Jack Slade 1033 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1033 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Leonard Tucker, ein Anwaltsgehilfe aus New York City, genießt das Großstadtleben. Doch das Testament seines Onkels führt ihn nach Montana - in eine Welt aus Staub, Weite und Gesetzlosigkeit. Auf seiner frisch geerbten Ranch nahe Stone Falls muss sich Leonard nicht nur dem harten Leben des Westens stellen, sondern auch einem skrupellosen Großrancher, der mit eiserner Faust über das Land herrscht. Naiv, unerfahren und ohne jegliche Ahnung vom Leben als Rancher, gerät Leonard schnell zwischen die Fronten eines erbitterten Machtkampfs. Und als wäre das nicht genug, sieht er sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen: die eine klug und stark, tief verwurzelt im rauen Westen, die andere voller Geheimnisse und unverkennbar mit einer eigenen Agenda ...


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Seitenzahl: 137

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Die ungezähmte Cowboy-Queen

Vorschau

Impressum

Die ungezähmte Cowboy-Queen

Leonard Tucker, ein Anwaltsgehilfe aus New York City, genießt das Großstadtleben. Doch das Testament seines Onkels führt ihn nach Montana – in eine Welt aus Staub, Weite und Gesetzlosigkeit. Auf seiner frisch geerbten Ranch nahe Stone Falls muss sich Leonard nicht nur dem harten Leben des Westens stellen, sondern auch einem skrupellosen Großrancher, der mit eiserner Faust über das Land herrscht.

Naiv, unerfahren und ohne jegliche Ahnung vom Leben als Rancher, gerät Leonard schnell zwischen die Fronten eines erbitterten Machtkampfs. Und als wäre das nicht genug, sieht er sich zwischen zwei Frauen hin- und hergerissen: die eine klug und stark, tief verwurzelt im rauen Westen, die andere voller Geheimnisse und unverkennbar mit einer eigenen Agenda ...

Es war ein Morgen wie jeder andere. Punkt acht Uhr betrat Leonard Tucker die Räumlichkeiten der Kanzlei Barker & Son und begab sich umgehend in sein Büro.

Tucker, ein gut aussehender, großer Mann in den Dreißigern, arbeitete bereits seit vielen Jahren für den renommierten Rechtsanwalt Jason Barker und dessen Sohn Clemens, der deutlich jünger war als Tucker.

Tuckers Arbeitsbeschreibung lautete Rechtsanwaltsgehilfe. Eine Bezeichnung, die so gut wie alle in der Kanzlei anfallenden Handlangerdienste einschloss.

Tucker aber war dennoch zufrieden mit seinem Leben. Der alte Barker ließ sich nicht lumpen und zahlte ihm ein Gehalt, das wirklich nicht von schlechten Eltern war.

So ließ sich gut leben, und das in einer so aufregenden und aufstrebenden Stadt wie New York. Tucker mochte das Leben hier. Für ihn war dieser Schmelztiegel der Kulturen eine Art Lebenselixier, und er hätte sich niemals vorstellen können, New York zu verlassen.

Abgesehen von seiner Arbeit lebte er oft in den Tag hinein, ein festes Mädchen hatte er nicht.

Warum auch?!

Die Auswahl in New York war viel zu groß und zu anziehend, als dass er sich für eine Einzige hätte entscheiden wollen.

Er hatte gerade den ersten Kaffee getrunken, da bestellte ihn der alte Barker in sein Büro.

»Tucker, ich habe eine traurige Nachricht für Sie«, begann Barker. »Leider ist Ihr Onkel verstorben, und ich habe hier das Testament, das er vor seinem Tod noch verfasst hat.«

»Mein ... mein Onkel?«, stammelte Tucker. Für einen Moment hatte er völlig die Orientierung verloren.

»Ja, Ihr Onkel Eugene, der in Montana lebte, ist nach langer Krankheit vor zwei Wochen verstorben.«

Onkel Eugene!, schoss es Tucker durch den Kopf. Natürlich, der Bruder seines ebenfalls schon verstorbenen Vaters!

Es war gar kein Wunder, dass er sich im ersten Augenblick nicht hatte erinnern können. Denn er hatte Eugene höchstens drei, vier Male getroffen, als er noch ein kleiner Junge gewesen war.

Es musste jetzt mindestens dreißig Jahre zurückliegen, dass Eugene gen Westen gezogen war, um sich dort ein Heim zu schaffen. Lediglich einmal in all den Jahren hatte der Onkel ihm noch einen Brief geschrieben, erinnerte sich Tucker.

Eugene hatte in diesem Brief davon berichtet, dass er sesshaft geworden sei und sich in Montana eine Ranch aufgebaut habe. Leider habe er bisher aber keine Frau gefunden, sodass auch Nachwuchs nicht in Sicht sei.

Dass Tucker diesen Brief erhalten hatte, lag bestimmt auch schon wieder rund zwanzig Jahre zurück. Er hatte die Ausführungen damals lediglich überflogen und den Brief weggeworfen.

»Okay, Mr. Barker, danke, dass Sie mich informiert haben«, sagte er dann. »Wenn sonst nichts mehr anliegt, würde ich nun gerne zurück an die Arbeit gehen.«

Er musste innerlich grinsen, schließlich hatte er an diesem Morgen noch keinen einzigen Handschlag getan, außer den Kaffeebecher zum Mund zu führen.

»Moment!«, erwiderte Barker, und am Tonfall war unschwer zu erkennen, dass es sich hier nicht um eine Bitte, sondern um einen Befehl handelte.

Tucker blieb stehen.

»Tucker, das war noch nicht alles, was ich Ihnen zu sagen habe.«

Der Alte macht es aber spannend, dachte der Anwaltsgehilfe.

»Wundern Sie sich gar nicht, dass die Nachricht vom Tod Ihres Onkels bei mir und nicht bei Ihnen gelandet ist?«

»Eigentlich nicht«, antwortete Tucker. »Das wird schon alles seine Richtigkeit haben.«

»Selbstverständlich hat alles seine Richtigkeit. Sie glauben ja wohl nicht, dass ich Ihre Post öffnen würde«, maulte Barker. »Das Kuvert war an mich adressiert und enthielt ein an mich gerichtetes Schreiben, einen Scheck, ebenfalls auf mich ausgestellt, sowie das Testament ihres Onkels. Er hat mich als Testamentsvollstrecker eingesetzt.«

»Also gut«, erwiderte Tucker. »Ich danke Ihnen, dass Sie mich darüber informiert haben. Was das Testament betrifft, werde ich Ihnen aber nicht helfen können, da ich über etwaige weitere Bekannte meines Onkels nichts weiß.«

»Sagen Sie mal, Tucker, sind Sie eigentlich schwer von Begriff?«

Tucker sah seinen Boss an und fragte sich, ob der wohl schlecht geschlafen hatte.

»Dieses Testament betrifft Sie, Tucker!«, fuhr der Alte fort. »Ihr Onkel hat Ihnen seinen Besitz vermacht. Sein Anwesen mit allem, was an lebendem und totem Inventar dazugehört, sowie eine mittlere Summe Bargeld.«

Tucker glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Er hatte geerbt? Ein ganzes Anwesen und noch Geld obendrein?

Da würde er sich in Zukunft wohl besser stellen können. Vielleicht eine größere Wohnung und des Öfteren mal ein Besuch im Restaurant.

Und wenn das Anwesen sogar deutlich größer sein sollte, als er sich das jetzt vorstellte, wäre ja vielleicht sogar möglich, dass er gar nicht mehr arbeiten musste und dem alten Baker Lebewohl sagen konnte.

»Das Ganze hat allerdings einen kleinen Haken«, sagte Barker.

So schnell, wie Tuckers Träume aufgeblüht waren, schienen sie jetzt wieder zu vergehen.

»Was für einen Haken?«, fragte er.

»Sie müssen die Ranch, die in der Nähe der Grenze zu Kanada liegt, übernehmen und dürfen Sie innerhalb der nächsten fünf Jahre nicht verkaufen. Entscheiden Sie sich dagegen, bin ich befugt, die Ranch meistbietend zu verkaufen und den Ertrag an das Armenhaus hier in New York zu spenden. Sie bekommen dann also von diesem Geld gar nichts, sondern erhalten nur den Barbetrag.«

Wieder glaubte Tucker, seinen Ohren nicht trauen zu können.

Da erbte er schon mal etwas, und dann auch wieder nicht. Was sollte er denn mit einer Ranch irgendwo im Nirgendwo anfangen? Er war ja nicht einmal ein guter Reiter und konnte sich gerade auf dem Rücken eines Pferdes halten.

Er überlegte. Dann fragte er: »Wie groß ist die Ranch?«

»Wenn ich dem Schreiben Glauben schenken darf, ist es eine Ranch von mittlerer Größe. Ihr Onkel nannte eine Größe von rund 300.000 Acres. Allerdings ist das Land mehr wert als vergleichbar große Ranches, da es einen direkten Zugang zum Wasser hat, dem Serpentine River.«

300.000 Acres also, dachte Tucker und versuchte sich vorzustellen, wie groß das war.

Wieder erriet Barker seine Gedanken.

»300.000 Acres sind ein schönes Stückchen Land. Allerdings ist es mit dem, was ich vorhin ›lebendes Inventar‹ genannt habe, nicht weit her. Die Rinder sind wohl in alle Himmelsrichtungen verschwunden – oder gestohlen worden –, sodass Ihnen nur ein paar Pferde und ein alter Vormann bleiben. Zudem gibt es in Montana Ranches, die fünfzigmal und mehr größer sind als die Tucker-Ranch. Der größte Besitz gehört einem gewissen Charles Leyton. Die Leyton-Ranch soll etwa ein Fünfzehntel der Fläche von Montana ausmachen.«

»Und auf wie viel beläuft sich der Barbetrag?«, fragte Tucker.

»Der beiliegende Scheck beläuft sich auf 717,20 Dollar. Wahrscheinlich ist das genau der Betrag, über den Ihr Onkel noch verfügte, als er sich erschoss.«

»Was?! Onkel Eugene hat sich erschossen? Warum hat er das getan?!«

»Ich weiß natürlich auch nur das, was in dem Schreiben steht«, antwortete Barker. »Aber offensichtlich war Ihr Onkel schwer krank und wusste, dass er ohnehin bald sterben würde. Wenigstens den Zeitpunkt hat er da wohl selbst wählen wollen.«

Das waren jetzt zu viele Informationen auf einmal für Tucker, und er wusste nicht, was er zu all dem sagen sollte.

Barker erkannte das.

»Ihr Onkel hat mir erlaubt, Ihnen drei Tage Bedenkzeit zu geben, Tucker«, sagte er. »Heute ist Dienstag, und am Freitag werden Sie mir mitteilen, wie Sie sich entschieden haben.«

Tucker nickte.

»Gut, dann können Sie jetzt gehen, Tucker. Und ich gebe Ihnen den Rat, jetzt endlich mit der Arbeit anzufangen.«

Der alte Fuchs, dachte Tucker. Er hat also seine Augen und Ohren doch überall und hat mitbekommen, dass ich heute Morgen noch gar nichts getan habe. Na ja, was soll es, ich bin ja jetzt Großgrundbesitzer. Er musste grinsen.

In den kommenden Tagen dachte Tucker hin und her.

Wenn ich das Testament annehme, muss ich fünf Jahre in Montana verbringen, unter Unwägbarkeiten, von denen ich nun überhaupt noch keine Vorstellung habe, überlegte er.

Und vielleicht ist die Ranch am Ende dieser fünf Jahre so weit heruntergewirtschaftet, dass kaum etwas bleibt, wenn ich sie dann verkaufe.

Nehme ich sie nicht an, bleiben mir siebenhundert Dollar. Damit könnte ich mir ein paar schöne Tage machen, und dann wäre es schon wieder vorbei mit der Erbschaft. Wäre dann eben wie gewonnen, so zerronnen. Aber immerhin besser als nichts.

Er grinste.

Und doch arbeitete die Verlockung, einmal etwas Eigenes zu besitzen, unablässig in ihm. Und als er am Freitagmorgen auf dem Weg in die Kanzlei war, hatte er sich entschieden.

»Ich nehme die Erbschaft an«, erklärte er, als er in Barkers Büro stand.

»Gut, Tucker«, sagte der Alte. »Ich mache den Papierkram fertig. Kommen Sie Montagmorgen zu mir ins Büro, dann brauchen Sie bloß noch zu unterschreiben, und die Ranch gehört Ihnen. Ich gebe Ihnen heute frei. Ab Montag sind Sie dann Ihr eigener Herr.«

Tucker verabschiedete sich und machte sich auf den Weg in das »French House«, ein Restaurant, das französische Küche anbot.

Dort wollte er noch einmal den von ihm so geliebten europäischen Kaffee genießen, der sich zum amerikanischen verhielt wie schottischer Whisky zu dem Fusel, den sie hier in den Bars ausschenkten.

So etwas werde ich wohl sehr lange nicht mehr bekommen, dachte er. Genau genommen, mindestens fünf Jahre nicht. Er musste grinsen.

Leonard Tucker, Besitzer der Tucker-Ranch in Montana – das hörte sich eigentlich nicht so schlecht an. Und auch in fünf Jahren, mit dann einundvierzig, wäre er noch jung genug, um nach einem Verkauf der Ranch in New York oder sogar in Europa ein gutes Leben zu haben.

An diesem, für ihn wohl für lange Zeit letzten Wochenende in New York, ließ es Tucker noch einmal richtig krachen.

Im Gentleman's Pleasure-Club ließ er buchstäblich die Puppen tanzen, und eine von ihnen nahm er später mit nach Hause.

Die kleine Asiatin mit den kleinen, festen Brüsten war so ganz nach seinem Geschmack – er zog kleine Brüste den großen vor –, und er genoss ihre kunstreichen Handgriffe beim Liebesspiel.

Weil aber gerade auch alles Schöne irgendwann einmal endet, kam schließlich doch der Montagmorgen.

Tucker machte sich auf den Weg in die Kanzlei und kam zum ersten Mal seit langer Zeit zu spät. Erst um acht Uhr dreißig betrat er das Büro von Barker.

»Mann, Tucker, Sie glauben wohl, weil Sie jetzt ein Stück Land besitzen, müssten Sie sich nicht mehr an unsere Regeln halten, wie?« Der Alte blickte ihn streng an.

»Sir, ich ... es ... tut ... es tut mir ... leid«, stammelte Tucker und ärgerte sich deshalb über sich selbst.

»Tucker, beruhigen Sie sich«, empfahl ihm Barker. »Ich habe doch nur ein Späßchen mit Ihnen gemacht. Natürlich können Sie gehen und kommen, wohin und wann Sie wollen. Sie sind jetzt Ihr eigener Herr.«

Zum ersten Mal überhaupt sah Tucker den Alten freundlich lächeln.

Ein Wunder, dachte er. Ein wahres Wunder!

»Ich mache doch nur Spaß, Sir.« Er zwinkerte, und beide mussten nun lachen.

Dann aber sagte der alte Rechtsanwalt: »Nun aber zum Geschäft, Tucker. Hier sind die Papiere und der Scheck; Sie müssen nur noch unterzeichnen.«

Tucker nahm den Vertrag und unterschrieb.

»Ich habe nach Stone Falls telegrafiert, dass Sie das Testament angenommen haben. Der Vormann Ihres Onkels weiß Bescheid und erwartet Sie irgendwann in den kommenden Monaten.«

»Vielen Dank, Sir.«

»Und, Tucker, denken Sie daran: Sollten Sie die Ranch in unter fünf Jahren verkaufen, verfällt der Vertrag, und das Geld geht ans Armenhaus. Und glauben Sie nicht, das würde nicht auffallen, wenn sie auch nur um eine Woche schummeln sollten! Jeder Verkauf muss gemeldet werden, und ich als von Ihrem Onkel eingesetzter Notar werde dann informiert.«

»Ich werde mich daran halten, Sir. Und wenn nicht, werde ich Sie informieren.«

»Sie waren stets ein guter Mann für mich, Tucker. Kein sehr guter, aber ein guter.« Jetzt zwinkerte der Alte. »Passen Sie auf sich. Dort drüben im Westen soll das Leben noch immer sehr einfach sein. Und gewiss nicht ungefährlich. Und wenn Sie einmal einen Rechtsbeistand benötigen sollten, dann wenden Sie sich an unser Büro in San Francisco. Von dort aus wird man mich dann informieren.«

»Vielen Dank für das Angebot, Sir. Ich werde die Augen auf jeden Fall offenhalten und aufpassen.«

»Dann ist es jetzt so weit«, meinte Barker. »Hier trennen sich unsere Wege.«

»Ja, Sir. Danke für alles. Ich hoffe, wir sehen uns einmal wieder.«

»Das weiß nur Gott. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute, Tucker«, sagte Barker.

Dann verließ Tucker das Büro.

Tucker erledigte in den kommenden Tagen alles, was noch zu erledigen war. Er kaufte eine große Reisetasche und packte die Anziehsachen ein, von denen er glaubte, dass sie wohl in den Westen passten.

Die Reise in den Westen dauerte etwa zehn Tage. Die Eisenbahn würde ihn innerhalb von acht Tagen bis Helena bringen, und von dort aus waren es noch mal zwei weitere Tage bis Stone Falls.

Zwei Wochen nach seinem Abschied von Barker & Son bestieg er in New York den Zug.

Die ersten beiden Tage vergingen rasch. Dann aber, nach dem Umsteigen in Columbus, wurde die Fahrt immer langweiliger.

Die öden Weiten von Indiana und Illinois zerrten an Tuckers Nerven, und zum ersten Mal seit Tagen war er sich nicht mehr sicher, ob er wirklich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Als die Strecke dann aber durch die mächtigen Rocky Mountains führte, war er zumindest für den Moment versöhnt.

Auch ein Großstadtmensch wie er konnte sich der wilden Schönheit der Natur nicht entziehen.

Aber er fragte sich jetzt auch, wie es wohl wirklich sein würde, hier draußen zu leben, und welche Gefahren hier auf einen lauerten.

Am Ende des achten Tages erreichte er schließlich Helena. Und als er die ersten Schritte aus dem kleinen Bahnhofsgebäude hinaus auf die staubige Main Street machte, da war ihm endgültig klar, dass er hier eine andere Welt betrat.

Niemand schien es hier besonders eilig zu haben, ganz anders als im hektischen New York.

Aber nahezu jeder Mann trug eine Waffe, und er fragte sich, ob er sich nicht besser auch bereits eine besorgt hätte.

Da die Kutsche erst in zwei Stunden abfahren würde, schlenderte er die Main Street entlang und betrachtete die wenigen Frauen, die ihm begegneten.

Natürlich konnte keine von ihnen modisch mit den Girls konkurrieren, wie er sie aus New York kannte.

Dennoch erkannte ein Fachmann, für den er sich schließlich hielt, dass unter den faden Kleidern, die diese Frauen trugen, wohl der eine oder andere Schatz verborgen war.

Ein anderes Kleid, eine andere Frisur, etwas mehr Make-up, und schon konnte er sich vorstellen, auch westlich der Rockys noch Spaß zu haben.

Als er am General Store vorbeikam, beschloss er, sich hier mit einem Colt und einem Revolvergurt auszustatten.

»Einen schönen guten Tag, Sir«, empfing ihn der Store-Besitzer. »Was kann ich für Sie tun?«

»Ich suche einen Revolver und eine dazu passende Aufbewahrungsmöglichkeit«, antwortete Tucker.

»Aufbewahrungsmöglichkeit?« Der Mann lachte. »Sie meinen wohl ein Colt-Holster mit Gürtel?«

»Ja, genau, das meine ich.«

»Sir, selbst wenn Sie hier in verdreckter Hose und verdrecktem Hemd eines Cowboys hereingekommen wären, hätte mir der Begriff ›Aufbewahrungsmöglichkeit‹ sofort verraten, dass Sie wohl aus dem Osten stammen.«

»Tja, das kann ich nicht leugnen«, entgegnete Tucker. »Was würden Sie mir denn empfehlen?«

»Sir, der .45er Colt, der Peacemaker, ist hier die übliche Waffe.« Er zeigte auf eine Vitrine, in der einige Revolver und auch Holster lagen. »Der Peacemaker ist zuverlässig, und Sie können die gleichen Patronen verwenden, die man auch für eine Winchester benötigt.«

»Ein Gewehr benötige ich nicht«, antwortete Tucker.

»Warten Sie es ab, Sir. Wenn Sie länger bleiben, werden Sie ohne Winchester kaum auskommen. Wo wollen Sie denn eigentlich genau hin?«

»Ich bin auf dem Weg nach Stone Falls und werde die Postkutsche nehmen, die in etwa einer Stunde abfährt.«

»Stone Falls? Davon habe ich schon gehört. Soll ein ziemlich kleines Nest sein.«

»Ich war noch nie dort, aber man hat mir in der Tat gesagt, dass Stone Falls nicht gerade New York ist.«

»Sie kommen aus New York, Sir? Das muss ja eine tolle, aufregende Stadt sein.«