John Sinclair 1958 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 1958 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Torture Diner!

So hieß ein neues Event-Restaurant in Claughton, das ein gewisser Corwin Baxter vor Kurzem eröffnet hatte. Sogenannte Erlebnisdinner gab es inzwischen zuhauf, doch im Torture Diner sollte den Gästen etwas völlig Neues geboten werden. Baxter warb mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Küche der Kannibalen, die in Gesellschaft berühmter Filmkiller serviert wurden.

Als jedoch einige Gäste verschwanden und sich merkwürdige Dinge in Claughton ereigneten, wurde das Torture Diner ein Fall für mich, den Geisterjäger ...

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Seitenzahl: 135

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Inhalt

Cover

Impressum

Schreckensmahl im Zombieschloss

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Ollyy; Jeff Thrower; Jason Salmon

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-2474-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Schreckensmahl im Zombieschloss

von Ian Rolf Hill

Nichts für schwache Nerven!

Speisen Sie in den Folterkellern der Inquisition. Genießen Sie kulinarische Köstlichkeiten aus der Küche der Kannibalen. Seien Sie zu Gast an den Wirkungsstätten der perversesten Killer unserer Zeit.

Dieses Dinner werden Sie niemals vergessen!

Leatherface, Hannibal, Three Finger und viele weitere Experten des menschlichen Verzehrs freuen sich auf Ihren Besuch. Lassen Sie sie nicht warten!

»Wow, das klingt doch mal abgefahren«, sagte Clara und blickte vom Laptop auf, um ihren Freund Steve mit glänzenden Augen anzusehen.

Der stand hinter ihr. Den Oberkörper hielt er vorgebeugt, um den Text auf dem Bildschirm über die Schulter seiner Freundin hinweg besser lesen zu können.

Er grinste schelmisch und sagte: »Clara, ich weiß, was wir dieses Wochenende machen werden.«

»Dann reserviere ich mal schnell einen Tisch für zwei.«

»Moment, wo liegt das Restaurant eigentlich?«

Clara zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Auf irgendeinem alten Schloss. Total authentisch.«

Steve verzog den Mund. »Ich meine, in welchem Ort? Ich hab nämlich keine Lust, zigtausend Kilometer nach Schottland oder so zu gurken.«

Clara verdrehte die Augen. »Man, sei nicht so stoffelig. Warte mal.« Mit dem Zeigefinger auf dem Touchpad schob sie den Cursor auf dem Bildschirm zu dem Link mit dem Titel Kontakt und Anreise.

»Das Schloss liegt bei Claughton, nicht weit von der M6 entfernt. Sieh mal, hier ist sogar eine Karte.«

»Du, das ist gar nicht weit weg.«

»Na bitte. Also, ein Tisch für zwei.« Clara meldete sich auf der Seite an, hinterlegte ihre persönlichen Daten, mit denen sie automatisch an einem Gewinnspiel teilnahmen, und klappte den Laptop zu.

Sie und Steve waren seit vier Jahren ein Paar. Sie hatten sich auf einem Independent-Film-Festival kennengelernt und waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Vielleicht gerade deshalb weil sie beide nicht dem Klischee des blassen Horror-Freaks entsprachen und auch mit der Gothic-Szene nicht viel am Hut hatten.

Clara brachte ein paar Pfund mehr auf die Waage, was Steve jedoch nicht störte. Ganz im Gegenteil. Er mochte die Rundungen seiner Freundin. Claras Haare waren schulterlang und knallrot gefärbt. Sie war kurzsichtig und trug eine Brille mit einem breiten schwarzen Gestell. Ein echter Geek eben, was Steve umso erregender fand.

Er selbst war normal gebaut, wenngleich nicht besonders sportlich. Davon zeugte auch der kleine Bauch, den er sich gemeinsam mit seiner Freundin vor dem Fernseher mit jeder Menge Junkfood angefressen hatte.

Ihrer gemeinsamen Leidenschaft, dem Anschauen von Horror-Filmen, frönten sie immer noch mit äußerster Hingabe. Längst hatten sie die »harmlosen« Streifen aus dem Fernsehprogramm hinter sich gelassen. Es musste schon eine Spur heftiger sein. Gerade in diesem Genre suchte man schließlich immer wieder nach einem neuen Kick, nach einem neuen Tabu, das gebrochen werden oder einer weiteren Grenze, die man überschreiten konnte.

Da kam dem Pärchen dieser Event-Tourismus der besonderen Art natürlich gerade recht. Die Anzeige hatten sie in der Sidebar auf einer Homepage für Horrorfilm-Rezensionen gefunden und waren sofort Feuer und Flamme gewesen.

So genossen sie die Vorfreude auf das kommende Wochenende, während sie sich gemeinsam auf dem Sofa zusammenkuschelten.

***

Am Samstagabend um siebzehn Uhr fuhren Clara und Steve mit ihrem altersschwachen VW Golf von Manchester aus in Richtung Claughton. Das alte Schloss per Navi zu finden war ein Klacks, und beide freuten sich wie die kleinen Kinder auf dieses Ereignis.

Clara trug ein schwarzes, tief ausgeschnittenes Kleid, das offen Einblick in ihr üppiges Dekolleté gewährte, dessen helle Haut einen starken Kontrast zu dem dunklen Stoff bildete. Ihr Haar leuchtete wie immer knallrot.

Steve hingegen war eher leger gekleidet. Er trug Bluejeans, und auf seinem T-Shirt prangte die Eishockey-Maske von Jason Voorhees aus Freitag, der 13., in der Hand die hoch erhobene obligatorische Machete. Zumindest hatte sich Steve dazu hinreißen lassen, ein dunkelblaues Sakko überzuziehen.

Der Tisch war für achtzehn Uhr reserviert, und sie kamen gut durch, sodass sie mehr als pünktlich waren, als der Wagen vor dem Schlosstor ausrollte.

Auf der Straße war mit weißer Farbe ein Haltestrich gepinselt worden. Daneben stand eine Säule, in der sich eine Gegensprechanlage befand, wie man sie auch von den Drive-ins diverser Fast-Food-Ketten her kannte.

Clara, die das Steuer übernommen hatte, kurbelte das Fenster herunter. Der Golf stammte noch aus Zeiten, in denen man von elektrischen Fensterhebern nur hatte träumen können.

»Sie wünschen?«, hörten sie die blecherne Falsettstimme eines Mannes, die sich anhörte wie eine besoffene Katze, der man auf den Schwanz getreten hatte.

»Wir haben reserviert«, antwortete Clara. »Auf den Namen Burch.«

»Ja, ja. Kommen Sie herein. Es ist angerichtet.« Ein schrilles, irres Lachen drang aus dem Lautsprecher, der kurz darauf ein hohes Pfeifen von sich gab und verstummte.

Steve runzelte die Stirn. »Was sollte das denn darstellen? Three Finger aus Wrong Turn?«

Clara zuckte mit den Schultern. »Vermutlich. Klang aber nicht wirklich so wie im Film. Obwohl mir schon ein wenig mulmig zumute ist.«

»Wie kommt’s?«, wollte Steve wissen, doch bevor Clara antworten konnte, öffnete sich die große doppelflügelige Tür, die den Weg in den Schlosshof freigab.

»Willkommen im Jurassic Park«, konnte sich Steve einen bissigen Kommentar nicht verkneifen.

»Falsches Genre«, erwiderte Clara lakonisch und gab vorsichtig Gas.

Bedienstete, die das Tor geöffnet hatten, sahen sie keine. Vermutlich wurden die Flügel elektronisch gesteuert.

Unter den Reifen knirschte der Kies, als Clara den Golf langsam in den Schlosshof steuerte, wo an der rechten Seite Parkbuchten eingezeichnet waren. Bis auf einen VW Caddy, der offenbar dem Besitzer gehörte, waren alle Stellplätze frei. Das ungute Gefühl in Claras Magengrube verstärkte sich. Bevor sie losgefahren waren, war sie wirklich hungrig gewesen, doch mit jeder Meile, der sie sich dem Schloss näherten, war die Leere in ihrem Magen einem festen Klumpen gewichen, der immer größer und größer geworden war. In diesem Augenblick hatte er die Ausmaße ihres Magens erreicht und lag schwer wie ein Wackerstein in ihrem Bauch.

Ohne ein Wort zu sagen, fuhr sie in die erste Parkbucht, schaltete den Motor aus und schnallte sich ab.

Erst jetzt konnte sie das ungute Gefühl zuordnen, das sie zunächst für Aufregung, vielleicht Nervosität gehalten hatte. Es war weder das eine, noch das andere. Es war die Angst, die jetzt immer mehr von ihr Besitz ergriff.

Offenbar erging es Steve nicht viel anders, denn auch er schwieg, seit sie in den Schlosshof gefahren waren und sich die beiden Torhälften hinter ihnen geschlossen hatten. Der dumpfe Laut, mit dem sie ins Schloss gefallen waren, hatte etwas Endgültiges an sich.

Im Hof herrschte ein schummriges Zwielicht. Die Sonne stand bereits tief am Horizont, sodass ihre Strahlen die hohen Mauern des alten, restaurierten Gemäuers nicht überwinden konnten. Lange schwarze Schatten beherrschten den Hof, der von keiner künstlichen Lichtquelle erhellt wurde.

Clara und Steve blickten sich unbehaglich an. Schließlich nickte Steve und öffnete die Tür. »Dann wollen wir mal.«

Seine Freundin wollte protestieren und hielt ihn am rechten Unterarm fest. »Halt. Warte, Steve. Wollen wir wirklich? Ich meine, hältst du das für eine gute Idee?«

Der Fünfundzwanzigjährige hatte bereits den linken Fuß nach draußen gestellt, als er innehielt und sich zu seiner Freundin umdrehte.

»Was soll das heißen? Willst du nicht mehr?«

Clara hob die Schultern. Er bemerkte die Gänsehaut auf ihren Unterarmen.

»Hey, wir sind extra aus Manchester hergefahren, haben sogar einen Tisch reserviert. Komm schon. Ich will wenigstens was essen.«

Er löste seinen Unterarm sanft aus ihrem Griff, legte die Hand in ihren Nacken und zog Claras Kopf zu sich heran, um ihr einen Kuss auf die Lippen zu geben.

»Okay?«, fragte er.

Sie nickte langsam. »Okay.«

»Und wenn die Show schon nicht gut sein sollte, dann zumindest das Essen, hoffe ich.«

Er stieg aus, und Clara tat es ihm nach.

Sie hatte kaum die Zentralverriegelung aktiviert, als der dröhnende Klang einer Kettensäge die Stille brutal zerriss und zwischen den hohen Mauern des Schlosshofs brüllend hin und her wetterte.

Clara und Steve zuckten zusammen. Das infernalische Geräusch war hinter ihnen erklungen. Gleichzeitig drehten sie sich um. In der Schwärze der gegenüberliegenden Mauer war eine Tür geöffnet worden. Auf die beiden Besucher wirkte das hell erleuchtete Rechteck wie mit der Schere ausgeschnitten.

Davor stand ein hochgewachsener, fast zwei Meter großer Koloss von Mensch, dessen Gesicht bei diesen Lichtverhältnissen nicht zu erkennen war. In den Händen schwang er die hochtourig laufende Kettensäge, aus deren Auspuff es rauchte und qualmte.

Der Geruch nach Kettenöl und Sprit drang den beiden jungen Menschen in die Nase.

Clara schrie auf, als der Riese mit großen Schritten auf die beiden Besucher zukam. Erst drei Schritte vor ihnen nahm er den Finger vom Gashebel.

Der Zweitaktmotor tuckerte jetzt im Leerlauf. Zwar senkte sich keine Stille über den Hof, aber zumindest war der ohrenbetäubende Krach verschwunden. Dafür konnten Clara und Steve jetzt das Gesicht des Mannes erkennen.

Ihnen stockte der Atem. Sie blickten direkt in das vertraute Antlitz von Leatherface, der seinen Namen einer Maske aus Menschenhaut verdankte. Sie kannten die Fratze nur zu gut. Sie hatten sie in zig Filmen dutzende Male gesehen, sich gegruselt, stellenweise auch gelacht und die Angst immer wieder aufs Neue genossen. Der Maske aber in Lebensgröße, täuschend echt imitiert, gegenüberzustehen, war etwas ganz anderes.

Clara schluckte. War es Steve mit seinen beruhigenden Worten und seinem Kuss vor wenigen Sekunden noch gelungen, den schweren Klumpen Angst in ihrem Magen ein klein wenig leichter werden zu lassen, so schien er jetzt das Doppelte zu wiegen. Ihr wurde ein wenig übel.

Ein schneller Blick zu ihrem Freund verriet ihr, dass auch Steve von dieser Begrüßung überrumpelt worden war. Er presste seine Lippen so fest aufeinander, dass sie einen dünnen Strich bildeten. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und seine Hände zitterten leicht. Das taten sie immer, wenn er nervös war.

Der Kerl hinter der Maske schien die Gefühle seiner Gäste zu erahnen und schaltete die Kettensäge aus. Die Stille wirkte wohltuend und beruhigend.

»Willkommen im Torture Diner. Ich hoffe, Sie sind hungrig.« Die Stimme klang rau, und bei den letzten Worten beugte sich Leatherface zu Clara hinunter und schob das Kinn nach vorne.

»Äh … ei … ein wenig.«

Der Hüne richtete sich wieder auf und lachte laut und schallend. Es hörte sich schauerlich an, so als ob es aus den Tiefen des Grabes kommen würde.

»Bitte folgen Sie mir.«

Er winkte mit der freien Hand, während er in der anderen immer noch die Kettensäge schwang, die auch ausgeschaltet einen furchterregenden Eindruck machte.

Steve und Clara rückten zusammen, und ohne dass sie sich abgesprochen hätten, fanden ihre Hände zueinander. Wie zwei verängstigte Kinder folgten sie dem Killer aus dem berühmten Horror-Film ins Innere des Schlosses.

***

Leatherface führte Clara und Steve in den Empfangsraum, der sich hinter der hohen Tür befand. Sie mussten drei steinerne Stufen erklimmen, ehe sie in der Halle standen, die eine düstere, beklemmende Atmosphäre vermittelte.

Die Fenster waren verstaubt und beinahe blind. Clara erkannte, dass dies nicht auf Nachlässigkeit zurückzuführen war, sondern absichtlich so belassen wurde.

Der Boden bestand aus dunkelgrauen Felsplatten. An der gegenüberliegenden Wand standen zwei hochlehnige Stühle. Ein altmodischer elektrischer Stuhl, auf dessen Sitzfläche die metallene Haube lag, durch die den Verurteilten der tödliche Stromschlag verabreicht worden war. Das Leder der Riemen, mit denen das Opfer fixiert worden war, war alt und brüchig.

Der Stuhl daneben war ein mittelalterliches Folterinstrument. Auf Sitzfläche und Armlehnen steckten hölzerne Spitzen, die sich tief ins Fleisch des Gefolterten bohrten, sobald er Platz nahm. Links neben dem Eingang befand sich ein Stehpult mit dem Gästebuch. Dahinter stand ein kleiner, kompakter Mann mit dichtem schwarzen Haar. Er trug einen maßgeschneiderten dunklen Anzug, darunter ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege.

Kaum hatten Clara und Steve das Foyer betreten, war Leatherface durch eine schmale Tür zu ihrer Rechten verschwunden. Dafür kam der gut gekleidete Empfangschef mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Lächeln auf den fleischigen Lippen auf Clara zu.

»Ah, meine liebe Frau Burch. Willkommen. Und herzlichen Glückwunsch, denn Sie beide haben gewonnen. Mein Name ist übrigens Corwin Baxter.«

Verlegen lächelnd schüttelte Clara dem Mann die Hand, insgeheim froh darüber, dass er sie nicht gleich umarmt hatte.

»Ähm, vielen Dank … Mister … ähm … Baxter.«

Das Lächeln lag auf seinen Gesichtszügen wie eingemeißelt und veränderte sich auch nicht, als er Claras Hand freigab und bei Steve weitermachte.

Clara fröstelte, denn sie glaubte zu erkennen, dass das Lächeln die Augen des Mannes nicht erreichte.

»Und was genau haben wir gewonnen, Mister Baxter?«, wollte Steve wissen.

»Unsere volle Aufmerksamkeit.«

Clara und Steve wechselten einen überraschten Blick, der Baxter zum Lachen reizte.

»Nein, nein, ich will Sie nicht auf den Arm nehmen. Keineswegs. Wie sie vielleicht gesehen haben, ist Ihr Wagen der einzige auf dem Schlosshof. Abgesehen von meinem natürlich. Mit anderen Worten, sie erhalten heute Abend eine Sondervorführung. Exklusiv nur für Sie beide. Selbstverständlich vollkommen kostenlos. Alles geht aufs Haus.«

Nach diesen Worten fiel ein wenig von der Anspannung von Clara ab. Auch Steve entspannte sich sichtlich. Wenn da nur nicht dieser Typ mit der Kettensäge wäre. Clara war sich sicher, dass die Aufregung und die Angst ihre Sinne täuschten.

»Und wie genau, soll das ablaufen?«, fragte Steve und riss Clara damit aus ihren Gedanken.

»Lassen Sie sich überraschen. Nur so viel: Sie beide werden ein Vier-Gänge-Menü genießen, wobei jeder Gang in einem anderen, ganz speziellen Ambiente eingenommen wird. Die Auswahl der Speisen obliegt dem Küchenchef. Es wird also eine echte Überraschung werden.«

Steve schien wieder der Alte zu sein. Er grinste von einem Ohr zum anderen. »Worauf warten wir dann noch?«

Corwin Baxter ließ wieder sein breites Lächeln aufblitzen. »Ganz genau. Bitte unterschreiben Sie noch diese Verzichtserklärungen.« Bei diesen Worten deutete der Empfangschef auf das Gästebuch, auf dem zwei Formulare lagen. »Darin werden Sie außerdem darüber aufgeklärt, dass Sie dieses Event-Restaurant nur besuchen dürfen, wenn Sie an keiner schweren Herzerkrankung leiden, nicht frisch operiert sind und auch keine psychische Erkrankung haben. Außerdem müssen Sie vorab angeben, ob Sie an diversen Allergien leiden. Und ich muss Sie sicherlich nicht darauf hinweisen, dass wir bislang noch kein vegetarisches Menü anbieten können.« Baxter lachte so laut und schrill, als ob er einen besonders gelungen Scherz gemacht hätte.

Steve unterschrieb mit schwungvoller Handschrift, während Clara zögerte.

»Sie sollten dieses Formular gleich am Schlosstor ausfüllen lassen. Was hätten Sie gemacht, wenn wir beim Anblick von Leatherface aus den Latschen gekippt wären?«

Corwin Baxter lachte. »Bitte folgen Sie mir nun zu Gang Nummer eins.«

***

Der erste Gang fand in einer fast schon gediegenen Atmosphäre, unter gedämpfter Beleuchtung statt.

In einem unscheinbaren Raum stand ein runder Tisch mit weißer Tischdecke. Darauf zwei Gedecke und ein silberner Kerzenleuchter mit einer roten Kerze, die Baxter schwungvoll anzündete, während Steve seiner Freundin den Stuhl zurechtrückte.

»Ich muss Sie beide wohl nicht darauf aufmerksam machen, dass alle unsere Speisen aus biologischer Landwirtschaft stammen. Sie werden zwar auf der Karte als Menschenfleisch deklariert, und die Gerichte werden auch auf, ich sage mal, ungewöhnliche Art serviert. Doch ich versichere Ihnen, es geht alles mit rechten Dingen zu. Dies nur als Warnung vorab.« Er zwinkerte Clara zu. »Es wird keine weitere geben.«

Er reichte dem Pärchen noch die Weinkarte und ging drei Schritte zurück, um vornehm darauf zu warten, bis Clara und Steve ihre Wahl getroffen hatten.

Danach klemmte er sich die Karten unter den Arm, wünschte den beiden Gästen viel Spaß, einen gesegneten Appetit und verschwand.

»Na, wie findest du es?«, fragte Steve mit Begeisterung in der Stimme.

»Ich weiß nicht«, sagte Clara. »Irgendwas ist komisch.«

»›Sei nicht so stoffelig.‹ Das hast du zu mir gesagt. Also, lass uns jetzt einen schönen Abend miteinander verbringen. Das glaubt uns keiner.« Steve lächelte und legte eine Hand auf die seiner Freundin.

Clara verzog die Lippen zu einem schiefen Grinsen. Trotzdem lag ihr noch etwas auf dem Herzen. »Sag mal Steve, ist dir an dem Leatherface-Typen nichts aufgefallen?«

Steve tat überrascht. »Was hätte mir denn auffallen sollen?«

Clara wand sich. »Er … es kam mir so vor, als ob … er nicht … geatmet hätte.« Noch während sie diese Worte aussprach, schalt sie sich im Geiste eine Närrin. Das klang nun wirklich vollkommen bescheuert.