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So etwas wie einen Adventskalender braucht man in jedem Monat. Etwas, mit Kleinigkeiten, die einen erfreuen oder amüsieren.
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Seitenzahl: 25
Vorwort
Ganz ohne Sechserabteil
Glückszahlen
Die nächst höhere Primzahl
Eindeutig Dame
Schlagfertig
Von wegen alt und hässlich
Die Schildkröte
Der Typ Mann
Auf ewig Kind
Spannender Abend
Mittel gegen Heimweh
Von Kleinen, Großen und Hasen
Diplomatie – lern’ ich nie
Sich Askese schönreden
Peinlich, peinlich …
An- ist kein Auslachen
Knarzende Schuhe
Gockeln an der Theke
Ich will Kamelle
Sechs Wochen ohne . . .
Retter in der Not
Den Fotos ins Auge blicken
Eine Frage der Liga
Verwirrt, empört, vermisst
Noch nie habe ich so viele Adventskalender bekommen wie in 2020. Ein Hilferuf im WhatsApp-Status hatte genügt: „Mir doch egal, wie alt ich bin. Ich will einen Adventskalender“ – und mindestens sechsmal fielen an 24 Tagen Kleinigkeiten auf mich herab wie zarte Schneeflocken, Geschichten, Bildchen, Schokolade, die mich wunderbar erheitert haben in diesem sonst so trostlosen Advent des Jahres 2020, ohne Weihnachtsmarktbesuche und gemeinsames Plätzchenessen.
Dafür hatte ich umso mehr Anlass und Zeit um- und aufzuräumen. Dabei bin ich auf meine alten Texte gestoßen, und auch sie haben mich erfreut. Einige davon stammen aus meiner Zeit bei der Zeitung. „Unter uns“ hieß die Kolumne mit kleinen Geschichten zum Schmunzeln. „Daraus kannst Du einen Adventskalender machen“, sagte eine Freundin, von der einer der wunderschönen Adventskalender stammte, „es sind schließlich 24.“ Ein Zufall, den ich bis dahin gar nicht beachtet hatte. Aber: Soll ich bis nächstes Jahr warten mit der Veröffentlichung? Vielleicht brauchen Sie diese heiteren Geschichten auch ohne Advent, nach Weihnachten – ohne Aussicht auf ausgelassenen Karneval, auf entspannenden Urlaub und ohne zu wissen, wann wir unsere Lieben in der Ferne wieder treffen und in den Arm nehmen dürfen.
Deswegen bringe ich sie jetzt heraus. 24 Geschichten aus vielen Jahren als Journalistin. Das ist nicht wirklich viel. War wohl damals auch nicht alles so heiter. Aber wenn meine Geschichten Sie aufmuntern können, bunt und leicht wie Konfetti an Karneval, Blüten im Frühjahr, oder Schmetterlinge im Sommer, dann hat sich die Mühe gelohnt. Die kommenden Monate haben auch 24 Tage. Und wenn Sie nicht nur täglich eine lesen, sondern alle auf einmal, dann ist das für mich total in Ordnung.
Ihre
Susanne Böhling
20.04.2005
Da haben wir in Berlin lang und breit diskutiert, warum Bahnfahren heute zwar wesentlich schneller und komfortabler, aber viel weniger anregend sei: Wahrscheinlich ist es der moderne Großraumwagen, dem die Intimität des guten alten Sechserabteils fehlt, die gute, anregende Gespräche fördert.
Auf der Rückfahrt ist der für mich reservierte Platz im Großraumwagen von einem Mann Anfang dreißig besetzt. Ich verzichte großzügig auf den Fensterplatz und begnüge mich mit dem am Gang, weil ich ohnehin arbeiten will. Im Gegenzug stemmt er behände meinen Koffer. Die Lektüre, die er vor sich auf das Tischchen legt, macht mich neugierig: schwer verdauliche Kost aus Philosophie und Literaturgeschichte.