What if we Trust - Sarah Sprinz - E-Book

What if we Trust E-Book

Sarah Sprinz

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Beschreibung

Er verbirgt sein Gesicht vor der Welt. Doch vor ihr kann er sich nicht verstecken

Kaum jemand an der UBC in Vancouver weiß von der Fan-Fiction über den maskierten Sänger PLY, für die Hope ihre ganze Schulzeit verurteilt wurde. Bis ein Verlag sie veröffentlichen möchte. Als auf der Geburtstagsparty eines Freundes kurz darauf Scott Plymouth vor ihr steht, ist sein Blick aus unergründlich blauen Augen Hope erschreckend vertraut - durch eine Maske. Was Hope nicht weiß: In ihrer Geschichte kommt sie Scotts dunkelstem Geheimnis viel zu nah, und schon bald wird die ganze Welt davon lesen können ...
"Einfühlsam, klug und absolut süchtig machend - Sarah Sprinz ist eine Meisterin, und ich muss alles von ihr lesen" LEO von BOOKANDMOONLIGHT

Abschlussband der bewegenden und romantischen New-Adult-Trilogie von Sarah Sprinz

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Seitenzahl: 614

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Leserhinweis

Widmung

Playlist

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

32. Kapitel

33. Kapitel

34. Kapitel

35. Kapitel

36. Kapitel

37. Kapitel

38. Kapitel

39. Kapitel

40. Kapitel

41. Kapitel

42. Kapitel

Danke

Skin Deep – PLY

Die Autorin

Die Romane von Sarah Sprinz bei LYX

Impressum

Sarah Sprinz

What if we Trust

Roman

Zu diesem Buch

Millionen Klicks auf Wattpad, unzählige begeisterte Leser:innen – das alles hat Hope mit ihrer Fan-Fiction über den maskierten Sänger PLY erreicht, die ein Verlag nun sogar als Buch veröffentlichen möchte. Doch ihr Unbehagen wächst, denn schon seit Monaten ist es still um den kanadischen Sänger. Als sie auf einer Party in die tiefblauen Augen eines Fremden blickt, weiß Hope sofort, dass Scott Plymouth vor ihr steht – und dass sie ein ganz gewaltiges Problem hat. Nicht nur bringt der Musiker ihren Puls schon bei der ersten Begegnung zum Rasen, er besucht auch ein Uniseminar mit ihr und boykottiert alles, wofür Hope brennt. Längst ist ihr klar: Mit ihrem Protagonisten aus Pretending hat Scott rein gar nichts gemein. Außer diese Dunkelheit, die Hope schon früher hinter seinen unbeschwerten Songs vermutet hat. Mit jedem Gespräch, jedem Treffen wird Hope bewusster, dass sie Scotts Geheimnis in ihrer Geschichte gefährlich nahekommt – und dass sie die Veröffentlichung des Buchs unbedingt verhindern muss. Auch wenn es dazu nun schon fast zu spät ist …

Liebe Leser:innen,

What if we Trust enthält Elemente, die triggern können.

Deshalb findet ihr hier eine Triggerwarnung.

Wir wünschen uns für euch alle

das bestmögliche Leseerlebnis.

Eure Sarah und euer LYX Verlag

Für Marlene und Pauline,

Jule, Katharina und Leo.

Ihr wisst, warum.

Write hard and clear

about what hurts.

Ernest Hemingway

PLAYLIST

kicks – au / ra

david bowie – chloe mk

maniac – conan gray

drive – halsey

life’s a mess – juice wrld feat. halsey

we stayed up all night – tourist & ardyn

safe and sound – yoke lore

yes – kota banks

high enough (rac remix) – k.flay

constellation – loving caliber

idontwannabeyouanymore – billie eilish

illicit affairs – taylor swift

people you know – selena gomez

just a memory – odesza feat. regina spektor

ultraviolet – freya ridings

heavenly – cigarettes after sex

saddest generation – ider

monster – shawn mendes & justin bieber

panic attack – liza anne

you and I (stripped) – pvris

colors pt. II – halsey

new skin – vérité

in my blood – shawn mendes

1. KAPITEL

Die E-Mail kam an einem Nachmittag im August. Ich befestigte Girlanden an den Wänden und verteilte Konfetti auf dem Tisch, als gäbe es kein Morgen.

»Denkt ihr, ich habe es übertrieben?«, fragte Laurie zum vierten Mal, während sie den Blick durch Sams Apartment wandern ließ.

»Nur geringfügig«, murmelte Amber und knotete einen weiteren Luftballon zu. Sie sah zu mir. »Oder, Hope?«

»Nein, ehrlich jetzt.« Laurie drehte sich um. »Findet ihr es albern?«

»Es ist perfekt, Sweetpea. Wirklich.« Lauries skeptische Miene verwandelte sich in ein Strahlen, als Sam von hinten einen Arm um sie legte. Er zog sie an sich, während Laurie ihm den Kopf zuwandte. »Aber ich glaube, so langsam sind es genug Luftballons, was meint ihr?«

Amber nickte sofort und schob die Tüte mit den restlichen Ballons auf dem Fußboden demonstrativ von sich. Den Blick in Lauries und Sams Richtung vermied sie, und ich konnte den Schmerz, der dabei auf ihrem Gesicht lag, nur zu gut nachvollziehen. Noch vor wenigen Wochen hatte Emmett sie ebenso vertraut berührt, bevor alles kaputtgegangen war. Seit Emmett kurz vor den Sommersemesterferien herausgefunden hatte, dass Ambers Eltern ein Bauprojekt planten, für das der Trailerpark plattgemacht werden sollte, in dem seine Familie lebte, gingen die beiden getrennte Wege. Amber war schon die ganzen Ferien über am Boden zerstört, und ich wünschte, ich könnte etwas tun, um sie aufzuheitern.

»Aber es sind eigentlich insgesamt fünfundzwanzig, damit es zu deinem Geburtstag passt, Sam«, riss mich Laurie aus meinen Gedanken.

Sam lächelte. »Wir können ja noch ein paar im Flur aufhängen.«

»Oh ja«, grummelte Amber. »Und in der Toilette.«

»Stimmt!« Laurie bemerkte nicht einmal, wie Amber die Augen verdrehte. »Oder auf dem Balkon. Ja, das hätte ich fast vergessen.«

»Wollt ihr dort auch noch Girlanden?«, fragte ich.

»Ich geh mal schauen, was die Brownies machen«, murmelte Amber und verschwand in Richtung Küche. Mir entging nicht, wie sie dort angekommen angestrengt blinzelnd durch die Fenster nach draußen anstatt auf den Backofen starrte. Während Laurie und Sam darüber diskutierten, wie viel Dekoration die Wohnung noch vertrug, folgte ich Amber.

»Hey …« Ertappt drehte sie sich zu mir. Sie gab sich wirklich große Mühe, doch die Traurigkeit verschwand nicht aus ihrem Blick. »Alles okay mit dir?«, fragte ich leise. Als sich Ambers Augen daraufhin mit Tränen füllten, brach es mir beinahe das Herz.

»Ja, klar.« Sie lächelte und griff nach dem Löffel, um in der Schokolade zu rühren, die gerade im Wasserbad schmolz. »Ich freue mich schon auf später. Das wird bestimmt toll.«

Ich zögerte, und tatsächlich sprach Amber weiter.

»Ich habe mich nur gefragt … Er kommt vermutlich eher nicht, oder?« Sie schluckte, und ihr war deutlich anzusehen, wie viel Mühe es sie kostete, nicht einfach loszuheulen.

Es war offensichtlich, dass sie Emmett meinte. Nach ihrer Trennung war ich mir eigentlich sicher gewesen, dass alles, was die beiden benötigten, ein klärendes Gespräch und etwas Zeit war, doch anscheinend hatte ich mich geirrt. Das neue Semester stand vor der Tür, und vielleicht geschah demnächst ein Wunder, wenn die beiden sich wieder in ihren Architekturkursen an der Uni begegneten. Ich war wirklich nicht bereit zu akzeptieren, dass es das mit ihnen gewesen sein sollte. Dafür taten sie sich viel zu gut.

»Ich weiß es nicht«, sagte ich wahrheitsgemäß. Natürlich hatte Sam auch Emmett zu seinem Geburtstag eingeladen, doch anders als ich hatte er eher verhalten darauf reagiert. »Er meinte, er schaut vielleicht vorbei.«

Amber nickte, und ich denke, wir wussten beide, dass das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passieren würde.

»Wir würden dann noch mal los und die Getränke holen«, erklärte Sam und griff nach seinem Handy, das auf dem Küchentresen lag. »Brauchen wir noch irgendwas?«

»Ich glaube nicht. Aber wir können auch fahren«, bot ich an, doch Sam winkte ab.

Laurie tauchte neben ihm auf. »Denkt ihr wirklich, das Essen reicht?«

»Ja, Laurie. Allein mit den Snacks würden wir eine ganze Fußballmannschaft sattkriegen, und später kommt noch die Pizza.«

Laurie musterte die Schüsseln und Teller, die in der ganzen Küche verteilt standen. »Ganz sicher?«

»Komm jetzt.« Sam griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich.

»Schreibt mir, falls euch noch was einfällt!«, rief Laurie, dann waren die beiden durch die Tür.

Amber wahrte ihr Lächeln, bis sie verschwunden waren. »Gott, ich bin die schlimmste beste Freundin der Welt«, murmelte sie. »Vielleicht sollte ich heute Abend einfach wegbleiben. Dann könnte Emmett kommen, und ich müsste keine schlechte Stimmung verbreiten.«

»Amber, du verbreitest keine schlechte Stimmung«, widersprach ich sofort.

»Nein, überhaupt nicht. Ich bin die gute Laune in Person, stimmt.«

Ich schmunzelte. »Zumindest deinen Sarkasmus kann dir keiner nehmen.«

»Ganz großartig, ja …«

Kurz kehrte Schweigen zwischen uns ein, als der Alarm am Backofen verkündete, dass die Brownies fertig waren. Ich schlüpfte in die Ofenhandschuhe und zog das Blech heraus.

»Und wie … ich meine, geht’s ihm so?«, fragte Amber schließlich, nachdem wir die geschmolzene Schokolade über dem Kuchen verteilt hatten. Während er abkühlte, ließen wir uns auf die Couch fallen.

Ich zuckte mit den Schultern und wählte meine nächsten Worte weise. »Ich schätze, ungefähr so wie dir?«

Amber nickte beherrscht.

»Hattet ihr gar keinen Kontakt über den Sommer?«

»Nein.« Sie schluckte schwer. »Ich habe ihn seit der Closing Party am Ende des Semesters nicht mehr gesehen. Ich dachte, dass wir vielleicht noch reden könnten, aber na ja … Sieht nicht danach aus, oder?«

Ich hätte so gern widersprochen, doch ich wollte Amber nicht anlügen. Es war eine verzwickte Sache, denn als gleichzeitig beste Freundin von Laurie und Ex-Freundin von Emmett war sie ein nicht mehr wegzudenkender Teil unseres WG-Alltags geworden.

»Aber egal, erzähl mir lieber, wie dein Sommer war.«

»Stalllastig«, gab ich zu und dachte an die letzten Wochen, die ich in Chilliwack auf der Farm meiner Eltern verbracht hatte. Erst gestern Abend war ich zurück nach Vancouver gekommen.

»Hast du Pretending weitergeschrieben?«, fragte Amber.

»Die Antwort lautet immer noch Nein.«

»Mann, Hope. Warum nicht?«

Längst war es zum Running Gag zwischen uns beiden geworden, seit wir vor einigen Monaten herausgefunden hatten, dass Amber die Fan-Fiction kannte, die ich während meiner Schulzeit auf Wattpad veröffentlicht hatte. Mittlerweile war PLY, der maskierte Sänger, über den ich geschrieben hatte, ein internationaler Megastar. Und insgeheim war ich immer noch ein bisschen stolz darauf, behaupten zu können, dass ich seinen Werdegang schon damals verfolgt hatte, als er noch ein absoluter Geheimtipp in Kanada gewesen war. Im Grunde war das ein wenig untertrieben, denn ich wusste alles über Scott Plymouth. Vermutlich würde man seinen ersten richtigen Celebrity-Crush einfach nie ganz vergessen. Zumindest ging es nicht nur mir so, und die Tatsache, dass Amber meine PLY-Obsession teilte, war nur einer der Gründe, weshalb ich sie so gern mochte. Letzten Winter hatten meine Freunde mir sogar Karten zu einem eigentlich restlos ausverkauften Konzert in Vancouver geschenkt. Amber hatte sich nicht lange bitten lassen, als ich vorschlug, dass sie mich begleiten könnte, bevor Anfang des Jahres alle noch ausstehenden Konzerte aus dem Nichts gecancelt worden waren. Bis heute warteten wir auf eine Erklärung dafür, doch PLYs Management blieb bei nichtssagenden Statements.

»Enttäuschend.« Sie seufzte. »Ich brauche dringend neuen Scott-Content, ich dachte, das weißt du. Es wird langsam Zeit, dass er sich mit einem spontanen neuen Album aus der Versenkung meldet.«

»Denkst du, es kommt bald wieder was?«, fragte ich.

»Keine Ahnung, aber ich hoffe es für ihn. Und für uns. Ich bin immer noch nicht darüber hinweg, dass Anfang des Jahres die ganze Tour abgesagt wurde.«

»Ich auch nicht«, murmelte ich. »Bestimmt gibt es bald einen neuen Song. Schau dir so lange einfach die alten Interviews von ihm an, ich kann es nur empfehlen. Besonders dann, wenn man eigentlich etwas für die Uni erledigen müsste.«

»Es sind Semesterferien, da sollte niemand etwas für die Uni erledigen müssen.«

»Das ist ein Mythos, und wir wissen es alle«, seufzte ich.

»Hast du noch Abgaben?«

»Nein, aber ich musste schon einen Text einreichen und wollte noch ein bisschen vorarbeiten.« Ich schluckte. »Es ist dieses Semester etwas unglücklich gelaufen mit der Veranstaltungsanmeldung.«

»Wieso?« Amber musterte mich. »Ich dachte, du hast den Platz für dieses Schreibseminar bekommen, das du so gern belegen wolltest?«

»Ja, habe ich auch. Und irgendwie auch den für den Teaching-Minor.«

»Oh, ehrlich?«

»Ja.« Ich lachte. »Das wird lustig. Kreatives Schreiben und zwei Nebenfächer. Eigentlich kann ich direkt in die Bibliothek ziehen.«

»Kannst du dich nicht wieder abmelden?«

»Die Plätze für Emotional Education sind so begehrt, ich versuche es seit dem zweiten Semester, und jetzt hat es endlich geklappt.«

»Ich weiß, aber Teaching? Hope, du willst keine Lehrerin werden.«

Ich schwieg, denn natürlich wollte ich das nicht. Meine Freunde wussten das, ich wusste es. Es war kein Geheimnis, dass ich mich nur für den Kurs beworben hatte, um meine Eltern zu beruhigen, die sich nach wie vor sorgten, dass ich mit meinem Schreibstudium keinen festen Job finden würde. Ich konnte es nachvollziehen. Sie wünschten sich Sicherheit für mich. Und ich wünschte mir Freiheit für die Welten in meinem Kopf.

»Ich werde es schon irgendwie hinkriegen«, meinte ich vage und hörte Amber nur noch mit einem Ohr zu, als mein Handy aufleuchtete. Ich beugte mich vor, griff danach, um es mit dem Display nach unten auf den Couchtisch vor uns zu legen. Während Amber weitersprach, fiel mein Blick doch auf die Benachrichtigung. Ich erstarrte, als ich die Absenderadresse der Mail las.

Von: [email protected]

An: [email protected]

Betreff: Anfrage Pretending

Moment …

WAS?

Mein Herz blieb stehen. War das irgendein Newsletter, den ich unwissentlich bei meinem Lieblingsverlag abonniert hatte? Aber warum erreichte er mich dann über die Mailadresse, die ich in meinem Wattpad-Profil geteilt hatte? Normalerweise trudelten darüber nur lange Mails meiner Leserinnen und Leser ein, die mich anflehten, neue Kapitel der Fan-Fiction hochzuladen. Für gewöhnlich verschob ich sie schnellstmöglich in den Papierkorb, damit ich sie ebenso wenig lesen musste wie die Direktnachrichten bei Wattpad selbst.

»Sorry, ich muss ganz kurz …«, murmelte ich, ohne Amber anzusehen. Mir wurde eiskalt, während ich die Betreffzeile und die wenigen Wörter der Nachrichtenvorschau las. Meine Finger zitterten mit einem Mal so sehr, dass ich Angst hatte, mein Handy fallen zu lassen.

Sehr geehrte hoplybooks,

mein Name ist Ellen Mansutti, ich bin die Programmleiterin für Romance bei Magnolia Publishing und immer auf der Suche nach neuen Talenten. Zufällig habe ich Pretending auf Wattpad gelesen und mich Hals über Kopf in Sloan und Scott verliebt! Sie besitzen ein wirklich außergewöhnliches Talent, lebendige Figuren zu zeichnen und große Gefühle zu transportieren. Letzten Sonntag habe ich den gesamten Text am Stück verschlungen. Wie schade, dass die Geschichte so abrupt endet! Arbeiten Sie bereits an den letzten Kapiteln? Ich bin wahnsinnig neugierig.

Derzeit etablieren wir bei Magnolia ein neues, junges Programm mit feinfühligen Stoffen für unsere Leserinnen und Leser. Ihre Geschichte trifft exakt den modernen Ton, den wir aktuell vermehrt suchen. Ich würde mich freuen, mit Pretending einen so außergewöhnlichen Roman für unserkommendes Programm zu gewinnen und Ihre Geschichte in die Buchläden zu bringen. Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie mögen. Ich kann es kaum erwarten, von Ihnen zu hören!

Herzliche Grüße aus New York

Ellen Mansutti

Head Editor

Magnolia Publishing & Co

1270 6th Avenue

New York, NY 10020

Telefon: + 1-212-477-4848

Ich schnappte nach Luft und wich zurück.

Was zur …?

Ich starrte auf die Zeilen, doch verstanden hatte ich sie nicht. Meine Gedanken rasten.

»Oh mein Gott«, flüsterte ich.

»Hope?!«

Ich fuhr zusammen, als Ambers Stimme zu mir durchdrang.

»Was ist das?«

»Oh Gott«, wiederholte ich, weil ich zu nichts anderem mehr fähig war.

Ambers braune Augen durchbohrten mich. »Ist was passiert, hast du …?«

»Ein Verlag«, brachte ich heraus, und Amber verstummte. »Ich glaube, ein Verlag will Pretending.«

Einen Moment lang sah Amber mich an, als wäre ich nicht recht bei Trost, dann schien sie eins und eins zusammenzuzählen.

»Wie … Du meinst …?« Sie verstummte, und ich nickte. »Hast du es eingereicht?«

»Nein, ich … Lies das!« Ich schob ihr mein Handy hin und konnte kaum ruhig sitzen bleiben, während Ambers Blick über die Zeilen huschte. Mein Herz hämmerte, meine Finger zitterten. Mit jedem Satz, den Amber las, wurden ihre Augen größer.

»Oh mein Gott, Hope«, murmelte sie, bevor sie aufsah und mich anstarrte. Ich schüttelte fassungslos den Kopf.

»Das ist ein Scherz, oder?«, fragte ich.

»Ich weiß nicht, es sieht schon relativ echt aus.«

»Scheiße, das ist … Ich muss Flint und Sadia schreiben.«

»Sind das deine Fan-Fiction-Freunde?«

»Ja.« Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. »Die haben auch bei Wattpad geschrieben. Oh Gott, Amber …«

Ich konnte nicht aufspringen, ausflippen, ich konnte nur vor Amber sitzen und sie weiter mit auf den Mund gepresster Hand anstarren.

»Tja, Hope«, sagte Amber, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Ich schätze, jetzt musst du es doch weiterschreiben.«

2. KAPITEL

Vor 2 Min.

Sadia@writelikeitmatters

Warte, WAS?!

Hope, dein Ernst jetzt?

Vor 2 Min.

Flint@writelikeitmatters

HOPE, komm zurück online.

Du kannst nicht so was schreiben und uns ghosten!!

Vor 1 Min.

Sadia

Wie, ein Verlag will die Fan-Fiction?

ICH SEHE, DASS DU ONLINE BIST.

Ja, ich war online. Und jede neue Nachricht in unserem Gruppenchat lähmte mich ein klein wenig mehr. Seit ich von Sams Apartment in die WG gefahren war, um mich für den Abend umzuziehen und sein Geschenk zu holen, drehten sich meine Gedanken im Kreis. Meine Finger hörten nicht auf zu zittern.

Sadia@writelikeitmatters

HOPE MACKENZIE!!!!

Hope

Ich sterbe

Flint

Ich bezweifle das, solange du noch tippen kannst

Sadia

Ich auch

REDE

Hope

Nein, ihr versteht nicht. Ich sterbe wirklich. Ich glaube, ich habe eine Panikattacke.

Flint

Du musst atmen, Hope

(Und uns dann erzählen, was zur Hölle passiert ist?!)

Hope

Ich weiß es nicht

Ich habe diese Mail bekommen und what the actual fuck …

Sadia

Zeig!

Hope

Hat Screenshot geschickt

Flint

Oh my

@magnolia.com …

Hope

Ist es Fake?

Es ist Fake, oder?

Flint

Ich hab keine Ahnung

Sadia

Hast du die Lektorin gegoogelt?

Hope

Nein

Sadia

Ich aber. Ich glaube, es ist echt

Hope

Omg …

Oh Gott.

Oh Gottohgottohgotttttttt

Flint

 ……

Hope

Und jetzt?

Flint

Hast du sie angerufen?

Hope

BIST DU IRRE

Flint

Ruf da an, Hope!

Hope

Nein

Flint

Warum nicht?

Hope

Weil ich DIE NERVEN VERLIERE

Ich kann das nicht

Das ist eine freaking Lektorin

von einem FREAKING VERLAG.

Flint

JA EBEN

Hope

Flint, ich sterbe

Und ich muss doch gleich auf die Geburtstagsparty vom Freund meiner Mitbewohnerin und habe keine Zeit für so was!

Flint

Kannst du absagen?

(Das war ein Scherz, wehe, du sagst ab!)

Ich will, dass du hinfährst und allen davon erzählst, dass du bald bei Magnolia veröffentlichst.

Hope

Die können doch keine FF veröffentlichen. Ich habe ungefähr jedes Persönlichkeitsrecht von Scott verletzt, das es gibt.

Sadia

Als ob die das nicht wüssten.

Bestimmt ändert ihr den Namen, damit rechtlich alles in Ordnung ist.

Hope

Und dann werde ich von seinem Label verklagt und muss mein Studium abbrechen, und Mom und Dad müssen die Farm verkaufen, weil ich eine Riesensumme zahlen muss und …

Sadia

Hope!

Halleluja …

Jetzt chill. Nasco juckt so was nicht. Es ist nur ein dämlicher Buchdeal, okay?

Flint

Es ist ein ziemlich fetter Deal mit einem ziemlich fetten Verlag

Ich meine, Magnolia …

Hast du gesehen, dass sie momentan mit acht Büchern gleichzeitig auf der NYT Bestsellerliste sind?

Hope

Oh mein Gott, sei ruhig, Flint, das will ich gerade wirklich nicht wissen

Flint@privat

Hope, das ist die geilste Chance

Das ist, was du immer wolltest

Magnolia!!!

Hope

Kann ja sein, aber nicht mit Pretending

Ich will nicht »die mit der Fan-Fiction« sein

Flint

Du kannst bestimmt unter Pseudonym schreiben

Weißt du, dass die größten Bestseller unserer Zeit auch Fan-Fictions waren?

Hope

Wehe, du nennst jetzt Shades of Grey, Flint

Flint

Twilight?

After auch!

Hope

Wow …

Ernsthaft?

Wir wissen beide, dass dieser toxische Shit vielleicht 2013 funktioniert hat. Aber heute nicht mehr.

Flint

Eben, aber deine FF ist nicht toxisch

Hope

Flint, ich war sechzehn

Es ist genau das

Flint

Und warum sollte Magnolia es sonst wollen?

Hope

Weil ich immer noch mehrere Tausend Klicks pro Monat habe

Flint

Ich dachte, du hast seit Wochen nicht mehr reingeschaut?

Hope

Die Auswertungen schicken sie mir automatisch per Mail …

Flint

Ja, ja …

Hope

Außerdem … Warum jetzt? Es ist seit einem Dreivierteljahr komplett still auf Scotts Social-Media-Seiten. Es ist, als gäbe es ihn gar nicht mehr. Nasco reagiert nicht auf Pressefragen. Die ganze Welttournee ist ersatzlos abgesagt worden …

Flint

Denkst du, es liegt an diesem Bild von ihm, das neulich aufgetaucht ist?

Hope

Das vor dem Studio?

Keine Ahnung

Flint

Sind wir uns inzwischen sicher, ob er es nun war oder nicht?

Ich starrte mein Bücherregal an und dachte an dieses verwackelte Foto, das im People Magazine aufgetaucht war. Scott und Hailee, er von hinten, ihre Hände an seinem Gesicht, während er sie gegen eine Wand drückte und küsste. Es war hinter den Studios, in denen er auch sein letztes Album aufgenommen hatte, dessen waren wir uns sicher. Scott hatte keine Maske getragen, sie hing zusammengeknüllt halb aus der hinteren Tasche seiner schwarzen Jeans heraus.

Hope

Ich weiß nicht.

Dieser seltsame Gürtel … So was trägt er nie

Flint

Vielleicht kann er sich inzwischen halt mehr leisten als diese Schnürsenkel

Hope

Er ist Scott, er liebt Schnürsenkel

Flint

Ja … Aber wer weiß. Ich denke, die meisten Leute glauben es.

Hope

Aber wieso sollte er jetzt seelenruhig ein neues Album aufnehmen? Sie haben die Tour abgebrochen, es kam noch immer kein Statement dazu, er hat nichts mehr auf Instagram gepostet

Flint

Promo fürs neue Album?

Hope

Ja, klar … Verdammt beschissene Promo. Das würde er doch nicht machen. Die Leute ohne eine Erklärung stehen lassen, obwohl sie sich auf die Konzerte gefreut hatten.

Flint

Wir wissen es nicht.

Aber wir wissen, dass es funktioniert.

Vielleicht haben sie das Foto absichtlich veröffentlicht. Scheint ja zu wirken. Und die Fans drehen völlig durch. Kein Wunder, dass der Verlag etwas über ihn rausbringen will. Jetzt ist die beste Zeit. Die Leute werden denen dieses Buch aus den Händen reißen.

Hope

Es ist ausgedacht, Flint!

Es ist alles nur in meinem Kopf

Flint

Das könnte der nächste große Erfolg werden

Hör dir wenigstens an, was Magnolia vorhat, okay?

Ich wette, dass sie vorsichtig sein müssen, die Namen ändern … Wer Scott nicht kennt, wird im Nachhinein vermutlich nicht mal mehr merken, dass es eine FF über ihn war

Hope

Garantiert nicht, nein

Es gibt schließlich eine Menge Sänger mit einer Tiermaske im Gesicht, die plötzlich untertauchen

Flint

Hör es dir an

Bitte, Hope

Hope

Vielleicht ist es nur ein schlechter Scherz

Flint

Vielleicht

Aber auch das wirst du nur erfahren, wenn du es dir anhörst

Ich unterdrückte ein Seufzen. Als mein Blick auf die Uhrzeit fiel, richtete ich mich rasch auf.

Hope

Werde ich

Aber nicht heute

Ich muss jetzt echt bald los

Flint

Klar, kein Stress

Schreib mir, wenn es noch mal Neuigkeiten gibt

Hope

Mach ich

Flint

Magnolia ist hier in New York, ich laufe fast jeden Tag dran vorbei

Wenn sie dich in den Verlag einladen, müssen wir uns sehen!

Hope

Als ob sie das machen

Aber ja

Ich bitte darum

Flint

Warum sollten sie es nicht machen?

Hope

Weil es nur Fake war

Oder weil ich bis dahin an einem Herzinfarkt gestorben bin

Flint

Das wird toll, ich weiß es, Hope

Oh, Jonah kommt gerade heim

Los jetzt, geh und hab Spaß

Hope

Alles gut

Und sag Grüße!

Ich hob den Blick vom Display. Mein Bücherregal, Pflanzen in jeder Ecke des Zimmers. Alles war noch wie immer, und gleichzeitig war nichts wie immer.

Eine Lektorin meines Lieblingsverlags hatte Pretending gelesen. Sie hatte die Geschichte gut genug gefunden, um sich anschließend in ihrem höchstwahrscheinlich ziemlich krassen Büro an den Computer zu setzen und mir eine E-Mail zu schreiben. So was passierte nicht. Ich wusste, wie schwer es war zu veröffentlichen. Die meisten meiner schreibenden Freundinnen und Freunde wünschten sich nichts sehnlicher als das. Niemand von ihnen hatte es weiter geschafft als bis auf kostenlose Onlineplattformen wie Wattpad. Auch Sadia und Flint nicht. In Kanada oder den USA ein Buch zu veröffentlichen war in etwa ebenso wahrscheinlich, wie im Lotto zu gewinnen.

Ich hatte nicht mal eine Literaturagentur, die mich vertrat. Ich hatte nichts, ich hatte nur viel zu viele Seiten über einen Popstar im Internet hochgeladen und anscheinend den Nerv der Zeit getroffen.

Ich hatte mir immer gewünscht, bei einem großen Verlag zu veröffentlichen. Aber nicht die Fan-Fiction, sondern meine eigenen Geschichten. Bücher, auf die ich stolz sein konnte.

Ich schluckte. Zwar war mir bewusst, dass ich das auch auf das sein konnte, was ich bei Wattpad erreicht hatte. Ich hatte so viel Arbeit und Zeit hineingesteckt. Mein ganzes Herz. Aber nach allem, was seitdem geschehen war, ertrug ich es nicht mehr, mich daran zu erinnern. Selbst Wattpad hatte ich seit Wochen nicht geöffnet. Ich wollte es nicht sehen. Pretending im Forum neben den anderen Stories. Neben Jenns Geschichte, die sie offenbar noch heute aktualisierte. Nichts war furchtbarer, als eine Person im Internet zu verfolgen, der man einmal so nahegestanden hatte.

Ich wollte es nicht, aber meine Finger tippten die Buchstaben bereits in die Suchleiste meines Browsers. Auch nach so vielen Monaten, die ich Wattpad nicht mehr geöffnet hatte, schlug mir die Suchfunktion sofort meine Seite vor.

Mein Herz klopfte schneller, als ich mich einloggte. Die dreistellige Zahl an meinem Postfach nahm mir für einen Moment den Atem. Ich hatte vor Ewigkeiten aufgehört, die Direktnachrichten auf der Seite zu beantworten.

Wie gebannt starrte ich auf den Link zu meiner Veröffentlichung. Den Titel, das selbst gemachte Cover, das ich mit einem kostenlosen Bildbearbeitungsprogramm zusammengeschustert und hochgeladen hatte. Ich klickte auf den Schriftzug und wurde um Jahre zurückkatapultiert, während ich las.

PRETENDING

von hoplybooks

– Das Date –

 6,1 M   166 Tsd   7,2 Tsd

Sloan

Käffchen mit dem Fahrer?

Ich muss grinsen, als ich den Zettel sehe, der an der Fensterscheibe des dunklen Ford klebt, der gerade neben mich rollt. Der Kerl am Steuer muss etwa neunzehn sein, also kaum älter als ich. Hier auf dem Parkplatz der UBC sieht er mindestens so verloren aus, wie ich mich gerade fühle. Die dunklen Haarsträhnen hängen ihm in der Stirn. Er grinst zu mir rüber, und ich muss lachen. Fragend zieht er die Augenbrauen hoch, deutet auf den Zettel an seiner Scheibe, ich nicke und zucke lachend die Schultern.

»Es ist natürlich eine verlorene Wette, okay?«, sagt er, als er aus dem Wagen steigt und die Fahrertür zuwirft.

»Nichts anderes habe ich erwartet.«

»Aber ich würde dich trotzdem einladen, wenn du mir den Weg zum Book Store verrätst.« Er klopft sich den imaginären Staub von seinen dunklen Jeans und sieht mich wieder an. Obwohl sein Gesicht im Schatten liegt, leuchten seine blauen Augen. Sie bilden einen erstaunlichen Kontrast zu seinen tiefbraunen Haaren.

»Das würde ich liebend gern, aber leider habe ich auch keine Ahnung.«

»Schreibst du dich auch ein?«, fragt er, und ich nicke. »Ich bin übrigens Scott, hi.«

»Sloan«, sage ich und mustere ihn unauffällig. Er ist ein ganzes Stück größer als ich. Kantiges Kinn, eine etwas zu große Nase und ziemlich blaue Augen. Dreitagebart und auf die schludrige Art genau richtig nicht perfekt angezogen.

»Cool, freut mich, Sloan. Womit fängst du an?«

»Kreatives Schreiben.«

Scott hebt beeindruckt die Augenbrauen. »Du schreibst?«

In mir wächst das Bedürfnis, den Blick zu senken und das Thema zu wechseln. Doch das werde ich ab sofort nicht mehr tun. Ich habe es mir geschworen. »Ja, du auch?«

»Kommt darauf an, was du unter Schreiben verstehst. Wenn Songtexte auch zählen, dann wohl ja.«

Ich mustere ihn. »Wow, du machst Musik?«

»Ab und zu«, sagt Scott in genau dieser peinlich berührten Tonlage, in der ich Fremden vom Schreiben erzähle. »Okay, nein«, fährt er gleich danach fort. »Das war gelogen. Ich mache eigentlich nichts anderes als das.«

Ich muss lächeln. Seine Begeisterung ist ansteckend. Sein Lächeln ist es auch. Und seine Augen sind wirklich sehr, sehr blau …

»Was ist dein Major? Musik?«

Er deutet in die Richtung, in die die anderen Studierenden strömen, ehe er antwortet. »Nee, oh Gott. Ich bin kein musikalisches Wunderkind. Ein bisschen Klavier und Gitarrespielen ist das Höchste der Gefühle. Meine Beats baue ich am Laptop. Ich habe mich auch für Kreatives Schreiben entschieden. Ein Schwerpunkt in Storytelling nützt mir auch für die Lyrics.«

»Wie cool«, entfährt es mir. Ich schere mich keine Sekunde lang darum, dass ich vermutlich ein bisschen zu aufgeregt und euphorisch dafür klinge, dass wir uns gerade erst begegnet sind. Scott grinst.

»Also, Bücher schreibende Sloan«, fragt er, während wir vom Parkplatz zum Campusboulevard laufen. »Wo kommst du her?«

»Aus Seattle«, sage ich, und Scott hebt die Augenbrauen.

»Das dachte ich mir.«

»Ich will nichts über meinen Akzent hören. Zumindest nicht von jemandem, bei dem man bereits nach zwei Sätzen sicher sein kann, dass er Kanadier ist.«

»Ich nehme das einfach mal als Kompliment.« Er schmunzelt. »Seattle, sehr nice. Da habe ich meinen allerersten Auftritt gehabt.«

»Du trittst auch auf? Auf so richtigen Konzerten?« Ich merke erst, dass ich stehen geblieben bin, als Scott sich zu mir dreht.

»Manchmal.« Er vergräbt die Hände in den Hosentaschen, und etwas an dieser Geste lässt mich lächeln. Er sieht für einen Moment zu Boden. »Das in Seattle war superspontan, ein Freund arbeitet dort in einer Bar, und ihnen war ein Liveact abgesprungen. Ich war eigentlich als Gast da, aber dann wollten sie, dass ich kurzfristig einspringe. Scheiße, ich war so besoffen …« Scott lacht, und wir gehen weiter. »Mein Glück, dass das Publikum nur wenig nüchterner war und es kaum richtiges Videomaterial von dem Abend gibt. Ich glaube, ich habe die ganze Zeit nur beschissene Witze gemacht, bei denen keiner gelacht hat.«

»Ich hätte es zu gern gesehen.«

»Oh, glaub mir, das denkst du nur.«

»Trittst du bald wieder auf?«

Scott kickt einen Stein auf dem Weg vor sich her. Seine weißen Low-Top-Vans sind etwa vier Nuancen heller als meine. »Eventuell demnächst hier in Vancouver, aber eigentlich trau ich mich nicht.« Er lacht wieder. »Ein Kumpel hat ’nen Club für seinen Geburtstag angemietet und will, dass ich ein bisschen Stimmung mache. Vermutlich ist sie besser, wenn sie jemanden holen, der einfach auflegt.«

»Hey, sei mal netter zu dir.« Ich sage es, ohne groß darüber nachzudenken, doch Scott hält inne. Für einen Moment sieht er mich an. Mein Gesicht brennt unter seinem Blick. »Ich würde jedenfalls vorbeikommen«, füge ich rasch hinzu. Als ich zu ihm sehe, schmunzelt er.

»Ich brauche noch deine Nummer«, sagt er, so beiläufig, dass ich die Augenbraue zusammenziehe. »Wegen unseres Dates«, hilft er mir auf die Sprünge.

»Date?«

»Käffchen mit dem Fahrer?«

»Oh.« Er hat das also ernst gemeint … Kurz, wirklich ganz kurz nur, überlege ich, meine Standardantwort abzuspulen. Sorry, hab ’nen Freund. Der Satz ging mir schon etliche Male über die Lippen, doch ich sage ihn nicht. »Ich dachte, das war nur ein Scherz.«

»Es war kein Scherz«, meint er, ohne den Blick von mir zu nehmen.

Ich bekomme eine Gänsehaut. Er befördert sein Handy aus der Hosentasche. Ich zögere. Unsere Fingerspitzen streifen sich, ganz kurz nur, dann nehme ich es.

Sloan, passiert das wirklich? Passiert das hier gerade wirklich? Meine Gedanken geben keine Ruhe, während ich meine Nummer eintippe. Scott lächelt, als ich ihm das Telefon zurückgebe.

Ja, ich glaube, es passiert wirklich.

3. KAPITEL

Laurie hatte die restlichen Luftballons tatsächlich noch im Flur angebracht. Schon im Fahrstuhl klebte ein Ballon neben dem Knopf für die achtzehnte Etage, in der sich Sams Apartment befand. Obwohl ich noch vor wenigen Stunden hier gewesen war, fühlte es sich an, als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen.

Ich hatte Emmett nicht überreden können mitzukommen, als ich ihn eben in der WG noch getroffen hatte. Dafür sollte ich Sam in seinem Namen herzliche Glückwünsche ausrichten.

Vor seinem Apartment blieb ich einen Augenblick stehen. Es war still, doch wenn ich mich wie jetzt auf jedes Geräusch konzentrierte, hörte ich leise Musik und Stimmen hinter der Tür.

Ich drückte die Klingel und trat zurück. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis die Tür aufgerissen wurde. Laurie strahlte mich an und begrüßte mich so überschwänglich, als hätten wir uns Wochen nicht gesehen, bevor sie mich umarmte und in die Wohnung zog. Von unserer Dekoration war vor lauter Menschen fast nichts mehr zu erkennen. Mir war nicht bewusst gewesen, wie viele Leute Sam kannte, dann wurde mir wieder klar, dass er hier zur Schule gegangen war, studiert hatte und nun auch arbeitete.

Menschen. Zu viele Menschen, Hope, rotierte der Alarm in meinem Kopf, doch ich lächelte ihn weg und folgte Laurie durch den Flur. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Sam mich entdeckte.

»Und, habt ihr das Klo noch dekoriert?«, begrüßte ich ihn, als er auf mich zukam.

»Ich habe nicht mehr nachgeschaut, aber ich befürchte das Schlimmste.« Sam umarmte mich. »Schön, dass du da bist. Und danke noch mal für deine Hilfe.«

»Immer gern.« Ich reichte ihm den Terrakottatopf, den ich mitgebracht hatte. »Eine Kleinigkeit für dich.«

Sams Augen weiteten sich. »Oh, Hope! Wirklich jetzt?«

Ich erkannte, wenn Freunde nur so taten, als würden sie sich über die Pflanzen freuen, die ich liebevoll für sie aus Ablegern gezogen hatte. Die Calathea, die auf einem Regal in unserer WG-Küche stand, zog ihn jedes Mal wie ein Magnet an, wenn er bei uns war.

»Ich liebe diese Pflanze! Sie sieht so … magisch aus.« Er nahm den Topf so behutsam, dass ich lächeln musste.

»Sie ist nicht ganz einfach, aber wenn du ein schattiges Plätzchen für sie findest, wird sie bestimmt so groß wie die in unserer Küche. Aber bloß nicht zu viel gießen.«

Sam nickte gewissenhaft. Dann stellte er den Topf auf das Regal neben sich und umarmte mich noch mal.

»Danke, Hope! Ehrlich, ich freue mich, dass wir uns kennen.«

»Ich mich auch. Alles Liebe zum Geburtstag.«

»Was willst du trinken?« Er löste sich wieder von mir und begann mir die lächerlich große Auswahl an Getränken aufzuzählen. »Oder du folgst mir einfach in die Küche und bedienst dich dort selbst.«

»Das klingt nach einem Plan.« Ich schlängelte mich hinter Sam durch die Leute. Ständig blieb er hängen, versicherte sich, dass alle glücklich waren, und mir fiel wieder auf, wie unendlich anstrengend es war, Gastgeber zu sein.

Nur wenig später trat ich mit einem Glas Weißwein aus der Küche und sah mich nach Amber um. Mein Herz stach, als ich ihren leeren Blick bemerkte. Sie saß mit Laurie auf der Couch, nickte abwesend, während Laurie auf sie einredete, und starrte in ihr Weinglas.

Laurie winkte mir zu, und Amber lächelte, als ich auf sie zusteuerte. Sie rückte zur Seite, damit ich mich neben sie setzen konnte.

»Unsere zukünftige Bestsellerautorin ist zurück«, scherzte Amber, und es war mein Glück, dass Laurie in diesem Augenblick aufsprang, um zwei junge Frauen zu begrüßen.

»Pscht«, flüsterte ich und wurde auf der Stelle wieder nervös, wenn ich an die Mail von Magnolia dachte. Außer Amber wusste niemand von Pretending, und auch wenn mir klar war, dass Laurie sich mindestens so sehr für mich freuen würde wie Amber, war mir nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie es jetzt schon erfuhr. Erst einmal musste ich mich sammeln und darüber nachdenken, was das alles bedeutete.

»Hast du die Lektorin angerufen?«, fragte Amber.

Ich schüttelte den Kopf. »Es ist Freitagabend«, erinnerte ich sie.

»Okay, dann aber gleich am Montag. Ich mache das sonst für dich.«

Ich lachte, dabei war mir klar, dass Amber solche Dinge durchaus ernst meinte.

»Wir müssen dringend anstoßen und das feiern«, erklärte sie, doch ein einziger Blick in ihr Gesicht genügte und ich erkannte, wie viel Kraft es sie kostete. Ihre braunen Augen blieben traurig, sie sah müde aus. Und es war deutlich, dass sie schon zu viel getrunken hatte für die Uhrzeit.

Laurie stieß wieder zu uns. Ich fragte sie über ihren Urlaub aus, den sie mit Sam in Tofino verbracht hatte. Mir entging nicht, wie Ambers Blick jedes Mal Richtung Flur huschte, sobald Sam neue Gäste begrüßte.

»Er kommt nicht mehr, oder?«, fragte sie schließlich.

Laurie musterte sie mitfühlend. »Amber …«, begann sie, und Ambers Miene wurde wieder hart.

»Ist ja eigentlich auch egal …« Sie trank den Rest ihres Glases aus. Der Rotwein färbte bereits ihre Lippen, und mir entging nicht, wie Lauries Blick für einen Moment skeptisch auf das nun leere Glas fiel.

»Es tut mir unheimlich leid«, sagte ich leise, und Laurie nickte sofort.

»Tja.« Amber betrachtete ebenfalls ihr Glas. »Da hilft nur Wein.«

»Amber, denkst du nicht …?«, begann Laurie, doch Ambers Blick brachte sie zum Schweigen.

»Entspann dich. Ich weiß, was ich vertrage.«

Ganz so sicher war ich mir dessen nicht, denn Amber schwankte bereits, als sie aufstand. Sie musste sich für einen Moment an meiner Schulter festhalten, und ich wechselte einen Blick mit Laurie.

Kaum war Amber verschwunden, erhob sich Laurie ebenfalls. »Und ich glaube, ich sorge besser dafür, dass jemand mal ein großes Glas Wasser trinkt.«

»Klingt vernünftig«, erwiderte ich, und Laurie lächelte, bevor sie davonhuschte.

Ich sah mich im Raum um und stand ebenfalls auf. Vielleicht fand ich doch noch jemanden, der mir zumindest entfernt bekannt war. Im Frühjahr hatten wir einige Leute zu uns in die WG eingeladen, und ich erinnerte mich an ein paar von Lauries und Sams Unifreunden, die gekommen waren. Ich schob mich zwischen den Menschen hindurch und hielt mich an meinem Weinglas fest. Draußen auf dem Balkon tummelten sich die meisten Leute, was höchstwahrscheinlich mit der surrealen Aussicht über die hell erleuchteten Hochhäuser bis Coal Harbour zu tun hatte. Der Himmel war tintenblau, und er zog mich magisch an. Wie gebannt trat ich näher, als ich plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnahm.

Einen Moment später war es schon geschehen. Ich stieß gegen jemanden, stolperte gegen eine Schulter und umklammerte mein Weinglas reflexartig fester. »Oh Gott, sorry!«

»Kannst du nicht aufpassen?«

Ich erstarrte. »Sorry, ich …«, wiederholte ich, doch die Worte blieben mir im Hals stecken, als ich einen kurzen Blick in tiefblaue Augen erhaschte, bevor sich der Kerl schnell wegdrehte.

Er roch gut. Der irrelevante Gedanke hallte in mir nach, während ich von hinten sah, wie er den Kopf schüttelte, als hätte ich gerade meinen Wein über ihm ausgekippt, dabei war überhaupt nichts passiert.

Es war nichts passiert.

Es war nichts …

Und dann stand mein Herz still. Nicht weil mein Gegenüber so barsch geklungen hatte, nein. Während mein Kopf es nicht schaffte, eins und eins zusammenzuzählen, hatte mein Körper längst begriffen.

Er hatte mir schon wieder den Rücken zugewandt, ich sah nicht einmal sein Gesicht, doch ich konnte nicht mehr atmen. Ich musste sein Gesicht nicht sehen, denn ich hatte es nie gesehen. Seine Silhouette genügte. Die hochgewachsene, schlanke Figur. Die langen Beine, die definierten Schultern. Schnürsenkel statt Gürtel, und das war der Moment, in dem ich mir absolut sicher war. Es hätte jeder x-beliebige Kerl sein können, doch niemand bewegte sich wie er. So leicht und fließend. Als würde er eigentlich immer tanzen, immer zur Musik, immer zu einem Beat.

Mir wurde schwindelig.

Erst ein Klirren riss mich aus meiner Starre. Ich fuhr zusammen. Gleichzeitig wandten sich mir unzählige Gesichter zu. Ich brauchte mehrere Sekunden, bis ich begriff, dass ich das Weinglas hatte fallen lassen.

»Hope?« Sam tauchte neben mir auf. »Alles okay?«

»Ich … Sorry. Oh Gott …« Ich bückte mich bereits nach den Scherben, doch er hielt mich fest.

»Nicht schlimm, ist nur ein Glas. Alles gut? Du bist ganz blass.« Sein Blick durchbohrte mich. Ein unkontrollierbares Zittern überkam mich. Mit Sicherheit spürte Sam es. Besorgt sah er mich an. »Willst du dich einen Moment setzen? Ich hol dir Wasser, warte.«

»Nein, ich … Ich hab nur einen Augenblick nicht aufgepasst. Es ist alles gut.«

Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen. Keine zusätzliche Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich wagte es nicht, noch einmal in seine Richtung zu schauen.

War ich schon so betrunken? Unmöglich. Ich hatte das Weinglas noch nicht einmal ganz ausgetrunken. Das hier war keine Halluzination. Das war echt. Das war Scott fucking Plymouth auf Sams Balkon.

Die Erkenntnis durchfuhr mich wie ein Stromschlag. Hatte Laurie das nicht irgendwann erwähnt? Dass Sam PLY über drei Ecken kannte? Mit ihm vor Jahren zur Schule gegangen war, bevor das alles mit der Musik begonnen hatte und aus Scott Plymouth der Kerl wurde, der auf der ganzen Welt Stadien füllte und die Charts zu seinem persönlichen Tagebuch erklärt hatte?

»Hope, bist du sicher, dass …?«, fragte Sam, doch seine Stimme ging im Rauschen unter, das in meinem Kopf dröhnte.

Er drehte sich um. Scott Plymouth drehte sich zu mir um. Diesmal ganz, diesmal sah er her. Und einen entsetzlichen Moment lang glaubte ich, die Beine würden unter mir nachgeben.

Er war hier unter Dutzenden Menschen, und niemand wusste es, denn keiner kannte sein Gesicht. Ebenso wenig wie ich es getan hatte. Bis jetzt.

Er sah nicht so aus wie in meiner Vorstellung. Er sah auch nicht besser aus. Oder schlechter. Er sah aus wie … ein Mensch. Ein verflucht schöner Mensch.

»Oh mein Gott«, flüsterte ich, und dann fiel sein Blick erneut auf mich.

Diese Augen. Eiskalt und unendlich. Sie waren das, was ich am allerbesten an ihm kannte. Sie waren das Auffälligste seiner ganzen Erscheinung, auch ohne Maske, auch jetzt. Seine Lider verengten sich, als er begriff, dass ich begriff. Unterschwellige Panik trat in seinen Blick. Gleichzeitig verhärteten sich seine Züge.

»Oh.« In diesem Moment schien auch Sam zu schalten. »Stimmt ja, du kennst Scott.«

Er sagte es, als wäre es kein großes Ding. Als wäre das nicht PLY. Der Kerl, den ich seit der achten Klasse vergöttert hatte. Der Kerl, über den ich ein Buch geschrieben hatte, das ein Verlag veröffentlichen wollte.

»Ich stell dich kurz vor, okay?«

»Nein!« Meine Stimme klang schrill. Wenn Scott mich bisher noch nicht bewusst wahrgenommen haben sollte, musste er es spätestens jetzt. »Nicht nötig, Sam. Ich … Wo war noch mal die Toilette?«

Eine kleine Falte grub sich zwischen Sams Brauen. »Die letzte Tür auf der rechten Seite«, erklärte er.

»Danke!« Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und drehte mich um.

Geradeaus gehen. Nicht noch mal mit jemandem zusammenstoßen. Meine Finger zitterten, als ich im Flur nach der Türklinke griff. Ich flüsterte ein lautloses Dankgebet, als sie sich tatsächlich runterdrücken ließ und das Badezimmer nicht besetzt war. Die Stimmen und die Musik traten in den Hintergrund, die Tür flog zu, ich verriegelte sie. Schwer atmend lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen. Mein Herz hämmerte wie bescheuert.

Was war gerade passiert? Verlor ich endgültig den Verstand? War das irgendein kranker Traum, in den Scott sich geschlichen hatte? Früher war das durchaus vorgekommen, doch er war nie so klar gewesen. Er hatte nie ein Gesicht gehabt. Und jetzt … jetzt schon.

Es war schummerig gewesen auf Sams Balkon, aber es hatte gereicht, um mich Scott genau erkennen zu lassen. Es war, als hätten sich an diesem Abend die wenigen Puzzleteile zu einem finalen Bild zusammengesetzt.

Ich kannte seine Augen, und sie nahmen mir den Atem. Sturmblau, eiskalt. Es war kein normales Blau, kein helles, verwaschenes wie mein eigenes. Scotts Blau war anders. Es war dunkel und tief. Wie die Farbe des Pazifik, wenn der Himmel wolkenlos war.

Ich kannte seine Kinnpartie, die scharfe Kieferlinie. Die geschwungenen Lippen und geraden Zähne. Dunkelbraune, fast schwarze Locken, die jetzt länger waren als auf den letzten Bildern, die von ihm im Netz aufgetaucht waren, und ihm ein bisschen zu perfekt wirr in die Stirn hingen, als dass er wirklich so mit ihnen aufgestanden sein konnte. Gerade Nase, hohe Wangenknochen. Scott sah älter aus, als ich gedacht hatte, aber auf die beste Art. Er sah aus wie jemand, den ich stundenlang ansehen wollte, um jedes Detail seines Gesichts zu studieren.

So fest ich konnte, biss ich mir auf die Unterlippe. Der Schmerz war pochend und dumpf. Ich wachte nicht auf, dafür breitete sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund aus.

Also doch. Kein Traum. Realität. Das eben war echt gewesen. Scott Plymouth war echt gewesen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.

Vielleicht war es gar nicht Scott. Sondern irgendein Doppelgänger. So was kam vor. Er war es gar nicht. Natürlich war er es nicht. Er war irgendein Freund von Sam, jemand, der so aussah wie PLY, oh mein Gott, es gab schließlich Tausende Kerle, die sich so anzogen, nicht wahr?

ER WAR ES ER WAR ES ER WAR ES.

Er war es, Hope. Du würdest ihn unter Hunderten erkennen. Weil du mehr Stunden, als es gesund ist, Bilder und Videos von ihm angesehen hast. Weil du ihn allein an seiner Haltung erkennen würdest. Allein an seinen Händen. Sobald er den Mund aufmachen und noch mal etwas sagen würde, wäre die Sache klar.

Okay. Er war es also. Das machte nichts. Dann kannte Sam eben den Kerl, über den ich Abend für Abend geschrieben hatte. Das alles war Jahre her. Ich war nicht mehr sechzehn und eine Highschool-Schülerin, die glaubte, der bekannteste Sänger des Landes könnte sich in sie verlieben. Ich hatte diese Phase hinter mir gelassen. Und er wusste das nicht. Er wusste es nicht, denn es spielte keine Rolle mehr.

Ich hielt den Atem an.

»Fuck«, flüsterte ich leise, als ich mich an die Mail erinnerte. Es spielte doch eine Rolle. Ein verdammter Verlag interessierte sich für diese Geschichte. Ich war nach wie vor hoplybooks, und vielleicht würde ich es für immer sein.

Das konnte alles kein Zufall sein. Wie groß waren die Chancen, dass ich am gleichen Tag Post von einem Verlag erhielt und Scott begegnete?

Ich atmete tief durch, bevor ich zur Toilette ging und die Spülung betätigte, weil ich paranoid war und nicht seltsam angeschaut werden wollte, falls gleich jemand vor dem Bad wartete und minutenlang kein einziges Geräusch von drinnen gehört hatte.

Ich wusch mir die Hände, einfach weil ich etwas zu tun brauchte. Eiskaltes Wasser, die Seife roch nach Koriander und Zitrone, ich war mir nahezu sicher, dass Laurie sie ausgesucht hatte. Nicht dass es in diesen Sekunden von Bedeutung war, doch die Erkenntnis hielt mein Hirn davon ab, in Flammen aufzugehen.

Fakt war, diese Party würde besser ohne mich weitergehen. Ich würde mich von Amber, Laurie und Sam verabschieden, die Finger hinterm Rücken überkreuzen, während ich etwas von Kopfschmerzen log, und ihnen noch einen tollen Abend wünschen. Und wenn ich erst zu Hause war, einen Mitternachtsbrownie gesnackt hatte und mich in meinem Bett einkuschelte, würde dieser Abend so weit weg wirken, als wäre er gar nie geschehen.

Einfach. Wirklich ganz einfach.

Ich hob den Blick und sah mein Spiegelbild an. Eine dunkle Strähne meines kinnlangen Bobs blieb an meinen weinrot geschminkten Lippen hängen. Meine Augen waren dunkel und riesig. Sah ich wirklich so erschrocken aus? Kein Wunder, dass Sam so besorgt gewesen war.

Ich straffte die Schultern und atmete tief durch. Dann riss ich den Blick vom Spiegel und ging zur Tür. Die Geräusche wurden wieder lauter, ich löschte das Licht im Bad. Nach mehreren Minuten bei hellem Deckenlicht kam mir der Flur noch dunkler vor als gerade eben. Vielleicht war das der Grund, weshalb ich die Gestalt, die einige Meter weiter an der Wand lehnte, zu spät erkannte.

Mein ganzer Körper versteinerte.

Er hatte gewartet. Die ganze Zeit, während ich im Bad gewesen war, musste er hier gestanden haben. Er hob sofort den Kopf und sah in meine Richtung, als ich in den Flur trat. Scott Plymouth löste sich von der Wand und baute sich vor mir auf.

Sein Gesicht lag halb im Dunkeln, ich konnte seine Mimik nicht erkennen. Bevor ich verstand, was geschah, fasste er mich am Oberarm und schob mich ein Stück zurück.

»Hope, richtig?«, sagte er, und seine Stimme war seine Stimme. Nun, etwas abseits des Lachens und der Musik klang sie so, wie ich sie kannte. Voll und klar, ein bisschen kratzig und rau. Wie salziges Karamell. Moment … Hatte er gerade meinen Namen gesagt? »Gib mir dein Handy!«

Seine Worte drangen durch den zähen Nebel bis in mein Gehirn vor und schlugen dort ein.

Ich starrte ihn an. »Was?«

»Dein verfluchtes Handy«, sagte Scott Plymouth, und er war nicht mehr Scott. Seine Stimme klang schneidend, sein Blick war unerbittlich. Und dann hob er tatsächlich die Hand und streckte sie mir auffordernd entgegen.

»Dein Ernst? Vergiss es!« Ich wollte mich umdrehen, doch er ließ es nicht zu. Seine Berührung schickte Stromschläge durch meinen Körper. Ich fuhr zu ihm herum.

Ich hatte noch kein Wort gesagt, als er die Hand bereits wieder zurückzog. »Sorry, ich …«

»Für wen hältst du dich?«, fauchte ich und hatte keine Ahnung, was ich tat. Verwirrung und Überforderung vermischten sich zu einer brodelnden Mischung in meinem Bauch. Scott Plymouth stand vor mir, und er verhielt sich wie ein absolutes Arschloch.

»Es tut mir leid, ich …« Kurz senkte er den Blick, dann sah er mich wieder an. »Du hast es gemerkt, oder? Du weißt, wer ich bin?«

»Ja, kann sein«, fuhr ich ihn an. »Tut mir leid, muss ich mir jetzt beide Augen ausbrennen, oder erlaubst du, dass ich weiter sehe?«

Er biss sich auf die Unterlippe. Ich konnte plötzlich nicht mehr einschätzen, ob das in seinem Gesicht Verärgerung oder Belustigung war. Meine Knie fühlten sich an, als würden sie jeden Moment unter mir nachgeben. Was wollte er von mir? Warum hatte er gewartet?

»Kannst du es einfach für dich behalten, bitte?«

Ich lachte auf. »Denkst du wirklich, dass sonst niemand gemerkt hat, dass Scott Plym…« Die Worte blieben mir im Hals stecken, als er mich so warnend anblitzte, dass ich sofort bereute, was ich gerade gesagt hatte.

»Ja, das denke ich. Und ich würde mir einfach gern sicher sein, dass das auch so bleibt.«

Unauffällig sah ich mich um. Tatsächlich. Keiner sah zu uns. Es waren viele Leute hier, in der Menge unterzugehen war ein Kinderspiel. Aber war ich wirklich die Einzige, die erkannt hatte, dass sich der Kerl unter uns tummelte, dessen Songs mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Laufe des Abends noch in einer der Spotify-Playlists auftauchen würden, die im Hintergrund spielten?

»Erstaunlich, oder?« Ich zuckte zusammen. Scott war meinem Blick gefolgt. »Manchmal denke ich immer noch, dass die Leute mir nur was vorspielen, aber in aller Regel checken sie es wirklich nicht.« Er sah mich an. »Ein paar Ausnahmen gibt es immer.«

Die Hitze stieg mir in die Wangen.

»Dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Du warst schon damals auf Konzerten, hier in Vancouver, als alles noch ganz klein war.«

Oh Gott …

»Das ist ewig her.«

»Ja.« Er nickte. »Aber an Gesichter kann ich mich immer erinnern.«

Wenn er mein Gesicht erkannte, wusste er dann auch, dass ich Fangeschichten über ihn im Internet veröffentlicht hatte? Eigentlich war das unmöglich, oder? Ich hatte nie Bilder von mir hochgeladen, keiner kannte meine wahre Identität.

»Darf ich dein Handy sehen?«, fragte er. »Bitte. Wenn ich mir unsicher bin, ob du Fotos gemacht hast und die gleich bei Instagram postest oder ans People Magazine verkaufst, muss ich meine Anwältin anrufen. Und Celeste hasst es wirklich sehr, an einem Freitagabend nach acht gestört zu werden.«

Ich blinzelte. »Ich habe keine …«, begann ich, brach jedoch ab, als Scott kaum hörbar seufzte. Unwirsch zog ich mein Handy hervor. »Gut. Wenn du dann besser schlafen kannst.«

Er funkelte mich warnend an, und ich senkte rasch den Kopf, um das Display mit der Gesichtserkennung zu entsperren.

»Das kann ich.«

Meine Finger zitterten immer noch, während ich meine Foto-App aufrief und den Hauptordner öffnete. Das letzte Bild war ein Screenshot von den Busfahrplänen zu Sams Apartment, nur für den absolut unwahrscheinlichen Fall, dass ich kein Netz hatte (mitten in Vancouver, haha) und die App nicht benutzen konnte. Gleich nach den unzähligen Fotos von meinen Pflanzenablegern, die ich heute Nachmittag abgelichtet hatte, um später vergleichen zu können, wie viel sie bereits gewachsen waren. Dieses Fotoalbum war wie ein Tagebuch. Ein Einblick in mein Privatleben. Und dann gab ich es Scott Plymouth in die Hand.

Das ist absurd. Das ist lächerlich und eigentlich unmöglich. Er steht gar nicht vor dir. Das ist irgendein Typ, den du nicht kennst und der nie wieder eine Rolle in deinem Leben spielen wird. Nicht der Kerl, über den du so viele kleine Details weißt, dass es unheimlich ist.

Mein Blick huschte zu seiner Hand, während er den Blick auf mein Handy gesenkt hielt. Da war sie. Die helle Narbe auf dem Knöchel seines linken Ringfingers. Betrunken Skateboard gefahren, das hatte er in diesem Interview mit der GQ gesagt. Die langen, schlanken Finger, seine Arme, die nur aus Sehnen und Muskeln bestanden. Doch am allermeisten musste ich mich davon abhalten, nicht pausenlos in sein Gesicht zu starren.

Im Internet existierten unzählige Fotos, von denen Paparazzi behaupteten, sie von ihm gemacht zu haben. Bilder, die ich stundenlang analysiert hatte und bei denen ich mir nie sicher gewesen war, ob sie Scott wirklich zeigten oder nicht. Nun wusste ich es mit hundertprozentiger Gewissheit. Kein einziges der Fotos war echt gewesen. Und ich hatte keinen blassen Schimmer, wie es ihm gelungen war, ein international bekannter Musiker zu werden und seine wahre Identität bis heute vor der Öffentlichkeit geheim zu halten.

Im Grunde wusste ich es doch, denn in genau diesen Sekunden bekam ich die Erklärung. Eine steile Falte grub sich zwischen seine dunklen Augenbrauen, während er durch die Fotos auf meinem Handy scrollte. Seine Kiefermuskulatur spannte sich an, wodurch sein Gesicht nur noch markanter wirkte. Härter. Kälter. Alles an ihm war so viel härter, als ich es mir immer vorgestellt hatte.

Er stutzte. Als Scott den Blick hob und mich ansah, stolperte mein Herz. War ich vorhin etwa doch versehentlich auf den Auslöser gekommen? Eigentlich unmöglich, ich hatte mein Handy seit meiner Ankunft nicht aus der Tasche genommen. Und dennoch hielt Scott Plymouth es mir nun hin und deutete auf die Fotos.

»Was ist das denn?«, fragte er.

»Was … was meinst du?«

»Na, das hier.«

»Meine Ableger?« Ich schluckte. »Das sind abgeschnittene Pflanzen, und wenn man sie in Wasser stellt, bilden sie neue Wurzeln, und irgendwann kann man sie wieder einpflanzen, und dann … hat man neue Pflanzen.« Ich verstummte, als mir bewusst wurde, was ich da redete. Als ob es Scott interessierte, wie man Setzlinge zog.

»Aha.« Er senkte den Blick wieder auf mein Handy, starrte es noch mal eindringlich an, als könnte es ihm dadurch irgendwelche geheimen Fotos ausspucken, bevor er es mir zurückgab. »Danke, dass ich schauen durfte.«

Ich nickte nur. Scott schob beide Hände in die Hosentaschen, einen winzigen Moment lang standen wir einfach nur seltsam voreinander.

»Gut, dann … Sorry noch mal.« Er nickte in meine Richtung und drehte sich um. Er verschwand vor mir in der Menge, ohne ein weiteres Wort, und ein Teil von mir erwartete, dass die Leute sich umdrehten, die Augen aufrissen und hinter vorgehaltener Hand miteinander flüsterten. Doch nichts dergleichen geschah. Niemand nahm Notiz von ihm.

Und während Scotts Silhouette mit der Dunkelheit verschmolz, fragte ich mich, ob das gerade wirklich passiert war. Während er vor mir gestanden hatte, war mir kaum aufgefallen, wie sehr mein Herz raste. Wie meine Finger zitterten und meine Knie so weich waren wie nach einem Zehn-Kilometer-Lauf.

Ich tastete nach der Wand, als ich für einen Augenblick das Gefühl hatte, mich nicht mehr aufrecht halten zu können. Ich hatte mich immer gefragt, wie es passieren konnte, dass die jungen Männer und Frauen während Scotts Konzerten und Autogrammstunden reihenweise in Ohnmacht fielen und von der Security aus der Menge gezogen werden mussten. Gerade fühlte ich mich davon nicht sonderlich weit entfernt.

Langsamer atmen, Hope. Durch den Mund. Es ist alles okay, es ist alles …

»Hope?« Ich fuhr herum, und für einen Moment glaubte mein überforderter Kopf, erneut Scott auf mich zukommen zu sehen. Doch es war Laurie, die Amber im Schlepptau hatte. »Ist die Toilette besetzt?«

»Nein, ich glaube …«

»Gut.«

Ich hielt den Atem an, während Laurie Amber mit sich zog. Amber war so blass im Gesicht, dass ich bereits das Schlimmste ahnte. Als Laurie keine Zeit hatte, die Tür hinter ihnen zu schließen, folgte ich den beiden und tat es an ihrer Stelle. Amber sank bereits vor der Toilette auf die Knie. Ihr ganzer Körper krümmte sich, während sie sich in die Schüssel erbrach und dabei kaum aufrecht halten konnte. Sofort stieg mir der säuerliche Geruch in die Nase und ließ mich erschaudern.

»Alles gut, alles ist okay«, flüsterte Laurie unaufhörlich, und obwohl in ihrer Miene die Angst stand, klang sie völlig ruhig. Sie hielt Amber die Haare zur Seite und streichelte über ihren Rücken, während Amber wieder und wieder würgte.

»Ich hole Wasser«, sagte ich, als das Schlimmste vorüber zu sein schien und Amber sich über den Mund wischte.

»Im oberen Regalfach steht noch ein Zahnputzbecher«, murmelte Laurie, ohne zu mir zu sehen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und griff danach. Während ich ihn befüllte, hörte ich Ambers leises Schluchzen.

»Warum tut es so weh?«, brachte sie heraus, und eine Gänsehaut huschte über meine Arme. Sie lallte mehr, als dass sie sprach, und sank gegen den Rand der Badewanne. Sie zitterte am ganzen Körper. Ich reichte Laurie das Wasser und betätigte die Spülung, ehe ich mich neben sie setzte.

»Es wird besser«, versprach Laurie. »Es wird irgendwann besser, Am.«

»Er ist nicht mal gekommen. Weil ich hier bin. Oder? Das ist der Grund … Er hasst mich, er …« Sie brach ab und krümmte sich erneut. Alarmiert zogen Laurie und ich sie nach vorn, doch sie würgte nicht wieder.

»Du gehörst ins Bett, Sweetheart«, sagte Laurie.

Amber reagierte kaum auf sie. Ein Klopfen an der Tür ließ Laurie und mich herumfahren.

»Laurie?« Sams Stimme klang gedämpft. »Alles okay? Ich hab gesehen, wie du mit Amber …«

Ich sprang bereits auf. Mit wenigen Schritten war ich bei der Tür und entriegelte sie. Sam sah besorgt aus, er hielt ein Glas Wasser in der Hand, als ich die Tür öffnete. Sein Blick huschte von mir zu Laurie und Amber. Der unangenehme Geruch musste ihm ebenfalls entgegenschlagen, doch er verzog nicht einmal das Gesicht. Ärzte …

»Oh nein«, murmelte er.

Ich zögerte. »Amber geht’s nicht so gut.«

»Braucht ihr was? Ich kann …«

»Alles okay, Sam«, sagte Laurie. »Ich glaube nur, für sie ist die Party für heute zu Ende.«

Sie hatte leise gesprochen, doch Amber schien sie sowieso nicht zu hören.

»Oh Mann. Ich kann sie heimfahren«, bot Sam an, aber ich schüttelte sofort den Kopf.

»Das ist doch Quatsch, das ist deine Party.«

»Ja, Sam. Das musst du nicht«, stimmte Laurie mir zu. »Ich nehme einfach deinen Wagen.«

»Oder ich fahre mit ihr«, schlug ich vor. »Ich wollte mich sowieso gerade von euch verabschieden.« Hitze stieg mir in die Wangen, als die beiden gleichermaßen überrascht zu mir sahen. »Ich glaube, ich bekomme Migräne. Und der Lärm … Es tut mir wirklich leid, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich fahre. Seid mir bitte nicht böse.«

Ich machte mich auf einen enttäuschten Kommentar gefasst.

Oh, okay. Na dann … Typisch Hope, die Spaßbremse, verzieht sich, kaum dass die Party überhaupt angefangen hat. Wie kann man nur immer zu Hause in seinem Zimmer hängen?

Doch nichts dergleichen geschah.

»Unsinn«, sagte Sam sofort. »Das ist schade, aber ich verstehe das. Soll ich euch ein Taxi rufen?«

Ich nickte erleichtert. »Ich nehme sie einfach mit zu uns«, wandte ich mich an Laurie.

Nach kurzem Zögern nickte sie ebenfalls. »Ja, das ist vermutlich am besten. Sie kann in meinem Bett schlafen.«

Amber war glücklicherweise zu betrunken, um mit mir zu diskutieren, und so saß ich kurz darauf neben ihr in einem Taxi zur WG. Eine halbe Ewigkeit später hatte ich sie in Lauries Bett verfrachtet. Amber war bereits eingeschlafen, bevor ich ihr einen meiner Pyjamas und eine Flasche Wasser bringen konnte.

Ich ließ ihre und meine Tür einen Spaltbreit auf, nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte. Die Anspannung wich nur langsam aus meinen Schultern, als ich mich endlich auf mein Bett sinken ließ und für einen Moment die Augen schloss.

Was für ein Abend. Die Eindrücke prasselten auf mich nieder, und wie so oft überwältigten sie mich erst im Nachhinein so richtig. Die Musik, die lauten Stimmen, die vielen Menschen …

Ich riss die Augen wieder auf.

Scott.

Ich hatte es fast verdrängt. Und plötzlich kam mir das alles noch absurder vor. Die Aufregung keimte erneut in mir auf, verdrängte die Müdigkeit, die ich eben noch verspürt hatte. Ich kramte mein Handy aus der Tasche und öffnete WhatsApp. Ich wusste nicht warum, doch ich musste mit jemandem reden. Ich tippte, bevor ich darüber nachdenken konnte, ob es eine gute Idee war.

Hope@writelikeitmatters

Leute

Wisst ihr, wen ich gerade gesehen hab

Mit Sicherheit schliefen Flint und Sadia längst. Bei ihnen an der Ostküste war es bereits früh am Morgen. Und überhaupt … Was tat ich? Wollte ich überhaupt, dass sie wussten, was ich heute erlebt hatte? Ich war kurz davor, die Nachricht wieder zu löschen, als ich am oberen Bildschirm sah, dass Sadia zu tippen begann.

Sadia@writelikeitmatters

Nein

Aber du wirst es uns sowieso gleich sagen

Der Tag war ja noch nicht krass genug

Scott?

Hahaha

Ich erstarrte. Mit einem Mal bereute ich es wirklich sehr, überhaupt in die Gruppe geschrieben zu haben. Ich wusste nicht, woran es lag, doch tief in mir wehrte sich alles dagegen, ihr und Flint von meiner Begegnung mit Scott zu erzählen.

Flint

Wen denn??

Ich wusste nicht, wie lange ich dalag und auf mein Display starrte.

Sag es nicht, Hope. Sag es ihnen einfach besser nicht. Es geht sie nichts an. Sie werden dir sowieso nicht glauben, also lass es einfach und rede mit Amber über alles, sobald sie wieder zurechnungsfähig ist.