Jack Slade 1011 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1011 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Der Tod ist in die Stadt gekommen, sagen die alten Frauen von Tombstone. Er reitet auf einem falben Pferd und hat blondes Haar. Er sieht schön aus, seine Haut ist zart. Doch er tötet schneller als Typhus und Pest.
Keiner weiß, wer diese wilde Story aufgebracht hat, doch wenn nicht bald jemand kommt, der den Terror beendet, ist die Stadt dem Untergang geweiht ...

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Seitenzahl: 159

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Wer in Tombstone überlebt

Vorschau

Impressum

Wer in Tombstone überlebt

Der Kopfgeldjägerin Ava Sharp sagt man bereits etliche kühne Taten nach, als in der Umgebung von Tombstone, Arizona, eine weitere Frau in der Männerwelt des Wilden Westens von sich reden macht: die Minenhexe.

Sie kommandiert eine Bande maskierter Killer, die die rechtmäßigen Eigentümer von Silbervorkommen abschlachtet, damit Investoren die Claims preiswert erwerben können ...

»Der Tod ist in die Stadt gekommen«, sagten die alten Frauen von Tucson. »Er reitet auf einem falben Pferd und hat blondes Haar. Er sieht schön aus, seine Haut ist zart. Doch er tötet schneller als Typhus und Pest.«

Keiner wusste, wer diese Story aufgebracht hatte, von wem und woher sie kam. Ob sie jemand erzählte oder ob sie der Wüstenwind in die Stadt trug, der im Frühsommer heiß wehte und Thumbleweed-Büsche vor sich hertrug und Staubfahnen aufwirbelte.

Eine Staubfahne wehte am nördlichen Eingang von Tucson und verhüllte die Sicht. Als sie davonstob, die Straße zwischen den Holzhäusern entlang, sah man eine Reiterin.

Auf einem falben Pferd, mit prächtigem Sattel und Zaumzeug. Sie war in einem Poncho gehüllt und hatte den flachkronigen Stetson tief in die Stirn gezogen.

Es war Ava Sharp, die Kopfgeldjägerin. Eine der wenigen Revolverheldinnen des Wilden Westens. Zu Lebzeiten schon eine Legende – sexy, tödlich und schön.

Ava band ihr Pferd vorm Sheriff's Office der von Spaniern gegründeten Stadt an. Das Office stand am Rande der Plaza mit dem ausgetrockneten Springbrunnen in der Mitte. Die unterirdische Quelle und Wasserader, die ihn gespeist hatten, waren in den vergangenen Dürrejahren versiegt.

Ava rückte den Hut zurecht, klopfte dem Pferd auf die Kruppe und pochte an die Tür. Als sie »Come in« hörte, öffnete sie. Im Office hockte ein kräftiger, gedrungener Mann mit rötlicher Gesichtsfarbe hinter dem Schreibtisch. Er hatte eine doppelläufige Shotgun über die Tischkante angelegt und zielte auf die Tür.

Ava hob beide Hände.

»Schieß mich nicht gleich tot, Sheriff. Ich komme in friedlicher Absicht.«

Mack Sievers, der Sheriff von Tucson, hatte beide Hähne gespannt.

»Wer bist du?«, fragte er argwöhnisch.

»Ava Sharp. Ich bin hier, um Billieboy abzuholen und nach Prescott zu bringen. Dort wird ihm der Prozess gemacht, und dort soll er hängen.«

»Wen hast du noch dabei?«

»Ich bin allein.«

»Allein? Du bist eine Frau.«

»Woran merkst du das?«, fragte Ava sarkastisch. »Und warum lässt du deine Tür offen, Sheriff, wenn du die Hosen voll hast? Auf Billieboy Torrance haben es viele abgesehen. Ich bin von Wells Fargo beauftragt, ihn nach Prescott zu bringen, wo er einen Niederlassungsleiter der Transportgesellschaft erschossen hat. Und hinbringen werde ich ihn auch. Verlass dich darauf. Wells Fargo vertraut mir.«

»Ava Sharp«, sagte der Sheriff, »die Kopfgeldjägerin. Der Engel des Todes. Von dir wird allerhand erzählt. Die Stadt ist in Unruhe. Es wird gemunkelt, dass jemand Besonderes nach Tucson kommt. Irgendwoher stammt dieses Gerücht.«

»Gerüchte interessieren mich nicht, ich bin an Fakten interessiert. Wo hast du den Gefangenen?«

»In seiner Zelle natürlich. Weshalb ich die Tür offen habe ... Well, ich sah dich anreiten. Und dachte, du hältst deine Shotgun bereit. Oder soll ich mich vielleicht verkriechen und die Tür verrammeln? Billieboy ist der Sohn eines mächtigen Mannes hier in der Gegend, eines Großranchers. Der will nicht, dass es ihm an den Kragen geht. Er glaubt nicht an einen fairen Prozess in Prescott und will, dass sein Sohn hier vor Gericht gestellt wird. Bei der Zusammensetzung der Jury will er dann wohl auch ein Wort mitreden.«

»Daraus wird nichts.« Ava setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich nehme ihn mit – heute noch. Kannst du mir Begleitschutz stellen, Sheriff?«

»Wen denn? Ich finde niemand. Keiner wagt es, den Zorn von Old Man Torrance auf sich zu ziehen, dessen missratener einziger Sohn Billieboy ist.«

Der Sheriff schwitzte stark. Es war stickig und heiß in dem Office mit den Steckbriefen an den Wänden. Im Sommer kletterten die Temperaturen tagsüber leicht über 40 Grad. Dann regte sich gar nichts mehr.

Ava blieb kühl, als hätte sie Eiswasser in den Adern. Ihr hübsches Gesicht mit den stahlblauen Augen zeigte keinen einzigen Schweißtropfen. Wie macht sie das, fragte sich der Sheriff? Avas Kleidung war staubig, doch sonst merkte man ihr von dem Ritt durch die Hitze nichts an.

»Okay. Dann befördere ich ihn allein.«

»Und wie?«

»Mit einer Postkutsche. Wells Fargo stellt mir eine.« In Tucson gab es selbstverständlich eine Niederlassung. »Wenn du mir keine Eskorte gibst, nehme ich ein paar Leute von Wells Fargo mit. Schließlich hat Billieboy einen von ihnen gekillt.«

»Aus der Stadt wirst du kommen, Ava. Aber bis nach Prescott schaffst du es nie. Old Man Torrances Männer schießen euch in Fetzen.«

Ava riss ein Schwefelholz an der Tischplatte an und hielt sich das Feuer an einen Zigarillo. Sie rauchte selten, aber jetzt war ihr danach. Sie blies den Rauch zum Sheriff. Er hatte die Parker Gun weggenommen. Weil Ava offen kam und allein war, hatte er sie hereingelassen. Doch es war ihm anzusehen, wie unbehaglich er sich in seiner Haut fühlte.

Er hatte Angst vor Old Man Torrance, einem wüsten alten Raubritter und Banditen, wie viele ihn nannten. Er war ein Pionier in diesem Land gewesen. Seinen einzigen Sohn hatte er erst spät in die Welt gesetzt.

»Wenn ich in Fetzen geschossen werde, dann Billieboy auch«, sagte Ava. »Ich fahre mit ihm in der Kutsche. Bevor ich zulasse, dass er befreit wird, erschieße ich ihn. Das müssen die wissen, die ihn befreien sollen. Ich setze ihm einfach den Revolver zwischen die Rippen. Wenn es dann knallt, knallt es.«

»So einfach stellst du dir das vor?«

»Es ist einfach, wenn man es einfach macht. Warum sollte ich es kompliziert halten? Jetzt will ich den Gefangenen sehen.«

Seufzend erhob sich der Sheriff.

»Wann willst du weg mit ihm?«

»Heute noch. Du musst noch eine Weile im Office die Stellung halten. Ich komme mit Kutsche, Fahrer, Shotgun und Begleitern hierher und hole ihn ab.«

»Wann wird das sein?«

»In zwei Stunden. Vielleicht auch eher. Bis dahin wirst du es noch aushalten – feiger Sheriff.«

»Ich bin nicht feige, sonst hätte ich Billieboy laufen lassen. Das verbitte ich mir! Ich vertrete hier das Gesetz.«

»Dann mach das. Jetzt bring mich zu ihm.«

Ava folgte Mack Sievers in den Zellentrakt. Es gab drei Zellen, eine große und zwei kleine. Billieboy steckte in einer der kleineren. Er war der einzige Häftling, ein geschmeidiger junger Mann mit Indianerblut in den Adern, was sein langes blauschwarzes Haar und sein Teint bewiesen. Er hatte ein rotes Hemd an, Jeans, maßgearbeitete Stiefel.

Er sah auf eine gefährliche Art gut aus.

Unverschämt war er auch. Er stand von der Pritsche auf und trat an die Gittertür.

»Ah, was ist das denn für ein hübscher Betthase? Willst du mir Gesellschaft leisten, Süße? Dich vernasche ich, wie du es noch nie erlebt hast.«

Er nannte eine ordinäre Abart von Sex, die er mit ihr machen wollte. Ava nickte ihm zu. Sie zog den Poncho aus, setzte den Hut ab und hängte beides an den Haken an der Wand.

»Deshalb bin ich gekommen. Sperr die Zelle auf, Sheriff. Ich will diesem Jüngling auf den Zahn fühlen und sehen, was er draufhat.«

Der Sheriff staunte Bauklötzer.

»Ist das dein Ernst?«

»Rede ich Chinesisch? Tu, was ich dir sage!«

»Du musst es wissen.«

Der Sheriff verstand die Welt nicht mehr. Doch er schloss auf. Ava betrat die Zelle. Sie war etwas größer als Billieboy.

Als sie vor ihm stand, fragte sie: »Was wolltest du mit mir machen? Anal?«

Er schluckte verblüfft. Im nächsten Moment haute ihm Ava eine schallende Ohrfeige ins Gesicht. Als er nach ihr greifen wollte, spürte er ihre Revolvermündung mit Druck in der Magengegend. Er erstarrte zur Salzsäule.

»Ich soll dich nach Prescott bringen, Billie – tot oder lebendig. Such es dir aus, du Schwein. Was wolltest du von mir und mit mir machen?«

»Ich ... ich habe es nicht so gemeint.«

»Du hast es aber so gesagt.« Schon hatte er wieder eine, diesmal mit der anderen Hand und vom Colt bedroht. »Bei mir wirst du lernen, wie man sich bei einer Lady benimmt. Ich bin Ava Sharp, wenn dir der Name was sagt. Solche wie dich fresse ich roh zum Frühstück.«

»Die Kopfgeldjägerin.« Billieboy erschrak. »Der Engel des Todes. Die tödliche Lady. Die Frau mit dem schnellen Colt.«

»Man gibt mir viele Namen. Du hast in Prescott den Wells-Fargo-Niederlassungsleiter Brian Olderman erschossen, weil er dich einen Falschspieler nannte. Olderman war unbewaffnet. Das war Mord.«

»Ich ... ich dachte, dass er eine Waffe hätte.«

»Da hast du verkehrt gedacht. Es war allgemein bekannt, dass Olderman, der ein Familienvater war, nie eine Waffe trug. Das hast du gewusst. Falsch gespielt hast du auch, weil du nicht verlieren konntest. Als du ihn erschossen hattest, hast du das Geld auf dem Tisch zusammengerafft und bist abgehauen. Du hast um dich geschossen, und als du davongaloppiert bist, hast du noch ein Kind umgeritten, das Knochenbrüche davontrug. Hier in Tucson hat dich dann die Bürgerwehr festgenommen. Doch dann, als dein Vater drohte, verließ diese tapferen Männer der Mut. Jetzt bin ich da, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun.«

Ava verließ die Zelle. Der Sheriff schloss wieder ab. Billieboy stand da wie ein begossener Pudel. Die Großmäuligkeit hatte ihn verlassen. Ava ließ den Colt Lightning um den Zeigefinger wirbeln und im Halfter verschwinden.

Im Office vorn sagte sie: »Ich habe es mir anders überlegt, Sheriff. Reite du zur Wells-Fargo-Station, sag dort Bescheid und komm mit der Kutsche hierher. Ich bleibe im Office. Du kannst mein Pferd nehmen.«

Dem Sheriff war das recht. Er legte keinen Wert darauf, im letzten Moment, kurz bevor er seinen Gefangenen loswurde, noch angegriffen zu werden. Ava sah ihn wegreiten.

Sie versperrte die Tür, setzte sich hinter den Schreibtisch mit der zerkratzten Platte und nahm noch ein paar Züge von ihrem Zigarillo. Dann drückte sie ihn im Ascher aus.

Sie wartete. Ein paar Fliegen summten im Office. Ava goss sich ein Glas Wasser aus dem Krug auf dem Beistelltisch ein und trank durstig. Das Wasser war kühl in dem irdenen Krug mit den dicken Wänden. Sie erfrischte sich.

Es würde eine Weile dauern, bis der Sheriff zurückkehrte. Mit Kutsche und Mannschaft. Ava nickte ein wenig ein. Ein Ruf ließ sie aufschrecken.

»Ava Sharp!«

So rief niemand, der nur Guten Tag sagen wollte. Ava ging zum Fenster, blieb neben diesem stehen und spähte hinaus. Vorm Office standen drei Pistoleros auf der Plaza. Männer mit Raubvogelvisagen und tiefgeschnallten Revolvern. Ein großer Hombre mit schwarzem Hemd und Silberconchos am Hutband und an den Hosennähten war der Schreihals.

Stoppelbärtig und selbstbewusst grinste er zum Office. Die Männer neben ihm waren ein Mexikaner und ein hageres Halbblut. Der Stoppelbart mit den Silberconchos war der Gefährlichste, das sah Ava gleich.

Die beiden anderen waren auch keine kleinen Nummern.

»Komm raus, Ava Sharp. Wir wissen, dass du da drin bist.«

Woher sie das wussten, war unerheblich.

Ava öffnete das Fenster einen Spalt und fragte: »Was wollt ihr von mir?«

»Von dir gar nichts, wenn du uns den Gefangenen rausgibst.«

»Das wird nichts werden, Amigos. Wenn ihr ihn haben wollt, müsst ihr ihn holen.«

Der Stoppelbart lachte.

»Das werden wir. Falls es dich interessieren sollte, ein Kumpel von uns sitzt mit Dynamit auf dem Dach. Wenn du nicht rauskommst, dann wird es knallen, dass dir vorn alles um die Ohren fliegt. Am besten, du bringst Billieboy heraus und übergibst ihn uns.«

»Damit ihr ihn zu seinem Daddy auf die Triangle Ranch bringt?«

»Erraten, Kopfgeldjägerin. William Torrance wird sich selbstverständlich einer Jury stellen – aber nicht in Prescott, wo man ihn verleumdet und gegen ihn ist. Dort hätte er keine Chance.«

Damit war alles gesagt. Ava überlegte. Sie wusste nicht, ob tatsächlich ein Dynamiter aufs Dach des Adobegebäudes gestiegen war. Doch es konnte gut sein.

In dem Fall konnte der Mann dort den vorderen Teil des Gebäudes wegsprengen, ohne dass Billieboy dabei ums Leben kam. Schlimmstenfalls trug er einen Hörschaden davon. Für Ava würde es schlechter aussehen.

Sie hätte nun ein Gewehr aus dem Gewehrständer nehmen und auf den Stoppelbart und seine beiden Kumpane schießen können. Doch den Kerl auf dem Dach konnte sie nicht erwischen.

Außerdem verboten es ihr der Stolz und die Selbstachtung, die drei Pistoleros auf der Plaza einfach abzuschießen. Wobei die Frage war, wie viele von ihnen sie erwischte. Und dann würde ihr vorn im Office alles um die Ohren fliegen.

Es gab also nur eine Möglichkeit. Die Kopfgeldjägerin lockerte den Colt im Holster, rückte ihr Halstuch zurecht und atmete tief durch. Sie lockerte ihre Rechte, die Revolverhand.

Dann öffnete sie die Tür und trat hinaus. Es war, als ob sie in einen Backofen käme, so heiß war es draußen. Ava trug Männerkleidung in gediegener Qualität – das war einfacher so, da sie viel ritt und unterwegs war.

Sie hatte sich nach ihrer Ankunft im Gebäude drinnen den Staub abgeklopft, sich gereinigt und erfrischt, so gut es ging. Sie war Strapazen gewöhnt.

Sie ging von der Tür weg. Dabei blickte sie über die Schulter zum Flachdach hinauf. Tatsächlich, da hockte ein bärtiger Bursche, eine Winchester in den Händen.

Er grinste sie an. Er hatte ein Bündel Dynamitstangen im Hosenbund stecken. In spöttischem Gruß hob er die Hand.

»Howdy!«, winkte er ihr zu.

Der Stoppelbart fragte, als Ava noch zwanzig Schritte von ihm entfernt war: »Wo hast du Billieboy, Schlampe?«

»Wenn ich ihn euch ausliefere, lasst ihr mich dann laufen?«

»Darauf kannst du einen lassen. Dich wollen wir nicht.«

»Du bist verdammt ordinär. Wie heißt du?«

»Warum willst du das wissen?«

»Weil ich gern den Namen kenne, wenn ich jemanden erschossen habe. Du da auf dem Dach, leg deine Flinte nicht an! Sonst knallt es gleich.«

Der Stoppelbärtige im schwarzen Hemd fragte ungläubig: »Du willst es mit uns allen vieren aufnehmen?«

»Der Teufel möchte sein Frühstück. Vier Bissen sind ihm genug. Jetzt nenne mir deinen Namen.«

»Ich bin Badass Jack Blade. Man nennt mich den knallharten Jack.«

»Ass würde genügen. Zieht, wenn ihr was von mir wollte.«

Ass bedeutete Hintern oder vielmehr die ordinäre Form davon.

Badass Jack wechselte einen raschen Blick mit seinen Kumpanen.

»Die Schlampe will's wissen«, sagte er zynisch. »Stopfen wir ihr das Maul. Schade um so ein schönes Weib. Mit der könnte man was anderes anfangen ...«

»Du in diesem Leben nicht mehr.«

Badass Jack zögerte einen Moment lang. Avas Kaltblütigkeit irritierte ihn. Doch das war nur ein Augenblick.

Dann zog er mit einem heiseren Schrei den Remington.

Avas rechte Hand bewegte sich schnell wie ein Schatten. Ihre Schüsse krachten, und sie sah Mündungsfeuer. Rasend schnell ging das Feuergefecht – eine Frau gegen vier Männer.

Ava blieb nicht auf der Stelle stehen – sie bewegte sich zur Seite. Zuerst traf sie Badass, den sie für den Gefährlichsten hielt, mitten in die Brust. Er kippte nach hinten um. Die Kugel hatte ihm das Brustbein zerschlagen.

Er schoss einmal in den blauen Himmel – er war wirklich schnell gewesen. Den Mexikaner erwischte es als Nächsten. Er kam nicht mehr zum Schuss. Der Dynamiter auf dem Dach hatte das Gewehr hochgerissen.

Ava feuerte auf ihn und hechtete zur Seite. Es krachte gewaltig. Die drei Dynamitstangen in seinem Hosenbund explodierten und rissen den Mann in Stücke.

Ava spürte die Druckwelle der Explosion über sich wegfegen. Sie hatte den Mund weit geöffnet, um ihre Lunge zu schonen, und lag flach am Boden. Sie drückte sich dagegen, als ob sie hineinkriechen wollte, und hatte das Gesicht von der Explosion abgewendet.

Sie kam nicht mehr dazu, sich die Finger in die Ohren zu drücken.

Der vordere Teil von dem Gebäude flog weg. Nach dem Explosionsblitz entstand eine gewaltige Staubwolke. Ava klingelte es in den Ohren. Sie bewegte den Unterkiefer – ihr Gehör war geschädigt.

Sie hoffte, keinen Trommelfellriss davongetragen zu haben. Es fühlte sich nicht so an. Den dritten Pistolero auf der Plaza, auf den sie noch nicht geschossen hatte, hatte die Explosion weggefegt. Er lag vor dem ausgetrockneten Brunnen, bewusstlos oder tot.

Badass Jack und den Mexikaner hatte die Explosion ein Stück weggerollt. Sie brauchten sich keine Sorgen mehr zu machen. Genauso wenig der, den es am Dach zerrissen hatte. Bei dem dritten Mann war es fraglich.

Ava stand auf und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Der Kampf war vorbei. Bald würden Zuschauer herbeieilen.

Sie ging etwas wacklig und unsicher zum Office. Vorn war das Dach weggesprengt. Im Office vorn lagen die Trümmer. Ava hustete, denn der Qualm und der ätzende Gestank der Dynamitexplosion reizten ihre Atemwege.

Über die Trümmer hinweg stieg sie, wurde sicherer auf den Beinen. Sie hörte noch kaum etwas. Die Tür zum Zellentrakt hing schräg in den Angeln. Ava kletterte hinüber.

Billieboy hockte in seiner Zelle. Er war heil, wie es aussah. Er fragte etwas – doch Ava verstand es nicht.

»Was?«, fragte sie und legte die Hand als Schalltrichter ans Ohr.

Der Gefangene brüllte aus Leibeskräften. Ava hörte es bruchstückhaft und von wie von fern.

»Was ... Krach ... war ...?«

»Ich habe nur einen vom Dach geschossen«, sagte Ava. Sie wusste nicht, ob Billieboy sie verstand. »Dummerweise hatte er Dynamit dabei.«

Das großspurige Kalkül Badass Jacks, die Kopfgeldjägerin entweder einzuschüchtern, damit sie den Gefangenen herausrückte, oder sie zu erschießen, war nicht aufgegangen. Er hatte von Old Man Torrance, dem Triangle Rancher westlich von Tucson, den Auftrag und freie Hand erhalten, es so zu machen, wie er es für richtig hielt.

Billie Torrance blieb in der Zelle. Als Ava hinausging, sah sie eine versammelte Menschenmenge. Weitere gesellten sich dazu. Die Kopfgeldjägerin hatte den Colt nachgeladen.

Noch hörte sie schlecht und konnte Fragen kaum beantworten. Außerdem war klar, was passiert war. Sie stand im Sonnenschein. Um sie herum war ein freier Raum, als ob sie ein wildes Tier wäre – eine schöne Blondine mit schulterlangem Haar, in der ein zweibeiniger Tiger steckte.

Der dritte Gunman war tot. Es hatte ihm entweder die Lunge zerrissen, oder in seinem Kopf war ein Äderchen geplatzt. Das würde der Doc feststellen.

Nach einer Weile fuhr die Kutsche an, eine rote Wells Fargo Stagecoach mit einem Sechsergespann. Ein bärtiger Kutscher saß auf dem Bock, neben ihm der langhaarige lange Shotgun mit der Schrotflinte. Der Sheriff ritt auf Avas Pferd hinter der Kutsche. Zwei weitere Männer, Leute von Wells Fargo, begleiteten ihn.

In der Kutsche saß auch noch einer.

Ava ging zu ihrem Pferd und tätschelte seinen Kopf, blies ihm sacht in die Nüstern.

»Das war gut, dass ich dich dem Sheriff lieh, Ghost. Sonst hätte die Explosion dich getötet.«

Der Hengst warf den Kopf hoch. Ava wusste, dass er schnaubte. Das hörte sie nicht. Der Sheriff sagte etwas, was sie nicht verstand.

»Lauter.«

»Ist der Gefangene okay?«

»Ja.«

»Wann willst du mit ihm weg, Ava Sharp?«

»Jetzt. Gleich. Sofort.«

Old Man Torrance würde rasch erfahren, dass der Befreiungsversuch seines Sohnes gescheitert war. Dann konnte er mit seiner Mannschaft kommen. Entweder nach Tucson, wo man ihn fürchtete und sich vor ihm ducken würde. Oder er konnte versuchen, der Kutsche unterwegs den Weg abzuschneiden.

Der Weg nach Prescott war weit. Dreihundert staubige, heiße Meilen auf der Überlandstraße. Eine Telegrafenlinie nach Prescott gab es, eine Bahnverbindung noch lange nicht.

»Du bist doch gerade erst angekommen!«, schrie der Sheriff Ava ins Ohr.