Jack Slade 866 - Jack Slade - E-Book

Jack Slade 866 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Monty Dollarhyde regiert auf dem Missouri mit eiserner Hand. Er will alle Steamboatkapitäne unter seine Fuchtel bringen und groß abkassieren. Wer sich seiner Organisation widersetzt, stirbt. Käpten Jimmy Frazer und sein schwarzer Steuermann und Partner sowie die schöne und mutige Rose Dorton widersetzen sich ihm. Ihre Steamboats "Catfish" und "River Bee" sollen dem Syndikat nicht anheimfallen.
Gekaufte Revolvermänner, Flusspiraten und Dollarhydes Killer sind hinter ihnen her.

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Seitenzahl: 154

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Inhalt

Cover

Impressum

Coltfingers Coup

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Maren/S.I.-Europe

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6949-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Coltfingers Coup

Lazy Kate stöhnte und wand sich, als der hünenhafte Schwarze in sie hinein stieß. Sein mächtiger Schwengel fuhr vor und zurück wie ein Kolbenhammer. Das brünette Flittchen lag rücklings auf dem Billardtisch im Hinterzimmer der berüchtigten Hafenkaschemme »Black Whale of Avalon« bei den Docks von St. Louis. Wenn im »Black Whale« mal weniger als fünfhundert Jahre Zuchthaus versammelt waren, grenzte das an ein Wunder.

Donnie Dixon, der Steuermann des Steamboats »Catfish«, hatte das Saloonflittchen für eine Nummer ins Hinterzimmer bugsiert. Die Tür war blockiert. Vom Gastzimmer vorn hörte man Stimmengewirr und ein schlecht gestimmtes Orchestrion. Es gab Misstöne von sich.

Donnie, ebenholzschwarz und muskulös, ein Bild von einem Mann, gab sich mit Inbrunst seiner Lieblingsbeschäftigung hin. Sein Hemd hatte er an. Die Hose hing ihm über die Füße. Lazy Kate spreizte die Beine und winkelte sie an, damit der Schwarze möglichst tief in ihre Lustgrotte hineinkam.

Er füllte sie aus und rammelte rhythmisch und immer schneller und heftiger. Kates Flitterkleid war hoch geboben, ihr Slip lag irgendwo. Ihr Unterleib und ihre Brüste waren entblößt.

Sie schrie vor Lust und stöhnte, gab unanständige Worte von sich.

»Ja, gib’s mir. So wie du kann es keiner. Ich wollte schon immer mal wissen, wie es mit einem wie dir ist. – Ah, ah, ja, fester, tiefer. So ist es gut.«

»Das – will – ich – doch – hoffen«, stöhnte Donnie, während die feuchte Lustgrotte des Flittchens seinen Pint umschloss. Er verdrehte die Augen. Gleich würde er kommen.

Da packte ihn jemand am Bein. Als er hinunterschaute, sah er in verschwiemelte Augen und auf einen verstrubbelten Männerkopf. Es war der eines Weißen. Der Typ schaute hoch, und was er sah, erstaunte ihn doch.

»Was – ist das? Schwarze Glocken.«

»Wo kommst du denn her, du Säufer, du gottverdammter?« fuhr Donnie ihn an und hielt mit dem Stoßen inne. Er war aus dem Konzept gebracht. Sein Orgasmus würde noch auf sich warten lassen. Die Lustkurve sank. »Was hast du hier verloren?«

Der Mann krabbelte unter dem Tisch hervor. Das Licht der überm Billardtisch hängenden Lampe beschien ihn. Seine Kleidung war durchaus gediegen, doch sah man ihm an, dass er damit am Boden gelegen hatte. Er strömte einen durchdringenden Schnapsgeruch aus. Den hatten Donnie und Kate zuvor nicht bemerkt, weil sie scharf aufeinander waren und weil es im »Black Whale« sowieso nach Tabakrauch, Schweiß und Alkohol stank.

»Wasch … macht … ihr da?«, fragte der Betrunkene.

Kate, in der Donnies Lustspeer nach wie vor steckte, verdrehte genervt die Augen.

»Troll dich, verkriech dich wieder unter dem Tisch, oder leg dich auf die Eckbank. Wonach sieht’s denn aus, was wir tun? Du störst, Harry. Du bist flüssiger als das Wasser vom Big Muddy, nämlich überflüssig.«

Zu ihrem Lover sagte die Brünette: »Lass dich von ihm nicht ablenken. Das ist nur Harry Baker. Wenn er besoffen ist, legt er sich gern unter den Billardtisch und schläft dort seinen Rausch auf. – Mach weiter, du Bock. Du kannst jetzt nicht aufhören. Ich komme bestimmt noch einmal.«

Donnie war irritiert. Der schwarze Flussschiffer und Steuermann der »Catfish« war kein Kind von Traurigkeit. Er rammelte alles, was nicht bei Drei auf dem Baum war und wo er landen konnte. Doch einen Zuschauer von Harry Bakers Art brauchte er dabei nicht.

Zumal der Betrunkene nun aufrecht neben ihm stand und ihn und Kate anglotzte.

»Das ist mal ein Ding«, sagte er mit schwerer Zunge. Der Anblick des kopulierenden Paars hatte ihn etwas ernüchtert. »Da will ich zusehen.«

»Den Teufel wirst du!«, fuhr Donnie ihn an und verpasste ihm einen krachenden Kinnhaken.

Harry fiel wie geschossen. Donnie brauchte etwas, um wieder in Ekstase zu geraten. Kate strebte ihrem nächsten Orgasmus zu.

»Ah, ah, ja, ja.«

Donnies Lustkurve stieg wieder an.

Da wurde die Tür zum Gastraum aufgerissen, in dem um die fünfzig Flussschiffer, ein paar Saloongirls und wenige andere Gäste saßen. Der glatzköpfige Wirt mit der schmuddeligen Schürze und dem Glasauge links stand hinterm Tresen. An einem Ecktisch saß ein geschniegelter Spieler, das Urbild eines Gamblers, geleckt und gelackt. Mit gefälteltem Hemd, Brokatweste, langem Haar und einem Oberlippenbärtchen sowie einem unter der Unterlippe.

Er wirkte verlebt und kannte gewiss keine Skrupel.

Die Luft im Saloon war verräuchert. Von der Decke hing ein Gebilde, das einen Wal darstellen sollte – schwarz und mit vierschrötigem Kopf. Das Wahrzeichen des »Schwarzen Wals von Askalon«, in den der Sheriff immer nur mit seinen beiden Deputys als Rückendeckung hineinging.

Harry war wieder aufgewacht. Während Donnie und Kate mit sich beschäftigt waren, und das nicht zu knapp, sie rammelten wie die Weltmeister, kroch Harry zur Tür. Er nahm den Billardstock, den Donnie zwischen die Türgriffe gesteckt hatte, heraus und stieß die Tür auf.

Als Donnie ihn niederschlug war, er aufs Gesicht gefallen. Er blutete aus der Nase, sein Mund war blutverschmiert. Blutflecke verunzierten sein helles Hemd. Die Lust den Spanner zu spielen war ihm vergangen.

Er stand in der Tür wie der gepeinigte Lazarus, mit blutigem Gesicht.

Anklagend breitete er die Arme aus und rief: »Der Schwarze hat mich geschlagen. Er rammelt eine weiße Frau, da auf dem Billardtisch.«

Nun waren die Flussschiffer vom Big Muddy nicht zimperlich. Wer es mit wem trieb interessierte sie nicht besonders. Zumal die Frauen im »Black Whale« allesamt anschafften, womit sie ihr Hauptgeld verdienten. Doch gewisse Ressentiments bestanden.

Harry wankte.

Er rief dem Spieler zu, von dem er wusste, dass er Lazy Kates Zuhälter war: »Darf er das, Louisiana Lou?«

Der Gambler Louisiana Lou Coffin stammte genau von dort, wonach man ihn benannte. Er hatte keine Skrupel, dass Lazy Kate, mit der er zusammenlebte, auf den Strich ging. Doch wenn sie das tat, dann nur mit Weißen, da war der Mann aus dem Süden eigen und ein Rassist. Er warf die Karten hin und sprang auf.

»Nein, zum Teufel! Ich werde dem Schwein geben, sich an meiner Kate zu vergreifen. Und du, Kate, kannst dich auf was gefasst machen. An die Tracht Prügel, die du dafür bekommst, mit dem Schwarzen zu rammeln, wirst du dein Lebtag denken.«

Lazy Kate erschrak. Lou Coffin war rappeldürr, aber nicht schwach. Wenn er die Beherrschung verlor, drehte er durch und kriegte sich nicht mehr ein. Kate hatte das zwei Mal bei ihm erlebt, einmal betraf es sie. Das wollte sie nicht noch einmal haben. Zwei ausgeschlagene Zähne und ein gebrochenes Nasenbein reichten ihr.

»Das siehst du verkehrt, Lou!«, rief sie. Im Saloon war es still geworden. Jemand stellte das Orchestrion ab. »Ich habe es nicht freiwillig getan. Der Schwarze zwang mich. Er packte mich bei der Gurgel, als keiner hinschaute und zerrte mich ins Hinterzimmer. Wie ein Tier ist er über mich hergefallen. – Geh weg von mir, du Bastard!«

Der Gambler überlegte nicht, dass das, was Kate vorbrachte fragwürdig war. Er zog seinen Stockdegen, die lange und scharfe Klinge war in das Spazierstöckchen eingesteckt, das bei ihm an Tisch lehnte. Aus dem Ärmel schüttelte er einen Derringer.

Damit rückte er gegen Kate und Donnie Dixon vor. Kate lag immer noch rücklings und entblößt auf dem Billardtisch. Drunken Harry war zur Seite getreten. Er spuckte einen Zahn aus.

Donnie zog sein schrumpfendes Glied aus der Scheide des Flittchens und rasch seine Hose an.

»Ich kann alles erklären.« Er streckte dem geschniegelten, mordlüsternen Gambler die Linke entgegen, während er mit der Rechten den Gürtel schloss. »Tu nichts Unüberlegtes, Louisiana Lou. Ich habe keine Gewalt angewendet, das tat ich noch nie bei einer Frau. – Kate bot sich mir an. Sie hat nicht mal Geld von mir haben wollen. Sie sagte, ich sei ein toller Mann, und sie hätte gehört, dass ich … dass ich beim Rammeln ein Ass sei. Auch wäre sie auf meinen Pint sehr gespannt und könnte es kaum erwarten.«

»Er lügt!«, kreischte das Flittchen und setzte sich auf den Billardtisch. Das Flitterkleid bedeckte nun seine Scham. Die Brust blieb frei. »Oh, wie er lügt … Lou, Darling, du kennst mich doch. Du wirst deiner Kate doch mehr glauben als diesem schwarzen Schwein.«

Louisiana Lou stockte. Er stand etwas über einen Meter vor Donnie und hatte den Derringer und den Stockdegen auf ihn gerichtet. Im »Black Whale of Askalon«, den Schwarzen Walfisch von Askalon, durfte eigentlich keiner eine Waffe tragen. Der Gambler umging dieses Verbot mit versteckten Waffen.

Er war wütend. Jetzt konnte er nicht mehr zurück. Sein Ansehen stand auf dem Spiel. Wenn Kate, von der alle wussten, dass er sie auf Strich schickte für umsonst, nur zum Vergnügen, mit einem Schwarzen vögelte, litt sein Renommee.

Das besagte, dass er sie nicht im Griff hatte und dass sie mit ihm als Mann nicht zufrieden war. Dass er bei ihr Wünsche und Begehrlichkeiten offen ließ. Zudem war bekannt, dass er ein übler Rassist war – wenn nun seine Gefährtin und Strichbiene es mit mit einem Schwarzen trieb, vögelte wurde er zum Gespött werden.

»Ich glaube dir, Kate«, sagte er deshalb. »Du schwarzer Hund, dir jage ich eine Kugel in den Bauch, dass du elend krepierst.«

Doch dazu kam es nicht. Donnie schlug ihm blitzschnell den Derringer aus der Hand. Ein Schuss löste sich, als die tödliche kleine Waffe am Boden aufschlug. Die Kugel traf die Wand. Der Gambler stach mit dem Stockdegen zu.

Donnie wich elegant aus. Die Klinge zerfetzte nur sein grünes Hemd. Der Schwarze feuerte seine Rechte auf Lous Gesicht ab. Doch der Spieler wich seinerseits aus. Er war körperlich gut in Form.

Donnie musste zurückweichen, um nicht aufgespießt zu werden. Lou ließ die Klinge durch die Luft pfeifen. Er lachte höhnisch.

Alle im Saloon hörten, wie er rief: »Ich bringe dich um.«

Keiner fragte den Trunkenbold Harry, was er gehört hätte und welche Aussage stimmte – die von Lazy Kate oder die von Donnie Dixon. Das wüste Volk im »Black Whale« wollte Blut sehen. Hier bot sich die Chance. Es war allemal interessanter als eine Saloonrauferei.

Donnie sprang auf den Billardtisch und trat nach Lous Kopf. Wieder verfehlte er ihn, wich einem Stich aus, sprang herunter, ergriff eine Billardkugel im Korb und warf sie dem Gambler an den Kopf. Dem platzte die Augenbraue auf. Er schrie auf, Blut rann ihm übers Gesicht.

Der Schmerz verstärkte seinen Zorn noch. Kate flitzte zur Seite und drückte sich in die Ecke. Jetzt bedeckte sie ihre Brüste, die sowieso schon jeder gesehen hatte und die viele im Saloon näher kannten. Die Zuschauer feuerten Louisiana Lou an.

Der glatzköpfige schmierige Wirt schaute seelenruhig zu. Er kaute an einer kalten Zigarre.

Um diese herum sagte er: »Wenigstens nehmen sie mir diesmal nicht das Mobiliar auseinander. Du wirst nachher das Blut aufwischen müssen, Claire.«

Das galt einem Saloongirl. Es hatte sich auf einen Stuhl gestellt, um über die Köpfe der vor ihr stehenden Männer – alle waren aufgesprungen – dem Kampf im Hinterzimmer sehen zu können.

Donnie ergriff zwei Billardstöcke. Damit wehrte er den Stockdegen des auf ihn eindringenden Südstaatlers ab. Er ließ die Stöcke wirbeln und schlug jeweils mit dem dicken Ende zu. Krachende Schläge trafen den Spieler. Er brach in die Knie.

Donnie rammte ihm das Ende des Queues in den Bauch. Der Spieler spuckte Whisky und Magensaft. Er brach in die Knie. Ein Schlag auf den Arm lähmte diesen, der Degen entfiel ihm.

Wehrlos kniete er da.

Donnie ging von ihm weg und rief: »Lasst mich hier raus. Ich bin unschuldig. Ich tat Kate nichts, was sie nicht wollte. – Fragt den da.«

Er deutete auf den Trunkenbold Harry. Der hatte nichts oder nur wenig mitgekriegt, als er unter dem Billardtisch lag und das Paar über ihm mit dem Sex anfing. Er war erst aufgewacht, als es über ihm zur Sache ging und er noch benommen und trunken gewesen war.

Doch er war gehässig. Donnie hatte ihn niedergeschlagen. Zudem rechnete er sich Chancen aus, bei Kate zu ein paar Freinummern zu kommen, wenn er für sie sprach.

Anklagend deutete er auf den schwarzen Steuermann.

»Er hat ihr Gewalt angetan!«, rief er. »Er hatte die Hand an ihrer Kehle und drohte, sie umzubringen, wenn sie nicht tat, was er wollte. Er hätte ihr glatt die Gurgel zerquetscht, dieser Bastard.«

Das war das Signal für die Flussschiffer und die paar übrigen Gäste des Saloons, auf Donnie loszugehen. Brüllend stürzten sie sich auf ihn.

»Schlagt ihn tot!«

»Nein, hängt ihn auf. Ich habe schon lange keinen Schwarzen mehr baumeln sehen.«

»Vorher kastrieren wir ihn, dieses Schwein!«

»Auf ihn mit Gebrüll.«

Donnie schlug mit den Billardqueues drein, trat um sich, stieß mit dem Kopf und wehrte sich mit aller Kraft. Hände und Füße und die Billardqueues setzte er ein. Er traf hart, doch die Übermacht war zu groß. Die Billardstöcke wurden ihm entrissen. Schläge und Tritte hagelten auf ihn ein.

Sein Hemd wurde zerrissen. Derbe Fäuste packten ihn. Er sah hassverzerrte Gesichter und hörte Wutgeschrei. Die Lampe zerbrach, brennendes Öl spritzte heraus. Doch auch das rettete Donnie nicht. Er kroch unter den Billardtisch.

Die brüllende, entfesselte Meute warf den Tisch um. Der Schwarze wurde wieder gepackt. Halb ohnmächtig hing er in den Griffen seiner Peiniger. Das Feuer wurde rasch gelöscht. Man warf Tücher und Jacken darüber. Ein paar Männer hatten Brandwunden erlitten, was sie noch wütender machte, falls das überhaupt möglich war.

Man fesselte Donnie die Hände auf den Rücken.

»Bringt ihn raus! Hängt ihn auf! Aber vorher schneiden wir ihm seinen Schwengel ab.«

»Ja, ja, das machen wir!«

Lazy Kate brüllte begeistert, dass Donnie gelyncht werden sollte. Der schwarze Steuermann wurde aus dem Haus auf die Straße geschleift. Er wehrte sich nur noch schwach.

Ein Strick war rasch gefunden. Unter einem vorstehenden Balken am Haus gegenüber hielt man Donnie fest. Der Strick wurde über den Balken geworfen, Donnie die Schlinge um den Hals gelegt, der Strick straff gezogen, dass der Schwarze aufrecht stand.

Man riss ihm die Hose herunter. Ein wüst aussehender Flussschiffer klappte das Messer auf und ergriff seinen Pint und die Hoden. Er setzte die Klinge an.

»Schneid zu, River Bill! Kastriere ihn!«

Bill ließ sich nicht lange bitten.

Jimmy Frazer, als Captain Lash am Missouri bekannt, schlenderte pfeifend von seiner Hafenbraut Henny Caulter in Richtung Docks. Dort lag sein Steamboat »Catfish« vor Anker, dessen Käpten und Eigner er war. Jimmy war sehr groß und schlank, sehnig, hager schon. Er hatte die Haare millimeterkurz geschoren und trug einen Drei-Tage-Bart. Den hielt er mit einem speziellen Rasiermesser auf die entsprechende Länge.

Er bewegte sich geschmeidig, den Remington hatte er tief geschnallt. Mit Jacke und rotem Halstuch, enger Hose und derben Stiefeln wirkte er ganz wie das, was er war. Nämlich ein hartgesottener Flussschiffer vom Big Muddy, einer, der sich nichts wegnehmen ließ und der keinem Kampf aus dem Weg ging.

Wegen seiner peitschendünnen Figur, die ihm den Spitznamen eingetragen hatte, hatte ihn schon mancher als Gegner unterschätzt. Doch der dürre Jim konnte durchaus drei Muskelprotze von den Beinen hauen und atmete nicht mal schneller danach.

Die Storekeeperin Henny war eine Geliebte von ihm. Er hatte in jedem größeren Hafen am Missouri und an ein paar Anlegestellen eine, die er jeweils aufsuchte, wenn er dort anlegte. Böse Zungen behaupteten, er hätte mehr Bastarde gezeugt als jeder andere Skipper, der den Missouri befuhr.

Das stimmte jedoch nicht. Jimmy war absolut kein schöner Mann mit seiner gebrochenen, etwas schief stehenden Nase und dem Piratengesicht. Er wirkte jedoch sehr männlich, und er hatte etwas an sich, was die Frauen hinriss. Er trieb es ähnlich so toll wie sein Steuermann Donnie Dixon, der schwarze Adonis.

Captain Lash – Käpten Peitsche – war als ein harter Knochen bekannt. Er scheute keine Gefahr, und er kannte den Fluss wie kein Zweiter. Die heiße Henny – eine Geschäftsfrau, die mit Schiffszubehör handelte – hatte er in ihrer Wohnung über dem Kontor ordentlich durchgevögelt.

Zum Schluss hatte sie ihm noch einen geblasen. Jetzt strebte er am fortgeschrittenen Abend seinem Schiff zu. Er war bester Laune. Am Tag hatte es geregnet. Der Halbmond und das Licht von Straßenlaternen spiegelte sich in den Pfützen und bildete schlierige Schimmer auf dem nassen Pflaster.

Jimmy sah schon die Ladekräne bei den Docks gespenstisch in die Nacht aufragen. Da hörte er Lärm aus der Seitenstraße, an der die übelsten Kaschemmen von St. Louis lagen, dort wo der Missouri in den Mississippi einmündete, der Big Muddy in den Ol’ Man River.

Jimmy hielt inne. Er überlegte, ob er überhaupt dorthin gehen sollte, wo der Krawall stattfand. Sollte das Gesindel, das sich in der Skid Row herumtrieb, sich doch die Köpfe einschlagen.

Kopfschüttelnd ging der Flusskapitän weiter. Er rückte die Kapitänsmütze über den kurzgeschorenen Haaren zurecht. Selbst schuld, wer in die Skid Row geht, dachte er. Dort kannst du ein Messer in den Rücken, die Krätze und anderes kriegen.

Er war schon ein Stück weg, als er hörte: »Hängt das schwarze Schwein! Baumelt den Bastard auf, diesen Hurenbock.«

Jimmy hielt inne. Er vernahm einen erstickten Hilfeschrei. Die Stimme kam ihm bekannt vor. Sollte etwa sein bester Freund und Steuermann in der Klemme stecken? Er musste Gewissheit haben.

Eiligen Schritts lief Jimmy in die krumme Straße. Rechts und links befanden sich Kaschemmen, auch ein paar Lagerschuppen und ein Shop, in dem man alles kaufen konnte, nur nichts rechtlich Erworbenes. Der Flusskäpten sah Fackelschein. Eine Meute, anders konnte man die Menschenmenge nicht nennen, ballte sich beim »Black Whale of Askalon« zusammen, einer Kaschemme, in die der harte Jimmy nicht mal mit dem Hinterteil reingeschaut hätte.

Er fing an zu rennen.

»Gleich kriegst du ihn abgeschnitten, Donnie Dixon!«, grölten raue und trunkene Stimmen.

Also doch. Welcher Teufel hatte den Steuermann geritten, ausgerechnet in den »Black Whale« zu gehen? Und was hatte er dort angestellt? Der lange Flusskapitän konnte über die Köpfe der Menge, gut fünfzig Mann und ein paar wüste Weiber, wegschauen.

Er sah seinen Steuermann, um den herum etwas Platz war. Donnies Gesicht war verschwollen und blutig. Er schaute entsetzt vor sich und hinunter. Er hatte einen Strick um den Hals. Der lag über dem vorspringenden Balken eines Lagerschuppens, an dem die Rolle für einen Flaschenzug hing.

Wer das Ende des Stricks in den Händen hielt konnte Jimmy nicht erkennen. Wohl aber sah er den einäugigen Schmuddelwirt des »Black Whale«. Er kannte ihn vom Wegsehen, er war ihm schon in der Stadt begegnet. Der Walfischwirt stand auf einem Stuhl und dirigierte die Hängeparty.

»Schneid ihn ab, River Bill!«, rief er. Die Menge skandierte mit. »Schneid ihn ab! Schneid ihn ab! Schneide dem Schwarzen den Pint ab!«