Jan - Peter Lüke - E-Book

Jan E-Book

Peter Lüke

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Beschreibung

Jan ist ein Chamäleon mit besonderen Fähigkeiten. Nicht nur, dass er Menschen verstehen und sich mit Ihnen austauschen kann. Als er vom pfiffigen Julian aus seiner öden Zoohandlung heraus geholt wird, geht es erst richtig los, denn Jan scheint einen Auftrag zu haben. Ob Verwandlung in andere Tiere oder teleportieren in Raum und Zeit, irgendjemand verleiht ihm Superkräfte, nur wozu? Zusammen mit Julian, seiner Schwester Fabienne, der punkigen Jule aus der Zoohandlung und Samuel aus Mali erfahren sie auf ihren Reisen, wie bedroht der Planet Erde ist. Werden sie es schaffen, das Schicksalhafte abzuwenden?

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Seitenzahl: 105

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Für Julian

Inhaltsverzeichnis

Jan, wer ist überhaupt Jan?

Das Meer – knapp daneben

Zurück zu Hause – und was nun?

Das Meer – zweiter Versuch

Die Katastrophe naht

Wenn die Zukunft Vergangenheit ist

Eine letzte Reise

Jan und die Delfine

Chaos bricht aus

Wo sind wir jetzt?

Jan, wer ist überhaupt Jan?

1

Also gut, ich heiße Jan und ich bin ein Chamäleon. Wie ich das meine? Na, schaut Euch das Titelbild an. Was ist daran nicht zu verstehen? Cha-mä-le-on, aus dem griechischen: Erdlöwe. Familie der Leguanartigen, Furcifer pardalis. Dieses Wesen, dass jederzeit seine Hautfarbe verändern kann. Ja genau das.

Ob ich sprechen kann? Na ja, offensichtlich beherrsche ich Eure Sprache, ihr lest sie ja gerade und ja, ich kann Euch verstehen – meistens jedenfalls. Aber ich rede nicht wie ihr. Geht auch schlecht mit meinem schmalen Maul und der langen Zunge. Und dann ist da noch ein bisschen mehr, was ich drauf habe, aber bitte eines nach dem anderen.

Ach ja und jetzt wollt ihr natürlich wissen, wie das alles kommt, was das soll, ob das hier nicht nur ein Fake ist. Gut. Lass mich überlegen. Am besten ich gehe mal ein bisschen rückwärts; in der Zeit meine ich, als alles angefangen hat. Und dann wird vielleicht auch klar, warum ich Jan heiße.

Damals bewohnte ich ein lausiges Terrarium in einer armseligen Zoohandlung, dessen Besitzer, na sagen wir mal, ein bisschen strange war. Er sammelte mehr exotische Tiere in seinem muffigen Laden, als er eigentlich Platz hatte und überall schwirrte unser Futter herum:

Heuschrecken, Fliegen, Maden, ja sogar kleine Mäuse. Nicht schlecht für uns, denn verhungern mussten wir so nicht. Aber mein „Biotop“ hätte jedem Ein-Euro-Shop Konkurrenz machen können. Wo man hinsah Plastikpflanzen, Plastikwannen, Plastiktränken. Gott sei Dank war der Sand wenigstens echt und kein Styroporstreu. Aber viel Platz hatte ich nicht.

Ich bin aus einer Zucht, hier aus Deutschland, kam über Umwege zu Heiner, so heißt das Zoo-Herrchen, und lebte so vor mich hin in meiner Plastikwelt. Bis mir etwas auffiel.

2

Erst war es nur so ein komisches Rauschen und Knistern in meinen Ohren, dann plötzlich ergaben sich daraus Worte, Gedanken, Gespräche. Ich konnte offensichtlich die Sprache der Menschen verstehen. Und je mehr ich lauschte, desto mehr konnte ich zuordnen. Na ja, ich musste mir einiges zusammenreimen, weil ich ja die Menschenwelt außerhalb meiner Plastik-Futterkiste noch nicht so richtig kannte. Heiner selbst war eher mundfaul.

„Na, heute wieder schlecht drauf?“, war schon ein Redeschwall von ihm, wenn ich morgens dunkelgefärbt und missmutig auf meinem Plastikast saß.

Anders Jule, die Aushilfe. Die war schon cool mit ihrer grünen Punkfrisur und ihren schwarzen Hoodies. Und sie war witzig.

„Hey, Glupschauge, wie wär´s mal mit ´nem krassen Regenbogen. Streng Dich an. Hab auch ´ne echt fette Grille für Dich“.

Na gut, das mit dem Glupschauge war vielleicht nicht so nett. Aber sonst? Wenn mal nicht so viel los war, dann hockte sie sich vor mein Fenster und philosophierte so über das Leben und die Welt. Da habe ich dann gut aufgepasst und sozusagen einen Jule-Kompass der Weltgeschichte im Taschenformat mitbekommen. Wie ticken die Menschen, was macht ihnen Spaß, wo rasten sie aus und wann sind sie traurig. Aber ehrlich? Meistens geht es euch doch gut, im Vergleich zu uns Tieren.

Neben Jules Weltbild lief auch immer dieses Radio. Daher weiß ich, was ihr unter Musik versteht. Okay, schweres Streitthema. Und da habe ich natürlich auch so einiges aufgesogen. Das Blöde war nur: Was sollte ich mit all dem Wissen machen. Jetzt saß ich hier, schnappte mir ein Insekt nach dem anderen in meinen Reptilienschlund, glotzte auf meine Plastikbude und zermarterte mir mein kleines Chamäleon-Hirn mit der Frage: Warum kann ich Menschen verstehen?

Die Antwort bekam ich schneller, als ich dachte.

3

Eines Tages bimmelt wieder dieses elektronische Quiek-Dings an der Ladentür und ein Junge kommt herein. Schüchtern, denke ich als erstes. Aber dann sehe ich seinen Blick. Aufmerksam und klar scannt er das Umfeld und man spürt förmlich, wie er sein Puzzle von diesem Ort zusammensetzt. Er ist nicht groß, erst halte ich ihn für ein unreifes Kind, aber schnell merke ich, der ist geradewegs auf dem Weg ins Erwachsenenalter.

Ich bin neugierig, er offensichtlich auch. Ein leicht ironisches Lächeln umspielt nun seine Lippen. Er scheint Gefallen an diesem Ort zu finden. Dann treffen sich unsere Blicke. Pling! Ich kann ja sehr lange und sehr starr auf einen Punkt schauen. Sonst verpasse ich meine Beute. Aber der Typ hält meinem Blick stand und schlendert gemächlich auf mein Terrarium zu.

„Was haben wir denn da für ein ausgesprochen prächtiges Exemplar von Furcifer pardalis, ein herrliches Pantherchamäleon. Na, bist Du frisch aus Madagaskar oder…“

„Nee, nur aus ´ner Zuchtfarm in Köln, aber was soll´s.“

Jetzt passiert etwas Unglaubliches. Der Junge wird kreidebleich, schaut nach rechts, nach links, als wäre er einem Geist begegnet. Kleine Schweißperlen stehen auf seiner Stirn. Mit großen Augen starrt er mich wieder an und fragt zaghaft:

„Köln-Porz, die kenne ich.“

„Wie jetzt? Du kannst mich verstehen?“ Ich bin völlig perplex. Noch nie hat irgend einer dieser Menschen auf meine Gedanken reagiert.

„Was ist das für ein Trick? Oder bist Du nur ´ne Technikattrappe?“

„Spinnst Du!? Soll ich Dir mal meine Zunge ins Gesicht schießen!? Dann werden wir ja sehen, ob ich echt bin. Mann, ihr Menschen seid sowas von komisch.“

„Musst ja nicht gleich ausrasten. Aber das ist ja wyld, dass Du Dich mit mir unterhalten kannst.“

„Psst, halt die Klappe! Die Jule kommt.“

Plötzlich steht Jule neben dem Typen. Was die wohl mitbekommen hat? Ich pumpe mich augenblicklich in purpurrot und dunkelgrün. Ich bin jetzt quasi selber Plastik.

„Hi! Noch jemand, der meint, er könne mit Tieren reden. Aber eins ist klar. Glupschauge hier ist nicht zu verkaufen.“

„Wieso das denn“, entfährt es dem Jungen, „und warum ist er dann hier ausgestellt? Nur zu Showzwecken?“

Jule wird jetzt unsicher. Sie ist hier Aushilfe. Wenn der Chef wüsste, was sie für Reden führt.

„Also erstens, muss Glupschauge mir noch beweisen, dass er einen Regenbogen draufhat und zweitens hast Du sowieso nicht die fünfhundert Kröten, die der kosten würde.“

Ich muss was unternehmen, der Verlauf des Gesprächs gefällt mir gar nicht. Aber jetzt habe ich ja ein Sprachrohr.

„Sag der Jule, das mit dem Glupschauge kann sie sich sparen und wo ich hingehe entscheide ich und nicht irgendein Preis.“

Über das Gesicht meines neuen Kumpanen huscht ein freches Lächeln. Er schaut das Mädchen neben ihm an. Naja, sie mag zwei, drei Jahre älter sein, als er. Aber das macht nichts.

„Jule, so heißt Du doch, oder? Ich glaube, dass Jan ganz schön sauer ist, dass Du ihn ständig Glupschauge titulierst. Und außerdem kommt er zu mir. Hat er gerade entschieden.“

„Hä! Hast Du sie noch alle? Du glaubst das echt, das mit den Tieren quatschen, oder? Und woher weißt Du, wie ich heiße?“

„Du hörst mir wohl nicht zu. Das hat Jan mir gesagt, hier, unser Freund, der gerade in frischem orange-hellgrün erstrahlt. Am Regenbogen arbeitet er noch, sagt er.“

Jule schaut ihn an. Aus ihren schwarz umrandeten Augen funkelt dieses Smaragdgrün, dass ich von Anfang an faszinierend fand. Sie stemmt ihre Hände in die Hüften.

„Du hältst Dich wohl für oberschlau. Ich bin hier die Chefin und für Dich ist dieses…“

„Furcifer pardalis?...“

„…ja genau, der ist nichts für Dich. Du bist noch zu…“

Oh, oh, langsam eskaliert die Situation vor meinem Fenster und jetzt kommt auch noch Heiner.

„Ach, das ist mir aber neu, dass ich eine neue Chefin habe.“

Heiner muss in sich hinein schmunzeln. Er kann froh sein, dass er Jule hat, sonst wäre es hier noch chaotischer.

„Also äh, nein, natürlich…, ich wollte nur dem Jungen hier…“

„Julian heiße ich und ich möchte dieses wunderschöne Pantherchamäleon kaufen.“

Wow. Da setzt sich ja einer für mich ein. Und da wäre dann ja tatsächlich jemand, mit dem ich reden könnte.

Aber wieso heiße ich jetzt Jan? Naja, das kann ich später klären. Erstmal aufpassen, wie das hier weitergeht.

„Was hast Du ihm gesagt, was das Chamäleon kostet?“

„Fü.., Fünf..“

„Was fünfzig Euro. Bist Du verrückt. Der hat mich…“

„Nein fünfhundert, habe ich ihm gesagt. Ist ja schließlich ein seltenes Exemplar.“

Jetzt muss Heiner lachen und sein Bäuchlein wackelt im Rhythmus seiner Lachsalve.

„Also Mädchen, geschäftstüchtig bist Du ja. Aber wir wollen doch nicht wuchern. Dreihundertfünfzig Euro und Du musst mir belegen, dass Du so ein Tier auch halten kannst. Am besten Du kommst mal mit Deinen Eltern vorbei.“

Oje, das Gesicht von Julian. Ob ich hier endlich wegkomme?

4

Das war ein harter Kampf. „Was!? Ein Chamäleon. Geht´s nicht noch exotischer?“

Seine Mama ist erstmal dagegen. Aber die Alternative Aquarium geht gar nicht. Selbst wenn er die Fische denken hören könnte – langweilig. Daran soll Fabienne, seine kleine Schwester, Spaß haben. Die kann gefühlt stundenlang den bunten Schweigern in ihrem Becken zuschauen. Außerdem Jan, was ist das mit dem? Was steckt dahinter? Und was könnte man alles anstellen, ausprobieren. Er muss ihn haben.

„Jan, so heißt er, ist echt cool. Und ich baue ihm ein großes, supertolles Terrarium, versprochen.“

Stille. Sein Papa fährt sich nachdenklich übers Kinn, blickt zur Mama. Sein älterer Bruder Aaron zwinkert ihm zu.

„Ich kann ihm helfen. Wir haben noch die alten Fenster im Keller stehen. Bevor die zum Schrott gehen…“

„Okay. Wer weiß, vielleicht ist das eine gute Chance, Verantwortung zu übernehmen. Weißt Du überhaupt…“

„Papa! Furcifer pardalis, heimisch in Madagaskar, leben in der Nähe menschlicher Siedlungen, ernähren sich von…“

„Okay, okay, ist schon gut, mein schlauer Sohn.“

„Aber dass mir hier keine Futterinsekten durch die Wohnung kreuchen“, bestätigt nun auch sein Mama den Handel. Heißt für ihn aber auch ein paar Extraschichten Zeitungen austragen. Hoffentlich weiß Jan das zu schätzen.

Währenddessen geht Jule die Begegnung mit diesem Jungen nicht aus dem Kopf. Woher wusste er all das über sie und das Chamäleon. Konnte er die Gedanken von Glupschauge tatsächlich hören? Und wenn ja, warum sie nicht? Dieser Julian ist schon irgendwie cool, aber viel zu jung für sie, na klar! Sowieso!

Sie geht wieder an die Scheibe von Glupschauge. Schaut ihm tief in die jetzt smaragdgrünen Augen.

„Also los. Denk was. Ich nenn Dich auch nicht mehr Glupschauge. Wie sagte Julian? Jan. Gefällt Dir der Name?

Kein Ton oder Gedanke, den sie hört. Doch dann.

Das Chamäleon wackelt auf seinem Ast ein paar Mal leicht hin und her, wird erst dunkelrot, als müsste es sich stark anstrengen und dann verteilen sich gelb, hellgrün, blaugrün, sattblau, violett, rot und orange auf seiner Haut in zarten gebogenen Streifen, als würde die Sonne durch einen Regenvorhang durchbrechen und ihre Farbpracht an den Horizont werfen.

„Wow!!! Ist der für mich?“

Jan schließt ein Auge und öffnet es wieder. So zwinkern die Menschen sich zu, hat er beobachtet. Dann entspannt er sich hellgrün und schnappt sich eine Heuschrecke, die vielleicht eben noch dachte: Was für ein cooler Regenbo… schnurps - weg. So ist nun mal das Leben.

„Na ja, das mit dem Gedanken lesen bei Jule, das müssen wir noch üben“, denkt sich Jan und lässt Jule mit ihrem breiten Grinsen vor der Scheibe zurück.

Was für ein verrückter Tag.

5

Seit Jan, sein neues Zuhause bezogen hat, sind die Beiden kaum zu trennen. Jan lernt die Tiefen von Julians Welt kennen, erfährt seine Wünsche und Träume, es ist fantastisch. Julian, der Technik-Freak, alles will er verstehen, zusammenbauen, erfinden. Außerdem Julian, der Explorer. Die Welt sehen, Meere, Schluchten, Städte. Und dann noch Julian, der Naturbursche, der die Tier- und Pflanzenwelt erobern will. Alles in diesem jugendlichen Gehirn.

Aber obercool ist Jans neues Terrarium. Alles echte Pflanzen und diese tropische Luft und das leckere Futter, einfach wunderbar. Und doch.

Es fehlt etwas. Zum einen ist das Jule, die so anders über die Welt denkt, wie Jan. Alles hinterfragt sie, ist skeptisch. Geht es gerecht zu? Warum müssen Menschen betteln? Wieso gibt es so viel Gewalt? Obwohl? Gegensätze ziehen sich ja an. Er weiß nicht so viel über das Paarungsverhalten der Menschen.

„Das geht zu weit, Jan. Das geht Dich nichts an, was ich… also über Jule… beschäftige Dich mit Deinem Futter…“

„Und Du lausch nicht immer meinen Gedanken. Nicht mal in Ruhe fantasieren kann man, verflixter Reptilienmist!“

Okay. Jetzt ist Julian aus dem Zimmer. Das Zweite ist: Jetzt, wo er weiß, dass er über besondere Fähigkeiten verfügt,