Inselwelt - Friedrich Gerstäcker - E-Book

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Friedrich Gerstäcker

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Beschreibung

Wieder einmal führen uns die hier vereinigten Erzählungen in die Welt des 19. Jahrhunderts, als die Europäer damit begannen, die Inseln der Südsee zu unterwerfen und den Eingeborenen ihre Religion aufzudrängen - ein Thema, das Friedrich Gerstäcker bereits eindringlich in seinen Romanen "Tahiti" und "Die Missionäre" dargestellt hat. Diese Erzählungen führen den Leser auch wieder an Bord eines Walfängers. Der Autor reiste eine Zeitlang auf einem solchen Schiff und erlebte das harte Leben der Männer an Bord selbst. Basierend auf seiner zweiten großen Reise, der im Frühjahr 1849 antrat, sind auf die Erzählungen aus Australien, wo Friedrich Gerstäcker nach dem Goldrausch in Kalifornien auch den in Australien hautnah miterlebte. Seine Erzählungen sind Genre-Bilder der damaligen Zeit und vermitteln dem heutigen Leser eine lebendiges Bild.

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Friedrich Gerstäcker

 

Inselwelt.

Indische und australische Skizzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Volks- und Familien-Ausgabe

Einundzwanzigster Band

der Ausgabe Hermann Costenoble, Jena

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

Ungekürzte Ausgabe nach der von Friedrich Gerstäcker für die Gesammelten Schriften, H. Costenoble Verlag, Jena, eingerichteten Ausgabe „letzter Hand“, durchgesehen von Frau M. Jonas, herausgegeben von Thomas Ostwald für die Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V., Braunschweig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterstützt durch die Richard-Borek-Stiftung und

die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, beide Braunschweig

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. u. Edition Corsar

Braunschweig. Geschäftsstelle Am Uhlenbusch 17

38108 Braunschweig

Alle Rechte vorbehalten. © 2005 / 2023

 

Indische Skizzen

 

 

In der Südsee.

Entstanden 1854, abgedruck 1855 u.d.T.: „Der Südseefahrer“ in:      ‚Illustrirtes Fami-lienbuch zur Unterhaltung & Belehrung Häuslicher Kreise, 5.Band, Nr.10, Seiten 69 - 84"      

 

1. Der Walfischfänger.

 

In der weiten und bequemen Korallenbai von Monui, einer der Tonga-Inseln, ankerte im Januar des Jahres 18** ein englischer Walfischfänger, die Lucy Walker, um Provisionen, Holz und Erfrischungen einzunehmen, und da sich die Eingeborenen ziemlich freundlich gezeigt, hatte die Mannschaft in Abtheilungen Tag nach Tag Erlaubniß bekommen, an Land zu gehen und mit den Eingeborenen zu verkehren.

Der Capitain selber, ein junger Mann, der seine erste Reise als Führer eines Schiffes machte, war viel zu entzückt von dem wundervollen Land, das er betreten, um seine Freiheit nicht ebenfalls soviel als möglich benutzen zu sollen, und unter den freundlichen Menschen, von dem alten Häuptling selber auf das Herzlichste aufgenommen, vergingen die Tage in Zauberschnelle; ja er schien zuletzt ganz vergessen zu haben, daß er des Walfischfanges wegen in diese Breiten gekommen und selber gehen müßte die Fische aufzusuchen, wenn er überhaupt deren fangen und sein Schiff voll Oel bekommen wollte.

Die Scenerie allein trug aber nicht die Schuld. Hua, Toanonga‘s liebliches Töchterlein, hatte sein Herz mit einer Leidenschaft entflammt, der er sich selber im Anfang nicht klar bewußt war, die aber mit jedem Tage mehr Ueberhand /8/ gewann. Ja, je mehr ihm Gelegenheit geboten wurde, sich dem Gegenstand derselben zu nähern, und je weniger nah er doch demselben dadurch kam, vergaß er zuletzt selbst seine Pflicht gegen sein Schiff sowohl, wie seine Mannschaft, um noch immer kurze Zeit länger in der verführerischen Nähe des holden Mädchens zu weilen. - Hua1, nach ihrem heitern, fröhlichen Wesen so genannt, sah den fremden jungen Mann gern bei sich, der ihr, der Tonga-Sprache vollkommen mächtig, noch von früheren Reisen her, viel von fremden Ländern und Völkern erzählen, und mit dem sie lachen und sich freuen konnte. An eine ernstere Neigung dachte sie nicht, denn sie wußte recht gut, daß solche Schiffe nur immer auf kurze Zeit an eine ihrer Inseln anlegten und dann wieder fortfuhren, um vielleicht nie mehr zurückzukehren – was hätte ihr seine Liebe genützt? Ueberdem war sie schon mit dem jungen Häuptling eines Nachbarstammes versprochen, der jeden Tag eintreffen konnte, sie abzuholen. Die Zeit bis dahin war ihr denn auch schon recht lang geworden, und etwas Erwünschteres hätte gar nicht kommen können, als das fremde Schiff mit den weißen, wunderlichen und doch so freundlichen Männern.

Toanonga befand sich am besten dabei; der junge Engländer brachte, um ihn sich geneigt zu machen, jeden Tag neue Geschenke, und er sah sich dadurch bald in dem Besitz einer so bedeutenden Anzahl von Nägeln, Glasperlen, kleiner Spiegel, Messer, Beile, Kattun, und vor allem Andern Tabak, dessen Gebrauch er auch schon kennen gelernt, daß er schon anfing, sich als einen Kapitalisten zu betrachten, der sich nun bald von seiner beschwerlichen Häuptlingsschaft werde in das Privatleben zurückziehen können, um von seinen Renten zu leben.

So angenehm nun aber auch ein solches Leben der Mannschaft des Walfischfängers war, der sich, nach dem beschwerlichen Dienst an Bord, ein förmliches Paradies hier öffnete, so bedenklich schüttelten die Officiere – Harpuniere und Bootsteuerer – darüber den Kopf. Eine Zeit lang hatten /9/ sich diese wohl mit ruhigem Behagen dem Stillleben der Inseln hingegeben; als dies aber immer noch kein Ende zu nehmen schien, gedachten sie auch ihres eigenen Nutzens und wünschten ihr Geschäft wieder aufzunehmen, wegen dessen sie doch eigentlich an Bord gegangen waren: nämlich Geld durch den Fang der hier muthwillig versäumten Fische zu verdienen. Zuerst erinnerte der erste Harpunier den Capitain, daß es später und später in der Jahreszeit würde, und sie schon gar nicht mehr daran denken dürften, ihrer ersten Absicht nach, Neuseeland anzulaufen. Die Mahnung half aber weiter nichts, als daß der Capitain noch einmal sechs Klaftern Holz bei den Eingeborenen bestellte, zu denen diese, wie er recht gut wußte, fast eben so viele Wochen brauchten, um es zu schlagen, und doch hatten die Leute an Bord schon jetzt alle Winkel und Ecken davon vollgestaut. – Da traten endlich die Officiere zusammen und erklärten ihrem Vorgesetzten, daß sie ihm allerdings gehorchen und so lange hier bleiben müßten, wie er es für gut fände, daß sie aber bei ihrer Zurückkunft nach Liverpool Beschwerde oder vielmehr Klage auf Schadenersatz für versäumte Zeit gegen ihn einreichen müßten, wenn er jetzt nicht bald wieder die Anker lichte.

Capitain Silwitch, so zum Aeußersten getrieben und sich seinen Leuten gegenüber auch im Unrecht fühlend, beschloß nun einen entscheidenden Schritt zu thun und Toanonga selber um die Hand seiner Tochter zu bitten. Einer ihrer heidnischen Trauungsceremonien konnte er sich, als höchst unbedeutender Christ, leicht unterwerfen, und ehe er die Heimfahrt antrat, was noch ein paar Jahre dauern mochte, fand sich immer eine Gelegenheit, das Mädchen, wenn auch nicht genau an diese, doch vielleicht an eine der Nachbarinseln wieder abzusetzen – mit nach Hause durfte er sie natürlich nicht nehmen.

Toanonga saß mit Hua auf einer großen, aus langem Gras feingeflochtenen Matte vor seiner Hütte, im Schatten eines gewaltigen Toabaumes, der mit dem Duft seiner Blüthen die ganze Nachbarschaft erfüllte. Es war ein reizender Platz, gerade an der Mündung eines kleinen, aus den Höhen kühl und plätschernd niedersprudelnden Bergbachs, /10/ der sich die klare Bahn unter wehenden Palmen und über moosiges Gestein brach, und Blumen und Früchte als Tribut dem Meere zuführte. Mächtige Cocospalmen schüttelten ihre federartigen, rauschenden Kronen über seiner Fluth, und die hohen, stattlichen Mapebäume mit ihren breiten, magnolienartigen Blättern und wunderlich geformten Stämmen2 deckten und beschatteten niedere Haine fruchtbeladener Orangen und Citronen und duftender Blüthenbüsche, die durch sie gegen die sengenden Strahlen der Sonne geschützt wurden.

Das Haus des Häuptlings war nur wie das seiner geringsten Unterthanen aus trockenen, gelben Bambusstäben aufgerichtet und mit Zuckerrohrblättern fest, aber doch luftig und vollkommen regendicht gedeckt. Ein kleiner dabei angelegter und mit dichtgesteckten dünnen Stangen umzäunter Garten (eine Quantität wild herumlaufender Ferkel daraus fern zu halten, denen der Besuch des Hauses jedoch vollkommen frei zu stehen schien) enthielt Reihen gepflanzter Bananen und sogar einige Yams und in feuchten Gruben gezogene Taro-Pflanzen, während dichtgesteckte Brodfruchtbäume, die jedoch auch überall wild gediehen, die Hauptnahrung der „Insel anzeigten und ihre wohlthätigen Aepfel vor die Thür ihres Eigenthümers niederschüttelten.

Toanonga schwelgte in der Verdauung eines eben genossenen vortrefflichen Frühstücks: eines mit heißen Steinen ge/11/rösteten Ferkels und Me3, und diesem gleichsam eine höhere Weihe zu verleihen, hatte er einen Theil der erhaltenen Geschenke, besonders eine Anzahl Nägel und Glasperlen, einige Uniformknöpfe und vor allem Andern einen zerbrochenen Sporn, an dem das Rädchen aber noch gut war und wirbelte, vor sich ausgebreitet und betrachtete sie mit augenscheinlicher Genugthuung und Freude. Capitain Silwitch hätte auch wirklich keinen glücklicheren Moment für seine Werbung treffen – und keinen unglücklicheren Erfolg haben können.

Eine ganze Jagdtasche voll Geschenke für den König; Gegenstände, als ob ein Trödler seine Bude ausgeräumt und den Schutt zurückgeworfen, die Quantität vielleicht an den Eisenhändler zu verkaufen. Dazwischen fanden sich ein paar buntblitzende, blaue, großbeerige Glaskorallen, von enormem Gewicht; ein kleiner, gesprungener Rasirspiegel, eine unächte goldene Quaste von irgend einer Gardine, ein Argentanlöffel und besonders eine plattirte Schuhschnalle bildeten aber die Hauptbestandtheile der Masse, die er, Hua dabei freundlich zulächelnd, vor dem erstaunten Hou – Häuptling der Insel – und auf die Matte zu den Knöpfen und Perlen schüttete.

„Tangaloa4 segne mich!“ rief der würdige Toanonga, als er die unvermutheten Schätze aus dem ganz unscheinbaren Lederbeutel auf sich förmlich herabregnen sah, ohne in dem Augenblick eine Ahnung zu haben, welchem glücklichen Ereignisse er diese fabelhafte Freigebigkeit des fremden weißen Mannes verdanke, – „der Fremde hat sein ganzes Canoe geplündert, um die Augen seines Freundes mit seinen Schätzen glücklich zu machen, Si-Ii-wi“ – (eine natürliche Verunstaltung des Namen Silwitch, da die Insulaner nur sehr schwer zwei Consonanten hintereinander in einer Silbe aussprechen können) „soll Brodfrucht und Cocosnüsse, Bananen und Taro, Ferkel und Fische haben, so viel er will auf sein Schiff. Si-li-wi ist ein Ehrenmann und darf sich eine Gnade erbitten.“

/12/ „Und gebe Gott, daß Du sie erfüllst, würdiger Greis,“ sagte der junge Mann halb lachend, halb verlegen, „ich komme allerdings heute Morgen mit einer großen Bitte an Dich, oder eigentlich an – Hua an Deiner Seite, deren Erfüllung mich unendlich glücklich machen würde.“

„An mich?“ fragte Hua errathend, während sie von ihrer Matte aufsprang und den Fremden überrascht ansah; „willst Du noch mehr von den wunderlich weiß- und rothgefleckten Korallen, die wir in der Bai da drüben gesucht? oder soll ich Dir Perlen holen lassen, unten vom Grund herauf? Ich weiß auch –“

„Halt, halt, Mädchen, mach‘ mich nicht toll mit Deinen freundlichen Worten!“ bat der junge Mann abwehrend. „Es ist mehr als alles das, und nun, Toanonga, soll es auch heraus, denn lange Reden bin ich doch nicht im Stande zu machen. Hier sind die Geschenke, Du sollst noch mehr haben, Tabak, Feuerwasser, Messer, Beile, Kattun – auch ein Gewehr hab‘ ich für Dich bestimmt, das den Blitz und Donner in sich trägt, und womit Du Deine Feinde besiegen und Dir Unterthan machen kannst.“

„Mea fanna fonnua5?“ rief Toanonga rasch, der bei der Aussicht auf solchen Besitz alles Andere in dem Augenblick vergaß. „Wäre nicht übel; Toanonga möchte ungemein gern mea fanna fonnua haben.“

„Und Du giebst mir Hua?“ rief der Engländer rasch und freundlich.

„Hua?“ sagte der alte Häuptling erstaunt, während das Mädchen bestürzt und errathend dabei stand und kein Wort zu erwidern wagte. „Hua gehört nicht mir, kann ich nicht vergeben; gehört Tai manavachi, ist Tai manavachis ohana.“

„Ohana?“ wiederholte der junge Mann bestürzt und erschreckt, denn das Wort bedeutet in der Tongasprache Braut sowohl als Frau. „Ohana? – seit wann?“

„Bah, nicht so lange,“ sagte der Alte kopfschüttelnd und die vor ihm ausgebreiteten Geschenke ein wenig mehr nach /13/ sich herüber schiebend, als ob er eine ungewisse Ahnung hätte, daß der Fremde, wenn er den angebotenen Tausch nicht eingehen wolle, diese am Ende auch wieder zurückziehen könne. „Muß heute oder morgen kommen, sie zu holen.“

„Holen? – wohin?“

„Nach Tongatabu – große Insel, großer Häuptling,“ setzte der Alte mit einiger Selbstzufriedenheit hinzu; „wird Ohana dort und bekommt große Strecke Land.“

„Wird Ohana?“ rief Silwitch aber, dem noch ein Strahl von Hoffnung dämmerte, „also ist sie noch nicht seine Frau, und wenn mich Hua lieber hat, als den braunen Burschen, da denk‘ ich, soll sie sich bei mir so wohl befinden, wie bei Tai manavachi; – Und was sagt Hua selber? – komm her, Mädchen und sag‘ Deinem Vater, daß Du mir gut bist und mich zum Mann haben willst.“

„Ich Dich zum Mann haben?“ lachte aber die Schöne schelmisch, während ihr ein noch höheres Roth Wangen und Nacken färbte, „und wer hat Dir das gesagt, Muli6?“

„Nenn‘ mich nicht fremd, denn ich bin es nicht mehr!“ rief der Engländer bittend. „Wenn Du es mir auch noch nicht mit klaren Worten gesagt, hat es doch jeder Zug Deines Angesichts, selbst der Ton Deiner Stimme, der Blick Deines Auges schon gesprochen!“

„Und willst Du hier bei uns bleiben auf der Insel und Dein Schiff verlassen?“ frug der alte Häuptling vorsichtig.

„Mein Schiff verlassen? – jetzt? – nein, das geht nicht,“ sagte der Fremde rasch, „ich muß nach Norden hinauf und Fische fangen, aber im nächsten Lia muha7 komme ich zurück mit Hua, um wieder bei Euch zu wohnen.“

„Mit Hua?“ rief der Alte erstaunt und mit eigenthümlichem, halb ernstem, halb drolligem Zug um die Lippen – der tolle Muli wär‘s im Stande. – „Wolltest Du das Mädchen mitnehmen auf Dein Schiff?“

„Gewiß will ich,“ rief der Seemann rasch, „und sie soll‘s gut haben bei mir und die Welt sehen. Toanonga, ich liebe /14/ Deine Tochter so heiß und glühend, wie ich Dir es gar nicht beschreiben kann, und Du mußt sie mir zum Weibe geben.“

„Muß ich, so?“ lachte der Alte gutmüthtig; Hua aber, noch mehr erröthend, sagte leise und vorsichtig unter den halbgesenkten Wimpern zu ihm aufschauend:

„Und wenn Hua nun nicht will?“

„Du nicht wollen, Mädchen, und weshalb?“ rief der junge Mann bittend.

„Und Tai manavachi?“

„Bah, Tai manavachi!“ rief der Engländer verächtlich, „was schiert der mich – er soll kommen – und Dich holen, wenn ich Dich erst einmal habe.“

„Er ist ein tapferer Krieger!“ rief aber der Alte jetzt rasch, „und hat seinen Namen danach bekommen. – Schlimm für den Feind, dessen Fährte er folgt.“

Silwitch schüttelte den Kopf ärgerlich. „Damit kommen wir nicht weiter,“ rief er rasch; „ich frage Dich, Toanonga, ob Du mir Hua zum Weibe geben willst?“

„Warum frägst Du nicht Hua selber, ob sie Dich haben will? „ sagte der Alte mit seinem trockenen Lachen.

„Weil ich ihrer Liebe gewiß bin,“ rief der Engländer leidenschaftlich; „sie wird mit mir gehen, wenn Du ihr die Erlaubniß giebst!“

„Frag‘ sie,“ war Alles, was Toanonga erwiderte.

Der junge Engländer wandte sich rasch dem schönen Mädchen zu und streckte den Arm nach ihr aus, aber Hua wich ihm rasch und entschlossen aus und rief: „Nein – nein – ich bin die Braut eines Andern, fort mit Dir, Papalangi8, was willst Du von mir?“

„Hua!“ rief aber der junge Seemann erschreckt. „Hua, ich kann nicht leben ohne Dich und muß Dich mein nennen, wende Dich nicht ab von mir und sei mein Weib.“

„Du bist unser Freund gewesen,“ sagte das Mädchen ernst und fast traurig mit dem Kopf schüttelnd, „und wir haben Dich und die Deinen freundlich aufgenommen, was willst Du /15/ mehr? Ich passe nicht zu Euch, zu Euren Sitten, Eurer Sprache, Eurer Religion, nicht zu den wilden Männern auf Deinem Schiff. Ich will auf diesen Inseln bleiben, die meine Heimath sind.“

„Meine Einwilligung hast Du,“ lachte Toanonga in seiner trockenen Weise; „ich hab‘ es Dir vorher gesagt.“

„Deine Einwilligung hab‘ ich, Toanonga?“ rief Silwitch rasch und in furchtbarer Aufregung, durch den Spott vielleicht nur noch mehr gereizt.

„Ja, die hast Du,“ nickte der Alte lachend, „aber Hua will nicht.“

„Sei nicht so bös, weißer Mann,“ sagte aber das Mädchen jetzt freundlich, ihm die Hand entgegenstreckend, „sieh, was würde Tai manavachi sagen, wenn er käme und fände mich als das Weib eines Andern; bliebest Du selbst bei uns auf der Insel, die ich nun einmal nicht verlassen kann und will; Hua sähe Dich gern, aber sie kann Dir nie angehören.“

Silwitch nahm die Hand und drückte sie in heftiger Aufregung , barg dann die Augen kurze Zeit in seiner Linken, und Toanonga sah, wie er einen heftigen Kampf mit sich selber kämpfe; aber er bezwang sich, und als er den Kopf wieder hob, sagte er ruhig und gefaßt: „Es ist gut, Hua; wenn Du mich nicht haben willst, kann ich Dich nicht zwingen, aber – ich hatte es gut mit Dir gemeint und – Du hast mir weh – recht weh gethan. Das ist jetzt vorbei und ich werde nun wieder fortsegeln von hier, und wahrscheinlich nie – nie wieder zurückkehren, nach Monui. – Wirst Du noch manchmal meiner dann gedenken?“

„Wenn ich ein Segel am Horizont sehe, werde ich wünschen, daß es das Deine ist,“ sagte Hua in ihrer einfachen Herzlichkeit, ihm treu und kindlich dabei in‘s Auge schauend.

„Und wann willst Du gehen, cowtangata9?“ frug der Alte jetzt, anscheinend gleichgültig, aber vielleicht mit dem unbestimmten Wunsch, das Gespräch auf einen fernen Gegenstand zu bringen, und nicht auf die noch vor ihm ausgebreiteten Geschenke zurückzuführen, die er eins nach dem /16/ andern vorsichtig und sorgfältig hinter sich und aus Sicht brachte.

„Ich weiß es noch nicht,“ erwiderte der Engländer ruhig; „ich habe noch Holz bei Deinen Leuten bestellt, das ich erst an Bord nehmen möchte. Willst Du mich los sein?“

„Nein, nein, bewahre!“ rief der Häuptling rasch und erschreckt; „Du bist willkommen, so lange auf der Insel zu bleiben, wie es Dir gefällt – nachher kannst Du gehen. – Und wollen die Papalangis selber ihr Holz schlagen?“

„Nein, ich habe Deine Leute schon dafür bezahlt,“ sagte der Engländer, „und glaube sie sind mitten in der Arbeit; bis morgen Abend soll ich es an Bord haben.“

„Es ist gut – ich will es Dir wünschen,“ erwiderte der Alte mit einem etwas zweideutigen Lächeln. Ob es Silwitch aber bemerkte oder nicht, er schaute einen Augenblick sinnend vor sich nieder, nickte dann mit einem kaum unterdrückten Seufzer Hua, etwas lebendiger ihrem Vater zu, und schritt mit verschränkten Armen und gebeugten Hauptes langsam dem Strande zu, wohin er sein Boot beordert hatte, um ihn wieder an Bord zu rudern.

 

 

 

II.

Die Bootsmannschaft hatte sich indessen, auf ihren Capitain wartend, die Zeit bestmöglich vertrieben, Cocosnüsse abgepflückt, Orangen ausgesogen, getrunken und sich dann, im Schatten eines engverwachsenen Pandanusdickichts auf den bröckeligen, fast pulverisirten Korallenboden niedergeworfen, um sich von den Anstrengungen des Fruchtsammelns zu erholen.

Es waren lauter englische Matrosen, und nur ein Schotte unter ihnen, Namens Mac Kringo, scherzweise gewöhnlich Lord Douglas genannt. Das Gespräch drehte sich aber natürlich um das herrliche Leben, das sie hier geführt und das, wie sie jetzt fast fürchten mußten, bald ein Ende nehmen würde, wenn sich der Capitain nicht, trotz den Officieren, noch einmal anders besänne und doch am Lande bliebe.

/17/ „Hol‘s der Teufel, Jungen!“ sagte der eine Matrose, den die anderen seiner ungemein großen Vorliebe für Fische wegen, und in einer sonderbaren Verwirrung der heiligen Schrift, Jonas nannten, „wenn ich Capitain der Lucy Walker wäre, ich wollte den Teufel thun und ihr Kupfer so rasch wieder gegen Eisschollen reiben, wo ich selber hier einen solchen capitalen Hafen gefunden hätte. Der Böse mag sich die Walfische selbst fangen, wenn er sie haben will; ich bin nicht eigennützig, und gönne ihm gern den Verdienst.“

„Das glaub‘ ich, daß Du den Wallfischen das Wort redest, Jonas,“ lachte Mac Kringo, ihn von der Seite anblinzelnd, „bei Dir ist‘s alte Anhänglichkeit.“

„Ah bah, mein bonny scotsman,“ brumte aber der Engländer, „wenn Du nichts Besseres weißt, so bleib mit Deinen abgedroschenen Witzen zu Hause; die sind aus meinem Namen schon lange stumpf geworden. Gieb uns aus Deinem allzeit fertigen Hirn einen Rath, wie wir anständiger Weise hier bleiben können, denn zum Weglaufen ist die Insel zu klein, und ich will Dir dann zugestehen, daß Du wirklich Grütze im Kopfe hast. Bis dahin aber laß mich mit dem zufrieden, was Du glaubst oder nicht; sag‘ uns, was Du weißt.“

„Guter Rath wäre da nicht das erste Mal an Narren fortgeworfen,“ brummte der unhöfliche Schotte ärgerlich in den Bart, „und wenn der liebe Gott herunterkäme und Euch sagte, wie Ihr‘s machen solltet, hättet Ihr noch drei Bedenken und fünf Aber. Nein, geht mir fort; mit Euch ist nichts anzufangen, und wenn ich 'was wüßte, ich behielt‘s für mich.“

„Wenn er 'was wüßte,“ spottete ein Anderer, „Legs“ – „Beine“ – von einem Paar etwas kurzer und eingebogener Extremitäten so genannt. „Lord Douglas thut wahrhaftig, als ob er etwas im Hinterhalt hätte und uns nur nicht für würdig hielt, die Geschichte mit anzuhören. Das ist das billigste Mittel jedenfalls, dick zu thun. Nein, Kinder, unsere Zeit ist abgelaufen, und ich müßte mich, nach allen Vorbereitungen zu urtheilen, sehr irren, wenn wir nicht schon morgen Abend um diese Zeit wieder unsere regelmäßige Wacht gehen und uns die Hälse abdrehen, um nach den /18/ Schwarzkitteln auszuschauen. Wasser und Provisionen sind genug an Bord, und auf das bestellte Holz kommt‘s dann gerade auch nicht so sehr an, ob wir das einwerfen oder nicht. Der Raum ist überdies so voll, daß wir‘s eine Zeitlang mitten auf Deck und im Weg lassen müßten, und der erste Harpunier würfe die verfluchten Scheite eigenhändig über Bord, wenn er sich ein einziges Mal die Schienbeine daran stieße.“

„Ja, auf unsere Schienbeine würd‘ es da auch nicht besonders ankommen,“ knurrte ein Anderer, der den allerdings nicht empfehlenden Beinamen Lemon10 hatte, weil er fortwährend, und selbst bei seinem allerdings sehr seltenen Lachen, genau solch ein Gesicht schnitt, als ob er ganz plötzlich aus Versehen in eine Citrone gebissen hätte. „Es ist eine verwünscht curiose Einrichtung in der Welt, man mag‘s betrachten wie man will, und wir armen Matrosen ziehen immer den Kürzern. Schon beim Vertheilen; wir haben den hundertzwanzigsten, der Capitain hat den achtzehnten Theil, und wer fängt die Fische, wir oder er?“

„Nun, Du nicht, Lemon, mit Deinem ewigen Raisonniren,“ brummte der Schotte, „denn wenn Dir nicht jedesmal beim Anrudern das Maul verboten würde, kämen wir auch jedesmal zu spät zum Zulangen.“

„Zankt Euch nicht noch den letzten Tag, den wir vielleicht an Land sind,“ fiel Jonas hier rasch ein, als er sah, daß Lemon boshaft darauf erwidern wollte; „hier, mit festem Boden unter uns, sind wir doch Alle gleich, und die vom Lande fragen nicht danach, ob wir an Bord den achtzehnten oder hundertzwanzigsten Theil bekommen. Jungens, Jungens, mir bricht das Herz ordentlich, wenn ich daran denke, daß wir hier fort sollen.“

„Herzbrechen?“ knurrte Lemon, „das wäre der Mühe werth; kommt auch gar nicht vor in der Welt, daß Einem das Herz bricht, und ich weiß nur einen einzigen Fall, wo wirklich einmal Jemand an gebrochenem Herzen gestorben ist.“

„Aus Deiner Bekanntschaft?“ rief Jonas ungläubig.

„Aus meiner Bekanntschaft,“ erwiderte der Matrose /19/ ruhig; „es war der „lange Tom“, wie wir ihn nannten, der hatte in Bristol, wo wir damals vor Anker lagen, mit einem andern Kameraden, ich weiß nicht mehr um was, gewettet, er wollte einen verdammt schweren Wurfanker von seinem Dock bis zu dem, wo unser Schiff lag, ohne abzusetzen, tragen – und er trug ihn auch, aber – er lebte keine fünf Minuten mehr – der Anker hatte ihm das Herz gebrochen.“

Die Anderen lachten, der Schotte blinzelte Jonas aber heimlich und verstohlen mit den Augen an, und sah nach dem Busch hinüber, ein Zeichen, das dieser zu verstehen schien, denn er warf erst einen flüchtigen Blick auf seine Kameraden, ob ihn Niemand beobachte, und nickte dann zurück, daß er kommen werde.

„Wenn man‘s so bedenkt,“ sagte Legs nach einer kleinen Pause, die Augenbrauen fest zusammengezogen und mit kleinen Stücken Koralle, die er vor sich aufnahm, nach einer noch unreifen, am Boden liegenden Orange werfend, „wenn man‘s so bedenkt, was wir da draußen in See für ein Hundeleben führen, Tag und Nacht in Arbeit und Gefahr, mit schlechter, salziger Schiffskost und knappem Grog, kein freundliches Gesicht zu sehen als Lemon‘s, am Tag in einer Hundekälte zu rudern, daß Einem die Arme mit den Wurzeln ausreißen möchten, und Nachts die verdammten Stücken Blubber11 an Deck zu werfen und auszukochen; einmal halberfroren, einmal halbverbrannt, und wenn man nachher von einer dreijährigen Reise zurückkommt, vielleicht noch mit zehn Pfund Sterling Schulden im Buch für Kleider und Schuhwerk, das man haben mußte die Zeit über, und dem Schiff zu bezahlen hat, als ob sie von Gold und Seide gewesen wären, – nein, das soll verdammt sein. Und dann dagegen hier die rothen Schufte, was die für ein Götterleben in all‘ ihren Bequemlichkeiten führen; nicht rühren thun sie die faulen Knochen, als vielleicht einmal auf einen Brodfrucht- oder Cocosnußbaum zu steigen, oder einen Fisch mit der Holzharpune aus dem seichten Wasser zu holen. Die kleine Insel ist dabei zum Ueberlaufen voll von hübschen Mädchen und man kann den /20/ ganzen Tag in Hemdsärmeln gehen. – Hol‘s der Henker, der liebe Gott hätte mir keinen größeren Gefallen thun können, als mich ebenfalls braun anzustreichen – die Farbe hält besser, und was spart man an Ueberzügen!“

„Ich hätte auch nichts dagegen!“ rief ein Anderer mit einer feinen, kreischenden Stimme dazwischen, der eigentlich Roberts hieß, seines Organes wegen aber gewöhnlich „Pfeife“ genannt wurde, „denn auf das bischen Couleur wird Einem doch nichts zu Gute gethan; was will aber der Mensch machen? Wir müssen doch immer noch Gott danken, daß er nicht in den ganz schwarzen Topf gegriffen, denn dann wären wir geleimt gewesen zeitlebens.“

„Bah, was sind wir besser als Sclaven?“ brummte Legs; „die können doch wenigstens heirathen und an Land bleiben, und was können wir? Hol‘ der Teufel das Seeleben; wenn man eine Weile draußen ist, gewöhnt man sich zuletzt daran, und es kommt Einem sogar manchmal ganz hübsch vor; wie man aber nur wieder den Fuß auf festes Land, und besonders auf solches Land setzt, ist auch der Teufel los, und es zwickt und reißt Einen wieder, daß man sich ordentlich die Beine festhalten muß, um nicht davon zu laufen.“

Der Schotte war indessen aufgestanden und am Strande hin, nach den einzelnen Cocospalmen hinaufschauend, als ob er sich eine Nuß aussuchen wolle, langsam in den dichten Busch geschlendert, der den Korallenboden begrenzte, und Jonas erhob sich ebenfalls, zog sich den Bund seiner Segeltuchhose auf, spuckte sein Priemchen aus und biß ein frisches ab, und setzte sich den auf der Erde verschobenen Hut wieder fester auf das in kleine krause Löckchen gedrehte Haar.

„Nun, Dir wird wohl die Zeit lang,“ sagte Pfeife, sich noch bequemer ausstreckend und ein Bündel Cocosnußbast unter den Kopf schiebend, um weicher darauf zu liegen, „ich kann‘s abwarten – zum Henker, daß man nun nicht einmal das Glück hat, an irgend einer solchen Korallenbank hier – und Zeug ist genug da – ordentlich auf den Strand und fest zu kommen. Das wäre doch ein capitaler Spaß, wenn wir nachher eine Colonie gründeten und uns häuslich einrichteten – ich weiß auch, wen ich heirathete.“

/21/ „Ja, wenn wir einmal auf den Strand kommen,“ knurrte Lemon dazwischen, „so kannst Du Dich drauf verlassen, daß es auch im Schnee und Eis und ohne Fausthandschuhe ist; unser Glück kenne ich; rennen wir aber nicht auf, so magst Du Gift darauf nehmen, Kamerad, daß die Lucy Walker droben noch drei volle Jahreszeiten12 herumschwimmt, und nachher immer noch nicht voll ist. Ich habe meine Hoffnung jetzt auch nur auf nächsten Winter gesetzt, da wird „der Alte“ schon dafür sorgen, daß wir wieder hier anlaufen.“

Jonas hatte sich indessen, ohne weiter Theil an dem Gespräch zu nehmen, ebenfalls langsam und scheinbar ohne besondern Zweck von der in dem Pandanusschatten gelagerten Gruppe entfernt, und hier an einem Busch schüttelnd, dort sich einen Zweig niederbiegend und vielleicht abbrechend, kam er nach und nach aus Sicht. Dann aber eine Richtung einschlagend, die ihn näher dorthin brachte, wo Mac Kringo vor ihm verschwunden war, traf er auch diesen bald, seiner harrend, unter einer kleinen Gruppe von Cocospalmen und Casuarinen, von wo aus er ihm winkte hinan zu kommen.

„Was zum Teufel hast Du denn nur, Douglas,“ sagte Jonas kopfschüttelnd, als er das geheimnißvolle Wesen des Kommenden sah. „Du willst doch nicht etwa auskneifen, mein Bursche? – das gieb auf, denn Du weißt nicht, wie dick der Capitain mit dem alten Häuptling ist, und wie er überhaupt nur auf eine anständige Entschuldigung wartete, noch länger hier liegen zu bleiben; der holte Dich wieder und wenn er die ganze Jahreszeit darum versäumen sollte.“

„Schrei doch nicht, als ob Du ein Segel draußen bei einem steifen Nordwester anrufen müßtest, Mate,“ brummte der vorsichtige Schotte mit gedämpfter Stimme; „es fällt mir nicht ein, solchen tollen Gedanken zu haben, aber – hättest Du 'was dagegen, Kamerad, wenn wir hier an Land blieben und Brodfrucht und Schweinefleisch rösteten, wie Christen, anstatt hinter den alten, schmierigen Fischen herzufahren; wie ein Trupp Narren, und für andere Leute, die zu klug sind, selber zu gehen, Brennöl zu holen? – Hättest Du 'was da/22/gegen, mir zu helfen einen gescheidten Gedanken auszuführen, bei dem wir nicht die geringste Gefahr laufen, wenn wir – das Maul halten und unser eigenes Geheimniß bewahren können?“

„Frag‘ mich, ob ich lieber Grog trinke, als Salzwasser,“ knurrte der Matrose; „laß die Vorrede und komm zur Sache, wenn Du wirklich 'was hast, denn der Alte kann alle Augenblicke herunter kommen und pfeifen, und dann müssen wir fort.“

„Gut, Jonas, ich will keine Umschweife machen,“ sagte der Schotte leise, vorsichtig noch einmal dabei den Blick umherwerfend, „aber schweigen mußt Du können, denn ein bischen Gefahr ist am Ende doch dabei.“

„Unsinn, – ich werde mir nicht selber die Schlinge machen, in die sie mich hängen wollen,“ sagte der Matrose mürrisch über die vielen Vorreden.

„Nun, gut denn,“ flüsterte der Schotte; „hast Du die beiden Wracks gesehen, die vor Honolulu lagen, als wir dort waren?“

„Die Wracks von den zwei Walfischfängern? – gleich am Eingang vom Hafen?“

„Dieselben.“

„Ja wohl; und was ist mit denen?“

„Du weißt, wie sie dorthin gekommen sind.“

„Es ist Feuer an Bord ausgebrochen, und die Schiffe sind verbrannt.“

„Und die Mannschaft?“

„Blieb nachher an Land, bis sie sich auf andere Schiffe verdingte,“ brummte Jonas, „so haben sie‘s mir da wenigstens erzählt; aber was hat das mit uns zu thun?“

„Wirst gleich hören, Kamerad; wer hat die Schiffe angesteckt?“

„Angesteckt?“

„Nun ja, glaubst Du, daß ein Schiff im Hafen so leicht von selber zu brennen anfing?“ lachte der Schotte; „nein, wenn Du‘s denn nicht weißt, will ich Dir‘s sagen; die Leute der beiden Walfischfänger haben sich den Gefallen selber /23/ gethan, und was in der weiten Welt hindert uns hier, daß wir nicht dasselbe thun?“

„Was uns hindert? – unser Hals,“ sagte Jonas kopfschüttelnd, dem die Idee zu rasch gekommen war, sie sogleich vollständig begreifen zu können; „weißt Du, mein Junge, daß sie uns einfach an die Raanocke13 aufhängen, wenn sie uns dabei erwischen?“

„Wenn sie uns erwischen, ja,“ lachte der Schotte, „wer hat denn aber die erwischt, die die Schiffe in der Bai von Honolulu angesteckt haben, heh? – Wer kann uns denn nachher überführen, wenn wir unsere Sache nur einigermaßen klug anfangen? Nein, Jonas, mit einem Schwefelholz haben wir‘s in der Gewalt, uns einen Aufenthalt auf diesen Inseln zu sichern, so lange wie er uns behagt, und ich glaube, unser Alter selber wär‘ ganz damit einverstanden, wenn er sich‘s nur eben dürfte merken lassen.“

„Aber die Anderen?“ sagte Jonas schon halb unschlüssig mit der verführerischen Aussicht vor sich, dem traurigen Leben an Bord eines Walfischfängers auf so leichte Art plötzlich enthoben zu werden.

„Würden uns auch nicht verrathen,“ meinte der Schotte, „brauchen aber auch gar nichts davon zu erfahren; Muth haben sie doch nicht genug, um dafür einzustehen, und ein paar von ihnen trau‘ ich nicht eine Schiffslänge aus Sicht; Pfeife besonders, der Halunke, ist mir ein Dorn im Auge, und bleiben wir länger hier, spiel‘ ich dem auch noch einmal einen Possen.“

„Und meinst Du wirklich?“

„Meinen, Jonas?“ rief Mac Kringo unwillig, „was ist da noch zu meinem dabei? Etwas Einfacheres giebt‘s auf der Welt nicht, und wenn Du nur den zehnten Theil so viel Courage hast, wie ich Dir früher zugetraut, so verlieren wir kein Wort weiter über die Sache, und schlafen morgen Abend hier in einem Bambushaus am Strand in – besserer /24/ Gesellschaft als dem dumpfigen Blubberloch von einem Logiskasten. – Nun, was sagst Du, ja oder nein?“

„Und wann soll das geschehen?“ frug Jonas leise.

„Sobald wir die Gelegenheit dazu finden; wahrscheinlich heut Abend mit Dunkelwerden, wenn der Koch sein Schaffen14 fertig hat. Sie sitzen dann Alle oben an Deck, die Officiere, die an Bord sind, kriechen auch nicht draußen herum, und Einer kann unten Alles besorgen, während der Andere nur oben Wache hält, daß er ein paar Minuten ungestört bleibt; Du magst Wache stehen, ich will selber das Uebrige in Ordnung bringen. Bist Du damit zufrieden?“

„Hol‘s der Teufel, ja!“ sagte Jonas, sich im Voraus bei dem Gedanken an den Erfolg die Hände reibend, „stecken wir den alten Blubberkasten vor seinem Anker an. Wetter noch einmal, was der für eine famose Fackel machen wird!“

„Aber ruhig und keine Silbe zu –“

„Unsinn!“ brummte Jonas; „werde mich hüten – wenn wir aber nur unsere Sachen retten könnten.“

„Nimm Dich in Acht!“ warnte ihn der Schotte, „damit hat sich schon Manches verrathen. Wenn‘s einmal brennt, ja, dann so schnell wie möglich, und für ein Canoe in der Nähe will ich schon sorgen; aber vorher keine Hand angerührt. Wenn die klug sind, da wollen wir nicht dumm sein.“

„Gut denn, heute Abend –“

Ein gellender Pfiff von der Gegend her, in welcher ihr Boot lag, unterbrach ihr Gespräch, und Mac Kringo dem Andern zuwinkend, daß er sich wieder dorthin begebe, wo er hergekommen, damit sie nicht zusammen zum Strand zurückkehrten, lief rasch durch eine kleine Lichtung hin, um die freie Korallenbank weiter oben zu erreichen.

„Hallo, hier Douglas, Seelöwen und Haifische, wo steckt Ihr?“ rief ihm der Capitain, der in seinem Boot stand und ungeduldig nach ihm ausgeschaut zu haben schien, schon von Weitem entgegen; „was habt Ihr im Busch zu thun wenn Ihr auf Bootswache seid? – Wo ist Jonas?“

„Ich wollte nur –“

/25/ „Ach, da kommt er; herein mit Euch, – Wetter noch einmal, das faule Leben hier an Land scheint Euch zu behagen; wartet, ich will Euch Beine machen, wenn ich Euch wieder draußen in See habe, daß die Glieder gelenk werden. Auf Eure Sitze da vorn – sind wir flott?“

„Alles in Ordnung, Sir –“

„Stoßt ab denn, und legt Euch in die Riemen15, meine Jungen. – Ist schon Holz heut von Land an Bord geschafft?“

„Nein, Sir!“ sagte Jonas, der gleich hinten im Boot vor dem Capitain saß, während die rasch eingesetzten Riemen das scharfgebaute Boot pfeilschnell durch den glatten Wasserspiegel trieben; „haben nichts gesehen.“

„Schon gut – macht nichts!“ lautete die kurze Antwort, und wenige Minuten später lief das Boot unter die niederhängende Fallreepstreppe. Der Capitain sprang an Bord und die Leute wollten damit unter ihre Krahnen gehen, um es wie gewöhnlich aufzuheben, die Ordre aber lautete: es im Wasser zu lassen, da es wahrscheinlich gleich wieder gebraucht würde.

 

 

III.

Einer der Ungeduldigsten an Bord war der erste Harpunier, ein junger, kräftiger Irländer aus Galway-Bai und dort erst kurz vor seiner Abreise verheirathet. Ihm brannte natürlich der Boden unter den Füßen, und er wollte das Schiff wieder in See haben, um Beute zu machen und nach Hause zurückzukehren. Was half ihm das müßige Leben hier an Land.

Mit diesem hatte der Capitain, als er an Bord zurückkehrte, eine längere Unterredung, die den Wünschen des jungen Iren auch vollständig entsprochen haben mußte, denn er kam bald nachher mit fröhlichem Gesicht gleich hinter dem Capitain an Deck und beorderte seine Bootsmannschaft, sich /26/ fertig zu halten, um kurz vor Sonnenuntergang an Land zu rudern und etwas dort abzuholen. Die vier Matrosen mit dem Bootsteuerer, die er befehligte, waren ebenfalls seine Landsleute, und die Schiffsmannschaft hatte deshalb das Boot auch das irische getauft.

An Bord der Lucy Walker herrschte indessen rege Geschäftigkeit; ein paar zum Ausbessern niedergeholte Segel wurden wieder angeschlagen, Taue gespließt, Pardunen angespannt, das Deck klar gemacht, und überhaupt Manches vorgenommen, das auf einen baldigen Aufbruch schließen ließ. Als zwei der Leute deshalb, Legs und Pfeife, dem Capitain selber, der mit raschen Schritten auf seinem Quarterdeck auf- und abging, um kurzen Urlaub an Land baten, der ihnen, in einzelnen Abtheilungen natürlich, fast noch gar nicht verweigert worden war, schlug es ihnen dieser rund ab und schickte sie wieder nach vorn an ihre Arbeit.

„Siehst Du,“ flüsterte da der Schotte seinem Kameraden Jonas, mit dem er oben in den Marsen etwas nachzusehen hatte, zu, „siehst Du, mein Junge, daß ich eine gute Nase habe? Es ist die höchste Zeit für uns, unser kleines Geschäft in Ordnung zu bringen, denn ich möchte jetzt kein Maul voll Tabak gegen eine monatliche Löhnung wetten, daß wir nicht morgen früh mit Tagesanbruch Anker auf und Segel gesetzt hätten. Der Alte dahinten zeigt wenigstens den besten Willen, aber wir Beide, denk‘ ich, sollen ihm noch einen Strich durch die Rechnung machen. Das wär‘ ein schöner Spaß, so auf einmal, ohne nur Abschied von unseren Freunden und Mädchen am Land zu nehmen, wieder auf und davon und draußen herumrackern; nai my bonny child, hier sind auch noch Leute, die ihre Stimme dabei abzugeben wünschen, wenn sie auch nur eben den hundertzwanzigsten Theil bekommen von dem Fang und das Ganze mit ihrem Schweiß und Mark bezahlen sollen.“

„Am Ende will er gar noch heut Abend fort,“ sagte Jonas leise; „nachher wären wir aber die Angeführten.“

„Nein, das nicht,“ beruhigte ihn der Schotte; „ich habe gehört, daß er sich das irische Boot bestellt hat, gegen Sonnenuntergang mit an Land zu fahren, und dann kommt /27/ er immer vor vier Glasen16 nicht wieder zurück ; aber auf morgen früh hat er’s abgesehen. Er frug uns ja auch, als wir von Land zurückkamen, ob sie Holz an Bord gebracht hätten. Bah, so viel für Deine Berechnungen,“ – und er schnalzte höchst selbstzufrieden mit den Fingern.

Jonas hatte indessen seine Arbeit oben beendet und mußte hinunter, wohin ihm der Schotte bald nachher folgte; als sich aber die Sonne mehr und mehr dem Horizont näherte, wurde auch das Boot des ersten Harpuniers, der vorher Einen seiner Mannschaft nach oben zum Ausschauen geschickt hatte, niedergelassen, und Legs, der in den Besanwanten etwas auszubessern hatte, sah mit Erstaunen, daß unter einer Matte, auf dem Boden des Bootes, als sie durch die Einsteigenden zurückgeschoben wurde, Waffen versteckt waren. Er hatte – beschwören hätt‘ er‘s wollen – ein paar Gewehrläufe darunter vorblitzen sehen? was zum Teufel war da wieder im Wind?

Der Koch, um die Abendmahlzeit noch vor Dunkelwerden am Deck beenden zu können, und nicht gezwungen zu sein, in das dumpfige Logis hinab zu steigen, war indeß in der Cambüse emsig beschäftigt gewesen, Thee zu kochen und Bananen und Brodfrucht zu braten, die mit dem kalten Fleisch von Mittag her keine üble Schiffskost abgaben. Nachdem er vorher bei dem jetzt commandirenden zweiten Harpunier die Erlaubniß eingeholt, rief sein gellender, wohlbekannter Ruf bald darauf die Leute sämmtlich nach vorn unter die Back, wo auf der Steuerbordseite des Schiffes die riesige kupferne Theekanne qualmte und der sonst in breiter hölzerner Mulde präsentirte harte Schiffszwieback jetzt fast vollkommen durch /28/ die nahrhafte, in Scheiben geschnittene und geröstete Brodfrucht verdrängt war.

Der Schotte setzte sich auch mit hin auf Deck und schenkte sich seinen Thee in den breiten, niedern Blechbecher, der den Inhalt einer gewöhnlichen Theekanne hätte mit Bequemlichkeit fassen können, vermißte dann aber sein Messer und stieg in den Raum hinunter, wo er es heute Morgen gebraucht und wahrscheinlich vergessen. Jonas indessen saß noch nicht und hatte ein kleines Faß mit seiner Wäsche zu der großen Luke gezogen, nahm die Hemden einzeln heraus, rang sie aus und legte sie auf das um den Vormast gehende Nagelbrett.

„Komm her, Jonas,“ rief ihn Legs an, „hat den ganzen Tag nichts gethan und jetzt, nun der Thee an Deck steht, fällt‘s ihm auf einmal ein, daß er Hemden in der Brüh hat. Die Bananen werden kalt und schmecken nachher schlecht.“

„Sie werden nachher gar nicht schmecken,“ lachte Pfeife mit seiner höchsten Stimme, „denn ich glaube, wir werden damit eher fertig, wie er mit seinen Hemden.“

„Glaub‘s, wenn man sie Euch vorstellte,“ brummte Jonas, mit einem halb verschluckten Fluch; „aber der Koch hat noch mehr.“

„Hallo!“ rief Pfeife aufspringend, „da will ich mir gleich noch eine holen!“ und er kam mit seinem Blechteller zur Cambüse, um den Versuch wenigstens zu machen.

„Sieh einmal das Wetter, das heraufkommt,“ rief ihm hier der Koch zu, der in der niedern Thür stand und mit dem Arm nach Osten hinüber deutete; „zum Teufel, das sieht schwarz aus, und sollte mich gar nicht wundern, wenn da eine tüchtige Mütze Wind drein stäke. Jedenfalls giebt‘s Regen und wir thun besser, die Luken zuzulegen; macht, daß Ihr mit Eurem Essen da vorn fertig werdet.“

Der zweite Harpunier hatte indessen mit dem Fernrohr auf dem Quarterdeck gestanden und unverwandt nach der niedrig auslaufenden Landspitze geschaut, hinter der das Boot vorher verschwunden war.

Mac Kringo stieg in diesem Augenblick die Luke herauf, /29/ und als der Koch auch gerade zusprang, nahmen sie die beiden genau passenden und schließenden Lukendeckel an den in den gegenüberliegenden Ecken angebrachten eisernen Ringen und hoben sie in die Falze.

„Koch!“ rief des Harpuniers Stimme in diesem Augenblicke von dem Quarterdeck aus.

„Ay, ay, Sir!“

„Rasch Dein Essen wieder fort und in die Cambüse – all hands on deck17 – große und Vormarsraae auf – rasch mit Euch, meine Jungen, werft die Falle los! – Nun, was steht Ihr da, wie verhagelt? die Marsraaen auf, und schnell, oder ich mache Euch Beine!“

„Hallo, was ist nun los?“ rief aber Legs, der eben einen Teller voll glücklich erbeuteter heißer Bananen in Sicherheit bringen wollte und jetzt nicht wußte, wohin damit, „was soll das heißen?“ Es blieb ihm aber nicht lange Zeit zur Besinnung, die Befehle folgten so rasch nacheinander, und während unter dem Singen und Schreien der Mannschaft die schweren Raaen an ihren Ketten in die Höhe klirrten, schob und schleppte der Koch rasch das Abendbrod der Leute bei Seite und jetzt vorn in das Logis hinunter, damit er die Sachen nur einmal vor der Hand aus dem Wege bekäme.

„An die Winde mit Euch, rasch da vorn und ein bischen lebhaft!“ rief jetzt der Officier, der nach vorn und mitten zwischen die Leute gekommen war, von denen sich die meisten noch gar nicht von ihrer ersten Ueberraschung erholen konnten, denn es fing ihnen jetzt wirklich an klar zu werden, daß sie ohne Weiteres in See hinaus und die Insel verlassen sollten; „munter, meine Jungen, munter!“ rief der Harpunier, dabei auf die Back springend, um die Leute besser übersehen zu können, „her mit Eurem Pumpgeschirr, und nun laßt uns einmal sehen, wie rasch Ihr den Anker heraufbekommen könnt. Wetter, Jungen, es sind nur fünfundzwanzig Faden Kette aus, mit denen müßt Ihr ja nur so weglaufen können.“ /30/ „Den Teufel, Douglas!“ flüsterte Jonas, in Todesangst an den Schotten hintretend, diesem in‘s Ohr, „hast Du‘s gethan? – und jetzt sollen wir in See, das wäre eine schöne Geschichte.“

„Hallo, da Ihr Beiden!“ rief in diesem Augenblick und ehe noch der Schotte etwas erwidern konnte, der Officier, dessen Adlerblick die beiden Müßiggänger dort schon entdeckt hatte. „Hier, Douglas – hinauf mit Dir, mein Mann, und löse das große Marssegel, und Du, Jonas, auf die Vormarsraae; marsch mit Euch, und nachher die Bramsegel auch frei, und Du, Bill, hinaus mit Dir, und mach‘ den großen Clüver los. Auf mit dem Anker, auf, meine Jungen! – Oh jolly men hoy“

Widerspruch gegen die gegebenen Befehle war nicht möglich, obgleich fast alle Matrosen erstaunt mit den Köpfen schüttelten und sich diese bald abdrehten, um zu sehen, ob ihr Capitain noch nicht bald an Bord käme, ohne den sie doch unmöglich in See gehen konnten. Einmal war es fast, als ob Mac Kringo zögere, und er machte sogar eine Bewegung nach dem Harpunier zu, aber er besann sich in demselben Momente, als dieser ihm ein paar Kernflüche über seine Säumigkeit entgegendonnerte, und lief jetzt rasch die Wanten hinaus nach oben, um den gegebenen Befehl zu erfüllen und die Segel zu lösen, die sie vielleicht bald Alle dem Verderben entgegenführen würden. Gestehen durfte er ja nicht, was er gethan, er wäre gebrandmarkt gewesen auf Lebenszeit, wenn man ihm wirklich das Leben geschenkt hätte, und die Kameraden –

„Ei, zum Teufel!“ zischte er dabei zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch; „kröche ich jetzt zu Kreuz, die Schufte ließen keinen guten Faden an mir, so lange sie mich hätten. Ich hab‘s nicht meinethalben allein gethan, so mögen‘s die Anderen auch mit ausbaden.“

Die Ankerkette rasselte indessen, mit den raschen Schlägen des eisernen Pumpgeschirrs, schnell an Deck, der Anker hing schon und das Schiff trieb mit der ausgehenden Ebbe der Mündung der Bai zu.

„Boot ahoy!“ rief da Einer der Leute an der Winde /31/ aus, der eben über die Monkeyrailing das rasch anrudernde Boot erkennen konnte, und der Harpunier drehte sich, das Teleskop, das er noch in der Hand hielt, darauf richtend, schnell danach um.

„Flink, meine Jungen, flink!“ rief er dabei; „hier hat‘s Eile – Larbordseite da, Einer von Euch, werft die Brassen los – Koch! rasch dahinten, die Brassen von den Nägeln – Starbordseite große und Fockbrassen – belay that anchor18 – so, genug! – Marsbrassen – so, genug! und nun die Bramsegelschoten aus – so, genug! So, nun auf mit dem Anker, unter die Klüsen mit ihm, so rasch Ihr laufen könnt. – Oh, jolly men hoy!“

Der Schotte, der die Bramsegel gelöst hatte, kam jetzt rasch an den Wanten herunter, als ihn der Harpunier sah.

„Hallo, da oben, Sir – da Du gerade einmal unterwegs bist, wirf den Royal19 los – heda – hast Du‘s gehört, Bursche? hinaus mit Dir, oder ich werde Dir Beine machen. Wenn ich keinen von den Jungen gleich bei der Hand habe, wird es Deinen faulen Knochen wohl auch nichts schaden, einmal nach oben zu gehen. – Alle Wetter, da sind sie – das war Zeit, daß wir fortkommen,“ unterbrach er sich rasch, als plötzlich eine förmliche kleine Flotte von Canoes um die Landspitze bog. Die Aufmerksamkeit der Leute wurde aber rasch von dieser ab an Bord ihres eigenen Schiffes gelenkt, wo jetzt das vom Land zurückkehrende Boot, um das sie sich bis dahin gar nicht hatten kümmern können, langseit legte, und im nächsten Augenblick, seinen Leuten voran, Capitain Silwitch an Bord sprang.

 

 

IV.

Toanonga hatte an dem Nachmittag noch recht herzlich über den wilden, tollköpfigen Papalangi gelacht, der da, aus /32/ irgend einem Land hergeregnet, gleich geglaubt, er könne so ohne Weiteres die Tochter eines ersten Häuptlings, aus dem Blut der Haus oder ersten Könige auf seine Arme packen und in die weite See damit hineinfahren, wohin es ihm gerade beliebe.

„Guter Bursch,“ sagte er dabei auf seine gemüthliche Weise hin, „sehr guter Bursch; hat mir die ganze Tasche voll Sachen gebracht, und blieb‘ er hier bei uns, und Tai manavachi wäre nicht da, und Hua wollte ihn – und er hätte noch mehr solche Sachen, und brächte alles Das, was er versprochen, wer weiß, ob nicht dann der Papalangi und Hua doch Mann und Frau geworden wären.“

Der alte Häuptling, still vor sich hinschmunzelnd, erging sich noch in einer Menge anderer Möglichkeiten, indeß er sich zugleich auf sehr angenehme Weise mit dem Sortiren der verschiedenen Arten Knöpfe und Nägel beschäftigte, als ein Bote, Einer seiner jungen Leute, von einem andern Theil der Küste herüberkam und die Ankunft vieler Kriegscanoes, wahrscheinlich den jungen Häuptling Tai manavachi führend, meldete, der jetzt komme, um seine Braut heimzuführen. „Kommt gerade recht,“ murmelte der alte Mann zufrieden vor sich hin; „tollköpfiger Papalangi hätte am Ende noch dumme Streiche gemacht, und Hua ist nirgends besser aufgehoben, als bei ihrem Mann – aber was ist das?“ unterbrach er sich dann selbst, als ein Boot von dem draußen in der Bai liegenden Schiff ab nach der nächsten Landspitze, wo gar keine Wohnungen lagen, hinüber hielt. „Was wollen die Fremden da drüben, wo Hua nur Abends mit ihren Frauen hinübergeht? – Hm, hm, hm, wird sie noch einmal sprechen und fragen und gewinnen wollen – ja, zu spät, cowtangata, zu spät – wenn sie Dich möchte, hätte sie lange Ja gesagt.“

Eine Zeit lang blieb er so sinnend stehen und schien gewissermaßen zu erwarten, daß das Boot, wie jedes andere Mal nach seinem gewöhnlichen und ihm eigentlich auch vorgezeichneten Landungsplatz herüber halte, von wo der Capitain des Walfischfängers dann gewöhnlich allein nach der andern kleinen Bai hinüber gegangen war. Da das aber heut /33/ Abend augenscheinlich nicht in der Absicht der Fremden lag, und Toanonga sich dadurch gewissermaßen, er wußte eigentlich selber nicht recht warum, beunruhigt fühlte, beschloß er selber dort hinüber zu gehen, und zu gleicher Zeit seiner Tochter die Ankunft ihres Bräutigams zu melden.

Mit einiger Beschwerde erhob er sich von seiner Matte, auf der er vorher jedoch sorgfältig seine Schätze in ein Stück braungefärbtes und gedrucktes Gnatu20 eingeschlagen hatte, die er nun vor allen Dingen in seiner Hütte in Sicherheit brachte. Dann winkte er den beiden Burschen, ihm zu folgen, und mit diesen langsam ein kleines Dickicht von Fruchtbäumen durchschreitend, das den Hang des Hügels nach dieser Seite zu bedeckte, stieg er die leise Abdachung hinan, die von ihrem Gipfel aus einen Ueberblick nach der Nachbarbai mit ihrem stillen Wasser und wehenden Palmen gewährte.

Hierher kam Hua jeden Abend mit mehreren ihrer Gespielinnen, um sich zu baden und auf der klaren Fluth, über den aufzweigenden Korallen hin, in ihrem Canoe zu schaukeln. Silwitch hatte ihr da oft Gesellschaft geleistet und selige Stunden mit ihr verträumt, während das Mädchen mit ihm plauderte und lachte, ihm die Legenden und Märchen ihres Volkes erzählte und ihn neckte und seiner spottete, ihm aber nie eine Freiheit gegen sich selber gestattete. Nie durfte er auch nur den Arm um sie legen, oder sie gar küssen, und zehnmal war er in bitterem, verzehrendem Unmuth fest entschlossen gewesen, nie wiederzukehren und die gefährliche Nähe der so schönen wie spröden Maid auf immer zu fliehen, aber das herzliche, lächelnde „chio do fa!“21, mit dem sie ihm beim Abschied jedesmal die Hand unaufgefordert reichte, zwang ihn auch wieder zurück in ihre Nähe, bis er zuletzt nicht einmal mehr den Gedanken fassen konnte, sie zu fliehen.

Auch heute hatte sie sich, noch nicht von der Ankunft des Geliebten benachrichtigt, hierher zurückgezogen, und sein Canoe /34/ mußte auch in der That diese Bai passiren, wenn er Toanonga‘s Wohnort erreichen wollte, da auf der andern Seite der Insel ein breiter Korallendamm das Umschiffen derselben im Binnenwasser unmöglich machte. Die Mädchen saßen zusammen im Schatten eines breitästigen Toabaumes, dem einzigen auf dem kleinen, hier absichtlich von Unterholz befreiten Raum, ihr Haar mit wohlriechendem Cocosnußöl salbend, als das Walfischboot des Fremden um die Spitze der Bai schoß und die Mädchen erschreckt aufspringen machte; nur Hua blieb ruhig sitzen und sagte lachend:

„Was fürchtet Ihr Euch, tolle Dirnen, habt Ihr den Papalangi noch nie gesehen mit seinem Boot, und sieht er zu windwärts von der Landspitze da draußen anders aus als zu leewärts? Er wird uns sein Lebewohl sagen wollen, denn die fremden Männer sind alle auf das Schiff zurückgefahren und den ganzen Tag schon in den Seilen herumgeklettert. Er hat unsere besten Wünsche für sein Wohl – wir fürchten ihn nicht!“

„Aber was suchen die Fremden hier?“ rief eins der Mädchen, schüchtern zu ihrem Sitz zurückkehrend; „komm, Hua, wir wollen in den Wald gehen, bis sie vorbeigerudert sind – siehst Du, sie wollen landen.“

„Laß sie, Mädchen,“ sagte des Häuptlings Tochter verächtlich; „wenn wir sie hier nicht länger dulden wollen, schickt sie Hua wieder in See.“

„Chio do fa, Hua, chio do fa!“ rief in dem Augenblick die lachende Stimme des jungen Capitains zu ihnen herüber; „wartest Du hier auf mich, Maid, zur rechten Stunde? ich komme, ich komme.“

„Nicht auf Dich, Papalangi,“ sagte das Mädchen ruhig, sich halb von ihm abwendend; „dieser Platz ist mein Eigenthum, und wer ihn betritt, kommt zu mir.“

„Und sollen wir hier unser Haus bauen in späterer Zeit?“ flüsterte der junge Mann, näher zu ihr hintretend und die Hand ausstreckend, die ihrige zu ergreifen.

„Wir?“ wiederholte die Jungfrau erstaunt.

„Zögert nicht länger wie nöthig ist, Captain dear!“ rief aber in diesem Augenblick der Mate oder Harpunier warnend, /35/ „ich habe da oben auf dem Hügel eine Gestalt gesehen, und die Canoes, die wir von Deck aus sahen, könnten auch bald hier sein, wenn sie beabsichtigt hätten, hier herzulaufen.“

„Es ist wahr, George,“ rief der Capitain zurück, „ich habe überdies schon zu viel Zeit verloren,“ und sich rasch zu der Geliebten drehend, sagte er schmeichelnd:

„Komm mit mir, Hua – da draußen liegt mein Schiff, in wenigen Minuten setzen wir die Segel, und frisch und fröhlich ziehen wir hinaus in die freie, offene See – meine Seele hängt an Dir, Mädchen, und ich kann nicht ohne Dich leben.“

„Zurück, Papalangi,“ rief aber Hua, zum ersten Mal vielleicht erschreckt, als er dreister auf sie zutrat und seinen Arm um sie zu legen suchte; „zurück, taima tangata – eines Häuptlings Tochter ist für Dich zu gut; such‘ Dir ein Weib unter den Dirnen des Landes.“

„Meinst Du, Herz?“ rief der junge Mann jetzt, dem Zorn und beleidigte Eitelkeit das Blut in die Wangen jagte, „dann will ich doch sehen, ob Du an Bord dieselbe Sprache hast!“ und mit raschem Sprung die Sträubende umfassend, ehe sie selbst im Stande war um Hülfe zu rufen, hob er sie vom Boden auf und floh mit ihr dem vielleicht hundert Schritt davon entfernten Boote zu.

„Hülfe! Hülfe!“ schrie jetzt das arme Mädchen, die erst in dem Entsetzen der Gefahr, als sie das Boot vor sich sah und ihr Schicksal ahnte, die Sprache wieder fand. „Hülfe, Toanonga, zu Hülfe – zu Hülfe Deinem Kinde!“

„Sie hören Dich nicht, Liebchen,“ lachte aber der junge kecke Seemann, seine süße Last nur schneller dem Ziele zuführend ; „Dein Ruf dringt zu spät an ihr Ohr.“

„Habt Acht, Capitain!“ rief aber in dem Augenblick der Harpunier, der mit dem Steuerriemen in der Hand hinten im Boot gestanden, um den Befehl zum Abstoßen zu geben, so rasch ihre Beute geborgen sei, und der jetzt zwei junge Bursche aus den nächsten Büschen herausbrechen und dem Mädchenräuber folgen sah; „habt Acht, sie sind hinter Euch!“ Silwitch hatte aber, an keine Verfolgung denkend, nur Auge und Ohr für sein erobertes Glück, und der junge, riesige /36/ Ire, die Gefahr von dem Haupt des Capitains abzuwenden, flog unbewaffnet wie er war, mit einem Satz so nahe er konnte, an Land, in die klare und hier seichte Fluth hinein; unbekümmert, ob sie hier einem ungleichen Kampf entgegengingen, warfen sich auch die beiden jungen Indianer auf den Capitain, um ihres Häuptlings Tochter aus seinem Griff zu retten. Der Ire aber zwischen den Capitain und seine Verfolger springend, ergriff den ersten beim Arm und schleuderte ihn wie ein Kind zur Seite, während er den zweiten, stärkeren, der einen Schlag nach ihm führen wollte, mit sicher gezieltem und geübtem Stoß so derb zwischen die Augen traf, daß er betäubt und regungslos zu Boden schlug.

„Nun fort!“ rief er jetzt und stieß, in das Wasser springend, das Boot, in das der Capitain seine Beute schon hineingehoben, ab von den Korallen, und sich nachschwingend, während zwei der Leute das Mädchen hielten, und die anderen den Capitain zu sich hereinzogen, setzte er rasch und dringend hinzu: „an Eure Riemen, meine Bursche, an Eure Riemen, für Euer Leben, denn beim Teufel, dort kommt die ganze Canoeflotte hinter der Landspitze vor – an Eure Plätze und vorwärts! der Capitain wird die Dirne schon festhalten, und Du, Patrick, kannst ihr indessen ein wenig die Füße zusammenbinden, daß sie nicht doch noch über Bord springt; erst aber ein Tuch über den Mund, daß sie das verdammte Schreien läßt. Und nun ein mit Euren Rudern, und brecht sie, wenn Ihr könnt!“

Das elastische Holz bog sich unter den kräftigen Zügen der ein jubelndes Hurrah ausstoßenden Matrosen, denn die kecke Entführung hatte ihre ganze Sympathie, und das scharfgebaute Boot schoß schäumend durch die Wellen, dem nicht so gar weit davon ankernden Schiff zu. Die Fahrzeuge der Eingeborenen dagegen, sieben vollbemannte und wunderlich geschmückte Kriegscanoes, die allerdings noch zu weit entfernt waren, um den Hülferuf zu hören, konnten doch schon auf dem Korallensand des Strandes die hin und her laufenden dunkeln Gestalten erkennen. Wenn sie deshalb auch vielleicht anfänglich die Absicht gehabt hatten, näher am Land zu bleiben, wo die ihnen hier günstige Strömung auch die stärkste /37/ war, so schien das fremde Boot diesen Plan geändert zu haben. Sie hielten nun vor allen Dingen gerade auf die ziemlich in ihrem Cours, aber ihnen gegenüber liegende Landspitze zu, wo sie die dunkle Gestalt eines Eingeborenen entdecken konnten, von welcher sie jedenfalls Auskunft über das etwas verdächtige Benehmen des Bootes zu erhalten hofften.

Die Gestalt am Ufer war aber niemand Anderer als Toanonga selber, und nach einigen rasch gewechselten Worten mit dem ersten, festlich geschmückten, aber mit wohl zwanzig Kriegern bemannten stattlichen Canoe, gab dieser den ihm folgenden Fahrzeugen durch schrill gerufene Laute irgend einen Befehl, und quer hinüber schneidend über die Bai, wo ihnen jetzt das die Segel setzende Schiff der Papalangis in Sicht kam, suchten sie augenscheinlich diesem die Bahn abzugewinnen.

„Anker klar, da vorn!“ rief die helle, fröhliche Stimme des Capitains über Deck, als er kaum die Wanten seines Fahrzeugs erfaßte und die Railing übersprungen hatte.

„Alles klar, Sir!“ lautete der bestimmte Ruf des Harpuniers zurück.

„Her zu mir denn, mein Herz!“ jubelte er, als er die Arme ausstreckte, das ihm heraufgereichte und sich wild sträubende Mädchen in Empfang zu nehmen; „her zu mir, mein Herz, und nun hab‘ ich und halt‘ ich Dich, und Tai manavachi muß rasche Canoes und tapfere Krieger haben, wenn er Dich wiederholen und aus meinen Armen reißen will.“

„Bind mich los, tangata foi!“ rief aber das schöne Mädchen, als ihr das Tuch abgenommen war, das bis dahin ihren Mund bedeckt, in wildem Zorn; bind mich los und gieb mich frei, falscher, verrätherischer Papalangi, der Du, wie der Dieb in der Nacht, Dich in meines Vaters Haus geschlichen. Hotua’s Fluch über Dich und Dein Schiff! Bind mich los!“

„Daß Du mir über Bord sprängst und den ganzen Spaß verdürbest,“ lachte der junge Mann. „Nein, Herz, Du bist jetzt vielleicht bös auf mich, aber das wird sich schon geben; ich bin nicht so schlimm, wie Du mich machst, und wir wer/38/den hoffentlich noch recht gute Freunde werden. Jetzt aber, mein wildes Täubchen, muß ich Dich auf kurze Zeit hinunter und aus dem Weg tragen,“ setzte er rasch hinzu, als ihn ein Blick überzeugt hatte, wie die Canoes einen näheren, ihnen wohl genau bekannten Kanal durch die Riffe annahmen, um den Lauf des Schiffes abzuschneiden, das die breite Ausfahrt halten mußte. Wenn er auch ihren Angriff nicht zu fürchten brauchte, denn selbst vor Anker hätte er sich die Canoes abhalten können, wollte er doch, so lange das anging, jedes Blutvergießen wie jede weitere Feindseligkeit vermeiden. So denn die geraubte Braut, die sich vergebens seinem Griff zu entwinden suchte, in die Arme fassend, trug er sie in die Kajüte hinunter, deren Thür er rasch hinter ihr abschloß.

Keine Zeit war es jetzt für ihn, die Zürnende zu besänftigen, das Schiff trieb dem schäumenden Korallendamme mehr und mehr entgegen, und näher und näher kamen die Canoes der Feinde.

Die Kommandos an Bord dem Steuernden zuzurufen, erforderte jetzt die ganze Aufmerksamkeit der Mannschaft, die an den Brassen, Jeder an seinem Posten, stand, um etwa gegebene Befehle zu anderer Stellung der Segel so rasch als möglich auszuführen, während der Capitain selber vorn von der Back aus, durch zwischen ihm und dem Steuernden aufgestellte Harpuniere, den Lauf des Fahrzeugs mit seiner Stimme lenkte. Die Lucy Walker war übrigens ein treffliches Seeboot und gehorchte dem Steuer rasch; so umschifften sie denn auch, mit der jetzt immer frischer einsetzenden Brise, die so scharf von Osten herüberkam, daß sie in eine Bö auszuarten drohte, die gefährlichen Klippen, die ihnen rechts und links schäumende Brandungswellen herüberrollten, und jetzt, von keiner Gefahr weiter bedroht, und gerade als die Sonne in dem noch klaren Westen verschwand und die von gegenüber aufsteigenden Wetterwolken mit ihrem rosigsten Lichte übergoß, breitete sich die freie, offene See vor ihnen aus.

„Freie Bahn!“ rief da der junge Capitain in lustigstem Uebermuth, seinen Hut gegen die noch immer unverdrossen heranschäumenden Canoes schwenkend, indeß der Bug seines /39/ eigenen Fahrzeugs, die Segel von der frisch und stark aufkommenden Brise gebläht, durch die krystallene Fluth schoß und die klaren Wellen zu beiden Borden spritzend abwarf. – „Freie Bahn! und nun auf Wiedersehen, vielleicht für nächstes Jahr. Armer Tai manavachi!“ setzte er dann lächelnd hinzu, als er noch einen Blick auf die Canoes warf, ehe er von der Back hinuntersprang, „wenn Du wirklich da drin bist, thust Du mir wahrhaftig leid, so, nur wenige Minuten, die Zeit versäumt zu haben. Hättest Du nicht so lange Siesta gehalten, vielleicht läge die Braut jetzt in Deinen Armen, statt in meiner Kajüte. Zu spät nun Deine Anstrengungen, mein Tapferer, zieh Deine Ruder ein, tollköpfiger Bursch, oder das Wetter da drüben schneidet Dir auch zum Land zurück die Straße ab!