Jack Slade 1042 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 1042 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Die von den Apachen entführte Frau trägt nun seit Jahren den Namen Chenoa. Grenzreiter McIntosh lernt sie als eine Frau kennen, die in der Folge ihres Lebensschicksals undurchschaubar geworden ist, ein Rätsel. Verfolgt von einem jungen Häuptling, der von Chenoa besessen ist, machen sich diese und McIntosh auf den Weg nach Santa Fé. Es wird zu einem mörderischen Ritt durch die Wüste, begleitet von einem Kampf auf Leben und Tod.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Chenoa – Tochter zweier Welten

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Impressum

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Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Chenoa – Tochter zweier Welten

New Mexico, staubheiß und gnadenlos. Grenzreiter McIntosh durchquert die Wüste – als Händler getarnt, doch mit einem geheimen Ziel: Er soll die vor fünf Jahren von den Acoma-Apachen entführte Ehefrau eines erfolgreichen Geschäftsmanns aufspüren und auslösen.

Schon bei der ersten Begegnung wird McIntosh klar, dass die Frau, die inzwischen Chenoa heißt, in der Folge ihres Lebensschicksals undurchschaubar geworden ist – ein Rätsel.

Doch ehe er sie zurück nach Santa Fé bringen kann, nimmt das Unheil Gestalt an: Ein junger Häuptling, besessen von Chenoa, folgt ihnen auf Schritt und Tritt. Der Weg zurück wird zur blutigen Hetzjagd durch sengenden Sand, durch Felsen, Dornen und Verrat ...

Da dies vielleicht seine letzte Zigarette sein würde, war er großzügig mit dem Tabak. Der große Mann rollte das Papier zwischen den Lippen und genoss den kräftigen Geschmack. Er hielt die Zigarette in der offenen Hand und verbarg den Rauch nicht.

McIntosh wusste, dass der Eingang des Canyons bewacht sein würde, doch er gab sich keine Mühe mehr, sich zu verstecken. Direkt vor ihm lag die Felsenschlucht, in der die Acoma-Apachen seit Ewigkeiten hausten. Das rote Gebirge sah aus, als wäre mit einem Kuchenmesser ein Stück herausgeschnitten worden. Ein ausgezeichneter Schlupfwinkel, nur wenigen Weißen bekannt, und nur wenige Weiße hatten ihn lebend wieder verlassen.

Ein alter Mexikaner, der seit Jahren in dieser Gegend lebte und von den Indianern geduldet wurde, hatte ihm den Weg zum Apachenlager verraten.

Während McIntosh im Sattel rauchte, legte er entspannt sein rechtes Bein über das Sattelhorn und setzte das Armeefernglas an die Augen. Er blinzelte gegen die grelle Sonne, als er nochmals die beiden Wände der Schlucht absuchte, bis er auf menschliche Umrisse stieß.

Ohne Fernglas hätte der normale Betrachter die bewegungslose Figur für einen Felsbrocken halten können, denn der Wachtposten hatte eine rote Decke in der Farbe des Felsens bis über seinen Kopf gezogen. Dieser Umhang ließ nur sein Gesicht frei, in dem ein wachsames Augenpaar die weite Ebene absuchte.

McIntosh konnte sich vorstellen, wie warm es unter der Wolldecke sein musste, und er nahm an, dass ein junger Indianer, begierig auf Anerkennung, mit der mühseligen Verantwortung des Wachehaltens betraut worden war.

Nachdem der Grenzreiter die Zigarettenglut am Sattelhorn ausgedrückt hatte, gab er seinem Falben mit einem leichten Schenkeldruck zu verstehen, dass er antraben sollte, und als Pferd und Reiter aus der Senke auftauchten, da konnte er sicher sein, dass der Wachtposten ihn spätestens jetzt erspäht haben musste.

Seine Kavalleriehose, früher von einem tiefen Dunkelblau, hatte längst eine neutrale Farbe angenommen, die entfernt an die Farbe des frühen Morgens erinnerte. An den gelben Streifen hätte man sie immer noch als Uniform erkennen können. Darum hatte er vor Beginn seiner Reise die Nähte der Streifen geöffnet und die Stoffbänder entfernt.

Die Wache machte gebückt ein paar Schritte zum Canyonrand, wohl um ein Signal an einen weiteren Posten zu geben, der unten am Mund des Canyons postiert war. In Kürze würde das ganze Pueblo alarmiert sein, dass ein unbekannter Reiter sich dem einzigen Zugang näherte. McIntosh spürte, wie ihm Schweiß aus den Achseln die Seiten hinunterlief.

Unterdessen musste der zweite Wachtposten unten ebenfalls die Staubfahne gesehen haben, die McIntosh mit seinem Packpferd aufwirbelte. Er hoffte, dass die Augen der Späher gut genug waren, um zu erkennen, wie schwer das Lasttier beladen war, damit sie ihn als Händler passieren ließen.

Er hielt vor sich über den Sattel gelegt die langläufige Waffe eines Scharfschützen. Wenn die Wilden ihn nicht schon für den Armee-Feldstecher umbrachten, sie würden nicht zögern, sich dieses begehrte Gewehr anzueignen. Die Sharps, der einschüssige Hinterlader, war auf weite Distanzen treffsicher, was seinem Besitzer einen tödlichen Vorteil verschaffte.

Der Grenzreiter schätzte die Distanz zum Indianer auf dem Felsen auf tausend Yards. Das hieß, dass er ihn mit einem gezielten Schuss des 45 – 70er Kalibers erwischen konnte. Falls er den Wind richtig einschätzte und seine Hand so ruhig war wie die eines Priesters bei der Weihe.

Er hatte vorhin noch sorgfältig Staubkörner aus dem Lauf und dem Abzugsmechanismus entfernt und die Sharps in ein Futteral aus dem geschabten Fell einer Antilope gesteckt, auf das kunstvolle Verzierungen gestickt waren. Das Futteral ließ eine Stelle offen, so dass er hineingreifen und das Gewehr an der schmalen Stelle des Kolbens greifen konnte.

Es gab indessen keinen Grund, den Wachtposten aufs Korn zu nehmen. Tatsächlich hätte er wohl mit jeder feindseligen Haltung sein eigenes Todesurteil gesprochen. Und die Sharps war sein wertvollstes Gut als Händler, als der er sich ausgab. Das Weitschussgewehr war das Tauschobjekt für die Frau, die er auslösen sollte.

Sein Falbe setzte jeden Huf so vorsichtig, als spürte er, dass das Leben seines Reiters in der Schwebe hing. Würden die Acoma ihm als Händler freies Geleit zusichern? Und alles für ein Weib, dachte McIntosh. Er spuckte aus, als ihm Sand zwischen den Zähnen knirschte.

Als er durch den Mund der Schlucht ritt, war ihm, als ritte er direkt in den Schlund eines riesigen Ungeheuers. Zwischen den steilen Felswänden wurde er vom Schatten verschluckt. Kein Sonnenstrahl gelangte je bis hier hinunter. Die Kluft, die ihn aus der Ferne an einen aufgeschnittenen Kuchen erinnert hatte, war gerade breit genug, um zwei Reiter nebeneinander passieren zu lassen.

McIntosh führte sein graues Packpferd hinter sich. Der rote Sand im Canyon war tief, und die Hufe des schwer beladenen Tiers sanken darin ein.

Die Wachtposten zeigten sich nicht. Der Mann, der unten den Eingang bewachte, hatte ihn passieren lassen und sich wohl in eine der mannshohen Einbuchtungen geduckt, um den Weißen an sich vorbeiziehen zu lassen.

McIntosh konnte den Blick dieses Wächters in seinem Rücken spüren. Er widerstand der Versuchung, die Hand auf den Walnussgriff des Armee-Revolvers zu legen. Die Schwere des Patronengurts, den er über sein Hirschlederhemd geschlungen hatte, gab ihm ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Auch wenn er den Model-P-Revolver, der von Colt für die Regierung hergestellt wurde, für eine zuverlässige Waffe im Nahkampf hielt, wusste er, dass er ihm gegen einen ganzen Stamm aufgebrachter Acoma kaum etwas genutzt hätte.

Nach einer kurzen Weile, in deren Verlauf die Kühle der Felsen den Schweiß auf seinem Rücken trocknete, wurde die Schlucht breiter und gab schließlich den Blick frei auf ein Bild der Idylle: Das Lager der Acoma lag in einem Kessel, in dem eine Süßwasserquelle verborgen lag. Eine grüne Oase mitten in der Wüste. Im roten Gestein der steil aufragenden Rückwand des Sackgassen-Canyons war ein Pueblo errichtet worden. Eine architektonische Meisterleistung, die Jahre Arbeit in Anspruch genommen hatte. Die Steinhäuser, auf mehreren Etagen in den Fels gebaut, waren nur durch Leitern zu erreichen, die eingezogen werden konnten.

Selbst eine ganze Schwadron mit Artillerie hätte die weiße Frau nicht heraushauen können, die hier seit fünf Jahren gefangen gehalten wurde. Aber vielleicht konnte es ja ein einzelner Mann.

Für eine Weile würde er seinen Skalp noch behalten. Die Informationen des alten Mexikaners waren korrekt gewesen. Die Indianer feierten ihr Jahresfest. Eine mehrtägige Feier mit Wettkämpfen, Tänzen und Festgelagen. An diesem Datum war Händlern das Betreten des Lagers erlaubt. Auf einem kleinen Marktplatz, wo auch Öfen zum Backen von Maisbrot geheizt wurden, waren Decken mit Handelsobjekten ausgebreitet.

Der weißhaarige Stammesführer wurde Yiiltse genannt. Soweit McIntosh verstanden hatte, verdankte er diesen Namen seiner weisen Voraussicht. Tatsächlich hatte Yiiltse es seit Jahren verstanden, mit den Weißen Frieden zu halten.

Yiiltse hatte das Zeichen des Friedens gemacht, als McIntosh sein Pferd vor ihm zügelte, und der Weiße hatte mit demselben Handzeichen geantwortet. McIntosh deutete friedvoll auf das schwer beladene Pferd hinter ihm und sagte eines der wenigen Worte, die ihm in Acoma geläufig waren, das Wort für Handeln.

Der Häuptling wiederholte das Wort »Handeln«. Dabei deutete er auf eine Stelle weiter hinten im Canyon, wo die Reittiere der Apachen in einem Gehege untergebracht waren.

Darauf lenkte McIntosh seine Pferde unbehelligt zu einer Tränke, die in den Stein gehauen worden war und von einer scheinbar unerschöpflichen Quelle gespeist wurde. Die Indianermustangs tänzelten nervös, als sie die Witterung des Falben aufnahmen. Der Hengst wieherte erwartungsfroh.

Der Weiße ließ sich aus dem Sattel gleiten, wobei er den Lauf seines langen Gewehrs nach oben zeigen ließ. Er nickte den Umstehenden freundlich zu und machte eine Geste des Grußes. Manche der Einwohner erwiderten das Zeichen der Freundschaft, andere versagten ihm die Willkommensgeste.

Seine Pferde soffen schlürfend. Er löste die Stricke des Packpferds, worauf die Gegenstände, die unter einer Decke auf den Rücken geschnallt waren, schwer herunterfielen.

McIntosh nahm die Pferdedecke und breitete seine Gaben darauf aus, als wäre er einer der Heiligen Drei Weisen, die gerade die Wüste durchquerte hatten. Nur brachte er nicht Myrrhe, sondern Dinge, die man in der Wildnis gut gebrauchen konnte: eine Tierfalle mit einer Eisenkette, mit der sich Dachse und andere Kleintiere fangen ließen; Wasserflaschen aus Blech, die den Schläuchen weit überlegen waren, die die Indianer aus Tierdärmen herstellten.

Ein paar der Zusehenden nickten. Der Weiße war ein guter Händler, der sie nicht mit wertlosen Glasperlen beeindrucken wollte, sondern gute Handelswaren mitbrachte. Als McIntosh seinen Feldstecher aus dem ledernen Futteral holte und ihn ebenfalls auf die Decke legte, war das, als legte ein Pokerspieler gerade sein drittes Ass auf den Tisch.

McIntosh wusste jedoch, worauf alle Augen gerichtet waren. Selbst im befransten Futteral sah das Gewehr länger aus als die Modelle, mit denen sie vertraut waren, der Winchester oder der Springfield.

Der weiße Händler wollte sein Publikum nicht länger warten lassen. Er zog den Lauf aus der Ummantelung und hielt die Sharps über seinen Kopf. Der metallene Lauf schimmerte ölig in der Sonne. Ein anerkennendes Raunen ging durch die Menge, als McIntosh die neuwertige Waffe zu den anderen Objekten legte, zum Zeichen dafür, dass er sie zum Handeln anbot.

Dieses Gewehr war sein viertes Ass. Das Gewehr mit langem Lauf verlieh seinem Besitzer eine Macht, die in einem Kampf auf Leben und Tod den Unterschied machte. Ein solches Gewehr tötete einen Gegner, lange bevor er selbst den Schuss hören konnte. Ein solches Gewehr war den Acoma mindestens so viel wert wie ein Menschenleben, und genau darauf hatte McIntosh es angelegt.

Die Skepsis auf den roten Gesichtern hatte sich in Vorfreude verwandelt. Sogar von den Steinbalkonen sahen die Bewohner auf den Neuankömmling hinunter. Wer hatte eine Tauschware, die diesen hohen Gegenwert aufwiegen konnte? Wer in ihrem Stamm war so reich?

Er gab noch einen Bonus hinzu. Eine Packung Patronen des 45 – 70er Kalibers. Es waren nur zwanzig Schuss. Munition für die Sharps war nicht einfach zu bekommen. Doch ein guter Schütze konnte mit diesem Munitionsvorrat ziemlich viel anrichten. Vor allem Unheil.

McIntosh ließ zu, dass Zuschauer näherkamen. Sollten sie sich die Tauschwaren in Ruhe betrachten. Die Mutigen strichen mit einem Zeigefinger über den hölzernen Kolben der Sharps oder wagten sogar den Blick durch das Fernglas, was nie seine sagenhafte Wirkung unter den Wilden verfehlte.

Diebe brauchte er nicht zu fürchten. Was das anging, war er in dieser Hochburg der Acoma sicherer als in einer dunklen Gasse von Santa Fé. Er nahm seinen Hut ab, schüttelte den roten Staub darauf aus und tunkte sein Gesicht in die Steintränke. Er war erfüllt mit neuer Lebensenergie, als er seine nassen Haare ausschüttelte und nach oben blickte.

Auf einem der Steinbalkone über ihm sah er sie: die weiße Frau. Er musterte sie, ohne ein zu großes Interesse zu zeigen. Er wollte den Preis für sie nicht künstlich in die Höhe treiben. McIntosh hatte erwartet, in ihrem Gesicht eine Regung zu sehen. Ein weißer Mann war ins Camp gekommen; sie musste sich doch etwas davon versprechen? Eine Art Rettungsaktion, zumindest eine kleine Hoffnung? Doch Elisabeth Gasches Gesicht blieb so ausdruckslos wie ein roter Stein.

Es war alles anders gekommen, und McIntosh tröstete sich mit einer Erfahrung, die er im Bürgerkrieg gemacht hatte: Jeder noch so gute Plan wird in dem Moment bedeutungslos, in dem man auf den Gegner trifft.

Die Indianer hatten ihm Mustangs für die Sharps angeboten. Einer bot sogar drei Pferde, die er selbst von Feinden erbeutet hatte. Aber McIntosh hatte alle Angebote abgelehnt. Als das Handeln seinen Höhepunkt erreichte, hatte er auf die weiße Frau gezeigt und das Acoma-Wort für »Handeln« wiederholt. Dann machte er die Geste einer zugreifenden Hand, die er zu sich zog.

Als weiße Gefangene war Elisabeth Gasche ein Mündel des Stammesfürsten. Yiiltse war von dem Angebot sehr angetan. Er hatte in seinem Alter keine Verwendung für die Frau, und er verspürte keine Lust, wenn er sie ansah. Sein grauer Kopf nickte zustimmend.

McIntosh glaubte schon, am Ziel zu sein, als ein Krieger Einspruch erhob. Karuks kehlige Stimme hallte über den Marktplatz. McIntosh konnte nur Wortfetzen verstehen. »Im Stammesbesitz«, »Herausforderung« und »Wettkampf«. Nicht gut.

Zuerst hatte McIntosh geglaubt, die Kohlengrube wäre für einen Hund ausgehoben worden, den sich die Roten an ihrem Festessen einverleiben wollten. Unter Apachen galt in Kohlen gegartes Hundefleisch als Leckerbissen. McIntosh hatte das Gericht einmal probiert, und das Fleisch war vorzüglich gewesen; es kam ganz leicht vom Knochen.

Doch McIntosh täuschte sich. Das Feuerloch war für ihn. Für seinen Kampf mit dem kräftigen Apachen, der sich mit ihm messen wollte. Es war zu spät, um die Sache mit einer scherzhaften Bemerkung beizulegen. Es gab in der Sprache der Acoma kein Wort für »Spiel«. Alles war ein Wettkampf. Jeder Zeitvertreib diente nur dazu, sich zu messen. Und auch diese Sportdisziplin konnte leicht mit dem Tod enden.

Schon scharten sich Zuschauer um die kreisrunde, mit Glut gefüllte Grube. Dieser Wettstreit war einer der Höhepunkt ihres Erntefestes.

McIntosh konnte Chenoa im Publikum ausmachen. Der einfache Indianername, den ihre Besitzer ihr gegeben hatten, bezeichnete einen Vogel, der nicht fliegen kann. Eine Kette aus türkisfarbenen Steinen war ihr einziger Schmuck. Sie trug ein einfaches Kleid, gegerbt aus dem Fell einer Antilope und so dünn geschabt, dass ihre weiblichen Kurven sich deutlich durch das weiße Leider abzeichneten. Mit roter Farbe waren zwei Kreise um die die Rundungen ihrer Brüste gemalt. Sie war für der Preis für den Sieger.

McIntosh bewahrte Ruhe. Er hatte den Patronengürtel mit dem Colt und dem Jagdmesser abgelegt; dann hängte er seinen Hut ans Sattelhorn. Schließlich streifte er sein Hirschlederhemd ab. Die Frauen im Publikum waren vor allem an dem Dreieck von krausem Brusthaar interessiert, das als Delta unter seiner Hosennaht hervorspross und sich bis zu den Brustmuskeln hochzog. Indianer hatten kein Brusthaar.

Ein Indianerjunge, der auf den Namen Nantan hörte, trat an ihn heran. McIntosh erkannte ihn: Das war der Bursche, den er oben auf dem Felsen als Wachposten erspäht hatte. Er konnte nicht älter als vierzehn sein. McIntosh ließ zu, dass Nantan sein linkes Handgelenk packte, um eine Schlinge darum zu legen. Der Weiße hielt seine Faust nach oben gereckt, damit der Junge den Knoten richtig machen konnte.

Chenoa ließ ihren Blick über McIntoshs nackten Oberkörper schweifen. Er trug Narben aus mehreren Kämpfen. Es war nicht das erste Mal, dass junge Männer sich darum geprügelt hatten, wer sie für eine Nacht besitzen sollte. Wollte der weiße Händler sich um sie schlagen, weil er denselben Anspruch erhob?

Würdevoll wie ein Sekundant bei einem Londoner Pistolenduell verband nun Nantan das Ende der Leine mit McIntoshs Gegner. Karuk zeigte seine Zähne, als wollte er den Weißen nicht nur besiegen, sondern auffressen. Er hatte ausgeprägte Eckzähne, mit denen er durchaus Menschenfleisch reißen konnte, dachte McIntosh.

Äußerlich unbeeindruckt musterte er den kräftig gebauten Indianer, der seine Stammesgenossen um einen ganzen Kopf überragte. Schon seine Körpergröße machte ihn zum geborenen Anführer. In seiner glatten Brust zuckten Muskeln in Erwartung einer wohltuenden Anstrengung. Der Kerl hat kein Quäntchen Fett zu viel, taxierte ihn McIntosh.

Als der Junge die Schlinge festzog und damit den Herausforderer an den weißen Händler fesselte, zeichneten sich an Karuks braunem Unterarm dunkle Adern ab. McIntosh tat dem Krieger nicht den Gefallen, ihm in die Augen zu sehen. Das war es, was der junge Bock wollte. Ihn mit Blicken fertig machen, bevor der Kampf überhaupt losging. Und alles wegen einer Frau.

Selbst in den oberen Etagen des Pueblo zeigten sich nun rote Gesichter. Gut zwanzig Familien lebten in dieser prähistorischen Siedlung. Diesen Spaß wollte sich niemand entgehen lassen. Zumindest für sie war es ein Spaß.

Karuk, der den Weißen über das Glutloch hinweg nicht aus den Augen ließ, missverstand dies als Geringschätzung. Was seinen Kampfwillen nur noch steigerte. Er brannte darauf, auf den Weißen losgelassen zu werden.

Der grauhaarige Häuptling erläuterte die Regeln. McIntosh verstand kein Wort. Davon ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen. Indianer-Wettkämpfe waren einfach. Sie hatten eigentlich keine Regeln. Wichtig war der Sieg. Und wenn er sich die Situation so betrachtete, ging es hier wohl nur um ein einfaches Seilziehen. Mit dem Unterschied, dass der Verlierer in der heißen Kohle landete.

Offenbar hatte der Stammesführer den Preis für den Sieger erwähnt, denn das Publikum sah Mrs. Gasche an.

McIntosh fiel auf, dass die Frau diese Aufmerksamkeit genoss, denn sie reckte das Kinn höher. Dass sie dem Sieger gehören würde, machte sie zu etwas Besonderem. Hatte Elisabeth Gasche schon zu lange bei den Wilden gelebt?

Einen Augenblick lang fragte er sich, ob er hier alles riskierte, nur für eine Frau, die zu einer Apachin namens Chenoa geworden war. Sie war vor fünf Jahren geraubt worden. Eine lange Zeit für eine Frau unter Wilden, die den Preis einer Braut mit Pferden oder einem guten Gewehr bewerteten.

Es war kein einfaches Seilziehen. Sein Sekundant drückte einen leichten Jagddolch in McIntoshs freie rechte Hand, geeignet, einem kleinen Tier wie einem Kaninchen die Haut abzuziehen.

McIntoshs Finger umschlossen unverkrampft den in Leder gebundenen Griff. Er hielt die Spitze schräg nach vorn gerichtet. Karuk dagegen hielt seine Waffe sogleich in der erhobenen Faust, mit der Klinge nach unten, um von oben zustoßen zu können. Seine Strategie war McIntosh damit klar.