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Was ist das für ein mysteriöses Tagebuch? Werbetexter Andy aus Düsseldorf hat in Australien einen Unfall erlitten und findet im Krankenhaus ein zerfleddertes Heft mit rätselhaften Eintragungen aus der Zukunft. Wer ist der Autor, der sich Ion nennt und von Überlebenskämpfen im menschenleeren Sydney und seiner Zuneigung zu einer Cyborg-Kriegerin berichtet? Und … was hat das mit ihm, Andy, zu tun? Denn irgendetwas ist seit seinem Unfall anders als vorher. Eine waghalsige Entdeckungsreise beginnt.
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2025
Über das Buch:
Was ist das für ein mysteriöses Tagebuch? Werbetexter Andy aus Düsseldorf hat in Australien einen Unfall erlitten und findet im Krankenhaus ein zerfleddertes Heft mit rätselhaften Eintragungen aus der Zukunft. Wer ist der Autor, der sich Ion nennt und von Überlebenskämpfen im menschenleeren Sydney und seiner Zuneigung zu einer Cyborg-Kriegerin berichtet? Und … was hat das mit ihm, Andy, zu tun? Denn irgendetwas ist seit seinem Unfall anders als vorher. Eine waghalsige Entdeckungsreise beginnt.
Über den Autor:
Jo Schuttwolf studierte Philosophie u. Pädagogik auf Lehramt. Später stieg er in die Werbebranche ein (tätig für GREY u. OGILVY in Düsseldorf, drehte Filme und textete u.a. für Dove und Warner Bros. Movie World. Einsätze als Werbesprecher und Lehraufträge in "Filmregie" und "Kreatives Schreiben" an verschiedenen Hochschulen folgten.
Weitere Veröffentlichungen:
Anleger511 (Early Bird Books)
U-Turn – Irgendwann kommt jeder an (Early Bird Books)
Operation Panda (Intronauten),
Wild Territory (J.H.K.)
Clint Eastwood - Mann mit Eigenschaften (Interview/Schüren)
Jo Schuttwolf lebt mit seiner Familie in der Nähe von Düsseldorf.
Impressum
Neuauflage: 3/2025
© Jo Schuttwolf Am Kleinen Rahm 107/40878 Ratingen
Lektorat, Covergestaltung: Alexandra Balzer
Bildrechte: Adobe Stock, Pixabay.com
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowieso Übersetzung, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Von
Jo Schuttwolf
Inhalt
Erwachen
Log 1
Log 2
Log 3
Es reicht!
Good Morning, Mr. Lohman!
Dr. Moro
Log 4
Log 5
Zeit, die Dinge zu regeln
St. Marys‘ Cathedral
Opera House
Ebony and Ivory
Mel
Change up
Das Mädchen mit dem roten Halstuch
Log 6
Log 7
Log 8
Log 9
Log 10
Log 11
Log 12
True Stories
Log 13
Log 14
Log 15
Die Heimat und die Ferne
Vielleicht
Ferrer’s Farm
Jax und ein sternenklarer Himmel
Das grüne Garagentor
Kwan
Log 16
Log 17
Heilige Scheiße
Einfach schräg
Die Idee
Endlich wieder normal
Morgen!
On the road again
Ein Paradies für Spieler
Wie Schnee und Feuer
Gleißend hell und tiefschwarz
Sergeant Henley
Bilal
Fallendes Wasser
Log 18
Erwachen
ine Hand legte sich sanft auf seine Stirn. Aber nur kurz. Starke Kopfschmerzen. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah gerade noch, wie eine Frau mit hochgesteckten Haaren den Raum verließ. Er lag in einem Bett. Es war ziemlich dunkel. Nur einige blinkende Digitalanzeigen und eine gedämpfte Notbeleuchtung über der Tür ließen die Umrisse der Umgebung erkennen. Wo war er? Wie lange hatte er geschlafen? Oder war er bewusstlos gewesen? Seine Gedanken hatten weder Ziel noch Ordnung. Erinnerungen gab es nicht. Es gab nur Fragen, die sich vor ihm auftürmten und mehr und mehr von Panik befeuert wurden. Was, wenn er hier ein Gefangener war? Denn er konnte sich kaum bewegen. In seiner rechten Armbeuge klebte ein Pflaster. Sie hatten ihm Drogen verabreicht! Ruhig gestellt! Er hatte geträumt. Von immer näher kommenden Baumkronen, von einer wüstenhaften Ebene, die aber unter Wasser stand. Er hatte Durst und versuchte mit aller Kraft, sich aufzurichten. Sofort wurde ihm schwindelig und er ließ sich wieder in das weiche Kissen fallen. Wo war er? Es wirkte wie ein Labor, nein eher wie ein Zimmer in einem Krankenhaus. Er musste unbedingt an das Glas kommen, das er auf der schmalen Ablage links neben sich entdeckt hatte. Am Rande seines Bettes in einer Halterung steckte ein handygroßes Gerät. Auf dem erleuchteten Display waren die verschiedenen Positionen für sein Bett schematisch abgebildet. Er tippte wahllos darauf herum. Mit einem leisen elektronischen Surren brachte er sich schließlich in eine sitzende Lage. Und mit einem Druck auf das Lampen-Symbol schaltete sich das kleine Licht über seinem Bett an.
Das Wasser in dem Glas neben ihm schmeckte wundervoll. Der Patient blickte sich im Zimmer um. Da war noch ein lautes, rhythmisches Geräusch. Er war nicht allein. Ungefähr drei Meter entfernt lag jemand in einem ähnlichen Bett. Jedoch mit sehr vielen Apparaten am Kopfende. Dieser Jemand war an einigen Stellen seines Körpers durch Kabel und Schläuche mit irgendwelchen blinkenden Monitoren verbunden. Und jetzt erst wurde ihm die Herkunft dieses merkwürdigen Geräuschs klar, das er die ganze Zeit unterschwellig gehört hatte: Der Typ gab beim Atmen ein tiefes, rasselndes Schnarchen von sich. Was verdammt mache ich hier? Was ist überhaupt passiert? Seine Gedanken gingen hin und her. Er musste es herausfinden und fasste den Entschluss aufzustehen.
Einigermaßen sicher auf der Bettkante zu sitzen war schon eine Leistung. Sein Kopf fühlte sich an wie ein Behälter, in dem eine Flüssigkeit wild hin und her schaukelte. Das Zimmer schien sich um ihn herum zu drehen. Nach ein paar Minuten war es soweit. Er wagte die ersten Schritte, was nicht so einfach war, zumal ihn der schmerzende Verband um seinen linken Oberarm aus dem Gleichgewicht brachte. Er schaffte es bis zu einem Stuhl und setzte sich. Von hier aus konnte er in den großen Spiegel auf der gegenüberliegenden Seite sehen. Au Mann, wie erbärmlich, er hatte ein hellgrünes langes Nachthemd an und einen Verband um den Kopf. Warum kann ich mich an nichts erinnern?Warum dieser pelzige Geschmack im Mund? Und warum ist es so scheiß kalt hier? Panik stieg in ihm hoch. Dann beschloss er, die Gedanken beiseite zu schieben und zu handeln. Links in diesem Schrank müssten doch irgendwelche persönlichen Sachen deponiert sein, die Auskunft geben könnten. Mit wackeligen Schritten erreichte er den Schrank. Als er die Tür öffnete, war da nichts. Keine Kleidung mit einem Personalausweis oder sonst etwas, das Aufschluss über seine Lage geben könnte. Er wollte die Tür gerade zumachen, da fiel ihm etwas auf dem Schrankboden auf, ein zerfleddertes Heft oder Notizbuch. Ok, wenigstens was zu lesen, dann weiß ich vielleicht schon einmal, wer mein röchelnder Nachbar ist. Mit diesen Gedanken machte er sich auf den Weg zurück in sein Bett, nicht ohne sich im Halbdunklen den Patienten neben ihm etwas genauer anzuschauen. Ja, es war ein ziemlich großer Mann, ein bärtiger Riese mit langen zotteligen Haaren.
Wieder im Bett zu liegen war das einzig Richtige. Der Zimmerausflug hatte ihn seine gesamte Kraft gekostet. Nach ein paar Schlucken Wasser und fünf Minuten an die Decke starren hatte sein Körper sich leicht regeneriert, so dass er das alte Heft zur Hand nahm und zu lesen begann.
Log 1
s ist Vollmond und hell genug zum Schreiben. Meine Augen haben sich daran gewöhnt, sind sogar noch besser geworden. Liegt wohl daran, dass ich viel in Höhlen mit wenig Licht schreibe. Das trainiert die Augen. Eine gute Nacht, um mit dem Schreiben anzufangen, oder besser wiederanzufangen. Meine alten Diaries haben diese verdammten Cyborgs geklaut oder sie sind einfach verbrannt bei dem Angriff neulich. Habe überlegt, ob ich überhaupt noch einmal anfangen soll. Aber ohne Schreiben fehlt was. Wie ein Eimer, wo man schwere Gedanken einfach reinkippen kann. Und für später, für die Nachwelt oder so. Ich möchte meine Erinnerungen nicht wieder verlieren. Dieser Vorfall damals hat fast alles gelöscht bei mir. Das Gift dieser Schlange hat mich völlig lahm gelegt, ich war wie tot und meine Erinnerungen waren weg. Inala und Djalu mussten mir fast alles neu beibringen, mir sogar sagen, wie ich heiße. Hatte ich glatt vergessen. Fuck. Egal. Da hatte ich mit den Diaries angefangen. Vor ein, zwei Jahren. Ich weiß nicht mehr so genau. Ich werde versuchen, einige Sache nachzutragen. Hier und jetzt. Mit dem neuen Logbuch.
Heute ist also „Log 1“ und ich halte Wache, weil ich Eulenaugen habe, wie Inala und Djalu sagen. Im Nebenraum, gut abgeschirmt und unsichtbar von außen, kokelt ein kleines Lagerfeuer mit Regenwürmern in der Pfanne. Looks funny. Manchmal krümmen sie sich, als ob sie noch leben. Ich checke die Umgebung, scanne alles auf Borgs. Ihre Laserguns blinken im Minutentakt. Das würde ich sofort sehen. Unter mir die toten Straßen dieser riesigen Stadt im Mondlicht. Nirgendwo sonst Beleuchtung. Ich bin im achten oder neunten Stock der ehemaligen ANZ Bank. Hier ist außer mir kein Mensch, glaube ich. Ich habe freie Sicht nach unten. Die Wand vor mir gibt es nicht mehr. Wurde mehr oder weniger komplett herausgerissen oder gesprengt. Ein angenehm kühler Wind weht in dieser Höhe. Die Umrisse der Wolkenkratzer vor mir sehen aus wie ramponierte, verwilderte Riesen, denen man die Würde genommen hat. Und irgendwo da unten erkunden meine beiden Freunde die Umgebung. Noch ungefähr acht Nächte, dann ist das große Corroboree. Die Sonne geht bald auf. Gleich werden Inala und Djalu den Ruf des Kookaburra imitieren. Und dann ist es endlich Zeit zum Schlafen gehen. Heute wahrscheinlich in irgendeiner Tiefgarage.
Log 2
uck, ich kann nicht schlafen. Hier ist irgendwie zu viel Licht. Die Sonnenstrahlen verirren sich bis ins dritte Untergeschoss. Das ganze Gebäude hat riesige Risse und sieht aus wie ein … ja genau, Käse! Mit diesen Löchern. Yummie! So eine dicke Scheibe. Das wär´s jetzt. Mit Grashopper-Beilage oder Würmern. Geröstet und als Granulat verrieben und einfach drüber gestreut. Perfekt. Aber es gibt kein Käse. Schon lange nicht mehr. Ich sollte aufhören mit diesen Gedanken, das macht unglücklich. Inala und Djalu schlafen auf der Ladefläche eines Pick-ups, schön hoch wegen der Ratten, und ich sitze noch auf dem Boden neben dem Feuer, das immer kleiner wird. Heute ist keine Überschwemmung zu erwarten. Unsere Tiefgarage ist safe. Als ich gestern in dem Hochhaus die Treppe runterging, hatte ich wieder das Gefühl, dass ich beobachtet werde. Keine Ahnung, da war kein Geräusch, glaube ich, aber so ein Gefühl. Das habe ich schon die ganzen letzten Tage. Ich weiß nicht, ob ich es den beiden erzählen soll. Dann halten sie mich für ängstlich oder paranoid. Erstmal abwarten. Ich werde einfach wachsam sein.
Vor zwei Nächten bei dem Angriff hatten wir keine Chance, sie frühzeitig zu bemerken. Plötzlich waren diese Drohnen über uns. Sie hatten uns in der Höhle ausfindig gemacht. Mit diesen Wärmebildkameras an ihren Red Dots spüren sie alles auf. Und dann kamen die Cyborgs, vielleicht auch normale Soldaten, keine Ahnung. Man kann Borgs und richtige Menschen kaum unterscheiden. Nur wenn man sie aufmacht. Ihr Blut ist dünner, wie Wasser mit ein bisschen roter Farbe. Jedenfalls kamen sie immer näher. Ein paar von ihnen blieben mit ihren Red Dots in sicherer Entfernung stehen und die anderen hielten einen Flammenwerfer genau in die Höhle. Wir hatten natürlich einen zweiten Ausgang, und so konnten wir fliehen. Inala, Djalu und ich. Unsere Behausungen und praktisch alle Sachen, einschließlich des Proviants, wurden abgefackelt. Das war nicht so schlimm, aber meine Tagebücher waren futsch! Draußen konnten wir uns ganz gut hinter ein paar Felsbrocken verstecken. Die Borgs dachten, wir wären in diesem Feuerinferno verbrannt und schoben nach einiger Zeit ab. Wir sind dann weitergegangen, Richtung Stadt. Nachmittags bei fünfzig Grad in der Sonne. Fucking Hell. Aber es wurde bald Abend, etwas kühler, und die ersten Häuser waren in Sicht.
Etwas bei diesem Angriff war komisch. Als wir uns versteckt hatten, schaute einer der Borgs öfter genau in die Richtung, wo wir waren. Er schien nervös zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass er irgendwie ahnte, wo wir hockten, aber er ging dann fort mit den anderen. Keine Ahnung warum. Seitdem sind wir unterwegs. Nach Katoomba zum Corroboree. Und jetzt sind wir hier, in dieser Tiefgarage. Ich werde mir auch einen passenden Wagen zum Schlafen suchen und mich rein- oder drauflegen. Stehen ja genug verwaiste, staubige Schrottkarren herum, die schon sehr lange kein Benzin oder Strom in sich gespürt haben.
Log 3
in wach geworden. Wieder dieser komische Traum, den ich schon ein paar Mal hatte: eine riesige, donnernde Wasserwand. Ich habe Angst. Und dann war da noch ein buntes Licht. Plötzlich ein Geräusch. Aber das war echt! Kein Traum. Inala und Djalu schlafen fest. Eigentlich hören sie alles. Genau wie ich. Meine trainierten Augen und Ohren scannen das Halbdunkel um mich herum. Hier ist nichts zu hören und auch nicht die kleinste Bewegung zu sehen. Ok, dann bin ich eben wach. Ich habe Hunger. Esse jetzt den Rest der knackigen Regenwürmer und kippe ein paar Schlucke Wasser aus dem Mobil-Destillator hinterher. Eigentlich könnte ich doch mein Lieblingsrezept hier verewigen, falls mal wieder meine Erinnerungen gelöscht werden. Ich nenne es:
Feigenmus mit Crispy Boost – ein wahres Power-Meal
Also zuerst gibt man die Feigen (schwer zu finden sind, wenn man sie nicht anbaut wie die Darug) in einen Topf mit (wenig) Wasser und kocht sie ab. Aber nur so lange, bis die Flüssigkeit fast verkocht ist. Danach lässt man alles ein paar Stunden ziehen. In einer Reibschale werden die matschigen Feigen nun mit einem runden Stein zu einem Mus verrieben.
Und jetzt das Beste: der Crispy Boost. Dazu dreht man die Köpfe der Grasshopper um etwa fünfundvierzig Grad nach hinten, um so gleichzeitig ihre Eingeweide herauszuziehen. Beine, Flügel und Antennen sollte man ebenso entfernen. Danach brät man die Viecher in der Pfanne, bis sie braun und knusprig sind. Zu einem Granulat fein zerrieben und in das Mus gemischt gibt einem diese äußerst schmackhafte Mahlzeit enorme Kraft und ein gutes Feeling. Simply great!
Es reicht!
s reicht! Dieser Typ ist pervers! Verwirrt schaute der Patient auf seinen immer noch schnarchenden Bettnachbarn und schmiss dieses als Tagebuch getarnte Insektenkochbuch oder was das sein sollte zur Seite. Ihm war übel. Eigentlich hatte er sich irgendeine angenehme Ablenkung gewünscht. Aber nicht sowas. Hastig griff er nach dem Glas Wasser, kippte den Rest in sich hinein und machte die Augen zu. Was zum Teufel ist los mit mir? Wie komme ich hier weg? Mit diesen Gedanken schlief er vollkommen ermattet ein und träumte von zwei Meter großen Heuschrecken, verfallenen Hochhäusern und einem riesigen Urwald tief unter ihm.
Good morning, Mr. Lohman
ood morning, Mr. Loma!“ begrüßte ihn eine asiatisch aussehende Dame in gebrochenem Englisch. Sonnenstrahlen fielen in das Zimmer. „Are you hungry?“, fragte die junge Frau im olivgrünen Kittel, sie war sicherlich nicht älter als 25 Jahre. Jetzt setzten sich langsam seine Gedankenfetzen zu einem Kontinuum von Erinnerungen zusammen. Er war im Moment in Australien, in Sydney. Da war bald dieses Meeting an der Gold Coast. Er hatte einen Unfall, ein Absturz mit einem kleinen Sportflieger. Er war wohl noch im Krankenhaus. Er war Andreas Lohman, alle bei Ober&Friends nannten ihn Andy.
„Yes! With ham and eggs!“, antworte Andy, worauf die freundliche Pflegerin das Zimmer verließ. Er fühlte sich zwar immer noch kraftlos, aber seine langsam wieder einsetzende Erinnerung gab ihm Zuversicht und damit etwas Stärke. Das Zimmer, in dem er lag, war hell, freundlich und… angenehm still. Das war vorher nicht so!Kein Schnarch-Geräusch mehr! Er blickte rechts und links durchs Zimmer. Dieser Riese war nicht mehr da. Dieser komische Bärtige neben ihm. Eine Einbildung? Eine Folge der Medikamente, die seine Wahrnehmung benebelt hatten? Egal! Andy richtete sich in seinem Bett langsam etwas auf. Das war gar nicht so einfach mit der dicken Bandage um seinen linken Arm. Er schmerzte. Und in seinem Kopf fühlte sich so an, als ob dieser mit schweren Steinen gefüllt sei. Andy war mehr als schwach und hatte einen Mordshunger.
Nach ungefähr zehn Minuten brachte die freundliche asiatische Krankenpflegerin das Frühstück: Ham and Eggs, Brot, Marmelade und ein großes Glas Orangensaft. Sie stellte das Kopfende seines Bett in eine aufrechte Position und verließ ihn mit der Information, dass gleich Dr. Moro zu ihm kommen würde. Andy war nie ein Frühstückstyp gewesen. Eine Tasse schwarzer Kaffee reichte ihm, bevor er morgens immer in die Agentur ging. Erst mittags konnte er etwas essen. Aber heute war das anders. Zum ersten Mal spürte er einen Hunger, den vielleicht nur Menschen in einer Hungersnot kannten, so zumindest fühlte es sich an.
Nachdem er auch letzten Krümel verspeist hatte, ging es schon besser, obwohl das Frühstück schwer in seinem Magen lag. Sein Kopf war dagegen etwas leichter geworden und die Muskeln seines Körpers fühlten sich ansatzweise wieder wie Muskeln an. Als die nette Asiatin hereinkam, um das leere Tablett mitzunehmen, zwinkerte er ihr zu. Dabei merkte er, dass er halbwegs im Leben angekommen war. Andy schaute nach links aus dem Fenster in einen strahlend blauen Himmel. Wenn er sich recht erinnerte, war er seit ungefähr einer Woche in Sydney. Und dann dieser Absturz. Die Maschine hatte gebrannt. Schon in der Luft. Andy fing an leicht zu zittern. Sein Blick fiel auf die Ablage, auf der eben noch das Frühstückstablett gelegen hatte. Da lag es immer noch: dieses Heft, das Tagebuch mit den Kochrezepten von diesem Riesen. Also war dieser bärtige Bettnachbar doch keine Einbildung gewesen.
Dr. Moro
r. Moro schien unter Zeitdruck zu stehen. Als er in Andys Zimmer kam, stellte er sich neben das Krankenbett und fing ohne Begrüßung an zu reden. Sein Englisch war sehr flüssig, hatte aber irgendeinen Akzent, den Andy nicht zuordnen konnte. Der Arzt leuchtete ihm grell mit einer kleinen Stablampe direkt in die Augen. Die vage Erinnerung kam hoch, dass dies schon mehrmals gemacht wurde. Dr. Moro sah seinen Patienten ungläubig an.
„Mr. Lohman, Sie haben sehr viel Glück gehabt.“
„Ja? Wieso?“
„Sie haben überlebt, mit einem Rettungsfallschirm.“
„Was ist mit dem Piloten?“
„Dem geht´s auch soweit gut. Man hat ihn aber mit seinem Schirm an einer ganz anderen Stelle gefunden.“
„Wie lange liege ich schon hier?“
„Seit gestern morgen. Sie haben ein paar ordentliche Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Sie waren teilweise bewusstlos.“
„Wie hat man mich gefunden?“
„Der Pilot hatte noch einen Notruf absenden können. Das war auch Ihr Glück. Das Gebiet dort ist schwer zugänglich.“
Dr. Moro zückte einen kleinen Schreibblock aus der Tasche seines weißen Kittels und fing an, etwas darauf zu kritzeln.
„Muss ich etwa noch länger hier bleiben?“, fragte Andy ungeduldig.