Joachim Ringelnatzens Turngedichte - Joachim Ringelnatz - E-Book

Joachim Ringelnatzens Turngedichte E-Book

Joachim Ringelnatz

0,0

Beschreibung

Spitzfindig und amüsant rückt Joachim Ringelnatz die Turnbegeisterung seiner Zeit in diesem Werk ins Zentrum seiner satirischen Betrachtungen. Pointiert beleuchtet er verschiedenste Leibesübungen der damaligen Epoche und stellt in gewohnt komischer Weise deren Sinnhaftigkeit zur Diskussion. Dabei treffen lyrische wie athletische Wortbilder auf den für Ringelnatz typischen Sprachwitz und erzeugen so ein lebhaftes Bild zeitgenössischer Körperkultur.-

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 28

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Joachim Ringelnatz

Joachim Ringelnatzens Turngedichte

 

Saga

Joachim Ringelnatzens Turngedichte

 

Coverbild/Illustration: a compendium of illustrations

Copyright © 1920, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728015742

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Zum Aufstellen der Geräte

(Ein Muster)

So unterwegs in einem schönen Hechtsprung

Erblickte er das Licht der Welt, das Leben,

Und hat – obwohl er damals doch noch recht jung –

Sich doch sofort in Hilfsstellung begeben.

Den Kniesturz übend und manch andre Tugend,

Verging ihm eine turnerische Jugend

Im Wachen teils und teils im Traum

Und Freitagnachmittags am Schwebebaum.

Vorturner wurde er und Löwenbändiger,

Seemann und Schornsteinfeger, Akrobat

Und schließlich turnerischer Sachverständiger

Im transsibirischen Artistenrat.

Er las die Morgenzeitung stets im Handstand,

Vom Hang der Freiheit sprach sein roter Schlips.

Er glich – wie er im Turnsaal an der Wand stand –

Dem allbekannten Herkules aus Gips.

Inhaber aller silbernen Pokale,

Erwarb er sich den Franziskanerpreis

Und im August in Halle an der Saale

Die Jahnkokarde mit dem Lorbeerreis.

Ein zarter Kern in einer rauhen Schale.

Er hat sich mit einem Salto mortale

Aus dem Leben

Über ein Felsengeländer

Hinwegbegeben.

Turnermarsch

(Melodie: Leise flehen meine Lieder)

Schlagt die Pauken und Trompeten,

Turner in die Bahn!

Turnersprache laßt uns reden.

Vivat Vater Felix Dahn!

Laßt uns im Gleichschritt aufmarschieren,

Ein stolzes Regiment.

Laß die Fanfaren tremulieren!

Faltet die Fahnen ent!

Die harte Brust dem Wetter darzubieten,

Reißt die germanische Lodenjoppe auf!

Kommet zu Hauf!

Wir wollen uns im friedlichen Wettkampf üben.

Braust drei Hepp-hepps und drei Hurras

Um die deutschen Eichenbäume!

Trinkt auf das Wohl der deutschen Frauen ein Glas,

Daß es das ganze Vaterland durchschäume.

Heil! Umschlingt euch mit Herz und Hand,

Ihr Brüder aus Nord-, Süd- und Mitteldeutschland!

Daß einst um eure Urne

Eine gleiche Generation turne.

Freiübungen

(Grundstellung)

Wenn eine Frau in uns Begierden weckt

Und diese Frau hat schon ihr Herz vergeben,

Dann (Arme vorwärts streckt!)

Dann ist es ratsam, daß man sich versteckt.

Denn später (langsam auf den Fersen heben!)

Denn später wird uns ein Gefühl umschweben,

Das von Familiensinn und guten Eltern zeugt.

(Arme – beugt!)

Denn was die Frau an einem Manne reizt,

(Hüften fest – Beine spreizt! – Grundstellung)

Ist Ehrbarkeit. Nur die hat wahren Wert,

Auch auf die Dauer (Ganze Abteilung, kehrt!).

Das ist von beiden Teilen der begehrtste,

Von dem man sagt: (Rumpfbeuge) Das ist der allerwertste.

Kniebeuge

Kniee – beugt!

Wir Menschen sind Narren.

Sterbliche Eltern haben uns einst gezeugt.

Sterbliche Wesen werden uns später verscharren.

Schäbige Götter, wer seid ihr? und wo?

Warum lasset ihr uns nicht länger so

Menschlich verharren?

Was ist denn Leben?

Ein ewiges Zusichnehmen und Vonsichgeben. –

Schmach euch, ihr Götter, daß ihr so schlecht uns versorgt,

Daß ihr uns Geist und Würde und schöne Gestalt nur borgt.

Eure Schöpfung ist Plunder,

Das Werk sodomitischer Nachtung.

Ich blicke mit tiefster Verachtung

Auf euch hinunter.

Und redet mir nicht länger von Gnade und Milde!

Hier sitze ich; forme Menschen nach meinem Bilde.

Wehe euch Göttern, wenn ihr uns drüben erweckt!

Beine streckt!

Zum Bockspringen

(Nach einer Fabel Ae-sops)

Wie war die Geschichte mit Bobs Wauwau?