur, weil alles andere kindisch gewesen wäre und Aven neben uns stand. »Natürlich nicht.«

Warm, fest, seine Hand an meinem Hinterkopf, sein Oberschenkel zwischen meinen Beinen. In meiner Mitte zuckte etwas.

»Gut, ich habe mich nämlich soeben entschieden, ein Geheimnis daraus zu machen«, erklärte er, während wir uns die Hände schüttelten. »Schön, Sie zu sehen, nehme ich an.«

»Nehmen Sie an?«, krächzte ich.

Sein Blick verdunkelte sich, er zuckte mit den Schultern und sah zu Aven, die unseren kurzen Schlagabtausch bislang stumm verfolgt hatte. »Ganz recht. Bei dir bin ich mir allerdings wirklich sicher, dass ich mich freue. Gut zurückgekommen, Aven?«

Ich bemühte mich, meine Atmung zu kontrollieren, während er sie begrüßte. Um Gottes willen, wie sollte ich die nächsten Monate überleben? Meine Handfläche brannte wie Feuer, ich konnte ihn wieder riechen. Wie in diesem Wagen von Hayes’ Haus zurück nach Central London, nachdem wir uns über Stunden hinweg vor den beiden hatten zusammenreißen müssen. Die hitzige Diskussion in diesem Fahrzeug und die Mail, die ich ihm anschließend aus meinem Hotelzimmer geschickt hatte.

Wie, verdammt noch mal, löschte man eine solche Erinnerung aus seinem Kopf? Ich konnte nicht jedes Mal an diesen Kuss denken, sobald er vor mir stand. Ich hatte mir geschworen, nie wieder so leichtsinnig und unaufmerksam zu sein. Ich hatte einen Job zu erledigen, und ich musste lernen, meine Gefühle beiseitezuschieben. Für Aven. Auf sie musste ich mich konzentrieren.

»Ja, danke.« Sie lächelte. »Grüße von Haz, wir haben eben noch geschrieben. Wie war London?«

Ein Schatten legte sich über Ruben Beltons Gesicht, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Er lächelte etwas angestrengt. »Grau und verregnet. Also ausgesprochen wundervoll.«

»Na klar, wer kann schließlich Sonne und warmen Temperaturen etwas abgewinnen?«, murmelte ich, weil ich einfach nicht dazulernte.

Ein Seitenblick von ihm, und ein Schauer huschte meine Wirbelsäule hinab. »Sie müssen mich wirklich vermisst haben, Ms Triano.«

»Wie kommen Sie auf diese Idee?«, entgegnete ich sofort. Die Art und Weise, auf die er mich daraufhin ansah, empfand ich als zutiefst beunruhigend. Es war zu … wissend. Verdammt, ich musste vorsichtig sein. Zwar ging ich davon aus, dass er ebenfalls kein Interesse daran hatte, dass Aven und Hayes von dem Zwischenfall in New York erfuhren, aber bei Ruben Belton konnte man sich nie sicher sein. Einen Moment lang war ich ernsthaft besorgt. Das amüsierte Funkeln in seinen Augen verriet mir, dass er das ahnte. In diesen Sekunden hasste ich ihn abgrundtief. Also nichts Neues.

»Mein Gefühl hat es mir gesagt. Sie haben mir jedenfalls auch gefehlt. Zumindest irgendwie. Zum Glück werden wir in Kürze wieder außerordentlich viel Zeit miteinander verbringen.«

»Ich kann es kaum erwarten.«

Aven schüttelte fasziniert den Kopf, während sie uns betrachtete. »Ihr seid euch wirklich so ähnlich.«

»Entschuldige bitte?«, fragten Ruben Belton und ich zu meiner ganz persönlichen Schande nahezu gleichzeitig.

Aven zuckte mit den Schultern und hob entschuldigend die Hände. »Seht ihr? Oh, da ist Barbara. Ich möchte Hallo sagen gehen.«

Ich nickte nur, während sie davoneilte.

Ruben sah ihr ebenfalls nach, während sie vor uns in der Menge verschwand. »Aven Amenta muss um Ihre Erlaubnis bitten, wenn sie jemandem Hallo sagen möchte?«, fragte er dann, ohne mich anzusehen.

Mein Blut kochte bereits, aber ich würde mich nicht von ihm provozieren lassen. »Hayes etwa nicht?«

Ruben stutzte, zog dann aber anerkennend die Mundwinkel nach unten. »Sie haben ja doch einen Sinn für Humor.«

»Anfängerinnenglück.«

»Hätte ich jetzt auch behauptet.« Er stellte sich ätzend breitbeinig neben mich, und jede Zelle meines Körpers richtete sich neu aus. Nach ihm. »Ich bin jedenfalls auch im Fairmont.«

Mein Herz hüpfte, so als wäre diese Information auf irgendeine Weise relevant. Schön für ihn. Das Fairmont hatte dreihundertsiebenundsiebzig Zimmer, die mich vergessen lassen würden, dass er im selben Gebäude war, zumindest redete ich mir das ein.

Ich seufzte schwer. »Ich hatte es befürchtet.«

»Na, na«, machte er. »Das wird wundervoll. Wir beide, jeder für sich, Abend für Abend allein in seinem Hotelzimmer. Vielleicht haben wir Räume nebeneinander, dann könnten wir Klopfzeichen vereinbaren, um nicht miteinander reden zu müssen.«

Ganz genau.

»Ich hatte erwartet, dass Sie bei Hayes wohnen, nun, wo er das Haus in Vancouver hat«, erklärte ich nüchtern.

Das, was sich während meiner Worte in Ruben Beltons Gesicht schlich, war schwer zu beschreiben. Ein bitterer Ausdruck, den ich nur selten bei ihm gesehen hatte. »Warum sollte ich das tun?« Er klang plötzlich ungewohnt ernst, und das wiederum verunsicherte mich.

»Ich weiß es nicht. Sie sind sein Manager.«

»Korrekt«, sagte er scharf. »Und in unserer Zusammenarbeit existieren klare Grenzen.«

Warum ließ er es klingen, als wäre das bei Aven und mir nicht der Fall? Als würde ich meine Prinzipien in jeglichen Lebenslagen derart vergessen wie mit ihm. Er hatte überhaupt keine Ahnung.

»Jetzt schauen Sie nicht so«, fügte er hinzu. »Fühlen Sie sich dadurch etwa angegriffen?«

»Ich fühle mich nicht …«

»Hier, für Sie.« Er nickte dem Kellner dankend zu, der mit einem Tablett voller Aperitifs herumging, und reichte mir ein Glas davon. »Allerdings muss ich schon sagen, dass es mich wundert, dass Sie nicht in Deep Cove mit einziehen. Wie wollen Sie Aven denn nun rund um die Uhr überwachen?«

Ich warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ich überwache sie nicht, ich bin nur gern zur Stelle, wenn es etwas zu klären gibt.«

»Verstehe. Spontan, flexibel und entspannt wie eh und je.«

Ich konnte nichts erwidern, denn ich sah Barbara Cameron und Matt Navarro näher kommen. Die Begrüßung mit der Aroda-Regisseurin und dem ausführenden Produzenten fiel herzlich aus. Obwohl insbesondere Matt Navarro sich mit seinen vergangenen Entscheidungen nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte, schätzte ich die Arbeit mit ihm, Barbara und dem Rest der Produktion. Ich hatte mich bereits mit deutlich schwierigeren Arbeitsumfeldern arrangieren müssen. Aven hatte sich am Set wohlgefühlt, man war im Rahmen des Möglichen auf ihre Bedürfnisse eingegangen, und das Ensemble harmonierte wunderbar. Die Vorfreude auf die anstehenden Dreharbeiten war schon jetzt deutlich spürbar. Und trotzdem senkte Barbara Cameron die Stimme, nachdem sie Ruben Belton begrüßt hatte.