John Sinclair 2455 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2455 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

So unglaublich viel ist in den letzten Wochen in Sukos Leben passiert, dass selbst der Partner von John Sinclair, aufgezogen in einem Shaolin-Kloster und ein Ausbund an innerer Disziplin, an den Grenzen seiner psychischen Belastbarkeit wandelt. Um zu alter Kampfkraft zurückzufinden, macht er mit seiner Lebensgefährtin Shao Urlaub an der walisischen Küste. Dennoch wird er in einen übersinnlichen Fall hineingezogen, der ihm erneut alles abverlangt. Und diesmal geht es nicht nur um den Kampf gegen die Mächte der Finsternis - diesmal geht es um Shaos Leben! Und der Geisterjäger John Sinclair steht Suko nicht zur Seite, er ist ganz auf sich gestellt!

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Suko jagt die Mörderfee

Grüße aus der Gruft

Vorschau

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Suko jagt die Mörderfee

von Ian Rolf Hill

Die Gewissheit, dass er sterben würde, brachte ihn schier um den Ver‍stand.

Barney Evans wusste, dass er keine Gnade zu erwarten hatte. Nicht von diesen beiden Männern mit ihren ausdruckslosen, wie aus Stein gemeißelten Mienen und den kalten, grausamen Augen. Mitgefühl kannten sie nicht, dann hätten sie diesen Job wohl kaum machen kön‍nen.

Barney wusste nicht mal, ob es ihnen Spaß bereitete. Für die beiden Killer war er wahrscheinlich bloß ein Auftrag, ein Job!

»B–bitte!«, flehte er ein letztes Mal. »Ich ... wir können doch über alles reden!«

Die Killer des Syndikats antworteten nicht. Ohne mit der Wimper zu zu‍cken, stießen sie ihr Opfer vorwärts, tiefer hinein in den Sumpf, in dem er qualvoll ersaufen sollte.

Wie die Ratte, die er nun einmal war ...

»Hilfeeee!«

Von einer Sekunde auf die andere warf sich Barney Evans herum und rannte los.

Er kam nicht mal zwei Schritte weit, da stolperte er und schlug bäuchlings auf den weichen Untergrund.

Da seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, hatte sich Barney nicht mal abstützen und nur den Kopf zur Seite nehmen können. Borstiges Gras strich über seine hohe, schweißnasse Stirn. Er spürte die feuchte Kälte, die durch seine Kleidung in den Körper sickerte.

Sein Atem ging schwer und stoßweise.

Das Bild seiner Frau Ronda tauchte vor seinem geistigen Auge auf.

Wie enttäuscht sie von ihm gewesen wäre, wenn sie ihn jetzt so gesehen hätte. Tränen liefen ihm über die Wangen.

Ein Schatten fiel über ihn. Schlammverschmierte Gummistiefel tauchten in seinem Blickfeld auf. Das war Lou, der größere der beiden Auftragskiller, die das Syndikat schickte, wenn mal wieder jemand aus der Reihe tanzte.

Und Barney war verdammt weit aus der Reihe getanzt.

»Komm schon«, sagte Lou. Es waren die ersten Worte, die er sprach, seit sie den Wagen verlassen hatten. »Mach es dir nicht schwerer, als es ohnehin schon ist. Und bewahre dir wenigstens einen Hauch von Würde.«

»F-fick dich, Lou!«

Barney wusste selbst nicht, woher er den Mut nahm, das zu sagen. Aber was hatte er schon zu verlieren?

Der Tritt kam ohne Vorwarnung. Hart und erbarmungslos traf er seine Rippen. Barney zuckte zusammen und winselte. Rotz lief ihm aus der Nase, Wasser aus den Augen.

»Du willst es also auf die harte Tour, ja? Kannst du haben! Mir scheißegal, ob wir dich mit gebrochenen Knochen im Sumpf versenken!« Er spuckte Barney an.

»Hey, komm wieder runter, Lou«, sagte Bud. »Das ist er doch gar nicht wert.«

»Scheiß Verräter.«

Die groben Finger von Bud gruben sich in Barneys Kragen, um ihn auf die Beine zu ziehen.

Bud war ein Kraftpaket, der die meiste seiner freien Zeit im Fitnessstudio verbrachte, doch Barney war nun mal kein Fliegengewicht. »Ist das zu fassen? Der kleine Schwanzlutscher macht sich schwer.«

»Ich sag doch, der will es hart!« Lou trat erneut zu.

Barney biss die Zähne zusammen und wimmerte.

»Scheiß drauf«, knurrte Bud. »Da vorne ist das Boot. Komm, pack mit an!«

»Jetzt soll ich den Wichser auch noch tragen, oder was?«

»Es sei denn, du willst ihn hier liegen lassen.«

Lou stieß einen derben Fluch aus, dann spürte Barney die Hände der Killer, seiner ehemaligen Kollegen, an Jacke und Hosenbund. Wie einen Sack Kartoffeln schleppten sie ihn durch den dichten Schilfgürtel. Brackiges, nach verfaulten Pflanzen stinkendes Wasser umspülte Barneys Füße und die schlaff herunterhängenden Arme.

»Verdammte Plackerei!«, keuchte Bud.

»Kacke, die Suppe läuft mir in die Stiefel.«

Bud lachte dreckig.

Barney kannte nicht mal die richtigen Namen seiner Henker. Jeder nannte sie bloß Bud und Lou, weil sie genauso unzertrennlich waren wie das Komiker-Duo Abbott und Costello aus diesen alten Schwarz-Weiß-Filmen.

»Haben es ja gleich geschafft.«

Barneys Füße stießen gegen etwas Hartes. Einen Moment später wurde er hoch- und über die Bordwand des flachen Bootes gehievt, das im Schilf dümpelte.

Der zum Tode Verurteilte rollte über die Planken und blieb auf dem Rücken liegen. Sein Blick glitt hinauf in den dunklen, fast sternenlosen Nachthimmel. Nur der Mond würde Zeuge seines erbärmlichen Todes werden. Der Mond und diese beiden Arschlöcher Bud und Lou.

Barney versuchte es ein letztes Mal. Er schnellte hoch. Mitten hinein in Buds Faust, die ihm die Nase brach. Wimmernd blieb er liegen, während sein Blut über die Oberlippe, die Wange entlang bis über den Hals sickerte und auf die feuchten Planken tropfte.

»Na toll, jetzt dürfen wir hinterher auch noch den Scheiß-Kahn schrubben.«

»Quatsch, den versenken wir hinterher einfach.«

Lou stieg in das Boot, das anfing zu schaukeln. Für einen Moment stand der lange Kerl vornübergebeugt vor Barney. Er hätte nur die Beine anzuziehen brauchen, um ihn mit einem Tritt über die Reling zu befördern. Und dann? Dann hätten ihm Lou und Bud buchstäblich die Scheiße aus dem Leib geprügelt.

Bud schob den Kahn aus dem Schilf. Lou drehte sich um und half seinem Kumpan in das Boot, dann griff er nach der Ruderstange. Wie ein Gondoliere in Venedig schob er das Boot hinaus in den Sumpf, der sich wie ein glatter schwarzer Spiegel vor ihnen ausbreitete.

Barney vernahm das leise Klatschen der Wellen gegen die Bordwand. Ein Käuzchen schrie. Der Totenvogel rief nach ihm.

Barneys Magen zog sich zusammen. Wie ein Klumpen Eis lag er in seiner Bauchhöhle, schwer und kalt. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Pochende Schmerzen zuckten von seiner lädierten Nase durch den Schädel, pressten sich von innen gegen die Augen, als wollten sie sie aus den Höhlen drücken. Seine Knie schlotterten, die Zähne schlugen aufeinander.

Er hatte Angst, hundsgemeine Todesangst.

Wie lange hatte er noch? Zwei Minuten? Fünf?

Er fragte sich, wie es sein würde. Wenn er nach Luft schnappte und das faulige Wasser in seine Lunge strömte ...

Lou ragte wie ein Riese über ihm auf. Sein hohlwangiges Gesicht mit den tief in den Höhlen liegenden Augen ähnelte einem Totenschädel.

Er sah aus wie Charon, der Fährmann aus der griechischen Mythologie.

Als er merkte, dass Barney ihn anstarrte, grinste er und zwinkerte ihm zu.

Dann fing er an zu pfeifen. Zuerst erkannte Barney die Melodie nicht, es schienen nur irgendwelche Töne zu sein, die Lou wahllos in den Sinn gekommen waren.

Dann fiel bei ihm der Groschen.

Das war die Titelmelodie von ›Spiel mir das Lied vom Tod‹ mit Charles Bronson als Rächer mit der Mundharmonika in der Hauptrolle.

Barney schloss die Augen und winselte leise vor sich hin, während er an Ronda dachte. An ihren letzten Streit.

Oh, sie hatten oft gestritten, eigentlich ständig. Und immer war es ums Geld gegangen. Oder um seinen Job, was ja letzten Endes auf dasselbe hinauslief.

»Okay, das reicht!«, sagte Bud unvermittelt.

Barney riss die Augen auf. »Was? Nein, nein, nein! Bitte nicht ...!«

Zu spät. Bud schnellte nach vorn, packte sein Opfer und hievte es über Bord.

Ehe Barney dazu kam, sich zur Wehr zu setzen, klatschte er in die schmutzige Brühe, die über seinem Kopf zusammenschlug.

Wie ein Stein sank Barney in die Tiefe.

Irgendwie schaffte er es, noch einmal an die Oberfläche zu kommen.

Mit der Ruderstange stieß Lou ihn wieder nach unten. Dann hatten sie ihre Ruhe.

»Schade«, murmelte Lou. »Irgendwie hab ich den Wichser sogar gemocht. Seine Frau kann echt gute Empanadas machen. Vielleicht sollte ich sie mal besuchen, was meinst du, Buddy?«

Bud hatte sich auf der flachen Ruderbank umgedreht und spähte hinaus in den Sumpf.

Die schwarze Lederjacke und die ebenfalls schwarze Mütze, die seine Glatze verbarg, verschmolzen mit der Dunkelheit der Nacht.

»He, Bud! Was ist los?«

»Hörst du das nicht?«, zischte dieser.

Lou legte die Stirn in Falten. »Was soll ich hören?«

»Den ... den Gesang. Da ... da singt doch jemand. Du musst es doch auch hören.«

»Du bist ja bekloppt, Mann. Wer soll denn hier draußen singen? Um diese Zeit?«

»Es ... es hört sich an wie ein Mädchen!«

»Jesus.« Lou stöhnte und verdrehte die Augen. »Ja, wirklich sehr witzig. Mann, mir frieren gleich die Zehen ab. Ich will hier weg und ...«

»Halt doch mal dein Maul!«, brüllte Bud.

Er holte die Taschenlampe hervor und ließ den Strahl über das schwarze Wasser gleiten.

Lou seufzte. Gerade wollte er die Stange in den Sumpf stoßen, da sah er die Gestalt im geisterhaften Licht. Klein und zierlich, mit mädchenhaften Zügen. Die Augen funkelten wie silbrige Sterne, ähnlich denen einer Katze.

»Da!«, rief Bud.

Der Anblick währte nur eine Sekunde, dann hörte Lou ein gedämpftes Flappen, und die Erscheinung war fort. Davongeflogen wie ein Vogel. Nein, eher wie eine Libelle ...

Lou schüttelte den Kopf. »Ja, bin ich denn bescheuert?«

Doch dann hörte auch er den Gesang. Nur kam er nicht von vorne, sondern von rechts. Also genau aus der Richtung, in der das Libellen-Mädchen davongeflogen war.

Süß und lockend zugleich schwebte ihr Gesang über die glatte Oberfläche. Bud drehte sich um. Der Lichtstrahl machte die Bewegung mit, glitt über das Wasser und verlor sich in der Dunkelheit der Nacht. Nebel stieg auf.

Für einen Moment glaubte Lou noch, eine huschende Bewegung darin auszumachen. Er vernahm das schwirrende Flappen der filigranen Flügel.

»Ich ... ich muss zu ihr«, stammelte Bud.

Er ließ die Taschenlampe fallen, riss sich die Mütze vom Kopf und streifte die Lederjacke ab. Ohne ein weiteres Wort von sich zu geben, warf er sich ins Wasser.

Lou konnte es ihm nicht verdenken. Verzückt lauschte er dem süßen Gesang. Einige Sekunden lang vernahm er noch das Plätschern, als Bud auf die Quelle der süßen Melodie zuschwamm. Dann ein Gurgeln und schließlich nichts mehr.

Nur der Gesang blieb. Doch jetzt kam er nicht mehr von rechts, sondern von hinten. Das Libellen-Mädchen umkreiste Lou, als wollte es mit ihm spielen. Er lächelte, drehte sich um.

Etwas huschte an ihm vorbei. Er spürte noch den Luftzug. Der Gesang wurde lauter, kam jetzt von links.

Lou konnte keine Worte oder Silben verstehen, er wusste nur, dass er dieses Mädchen sehen und in seine Arme schließen wollte. Er ließ die Ruderstange los und bückte sich nach der fallen gelassenen Taschenlampe.

Auf den Knien drehte er sich um. Der Nebel wurde dichter, der Gesang kam näher. Lou fuhr herum. Der Kahn schwankte, der Lichtfinger bohrte sich in den Nebel.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah er das bleiche Gesicht mit den silbrig funkelnden Augen, dann war es auch schon wieder verschwunden.

Und dann verstummte der Gesang.

Eine tiefe, nie gekannte Traurigkeit breitete sich in Lou aus. Er spürte den aufsteigenden Druck in der Brust. Er wanderte die Kehle hinauf und platzte schließlich als lautes Schluchzen aus seinem Mund.

»Wo ... wo bist du?«

»Hier!«

Es war nur ein Hauch, doch für Lou war es der schönste Laut, den er je vernommen hatte. Das Libellen-Mädchen hatte ihn nicht verlassen. Es war noch da.

Lou drehte sich um und sah es.

Das Geschöpf saß am Heck des Bootes und wandte ihm den Rücken zu. Ein zierlicher Körper mit langem weißblondem Haar. Es wandte ihm den Rücken zu, hielt die Beine ins Wasser.

Es trug nur ein durchsichtiges, filigranes Gewand. Deutlich konnte Lou die helle Haut unter dem transparenten Stoff erkennen.

War das überhaupt Stoff?

Das Gewand schien von einem Geflecht aus dünnen Adern durchwirkt zu sein.

Lous Herz schlug schneller. Der Wunsch, dieses Wesen in die Arme zu schließen, wurde übermächtig, sein Mund trocknete aus. Gierig leckte er sich über die Lippen.

Langsam richtete er sich auf, das Boot fing an zu schwanken.

Das Mädchen wandte den Kopf. Es hatte ein breites Gesicht mit einem runden, weichen Kinn, in dem sich ein kleines Grübchen befand. Große dunkle Augen schauten ihn an.

Es hielt sich den Finger an die Lippen, hob die Schultern und kicherte.

Lou stemmte sich auf die Beine. Vergessen waren die durchnässten Socken in den klobigen Gummistiefeln. Er wollte nur das Mädchen in den Arm nehmen.

Er stolperte vorwärts, breitete die Arme aus.

Begleitet von knisternden, schmatzenden Geräuschen entfaltete sich das Gewand. Lou zwinkerte verblüfft, als er sah, dass es unter den hellblonden Strähnen mit dem Rücken verwachsen war. Ein Zittern lief durch das Gewand, das sich urplötzlich versteifte.

Mit einem glockenhellen Lachen auf den Lippen, das sich in einem dumpfen Brummen verlor, stieß sich das Mädchen ab und verschwand im Nebel.

Lou warf sich nach vorn.

Er wollte das niedliche Geschöpf festhalten, doch das war längst verschwunden.

Der Auftragskiller verlor den Halt. Von seinem eigenen Schwung getragen, flog Lou über das Heck und klatschte in das kalte, stinkende Wasser.

Panisch schlug er um sich, strampelte mit den Beinen.

Die Taschenlampe glitt ihm aus den Fingern und versank. Der geisterhafte Strahl glitt an Lou vorbei in Richtung Oberfläche, über der das Gesicht des Mädchens schwebte.

Lou streifte die Gummistiefel ab und wollte zurück an die Oberfläche, doch etwas schlang sich um seine Beine, hielt ihn fest.

Der Killer geriet in Panik. Er bekam keine Luft mehr, der Druck auf seine Lunge wurde unerträglich.

Flehend streckte Lou die Hände nach dem Mädchen aus, doch das war weg. Nur das leere Boot dümpelte noch auf der Oberfläche.

Verzweifelt riss Lou den Mund auf. Der Atemreflex setzte ein. Ein irrsinniger Schmerz explodierte in seiner Brust.

Lou erstarrte und versank in der kalten lichtlosen Tiefe, aus der es keine Wiederkehr gab.

Das Kreischen der Möwen hallte in den Ohren.

Zu Hunderten nisteten sie in den Nischen und Vorsprüngen der steil aufragenden Felsen, von denen sie sich immer wieder abstießen, um sich von dem kalten Wind hinaus auf das Wasser des St.-Georges-Kanals treiben zu lassen, auf der Suche nach Nahrung, die sie ihrer zeternden Brut bringen konnten.

Manchen Menschen ging der Lärm auf die Nerven, doch Suko genoss ihn in vollen Zügen. Für ihn war er ein Stück natürlicher Idylle, die es in London so gut wie gar nicht mehr gab.

Es kam vor, dass sich einige Möwen in den Londoner Hafen verirrten, doch von Natur konnte da nun wirklich nicht die Rede sein.

Selbst die grünen Lungen, die Parks, von denen es in der britischen Hauptstadt zahlreiche gab, hielten den Vergleich mit der rauen, teils noch unberührten Natur der walisischen Küste nicht stand.

Es war Shaos Idee gewesen, hierherzufahren, und dafür war er seiner Partnerin dankbar.

Zwei Wochen Urlaub!

Zwei Wochen ohne Termine und Verpflichtungen, ohne den typischen Büromief und vor allem ohne Dämonen!

Nach den Strapazen der letzten Wochen und Monate hatte Suko eine Auszeit dringend nötig gehabt, auch wenn er sich das lange Zeit nicht hatte eingestehen wollen.

Dabei hätten ihn die Commissioner und Sir James am liebsten schon vor Wochen in Urlaub geschickt. Nach seiner Rückkehr aus Russland, wo er von einem Verhörspezialisten durch die Mangel gedreht worden war.*

Zunächst hatte Suko nichts davon wissen wollen. Bloß keine Schwäche zeigen. Und so hatte er den Dienst gleich wieder aufgenommen, nachdem die körperlichen Blessuren verheilt waren.

Was die Ärzte nicht gesehen hatten, waren die seelischen Wunden, die die Folter hinterlassen hatte. Noch heute sah Suko das Gesicht des ›Teufels von Kasan‹ vor sich, sobald er die Lider schloss. Sein süffisantes Lächeln, den stechenden Blick der dunklen Augen hinter den Gläsern der randlosen Brille.

Normalerweise wäre Suko vom Dienst freigestellt worden, doch er gehörte zu einer sehr kleinen Spezialabteilung für übernatürliche Phänomene, und es gab keinen Pool, um Personalengpässe abzufangen.

Das war nun mal das Los eines Geisterjägers, wie er und sein bester Freund John Sinclair von den anderen Kollegen scherzhaft genannt wurden.

Sie waren praktisch immer im Dienst.

Den Kampf gegen Geister und Dämonen konnte man nur bedingt erlernen. Viel wichtiger waren die Erfahrung sowie die Bereitschaft zur Akzeptanz des Übernatürlichen. Von den entsprechenden Waffen ganz zu schweigen.

Daher hatte eine befreundete Psychologin, Marisa Douglas, ihn auf Diensttauglichkeit beurteilen sollen und ihm tatsächlich grünes Licht gegeben. Allerdings unter Vorbehalt und mit der Auflage, bei nächster Gelegenheit die längst überfällige Auszeit zu nehmen.

Aber wie so oft im Leben kam es erstens anders und zweitens als gedacht.