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Jack Slade 1041 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Im rauen Colorado tobt in den frühen 1870ern ein Gold- und Silberrausch. Rund um Denver wühlen Glücksritter in der Erde - doch der Traum vom Reichtum wird von einer skrupellosen Mörderbande bedroht. Die Verbrecher machen Jagd auf erfolgreiche Schürfer, bringen sie um ihren hart erarbeiteten Fund und reißen vielversprechende Claims zu Spottpreisen an sich. Ihr düsteres Markenzeichen: ein schwarzer Sombrero, der als stumme Drohung gilt - wer nicht freiwillig abtritt, zahlt mit dem Leben. Sheriff John Coulter versucht mit Mut und Hartnäckigkeit, dem Treiben Einhalt zu gebieten, obwohl jeder Ermittlungsversuch dem sicheren Tod gleichkommt. Doch dann erhält er unerwartet Unterstützung: Ein geheimnisvoller Revolverheld aus Texas - blondgelockt, schnell mit dem Colt und entschlossen, Gerechtigkeit zu suchen. Sein Name ist Ringo. Sein Motiv: Rache. Denn einer der Sombrero-Männer hat seinen Ziehbruder ermordet ...

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Seitenzahl: 155

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Der schwarze Sombrero

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Der schwarzeSombrero

Im rauen Colorado tobt in den frühen 1870ern ein Gold- und Silberrausch. Rund um Denver wühlen Glücksritter in der Erde – doch der Traum vom Reichtum wird von einer skrupellosen Mörderbande bedroht. Die Verbrecher machen Jagd auf erfolgreiche Schürfer, bringen sie um ihren hart erarbeiteten Fund und reißen vielversprechende Claims zu Spottpreisen an sich. Ihr düsteres Markenzeichen: ein schwarzer Sombrero, der als stumme Drohung gilt – wer nicht freiwillig abtritt, zahlt mit dem Leben.

Sheriff John Coulter versucht mit Mut und Hartnäckigkeit, dem Treiben Einhalt zu gebieten, obwohl jeder Ermittlungsversuch dem sicheren Tod gleichkommt. Doch dann erhält er unerwartet Unterstützung: Ein geheimnisvoller Revolverheld aus Texas – blondgelockt, schnell mit dem Colt und entschlossen, Gerechtigkeit zu suchen. Sein Name ist Ringo. Sein Motiv: Rache. Denn einer der Sombrero-Männer hat seinen Ziehbruder ermordet ...

Er glaubte an nichts und niemanden, nur an sich und den Colt. Hauptsächlich an den Colt.

Vor zwei Tagen war er fündig geworden. Bald würde es hier von Prospektoren wimmeln, es sei denn, die Sombrero-Bande, deren Abgesandte draußen auf ihn lauerten, steckte das Gebiet für sich ab. Wer sollte es anders sein, der ihn rief? Der graubärtige Digger knirschte mit den Zähnen.

Halblaut rief er nach seinem Gehilfen, dem Halbblut Dumb Charlie, der im Nebenraum schlief. Auf dem Minengelände war alles sehr einfach eingerichtet, in der Hütte primitiv. Nur das Nötigste war vorhanden.

Dumb Charlie erschien jedoch nicht. Er machte sich nicht bemerkbar, indem er an die Wand klopfte. Er war stumm; man hatte ihm schon vor langer Zeit die Zunge herausgeschnitten. Der Hellste im Kopf war er ebenfalls nicht.

Als ob er wüsste, dass Monty seinen Helfer zur Verstärkung rief, brüllte jetzt wieder der Rufer draußen: »Mit deinem Halbblut brauchst du nicht zu rechnen, Monty! Komm raus und ergib dich. Die Mine oder das Leben! Dumb Charlie ist weggelaufen, als er den schwarzen Sombrero an die Tür genagelt sah.«

Monty DeClare lief es eiskalt über den Rücken. Er hatte den Sombrero – die Ankündigung der Banditen, dass sie es auf jemanden abgesehen hatten – nicht erblickt. Dumb Charlie musste einen Wink erhalten haben, besser zu verschwinden. Den Sombrero, die Warnung, hatte er in vorauseilendem Gehorsam mitgenommen, um der Bande einen Gefallen zu erweisen.

Monty sah drei maskierte Reiter: dunkle Gestalten mit Kapuzen, alle die Winchester in der Armbeuge, schwer bewaffnet. Er riss das Fenster auf. Mit dem Buckshot konnte er die drei gerade so erreichen.

»Haut ab!«, schrie er mit sich überschlagender Stimme. »Meine Mine kriegt ihr nicht. Mein ganzes Leben habe ich nach Gold und Silber gesucht und geschürft und bin immer ein armer Schlucker geblieben. Jetzt habe ich, jede Wette, eine Silberader angeschlagen, eine Bonanza. Das gebe ich nicht auf.«

»Das solltest du aber tun, wenn dir dein Leben lieb ist«, antwortete der Mittlere der Reiter und beugte sich im Sattel vor. »Jungs, zeigt's ihm!«

Aus der Ecke der Hütte und von der Abraumhalde meldeten sich zwei Stimmen:

»Wirf deine Knarre weg, Bastard!«

»Komm sofort raus! Jetzt!«

Als Antwort feuerte Monty eine Schrotladung in die Halde, dorthin, wo er den Rufer vermutete, und auf die drei Reiter. Doch sie waren bereits zur Seite geprescht. Keiner von ihnen wurde verwundet.

Dann knallte es infernalisch aus Gewehren und Revolvern. Kugeln pfiffen dem Digger um die Ohren und ins Fenster, schlugen in die Wand und die Tür. Einen Moment später leuchtete eine Flamme auf. Eine Brandbombe, eine dünnwandige Flasche mit Kerosin, flog aufs Dach.

Monty wartete die nächste nicht ab. Er warf sich auf den Boden, robbte zur Tür und ins Nebenzimmer. Das war sein Glück. Als er die Tür zuknallte, flog die nächste Brandbombe durchs Fenster und verwandelte das Schlafzimmer in eine Feuerhölle.

Fluchend lud Monty nach. Munition hatte er genug griffbereit. Er war im Nachthemd. Zeit, sich anzuziehen, blieb ihm keine. Schläge donnerten gegen die Hüttentür. Immerhin war Dumb Charlie nicht so dumm gewesen, die Tür unversperrt zu lassen.

Monty zog einen alten Teppich zur Seite. Darunter befand sich eine Falltür. Er öffnete sie und stieg hinunter, während der Feuerschein im Nebenzimmer unter der Tür hindurchschien. Auf dem Dach brannte es. Die Hütte würde bald lichterloh in Flammen stehen.

Der Digger zerrte den Teppich zurecht. Er war an der Falltür befestigt und klappte sie zu. So hatte er sich einen unterirdischen Fluchtgang geschaffen, von dem, seines Wissens nach, nicht einmal Dumb Charlie wusste. So hoffte er, mit dem Leben davonzukommen.

Der Graubärtige kroch durch den engen Gang. Er war fünfzig Meter lang. Monty hatte allein schwer geschuftet und fühlte sich wie ein Maulwurf. In der Finsternis krabbelte er auf allen vieren in der stickigen, nach Erde riechenden Luft.

Nach einer Weile kroch er ein Stück von der Hütte entfernt in einem Gebüsch heraus und spähte zu seiner Hütte. Sie brannte bereits lichterloh. Er war gerade noch rechtzeitig herausgekommen. Monty sah Reiter – er zählte sechs Mann, ganz sicher war er sich jedoch nicht. Im Feuerschein und weil sie sich bewegten, konnte er es nicht genau feststellen.

Sie hatten die Hütte eingekesselt. Vor der brennenden Hütte, im Feuerschein, sah Monty einen Mann zu Fuß. Er winkte einem der Reiter zu, aber was er ihm zurief, verstand Monty nicht.

Er wollte es gar nicht wissen – etwas Freundliches, das ihn betraf, war es nicht. Der Digger machte sich auf den Weg. Er wollte einen Bogen schlagen, über den alten Indianerfriedhof, und dann in Richtung Denver marschieren.

Dort hatte er vor, sich an den Sheriff zu wenden. John Coulter war ein scharfer Hund. Er hatte es schon lange auf die Sombrero-Bande abgesehen, die ihm ein Dorn im Auge war. John Coulter hatte geschworen, die Bande zur Strecke zu bringen. Bei ihm wollte der alte Goldgräber Schutz und Zuflucht suchen.

Der Graubart fluchte. Er verwünschte sich, dass er sich in seiner Panik nicht die Zeit genommen hatte, seine Stiefel anzuziehen. Es tat weh, wenn er auf spitze Steine trat. Monty war einfach zu geschockt und durcheinander gewesen, um an die Stiefel zu denken.

Das büßte er jetzt. Doch besser wunde und blutige Füße als tot. Dass er im blaugrauen Nachthemd herumlief, war zweitrangig. Kalt war die Nacht, doch Monty war hart im Nehmen.

Er humpelte über den alten Indianerfriedhof in der breiten Schlucht. Hinter ihm loderte der Feuerschein und färbte den Nachthimmel rot.

Monty kam an ein offenes Grab. Er wunderte sich. Die Cheyenne und das Volk der Ute in dieser Gegend hatten ihre Toten auf Stangengestellen bestattet, in Leder und Decken gehüllt, den Elementen und der Verwesung ausgesetzt. Ein Erdgrab war ungewöhnlich.

»Wohin des Weges, Alter?«, fragte ihn eine raue Stimme, dieselbe, die ihm vorher zugerufen hatte. »Das Grab ist für dich.«

Monty wirbelte herum. Er wagte jedoch nicht, die Shotgun zu heben. Vor ihm hielt ein Reiter, jedoch ohne Kapuze. Monty sah ein kantiges Gesicht mit einem dichten schwarzen Schnauzbart. Ein Colt war auf ihn gerichtet. Stechende, tiefliegende Augen fixierten ihn.

»Saul Gomorrha!«, stieß er hervor. »Wo kommst du denn her?«

Er wusste, wer vor ihm im Sattel saß. Er hatte von diesem Mann gehört und ihn schon einmal gesehen. Um Gomorrhas Namen rankten sich schreckliche Geschichten. Dass er zur Sombrero-Bande gehörte und dort eine führende Rolle spielte, konnte ihm niemand nachweisen.

»Ich dachte mir, dass du diesen Weg nimmst, Monty«, knirschte Gomorrha. »Hast ja lange gebraucht.«

Die Hufe seines Pferdes waren mit Stoff umwickelt. Monty hatte keinen Hufschlag gehört. Gomorrha hatte sich seinen Weg geschickt gesucht, blieb im Schatten und nutzte natürliche Deckungen.

Jetzt war er da.

»Lass mich am Leben!«, flehte Monty. »Ich überschreibe euch die Mine, an wen immer du willst, mit sämtlichen Rechten. Ich ... ich habe voreilig gehandelt, als ich floh. Ich war überrascht.«

»Dass du dich nicht grillen lässt, war mir klar«, höhnte Gomorrha. »Wir haben mehrere Brandbomben in und auf die Hütte geschmissen. Als sich nichts regte, war mir klar, dass du abgehauen bist. Dass eine Ratte wie du ein paar Schlupflöcher hat, dachte ich mir. Also schaute ich mich um, und siehe da, wen erblickt mein Auge? Dich in deinem Nachthemd, das nun dein Totenhemd wird.«

Der Digger schwitzte kalten Schweiß in der kalten Nacht.

»Bitte, das musst du nicht tun, Gomorrha! Ihr bekommt die Mine.«

»Stell dich da vor das Grab. Ich habe es extra für dich ausheben lassen. Du sollst dich nicht darüber beschweren müssen, dass wir dich nicht erstklassig bedienen.«

Montys Knie zitterten. Er ging zu dem Grab und stellte sich mit dem Rücken dazu. Gomorrhas Aufforderung war für ihn wie ein Zwang. Er umklammerte den Schaft der Schrotflinte, sodass seine Knöchel weiß hervortraten.

»Bitte ... Ich flehe dich an! Ihr wollt doch die Mine! Das Silber. Was hast du davon, wenn du mich umbringst?«

»Meinen Spaß habe ich! Knie dich an den Rand des Grabes.«

Gomorrha genoss seine Überlegenheit und trieb ein grausames Spiel. In Monty DeClare zerbrach etwas. Mit einem Schrei und dem Mut der Verzweiflung riss er die Shotgun hoch, um den Killer aus dem Sattel zu fegen.

Es gelang ihm nicht. Gomorrha zerschoss ihm den Arm, dann die Knie. Monty stürzte zu Boden.

»Bitte«, wimmerte er.

Die Schrotflinte konnte er nicht mehr halten. Der Killer schoss ihm in den Bauch. Monty ließ die Shotgun los und krallte seine Hände auf die Einschusswunde.

Gomorrha ritt zu ihm, stieg ab und trat den Verletzten ins offene Grab.

»Liegt es sich bequem, Alter?«, fragte er höhnisch.

Über sich sah der Verwundete die breitschultrige Silhouette des gemeinen Killers, der kein Erbarmen kannte.

Gomorrha zielte auf ihn und ließ sich Zeit mit dem Abdrücken.

»Bitte«, stöhnte und flehte der Digger. »Ihr braucht meine Unterschrift für die Übereignung der Mine.«

»Ein Kreuz und dein Daumenabdruck genügen«, sagte Gomorrha und schoss ihm genau zwischen die Augen.

Der graubärtige Digger starb noch auf dem Gelände der Mine, die ihn nach einem harten, entbehrungsreichen Leben zum steinreichen Mann gemacht hätte.

Der Killer holte ein kaltes, angerauchtes Zigarillo aus der Jackentasche und zündete es erneut an. Er blies den Rauch aus, setzte seinen Hut ab und nahm den schwarzen Sombrero ab, den er am Windband auf dem Rücken getragen hatte. Dann setzte er seinen Hut wieder auf.

Die Krempe beschattete sein kantiges, stoppelbärtiges Gesicht bis zur Hälfte des Schnauzbarts. Er rauchte und warf dem Toten im Grab den Sombrero auf die Brust.

»Ruhe in Frieden«, sagte er zynisch. »Die Firma dankt. Hier hast du den letzten Gruß.«

Damit war der Sombrero gemeint, das Symbol dieser berüchtigten Bande von Killern und Nachtreitern. Kurz darauf ritt Gomorrha zur brennenden Hütte und seinen Leuten zurück. Er war so von sich überzeugt, dass er allein auf die Jagd nach dem Flüchtenden gegangen war. Der Tote würde in seinem Grab noch einmal Besuch erhalten.

Gomorrha schickte einen seiner Männer, um sich Monty DeClares Daumenabdruck auf der Überschreibungsurkunde für die Mine zu holen. Der Abdruck wurde mit einem Stempelkissen eingefärbt. Der üble Killer Monty war sich selbst zu schade, um ins Grab zu steigen und das zu erledigen.

Der einbeinige alte Saloonausfeger und Spucknapfleerer humpelte im »Bloody Bucket Saloon« herum und erledigte seinen Job. Es war schon lange nach Mitternacht in der Bergwerks- und Minenstadt Denver in Colorado. Anständige Bürger, soweit es welche gab, schliefen. Im »Bloody Bucket« herrschte nicht mehr viel Betrieb.

Ein Teil der Stühle stand bereits umgekehrt auf dem Tisch. Eine trübe Funzel spendete spärliches Licht.

Zwei Saloongirls gähnten. Eines kam, gefolgt von einem bulligen Miner, die Treppe herunter, mit dem sie zuvor in der Horizontalen aktiv gewesen war. Es sollte ihr letzter Job für diese Nacht sein. Sie ging zum Tresen und wollte sich bei dem Barkeeper, der hier die Aufsicht führte, abmelden.

»Für heute habe ich genug geschafft, Maxwell.«

Auf die volle Aussprache seines Namens legte er Wert. Wenn ihn jemand nur Max oder Mac nannte, regte er sich auf.

»Ich will nach Hause, mich langlegen. Mir tut meine Pussy weh.«

»Sei nicht so empfindlich, Kitty. Das ist nun mal dein Arbeitswerkzeug und dein Betriebskapital. Du bist hier das beste Pferd im Stall. Einen Freier schaffst du noch.«

»Siehst du wen?« Die rotblonde Kitty mit dem enormen Ausschnitt gähnte, dass es ihr fast den Kiefer ausrenkte. »Es sind nur zwei Betrunkene da. Die haben nichts in der Tasche, nichts im Kopf und nichts in der Hose. Dann der an der Wand. Er hängt auf dem Stuhl und hat den Hut über dem Gesicht. Und die vier in der Ecke, die schon die ganze Zeit die Köpfe zusammenstecken. Ich wette, sie hecken etwas aus. Das sind Bad Joey und seine Kumpane. Denen möchte ich nachts nicht begegnen, weder geschäftlich noch sonst. Und dann noch der stinkende alte Stumpy.«

»Das ist nicht das Grand Hotel. Du bist hier im Bloody Bucket. Der Name ist Programm. Bei uns verkehren nun mal keine Chorknaben.«

»Zu Bad Boy Kessler und seinen drei Kumpanen gehe ich nicht. Die wollen nicht gestört werden. Sie können sehr ungemütlich werden.«

Kittys Kunde war schon gegangen, nachdem er ein paar Münzen auf den Tresen geworfen hatte.

»Was ist mit dem an der Wand?«, fragte Maxwell.

»Er hat eine Flasche Whisky vor sich stehen. Sie ist schon fast leer. Er wird bald vom Stuhl fallen. Wenn ich es nicht besser wüsste – er regt sich ja kaum –, würde ich meinen, er belauscht Bad Boy und seine Komplizen. Der alte Stumpy fegt den Saloon aus und brabbelt vor sich hin. Dann noch die Girls, meine beiden Kolleginnen. Auch sie wollen nach Hause. Hier ist tote Hose.«

Die beiden anderen Saloongirls, reichlich verblühte Rosen, hingen desillusioniert und müde am anderen Ende des Tresens.

»Lass mich Feierabend machen«, bat Kitty.

»Feierabend ist, wenn ich es sage«, brummte der Keeper mit seiner tiefen Stimme. Er trug eine schmuddelige Schürze, war untersetzt, fleischig und glatzköpfig. Sein ausgeprägter Backenbart war sein ganzer Stolz, und er kaute an einem kalten Zigarrenstummel. »Reiß dich zusammen! Geh zu dem an der Wand, weck ihn auf. Er ist neu in der Stadt. Den nimmst du mit hoch aufs Zimmer.«

»Bei dem vielen Whisky, den er intus hat, läuft bei ihm nichts mehr. Er kann kaum noch stehen, da bin ich mir sicher.«

»Ob er steht und ob bei ihm etwas steht, spielt keine Rolle. Nimm ihn mit hoch, streng dich an, präsentiere ihm deine Reize. Wenn er bei dir im Bett einschläft, umso besser. Dann räumen wir ihm die Taschen aus und legen ihn in einer dunklen Gasse ab. Die anderen schicke ich bis dahin raus.«

Der Barkeeper winkte den beiden anderen Saloongirls, dass sie gehen könnten. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und verschwanden rasch aus dem miesen Saloon.

Kitty zog einen Flunsch. Der Barkeeper ließ sich nicht beirren und forderte sie auf, den Fremden aufs Korn zu nehmen. Er zwinkerte der Rotblonden mit dem Superbusen zu.

»Zieh los. Zeig, was du drauf hast. Wenn er deine Titten sieht, sogar noch doppelt, wird er auf Touren kommen. Wenn du dich nicht für ihn langlegen willst, gib ihm KO-Tropfen.«

»Das mache ich nicht gern. Dabei kann man leicht an den Falschen geraten. Einer Freundin von mir ist das passiert. Der Mann hat sich gerächt, nachdem sie ihm das verpasst hat. Er hat ihr Gesicht mit einem Bowiemesser zerschnitten. Jetzt sieht sie zum Fürchten aus und muss sich mit Putzen und miesen Jobs über Wasser halten.«

»Berufsrisiko. Selbst schuld, wenn sie sich hat erwischen lassen. Mach zu, Kitty. Hier, steck die Flasche ein.«

Der Barkeeper stellte sicher, dass niemand hinsah, und gab Kitty ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit. Sie steckte es in eine Kleidertasche.

»Geh zu dem einsamen Trinker. Wenn du mit ihm fertig bist, kannst du nach Hause gehen.«

»Dann kräht schon der Hahn.«

»Das ist sein Job. Erledige du deinen. Bad Boy und seine Freunde schicke ich bald nach Hause. Dir lasse ich oben etwas Zeit. Bei dem an der Wand kannst du was ernten. Die anderen geben nichts her.«

Hüftenschwingend ging Kitty zu dem Mann an der Wand des rustikal eingerichteten Saloons. Der Zecher hatte den Stuhl gekippt und hing darauf wie ein krummer Nagel, mit dem Rücken an der Wand. Es war ein Wunder, dass er nicht umfiel. An den Wänden hingen ein paar Bilder mit üppigen Damen und Cowboyszenen. Die Luft war verräuchert, und die Wände waren vom Tabakrauch mit einer braunen Patina überzogen.

Der Boden war mit Sägespänen bestreut, und beim Tresen standen zwei Spucknäpfe, in denen sich um diese Zeit einiges befand.

Der »Bluteimer« in Denver Downtown war eine Kaschemme übelster Sorte. Hier rumste es öfter. Wenn ein Einheimischer im »Bloody Bucket« Ärger bekam, was leicht geschah, gab ihm der Sheriff die Hauptschuld: »Was geht er dorthin? Er weiß doch, wie es in diesem Lokal zugeht.«

Kitty nahm am Tisch des einsamen Zechers Platz. Der Pianist hatte längst aufgehört zu spielen und war nach Hause gegangen.

»Hey, Süßer, schau mich mal an.«

Als keine Reaktion erfolgte, schob Kitty den bis über die Augen gezogenen Hut des Mannes nach hinten. Er sah sie an.

Das Erste, was ihr an ihm auffiel, waren die langen blonden Locken und die strahlend blauen Augen. Sie waren nicht verschleiert, wie sie es nach dem Genuss von mehr als einem Dreiviertelliter Whisky in der Qualität und Stärke des Hauses hätten sein müssen.

Der Mann war noch sehr jung, Anfang zwanzig. Er war wie ein Cowboy gekleidet, was in Denver unüblich war, und trug einen Colt an der Seite. Er war groß und schlank und kippte den Stuhl nach vorn, um locker zu sitzen.

»Yeah«, sagte er gedehnt und mit texanischem Akzent.

»Ich heiße Kitty. Wie wäre es mit uns beiden?« Kitty lächelte strahlend, was ihr zu dieser Zeit schwerfiel. Sie schob die Brust vor und präsentierte dem Gast ihren tiefen Ausschnitt. »Gehen wir hoch aufs Zimmer. Ich zeige dir das Paradies.«

»Da war ich schon. Heute ist kein Bedarf.«

Kitty rückte den Stuhl neben den Blonden und schmiegte sich eng an ihn. Er roch ihr Parfüm und spürte ihre Wärme und Nähe. Kitty wusste, wie sie rangehen musste. Jetzt oder nie, dachte sie. Der Ehrgeiz erwachte in ihr, diesen Mann herumzukriegen und in ihre Sexfalle oben im Zimmer zu locken.

Kitty legte die Hand auf den Oberschenkel des Blonden und tastete zur Mitte.

»Sei nicht so abweisend, Süßer. Du willst es doch auch. Bist du nicht scharf auf mich? Gefalle ich dir nicht? Fass mal an.«

Sie nahm seine Hand und steckte sie sich in den Ausschnitt.

Er zog sie zurück. Kitty gab aber nicht auf. Sie lutschte am Ohr des Blonden und fummelte an ihm herum. Als er sie wegschob, gab sie immer noch nicht auf.

»Du wirst es nicht bereuen mit mir. Wie heißt du denn? Meinen Namen habe ich dir schon genannt.«

»Ringo.«

Es war immerhin ein Zugeständnis, dass er ihr Auskunft gab.