John Sinclair 2039 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2039 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Heute war sie fällig!

Eddie Talbot hatte Mühe, sich unter Kontrolle zu halten. Noch musste er sich gedulden, aber nicht mehr lange.
Leon Kessler tauchte neben ihm auf und sah seinen Kumpan fragend an. Ein kurzes Nicken, das Signal für den Übergriff. Der Spaß konnte beginnen. Und dieses Mal würde niemand ihn daran hindern.

Keine Aleksandra Jorgovanovic und keine Morgana Layton ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Aufstand der Werwölfe

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Néstor Taylor/Bassols

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-5156-9

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Aufstand der Werwölfe

von Ian Rolf Hill

Heute war sie fällig!

Eddie Talbot hatte Mühe, die Gier unter Kontrolle zu halten. Am liebsten wäre er sofort über sie hergefallen. Noch musste er sich gedulden, aber nicht mehr lange. Mit fiebrig glänzenden Augen beobachtete der hochgewachsene Mann mit den langen, strähnigen Haaren die Frau, die vor ihm den Niedergang des Schiffs hinunter stolzierte.

Nun, mit dem Stolzieren würde es bald vorbei sein. Spätestens dann, wenn er und seine Jungs mit ihr fertig waren.

Unten warteten schon Lawrence und David auf das Vögelchen, das ihnen versprochen worden war. Ein feistes Grinsen verunstaltete Eddies grobschlächtiges Gesicht.

Leon Kessler tauchte neben ihm auf, leckte sich über die feucht schimmernden Lippen und sah seinen Kumpan fragend an. Ein kurzes Nicken, das Signal für den Übergriff. Der Spaß konnte beginnen. Und dieses Mal würde niemand ihn daran hindern.

Keine Aleksandra Jorgovanovic und keine Morgana Layton …

Dara zog die Schultern hoch und fröstelte.

Sie hasste diesen Kahn aus tiefstem Herzen. Umso mehr jetzt, wo Aleks nicht hier war und sich irgendwo in Budapest herumtrieb, um gemeinsam mit ihrer Königin eine Spur des Wolfsdämons Lykaon aufzunehmen.1) Genaueres wusste sie selbst nicht, sie war niemand, den man unnötig ins Vertrauen zog, und selbst Aleksandra war nicht über die Details informiert.

Daher wunderte sich Dara, dass ihre Geliebte Morgana trotzdem begleitet hatte. Schließlich erkannte Aleks diese nicht als ihre Königin an. Aber sie ahnte, warum ihre Freundin nun schon so lange gute Miene zum bösen Spiel machte und tat, was man von ihr verlangte.

Den Grund sah sie jeden Morgen, wenn sie in den Spiegel ihrer winzigen Kajüte blickte, die sie sich mit Aleks teilte. Die Serbin gab die Hoffnung einfach nicht auf, möglicherweise doch noch ein Mittel gegen den Werwolf-Fluch zu finden, um sie, Dara, zu heilen.

Obwohl ihr alles andere als danach zumute war, lachte die junge Frau glucksend. Heilung. Es gab jede Menge Leute auf diesem Schiff, die dieser Einschätzung heftig widersprochen hätten. Heilung bedeutete schließlich nichts anderes, als dass man krank war. Doch die wenigsten, die sich Morgana und Fenris angeschlossen hatten, ihnen dienten, betrachteten die Bestie in sich als Fluch oder Bedrohung.

Die Meisten hatten sich verdammt gut damit arrangiert, begrüßten gar die übernatürliche Stärke, die Selbstheilungskräfte und die Langlebigkeit, die einem das Dasein als Werwolf bescherten. Was kümmerten sie da schon die kurzen Momente des Kontrollverlustes? Zumal Morgana ja allen, die es hören wollten, hoch und heilig versprach, dass sie Mittel und Wege kannte, um die Bestie zu bändigen. Nun, sie konnte ja auch sehr überzeugend sein, immerhin war sie das beste Beispiel für ihre Argumentation. Morgana war nämlich nicht auf den Mondzyklus angewiesen und konnte die Metamorphose sogar partiell vornehmen.

Das hieß, sie war in der Lage, ihren Körper in den eines Werwolfs zu transformieren, den Kopf aber menschlich zu belassen. Oder umgekehrt. Dara jedoch, fühlte sich der Bestie gänzlich ausgeliefert und unterlegen. Aleks meinte, das läge daran, dass sie dagegen ankämpfe, dass sie sich nicht in einen Werwolf verwandeln wolle, der unkontrolliert auf die Jagd nach Menschenfleisch ging. Dieser innere Widerstreit sorgte bei den meisten über kurz oder lang für eine Art Kompromissbereitschaft. Sie konnten gegen ihr Schicksal nicht ankämpfen und arrangierten sich mit der Bestie. Sie heulten gewissermaßen mit den Wölfen.

Und einige fanden gar Gefallen daran.

So wie Daras Familie. Vor allem ihr Vater und ihre Brüder hatten sich ganz und gar dem Werwolf-Dasein verschrieben und sich dem Blutrausch hingegeben. Kein Wunder, dass sie sich dadurch Aleksandras Zorn zugezogen hatten, die als Kind hatte mit ansehen müssen, wie ihre eigene Familie von Werwölfen getötet wurde.

Dara war von Aleksandra entführt worden. Sie sollte als Köder für ihre Sippe dienen, doch damit, dass sie sich in die junge Frau verliebte, damit hätte selbst die serbische Werwolfjägerin nicht gerechnet.2) Und Dara im Umkehrschluss genauso wenig. Vielleicht sorgte auch die Nähe zu Aleks für ihren Sinneswandel. Sie wollte es nicht mehr. Sie wollte sich nicht mehr von der Bestie kontrollieren und unterwerfen lassen.

Aber selbst der Willensstärkste musste angesichts des Vollmondes kapitulieren. Das waren die gefährlichsten Nächte, behauptete Morgana. Verleugnete man wochenlang das Tierische in sich, brach es sich irgendwann mit Gewalt Bahn, und dann wurde es so richtig hässlich.

Aleks hingegen sagte, allein dass sie es versuche, machte sie zu einer der Stärksten unter all diesen Monstern. Dara lächelte wehmütig bei dem Gedanken. Wie gerne hätte sie ihr geglaubt.

Mit einem Seufzen zog sie die Stahltür auf und betrat den dahinterliegenden Gang. Sie verharrte jenseits der Schwelle und lauschte. Hier unten war nichts zu hören. Nichts, außer dem Dröhnen der Maschinen, das jedoch durch die dicken Stahlwände hindurch ebenfalls gedämpft klang. Wieder zog die Gänsehaut über Arme und Rücken. Die Lautlosigkeit war gespenstisch, wenn man bedachte, dass sich mehr als zweihundert Personen an Bord befanden.

Darunter ein Stamm wilder Krieger, die sich mit Hilfe einer uralten Naturmagie in Bären verwandeln konnten. Berserker. Dara hatte diese Fähigkeit nie richtig begriffen und auch keinen Zugang zu den Leuten gefunden, ebenso wenig wie Aleksandra. Das mochte aber auch daran liegen, dass sie die meiste Zeit unter sich blieben, die wenigen Stunden der Zweisamkeit genossen.

Allerdings gab es selbst an Bord eines Schiffes voller Werwölfe und Berserker Arbeit zu verrichten und dabei mussten auch Aleks und Dara mit anpacken. Befand sich die Werwolfjägerin nicht gerade auf irgendeiner Mission, unterstützte sie den einzigen weiteren Menschen an Bord, der nicht vom Werwolf-Fluch belegt war und nicht zu den Berserkern zählte: Michail Chirianow. Gemeinsam mit ihm fertigte Aleksandra Silberkugeln für das reichhaltige Arsenal ihrer kleinen Armee an.

Ironie des Schicksals, dass sie jene Waffen produzierten, die den Werwölfen zum Verhängnis werden konnten. Das taten sie im Auftrag Morganas, um sich gegen die bevorstehende Konfrontation mit Lykaons Werwölfen zu rüsten. Nichtsdestotrotz hatte es einen ebenso morbiden wie absurden Touch.

Weitere Unterstützung erhielt der russische Werwölfjäger von ein paar Berserkern. Jemand wie Dara, eine Werwölfin, war dabei fehl am Platze. Sie wurde derweil für andere Tätigkeiten eingeteilt. Der derzeitige Kapitän des Walfängers, den Morgana als mobiles Hauptquartier benutzte, war ein vierschrötiger Kerl namens Clarence Spawlding. Ehemaliger Holzfäller aus Kananda, den Morgana schon einige Zeit kennen musste, und der seiner Königin treu ergeben war.

Von ihm hatte Dara die Anweisung erhalten, im Bauch des Schiffs die Vorräte zu zählen und eine Liste zu machen, was sie bei ihrem nächsten Landgang einkaufen mussten. An oberster Stelle standen natürlich frisches Fleisch und Alkohol. Ersteres erbeuteten sie zwar auch in Form von Rentieren und Robben, aber selbst in ihrer menschlichen Gestalt bevorzugten die Werwölfe eine proteinreiche, blutige Ernährung.

Die Spirituosen dienten der Entspannung an Bord, wenngleich sie die Stimmung nicht selten erst so richtig aufheizten. Andere, wie Michail, nutzten den hochprozentigen Schnaps, in seinem Fall Wodka, um zu vergessen. Dara kannte die Geschichte des russischen Werwolfjägers nicht, aber sie konnte sich denken, dass es da jede Menge gab, das er gerne verdrängen würde.

Sie lauschte dem hallenden Gong ihrer eigenen Schritte, die vom Metall der Gänge widerhallten. Am Ende des Korridors musste sie noch durch eine weitere Tür, dann befand sie sich im Lagerraum. Das Schiff hatte nur wenig Tiefgang, dennoch lag das Lebensmittellager unterhalb der Wasserlinie.

Eine zusätzliche Kühlung war nicht notwendig, es war auch so eisig kalt. Dara beobachtete ihren Atem, der vor den Lippen zu träge davonziehenden Wolken kondensierte. Die Füße steckten in gefütterten Stiefeln mit Fellbesatz und über dem Wollpullover trug sie außerdem eine dicke Jacke, deren Schöße bis auf die Oberschenkel reichten. Über die Hände hatte sie lederne Handschuhe gestreift, die ebenfalls gefüttert waren. Das blonde Haar trug sie offen, allerdings wurde es von einer Wollmütze gebändigt, sodass ihr nicht ständig irgendwelche Strähnen ins Gesicht hingen.

Dara legte beide Hände auf das Metallrad, mit dem sich die Stahltür öffnen ließ. Das tat sie einen Atemzug später und tastete nach dem Lichtschalter rechts an der Wand.

Leuchtstoffröhren erwachten flackernd zum Leben. Am anderen Ende des Raums stapelten sich vertäute Holzkisten, der vordere Bereich wurde von hohen, am Boden verschraubten Metallregalen dominiert. In der Mitte befand sich ein breiter Gang.

Dara wollte sich das Klemmbrett schnappen, das links neben der Tür an der Wand hing, als sie mitten in der Bewegung verharrte. Zwischen den Regalen traten zwei bullige Kerle hervor. Breit in den Schultern, stiernackig und mit Oberarmen, die den Stoff ihrer karierten Hemden zu sprengen drohten. Sie waren so dick wie Daras Oberschenkel in der eng anliegenden Lederhose.

Lawrence Corledo und David Quist.

Zwei tumbe Einfaltspinsel aus Spawldings persönlichem Schlägertrupp. Dumm wie Stroh, aber gefährlich und rücksichtslos.

Dara schluckte, und die scharfen Worte, mit denen sie fragen wollte, was die beiden Typen hier unten zu suchen hatten, blieben ihr im Halse stecken, als sie die unverhohlene Gier in den vom Alkohol getrübten Augen ausmachte. Die Münder hielten sie leicht geöffnet, die Lippen glänzten feucht von ihrem Speichel, der in den Bärten versickerte, die ihre aufgeschwemmten Gesichter überwucherten. Sie geiferten regelrecht wie die Hunde.

Zehn Schritte trennten Dara von den Männern, doch selbst auf die Entfernung konnte sie den gelben Schimmer erkennen, der sich über die ansonsten dunkle Iris gelegt hatte. Die Bestien in ihnen drängten nach vorne.

Auf der Stelle fuhr sie herum, wollte den Lagerraum im Bauch des Schiffes verlassen, als sie vor sich zwei schwarze Silhouetten erblickte, die den Durchgang zum Korridor versperrten.

Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass ihr jemand gefolgt war und das Licht im Gang gelöscht hatte. Es wunderte sie allerdings nicht, wer die beiden Kerle waren. Die kräftige Gestalt von Eddie Talbot trat ins Licht der Neonröhren, seinen Kompagnon Leon Kessler im Schlepptau.

Dessen schmales Konterfei mit den eingefallenen Wangen und den tief in den Höhlen liegenden Augen erinnerte Dara immer an einen mit Haut überzogenen Totenschädel. Schon als Mensch sah Kessler zum Fürchten aus.

»Wohin denn so schnell, meine Hübsche?«, säuselte Eddie und trat auf Dara zu, die zurück und zur Seite wich.

Dass sie sich dabei von der Tür entfernte und sich gewissermaßen in die Ecke drängen ließ, nahm sie in Kauf. Immerhin konnte sie so die vier Typen im Auge behalten und wusste zudem eine Wand im Rücken. Sehnsüchtig sah sie auf das Telefon neben dem Lichtschalter.

Eddie bemerkte den Blick und drosch ansatzlos die bloße Faust von oben auf das Plastikgehäuse. Mit einem trockenen Knacken platzte die Halterung von der Wand. Scheppernd landete der Apparat auf dem kalten Metallboden.

Eddie blickte verwundert auf seinen Handballen. Eine Schraube, an der das Telefon befestigt gewesen war, hatte ihm die Faust aufgerissen. Ein dünnes Rinnsal Blut lief über das Handgelenk und versickerte im Ärmel des Hemdes.

Eddie wandte den Kopf und sah Dara gespielt überrascht an, ehe er den Arm drehte, die Zunge aus dem Mund schob und genüsslich das Blut ableckte, ohne die junge Frau dabei aus den Augen zu lassen.

Kaum war er fertig, präsentierte er Dara die Hand, deren fünf Finger er abspreizte. Die Wunde hatte sich bereits wieder geschlossen. Ein feistes Grinsen ließ Dara erschauern.

»Es hat lange gedauert, doch endlich sind wir unter uns.«

»W …«, Dara musste sich räuspern. »Was wollt ihr von mir?«

Eddie senkte den Kopf und taxierte Dara von oben bis unten wie ein Stück Vieh, von dem er sich das beste Stück aussuchte. Sein Blick verharrte kurz an ihren Lenden, wanderte weiter und blieb an ihren Brüsten kleben, die sich nur vage unter dem Pullover abzeichneten.

»Kannst du dir das nicht denken, meine Hübsche? Immerhin haben wir hier an Bord einen deutlichen Männerüberschuss.« Er lachte dreckig.

»Was soll das bedeuten?«, fragte sie, obwohl sie es längst wusste.

Aber sie wollte Zeit gewinnen, das Unvermeidliche hinauszögern. Sie spürte, wie ihre Knie zu zittern begannen und sich ihr Herzschlag beschleunigte. Ein beißender Gestank wehte ihr entgegen, legte sich schwer auf ihre Atemwege. Schweiß und Moschus.

Eddie drehte sich um und schaute zu seinen drei Kameraden. »Hey, sie fragt, was das bedeuten soll.« Bellendes Gelächter war die Antwort. Der Anführer des Quartetts wandte sich wieder zu ihr um. »Na, was glaubst du wohl, Süße? Jeder hier an Bord hat die Pflicht, für die Gemeinschaft zu sorgen. Und für dich, meine Kleine, hab ich den perfekten Job. Musst nicht mal viel dafür tun. Nur etwas auf den Knien herumrutschten.«

Er kam näher und blies ihr seinen abgestandenen Atem ins Gesicht, der nach saurer Milch und Alkohol roch. Ein kalter, gelber Glanz legte sich wie eine Korona um die geweiteten Pupillen, der Atem ging hechelnd. Ein dumpfes Knurren drang aus seiner Kehle, hörte sich bereits mehr nach den Lauten eines Tieres, als denen eines Menschen an.

»Runter mit den Klamotten«, grollte er. »Dann tut’s auch nicht ganz so weh.«

Dara fing an zu schwitzen, suchte vergebens in ihrem Inneren nach der Bestie, wollte sie herauslassen, damit sie sie verteidigte. Doch nichts rührte sich in ihr. Nichts weiter als die Angst.

Sie musste hier raus. Wenn es ihr gelang, an den Kerlen vorbeizulaufen, konnte sie sie vielleicht hier unten einsperren.

Mit dem Rücken stieß sie gegen die Wand, hatte gar nicht gemerkt, dass sie immer weiter zurückgewichen war. Die Gesichter von Lawrence und David begannen schon zu pulsieren, und ein gedämpftes Knarzen verriet ihr, dass sich die Knochen anfingen zu verformen. Wo andere schrien und wimmerten, unter den Qualen der beginnenden Transformation litten, wurden diese Bastarde erst so richtig angestachelt und aufgegeilt.

Auch Leons Augen ließen erkennen, dass der Wolf in ihm zum Vorschein kam. Das Gelbe leuchtete regelrecht in den dunklen Höhlen. Wenn sie weg wollte, dann jetzt. Sie spürte, wie ihre Unterlippe zu beben begann, als sie hastig nickte. »A …also schön. *** …ich w …wehre mich nicht.«

Sie schämte sich für ihre Angst, doch sie wiegte die Männer in Sicherheit.

»Das will ich dir auch geraten haben«, stieß Eddie hervor. »Los, ausziehen.«

Dara ließ die Jacke von den Schultern gleiten und griff nach dem Saum des Pullovers, zog gleich das darunterliegende T-Shirt mit aus dem Bund der Hose und gewährte den Wolfsmenschen einen freien Blick auf den nackten Bauch mit der hell schimmernden Haut.

Die Raubtieraugen der Kerle, die ihren Trieb kaum noch unter Kontrolle halten konnten, fraßen sich förmlich an Daras weißem Fleisch fest.

Das war der Moment zum Handeln.

Sie ließ den Pullover los und rannte vorwärts, rempelte Eddie mit der Schulter an, der lachte, aber zurücktaumelte. Sie tauchte unter den zupackenden Händen von Leon hindurch, aus dessen Rachen ein aggressives Knurren kam.

Ich schaffe es, hämmerte es hinter Daras Stirn. Ich komme hier raus, und dann nichts wie weg …

Der Kragen des Pullovers schnürte ihr die Kehle zu, als sie mit einem brutalen Ruck zurückgezogen wurde. Sie taumelte und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten, ruderte mit den Armen und fiel der Länge nach auf den Rücken. Über ihr ragten die vier Männer auf, die Gesichter im Licht der Neonröhre zu dämonischen Fratzen verzerrt. Die Augen leuchteten buchstäblich in der dunkler werdenden Haut. Eddie bleckte das Gebiss. Aus seinen Eckzähnen waren fingerlange Fänge geworden.

Mit einem Fauchen warf er sich auf Dara, in der der Überlebenswille aufflammte. Sie machte sich keine Illusionen darüber, dass sie hier um ihr Leben kämpfte. Erst würde man sie mehrmals vergewaltigen, danach vermutlich in Stücke reißen, vielleicht sogar fressen, nur um ihre blutigen Gebeine über die Reling zu werfen.

Sie musste sich verteidigen, das schuldete sie schon allein Aleks. Sie kreischte und strampelte mit den Beinen, trat um sich und erwischte Eddie im Bauch und an der Brust. Erst als ihr Absatz aber direkt zwischen seine Schenkel stieß, zeigte er eine Reaktion.

Er brüllte zornig, schlug ihre Beine zur Seite und trat ansatzlos zu. Sein schwerer Stiefel traf ihre Brust, presste ihr die Luft aus den Lungen. Dara schnappte nach Atem, riss die Augen auf, die in Tränen schwammen, und fühlte die Bestie in ihrem Innern toben.

»Festhalten«, hörte sie Eddies Stimme, und kurz darauf wurde sie an den Handgelenken gepackt. Die Fratzen von Lawrence und David erschienen über ihr, die Nasen halb mit den Oberlippen verwachsen, die zusammen mit dem Kinn aus dem Schädel wuchsen. Sämiger Geifer troff heiß aus den Mäulern auf ihr Gesicht und den Hals. Sie zog an den Armen, spürte den ziehenden Schmerz in den Schultergelenken und bäumte sich im Griff der vierschrötigen Kerle auf.

Leon hielt ihr rechtes Fußgelenk auf den Boden gepresst und zerrte mit den Fingern der freien Hand, aus deren Nagelbetten messerscharfe Krallen wuchsen, am Bund der Hose. Sie zerfetzten den schmalen Gürtel und zogen blutige Striemen über die Haut, die sich sofort wieder schlossen.

Eddie kniete auf dem anderen Bein und riss sich mit den krallenbewehrten Händen das Hemd von der Brust, die sich unter heftigen Atemzügen aufpumpte. Sie war vom Halsansatz bis zum Hosenbund mit dickem, schwarzem Haar überwuchert, das immer üppiger wurde.

Gierig hechelnd nestelte er an seiner Hose.

Dara schrie und wimmerte, warf den Kopf von einer Seite zur anderen und schnappte sogar mit den Zähnen nach den beiden Wolfsmenschen, die ihre Arme festhielten. Vergeblich, denn ihr Hals war viel zu kurz. Kräftemäßig war sie den Männern haushoch unterlegen, selbst die Werwölfin in ihr hatte gegen sie keine Chance, schließlich handelte es sich auch bei ihnen um Bestien.

Nichtsdestotrotz drängte nun auch in ihr das Monster an die Oberfläche. Ein hoher winselnder Ton entsprang ihrer Kehle. Alles in ihrem Innern schien sich zusammenziehen zu wollen, nur um mit umso größerer Wucht auseinander zu bersten und sich neu zu formen. Aber es fühlte sich nur so an. In Wahrheit dauerte die Metamorphose viel länger. Zu lange. Reißende Schmerzen, drohten Dara die Besinnung zu rauben. Ihre Sicht verschwamm, sie sah Eddies Körper über sich größer werden.

Ein silberner Blitz jagte an seinem Hals vorbei, zog eine blutige Spur hinein, aus der das dunkelrote, fast schwarze Blut auf ihren entblößten Bauch spritzte.