Jenseits der Oberfläche - Gudrun Großbach - E-Book

Jenseits der Oberfläche E-Book

Gudrun Großbach

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Beschreibung

Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, warum wir uns ständig selbst im Hintergrund Geschichten erzählen, wie sie unser Selbstbild formen und wie wir sie nutzen können, um unsere Zukunft zu gestalten. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Entdeckung und Analyse deiner eigenen Selbstgeschichten mit praktischen Übungen. Dieses Sachbuch konzentriert sich auf die psychologischen und mentalen Prozesse, die unseren Selbstgeschichten zugrunde liegen. Es beschreibt, 1. wie unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen in unseren Köpfen zu geschlossenen Geschichten zusammengesetzt werden. 2. Wie wir durch die Analyse dieser Selbstgeschichten Muster und Überzeugungen identifizieren, die zu unserem aktuellen Denken, Fühlen und Handeln beitragen. Du erfährst, wie eine solche Analyse zu einem Wandel ermutigt.

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Seitenzahl: 253

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1. Auflage, 2023

ISBN: 9783756822010

© April Gudrun Großbach – alle Rechte vorbehalten.

Waldblick 24, 46509 Xanten

Zur Autorin:

Gudrun Großbach therapiert in freier Praxis in Xanten. Eine ihrer spezifischen Therapien ist die Analyse und Gestaltung von Selbstgeschichten. Selbstgeschichten sind unter innere Geschichten, innere Erzählungen oder Self-Storytelling bekannt. Sie werden in der kognitiven Verhaltenstherapie und in der narrativen Psychologie eingesetzt. Wie funktioniert das System der Selbstgeschichten? Die Autorin gibt eindrucksvolle Einsichten und erklärt lebhaft und sachkundig, warum wir unsere Gedanken und Gefühle in Selbstgeschichten zusammenstellen, wie diese uns blockieren oder bekämpfen und wie wir sie analysieren, um sie emotional und gedanklich umzuformen. Gudrun Großbach verfasst seit Jahren verschiedene therapeutische Ratgeber und Handbücher für ihre Klienten und Patienten.

Über das Buch:

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Entdeckung und Analyse deiner eigenen Selbstgeschichten mit praktischen Übungen. Dieses Sachbuch konzentriert sich auf die psychologischen und mentalen Prozesse, die unseren Selbstgeschichten zugrunde liegen. Es beschreibt, 1. wie unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen in unseren Köpfen zu geschlossenen Geschichten zusammengesetzt werden. 2. Wie wir durch die Analyse dieser Selbstgeschichten Muster und Überzeugungen identifizieren, die zu unserem aktuellen Denken, Fühlen und Handeln beitragen. Du erfährst, wie eine solche Analyse zu einem Wandel ermutigt.

Jenseits der Oberfläche

Eine Anleitung zur gestalterischen Selbstanalyse

Gudrun Großbach

Inhaltsverzeichnis

Vorwort2

Einleitung4

Was bringt mir ein Buch für meine Weiterentwicklung?9

Einführung12

Gefühlswelten29

Zwischen zwei Stühlen – Ambivalenzen48

Bis die Wut uns beherrscht – Aggressionen63

Die Angst als ständiger Begleiter76

Wenn die Grenzen überschritten werden96

Der Einfluss des Emotionalen Stils auf Beziehungen und Lebensqualität119

Der Blick von außen – Wahrnehmung131

Der Blick von innen – Selbstwahrnehmung143

Eine Frage der Haltung – Grundeinstellung152

Beziehungen im Wandel161

Die Kunst der Kommunikation180

Die unsichtbaren Ketten von Gedanken, Grübeln, inneren Dialogen197

Selbstfürsorge als lebenslanger Prozess217

Auf dem Weg zur Ich-Stärke228

Der Kampf um die Aufmerksamkeit248

Die Dualität vom Ich – Erwachsenen-Ich und Kindheits-Ich262

Das Rätsel lösen – Aufklärer274

Schlusswort282

Haftungsausschluss

Die Autorin dieses Buches veröffentlicht die darin enthaltenen Aussagen, Ratschläge, Verfahren und sonstigen Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen. Es ist ausgeschlossen, dass Ansprüche auf Ersatz bei jeglichem mittelbaren und unmittelbaren Schaden an die Autorin gestellt werden können, da das Buch keine Anleitung zur Selbsttherapie bietet. Die Aussagen der Autorin erheben keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit und dienen lediglich der Information. Im Einzelfall müssen sie individuell angepasst werden. Es ist wichtig zu betonen, dass dieses Buch keine ärztliche, psychologische oder psychotherapeutische Behandlung ersetzen kann.

Vorwort

Selbstgeschichten sind wie ein Notizbuch, in dem unser Gehirn unsere Gedanken, Gefühle und Erfahrungen in geschlossenen Geschichten zusammensetzt. Wie eine geheime Welt in deinem Kopf kannst nur du sie lesen und erleben.

Aus der Analyse unserer Selbstgeschichten erhalten wir stützende und wohltuende Sichtweisen oder Erkenntnisse. Oftmals beinhaltet dies eine vorteilhafte Erneuerung oder einen Wandel in unserem Denken, Fühlen und Handeln.

Dein Nutzen:

Wenn du deine Selbstgeschichten analysierst, identifizierst du Muster und Überzeugungen, die zu deinen aktuellen Problemen beitragen. Durch das Erkennen dieser Muster änderst du diese und verbesserst so deine Reaktionen und Verhaltensweisen.

Einige Selbstgeschichten enthalten Kränkungen. Durch die Analyse der Selbstgeschichten erkennst und verarbeitest du die Kränkungen, um langfristige Auswirkungen auf deine psychomentale Gesundheit zu minimieren.

Einige Selbstgeschichten enthalten schädliche Teile, wie zum Beispiel negative Wörter oder selbstzerstörerisches Verhalten. Durch die Analyse dieser Geschichten erkennst und änderst du diese Verhaltensweisen.

Durch die Analyse deiner Selbstgeschichten identifizierst du Muster, die zu deiner Angst beitragen, wie zum Beispiel negative Selbstgeschichten oder eine übermäßige Fokussierung auf Bedrohungen in deinen Selbstgeschichten. Du lernst, diese Muster in den Selbstgeschichten zu verändern, um deine Angstsymptome zu lindern.

Die Selbstanalyse deiner Selbstgeschichten hilft dir, negative Teile in deinen Selbstgeschichten zu identifizieren, die zu deiner Depression beitragen, wie zum Beispiel Selbstgeschichten von Hoffnungslosigkeit oder Wertlosigkeit. Lerne, diese Teile in deinen Selbstgeschichten zu ändern, um deine Stimmung zu verbessern.

Gleichzeitig bist du in der Lage, die Geschichten deiner Mitmenschen besser zu verstehen, auszuwerten und die Wahrheiten, die sie dir sagen, zu entschlüsseln. Du wirst dessen Beweggründe, die Zusammenhänge oder Hintergründe, die dir vorher verschlossen waren, herauslesen. Die eigenen Selbstgeschichten auszuwerten, ist keine naive Spielerei. Sie dienen dir zur kognitiven und emotionalen Umstrukturierung und Verhaltensaktivierung. Es ist, als ob du ein Gärtner bist, der seine Blumenbeete neu strukturiert, um sie zu beleben und die Blumen zum Blühen zu bringen.

Einleitung

Der Traum geschieht im Schlaf. Selbstgeschichten ereignen sich dagegen bewusst oder unbewusst außerhalb des Schlafes. Sie werden von unserem Gehirn erschaffen und enthalten eine Kombination aus unseren Gefühlen, Erinnerungen, Meinungen, Erwartungen und Gedanken.

Psychotherapeuten arbeiten mit den Selbstgeschichten der Patienten, weil diese Geschichten wertvolle Informationen darüber enthalten, wie die Patienten sich selbst, ihre Mitmenschen, ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zusammenstellen, interpretieren, verstehen und planen.

Selbstgeschichten bestehen aus vier Teilen, die miteinander verbunden sind: was wir denken, was wir tun, wie wir uns fühlen und wer wir sind. Sie zeigen dir, wer du bist, wie du denkst und handelst und was dich ausmacht.

Das Gehirn macht alles zu Selbstgeschichten.

Gestern im Supermarkt bekam ich mit, wie eine junge Frau am Handy sagte: „Nachdem sie mir das gebeichtet hatte, sagte ich Knut, dass er sich die Sache mit dem Job im Ausland noch einmal überlegen sollte ... doch er hatte offenbar sofort unterschrieben.“

Ich war zwar nicht im Bilde darüber, was zwischen den beiden Personen vorging, doch direkt meldete sich mein Gehirn und erschuf eine Selbstgeschichte.

Praktisch war es mir unmöglich, die Dame nach den Details zu befragen. Stattdessen schuf mein Geist Selbstgeschichten darüber, was sie von wem gehört hatte und was geschehen war: Hatte sie erfahren, dass Knuts Freundin ihn betrogen hatte? Beabsichtigte er wegen seiner anstrengenden Familie im Ausland einen neuen Job anzutreten, um weit weg zu sein? Hatte er etwas Verwerfliches begangen?

◆◆◆

Selbstgeschichten handeln von Themen und Emotionen, die uns am Herzen liegen oder mit denen wir zu kämpfen haben. Gefühle und Gedanken (bewusst und unbewusst) sind zwei der Schlüsselelemente, die Selbstgeschichten ausmachen. Selbstgeschichten sind wie ein Haus, das von vielen Emotionen und Gedanken bewohnt wird. Da ist die Freude, die sich in jedem Raum ausbreitet und alle Herzen erfüllt. Der Mut sitzt am Kamin und lässt sich nicht so leicht vertreiben; er weiß, dass seine Wärme gebraucht wird, um Krisen zu überstehen. Der Zorn schleicht manchmal heimlich herein und wird im Schutzraum des Hauses willkommen geheißen. Die Trauer ist sanftmütig und vermischt sich mit dem Licht der Sonne; sie weint hier, bis der Trost Einkehr hält. Die Angst kriecht auf den Dielen herum und sucht nach Sicherheit. Hier wird ihr zugehört und sie erhält Unterstützung.

Die Selbstgeschichten verhalten sich wie ein Fluss. Mal ist er beschaulich und friedlich, aber dann wild und ungestüm. Manchmal sind die inneren Geschichten so lebhaft, dass wir von ihnen fortgerissen werden. Wenn wir uns andererseits unserer Selbstgeschichten bewusst werden, können wir sie analysieren und haben die Kontrolle.

Eine Selbstgeschichte ist wie ein Rahmen, in dem die Gedanken und Gefühle Platz, Halt und Orientierung finden.

Eine Selbstgeschichte ist wie ein Netz, in dem die unterschiedlichsten Informationen miteinander verknüpft werden. In dem Moment, in dem die Details der Selbstgeschichte miteinander verbunden sind, entstehen Ordnung, Sinn und Bedeutung.

Jeder hat in seinen eigenen Selbstgeschichten die Grundemotionen (Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel, Trauer und Verachtung) enthalten, ob verhüllt oder nicht. Wir inszenieren Ruhe und Frieden andernfalls Stress und Kampf. In unseren Selbstgeschichten setzen wir destruktive Handlungen, Verwirrungen und Hemmungen in Szene.

Du identifizierst dich mit allen Inhalten einer Selbstgeschichte. Du bist Schöpfer ihres Schicksals, mit ihnen verbunden und empfindest ihre Gefühle. Selbstgeschichten berühren uns tief.

Unsere Selbstgeschichten sind geprägt von den Charakteren, die darin eine Rolle spielen – bewusst oder unbewusst. Sie sind unsere Projektionsflächen für Gefühle, Gedanken und Handlungen.

Analysiere zuerst deine innersten Geschichten. Solange du sie nicht bewusst steuerst, werden sie jeden Versuch der Veränderung zunichtemachen. Lenke ein Boot auf einem Fluss ohne Ruder - die Strömung wird deinen Willen, die Fahrt zu ändern, ignorieren.

Wir empfinden häufig ein Gefühl der Ohnmacht und der Unzulänglichkeit. Die Ursache dafür dürften die Inhalte unserer Selbstgeschichten sein. Mit der Analyse der Selbstgeschichten ist es möglich, sie zu ändern. Dieses Buch, mit vielen Reflexionsgeschichten, konkreten Anleitungen und Übungen begleitet dich bei der Selbstanalyse deiner Selbstgeschichten.

Dein Gehirn macht alles zu Selbstgeschichten und du nimmst darin verschiedene Erzählperspektiven ein. Was immer du wahrnimmst, fühlst und denkst, wird zu etlichen Selbstgeschichten in deinem Gehirn.

Folge mir in eine Schlüsselgeschichte, die ich stellvertretend für das Gefühl von Halt und Orientierung entworfen habe:

Mia genießt die sanfte Brise, die ihr durch das Haar streicht. Sie nimmt den Duft der Blumen wahr. Die Sonne kitzelt auf ihrer Haut und es fühlt sich gut an. Sie sieht sich um und bemerkt die Schönheit der Umgebung: die grünen Bäume, das leuchtende Gras, die bunten Blumen. Alles scheint perfekt zu sein.

Nichtsahnend registriert Mia, dass sie diesen Ort schon mal gesehen hat – aber nicht von außen. Sie kennt ihn aus ihren Selbstgeschichten. Dieser Ort war ein Teil von ihr, genauso wie sie ein Teil von ihm war. Sie empfindet tiefe Ruhe und Geborgenheit. Dieser Ort gibt ihr Halt und Orientierung.

◆◆◆

Wenn wir unsere Selbstgeschichten ignorieren, hat dieses Verhalten negative Auswirkungen auf unser Leben. Wir verlieren das Selbstbewusstsein, die Zufriedenheit und die Authentizität. Unser Ich verliert sich im Wir. Die Selbstvergewisserung verschwindet, wie ein Tropfen Wasser in einem Meer.

Wenn wir die Existenz von Selbstgeschichten mit Quatsch abwerten, verstehen wir uns womöglich selbst nicht mehr. Es ist, als würde man ein wertvolles Gemälde mit Farbe verschmieren, sodass man die Details nicht mehr erkennen kann. Wir erleben uns verloren, unsicher und unzufrieden, weil uns unsere wahre Identität entgleitet. In der Folge stellen sich Probleme in unseren Beziehungen ein, da wir dann nicht mehr in der Lage sind, uns an andere Menschen zu binden. Selbstgeschichten sind das Drehbuch für deine Selbstgespräche und dein Kopfkino. Wir werden uns selbst herunterziehen, falls wir uns in den Selbstgeschichten immer wieder erzählen, dass wir nicht kompetent genug sind oder dass wir etwas nicht schaffen. Wie ein schweres Gewicht an unseren Fersen belasten diese Worte. Diese negativen Selbstgeschichten verwüsten unser Selbstbewusstsein und unsere Selbstwahrnehmung.

Die narrative Psychologie und die kognitive Verhaltenstherapie betonen, dass Menschen ihre Gefühle und Gedanken als Teil eines größeren Zusammenhangs in Selbstgeschichten interpretieren – wie Puzzleteile eines größeren Bildes. Es wird angenommen, dass unsere Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen eng miteinander verbunden sind und unser Gehirn diese Nähe nur in Selbstgeschichten ausdrückt.

Es hat sich gezeigt, dass die Selbstgeschichten, eine wichtige Rolle dabei spielen, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen. Sie zeigen auf, wie wir über uns selbst und andere urteilen, wie wir uns verhalten und wie wir unsere Beziehungen zu anderen gestalten.

Was bringt mir ein Buch für meine Weiterentwicklung?

Lesen und Vorlesen lassen ist eine wunderbare Möglichkeit, sich selbst zu bilden und die Welt um uns herum zu entdecken.

Lesen ist eine großartige Aktivität, die uns dabei hilft, neue Informationen zu erhalten, unsere Kreativität anzuregen und unsere Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Einige empfinden das Lesen langweilig und einschüchternd, insbesondere wenn es sich um lange Texte oder komplexe Themen handelt. Doch lesen ist Macht!

Dieses Motto ermutigt uns weiterzulesen, da wir dadurch immer handlungsfähiger werden.

Wenn wir lesen, schreiben, denken und fühlen, formulieren wir automatisch Selbstgeschichten. So gestalten wir unsere persönlichen Vorstellungen und Wirklichkeiten. Wir sind wie Schriftsteller, die eigene Welten für ihre Romane usw. aus ihren inneren Phänomenen erschaffen.

Wir lesen Selbstgeschichten nicht mit unseren leiblichen Augen, hören sie nicht mit unseren leiblichen Ohren, aber sie sind da und sie haben die Macht unser Lebensgefühl zu gestalten.

Vielleicht kennst du diese Situation:

Du stehst vor einer neuen Aufgabe, die dir Angst macht, und schon bist du im Strudel deiner Selbstgeschichten gefangen.

Die Akteure in deinen Selbstgeschichten erzählen

von früheren Situationen, in denen dir schon einmal etwas nicht gelungen ist.

sie fabulieren von Personen, die das Gefühl in dir wecken, dass du es eh nicht schaffen wirst.

In solchen Momenten werden Selbstgeschichten zu deinem Feind.

Empfindest du oft Stress und Überforderung oder lassen dich unbehagliche Empfindungen und Überlegungen nicht los? Falls ja, werden die gedanklichen und emotionalen Inhalte deiner Selbstgeschichten der Grund sein.

Was wir nicht formulieren und erzählen können, existiert einfach nicht für unser Gehirn. Es braucht Selbstgeschichten, weil wir allen Dingen eine Ordnung, einen Sinn und einen Bezug zueinander geben müssen. Sie sind ein unsichtbares Band unseres Gehirns, das unsere inneren Inhalte verbindet.

Wir setzen diese Beschaffenheit gezielt und bewusst ein, um mit Reflexionsgeschichten einen positiven Einfluss auf unsere Selbstgeschichten zu nehmen.

Reflexionsgeschichten sind kurze Geschichten, die ein Thema mit einer Botschaft vermitteln. Wie kleine Schiffe bringen sie eine wichtige Botschaft über das Meer des Unbewussten. Sie ermutigen den Leser, nachzudenken, zu analysieren, zu sortieren und es in seinen Selbstgeschichten einzuarbeiten. Reflexionsgeschichten behandeln sowohl positive wie negative Themen.

Lese eine Reflexionsgeschichte und lass deine Selbstgeschichten von der Kraft der Worte formen!

Paul liegt auf der Couch, ein Buch in der Hand. Sein Blick wandert über die Buchstaben, aber er kann sich nicht konzentrieren. Dieses Buch ist so kompliziert. Er hasst es, wenn Fachbegriffe verwendet werden.

Paul hatte sich vorgenommen, in diesem Jahr mehr zu lesen, und bisher hatte er große Fortschritte erreicht. Er will dranbleiben und durchhalten - sogar wenn es schwerfällt.

Vielleicht hilft ja ein Kaffee? Paul steht auf und geht in die Küche, um die Maschine anzustellen. Dann setzt er sich wieder hin und wartet, bis der Kaffee fertig ist. Als er ihn endlich trinkt und genießt, fühlt er sich schon etwas besser - aber leider nur kurzfristig.

Also muss sich Paul jetzt anders motivieren: Was war der Sinn des Ganzen? Warum quält er sich damit? Weil lesen Handlungsfähigkeit bedeutet - Macht über die eigenen Gedanken und Gefühle. Je mehr Paul las, desto handlungsfähiger wurde er.

Einführung

Die Analyse der Selbstgeschichten bietet viele Vorteile. Hier sind einige Gründe, warum die Analyse und bewusste Gestaltung nützlich sind:

Selbstreflexion: Beim Analysieren und Gestalten der Selbstgeschichten werden wir uns bewusster über die Inhalte unserer inneren Geschichten. Welche Handlungen, Personen, Schauplätze (Orte, Zeiten), Stile der Geschichten und Themen verwenden wir?

Kreativität: Bei der Gestaltung unserer Selbstgeschichten haben wir die Freiheit, unserer Kreativität freien Lauf zu lassen. Wir probieren verschiedene Handlungen, Personen, Schauplätze (Orte, Zeiten), Stile der Geschichten und Themen.

Selbstheilung: Indem wir unsere Selbstgeschichten Das Gestalten hilft, unsere Handlungen, Personen, Schauplätze (Orte, Zeiten), Stile der Geschichten und Themen zu sortieren, zu verarbeiten und uns selbst zu erholen.

Selbstbewusstsein: Indem wir unsere Selbstgeschichten analysieren und gestalten, stärken wir unsere Selbstvergewisserung.

Die psychischen und mentalen Komponenten unseres Gehirns sind träge, weil es immer versucht, so wenig wie möglich zu tun. Es ist ökonomisch, weil es sich an die Regeln der Natur hält und so energie-effizient wie möglich arbeitet. Es ist kein Wunder, dass wir oft wahrnehmen, dass wir nur halb leben, weil das Gehirn uns schont. Es sucht nicht nach weiteren Optionen oder Alternativen. Es stützt sich auf das, was es kennt und was in seinen Denkschubladen liegt. Hier stehen unsere Selbstgeschichten mit ihren verknüpften Akteuren, Charakteren, Orten, Szenen, Ereignissen und Themen. Unser Gehirn reduziert so die Komplexität seiner Aufgaben. Unser Gehirn mag es einfach und unkompliziert. Es wiederholt seine fertigen Selbstgeschichten schreibt sie nicht neu. Dazu arbeiten wir an unseren Selbstgeschichten. Es arbeitet reproduktiv und nicht produktiv.

Wir entscheiden uns daher oft für die einfachste und bequemste Lösung – wie Roboter. Wir glauben gern, was angenehm erzählte Lügen uns weismachen wollen und folgen ihnen, ohne groß darüber nachzudenken. So läuft unser Handeln häufig synchron zu dem, was die Lügen manipulieren wollen – ob der Mensch es nun glaubt oder nicht. Wenn wir unsere Selbstgeschichten weitestgehend mit Achtsamkeit analysieren, können wir unser Handeln oft ändern. Wenn wir uns unseren Selbstgeschichten durch Selbstanalyse widmen, können wir schnell schlichte emotionale und kognitive Einsichten gewinnen. Es erfordert aber die Schriftform, Zeit, Geduld und Engagement, um stabile Wesensveränderungen zu bewirken.

Auch wenn wir manchmal in eine Grube fallen, so lieben wir unser inneres Märchenbuch sehr. Denn auf der Suche nach Glück und Segen wollen wir sofort und mühelos nur Glück und Segen erhalten. Und auch wenn emotionale Wunden sehr schmerzhaft sein können, so bleiben unsere Selbstgeschichten doch unbewusst immer gleich. Die Analyse der Selbstgeschichten korrigiert diese Angewohnheit.

Lebensführung in Zeiten großer Ungewissheit ist für uns emotionale Schwerstarbeit. Wir fühlen uns alleingelassen und auf verlorenem Posten. In ungewissen Zeiten sind Veränderungen besonders riskant. Daher ist es ratsam, in solchen Phasen eher auf Stabilität und Bewährtes zu setzen, um das Risiko von Fehlentscheidungen zu minimieren. Denn in unsicheren Zeiten ist es besonders wichtig, klug und bedacht zu handeln.

Selbstgeschichten lenken uns vom Hier und Jetzt ab. Wir sind Meister der Ablenkung, weil wir die Aufmerksamkeit lieber auf etwas anderes richten als auf das, was gerade passiert – bis wir irgendwann gar nicht mehr bemerken, dass die Welt um uns herum langsam in Dunkelheit versinkt.

Selbstgeschichten enthalten Erklärungsmuster, die unser Wertesystem bestimmen. In unseren Selbstgeschichten zeigen sich unsere Einstellungen zum Leben, unsere Überzeugungen, unsere Reaktionen und die Antworten auf unsere Lebensfragen. Auch unser Selbstbild entwickeln wir in unseren Selbstgeschichten.

Unsere Selbstgeschichten sind wie ein GPS. Sie geben uns die Richtung vor und bestimmen, wohin wir gehen. Wenn wir an einem Ort steckenbleiben, müssen wir unsere Selbstgeschichten analysieren und einen neuen Kurs einschlagen. Unsere Selbsterzählungen sind wie Autopiloten. Sie lenken uns in eine oder mehrere Richtungen. Sie entscheiden, ob der Zug weiterfährt oder anhalten muss. Wenn er auf der Strecke stehen bleibt, hilft eine Analyse der Selbstgeschichten, um den Zug wieder in Bewegung zu setzen. Das nennt sich Verhaltensaktivierung.

Unsere Reaktionen auf verschiedene Ereignisse und Situationen in unserem Leben wirken wie Schalter in einem Zug, die darüber entscheiden, ob er weiterfährt oder anhält. Wenn wir eine positive Reaktion zeigen, ist es wie ein Schalter, der den Zug in Bewegung hält und uns vorwärtstreibt. Wenn wir jedoch eine negative Reaktion zeigen, ist es wie ein Schalter, der den Zug stoppt und uns daran hindert, vorwärtszukommen. Es liegt also oft an uns, ob wir die Weiterentwicklung ermöglichen oder blockieren.[Fußnote 1]

Aber die gute Nachricht ist, dass wir die Macht haben, unsere Selbstgeschichten und am Ende unsere Reaktionen zu analysieren, um den Zug wieder in Bewegung zu setzen. Es ist von unschätzbarem Wert, in unseren Selbstgeschichten förderliche Schilderungen zu integrieren, die zeigen, wie wir auf Situationen besser bzw. zu unserem Wohle reagieren können. Diese Methode kann uns dabei helfen, wieder in Bewegung zu kommen und unser Leben voranzutreiben. Sie erfordert oft Geduld, Mühe, Selbstreflexion und die Bereitschaft, Veränderungen vorzunehmen, aber es ist möglich und kann zu einem erfüllteren Leben führen.

Schlüsselszene zur Selbstkontrolle

Jeder Mensch hat Eigenschaften, die man mögen oder nicht mögen kann; zum Beispiel die Selbstkontrolle[Fußnote 2]. Der Akteur in der inneren Schlüsselszene dieser Selbstgeschichte ist sich darüber im Klaren, dass er sich manchmal wie besessen in Dingen verstricken kann. Aber er bemüht sich stets, seine Handlungen mit einer ruhigen und gelassenen Art auszuführen. Selbstdisziplin ist eine Charaktereigenschaft, die einige bewundern und andere nicht.

Der Darsteller in der Schlüsselszene dieser Selbstgeschichte zeigt eine enorme Willensstärke, um sich selbst zu kontrollieren. Mit dieser Fähigkeit steuert er willentlich seine Gedanken, Impulse, Emotionen, Ideen, Handlungen usw.

In einer anderen inneren Schlüsselszene der Selbstgeschichte wird der Akteur jedoch von Erschöpfung und schwindender Kontrolle begleitet. Er ist nur noch ein Schatten seiner selbst: Die ständige Selbstkontrolle hat ihn erschöpft. Seine Stärke ist verschwunden und er wird als machtlos dargestellt. Er macht immer wieder die gleichen Fehler. Der Wille ist wie ein Kaminfeuer: Ohne regelmäßige Nährstoffe erlischt es.

Dieser Akteur fühlt sich hilflos und am Ende steht, dank Dauerbelastung, ein Burn-out!

Schlüsselszene zur Selbstdisziplin

In dieser inneren Schlüsselszene folgt der Akteur seinen Impulsen, obwohl er weiß, dass er sich selbst zügeln und zurückhalten sollte, um erfolgreich zu sein. Hier fehlt die Selbstdisziplin[Fußnote 3]. In einer anderen inneren Schlüsselszene ist es dem Akteur gelungen, sich zu kontrollieren. Er hält es für wichtig, dass er sich selbst beherrscht. Er möchte nicht in einen boshaften Kampf verstrickt werden. Diese Selbstgeschichten enthalten eine wohlwollend gestimmte innere Schreibfeder, die Selbstbeherrschung und Disziplin als eine Kunst und nicht als Knechtschaft beschreibt.

Schlüsselszene zur Selbstfürsorge

Carina erzählt sich Selbstgeschichten über Wohlergehen und Zufriedenheit, die Glück nach sich ziehen. Sie fühlt sich erfüllt. In der inneren Schlüsselszene beobachtet sie sich dabei, wie sie Gelegenheiten sucht, um Kraft zu tanken und Zeit für sich selbst zu reservieren. Sie beobachtet, wie gut es ihr tut, dieses Wohlbefinden zu erleben, und sie erkennt auch die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Daher geht sie sehr behutsam vor, wenn es darum geht, ihr Wohlbefinden zu kultivieren. Sie nimmt schon früh Anzeichen von Erschöpfung wahr und reagiert, bevor es zu einer Überlastung kommt.

Schlüsselszene Selbstverschwendung

Pia berichtet in ihren inneren Szenen von Charakteren, die ihre Kraft verschwenden, indem sie sich keine Zeit nehmen, um ihre Ziele zu verwirklichen. Sie schauen auf die Uhr und kämpfen, wissen aber nicht, wie sie anfangen sollen. Pias Figuren führen ständig innere und äußere Kämpfe, die ihnen die Energie rauben, aber sie nicht voranbringen. In ihren Erzählungen haben sich die Akteure in eine Position manövriert, in der sie nichts erreichen, aber ihre Kraft aufbrauchen. Seit Stunden suchen sie nach einer Lösung oder Antwort, aber sie kommen immer auf dasselbe Ergebnis: Es ist unmöglich.

◆◆◆

In unseren inneren Geschichten mangelt es allzu oft an verbindlichen Regeln für ein erfolgreiches Selbstmanagement. Die inneren Szenen enden mit Chaos. Ist es möglich, ohne Regeln, selbstorganisiert zu leben? Selbstorganisation erfordert Selbstdisziplin, die uns in schwierigen Zeiten, bei Entscheidungen und Konflikten unterstützen soll. Es ist die Stimme der Vernunft, die uns eigentlich hilft, alles klar und deutlich zu sehen. Eine Eigenschaft, die in uns allen vorhanden ist, aber bedauerlicherweise nicht immer genutzt wird. Selbstdisziplin ist ein mächtiges Werkzeug, das uns große Vorteile bringt, wenn wir unsere Selbstgeschichten aufmunternd und mutmachend erzählen wollen.

Schlüsselszene zur Selbstwirksamkeit

Jim ist in einer schwierigen Situation. Seine Verhältnisse sind prekär. Die Schwierigkeiten, denen er sich gegenübersieht, scheinen riesengroß zu sein. Aber da sind auch seine Selbstgeschichten, in denen die Akteure Resilienz einsetzen und ruhig und effektiv entscheiden. Disziplin ist nötig, aber mit jedem Schritt fühlen sich die Akteure besser und sicherer. Bald hat Jim es geschafft. Er blickt zurück auf das, was war. Jetzt weiß er: Ich kann viel mehr schaffen, als ich dachte.

Schlüsselszene zur erlernten Hilflosigkeit

Paul befindet sich in einer äußerst schwierigen Lage, seine Umstände sind äußerst prekär. Die Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist, scheinen unüberwindbar zu sein. Die Akteure in seinen Selbstgeschichten fühlen sich ständig hilflos und ohnmächtig, als ob sie dazu konditioniert worden wären. Sie sitzen alle schicksalsergeben in einer dunklen Ecke und warten zitternd vor Angst und atemlos auf ihr Urteil. Ihnen allen wurden die Flügel gestutzt, die ihnen helfen könnten, sich selbst zu retten. Obwohl alle Disziplin haben, nutzen sie diese nur, um sich ihrem Schicksal zu ergeben.

Gleichnisse, Sinnbilder, Symbole in Selbstgeschichten

Unser Gehirn schleust Teile unserer abgespaltenen[Fußnote 4] Widersprüchlichkeiten (Ambivalenzen) in unsere Selbstgeschichten. Entweder groß oder klein, glücklich oder unglücklich, schön und leuchtend oder hässlich, matt und traurig - alle treten als dubiose Orakel in unseren Selbstgeschichten auf. Wir haben eine Abneigung gegen Ambivalenzen und versuchen, sie von uns fernzuhalten. In unseren Selbstgeschichten tauchen sie im Hintergrund auf und wirken dabei undurchsichtig, rätselhaft, zwielichtig und mysteriös. Z. B. verständigen sich die Akteure in den Selbstgeschichten über nebulöse Wege, über Brücken und durch Tunnel. Sie kommen an Orte, an denen sie noch nie zuvor waren, und sehen Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätten. Doch all dies ist hoffentlich nur ein Traum, malen sie sich aus. Nun fühlen sich die Akteure erleichtert. Denn welchen Sinn hat es, in einem Traum weiterzugehen, wenn man nicht weiß, ob man jemals aufwachen wird? Die Erleichterung dieser Täuschung hilft nur kurz. In dunklen Räumen hadern die Akteure weiterhin damit, das Licht einzuschalten, denn das Risiko wäre zu groß. Das Licht würde all ihre Fehler und die verräterischen Spuren ihrer Schuld offenbaren. Also bleiben sie im Dunklen und hoffen, dass niemand die Ambivalenzen entdeckt. Hin- und hergerissen von dem Druck, eine Entscheidung treffen zu müssen, laufen die Akteure durch den Raum. Der eine will dies, der andere das. Der Konflikt eskaliert und niemand kann sich mehr auf die Stimme des Verstandes konzentrieren.

In den Selbstgeschichten über die Aggressionen entfachen die Akteure ein Spiel mit dem Feuer. Ihre Bewegungen und ihre Sprache, ihre Gestik und ihr Atem sind hitzig und beschleunigt. Die Akteure spielen ein gefährliches Spiel. Erregung und Unkontrollierbarkeit sind Sauerstoff für das Feuer der Aggressionen. Sie gehen schnell und mit großen Schritten. Die Akteure erzählen von ihren vielen Schwierigkeiten, Frustrationen, Enttäuschungen, Überlegenheitsbedürfnissen und eine menschenverachtende Lebenseinstellung. Wenn unser Gehirn die Aggressionen in Selbstgeschichten integriert, verwendet es oft Symbole für passiv-aggressive und indirekt aggressive Verhalten z. B. für Akteure, die stets versorgt und unterhalten werden möchten. Auch sie verbrennen alles, was sich in ihrer Nähe befindet, wenn ihnen dieser Dienst verwehrt wird. Lodernde Flammen und Feuer kann ein Symbol sein.

Die in den Selbstgeschichten integrierten Ängste umschreibt unser Gehirn als Kälte, die uns umarmt - Kälte friert die Ich-Stärke ein. - Das Grübeln in der eisigen Nacht hilft, das echte Gräuel zu bewältigen. - Die Dunkelheit umhüllt uns wie ein schützender Mantel. - Die Kälte hindert uns, zu handeln. Stehen wir auf und atmen tief durch. Die Kälte beißt in unseren Lungen, aber es fühlt sich gut an - fast so als ob sie uns neue Energie gibt. Wir versuchen auch in den Selbstgeschichten der Angst auszuweichen. Das Gehirn versinnbildlich die verdrängte Angst für die Selbstgeschichten mit Eisbären aus der Kälte. Indem wir vor den Eisbären flüchten, ihre Anwesenheit verdrängen oder die Eisbären selbst angreifen, verdrängen wir die Ängste, flüchten in die Geschäftigkeit (z. B. Grübeln) oder kämpfen mit den Ängsten.

Schlüsselszene zum Kummer

Ein Baum zittert im Sturm, hundemüde und innerlich zerzaust. Schmerz und Wut lassen ihn aufheulen. Es brechen ein paar Zweige und die Blätter fallen. Das Meer schäumt auf und tobt wie wild. Die Wolken jagen über den Himmel hinweg. Der Regen peitscht uns ins Gesicht. Wir kämpfen gegen den Wind an. Unser Schritt wird schwerer, doch wir geben nicht auf. Denn wir wissen, dass der Sturm bald vorüber sein wird. Dann ist es still. Der Baum sieht hübsch aus, so friedlich, als würde er uns sagen wollen, dass alles gut wird. Seine Äste strecken sich nach oben, als wollten sie uns berühren und uns trösten.

◆◆◆

Wir können uns Selbstgeschichten erzählen von langsam und vorsichtigen Akteuren, die wie Schnecken durch das Leben kriechen und die am Ende doch triumphieren. Jeder Schritt, den die Akteure machen, ist sorgfältig überlegt. Die Selbstgeschichten handeln von Siegen, die mit vielen kleinen Erfolgen errungen werden. Jeder Schritt, den die Akteure machen, ist sorgfältig überlegt und erfüllt einen Zweck. Sie stolpern zwar, doch verletzen sich nicht. Die Selbstgeschichten erzählen von bewussten Handlungen, die sorgfältig ausgeführt werden. Es ist, als würden sie tanzen.

Die Ich-Stärke oder Ich-Schwäche beeinflusst die Anpassungsfähigkeit und -bereitschaft des Akteurs. Manche Akteure verwandeln sich in ein Rohr, das der Umwelt folgt. In diesem Rohr ist er sicher, aber er kann nur sehr langsam reagieren. Vor allem, wenn es um unvorhergesehene Ereignisse geht. Hier ist die Anpassung zur Entmündigung geworden – wozu die Ich-Schwäche neigt. Die Fähigkeit, sich an veränderte Bedingungen anzupassen, ist zwar ein wesentlicher Faktor für den Erfolg im Leben, aber sie meint nicht die Entmündigung. Ich-Stärke verhält sich leise und handelt entschlossen, mündig und passt sich an. Die Akteure nutzen weder Macht, Autorität noch Überlegenheit. Sie hinterfragen ihre Motive und Ziele immer wieder. Sie lassen sich nicht blind durch äußere Umstände beeinflussen und bleiben entspannt. Sie stehen zu sich selbst und finden auch immer wieder zu sich selbst zurück.

Ich-Stärke agiert entschlossen und besonnen. Die Akteure in den Selbstgeschichten zeigen einen langfristigen Prozess der Selbstverbesserung und Selbsterkenntnis. Sie suchen etwas Bestimmtes oder möchten herausfinden, wo ihr Platz in der Welt ist. Die Suche verläuft zunächst meist ziellos, aber irgendwann finden die Akteure doch noch zu dem, was er gesucht hat. Auf dem Weg gibt es viele Hindernisse und Rückschläge zu überwinden. Aber am Ende ist alles gut!

Erzählen wir mehr Selbstgeschichten, in denen der Fokus mehr auf dem Prozess liegt als auf dem Ergebnis. Die Selbstgeschichten handeln von Akteuren, die mit viel Geduld und Ausdauer an ihren Zielen arbeiten. Jeder Schritt ist genau geplant und durchdacht. Die Akteure machen Fehler, aber lernen aus ihnen und werden dadurch stärker. Sie geben so schnell nicht auf, auch wenn es schwer zu ertragen ist.

Die Akteure in den Selbstgeschichten wandern zuweilen wie in einem Drama von einer Spannung zur anderen durch alle Akte. Diese Selbstgeschichten sind nicht nur hinsichtlich der Akteure und deren Handlungen abwechslungsreich, sondern auch in Bezug auf die Themen, die von Angst bis Zufriedenheit reichen.

Wir leben wie Bäume. Wir nehmen unsere psychischen und mentalen Erfahrungen auf und präsentieren ihre Transformation in unseren Selbstgeschichten. Mal als Mystiker, Held, Opfer, Täter und Retter in Märchen, Romanen, Dramen oder Krimis. Wir erzählen uns unterhaltende, lustige bis traurige Selbstgeschichten. Jede für sich ist eine psychische und mentale Erfahrung für uns. Viele von uns ahnen nicht, dass und wie wir uns Selbstgeschichten erzählen. Wir wissen nicht, welche Rollen wir uns und unseren erschaffenen Akteuren in den Selbstgeschichten zuweisen: Fremde Rollen oder selbst bestimmte Rollen? In unseren Selbstgeschichten versuchen wir unsere Grenzen zu erweitern, um auch andere Perspektiven einzunehmen. Unsere Akteure haben viele Gesichter und folgen den Krümmungen der Lebenswege, ob schreckhaft oder neugierig.

Bestimmte Akteure sind wie ein Schiff, das sich selbst situationsgerecht steuert; sonst nur geringe Fremdbestimmung akzeptiert. Andere sind wie ein Baum, der seine Wurzeln tief in den Boden gräbt und sich nur ungern verändert.

Viele Akteure kommunizieren ähnlich wie ein Ehepaar - sie passen sich hin und wieder an und tragen auch mal Konflikte aus. In ihren Selbstgeschichten geht es meist um die Balance zwischen Distanz und Nähe, was eng mit der Ambivalenz verbunden ist.

Angst vor Ablehnung spielt in unseren Selbstgeschichten eine große Rolle. Es wäre ratsam, die Akteure in unseren Selbstgeschichten anzuweisen, die Angst zu ertragen. Sie geben ihren Gefühlen Raum, manchmal unterdrücken sie ihre Gefühle auch. Sie leben mit ihren Gefühlen, trotz ihrer Gefühle und für ihre Gefühle.

Je nachdem, ob der Akteur für etwas Gefühle hat, durch etwas Gefühle hat oder gegen etwas Gefühle hat, entwirft unser Gehirn unterschiedliche Selbstgeschichten. Jede dieser Selbst-Erzählungen ist daraufhin einzigartig und hat einen anderen Wert.