Jack Slade 1023 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1023 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Vier Männer reiten durch die sengende Gluthitze Arizonas, getrieben von Durst, Hunger und der verschwindenden Hoffnung auf Reichtum. Da stoßen sie in den abgelegenen Plomosa Mountains plötzlich auf die ausgedörrte Leiche eines Goldsuchers - und einen Hinweis auf eine sagenhafte Goldader.
Mit den ersten Nuggets in der Tasche erreichen Reid Ridder und seine Gefährten schließlich Phoenix und treten ungewollt eine gnadenlose Lawine aus Goldgier und Gewalt los. Bald stecken sie in einem tödlichen Spiel zwischen Loyalität und Verrat - und die Wüste vergibt nichts!

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Der Tote, der sie rettete

Vorschau

Impressum

Der Tote, der sie rettete

Vier Männer reiten durch die sengende Gluthitze Arizonas, getrieben von Durst, Hunger und der schwindenden Hoffnung auf Reichtum. Da stoßen sie in den abgelegenen Plomosa Mountains plötzlich auf die ausgedörrte Leiche eines Goldsuchers – und einen Hinweis auf eine sagenhafte Goldader.

Mit den ersten Nuggets in der Tasche erreichen Reid Ridder und seine Gefährten schließlich Phoenix und treten ungewollt eine gnadenlose Lawine aus Goldgier und Gewalt los. Bald stecken sie in einem tödlichen Spiel zwischen Loyalität und Verrat – und die Wüste vergibt nichts!

Siebenundvierzig Grad Celsius, Wüste und dörrende Hitze. Die Sonne brannte weißglühend vom Himmel. Selbst den Klapperschlangen war es im Sand zu heiß. Vier Reiter schleppten sich mehr durch diese Hölle, als dass sie ritten.

Ihre Pferde stolperten und drohten zusammenzubrechen. Die Reiter waren mit Staub vom heißen Wind gepudert, ihre Augen entzündet, die Kleidung staub- und schweißverkrustet.

Reid Ridder ritt vorneweg, vorbei an Kakteen und dürren Mesquitebüschen. Ihm folgten seine Gefährten – Goldsucher, die bisher keinen Erfolg gehabt hatten im westlichen Arizona. Alonzo Gutierrez, ein spilleriger, dürrer kleiner Mexikaner, Charlie Count, dem seine Großspurigkeit und seine Gentleman-Allüren gründlich vergangen waren, und der bärenstarke Dutch Henry.

Jetzt war der Letztere, ein vierschrötiger Muskelprotz, der sich rühmte, ein Pferd hochheben zu können, mit seinen Kräften am Ende. Seine bullige Kraft nützte ihm nichts; die kleineren und zäheren Männer kamen besser zurecht.

Er krächzte und war kaum zu verstehen: »Reid, ich kann nicht mehr. Wir sollten anhalten und uns zum Kampf stellen. Schlimmer als dieser Höllenritt kann es nicht werden, wenn uns die Apachen erwischen.«

Reid sparte sich einen längeren Kommentar.

»Weiter! Nur noch eine kurze Strecke, dann sind wir in den Plomosa Mountains.«

»Und dann?«

Reid antwortete nicht. Die kahlen Felsen der zerklüfteten Hügel ragten vor ihnen auf. Reid zwang sein stolperndes Pferd voran. Er war ein großer, zäher und hagerer Mann, doch auch er war erledigt.

Er saß ab, als sein Gaul in die Knie brach, und führte ihn am Zügel. Er zog das Pferd voran. Der Grulla hatte Schaum vorm Maul und verdrehte die entzündeten Augen.

Reid zerrte ihn in einen schmalen Durchgang zwischen den Felsen. Sie waren so heiß wie ein Backofen. Charlie Count und Dutch Henry stiegen gleichfalls aus dem Sattel und führten die Pferde.

Nur der Mexikaner ritt noch. Er schaute hinauf zum kupferfarbenen Himmel mit der gleißenden Sonnenscheibe.

Oben kreisten die Geier. Alonzo wollte fluchen und ausspucken, er schaffte beides nicht mehr. Als er die Wasserflasche seitlich vom Sattel nahm und sie ansetzte, verbrannte er sich die Finger daran, obwohl sie mit Filz überzogen war.

Er öffnete die Flasche mit zitternden Fingern und wollte trinken, ob das Wasser nun lau und heiß war oder nicht. Doch es kam kein Tropfen heraus, nicht mal ein einziger.

Maddalena, dachte er an seine Verlobte drüben in Sonora, ich werde dich niemals wiedersehen. Entweder ich verdurste hier, sterbe einen elenden Tod, oder die Apachen bringen mich um. Oh, wäre ich doch nie in die Estados Unidos gekommen, um Gold zu suchen!

Auf einem verkrüppelten Baum krächzte ein Geier. Er schlug mit den Flügeln und reckte den kahlen Hals, als ob er sich freute, die vier Männer und ihre Pferde zu sehen.

»Verfluchtes Vieh!«, schimpfte Dutch Henry. »Dir werde ich es geben.«

Er zog seinen Navy Colt und schoss den Geier vom Ast.

Reid Ridder raunzte ihn an.

»Bist du verrückt, einen Schuss abzufeuern? Du hetzt uns die Apachen auf den Hals.«

»Die sind sowieso hinter uns her.«

Der Schuss war in der heißen Luft verhallt. Mit letzter Kraft und dem Mut der Verzweiflung schleppten die Männer sich weiter, zwischen den Felsen hindurch, einen Hang hinauf. Er war nicht allzu steil, doch er kostete sie ihre letzte Kraft.

Reid sah eine schmale Schlucht vor sich. Sie führte in die Hügel hinein, kerbte sich in den Boden. Er zerrte sein Pferd dorthin. Die anderen folgten ihm. In der Schlucht war es keineswegs kühl. Dort staute sich die Hitze.

Aber sie mussten weiter. Umkehren machte keinen Sinn. Reid führte sie. Es ging um eine Biegung.

Da war was. Reid lief gegen einen Körper. Plötzlich hatte er zwei Beine über den Schultern. Er stieß einen leisen Schrei aus, wich zurück und griff zum Revolver.

Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können. Vor ihm hing in dem kleinen Kessel, zu dem sich die Schlucht verbreiterte, ein Mann in der Luft.

»Was ... was ...?«, stammelte Reid.

Hatte er einen Sonnenstich, sah er Gespenster oder litt er unter Halluzinationen? Er blinzelte. Das Bild blieb.

Erst allmählich sah er mit seinen von Hitze und Staub entzündeten Augen klarer. An einem niedrigen Baum baumelte ein Gehenkter. Er schwankte im leichten Luftzug, der vom anderen Ende her durch die Schlucht strich.

Es war eine in der Hitze und heißen Luft gedörrte Mumie. Ausgemergelt, noch angezogen, der Kleidung nach ein Weißer. Verschrumpeltes, dunkel gewordenes Gesicht. Der Strick, an dem er hing, knarrte leise.

Reids drei Gefährten kamen in den Kessel. Auch sie sahen den mumifizierten Toten, diese grausige Figur.

»Der heißt uns beim Teufel willkommen«, sagte Dutch Henry. »Wer mag das sein, und wer hat ihn hier aufgehängt?«

»Woher soll ich denn das wissen?«, schnauzte Charlie Count ihn an. »Frag ihn doch.«

Reid konnte den Blick nur schwer von der grausigen Gestalt lösen. Auch seine Kameraden starrten sie an. Leise säuselte der Wind. Dann erhob er sich zu einem klagenden Heulen.

Unheimlich war es. Reid musste sich fest vor Augen halten, dass es nur der Wind war, der durch die Schlucht und um die Felsen pfiff. Ein natürliches Phänomen, kein Ruf aus dem Jenseits.

Alonzo war abgesessen. Er bekreuzigte sich und betete auf Spanisch.

Reid fasste sich als Erster.

»Was ist?«, fragte er barsch. »Habt ihr noch nie einen Toten gesehen? Ich hatte ihn auf dem Rücken.«

Es schauderte ihn noch im Nachhinein. Genau gesagt war er, den Kopf gesenkt, gegen die über den Weg baumelnde Leiche gelaufen und hatte die Beine über den Schultern gehabt.

»Was sollen wir mit ihm machen?«, fragte Dutch Henry.

Er war vor achtundzwanzig Jahren drüben in Old Germany geboren und auf den Namen Johannes Jakob Wilhelm Obermeier getauft worden. Als er noch ein Kind war, wanderten seine Eltern über den großen Teich mit ihm aus. In den USA nannte er sich dann Henry.

Wegen seiner Abstammung nannte man ihn später Dutch Henry. Dutch oder Dutchman hieß eigentlich Holländer, aber so genau nahmen es die Amerikaner nicht. German Henry hätte zu umständlich geklungen.

»Wir können ihn nicht einfach hängen lassen«, fuhr Dutch Henry fort. »Wir sollten auch seine Taschen durchsuchen.«

»Willst du seine Leiche fleddern?«, fragte Charlie Count.

»Nein.« Dutch Henrys Akzent war noch immer herauszuhören. »Aber er könnte ja was in den Taschen haben, was einen Hinweis auf ihn gibt. Wie er heißt, wo er herkommt. Ob er irgendwo Angehörige hat. Anstandshalber müssten wir sie von seinem Ableben informieren. Das gehört sich so.«

»Du hast ja Manieren«, sagte Charlie Count. »Das hätte ich nicht gedacht.«

»Spotte nicht! Hilf mir lieber, ihn herunterzuholen.«

»Warum?«, fragte der Mexikaner. »Lasst ihn hängen, irgendwann fällt er von selber runter. Vielleicht schreckt seine Leiche die Apachen ab, die uns verfolgen. Abergläubisch sind diese Rothäute ja.«

Sie holten den Leichnam trotzdem herunter. Vor Cuchillo Negro und seinen Apachen hatten sie einen Vorsprung. Reid stellte sich auf den Sattel seines Pferds, reckte den langen Körper hoch und schnitt den Strick mit dem Messer durch.

Der Leichnam plumpste auf den Boden. Jetzt erst sahen sie, dass er skalpiert worden war.

Reid war wieder vom Sattel herabgestiegen.

»Jemand hat sich seinen Skalp geholt«, sagte Dutch Henry. »Vielleicht waren es doch Apachen, die ihn getötet haben.«

»Nie im Leben«, antwortete ihm Reid. »Apachen hängen niemanden auf. Weiße Skalpjäger können sich seinen Skalp geholt haben. Nach seinen Barthaaren zu urteilen, ist er dunkelhaarig gewesen.«

Obwohl es ihm widerstrebte, forderte er die Kameraden auf, in den Taschen des Toten nachzusehen. Das erledigte Alonzo Gutierrez, ihm machte das am wenigsten aus. Er fand jedoch nur ein Taschentuch, einen alten Kamm und vorn in der Hose ein in Leder gebundenes Notizbuch.

Das war ein weiteres Rätsel. Warum hatte einer der Mörder das Buch hinter den Gürtel vorn in die Hose gesteckt?

»Der ist schon gefilzt worden«, sagte der Mexikaner. »Nur was keinen Wert hatte, haben sie ihm gelassen. Sogar seinen Gürtel und die Stiefel nahmen sie ihm. Diese Hundesöhne!«

Reid ließ sich das Buch geben. Ein Name, vermutlich der des Toten, stand vorne drin – Gus Gunderson. Es handelte sich um ein sporadisch geführtes Tagebuch und enthielt Notizen. Die Schrift war noch gut lesbar.

Ein Teil der Seiten fehlte. Reid blätterte es durch. Die Gruppe war auf der Hut. Sie vermuteten die Apachen weit zurück, doch Vorsicht war besser.

Reid las. Plötzlich stutzte er, blätterte zurück, las nochmals, blätterte vor. Er blickte die anderen an.

»Das ist unglaublich!«, sagte er. »Wenn das stimmt, was ich hier lese, und das glaube ich, dann haben wir den Fund unseres Lebens gemacht.«

Sie starrten ihn an.

»In der Tasche des toten Mannes?«, fragten alle drei gleichzeitig. »In der Hangman's Gulch, der Schlucht des Gehenkten?«

Reid nickte.

Tage zuvor. Ein paar hundert Meilen südlich in Sonora, in der Stadt Tubutama. Hector Ochoa, genannt El Sanguinario – der Blutrünstige – tobte sich mit zwei Putas in einer Hütte aus. Er hatte sich die beiden – Gabriela und Mariana – im örtlichen Bordell geholt. Jetzt wühlte er förmlich im Weiberfleisch, und er war grob und rücksichtslos, nahm sich, was er wollte, genoss es, die beiden zu demütigen und ihnen Schmerz zuzufügen.

Er bevorzugte zudem Perversitäten und sparte nicht mit obszönen Bemerkungen und Bezeichnungen. Ochoa war ein großer, kräftiger Mann mit borstigem schwarzem Haar, einem Schnauzbart und dunklen Augen und einem stechenden Blick. Er hatte einen starken Bartwuchs, und selbst, wenn er sich frisch rasiert hatte, sah man dunkle Bartschatten.

Auf seiner Brust wuchsen die schwarzen Haare üppig, und er war auch sonst stark behaart.

Jetzt grabschte er Gabrielas volle Brust und quetschte sie, bis sie aufschrie. Er lachte.

»Hab dich nicht so, sei nicht so zimperlich! Eine Puta wie du muss das doch vertragen können.«

Er steckte ihr mehrere Finger in die Spalte, küsste sie und biss ihr in die Zunge, dass das Blut lief. Dann nahm er sich Mariana vor. Sie hatte ein Viertel Indioblut und war schlanker und geschmeidiger als Gabriela.

Sie setzte sich auf sein Gesicht, und er lutschte und leckte und biss sie. Mariana verzog das Gesicht, gab jedoch keinen Laut von sich. Sonst wäre er noch gröber geworden.

Sie spürte seine Finger, seine Zähne. Ochoa war wie ein wilder Wolf. Vor Frauen hatte er keinerlei Achtung, vor Prostituierten schon gar nicht.

Er nahm erst Mariana und dann Gabriela. Abwechselnd besorgte er es ihnen von vorn und von hinten, auf verschiedene Weise. Dann hatte er nach zwei Stunden endlich genug, vorerst jedenfalls.

Er ließ von den beiden ab. Sie trugen die Spuren seiner Zähne und hatten Schmerzen in intimen Bereichen.

Ochoa gefiel das. Dafür bezahle ich schließlich, dachte er, nahm den Weinschlauch vom Bettpfosten und trank einen Schluck. Der rote Wein lief ihm übers Kinn und sickerte in seine Brusthaare.

»Können wir auch einen Schluck haben?«, fragte die vollbusige Gabriela.

»Das ist meiner, die beste Sorte. Holt euch den Billigen, aber sauft nicht so viel. Fürs Saufen bezahle ich euch nicht. Das wird noch ein Fest heute. Ich bin der stärkste Stier von ganz Sonora! Doch jetzt will ich ein wenig ruhen.«

Er legte sich hin – es war heiß in dem kleinen, einfach eingerichteten Zimmer –, schloss die Augen und fing bald an zu schnarchen. Mariana schlüpfte in einen Hausmantel und in Pantoffeln.

»Ich hole uns Wein von vorn«, sagte sie. »Und eine Karaffe mit Wasser. Was bin ich durstig!«

Sie tuschelte Gabriela ins Ohr: »Das Schwein hat uns schwer rangenommen. Wenn das so weitergeht, wird es heftig. Mir tut ...«

Sie sagte, wo es ihr wehtat.

»Wenn wir lauter solche Freier hätten, wären wir bald kaputt. Am liebsten würde ich ihm seine Cojones abschneiden.«

»Pst, er hat scharfe Ohren!«

»Jetzt schläft er.«

»Ich wünschte, er würde nie mehr aufwachen. Aber was sollen wir machen? Der Patron verlangt, dass wir mit ihm ins Bett gehen und all seine Wünsche erfüllen. Denn er zahlt gut, dieses mörderische Schwein. Er ist vor einer Weile aus den Estados Unidos zurückgekommen. Er ist ein Bandit und ein Mörder, befehligt eine üble Bande. Sie rauben und morden und plündern, gehen auf Skalpjagd. Ein Apachenskalp bringt drüben in Phoenix vierzig Dollar, der einer Squaw zwanzig und der eines Kindes zehn. Ich möchte nicht wissen, was und wen diese Schurken alles skalpieren. Und wie sie die Skalpprämien kassieren – dem Skalp siehst du nicht an, ob er von einem Mann oder von einer Frau stammt. Die nehmen alles mit, was sich bietet. Lange schwarze Haare sind lange schwarze Haare ...«

»Du meinst, sie skalpieren auch Weiße?«

»Wenn es gerade passt.«

Mariana hatte geflüstert, vielmehr leise in Gabrielas Ohr geraunt. Die beiden erschraken fürchterlich, als Ochoa die Augen aufschlug.

»Was wispert ihr da, ihr zwei Schlampen? Redet ihr über mich?«

»Nur Gutes.« Die zwei Putas grinsten. »Schlaf weiter, ruh dich nur aus, damit du wieder kräftig und stark bist, du wilder Bock.«

»Du bist der Größte, der Beste, der Schönste. So wie mit dir ist es mit keinem.«

Gabriela packte sein erschlafftes Glied und nahm es in den Mund. Ochoa schob ihren Kopf weg.

»Weg da, Schlampe! Ich will eine Weile schlafen.«

Gleich schloss er die Augen, drehte ich um, zeigte den nackten Hintern und schnarchte in der Seitenlage. Die beiden atmeten auf. Die Fortsetzung der Tortur blieb ihnen noch für eine Weile erspart. Mariana ging nun den Wein holen.

Sie kehrte mit einem Krug von dem Sauren und Billigen zurück. Geizig war Ochoa auch noch, obwohl er in den USA gut abgesahnt hatte. Um zu feiern und das Geld auf den Kopf zu hauen, war er nach Mexiko zurückgekehrt, wo jeder Dollar so groß wie ein Wagenrad war und er sich zudem an den richtigen Orten ziemlich alles erlauben konnte.

Mariana fand Gabriela bei ihrer Rückkehr dabei vor, wie sie Ochoas Taschen durchsuchte.

Gabriela gab ihr ein Zeichen und raunte: »Er schläft fest. Gerade hat er im Schlaf einen Furz gelassen. Riechst du es nicht?«

Sie wisperte noch leiser: »Er muss eine Menge Geld bei sich haben. Ich glaube nicht, dass er genau weiß wie viel. Ein paar Dollar können wir für uns abzweigen. Hundert oder mehr.«

»Und wenn er es merkt?«

»Das merkt er nicht.«

Sie holte ein paar Papierblätter aus der Tasche von Ochoas prunkvoller Charrojacke und warf einen Blick darauf. Die Nackte stutzte.

»Was ... Das ist doch nicht möglich!«

»Du kannst lesen?«, fragte Mariana, die Viertel-Yaqui.

»Was dachtest du denn? Ich bin eine gebildete Frau.«

»Das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Was steht denn da, was dich so fasziniert? Obwohl ... lesen kannst du später, such erst das Geld, die Dineros.«

»Nein, jetzt liest du das!«, befahl da eine Männerstimme.

Ein Revolverhahn knackte. Ochoa war aufgewacht, wie von seinem Instinkt geweckt. Er saß auf dem Bett, die dünne Decke über dem Unterleib, und hatte den Revolver in der Hand.

»Ich höre, Putana.«

Die beiden Frauen erschraken. Gabriela ließ die Seiten los. Sie waren aus einem Notizbuch gerissen und mit der Hand beschrieben, mit Tintenblei. Die Seiten flatterten auf den Boden.

»Hast du es nicht selbst schon gelesen?«, fragte Gabriela.

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Ich ... ähm, ich hatte dazu noch keine Zeit.«

Das war gelogen. In Mexiko gab es eine große Zahl von Analphabeten. El Sanguinario, der gefürchtete Bandolero, gehörte dazu. Er war aber zu eitel, um das zuzugeben. Seinen Namen konnte er schreiben. Und so gut es ging, tat er so, als ob er des Schreibens und Lesens kundig wäre.

Er gebrauchte dann eine Ausrede und ließ es sich vorlesen. Einfache kurze Angaben, zum Beispiel auf einem Steckbrief, konnte er erraten. Oder die Bezeichnung Comercio über einem Laden oder Ferretería über einem Eisenwarengeschäft.

Bodega und Burdel oder Casa de Putas an einem Haus sowieso. So schwer war das nicht. Viele kamen als Analphabeten oder mit rudimentärer Schulbildung durchs Leben.

Gabriela hob die Papierblätter auf. Sie las dem Mörder und Skalpjäger vor. Ochoa fluchte abscheulich.

Er begriff, dass er einen schweren Fehler begangen hatte.

»Das glaubt ihr nicht«, sagte Reid. »In der Schlucht gibt es Gold. Der arme Teufel, der hier skalpiert und gehängt wurde, schreibt das in seinem Tagebuch. Er war ein einzeln reisender Prospektor, einer jener Sonderlinge, die jahrelang Gold suchen, manche ihr ganzes Leben lang. Immer in der Überzeugung, sie würden irgendwann den Fund ihres Lebens machen. Gus Gunderson ist das gelungen. Er wollte nach Phoenix, um dort seinen Fund anzumelden und sich die nötige Unterstützung zu holen.«

»Das ist aber merkwürdig«, sagte Charlie Count.

Er war groß und schlank und ein Spieler, der jetzt auf Goldsuche war. Er hatte dunkles, glatt zurückgekämmtes Haar und einen schmal ausrasierten Oberlippenbart und sah verlebt aus. Er trug einen vom Ritt durch die Apachenwüste arg mitgenommenen Prince Albert Rock.

»Wenn er einen Claim anmelden wollte, müsste er doch Erzproben oder Goldklumpen bei sich gehabt haben. Dann hätten die, die ihn killten, sicher gesucht, woher er die hatte.«

»Das weiß ich auch nicht«, sagte Reid. »Ich bin kein Hellseher. Hier jedenfalls steht, dass die Schlucht zu einem Talkessel führt. Dort findet man eine goldhaltige Erdschicht.«

»Dann nichts wie dahin!«, riefen die anderen. »Schauen wir nach.«

Erschöpfung, Durst und Hunger waren vergessen. Neue Kräfte erwachten in den vier Männern. Sie eilten los, rannten fast, zogen die Pferde hinter sich her. Der mumifizierte Tote blieb erst einmal liegen. Er hatte alle Zeit dieser Welt.

Die Vier marschierten eine halbe Stunde lang. Die Hitze, die sie zuvor ausgelaugt hatte, ignorierten sie jetzt.

Die Schlucht weitete sich; steil stiegen die Wände zu beiden Seiten an. Es gab ein paar Abzweigungen, die nicht weit führten.

Dann erreichte die kleine Gruppe der Goldsucher einen Talkessel. Er hatte auf der anderen Seite zwei Auswege, weiterführende Schluchten. In dem geräumigen Tal gab es im Schatten der Felswand Tinajas, Wasserlöcher. Unkraut und Grasbüschel wucherten. Es gab eine Abraumhalde. Etliche Hütten standen da, seit Jahre unbewohnt und ungepflegt. Hier war schon einmal nach Gold oder anderen Edelmetallen gesucht worden, vorzugsweise nach Gold.