John Sinclair 2454 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2454 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Nach dem Krieg um die Hölle hat sich alles verändert! Die Welt des Geisterjägers John Sinclair wird wahrscheinlich nie wieder die sein, die sie war. Doch John bleibt nicht viel Zeit, um seine seelischen Wunden zu lecken, dann zieht ihn sein Freund, der Reporter Bill Conolly, in einen neuen übersinnlichen Fall! In einem abgelegenen englischen Ort geht das Böse um - und ein Junge braucht seine Hilfe, denn seine Pflegeeltern sind angeblich Dämonen! John macht sich auf nach Oakridge - ohne seinen Partner Suko. Dafür mit Bill, aber auch in Begleitung von Jane Collins und Denise Curtis, für die sich ebenfalls vieles verändert hat. Und sie geraten in einen Ort, wo das Böse zu Hause ist ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Wo das Böse zu Hause ist

Grüße aus der Gruft

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Wo das Böse zu Hause ist

von Ian Rolf Hill

Trevor lief um sein Leben!

Die nackte Angst trieb ihn an. Obwohl er durchtrainiert und sportlich war, plagten ihn Seitenstiche. Er war schweißgebadet, seine Muskeln brannten.

An der Kreuzung von Oakridge blieb er keuchend stehen und schaute sich um. Der Siebzehnjährige, der stets vorgab, vor nichts und niemandem Angst zu haben, zitterte am ganzen Leib.

Wohin sollte er gehen? Wen konnte er um Hilfe bitten?

Einen der Nachbarn? Auf keinen Fall!

Die wussten doch um seine Vergangenheit und würden sofort seine Pflegeeltern verständigen, in der Annahme, er habe mal wieder Mist ge‍baut und wolle sich der Verantwortung entziehen.

Woher sollten sie auch wissen, dass seine Pflegeeltern Dämonen wa‍ren?

Er hatte es selbst gesehen, als sie versucht hatten, den Teufel zu beschwören. Noch jetzt überkam ihn das kalte Grausen, wenn er an ihre starren, bleichen Gesichter dachte. Und an das, was dahinter gewesen war.

Widerliche Fratzen, mehr Tier als Mensch. Ledrige, von tiefen Falten durchzogene Haut, Hauer anstelle gewöhnlicher Zähne und triefende Löcher, wo sich die Nase hätte befinden müssen. In den Augen hatte kalte Gier gelauert. Gier auf sein Fleisch.

Trevor hatte sofort die Flucht ergriffen.

Kurz hatte er noch an Clara und Georgina gedacht, die wie er mit den Whites unter einem Dach lebten und den Scheusalen hilflos ausgeliefert waren.

Aber wie hätte er seinen Pflegegeschwistern erklären sollen, was los war? Die hätten ihn für verrückt erklärt und gedacht, er triebe wieder eines seiner kranken Spielchen mit ihnen. Er hatte Georginas verächtlich gerümpfte Nase praktisch vor sich gesehen.

Nein, er musste raus und Hilfe holen!

Also war er weggelaufen. Mitten in der Nacht, die zwar nicht eisig kalt, dafür stockfinster war. Der Himmel war bedeckt, nur ab und zu lugte die Sichel des Mondes hervor, ohne nennenswertes Licht zu spenden.

Hinzu kam, dass hier in Oakridge, am Ende der Welt, die Straßenbeleuchtung um Punkt Mitternacht ausgeschaltet wurde. Sofern es überhaupt Laternen gab, denn nicht jede Straße in diesem gottverlassenen Nest wurde am späten Abend noch beleuchtet.

Trevor fröstelte.

Plötzlich kam er sich unsagbar dumm vor. Vielleicht hatte er sich ja bloß getäuscht. Ein böser Traum, mehr nicht. Ja, das musste es sein.

»Da vorne ist er!«

Beim Klang von Robert Whites Stimme zuckte Trevor wie unter einem Peitschenschlag zusammen.

»Der kleinen Ratte ziehe ich die Haut ab!«, keifte Gilda, seine Frau.

Die ach so liebe Gilda, die angeblich keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte.

Trevor vernahm Schritte auf dem Pflaster. Zwei Schatten hetzten auf ihn zu. Es sah so aus, als würden sie mal auf zwei, dann wieder auf vier Beinen laufen.

Er rannte los, blindlings in die nächste Gasse hinein. Er musste höllisch aufpassen, auf dem Kopfsteinpflaster nicht umzuknicken. Wenn er sich den Knöchel verstauchte, war es aus.

Trevors Herz raste. Es fühlte sich an, als würde es jeden Augenblick platzen wie ein Ballon.

Die Seitenstiche wurden stärker, quälender. Er bekam kaum noch Luft, ihm wurde schwindelig.

In seiner Verzweiflung taumelte er zur nächstbesten Tür, hämmerte dagegen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wer in diesem Haus wohnte, es interessierte ihn auch nicht. Er wollte bloß Hilfe.

Doch niemand rührte sich.

Überhaupt brannte in dem ganzen verfluchten Dorf kein einziges Licht mehr. Hier wurden mit Sonnenuntergang nicht nur die Bürgersteige hochgeklappt, die Bewohner gingen auch früh ins Bett, um mit den Hühnern wieder aufzustehen. Oder so ähnlich.

Ein meckerndes Lachen am Eingang der Gasse ließ Trevor die Haare zu Berge stehen. Er warf sich herum, stolperte über den Trittstein, fing sich wieder und rannte weiter.

Eine Gestalt tauchte am anderen Ende der Gasse auf. Schwarz und drohend.

»Komm zu Mama!«, geiferte Gilda und breitete ihre Arme aus.

Schemenhaft malte sich ihr Gesicht in den Schatten ab. Halb Mensch, halb Totenschädel mit messerscharfen Zähnen.

Trevor warf sich nach rechts, wo ein schmaler, mit Gestrüpp überwucherter Pfad zwischen dem Haus, an dem er vergeblich um Hilfe ersucht hatte, und dem danebenstehenden Viehstall auf das dahinterliegende Grundstück führte.

Es war von hohen Scheunen umgeben, die sämtliches Licht schluckten, sodass es stockfinster war. Nur an einer Stelle schimmerte es heller; dort befand sich die Ausfahrt.

Trevor überlegte, ob er sich nicht besser hier irgendwo verstecken sollte, als er ein eigentümliches Klickern vernahm. Für eine Sekunde stutzte er.

Dann schoss der verfluchte Köter auch schon aus den Schatten und warf sich auf ihn.

Trevor schrie auf, fuhr zurück und fiel auf den Hintern. Schützend hob er den Arm vor Gesicht und Kehle, jeden Augenblick damit rechnend, dass sich das Mistvieh in seinem Unterarm verbiss.

Der Hund bellte und geiferte, doch er biss nicht zu.

Eine Kette klirrte.

Trevor ließ den Arm sinken und starrte voller Entsetzen auf den Hund, der schräg auf seinen Hinterläufen stand und sich immer wieder nach vorn warf, ohne sein Opfer zu erreichen.

Die Kette war zu kurz!

»Da bist du ja!«, drang Gildas fauchendes Organ aus den Schatten zwischen den Gebäuden. »Haben wir dich endlich, du freches Bürschchen.«

»Zeit fürs Bett«, knurrte Robert.

Trevor wälzte sich herum, sprang auf die Beine. Ohne lange nachzudenken, lief er auf das Tor der Ausfahrt zu, das ihm bis zur Brust reichte. Er packte den oberen Holm, stieß sich ab und schwang sich über das stählerne Gittertor hinweg.

Auf der anderen Seite prallte er auf den harten Asphalt, rollte sich herum und kam taumelnd wieder auf die Beine. Instinktiv wandte er sich nach rechts – und wäre fast stehen geblieben, so überrascht war er von dem Anblick des Lichts, das in der Finsternis schwebte.

Hoffnung durchströmte den Jugendlichen.

Hoffnung und Erleichterung.

Wie von selbst bewegten sich seine Beine auf das Licht zu. Als hätte sein Körper entschieden, dass er nicht länger davonlaufen konnte und die erstbeste Chance auf Rettung ergreifen sollte.

Hinter Trevor wurden die Schritte seiner Verfolger lauter.

Ohne sich umzusehen, sprintete der Jugendliche los. Wie eine in Panik geratene Katze hetzte er auf das Licht zu.

Ein Schluchzen entfuhr seiner Kehle, als er sah, woher das Licht stammte. Es drang aus den Fenstern einer Kirche.

Hätte man Trevor gefragt, ob er an Gott glaube, hätte er wahrscheinlich nur mit den Achseln gezuckt, doch in diesen Momenten verhieß der Anblick der Kirche Sicherheit!

Trevor holte noch einmal alles aus seinem geschwächten, schmerzenden Körper hervor.

Er stolperte über den Trittstein, prallte gegen das schwere Portal, hämmerte auf die Klinke und wollte die Tür aufziehen.

Es gelang ihm nicht. Die Kirche war verschlossen!

Die Enttäuschung loderte wie Feuer in ihm auf, in das jemand Benzin hineingeschüttet hatte.

Trevor wimmerte wie ein kleines Kind. Er verachtete sich selbst dafür. Jetzt wusste er, wie sich jene fühlten, die er so gerne drangsalierte und fertigmachte.

Heute Nacht war er dran!

War das die Strafe Gottes für seine Sünden?

Er drehte sich um.

Gilda und Robert White standen keine zehn Schritte entfernt auf der Straße und starrten ihn an. Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit wie fahle, silbrig schimmernde Münzen, in denen sich das Licht des Mondes gefangen hatte.

Trevor wurden die Knie weich. Rücklings glitt er an dem hölzernen Portal entlang nach unten, während ihm die Tränen wie Bäche über die Wangen liefen. Seine Unterlippe zitterte.

Seine Pflegeeltern fauchten und spuckten, trafen jedoch keinerlei Anstalten, sich ihm zu nähern. So ... so als fürchteten sie die Nähe des Gotteshauses.

Erleichterung durchfuhr den Jugendlichen, als sich Gilda und Robert abwandten und mit den Schatten am Straßenrand verschmolzen.

Trevor atmete auf – und wurde von Entsetzen geschüttelt, als die Monster wie aus dem Nichts dicht vor der Kirche auftauchten.

Robert schleuderte den Arm nach vorn, etwas flog aus seiner Hand und krachte gegen das Portal, nur wenige Zentimeter von Trevors Kopf entfernt. Es war ein Stein, groß wie seine Faust. Der dumpfe Knall hallte durch das Kirchenschiff.

Sein Pflegevater zog sich zurück, während Gilda nach vorn trat. Ihr Gesicht glich einer dämonischen Furie, und ihr langes Haar schien ein gespenstisches Eigenleben zu führen.

In der Hand hielt sie einen Ziegelstein, den sie nach Trevor warf.

Der Junge warf sich zur Seite, zog die Knie an die Brust und barg den Kopf in den Armen.

Das schwere Wurfgeschoss knallte über ihm gegen das Holz der Kirchentür. Doch der nächste Stein würde ihn sicherlich treffen.

Doch bevor es dazu kam, öffnete sich vor Trevor ein heller Spalt in der Dunkelheit. Warme, nach Kerzenwachs und alten Möbeln riechende Luft schlug ihm entgegen.

Eine hochgewachsene Gestalt trat auf den Trittstein hinaus. In der Hand hielt sie ein Kreuz.

»Hebt euch hinweg, Teufelsgezücht! Geschöpfe der Finsternis, ich treibe euch zurück in die Hölle!«

Trevor ließ die Arme sinken und hob den Kopf. Voller Unglauben starrte er auf den Rücken des Pfarrers, der mit erhobenem Kreuz auf die beiden Dämonen eindrang. Diese wichen fauchend zurück, warfen sich herum und ergriffen die Flucht.

Der Pfarrer blieb stehen. Erst als er sicher war, dass von den Monstern keine Gefahr mehr drohte, drehte er sich zu Trevor um. Ein hageres, eingefallenes Gesicht lächelte den Jungen gütig an.

»Keine Bange, mein Sohn. Du bist jetzt in Sicherheit!«

Trevor brachte keinen Ton hervor. Das Gesicht des Geistlichen verschwamm vor seinen Augen, zog sich in die Länge und verschmolz schließlich mit den Schatten der Ohnmacht.

Als Trevor die Augen aufschlug, fand er sich auf einer weichen Couch wieder.

Das Zimmer, in dem er lag, war klein und vollgestellt mit Regalen, deren Bretter sich unter der Last der Bücher bogen. Zeitschriften und Kladden stapelten sich auf dem Teppich. Vor dem Fenster hing eine weiße Gardine, und der Raum wurde von einer altmodischen Stehlampe erhellt, an deren Schirm fingerlange Fäden baumelten.

Der Fernseher verschwand beinahe zwischen all dem Gewühl, obwohl es ein uraltes Gerät mit einer gewölbten Scheibe war, sperrig und platzraubend. Röhrenfernseher hatte man diese Dinger genannt.

In der Luft hing ein muffiger Geruch, als wäre schon viel zu lange nicht mehr gelüftet worden.

Der Junge schaute sich verwirrt um. Wo war er hier? Was war passiert?

Langsam richtete er sich auf, die Stoffdecke rutschte von seinem Oberkörper. Ein brennender Schmerz zuckte durch Trevors Hand. Er hob den Arm und schaute auf den weißen Verband.

Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück.

Seine Pflegeeltern – Gilda und Robert White – waren Monster, Dämonen! Sie hatten ihn durch Oakridge gejagt, bis zur Kirche, wo ...

Seine Erinnerung setzte aus.

Hinter der angelehnten Tür vernahm er das Klappern von Geschirr.

Trevor traute sich kaum zu atmen. Er tastete nach seinem Smartphone und bekam einen Schreck. Das Telefon war weg!

Schritte näherten sich der Tür, eine Gestalt verdunkelte kurzzeitig den hellen Spalt. Dann schob sich ein kräftiger, dicklicher Mann in Cordhose und Pullover rückwärts durch die Tür, drehte sich zu Trevor um und riss die kleinen Äuglein hinter der randlosen Brille auf, als er Trevor erblickte. Der Fremde hielt ein Tablett in der Hand, auf dem neben einer Teekanne auch zwei Tassen standen.

»Oh, du bist wach! Das ist gut!« Der Mann ging auf den Tisch zu und schaute sich unbeholfen um. »Ach, herrje. Ich ... ich hätte vorher aufräumen sollen.«

Lächelnd deutete der kleine dicke Mann mit einer Kopfbewegung auf die mit Zeitschriften übersäte Platte. Dazwischen lag eine angebrochene Kekspackung.

»Wenn du so freundlich wärst ...«

Trevor brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was der andere von ihm wollte. Dann nickte er fahrig. »Ach so, ja ... natürlich«, murmelte er, schwang die Beine von der Couch und begann, die Zeitschriften zusammenzuschieben.

Soweit er es erkennen konnte, waren es Kirchenmitteilungen, Fernsehzeitschriften und – Trevor stutzte – ein Pornomagazin?

Der ältere Mann lachte verlegen. »Ups, wie kommt das denn hierher?«

Das Geschirr auf dem Tablett klirrte, als der Fremde es auf den Tisch stellte. Hastig schnappte er sich das Magazin und rollte es zusammen.

»Wie geht es unserem Gast, Oscar?«

Der Mann schnellte hoch und wirbelte herum, wobei er das Pornoheft hinter seinem Rücken versteckte. »Bestens, Herr Pfarrer. Ich meine, besser. Glaube ich ...«

Bei den letzten Worten schaute er Trevor an, als erhoffte er sich von ihm Zustimmung.

Der hatte jedoch nur Augen für den hochgewachsenen, hageren, ganz in Schwarz gekleideten Mann mit den eingefallenen Wangen und den stechenden Augen, der in der offenen Tür stand.

Der Anblick füllte die Lücke seines Gedächtnisses. Plötzlich wusste der Jugendliche wieder, was geschehen war, kurz nachdem er die Kirche erreicht hatte.

Seine Pflegeeltern, die Dämonen, hatten versucht, ihn zu steinigen. Und der Pfarrer war ihm mit einem Kreuz zu Hilfe geeilt, um die Teufelsbrut zu vertreiben.

»Nun, er ist zumindest wach!«, sagte der Pfarrer mit ruhiger Stimme und trat näher. Vor der Couch blieb er stehen und senkte den Kopf. »Wie geht es dir, mein Sohn?«

Trevor wusste nicht so recht, was er auf diese Frage antworten sollte, also tat er das, was die meisten Menschen in so einer Situation taten. Er log.

»Gut?!«, antwortete er einsilbig.

Der Pfarrer hob die Brauen. Trevor fühlte sich ertappt und wich dem stechenden Blick aus.

»Was versteckst du da hinter deinem Rücken?«, fuhr der Geistliche fort.

Trevor schüttelte verwirrt den Kopf und wollte bereits antworten. Erst als ihm Oscar zuvorkam, wurde ihm klar, dass der Pfarrer ihn gar nicht gemeint hatte.

»N-nichts, Meister!«

Der Pfarrer atmete tief durch, hob das Kinn und schaute den dicken Mann von oben herab an. »Wie lautet das achte Gebot?«

Oscar senkte schuldbewusst den Kopf.

»Nun?«

»D-du sollst nicht f-falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!«

»Also?« Der Pfarrer streckte die Hand aus.

Oscar warf Trevor einen beschämten Seitenblick zu. Der Mann tat ihm leid, er machte auf Trevor den Eindruck eines geprügelten Hundes.

Seufzend legte er das zusammengerollte Heft in die Hand des Pfarrers. Dieser rollte das Magazin auseinander und runzelte die Stirn beim Anblick der nackten Schönheit, die dem Betrachter das wohlgeformte Hinterteil entgegenreckte und ihm einen verführerischen Blick über die Schulter zuwarf, während sie sich über die vollen Lippen leckten.

»Mein lieber Oscar, ich denke, es ist demnächst wieder Zeit für eine Beichte. Ich verstehe, dass du Bedürfnisse hast, aber bedenke stets, dass die Frauen, die sich für diese Magazine ausziehen, dies nicht freiwillig tun, sondern aus Geldnot oder weil jemand falsche Hoffnungen in ihnen geweckt hat.«

»Ja, Mei..., äh, Herr Pfarrer!«

»Nun gut. Wir sprechen morgen darüber. Du darfst dich jetzt zurückziehen.«

»Ja, Herr Pfarrer! Danke, Herr Pfarrer.« Und an Trevor gewandt: »Gute ... äh, Besserung!«

Er verschwand aus dem muffigen Wohnzimmer.

Der Hagere seufzte schwer und ließ sich neben Trevor in einen Sessel fallen. Er schlug ein Bein über das andere, warf noch einen letzten Blick auf das Pornoheft und schüttelte missbilligend den Kopf, ehe er es neben den Sessel auf einen Stapel Nachrichtenmagazine fallen ließ.

»Der gute Oscar, er wird es wohl nie lernen. Manchmal habe ich das Gefühl, er legt es darauf an, dass ich ihn erwische, um ihn daran zu erinnern, dass es falsch ist, auf solche Weise der Fleischeslust zu frönen.«

Trevor spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Schließlich hatte er selbst schon Pornos auf seinem Smartphone geschaut. Weitaus heftigere Dinge ...

Der Jugendliche starrte noch dorthin, wo der Pfarrer das Magazin abgelegt hatte. Daher bemerkte er den stechenden Blick des Geistlichen erst, als dieser ihn ansprach.

»Ich denke, wir müssen uns unterhalten, junger Mann!«

»Mein Name ist Morris, Balthasar Morris, und ich bin der Pfarrer dieser kleinen Gemeinde. Der Mann, der uns den Tee gebracht und dich verarztet hat, heißt Oscar. Er ist der Küster und mein Haushälter. Eine gute Seele, die bisweilen den Versuchungen erliegt, die uns leider tagtäglich begegnen.«

Morris beugte sich vor und goss Tee in die Tassen. Trevor lauschte dem Gluckern, der aromatische Duft von Earl Grey stieg ihm in die Nase.

»Wie wäre es, wenn du mir ebenfalls deinen Namen nennst?«, sagte der Pfarrer, nachdem er die Kanne abgestellt hatte.

»T-Trevor!«, flüsterte der Jugendliche.

»Du wohnst bei den Whites, richtig?« Morris reichte ihm eine der dampfenden Tassen.

Der Junge, eben im Begriff, sich aufzurichten und die Tasse entgegenzunehmen, erstarrte mitten in der Bewegung. »W-woher wissen Sie das?«