Jack Slade 1005 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1005 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Er heißt Luis Carrancho, doch seinen Vornamen kennt keiner. Man nennt ihn nur Carrancho, den Peitscher, oder auch Satan Carrancho. Das wird ausgesprochen wie ein Fluch. Im Llano und an dessen Rändern ist er mehr gefürchtet als der Teufel. Er ist grausam und unberechenbar, eine Geißel von Texas ...


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Inhalt

Cover

Der Peitscher ist zurück

Vorschau

Impressum

Der Peitscher ist zurück

Er heißt Luis Carrancho, doch seinen Vornamen kennt keiner. Man nennt ihn nur Carrancho, den Peitscher, oder auch Satan Carrancho. Das wird ausgesprochen wie ein Fluch. Im Llano Estacado und an dessen Rändern ist er mehr gefürchtet als der Teufel. Er ist grausam und unberechenbar, ein Sadist.

Eine Zeit lang war er von der Bildfläche verschwunden, doch als ein Siedlertreck auf dem Weg nach Kalifornien die dürre Hochebene durchquert, steht den Menschen ein grausames Wiedersehen bevor ...

Drei Wagen von den sieben des durch den Llano ziehenden Trecks brannten. Erschossene Zugtiere lagen am Boden, Leichen von Menschen. Der Rest verteidigte sich, ein paar Männer, die meisten davon schon verwundet.

Frauen und Kinder scharten sich ängstlich zusammen. Der Überfall war urplötzlich erfolgt, aus heiterem Himmel, am helllichten Tag. Eben noch hatte der Trail vor den Planwagen gelegen, ohne dass eine Menschenseele zu sehen war.

Nur ein paar Geier kreisten am Himmel, und ein Rudel Springböcke graste abseits des Weges. Dann erschienen vor und hinter dem Treck, an seinen Seiten, wie hingezaubert Reiter und Pferde sowie Männer zu Fuß.

Sie fingen sofort an zu schießen. Die Überraschung war perfekt, die Gegenwehr aussichtslos. Nur zwei der Angreifer fielen. Ob weitere verwundet waren, ließ sich so rasch nicht feststellen.

Jetzt zielten die Banditen, alle unmaskiert, auf die Gruppe bei dem Wagen, die sich noch nicht ergeben hatten. Die anderen lagen tot oder schwer verwundet und kampfunfähig oder hatten kapituliert.

Die Angreifer steckten hinter Wagen oder am Boden, in der Deckung großer Grasbüschel oder Bodensenken.

»Feuer einstellen!«, rief jetzt eine raue Stimme.

Ein paar Schüsse plackerten noch. Dann waren nur noch das Prasseln der Flammen und das Schluchzen von Frauen und Kindern zu hören. Fünf Siedler steckten noch in einem Wagen oder lagen darunter. Vor diesem Planwagen lag ein Toter mit zerschossenem Kopf.

Kurze Zeit herrschte Stille.

Dann trabte ein Reiter vor. Rauchfahnen verhüllten ihn. So bot er ein unsicheres Ziel. Er trug einen hellen Staubmantel und saß auf einem falben Pferd. Er hielt eine Winchester in der rechten Hand, den Kolben auf den Oberschenkel gestützt, der Lauf zum Himmel zeigend, von dem grell und gnadenlos die Sonne schien.

Ein breitkrempiger Hut beschattete das Gesicht des Reiters. Man konnte jedoch erkennen, dass es brutal wirkte und einen dichten schwarzen Schnauzbart aufwies. Die Backenknochen waren hoch. Eine gezackte Narbe zog sich über die linke Gesichtshälfte schräg nach oben. Sie gab ihm ein charakteristisches, wüstes Aussehen.

»Ergebt euch!«, rief er. »Oder ihr werdet alle sterben. Gut sind die dran, die im Kampf fallen. Den anderen werden meine Llano-Lobos einen grässlichen Tod bescheren.« Rau lachte er. »Besonders den Frauen. Die jagen wir nackt ins Kaktusfeld, nachdem wir sie uns vorgenommen haben – oder ziehen ihnen bei lebendigem Leib die Haut ab.«

»Bist du ein Mensch oder eine Bestie?«, fragte der im Planwagen kauernde Treckführer.

»Eher das Letztere. Werft eure Waffen weg, die ihr noch lebt. Ich bin Carrancho. Ich und meine Llano-Wölfe sind wieder da.«

Jim Curtis, der Treckführer, war ein Mann mittleren Alters, groß und breitschultrig, ein geborener Anführer. Im Bürgerkrieg, der noch nicht lange vorbei war, hatte er bei der Texas-Brigade gedient und es bis zum Captain gebracht.

Jetzt war seine Ranch versteigert, den Steuerschulden und der Gier der Yankees zum Opfer gefallen. In Kalifornien wollte er einen neuen Anfang machen und hatte Gleichgesinnte um sich geschart.

Dreiundvierzig Personen, Männer, Frauen und Kinder. Fünfzehn von ihnen waren tot, andere verwundet. Ihr Widerstandsgeist war gebrochen.

»Carrancho ist tot!«, rief Curtis. »Seit Jahren verschollen.«

»Sehe ich so aus, als ob ich tot wäre? Ergebt euch, dann lassen wir euch am Leben.«

»Gibst du uns darauf dein Wort?«

»Das hast du. Wir nehmen uns alles, was wir haben wollen. Dann könnt ihr gehen.«

»Ich weiß nicht, ob ich dir trauen kann.«

»Willst du mich einen Lügner nennen, du Hund? Ergib dich, ehe ich es mir anders überlege!«

»Schieß ihn ab, Captain!«, verlangte der Mann rechts neben Curtis. Sie hatten die Plane aufgeschlitzt und zielten durch den Riss. »Bei seinen früheren Überfällen ist keiner mehr von den Trecks aufgetaucht, die Carrancho der Peitscher überfiel.«

»Ich weiß nicht«, zögerte Curtis. »Wenn wir nicht aufgeben, ist es der sichere Tod. Und was für ein Tod. So haben wir eine Chance.«

»Die einer Schneeflocke in der Hölle. Nein, Captain, schieß ihn ab! Dann geht er mit uns zum Teufel.«

»Warum schießt du denn nicht, Bart Helmer?«

»Du bist der Anführer – und der bessere Schütze.«

»Wenn einer von euch wagen sollte, auf mich zu schießen, bringe ich ihn um!«, rief Carrancho. »Dann bringen wir alle um. Wie ich gesagt habe. Ihr könnt mich nicht töten. Ich bin kugelfest. Auf mich ist schon oft geschossen worden. Der Satan beschützt mich.«

»Probiere aus, ob er kugelfest ist, Captain«, flüsterte Helmer.

»Nein«, antwortete Curtis. »Dreißig von uns«, schätzte er, »leben noch. Ich will ihr Leben nicht wegwerfen.«

Er stand auf, drückte sich an der Ladung des Wagens vorbei und warf das Gewehr weg.

»Da hast du meine Rifle, Carrancho. Halte dein Wort.«

»Das tue ich immer.«

Bart Helmer und ein dritter Mann in dem Wagen warfen ihre Schießeisen hinaus. Hinter Curtis stiegen sie aus dem Planwagen. Die Hände hielten sie erhoben, außer wenn sie sich beim Aussteigen abstützen mussten.

Auch die anderen, die bewaffnet unter dem Wagen gelegen hatten, und einer, der unterm nächsten, lag gaben auf. Es war keine Gelegenheit gewesen, eine Wagenburg zu bilden. Zu plötzlich war der Überfall erfolgt.

Curtis rätselte jetzt noch, wie das hatte geschehen können. Mehr als zwei Dutzend Banditen, zu Fuß und zu Pferd, wie aus dem Boden des Llanos gezaubert.

Die Gefangenen wurden zusammengetrieben, Männer und Frauen getrennt. Die sechs Kinder blieben bei den Frauen. Angstvoll schauten sie alle die Banditen an. Wilde und wüste Gestalten waren das, bis an die Zähne bewaffnet.

Weiße, Halbblute, drei reinblütige Indianer und zwei Schwarze. Die Brutalität und der Mangel an Gnade und Skrupel standen ihnen ins Gesicht geschrieben.

Nur einer sah harmlos aus – blondlockig, mit einem Gesicht wie ein Engel. Er trug zwei Revolver im Kreuzgurt, mit den Griffen nach vorn, und außerdem noch ein großes Messer. Zudem hatte er eine Messerweste an. Zwanzig Wurfmesser steckten in zwei Reihen von oben nach unten in den Scheiden dieser Weste.

Dieser mittelgroße geschmeidige Mann war, abgesehen von der Messerweste, wie ein Mexikaner aus den besseren Kreisen gekleidet. Er lächelte und hatte makellose Zähne und blaue Augen.

»Das ist Angel, mein Adoptivsohn«, sagte Carrancho. Er und drei andere blieben im Sattel. Der Rest war abgesessen oder gleich zu Fuß gewesen. »Vor dem nehmt euch in Acht. Sonst schneidet er euch die Ohren ab. Okay, wer ist euer Anführer?«

»Ich«, sagte Curtis. »Ihr könnt alles haben, was ihr euch nehmen wollt. Wir löschen sogar die brennenden Wagen für euch. Viel von dem Inhalt ist angesengt oder verbrannt. Doch manches lässt sich noch gebrauchen.«

»Ihr braucht nicht zu löschen«, erwiderte Carrancho. »Das meiste von eurem Plunder interessiert uns sowieso nicht. Ihr wollt nach Kalifornien, nehme ich an. Da werdet ihr einiges Geld und Wertsachen dabeihaben. Die Frauen auch Schmuck, und wenn es nur ein Ehering ist.«

»Nehmt euch alles«, resignierte Curtis. »Die Ackergeräte und das Saatgut werdet ihr uns lassen. Die Zugpferde und Mulis habt ihr fast alle erschossen. Es wird schwer für uns sein, aus dem Llano herauszukommen. Schätze, nur ein Teil von uns kann weiter. Die anderen werden hier warten müssen, bis wir aus New Mexico Mulis und Pferde geholt haben. Das verzögert die Reise nach Kalifornien enorm.«

»Wenn es weiter nichts ist!«, sagte Carrancho und lachte höhnisch.

Seine Llano-Lobos fielen in das Gelächter ein. Den Siedlern lief es eiskalt über den Rücken, als sie das Gelächter hörten. Es klang schlimmer als eine Drohung.

»Das ist doch mal ein Plan«, sagte Carrancho. Er nahm die zusammengerollte Bullenpeitsche von der Seite des falben Pferds, eines Grauschimmels mit einigen etwas dunkleren Flecken. »Den lobe ich mir. Ein Teil von euch will nach New Mexico und Hilfe holen. Bei gütigen Christenmenschen, die euch bestimmt gern unter die Arme greifen werden. Das ist doch mal was, nicht wahr, Compañeros?«

Seine Banditen lachten und grinsten.

Carrancho ließ die Peitsche knallen. Der lange aus Rohhaut geflochtene Riemen zischte durch die Luft und beschrieb Figuren und Kapriolen. Am Ende des Riemens befand sich ein Metallknaller. Der Riemen war sechs Meter lang, mit einem neunzig Zentimeter langen Hirschlederende und einem kurzen, mit Blei gefüllten Griff.

In der Hand eines Experten, der damit umgehen konnte, war die Bullenpeitsche ein Arbeitswerkzeug und eine mörderische Waffe. Beim Herdentreiben verwendbar. Und um einen Gegner damit in Stücke zu schlagen.

Ein leichter Schnipser genügte schon, um ein handtellergroßes Stück Haut aus einem Rinderrücken zu reißen. Oder um eine Klapperschlange zu enthaupten oder in zwei Teile zu schlagen.

Es gab Peitschenkünstler, genauso wie es solche mit dem Lasso gab. Mit traumhaften, schon artistischen Fähigkeiten, die weit über das normale Maß hinausgingen.

Und es gab Peitschenduelle im Südwesten und in Mexiko. Redliche Cowboys verabscheuten diese allerdings, weil beide Kämpfer, der Sieger wie der Verlierer, hinterher meist wie Hackfleisch zugerichtet waren.

Carrancho war ein Peitschenexperte. Er rühmte sich dessen und trug den Beinamen ›Der Peitscher‹ mit Stolz.

Er ließ die Bullenpeitsche tanzen und knallen und beschrieb in der Luft Schlangenlinien und Kreise, die ineinander übergingen. Sogar eine Spirale brachte er zustande.

»Glaubt ihr jetzt, dass ich der Peitscher bin?«

Die Siedler hatten entsetzliche Angst. Selbst gestandene Männer schlotterten. Nur Jim Curtis, der Treckführer, zeigte keine Furcht. Die drei Wagen brannten weiter. Rauchfahnen stiegen über dem weiten, ebenen Land in den Himmel. Es stank nach Brand und nach Tod.

»Wir sind plötzlich aufgetaucht!«, rief Carrancho. »Aus dem Boden gewachsen. Wisst ihr, wie wir das gemacht haben? Ich bin mit dem Teufel im Bund. Sechs Jahre lang bin ich in der Hölle gewesen. Jetzt bin wieder da und schlimmer denn je. Mein Compadre, der Satan, hilft mir. Dafür werde ich ihm vor meinem Tod, das gelobte ich, meine rechte Hand opfern.«

Curtis hielt ihn für wahnsinnig. Doch auf die gefährlichste Art. Carrancho war von sich und seinem Wahn überzeugt. Und er besaß ein Charisma, das andere in seinen Bann zog.

»Raubt ihr uns jetzt aus und reitet fort?«, fragte der Treckführer. »Oder willst du noch lange reden?«

Blitzschnell, rasch wie eine zustoßende Klapperschlange, zuckte die Peitschenschnur auf ihn zu. Der Hieb traf Curtis mitten ins Gesicht, spaltete es mit einer tiefen, blutigen Strieme und zerschlug ihm den Nasenrücken.

Der Treckführer schrie auf und schlug die Hände vor das Gesicht. Das Blut strömte. Frauen und Kinder des Trecks schrien auf und entsetzten sich. Alle waren geschockt.

Carrancho ließ wieder den Peitschenriemen tanzen. Blutstropfen spritzten umher.

»Ich halte immer mein Wort!«, rief der Peitscher. »Doch nicht bei Ungeziefer wie euch. Das ist rechtlos.«

Er deutete mit dem Peitschenstiel auf eine hübsche, blonde junge Frau.

»Du da, komm her!« Als sie nicht gleich gehorchte, knallte er mit der Peitsche, während Curtis blutend am Boden kniete und zu keiner Aktion fähig war. »Sofort!«

Die Blonde gehorchte. Sie trug ein langes hellblaues Kleid und eine weiße Schürze. Sie war im Wagen mit Kochen beschäftigt gewesen, als der Überfall erfolgte.

»Wie heißt du?«

»Donna Miller. Das da ist mein Mann.«

Sie deutete auf einen jungen Mann in Leinenhosen. Er war braunhaarig, ein Siedler, und er sah gut aus.

»Dein Mann, ah. Verheiratet bist du.« Carrancho saß ab. »Dich nehme ich mir vor. Du gefällst mir. Danach sind meine Männer daran – bei allen Frauen des Trecks. Ihr könnt euch auf was gefasst machen.«

Höhnisch fügte er hinzu: »Es sollte dir eine Ehre sein, von Carrancho dem Peitscher gevögelt zu werden.«

Donna wich entsetzt vor ihm zurück.

»Das darfst du nicht! Ich warne dich. Mein Bruder ist bei den Texas Rangers. Du bekommst es mit den Rangers zu tun.«

»Mit denen habe ich sowieso Ärger. Aber dein Bruder ... wie heißt er? Wie ist dein Mädchenname?«

»Webster. Mein Bruder ist Jake Webster. Er wird euch finden und vernichten. Wage es nicht, mir ein Haar zu krümmen.«

Carrancho ging zu ihr und spielte mit ihren langen Haaren. Sie roch seinen Atem und seinen Schweiß. Ganz nahe stand er bei ihr. Deutlich sah sie seine gezackte Narbe.

»Jake Webster. Doch nicht etwa Deadly Gun Webster, um den sich Legenden ranken?«

Die Blonde nickte.

»Da bekomme ich Angst«, sagte Carrancho mit gespieltem Entsetzen. »Selbstverständlich verschone ich dich dann. Ich werde weit weg fliehen, damit Deadly Gun Webster mich nicht zu fassen kriegt. Auch meine Compadres fliehen und verlassen Texas.«

Er schaute zu seinen Banditen. Sie lachten und nickten.

Carrancho fasste Donna an die Brust. Er betatschte sie ungeniert. Als sie sich sträubte, schlug er ihr hart ins Gesicht. Ihr Mann stürzte vor. Doch ein Bandit stellte ihm das Bein, dass er hinfiel. Als er hochschaute, blickte er in die Mündung einer Winchester.

Er blieb liegen.

Carrancho packte die blonde Donna und begann, ihr die Kleider vom Leib zu reißen. Sie versuchte vergeblich, an seinen Revolver zu kommen. Derb brach er ihren Widerstand.

»Du wirst mich doch nicht ... vor den Augen meines Mannes ... und des ganzen Trecks vergewaltigen?«, fragte sie, als er ihre Brüste entblößt hatte. »Es sind Kinder dabei!«

Sie bedeckte ihren üppigen Busen. Ihr Haar war zerzaust. Angst flackerte in ihren Blick. Gegen Carranchos brutale Kraft hatte sie keine Chance.

»Nicht vor den Augen deines Mannes«, sagte Carrancho, zog seinen linken Revolver und schoss dem Ehemann in den Kopf. Lässig blies er den Rauch von der Mündung. »Willst du noch jemanden nennen, der nicht zusehen soll? Vielleicht die Kinder? Soll ich die Hosenscheißer erschießen?«

»Nein ... nein!«

Die Kinder wimmerten und weinten, nicht nur die ganz kleinen. Jim Curtis sprang auf. Er sah schrecklich aus mit seinem entstellten, blutüberströmten Gesicht. Doch sein Kampfgeist war nicht gebrochen.

Er versetzte einem der Banditen einen Tritt in den Leib und wollte Angel, dem blonden, engelhaft schönen Adoptivsohn des Peitschers, den Revolver entreißen. Angel wich ihm aus und zielte auf ihn.

»Rühr dich nicht, du Hund! Ich sollte dich erschießen. Doch ich will Carrancho nicht den Spaß mit dir verderben.«

Ehe Curtis noch etwas unternehmen konnte, knüppelten ihn zwei Llano-Lobos mit Gewehrkolben nieder. Carrancho stürzte sich jetzt auf die blonde Donna. Brutal riss er ihr die Kleider vom Leib, warf sie dann zu Boden.

Geschockt und entsetzt über den Tod ihres Mannes, der beiläufig ausgelöscht worden war, so wie man eine lästige Fliege erschlug, wehrte sich Donna zunächst nicht. Als sie es dann doch tat – Carrancho hatte die Hose heruntergelassen –, versetzte er ihr einen Fausthieb, packte sie an der Gurgel und würgte sie.

»Willst du wohl die Beine breit machen, du Luder?«

Brutal drang er mit seinem Lustkolben in die Benommene ein. Sie war trocken, und es schmerzte. Der Peitscher beachtete ihre Schreie nicht – er würgte sie nicht mehr. Im Gegenteil, sie spornten ihn noch an, genau wie die schmutzigen und obszönen Anfeuerungen seiner Lobos.

»Gib's ihr! Zeig, was du draufhast, Carrancho!«

Carrancho bewegte sich heftig. Donna wehrte sich nicht mehr. Sie ließ über sich ergehen, was sie nicht verhindern konnte. Der Banditenboss tobte sich an ihr aus, knetete derb ihre Brust und biss sie sogar.

Als er endlich von ihr abließ, schluchzte die Blonde. Carrancho zog seine Hose an und schnallte den Revolvergurt wieder um, der ihm an den Fußgelenken gehangen hatte.

»So«, sagte er. »Jetzt könnt ihr euch die Frauen nehmen. Diese und andere. Ich werde mich mit dem Treckführer beschäftigen. Passt auf, dass immer genug von euch die Siedler bewachen!«

Die Llano-Banditen wussten, was sie zu tun hatten. Ein Teil von ihnen verging sich an den kreischenden Frauen. Die anderen hielten diejenigen in Schach, die nicht den Schändern anheimfielen.

Carrancho jedoch nahm sich den Treckführer vor. Grausam peitschte er ihn zu Tode. Als er mit Jim Curtis fertig war, war der kaum noch zu erkennen. Die Kleider zerfetzt und blutig, der Körper von der Peitsche entstellt. Curtis sah aus wie ein Klumpen rohes Fleisch.

Carrancho reinigte den blutigen Peitschenriemen mit einem Lappen. Mit grausamer Genugtuung sah er zu, was seine Männer trieben. Sein Adoptivsohn Angel tat sich besonders hervor.

Die Gewaltorgie dauerte an. Dann, als sie endlich vorbei war, erschossen die Banditen alle vom Treck, die sie nicht gebrauchen konnten. Wer ihnen zu alt war oder nutzlos erschien, wie zu kleine Kinder. Das Jammern der geschändeten Mütter ignorierten sie, verhöhnten sie noch.

Zu den Überlebenden sagte Carrancho: »Ihr dürft leben bleiben. Ihr werdet nach Mexiko verkauft – die Frauen an Bordelle, wo sie uns gutes Geld bringen. Die Männer zur Sklavenarbeit in Minen, die sie nicht lebend verlassen werden. Ihr seid Carrancho dem Peitscher begegnet. Die Hölle hat sich für euch aufgetan. Lasst alle Hoffnung fahren.«

Er wendete sich an Donna Miller. Sie kauerte am Boden; ihr war Schlimmeres widerfahren, als sie sich je hatte vorstellen können. Sie war nicht die Einzige.

»Deadly Gun Webster – dein Bruder. Er soll nur kommen, mich jagen. Ich freue mich auf ihn. Ich bin der Herrscher des Llanos. Mir ist keiner gewachsen. Mein Gevatter, der Teufel, hat mir die Macht gegeben.«

Er griff in sein Hemd, wo verkehrt herum mit dem kürzeren Teil nach unten ein Kreuz hing, das Zeichen der Satansanbeter, und küsste es.

»Plündert die Wagen. Packtiere sind noch da. Nehmt alles, was wir gebrauchen können. Zündet an, was noch nicht brennt. Dann brechen wir auf. Richtung Mexiko. Wir rasten an der Oase im Kakteenwald.«

So geschah es. Die noch vorhandenen Pferde und Mulis beluden die Banditen und trieben sie weg. Die aneinandergefesselten Gefangenen mussten zu Fuß gehen. Brutal, mit Peitschen und Kolbenstößen und Tritten wurden sie angetrieben.

Am Himmel kreisten die Geier und ließen sich krächzend nieder, um ein grausiges Mahl zu halten. Alle Planwagen brannten. Die Toten lagen umher. Nicht mal ihre eigenen drei Toten hatten die Llano-Lobos mitgenommen oder bestattet.

Lubbock, Texas, eine der wenigen größeren Towns im riesigen Llano Estacado, der baumlosen Hochsteppe zwischen dem Pecos und dem Canadian River, dem Hügelland der Rolling Plains im Norden von Texas und dem Edwards Plateau im Süden. Rückzugsgebiet der Comanchen, die im Bürgerkrieg wieder erstarkt waren und von der Armee nur mühsam abgewehrt wurden. Ein karges Land, eine Hochsteppe mit einigen flachen Tafelbergen und steil abfallenden Rändern.

Mit wenigen Wasserstellen, mit Staubstürmen und einem extremen und schnell wechselnden Klima. Für die Besiedelung ungeeignet. Ein paar Rancher und Farmer fristeten dort mühsam ihr Leben. Doch wer weiter nach Westen wollte, vor allem ins gelobte Land Kalifornien, der musste den Weg durch den Llano wählen oder einen riesigen Umweg in Kauf nehmen.

Immer wieder verschwanden Reisende und Trecks dort. Von manchen fand man nicht mal mehr die bleichenden Knochen. Stangen und Wegmarkierungen bezeichneten den Weg durch den Llano und zu den Wasserstellen.

Kakteendickichte gab es, meilenweit, undurchdringlich. Manche davon waren ausgetrocknet, und ein Funke genügte, um sie in ein Flammenmeer zu verwandeln. Wehe dem, der darin steckte!