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Beschreibung

Zwischen Wendelstein und Kaisergebirge sind unglaubliche Dinge passiert, so erzählt man es sich. Alle bekannten Sagen finden sich in diesem Buch. Wer weiß schon, dass eine Nixe im Hechtsee wohnt. Oder dass auf Burg Falkenstein eine weiße Frau vergeblich auf ihre Erlösung wartet? Dass in Oberaudorf die letzte Hinrichtung auf wunderbare Weise abgesagt wurde? Sagen sind eine fantastische Möglichkeit, Zugang zu vergangenen Zeiten zu finden. Durch ihre Gebundenheit an einen bestimmten Ort werden sie beim Lesen erneut Realität und laden dazu ein, nach den alten Spuren zu suchen.

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LESEPROBE zu

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2016

© 2016 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim

www.rosenheimer.com

Titelabbildung: Ruine Falkenstein;

Heinz Künast, Rosenheim /

Fotograf: Klaus G. Förg, Rosenheim

Abbildungen im Buch: Sebastian Schrank, München

Worum geht es im Buch?

Inntaler Sagen

Zwischen Wendelstein und Kaisergebirge sind unglaubliche Dinge passiert, so erzählt man es sich. Alle bekannten Sagen finden sich in diesem Buch. Wer weiß schon, dass eine Nixe im Hechtsee wohnt. Oder dass auf Burg Falkenstein eine weiße Frau vergeblich auf ihre Erlösung wartet? Dass in Oberaudorf die letzte Hinrichtung auf wunderbare Weise abgesagt wurde? Sagen sind eine fantastische Möglichkeit, Zugang zu vergangenen Zeiten zu finden. Durch ihre Gebundenheit an einen bestimmten Ort werden sie beim Lesen erneut Realität und laden dazu ein, nach den alten Spuren zu suchen.

Inhalt

Der getreue Stephan

Das blaue Lichtlein

Das Gnadenkindl von Altenhohenau

Das himmlische Wesen in Rott am Inn

Woher der Name Rosenheim kommt

Der Untergang des Rosenheimer Schlosses

Der Ruf des Todes

Die Hexen in der Linde

Der Weg durch das Moor

Die Dudl vom Ebenacker

Die fleißigen Geister von Nußdorf

Das Vermächtnis der Klammensteiner

Der Untergang der Burg Klammenstein

Das Heilwasser vom Kirchwald

Die hartherzige Kundl

Der unheimliche Fährmann

Das Gold vom Kranzhorn

Die gute Tat des Goldenen Ritters

Das Brannenburger Ritterturnier

Das Männlein aus Holz

Der teuflische Stausee

Der Hagel bringende Wetterich

Die spukenden Innschiffer

Wie das Kirchlein auf den Petersberg kam

Die Wette um den Petersberg

Das Marienbildnis auf dem Petersberg

Spuk auf der Rachelburg bei Flintsbach

Die Falkensteiner Grafen

Kampf auf dem Friedhof

Wie die Blutnelken zu ihrem Namen kamen

Der schaurige Reiter und sein Ross

Die geheimnisvolle weiße Frau von Falkenstein

Das Unglück auf der Rachelburg

Spuk an der Rachelwand

Das Sonntagskind

Der Fluch der arbeitswütigen Bäuerin

Extrapost für einen Geist

Die roten Lichter vom Pestacker

Der lebende Tote

Das Gold vom Kirnstein

Geisterspuk auf der Burg Kirnstein

Der unheimliche Graf im Kirnsteiner Wald

Der geheimnisvolle Riese

Lebendig begraben

Der betrügerische Bauer

Der menschenfressende Drache

Das Wirtshausschild mit dem Tatzelwurm

Das Geheimnis der Vierzehn-Nothelfer-Kapelle

Spuk rund um die Fuchsenkapelle

Der letzte Wunsch

Die Familienfehde

Das tödliche Kartenspiel

Der listige Schneider

Die Buße der Pfarrersköchin

Der Weg zur Baumoosalm

Die tanzenden Hexen von Grub

Das Lichtlein vom Langweilsteg

Die Verwandlung

Der Glücksbringer

Der versunkene Schatz der Auerburg

Der Zwerg im Kirchturm

Der verlorene Prozess

Der Überfall am Burgberg

Der »Weber an der Wand«

Die alte Frau und der Weber

Die Rache des Himmels

Das Oberaudorfer Marienbild

Mörderische Wölfe

Das fehlgeleitete Messer

Der Hund mit den feurigen Augen

Die wundersame Rettung

Auf Schatzsuche

Die Wetterhexe vom Brünnstein

Das Teufelsgleis am Brünnstein

Spuk auf der Herrnalm

Der lästige Hausbewohner

Das Gold von der Ramerbäckalm

Der Schrecken des Inntals

Ein Bauernsohn auf falschen Wegen

Der Kampf mit dem Teufel

Die übermütigen Almbauern

Die Bekehrung des Kohlensepp

Die Entstehung des Hechtsees

Das Unglück der Hechta

Ritter Katz von Katzenstein

Das Versprechen des Schiffmeisters

Die Kirche von Ebbs

Die Verführung durch den Teufel

Die Entstehung des Kaisergebirges

Hans von Pienzenau

Der »Achitz« von Innsbruck

Die Wunderheilung von Innsbruck

Die Vergiftung von Doktor Theophrast

Der Almgeist von der Fliegeralm

Die Geheimnisse der Tiroler Scheibenschützen

Die mysteriöse Tierquälerei

Der getreue Stephan

Das Wasserburger Rathaus wurde vor mehr als 700 Jahren erbaut. Im Zuge dessen plante man auch den Bau einer Kirche. Man ging auf die Suche nach Steinmetzen und Bauleuten. Die Oberaufsicht bei den Bauten wurde an zwei junge Männer übertragen. Der Ältere der beiden, der Hans hieß, sollte den Kirchenbau beaufsichtigen, während der Jüngere, Stephan, für das Rathaus zuständig war. Beide hatten schon viel Erfahrung gesammelt und sich geschworen, ohne Eifersucht und Hand in Hand zusammenzuarbeiten.

Ihr Zusammenhalt wurde aber in besonderer Weise geprüft. Derjenige, der sein Bauwerk als Erster vollendet haben würde, würde einen besonderen Preis erhalten. Dieser war nicht aus Gold oder Silber. Der Bürgermeister wollte demjenigen Baumeister seine Tochter zur Frau geben, der sich in diesem Wettstreit als der Bessere erweisen würde.

Dazu gab es folgende Vorgeschichte: Die jungen Männer hatten sich beide in das hübsche Mädchen verliebt. Dem Bürgermeister war das nicht verborgen geblieben. Weil er aber beide Baumeister sehr schätzte, konnte er keine Entscheidung treffen, wem er seine Tochter zur Frau geben wollte. Die beiden mussten ihr Glück also selbst in die Hand nehmen.

Die künftige Braut selbst war noch gar nicht gefragt worden. Sie hatte ihr Herz aber schon heimlich an Stephan, den Jüngeren der beiden, verschenkt.

Der Zufall wollte es, dass Stephan das Rathaus vollenden sollte. Es stand fertig da, dem Kirchturm aber fehlte noch die Spitze. Der Wettstreit war entschieden, Stephan sollte die hübsche und reiche Tochter des Bürgermeisters als Braut heimführen.

Das war eine harte Probe für die Männerfreundschaft. Hans nahm die Entscheidung ohne Groll an. Dass er verloren hatte, änderte nichts an seiner Sympathie für den Freund. Aber Stephan, der ein zu gutes Herz besaß, konnte es nicht ertragen, seinem Freund das Glück genommen zu haben. Er grübelte nach einem Ausweg und zog sich immer mehr zurück.

Eines Tages war er fort. In seiner Stube fand sich statt seiner ein steinernes Abbild, dazu ein Brief, in dem er sich von seiner Braut und seinem Freund verabschiedete und seinen Entschluss mitteilte, in ein Kloster zu ziehen.

Ob Hans die nun verlassene Braut dann geheiratet hat, wird nicht berichtet. Den Bau, der zu einem solch tragischen Wettstreit geführt hatte, blieb unvollendet. Die Kirchturmspitze fehlt bis heute. Das steinerne Bildnis Stephans findet man noch jetzt in der Schrannenhalle zu Wasserburg. Es ist eine eindrucksvolle männliche Büste, die man den »getreuen Stephan« nennt.

Das blaue Lichtlein

Ein Fuhrmann musste fast jede Woche den gleichen Weg durch einen finsteren Wald hin- und zurückfahren. Immer wenn er sich dem Waldrand näherte, erblickte er ein kleines blaues Lichtlein. Das schwebte vor seiner Kutsche her, bis er am Rand des Waldes angekommen war. Danach verschwand es einfach im Nirgendwo. Der Mann bekam jedes Mal Angst, wenn er das Leuchten aus der Ferne erblickte. Voller Furcht betete er jedes Mal zu Gott, während er den Wald durchquerte. Auch seine Pferde gingen dann nur zögerlich weiter und schienen froh, wenn die Strecke hinter ihnen lag.

Auf einem seiner Wege begegnete dem Fuhrmann ein Geistlicher. Dieser fragte ihn nach seinen Fuhren und seiner Herkunft. Da erzählte er ihm von dem Licht, das immer wiederkehrte. Der Pfarrer aber erklärte ihm, dass es sich dabei nur um eine arme Seele handeln könne. Er müsse versuchen, sie zu erlösen. Vielleicht gelinge das, wenn er zu dem wandernden Lichte sage: »Vergelt’s Gott fürs Leuchten!«

Bald darauf musste der junge Mann wieder durch den Wald fahren. Wie er es erwartet hatte, wartete das Licht bereits auf ihn. Da nahm der Fuhrmann all seinen Mut zusammen und sagte: »Vergelt’s Gott fürs Leuchten!« Das Lichtlein blieb augenblicklich stehen und sprach: »Du hättst mich schon lang erlösen können, wennst wollen hättst.«

Und dann war das Lichtlein verschwunden und ist auch nie wieder gesehen worden.

Das Gnadenkindl von Altenhohenau

In Altenhohenau südlich von Wasserburg am Inn steht seit langer Zeit auf dem Altar der Klosterkirche ein hölzernes Christkindl. Lächelnd hält es eine Taube in der Hand. Es wird auch das Gnadenkindl genannt, denn es soll früher wunderbare Taten vollbracht haben.

Die Ordensschwestern, die in dem Kloster lebten, liebten ihr Christkind sehr. So kamen sie eines Tages auf die Idee, aus einem schönen und wertvollem Seidenstoff ein kostbares Gewand anzufertigen. Die Geschickteste von ihnen durfte es besticken.

Und da jeder Mensch zu einem schönen Gewand schöne Schuhe trägt, sollte auch das Christkindlein nicht barfuß sein. Allerdings sollten die Schuhe nicht aus derbem Leder sein, sondern ebenso aus seidenem, feinem Stoff bestehen, denn das Jesuskind stand ja nur auf dem Altar.

Eines Morgens wollte die Frau Oberin eine neue Decke auf den Altar legen. Da sah sie, dass die Schuhe des Christkindes an den Sohlen abgewetzt waren. Sie dachte angestrengt nach, aber fand für dieses Phänomen keine Erklärung.

Die Frau Oberin fragte auch ihre Mitschwestern, aber nicht eine vermochte eine Lösung des Rätsels zu finden.

Schwester Agnes, die die Schuhe angefertigt hatte, machte sich sofort daran, neue Schuhe herzustellen. Noch während ihrer Arbeit schienen die Schuhe des Christkindes von Tag zu Tag verschlissener. Bereits bevor noch die neuen Schuhe fertig waren, war an den alten eine Naht aufgegangen.

»Wir dürfen keine Zeit mehr verlieren«, sagte die Oberin zu Schwester Agnes. »Unser Christkind darf nicht mit zerrissenen Schuhen auf dem Altar stehen. Du musst die Schuhe so schnell wie möglich fertigstellen, selbst wenn du die Nacht dafür durcharbeitest.«

Schwester Agnes arbeitete den ganzen Tag und die halbe Nacht an den Schuhen. Sie durfte keine Zeit versäumen, denn in der Frühmesse sollte das Christkind die neuen Schuhe tragen.

Als die Glocke Mitternacht einläutete, saß Schwester Agnes immer noch an ihrer Arbeit. Ihre Mitschwestern waren längst zu Bett gegangen. Alles war still.

Plötzlich hörte Schwester Agnes, wie jemand vorn in der Klausur leise eine Tür öffnete und sie ebenso leise wieder schloss. Agnes lauschte. Nach ein paar Augenblicken hörte sie das gleiche Geräusch. Dieses Mal kam es von einer Tür, die viel näher lag.

Das wiederholte sich ein drittes und viertes Mal. Immer näher zu ihr. Schwester Agnes hörte jetzt auch Schritte. Draußen auf dem Gang schlich jemand umher, und gleich würde er bei ihr sein!

Agnes legte ihre Stickerei beiseite und wartete mit klopfendem Herzen. Doch die Schritte gingen an ihrer Tür vorbei. Sie hörte aber genau, wie die Tür ihrer nächsten Nachbarin geöffnet und wieder geschlossen wurde, dann die der übernächsten und immer so weiter.

Schwester Agnes wurde neugierig. Sie nahm all ihren Mut zusammen, öffnete die Tür und trat hinaus auf den Gang.

Was sie da sah, ließ sie beinahe aufschreien und erfreute ihr Herz: Das Gnadenkindl, umhüllt von mildem Licht, ging vor ihr durch den Gang. Wie eine Mutter, die nach ihren Kindern sieht, öffnete es jede Tür und schaute zu den schlafenden Mitschwestern ins Zimmer.

Nur bei ihr war es nicht gewesen, denn sie hatte ja die Nacht durch gewacht.

Agnes schlich sich zurück in ihr Zimmer und nahm die Arbeit wieder auf. Sie ging ihr jetzt viel leichter von der Hand, und sie verspürte keine Müdigkeit mehr. Schon bald hatte sie die Schuhe fertiggestellt. Nachdem sie ihre Garnrollen weggeräumt hatte, sprach sie ein Nachtgebet und legte sich dann zur Ruhe.

Sie war schnell eingeschlafen und bemerkte so auch nicht, dass nun bei ihr das Christkind ebenfalls hereinschaute und ihren Schlaf bewachte.

Das himmlische Wesen in Rott am Inn

Die Gräfin von Rott überlebte ihren Mann und Sohn um viele Jahre. Ihre beiden liebsten Menschen wurden in der Kirche des Klosters in Rott am Inn begraben. Um möglichst nahe bei ihnen sein zu können, zog die Gräfin auf die Burg gegenüber dem Kloster. Jeden Morgen besuchte sie die Vigilien, die Gottesdienste der Mönche mit Gebet und Gesang.

Der Chronist des Klosters berichtet von einem denkwürdigen Ereignis: Eines Tages wurde die Gräfin etwas länger aufgehalten. Die Glocken der Kirche kündeten bereits den Gottesdienst an. Die Gräfin eilte zu einem der Fenster und rief: »Bitte wartet! Ich bin gleich bei euch!« und warf als Zeichen ihren Handschuh hinaus.

Dieser Handschuh wurde dem Abt, der schon am Altar stand, nicht von einem Mitbruder, sondern von einem überirdischen Wesen überbracht. Es wies ihn an, noch nicht mit der frommen Zeremonie zu beginnen, sondern die Ankunft der Schlossherrin abzuwarten.

An der Stelle, an der der Handschuh auf dem Boden aufkam, ist eine Quelle entsprungen. Man nannte diese das »Stifterbrünndl«.

Woher der Name Rosenheim kommt

Vor langer Zeit machte sich ein Handelsmann mit seiner Familie auf den Weg in die Gegend der heutigen Stadt Rosenheim. Er suchte sich ein ganz besonders schönes Stück Land, um von dort seine Geschäfte zu führen.Nach dem Bau einiger Häuser zogen zahlreiche Leute zu, wodurch langsam eine neue Ortschaft wuchs. Die Tochter des Handeslmanns war bildhübsch. Als einmal ein armer Bursche vorbeikam, verliebte er sich sofort in das schöne Mädchen.

Er wollte ihr zeigen, wie sehr er sie schätzte. Da er aber kein Geld besaß, suchte er überall im Land nach den prächtigsten Rosen und pflanzte diese vor das Haus, in dem das Mädchen wohnte. Schon bald blühten dort die schönsten Rosen, und die Luft war von den lieblichsten Düften erfüllt.

Die Leute hörten von diesem Blumenparadies und kamen von weit her, um die Blumenpracht zu bewundern. So wurde der kleine Ort immer bekannter und größer. Schließlich entschlossen sich die Bewohner dazu, dem kleinen Städtchen den Namen Rosenheim zu geben. Bis heute ziert in Erinnerung an diese Geschichte eine weiße Rose das Stadtwappen.

Der Untergang des Rosenheimer Schlosses

In früheren Zeiten hatte Rosenheim ein Schloss. Dort lebte ein geldgieriger Verwalter. Er ließ sämtliche Steuern erhöhen und sammelte so Gold und Silber. Aber all das war ihm nicht genug. Schließlich schloss er einen Bund mit dem Teufel. Dieser versprach ihm, dass er alle Schiffe, die auf dem Inn vorbeifuhren, auf Grund laufen ließe, wenn er jeweils die Hälfte der Schiffladung und die Seelen der Besatzung bekäme.

Damit war der Verwalter jedoch nicht zufrieden. Er dachte sich: »Die Seelen der Schiffleute kann der Teufel ruhig haben, aber die Beute werde ich nicht mit ihm teilen.« So kam es, dass er dem Teufel nur das erste Mal die halbe Schiffladung gab, und dann immer weniger.

Da fragte ihn der misstrauisch gewordene Teufel: »Ist das wirklich die Hälfte der Ladung?« Der Verwalter antwortete ohne Zögern: »Ja.« Daraufhin drohte ihm der Teufel: »Solltest du mich hintergehen, werde ich dich vernichten.« Aber der Verwalter brachte den Teufel weiterhin um seinen Anteil der Schiffladungen.

Einmal gab er ihm wieder nur ein Viertel. Da schrie der Teufel: » Ich habe dich gewarnt. Deinen Betrug musst du nun büßen!« Da fing die Erde an zu beben, und der Teufel ließ das Schloss zusammen mit dem geldgieren Verwalter im Boden versinken.

Heute erinnert nur noch der Name »Schloßberg« daran, dass Rosenheim einst ein Schloss besessen hat.

Der Ruf des Todes

Auch in alten Zeiten standen kunstvoll geschmiedete Kreuze auf den Gräbern der Friedhöfe im Inn-Oberland.Auf einem dieser Kreuze war ein Totengerippe mit Sense und Stundenglas abgebildet. Darunter stand der Spruch: »O Mensch, du musst sterben! Wo, wie und wann, ich dir nicht sagen kann.«

Diese Worte bewahrheiteten sich zum wiederholten Male auf wundersame Weise: Drei Holzknechte waren bei ihrer Arbeit, als sie jemanden laut um Hilfe rufen hörten.

»Schnell, lasst uns nachsehen, wer da unsere Hilfe braucht«, sagte einer von ihnen. Die drei Männer legten ihre Äxte weg und liefen in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Beim Näherkommen konnten sie die Schreie deutlicher vernehmen: »Die Stunde ist da, aber der Mensch ist nicht da!«

Genau in diesem Moment befanden sich die Männer unterhalb einer Felswand, von wo aus die Stimme zu kommen schien. Da löste sich auch schon ein Felsblock von der Wand und verletzte einen der Holzknechte tödlich. Auf der Stelle verstummte die Stimme, denn nun war die Stunde gekommen und auch ein Mensch war da.

Die Hexen in der Linde

Eines Tages ist in der Gegend rund um Nußdorf ein Mann spät nachts auf dem Heimweg vom Wirtshaus gewesen. Dabei kam er an einer riesengroßen alten Linde vorbei. Bei dieser hörte er, erst wie aus weiter Ferne, den Ruf: »Hex in Hex! Hex in Hex!«

Der Mann blieb stehen und lauschte angestrengt. Wiederum vernahm er den gleichen Ruf, aber dieses Mal war er lauter: »Hex in Hex!«

Er schüttelte ungläubig den Kopf.

Als ein weiteres Mal der Ruf »Hex in Hex!« erscholl – jetzt direkt aus der Richtung des Lindenbaumes –, da schrie er zurück, lachend und wie zu einem lustigen Streich aufgelegt: »Hex in Hex!« – denn das zuvor genossene Bier hatte ihn übermütig gemacht.

Im gleichen Augenblick spürte er auch schon, wie er plötzlich hoch in die Lüfte gehoben wurde. Sein Flug endete mitten in der großen Krone der Linde.

Und kaum dass er sich’s versah, befand er sich schon mitten im Geäst. Um ihn herum war eine bunte Gesellschaft von Hexen und Teufeln, die ihm nun aber gar nicht recht vertrauenerweckend erschienen. Die Gestalten um ihn herum schienen ihren Spaß mit ihm treiben zu wollen. Sie huschten links und rechts an seinem Kopf und seinen Füßen vorbei.

Da verging ihm rasch sein Übermut, und er begann sich mehr und mehr zu fürchten. Als die Hexen und Teufel anfingen, ihn an seiner Kleidung zu zupfen und zu zerren, da klammerte er sich mit aller Kraft an einen aufwärts gewachsenen, festen Ast und sagte laut: »Gelobt sei Jesus Christus!«

Plötzlich war die ganze Bande unter fürchterlichem Sausen und Toben verschwunden. Der Mann aber hatte so viel Angst, dass er bis zum Morgengrauen trotz seiner unbequemen Position auf dem Baum verharrte. Erst als er das Geläut der Nußdorfer Kirche zum Morgengebet vernahm, traute er sich wieder von seinem Hochsitz herunter.

Der Weg durch das Moor

Das Breitseemoos war eine Moorgegend, die sich zwischen Nußdorf und Neubeuern erstreckte und vom Inn bis an den Fuß des Samerbergs reichte. In diesem Moor, so sagte man, befänden sich Irrwurzen. Tritt nun ein Wanderer auf eine solche, dann ist es ihm nicht mehr möglich, den richtigen Weg zu finden. Mancher soll auf diese Weise im Moor umgekommen sein.

Einmal des Nachts ging ein Bauer auf dem Weg nach Hause durchs Moor. Da trat er auf eine Irrwurz und konnte den Weg aus dem Moor nicht mehr finden. Voller Angst ging er mal hier- und mal dorthin, aber er fand seine Straße einfach nicht. Zutiefst erschrocken ist er dann noch obendrein, als ein bläuliches Lichtlein auf ihn zukam. Bei jedem unsicheren Schritt, den er machte, begleitete es ihn, und es schwebte in geringem Abstand mal neben ihm, mal vor oder hinter ihm.

Schließlich dachte der Verirrte: »Bei dieser Dunkelheit kann ich keinen Weg aus dem Moor finden.« Er entschied also, sich in das Erikakraut zu setzen und an einem Baum lehnend auf den Sonnenaufgang zu warten.

Endlich erstrahlte das erste Licht des neuen Tages. Aus der Ferne hörte der Bauer eine Kirchenglocke läuten, die zum Morgengebet rief. In diesem Moment verschwand das blaue Licht, das die ganze Nacht bei ihm gewesen war.

Der Bauer erhob sich von seinem unbequemen und kalten Nachtlager und sah zu seinem Erstaunen, dass er nur wenige Schritte von der Straße entfernt war, die nach Nußdorf hineinführte. Nun machte er sich eilig auf den Weg nach Hause. Durch das Gebetläuten hatte die Irrwurz ihre Macht verloren.

Die Dudl vom Ebenacker

Die Dudl war eine dicke Frau, die immer einen großen Schlüsselbund umhängen hatte. Als arme, unerlöste Seele musste sie so lange mit den Schlüsseln herumgeistern und ihre Sünden abbüßen, bis sie jemand erlösen würde. Vielleicht hatte sie zu Lebzeiten da und dort Schlüssel geklaut, um sich mit deren Hilfe in Häuser oder Kammern einzuschleichen und zu stehlen.

Einmal sollte ein Schneider aus Nußdorf nach Mühlthal gehen, um einige Zeit bei einem Mühlthaler Bauern zu bleiben und für ihn Röcke, Kittel und Hosen zu flicken oder zu schneidern. In der Nacht vor seinem Aufbruch wurde er wach und meinte, es sei bereits fünf Uhr morgens, also Zeit zum Aufstehen, um rechtzeitig zu seinem Arbeitsplatz zu gelangen. Der Schneider hatte aber die Uhrzeiger verwechselt. Es war in Wirklichkeit erst einige Minuten vor halb zwölf. So machte er sich mitten in der Nacht auf den Weg.

Auf dem Brandlsteg musste er den Steinbruch überqueren, wo es zu den Ebenackern weiterging. Als er auf dem Brücklein war, stand plötzlich die Ebenacker-Dudl vor ihm und hinderte ihn am Weitergehen. »Du kannst mich heut erlösen! Du musst es tun!«, flehte sie ihn an. Und im selben Moment drückte sie ihm einen langen Haselnussstecken in die Hand und gab ihm die Weisung, diesen auf keinen Fall zum Zuschlagen herzunehmen und ihn ja nicht zu verlieren. Ihm würden drei grausige Erscheinungen begegnen, aber er dürfe auf keinen Fall den Stock zum Schlagen benutzen. Er brauche keine Angst zu haben, denn sie würden ihm nichts tun, wenn er den Stock nur fest in der Hand behielte.

Der Schneider aber wollte mit solch abenteuerlichen Dingen nichts zu tun haben und streckte das Stück Holz der dicken Gestalt ablehnend wieder entgegen. Er meinte, sie solle ihren Stecken nur behalten. Doch die Dudl bat ihn noch einmal inständig um seine Hilfe, denn sonst müsse sie wieder hundert Jahre auf ihre Erlösung warten. Im nächsten Augenblick war sie auch schon verschwunden, und der Schneider stand mit dem Stecken in der Hand da.

Es blieb ihm nichts anders übrig, als seinen Weg fortzusetzen. Weit war er noch nicht gekommen, da erschienen ihm nacheinander zwei scheußliche Gestalten. Obgleich sie auf ihn zutraten und ihn zu bedrängen versuchten, wehrte er sich nicht mit seinem Stecken. Da ließen sie von ihm ab und verschwanden im Gebüsch. Die dritte Erscheinung aber war sehr viel fürchterlicher: Ein Feuer speiender Drache stürzte auf ihn zu. Er hatte den Rachen weit aufgerissen, sodass der Schneider seine blitzenden Zähne sehen konnte. Er brüllte ohrenbetäubend, Dampf kam aus seinen roten Nüstern. Da verlor der Schneider die Selbstbeherrschung und schlug wie wild mit dem Haselnussstock auf das Untier ein.

Mit einem markerschütternden Schrei verschwand da der Drachen. Aber nun stand die Dudl wieder vor dem Schneiderlein. Laut jammernd beklagte sie sich über seine Feigheit, die ihre Erlösung zunichte gemacht habe. Wehklagend und heulend lief sie in den Nußdorfer Wald.

Der Schneider verspürte keine große Lust mehr auf die Arbeit, denn er meinte, nach all dem Schrecklichen, das er erlebt hatte, ginge ihm heute sowieso nichts mehr von der Hand. Er kehrte um und begab sich auf den Heimweg. Als die Kirchenglocke mittags läutete, kam er schlotternd in Nußdorf an.

Die Dudl aber hat man in der Nußdorfer Umgebung immer mal wieder gesehen. Wenn sie ein Dorf oder einen Bauernhof heimsuchte, erschien sie oft als umherwandelndes Lichtlein, das mit dem Schlüsselbund klapperte. In dieser Gestalt versetzte sie dann diejenigen, die abends spät vom Wirtshaus heimkehrten, in Angst und Schrecken. Wenn sie aber einem Nachtwächter mit seiner Laterne begegnete, huschte sie züngelnd und tanzend an ihm vorbei. Doch wenn jemand auf die Dudl schimpfte, wurde sie zur haushohen Flamme, die zischend den Frevler verjagte.

Die fleißigen Geister von Nußdorf

Es heißt, dass die Nußdorfer, oder wenigstens einige von ihnen, einmal ein angenehmes Leben geführt haben. Denn in Nußdorf gab es viele dienstbare Geister, die den Bauern zur Hand gingen, wenn man sie nur gut pflegte.

Unter ihnen gab es Hausgrillen und Hausnattern. Für ein bescheidenes Plätzchen in einer Kellerecke erwiesen sie ihren Dank, indem sie Böses von Haus und Hof fernhielten und den Menschen, die ihnen Unterschlupf gewährten, manches Glück zuspielten. Schwarze Ringelnattern waren nicht nur darin gut, Mäuse und allerlei Ungeziefer zu vertilgen.

Wenn sich dieses Getier hilfreich betätigte, so geschah das sowieso nur nachts, wenn die Leute im Haus schliefen. Die Tierchen waren nämlich ziemlich scheu und wollten bei ihrem Tun und Treiben nicht von Menschen beobachtet werden. Allerdings erschrak man auch nicht, wenn sie im Dunkeln unterwegs waren.

Gerne sorgten sie dafür, dass die Glut im Ofen nicht ausging oder dass vorbereitete Mahlzeiten gar gekocht waren, ehe die Magd oder die Bäuerin sich morgens an die Arbeit machten.

Dafür erhielten die Hausgeister in einer eigens dazu angelegten Vertiefung unter oder hinter dem Ofen Brot und Milch, das man abends für sie bereitstellte.

Manchmal kamen auch alte Männlein und Weiblein auf den Hof und traten an die Haustüre. Auch diese waren gute Geister. Oft zeigten sie sich nur in der Gestalt eines Schattens oder einer undefinierbaren Gestalt, die so manchen Bauersleuten einen furchtbaren Schrecken einjagten, wenn sie morgens plötzlich durch die Küche schlurften.

Aber die Bauern wussten dann, dass diese Hausgenossen ihnen nicht bösartig irgendeinen Schaden zufügen wollten, sondern Gutes verrichteten. Bei Tagesanbruch waren sie dann sowieso wieder verschwunden.

An Wochenenden ließ man für die Hausgeister in der Stube eine Kerze oder einen Kienspann brennen, damit sie sich besonders wohlfühlen konnten. Tat man aber den Fehler und verscheuchte die guten Geister, und sei es aus Unachtsamkeit, flüchteten sie und bertraten den Hof nie wieder.

Das Vermächtnis der Klammensteiner

Das beschauliche Dorf Nußdorf liegt unterhalb des Heubergs mit seinen drei Gipfeln und war bereits vor 1200 Jahren Pfarrei. Es wurde früher beschützt von zwei Burgen, auf denen die Ritter von Ramsau und die von Klammenstein saßen. Große Wohltaten erhielt der Ort von den sehr reichen Klammensteinern. Diese hatten ihr Schloss hoch über dem Steinbach gegen den Kirchwald zu. Die Ritter hatten einen so guten Stand, dass sogar der Herzog von Bayern tief in ihrer Schuld stand und ihnen gegenüber zinspflichtig war.

Der letzte Ritter auf Klammenstein hieß Konrad III., und er war unverheiratet. Eine Prophezeiung hatte ihm vorausgesagt, dass er eines Tages von einem Blitz getroffen werden würde. Da Konrad sehr abergläubisch war, wohnte er fortan in einer Höhle nahe der Burg und verbrachte in dieser Behausung viele Jahre. In seinem Testament bestimmte er, dass, wenn die Weissagung sich erfüllen sollte, sein Leichnam auf einen mit zwei Kühen bespannten Wagen gelegt werden solle. Die beiden Kühe solle man dann ihrer Wege gehen lassen. An dem Platz aber, wo sie mit dem Leichenwagen stehen bleiben würden, müsse von seinem hinterlassenen Vermögen ihm zur Sühne und Gott zur Ehre eine Kirche erbaut werden.

Als einmal Ritter Konrad bei schönem Wetter und wolkenlosem Himmel seine Felsenwohnung verließ und zwischen Nußdorf und Überfilzen dahinritt, braute sich rasend schnell ein Gewitter zusammen. Ehe der heimgaloppierende Ritter in seine schützende Behausung zurückkehren konnte, brach das Unwetter los. Den vielen Blitzen, die vom Himmel herabkamen, konnte Konrad nicht entfliehen, und so wurde er – wie es prophezeit war – vom Blitz erschlagen. Das hat sich im Jahre 1402 ereignet.

Die Menschen eilten an den Unglücksort und erfüllten den letzten Wunsch des Verstorbenen: Von einem nahe gelegenen Bauernhof wurde ein mit zwei Kühen bespannter Wagen herbeigeholt, der tote Klammensteiner, der Letzte seines Geschlechts, wurde daraufgelegt, und dann ließ man die Kühe mit dem Wagen dahinziehen. Und sie wandten sich Nußdorf zu, und erst mitten im Dorf hielten sie an. An dieser Stelle wurde dann die zweite Kirche errichtet. Sie wurde dem Rosspatron Leonhard geweiht und mit einer schweren Eisenkette umgeben. Bis heute ist das Siegel der Gemeinde Nußdorf am Inn das Wappen der Ritter von Klammstein, ein schräg gestellter Mauergiebel.

Um die großen Wohltaten von Konrad III. von Klammenstein zu würdigen, ließfen die Nußdorfer an der Stelle, wo er vom Blitz erschlagen worden war, einen Gedenkstein errichten. Dort stand er bis zur Säkularisation und wurde dann als »Denkmal des Aberglaubens« entfernt und vernichtet.

Der Untergang der Burg Klammenstein

Auf dem Samerberg westlich von Grainbach gibt es eine lang gezogenen Mulde. Dort soll einmal ein großer See gewesen sein. An der Stelle, an der das Ufer gewesen ist, liegen vereinzelte Felsbrocken, die in der Mitte Löcher aufweisen. Diese könnten zum Anhängen der Schiffe genutzt worden sein, mit denen die Fischer auf den See hinausgefahren sind.

Doch das Hinausfahren war sehr gefährlich, denn in dem See hauste ein Lindwurm. Das schreckliche Untier zerschmetterte mit seinem Schwanz die Boote und zog die armen Fischer zu sich in die Tiefe, sodass man sie nie wieder sah.

Immer wieder versuchten tapfere Männer, das furchterregende Wesen zu töten. Obwohl sie gut bewaffnet waren, kamen sie nie weiter als bis zum sogenannten Reiterstiegl. Denn dort, eine halbe Stunde vom Dorf Grainbach entfernt, wird der kleine Bach immer tiefer, sodass das Ungeheuer ihnen dort den Weg versperrte. Mit Feuer und Qualm, das es aus seinem Rachen blies, wehrte es die Angreifer ab.

Die tapferen Männer ergriffen entweder die Flucht oder wurden von dem Lindwurm an Ort und Stelle getötet oder sogar aufgefressen.

Aber die Menschen ließen das Untier nicht in Frieden und unternahmen immer wieder neue Versuche, es zu töten. Das verärgerte den Lindwurm immer mehr, und sein Hass auf die Menschen, die seine Ruhe störten, wurde immer größer. Er begann so lange im See zu wühlen und das Ufer gegen Mühlthal hin aufzureißen, bis es eines Tages durchbrach.

Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg und stürzten auf Nußdorf hinab. Ohne Gnade spülten sie das halbe Dorf fort. Die Felsen, auf denen die Burg Klammenstein stand, wurden so stark unterspült, dass das Bauwerk in sich zusammenstürzte. Heute ist von der Veste Klammenstein nichts mehr zu sehen.

Das Heilwasser vom Kirchwald

Michael Schöpfl, ein junger Mann aus der mährischen Stadt Iglau, ging 1643 während seiner Gesellenzeit als Tuchmacher auf Wanderschaft. Er kam aus einem lutherischen Elternhaus und lernte als fahrender Handwerksgeselle die katholische Religion, mit der er bei den verschiedensten Handwerksmeistern immer wieder in Berührung kam, kennen.

So entwickelte er mit der Zeit eine große Vorliebe für diese Glaubenslehre. Ihm gefiel ganz besonders, dass der Heilige Vater der Katholiken eine Einigungsfigur für alle Christen sein oder werden konnte.

Daher entschloss er sich, den weiten Weg nach Rom auf sich zu nehmen, um direkt an der Quelle die Wahrheit zu erfahren über den katholischen Glauben und seine Gebräuche. In Rom erhielt er nähere Unterweisungen von einem Beichtvater, der für die Deutschen tätig war.

Um dort verweilen zu können, arbeitete er in seinem Beruf. In seiner Freizeit studierte er die Glaubenssätze der katholischen Religion und betete viel. Dabei entwickelte er auch eine große Verehrung für die Gottesmutter Maria. Am 25. März des Jahres 1644 erreichte er sein Ziel und wurde im Petersdom in Rom in die katholische Kirche aufgenommen. Der Tuchmacher wurde nach seinem Glaubensübertritt ein eifriger Gottesdiener und Verehrer der Jungfrau Maria.

Für weitere drei Monate blieb er in Rom. In dieser Zeit bekam er von einem Kardinal ein Bild geschenkt, auf dem Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm abgebildet war.

Endlich machte sich der Rompilger auf den Rückweg. Mit sich trug er das Muttergottesbild, um für diese besondere Gabe den geeigneten Ort zu suchen. Denn der Kardinal hatte ihm beim Abschied mit auf den Weg gegeben: »Geh, mein Sohn! Gott wird dir ein Zeichen geben, an welchem Ort du ruhen und eine Hütte bauen sollst.«

Seine Reise war lang und beschwerlich. Immer wieder machte Michael Schöpfl Rast in Italien und in Tirol. Er sah manchen Berg, manches Tal. Und immer trug er das Bild bei sich. Am 21. September 1644 kam er schließlich nach Nußdorf im Inntal. Unterwegs hatte er sehr genau aufgepasst, aber nirgends hatte er bisher ein Zeichen, eine Mahnung bemerken können, das er an dem erreichten Ort verweilen solle. Nun wollte er wahrscheinlich weiter über den Samerberg bis zum Chiemsee und dem dortigen Kloster. Auf diesem Weg gelangte er auch an den Kirchwald, der sich hinter Nußdorf befindet. Der Wald hieß übrigens schon lange so, weil durch ihn der Weg von Gritschen zur Kirche führt.

Außerhalb des Ortes machte er eine halbe Stunde nach Nußdorf eine Pause, um zu beten. Wie immer stellte er dazu sein Muttergottesbildnis vor sich hin. Während seiner Andacht durchströmte ihn ein wohliges Gefühl, und er glaubte, eine innere Stimme zu hören, die ihm sagte, dass er hierbleiben solle.

Doch er wusste nicht, ob er dieser Eingebung trauen konnte, und betete insbrünstig um ein Zeichen. Dabei blickte er zu seinem Gemälde auf.

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