Je dickens, destojewski! - Thomas Kapielski - E-Book

Je dickens, destojewski! E-Book

Thomas Kapielski

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Beschreibung

Dieses Buch handelt von Liebe, Mord und Totschlag (mit gleich zwei Kommissaren) und bietet noch dazu umfängliche Reiseliteratur. Es erzählt von Ernst Wuboldt und seinem Mentor, dem Pohlen. Von Spindel, einem zarten, und Murmel, einem festen Wesen, teils Mätressen, teils Gespielinnen des Wuboldt. Eine Frau namens Bucker wird am Scheitelpunkt des Buches wie Schicksal über ihn kommen. Spielorte sind einesteils Spandau, anderenteils Bamberg. Die Spandower Romanbelegschaft bilden der Bibliotheksdiener Hans (Hansi) Johann Gottfried Hekel, der Reformhausbetreiber Fritz Lamberti, ein Schweiger namens Schramm sowie der Oberhauptkommissar Kräuter; sie tagen im Gasthaus Büttelmann am Rundtisch. Die babenbergische Besatzung tagt im Fässla Spezial am fränkischen Langtisch; sie formiert sich um die Damen Bärbel und Hartzvierette, die Herren Dr. Märtens und Ibizza-Kurt, den Forstadjunkten Ortmann sowie den Hauptkommissar Rochus Röhr. Ernst Wuboldt steckt immer irgendwo dazwischen. Das Buch geht böse, aber auch gut aus und beginnt ordnungsgemäß mit § 0.

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Seitenzahl: 448

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»Ob Kapielski noch mal einen richtigen Roman schreibt?« »Nie! Das kann der gar nicht.« »Falsch, er will bloß nicht, weil er die Form für überlebt hält.« So wußten es bislang die Wissenden. Nun aber? – Ein Roman! Noch dazu gleich ein Volumenroman, bis obenhin gefüllt mit Liebe, Mord und Totschlag, Haupt- und Oberkommissaren, Stammtischen, Mätressen (alles doppelt!), einem Forstadjunkten, einer Hartzvierette, einem echten Protagonisten (namens Wuboldt) und dem Schaum der Jahre.

Thomas Kapielski, geb. 1951 in Berlin; Schreiber, Künstler, Flötist.

THOMAS KAPIELSKI

Je dickens, destojewski!

Ein Volumenroman

Suhrkamp

Freundliche Unterstützung erfuhr die Arbeit des Autors an diesem Buch durch Mittel aus dem Deutschen Literaturfonds e.V. Darmstadt.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014

© Suhrkamp Verlag Berlin 2014

Originalausgabe

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar.

Umschlag gestaltet nach einem Konzept von Willy Fleckhaus: Rolf Staudt

eISBN 978-3-518-73632-6

www.suhrkamp.de

PROLOG

»Schwer zu sagen, ob es gut so war, aber es war eben so!«

(Hans Gottfried Hekel)

Dieses Buch, geneigter Leser, handelt von Liebe und Tod. Das Signet vorn auf dem Umschlag und seine Farbe deuten beider Verschlingung und das Geflecht und die Glut der Leidenschaften an. Die Schrift erzählt von Tumult und Alltäglichkeit, von Leidenschaft und Edelsinn, von Heiß- und Laublut – und ist darum mit gleich zwei hochrangigen Kommissaren bestückt!

Überdies wird diese Schrift bisweilen gar unanständig,ja vulgär, und kommt mit – »Zapperment!« – annähernd Fickszenen daher, ganz schamlos! (Heute freilich ein Muß …!) Nebenbei bietet sie umfänglich Reiseliteratur. Später wird auch der militärische Aspekt noch ausreichend gewürdigt, in Gestalt eines ausgedienten Hauptmanns. Nicht unberücksichtigt bleibt zudem die Welt der Reiterhöfe, der Dressur- und Backfischreiterei. Und auch das heute so (»nachhaltig« bzw. »hachnaldig«) adorierte Gesundheitswesen wird von gleich zwei Reformern vertreten, wobei den einen als Sutor die Fußpflegschaft bekümmert, während der andere der Homöopathie frönt und in Bamberg ein veritables Reformhaus führt!

Das Werk beinhaltet somit alles in allem (»all inclusive« bzw. »ill anclusive«) einen Liebes- und einen Kriminalroman, jede Menge Pferde- und Reisegeschichten, allerhand Fingerzeige zur gesunden Lebensführung nebst den eben angedeuteten Erotika (vulgo Vulgaria) und Militaria und bildet aus allem in eins einen sogenannten »Volumenroman«.

Dieser Ihnen vorliegende Volumenroman erzählt von Ernst L. Wuboldt, der Hauptperson, und seinem Mentor, dem Pohlen. – Ein prekäres Duett! Beide sind über eine Spiegelfläche miteinander verbunden wie Luft und Wasser, wobei Wuboldt, als Luftikus, die Schöpfung darstellt; dem Pohlen hingegen eignet, als Tauch- und Wasserwesen, das Schöpfertum. Oder, um mit Carl Schmitt zu scherzen: »Der Wuboldt ist die Gestalt des fraglichen Pohlen auf dessen Antwort!«

Des Wuboldts teils Mätressen, teils Gespielinnen sind Spindel, ein zartes, beispringendes, und Murmel, ein festes, griffiges Wesen. Spindel dreht gern Sätze um: Statt »So ein Quatsch!« sagt sie »Quo ein Satsch!«. Murmel ist Mathematikerin und berlinert stark. Beide stehen allein da als zupackende, alleinstehende Mütter – und als beste Freundinnen Wuboldts.

Wuboldts Bettschatz, Mordopfer und Eheweib spielt indes ein liebreizendes, weibliches Wechselwesen namens Bucker; sie wird am Scheitelpunkt des Buchs wie Schicksal über ihn, den Wuboldt, die Hauptperson, kommen!

Spielorte sind einesteils Spandau, die Zitadellen- und Wasserstadt vor Berlin, anderenteils Bamberg, der oberfränkische Luftkurort; gestreift werden überdies Gemeinden wie Werder, Wirft und Memmelsdorf.

Mit Metropolen wie beispielsweise »Leerbin« oder »Frankruft« (so Spindel) und den dort gewöhnlich Siedelnden mag diese Schrift sich nicht abgeben. (Die Gründe hierfür werden später erörtert.) Wer also die Hohe Luft des Prenzlauer Berges zu atmen heischt, muß sich ein anderes Buch kaufen!

Nun denn: Die Spandower Romanbelegschaft bilden der Bibliotheksdiener Hans (»Hansi«) Gottfried Hekel, dann der Reformfabrikant Hubert (»Hubsi«) Kamberti, dann ein Schweiger namens Karl Schramm sowie der Hauptkommissar (»Kommissario«) Markulf Kräuter; sie alle tagen gemeinsam mit Wuboldt im Gasthaus Büttelmann am Rundtisch zu Spandau. Später wird noch der obenerwähnte Hauptmann Essig dazustoßen. Die Spandauer Servierkraft heißt Susi (und wie sie weiter heißt, wird noch für Aufregung sorgen).

Die Babenbergische Besatzung tagt im Fässla-(ß)-Spezial am fränkischen Langtisch; sie formiert sich um die Damen Bärgel, eine Reiterin (»Reiter-Bärgel«), und die Hartzvierette, eine arbeitslose Näherin (»la Vierette« oder »Hartzi«), und gruppiert sich weiters um einige Herren, den Dr. (»Doc«) Märtens, einen Thaumaturgen und Reformhausbetreiber; ferner gibt es einen Ibiza-Kurt, dann und wann sitzen am Langtisch noch der Forstadjunkt Alwin Ortmann sowie ständig der Oberhauptkommissar (»Kommissario«) Rochus Röhr. Die Bamberger Servierkraft heißt Vreni (Nichtsweiter).

Und Ernst L. Wuboldt, der Hauptdarsteller, steckt immer irgendwo dazwischen und mittendrin, hier wie dort.

Als Nebenfiguren treten noch einige weitere Schweiger, sonstige Komparsen, ein paar verworfene Neubesetzungen und einige verworrene Kurzerscheinungen und Fahrradhelmträger auf.

Der besseren Übersicht halber listen wir die Mannschaftsaufstellungen im Anhang, dergestalt, wie es sich auch für voluminöse russische Romane bewährt hat. Auf diesen beigefügten Tafeln möge sich der Leser im Falle der Wirrsal Orientierung verschaffen.

Vorweg jedoch sei dieses noch verraten: Das Buch geht böse aus, aber auch gut, und beginnt ordnungsgemäß mit Paragraph oder Kapitel null und endet mit dem zweihundertundvierundneunzigsten, weil im Jahre 294 ein gewichtiger Schlußstein in die Welt gesetzt und datiert wurde. Das Werk gliedert sich in fünf Teile (wir stecken nächsthin im ersten) und vermerkt einen Scheitelpunkt, der das Buch nach den Regeln des Goldenen Schnittes zweiteilt. Allerhand Kompositionskram wirkt noch mittelbar aus dem Untergrund, ohne daß dies sonderlich bemerkt werden muß – außer hier jetzt und später noch einmal.

Sodann gehen wir auf Teil I. und Paragraph 0 über …

TEIL I.

»Quo ein Satsch!« (Spindel)

0.

»Heute?!« – ach, »heute, heute!« –, das schreibt sich so leichtfertig hin; wann ist denn schon heute? Im Grunde ja immer, aber womöglich wird, was heute meint, schon morgen gestern sein? Oder übermorgen bedeutet dann heute »Heute?!« erst? – wie auch immer!

Wuboldt und seine zwei Freundinnen, Murmel und Spindel, hatten sich zum Stelldichein gefunden. Da standen sie nun, wie so oft, zu dritt vor der Tankstelle am Scholzplatz, redeten, scherzten und tranken Flaschenbier.

»Heute ist immer!« kommentierte Spindel (bzw. gedreht: »Ite is himmer!«), weil man soeben die Zeitfrage diskutiert hatte und auch öfters zu dritt zu diskutieren beliebte.

»Nee!« fuhr Murmel dazwischen. »Dit Jetze, dit liecht imma uff heute! Och meuchlings uff Mittanacht, wa!? Undzwa wenn dit eene Heute um Mittanacht uff dit andre übajeht. So kompleziert is det allet janich!«

Nun, also: Heute (von Heu und heuen) und eben gerade auf heute lud (der vom Pohlen aus Geist und Wasser gezeugte und eben frisch beatmete) Ernst L. Wuboldt die Murmel, genannt »Rollmops« (die Dicke), und auch Spindel, genannt »Spindel«(die Dünne), seine zwei Freundinnen (allesamt ebenso wie er Schöpfungen aus dem Nichts und gleichwohl nicht nichtig), auf seine Lieblingsstelle am schönen Scholzplatz (»Plotzschatz«) bei Spandau ein, eine wahrhaftige, seit unvordenklichen Zeiten amtierende Tankstelle. Unter den Töchtern des Landes finden sich kaum eigenartigere und schmuckere Mädchen als die zwei! Und unter den Tankstellen des Landes kaum eine scharmantere als diese eine!

Sie treffen sich gern und regelmäßig dort, im weiten, lustreichen Areal zwischen der südlich gegen den Wald gelegenen »Tiroler Stube« und der aparten Aral-Tankstelle, die am nördlichen, bis an die olympischen Stallungen reichenden Rand des Scholzischen Platzes aufragt. Und wer abträglich »Was, Tankstelle!?« redet, der weiß nichts von unseren heutigen Tankstellen, ihren vielgliedrigen Einrichtungen, Events und Sonderausstellungen!

Dort ist inzwischen mehr möglich als in unseren gewöhnlichen Gaststätten. Murmels Auto wurde hier augenblicklich ein »SuperWash« spendiert, und die drei Feier- und Jubellüstlinge vergnügten sich selbdritt auch gleich sehr ausgelassen im dortigen, der Tankstelle beigefügten »PetitBistro«, so daß die Schwarten sowohl Murmels, des dicken Rollmopses, als auch Ernst Wuboldts, des Gastgebers, brachen wie auch schon barsten (nicht aber die Spindels, der Dürren, die keine Wamme, nicht mal ein Wämmchen hat, welches wohl bersten und krachen wollen täte, aber nicht können kann, da es nicht ist), und zwar beträchtlich. Überdies ist die Bier-, Wein- und Spirituosenvielfalt einer Tankstelle durch keine Gaststätte zu übertreffen, selten auch das Vermögen, der vielgestaltigen, meist eiligen Kundschaft einen so knusperigen Schnellsnack herzurichten und feilzuhalten.

Zur Abwechslung konnten die drei allemal hinüber in die geduckte »Tiroler Stube« zum Faßbier wechseln oder in den dahinterliegenden Wald entweichen. Auch war es jederzeit möglich, die olympischen Stallungen (»Die Stympischen Ollungen«) aufzusuchen, wo sich eine weitere Bier-Kantine darbot.

Heutigentags aber tranken die drei das auskömmliche Spandauer Bockbier bei Aral.

Soweit hier die Einführung unter Paragraph 0.

1.

»Titel und Überschrift, muß das sein?« fragte Wuboldt und antwortete gleich selbst: »Ja, doch!«

»Muß sein, wa?!« meinte Murmel beipflichtend.

»Aber eine Vorrede?«

»Wer braucht’n sowat?« zweifelte selbst Murmel.

Also, wer braucht’s? – Das Buch? Der Leser? Oder braucht der Autor so was: ein Vorwort, eine Einleitung, x Vorredner?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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