John Sinclair 2329 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2329 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Sie nannten sich Apocalyptic Riders und sie liebten Motorräder, Frauen und den Teufel!
Wie ihre biblischen Vorbilder, so brachten auch sie Tod und Verderben über die Menschen. Wenn das Dröhnen ihrer Feuerstühle erklang, war es meistens schon zu spät. Und die Polizei war machtlos, denn den Teufelsanbetern gelang es immer wieder rechtzeitig, über die Grenze nach Mexiko zu flüchten. Wer ihnen dabei in die Hände fiel, der war verloren. Und nur der Teufel mochte wissen, wie viele Vermisste auf das Konto der Apocalyptic Riders gingen.
Es kam sogar vor, dass ihre Opfer freiwillig mitfuhren, in der Hoffnung, ein echtes Abenteuer zu erleben. Ein verhängnisvoller Irrtum. Wer sich mit den apokalyptischen Reitern einließ, der war verloren.
So wie Deborah Caine und Carol Dryer ...

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Inhalt

Cover

Zu grausam für die Hölle

Briefe aus der Gruft

Vorschau

Impressum

Zu grausam fürdie Hölle

(Teil 1 von 3)

von Ian Rolf Hill

Sie nannten sich Apocalyptic Riders und sie liebten Motorräder, Frauen und den Teufel!

Wie ihre biblischen Vorbilder, so brachten auch sie Tod und Verderben über die Menschen. Wenn das Dröhnen ihrer Feuerstühle erklang, war es meistens schon zu spät. Und die Polizei war machtlos, denn den Teufelsanbetern gelang es immer wieder rechtzeitig, über die Grenze nach Mexiko zu flüchten. Wer ihnen dabei in die Hände fiel, der war verloren. Und nur der Teufel mochte wissen, wie viele Vermisste auf das Konto der Apocalyptic Riders gingen.

Es kam sogar vor, dass ihre Opfer freiwillig mitfuhren, in der Hoffnung, ein echtes Abenteuer zu erleben. Ein verhängnisvoller Irrtum. Wer sich mit den apokalyptischen Reitern einließ, der war verloren.

So wie Deborah Caine und Carol Dryer ...

Sie waren neunzehn Jahre alt und stammten aus Fort Stockton, der angeblich freundlichsten Stadt von Texas. Und genau das war ihr Problem. Spießiger und konservativer konnte man gar nicht leben, so die Meinung der beiden Mädchen, die überall angeeckt waren, wo es nur ging.

Deborah mehr als ihre beste Freundin Carol, die mit ihren langen Haaren und der schlanken Figur der feuchte Traum jeder geschniegelten Dumpfbacke an der Fort Stockton High School hätte sein können, wäre sie nicht Deborahs feuchter Traum gewesen. Und umgekehrt.

Sie kannten sich seit der Kindheit. Kennengelernt hatten sie sich auf der Grundschule, als Debby dem Wichser Barry Bliss die Nase gebrochen hatte, nachdem er Carol Kaugummi in die Haare geschmiert hatte. Seitdem waren sie unzertrennlich, obwohl sie unterschiedlicher nicht hätten sein können.

Wo Carol noch der Vorstellung einer braven Kleinstadttochter entsprach, die lauthals schreiend mit Pompons wedelnd die Fort Stockton Panthers anfeuerte, war Debby höchstens durch ihren düsteren Kleidungsstil und ihre Angewohnheit sich mit Mitschülern zu prügeln aufgefallen.

Ihr Vater war gestorben, kurz bevor sie eingeschult worden war. Ein Autounfall. So unspektakulär, dass er dem Fort Stockton Pioneer nur eine Randnotiz im Lokaltteil wert gewesen war. Doch diese Randnotiz hatte die Familie Caine zerrissen.

Debbys Mutter hatte zu trinken angefangen und Trost in den Armen eines Truckers gefunden, der sie nicht nur regelmäßig verdroschen hatte, selbst an seiner Stieftochter hatte er sich gerne abreagiert. Bis Deborah Brüste bekommen hatte. Ziemlich große Brüste sogar. Und da war Lester Walsh die Idee gekommen, dass er sich ja auch anderweitig an seiner Stieftochter abreagieren konnte.

Da war das Maß endgültig voll gewesen.

Scheiß auf einundzwanzig, hatte Debby gedacht, und Lester Walsh die Whisky-Falsche über den Schädel gezogen, als dieser die Hosen heruntergelassen hatte. Mom war so besoffen gewesen, dass sie nicht mal wach geworden war.

Die Reisetasche war schon lange gepackt, Geld hatte sie auch zur Seite gelegt. Danach hatte sie sich Lesters altersschwachen Truck »geborgt« und war zu Carol gefahren.

»Lass uns durchbrennen«, hatte sie gesagt.

Natürlich war Carol nicht so verrückt gewesen, alles stehen und liegen zu lassen, um sich Hals über Kopf in ein illegales Abenteuer zu stürzen, sie waren ja nicht mal volljährig. Und wenn es um Homosexualität ging, verstand die freundlichste Stadt von Texas keinen Spaß.

Deborah jedoch genauso wenig. Sie hatte einfach Gas gegeben und Carol am Straßenrand stehen gelassen, als diese es gewagt hatte, Einwände zu erheben. Also hatte diese kleinbeigegeben. Hatte sie letztendlich immer.

Debby hatte nicht mal das Ende der Straße erreicht, als Carol hinterhergerannt war.

Vielleicht hatte sie ja gehofft, ihre Freundin während der Fahrt zur Grenze von Mexiko überreden zu können, kehrtzumachen. Aber dazu hätten sie erst einmal bis zur Grenze kommen müssen.

Zwanzig Meilen hinter Marathon, einem Vierhundert-Seelen-Kaff südlich von Fort Verstockt, wie Deborah ihre Heimatstadt insgeheim nannte, verreckte Lester Walshs Karre.

»Fuck«, schrie Debby, und schlug gegen das Lenkrad. »Fuck, fuck, fuck!«

Doch davon ließ sich der Pick-up auch nicht zum Weiterfahren animieren. Unbeeindruckt quoll heißer Wasserdampf unter der klapperigen Motorhaube hervor und vernebelte die Sicht.

»Oh Gott, was machen wir jetzt?«

»Na, was wohl? Wir, äh ...« Deborah ließ die Schultern hängen. »Ich weiß es doch auch nicht.«

»Ich ... ich rufe Dad an. Der holt uns ab!«

Debbys Finger umklammerten Carols Handgelenk, als wollten sie es zerbrechen. »Nein!«, rief sie. »Auf keinen Fall!«

»Au verdammt«, schrie Carola. »Lass mich los! Du ... du tust mir weh!«

Deborah Caine ließ ihre Freundin los, als wäre deren Haut glühend heiß geworden. »Sorry, das wollte ich nicht. Aber wir können nicht zurück.«

»Warum nicht?«

Entgeistert starrte Debby ihre Freundin an. »Ich habe Lesters Wagen geschrottet!«

»Na und? Wir behaupten einfach, du wärst bei mir gewesen. Er kann dir doch gar nicht beweisen, dass du mit dem Wagen abgehauen bist. Oder?«

»Vermutlich nicht. Aber auch nur, weil ich ihm die Whisky-Flasche über den Kopf gezogen habe.«

»Was?«

»Hey, der Kerl wollte mir an die Titten. Glaubst du, ich leg mich hin und warte, bis er fertig ist?« Wütend stieß Deborah die Tür auf.

»Wo willst du hin?«, fragte Carol.

»Ich steige aus und schaue nach, ob ich die Karre repariert kriege. Was dachtest du denn?«

Debby fröstelte. Es war schon fast Mitternacht und am Himmel zeigte sich keine einzige Wolke. Der abnehmende Mond glotzte wie das Auge eines Zyklopen auf sie herab und tauchte die Umgebung in silbriges Licht. Nicht, dass es etwas Außergewöhnliches zu sehen gegeben hätte. Nur verbrannte Erde und vertrocknete Sträucher, die sich bis zum Horizont hinzogen.

Kein Hinweis auf Menschen. Hier draußen gab es vermutlich nur Klapperschlange und Kojoten.

Da das Mondlicht nicht ausreichte, um das Malheur unter der Motorhaube in Augenschein zu nehmen, marschierte Debby zur Rückseite des Trucks.

Dort stand die Werkzeugkiste, in der sich hoffentlich auch eine Taschenlampe befand. Deborah umklammerte die Seitenwand der Ladefläche, stellte einen Fuß auf das Hinterrad und schwang sich nach oben. Ein schweres Seufzen bahnte sich seinen Weg aus ihrem Mund, als sie das Vorhängeschloss im Mondlicht funkeln sah.

»Hey, Carol, bring mir mal bitte den Schlüssel.«

Ihre Freundin zuckte zusammen. Debby sah gerade noch, wie der fahle Schein ihres Smartphones erlosch. Kurz darauf tauchte sie neben der Ladefläche auf.

»Was hast du da drin gemacht?«, erkundigte sich Deborah.

Carol warf einen unsicheren Blick in Richtung Fahrerkabine. »Ich, äh, nichts.«

»Lüg mich nicht an. Du wolltest telefonieren!«

»Nein, das ... das ist nicht wahr. Ich ... ich habe nur ... ich habe Mom bloß geschrieben, dass sie sich keine Sorgen mach soll.«

»Na toll. Wahrscheinlich ruft sie gerade die Bullen.«

Wie auf Stichwort fing Carols Handy an zu klingeln. Reflexartig griff sie nach dem Apparat. Deborah sprang mit einem Satz von der Ladefläche, riss ihrer Freundin das Mobiltelefon aus der Hand und schaltete es aus.

»Hey, das ist meins!«, protestierte Carol. »Gib das sofort wieder her.«

Sie trat auf Debby zu, die ihre Freundin an den Schultern festhielt. »Hör zu, C. Wenn du jetzt mit deiner Mom oder so sprichst, können die Bullen dein Handy tracken. Und dann kommen wir nie über die Grenze.«

»Scheiße, wir sitzen fest, Debby.« Carols Augen schimmerten feucht. »Es ist mitten in der Nacht! Wir sind allein! Es ist kalt und ...«

Deborah zog ihre Freundin an sich heran und umarmte sie. Leise zischte sie ihr ins Ohr. »Pssst. Ist schon gut, C. Ist schon gut. Mach dir keine Sorgen, okay? Ich regle das. Ich schau mir erst mal den Motor an. Ich krieg das hin. Vertrau mir.«

Ein leises Heulen ertönte, als wollte es Debbys Worte Lügen strafen.

Erschreckt zuckte Carol zurück. »Was war das?«

Ihre Freundin winkte ab. »Vermutlich nur ein Kojote. Mach dir nicht ins Hemd. Die haben mehr Schiss vor uns als ...«

Sie verstummte, als weitere Laute ertönten, die definitiv nicht zu der nächtlichen Geräuschkulisse der Chihuahua-Wüste gehörten. Ein Brummen, zunächst nur sehr leise, das sich aber rasch zu einem stetig lauter werdenden Dröhnen steigerte. Deborah hielt den Atem an. Das war ein Motor. Nein, sogar Mehrere. Und sie schienen genau auf sie zuzukommen.

Ihr Herz schlug schneller.

»Hörst du das, C? Da kommt jemand!«

Carol zog die Nase hoch, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte. »D...das sind doch Motorräder!«

»Ja, und? Hauptsache keine Bullen.«

Deborah löste sich von ihrer Freundin, um ging zum Heck des Pick-ups, doch Carol hielt sie am Arm zurück. »Warte! Was hast du vor?«

»Winken. Vielleicht helfen uns die Biker ja!«

Die nackte Angst flackerte in Carols Augen. »Lass uns lieber das Licht löschen und verstecken!«

»Warum das denn?«

»Und wenn das diese Gang ist? Du weißt schon diese ... diese Satanisten-Freaks.«

»Was sollten die mitten in der Nacht hier draußen zu suchen haben? Hier gibt es doch nichts außer vertrocknete Sträucher, Kojoten und vielleicht noch ein paar Klapperschlangen.«

»Vielleicht sind sie auf der Flucht vor der Polizei.«

»So wie wir!«

Debby grinste, doch die gute Laune verflog auf der Stelle, als sie die Panik in Carols Gesicht bemerkte. Ihre Freundin war kreideweiß geworden, die Unterlippe zitterte. Plötzlich musste Deborah an Barry Bliss und sein dämliches Kaugummi denken. Ihr Beschützerinstinkt übernahm die Kontrolle. Blitzschnell drückte Debby ihrer Freundin einen Kuss auf den Mund, dann eilte sie zum Heck und stellte sich auf die Straße, auf der jetzt tatsächlich die Scheinwerfer von wenigstens einem Dutzend schwerer Motorräder erschienen.

Das Wummern der Maschinen ließ den Asphalt erzittern.

Mit einem Mal wurde selbst Deborah Caine flau im Magen. Vielleicht hatte Carol ja gar nicht so unrecht. Vielleicht war es doch besser, sich zu verstecken.

Aber dazu war es längst zu spät.

Urplötzlich sah sich Debby umringt von schweren Motorrädern, deren Fahrer unter lautem Gejohle um sie herumfuhren. Die Neunzehnjährige sah in finstere, bärtige Gesichter, teils mit langen Mähnen, die bis auf die nietenbesetzten Jeans-Westen und Lederjacken herunterhingen. Einige der Kerle, und so weit Debby es beurteilen konnte, waren es ausschließlich Männer, waren kahlköpfig.

Ein Typ mit schwarz umrandeten Augen, aus dessen Stirn zwei Metallimplantate in Form winziger Hörner ragten, fiel auf, weil er den Mund aufgerissen hatte und sie höhnisch anlachte, wobei er ihr die gespaltene Zunge flatternd entgegenstreckte.

Der Oberkörper unter der schwarzen Lederweste war nackt. Eine Teufelsfratze mit glühenden Augen starrte sie von der haarlosen Brust aus an.

Deborah Caine versuchte, sich nicht einschüchtern zu lassen. Obwohl ihr Herz wie verrückt pumpte und ihr die Knie zitterten, blieb sie stehen und bemühte sich, die Blicke der Biker möglichst furchtlos zu erwidern.

Doch das war leichter gesagt als getan.

Spätestens als Carols gellender Schrei, das Dröhnen der Motorräder übertönte, war es mit Debbys Selbstbeherrschung vorbei. Sie fuhr herum und sah gerade noch, wie ihre Freundin in die Wüste flüchtete. Zwei Maschinen scherten aus.

Carol hörte wohl das näher kommende Knattern und wollte zur Seite ausweichen, wobei sie dem zweiten Kerl direkt in die Falle lief. Er packte ihre flatternde Mähne, gab Gas und riss sie mit sich.

Das Mädchen stürzte und wurde mehrere Yards über den steinigen Untergrund geschleift, ehe sie wimmernd liegen blieb. Deborah konnte es deshalb so gut hören, weil die Biker allesamt in den Leerlauf geschaltet hatten.

»Carol!«, brüllte Debby, mit sich überschlagender Stimme.

Tränen der Wut verschleierten ihren Blick. Sie wollte aus dem Kordon ausbrechen, der sich um sie herum gebildet hatte, als sie ein fürchterlicher Schlag am Hals traf. Es brannte wie Feuer und für eine endlos lange Sekunde hegte sie die Befürchtung, dass ihr jemand die Kehle aufgeschnitten oder auf sie geschossen hätte.

Dann zog sich das Leder um ihren Hals zu und schnürte ihr die Luft ab. Das Ende der Peitsche schlug Debby so wuchtig ins Gesicht, dass sie Sterne sah. Blut rann ihr aus der Nase.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Rücken.

Der Typ mit der gespaltenen Zunge und den Teufelshörnern stand über ihr, in der Hand einen Revolver mit pervers langem Lauf.

»Aufstehen! Mitkommen! Irgendwelche Tricks und die blonde Schlampe wird leiden. Kapiert?«

Trotzig starrte Debby den Scheißkerl an.

Der trat ihr mit voller Wucht in den Bauch. »Kapiert?«, brüllte er.

Deborah Caine krümmte sich vor Schmerzen und erbrach sich. Sie konnte bloß nicken. Und das tat sie auch nur, weil ihr Carols abgehacktes Schluchzen wie ein Messer ins Herz fuhr.

Es tut mir so leid, dachte Debby.

Auf den Kutten prangte der Schriftzug Apocalyptic Riders. Darunter waren vier Motorräder abgebildet, auf denen finster dreinblickende Skelette saßen, die mit Sense, Schwert, Revolver und einer Kette bewaffnet waren. Letztere schlang sich um den nackten Körper einer vollbusigen Frau, die den Betrachter mit qualvoll verzerrtem Gesicht anstarrte.

Deborah hatte bereits von dieser Gang gehört. Gerüchten zufolge sollten sie nicht nur in zahllose Verbrechen wie Drogenhandel, Zuhälterei und Erpressung verstrickt sein, sie wurden auch des Satanismus verdächtigt.

Noch vor einem Tag hätte Debby das sogar cool gefunden. So wie alles, was die biedere Einwohnerschaft von Fort Stockton geschockt hätte. Sie selbst hatte ja auch schon mit Teufelsanbetung und Satanismus kokettiert, ohne ernstere Absicht.

Sie glaubte ja nicht mal an den Teufel, obwohl sie sich dahingehend mittlerweile nicht mehr so sicher war. Auf jeden Fall gab sich der Anführer der Apocalyptic Riders sehr viel Mühe seinem höllischen Idol nachzueifern.

Die Fahrt auf dem Motorrad durch die kalte Nacht gen Süden, dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann passierten sie ein Schild, das die Vorbeifahrenden darauf hinwies, dass sie eben den Big Bend National Park erreicht hatten. Zwei Skelette, eines mit Zylinder, das andere bekleidet mit einem albernen Bikini nebst Sonnenhut hatten grüßend die Arme erhoben.

Auf Deborah Caine wirkte es wie der blanke Hohn.

Am Horizont zeichneten sich flach die Berge ab. Dahinter lag die mexikanische Grenze. Debby wurde bei dem Gedanken schlecht, dass sie sie vermutlich niemals erreichen würden. So wie es momentan aussah, konnten sie froh sein, wenn sie überhaupt den nächsten Tag erlebten.

Nicht zum ersten Mal überlegte Deborah, ob sie sich nicht einfach zur Seite werfen sollte. Der Glatzkopf mit den Teufelshörnern trug ja nicht mal einen Helm. Die Chancen, dass er bei einem Sturz draufging, standen gar nicht schlecht.

Das Problem war nur, dass ihr Kopf ebenfalls ungeschützt war. Vielleicht wäre es ihr das Risiko sogar wert gewesen, hätte es Carol nicht gegeben.

Sie steckte doch bloß wegen ihr in dieser Klemme. Weil sie so egoistisch und selbstsüchtig gewesen war und sie vor eine Wahl gestellt hatte, die im Prinzip nichts weiter als Erpressung gewesen war.

Komm mit oder du siehst mich nie wieder!

Die Scham wurde nur noch von ihrer Angst übertroffen.

Wo war Carol überhaupt? Sie konnte sie nirgends entdecken. Vielleicht fuhr sie hinter ihr. Oder hatten die Typen sie schon ...? Nein, alles nur das nicht.

Plötzlich wurden sie langsamer. Sie verließen den Highway 385 und rollten in die Wüste hinein, direkt auf die Berge zu. Schwarz und unheilvoll ragten sie vor ihnen auf. Die Schatten an ihrem Fuß waren so dicht, dass sie das Licht der Scheinwerfer einfach schluckten.

Für ungefähr fünf Sekunden bekam Debby Gelegenheit, abzuspringen und in die Wüste zu flüchten. Doch wo hätte sie schon hinlaufen sollen? Außerdem konnte sie Carol unmöglich im Stich lassen. Als ihr das Handy einfiel, mit dem sie Hilfe rufen konnte, war die Chance bereits vertan.

Aber wer wusste, ob sie hier draußen überhaupt Empfang gehabt hätte?

Die Fahrt endete vor einer engen Schlucht, deren Untergrund so steinig und unwegsam war, dass die Apocalyptic Riders ihre Feuerstühle stehen lassen mussten.