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Asmodis - er war mein schlimmster Feind! Jahrzehntelang hatte ich mir gewünscht, ihn zu vernichten! Und jetzt kehrte er zurück, hatte sich aus Pandoras Kristallgefängnis befreit - und wollte Rache üben! Doch sein erster Weg führte ihn nicht zu mir, dem Geisterjäger John Sinclair, sondern zu Chris Ainsworth, dem Ex-Freund meiner Ex-Freundin Jane Collins! Und damit brachen Grauen und Entsetzen über uns alle herein!
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Seitenzahl: 139
Veröffentlichungsjahr: 2025
Cover
Inhalt
Wen der Zorn des Teufels trifft
Grüße aus der Gruft
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Impressum
Cover
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsbeginn
Impressum
von Ian Rolf Hill
Wunderschön und zugleich abstoßend hässlich.
Das Gesicht eines Engels, jedoch gezeichnet von Hochmut, Niedertracht und sadistischer Grausamkeit. Augen so kalt, dass allein ihr sezierender Blick Menschen in den Wahnsinn treiben konnte.
Selbst Pandora fühlte sich unwohl.
Sie, die sagenumwobene Figur aus der griechischen Mythologie, die der Sage nach das Unheil über die Menschheit gebracht hatte. Sie, die zu den mächtigsten Geschöpfen der jenseitigen Sphären zählte.
Selbst sie erschauerte unter dem Blick des engelsgleichen Antlitzes, das riesengroß über ihr schwebte.
Es gehörte Lilith, der Großen Mutter.
Die alleinige, absolute Herrscherin der Hölle!
Im Laufe der Äonen hatte man ihr viele Namen gegeben: Hure des Himmels, Mutter der Dämonen, Luzifers Geliebte ...
Doch das war vorbei!
In einem beispiellosen Putsch hatte sie das Undenkbare getan und Luzifer vernichtet.
Mithilfe ihrer vier Engel der Unzucht und Hurerei, des Engelstöters und mit der Unterstützung des Geisterjägers John Sinclair war es Lilith gelungen, den gefallenen Engel zu vernichten.*
Zumindest zwei Drittel von ihm, denn Luzifer war nicht bloß ein einzelner Bote des Himmels gewesen. Gleich drei von ihnen hatten sich zusammengetan und ihre Kräfte vereint, um dem Allmächtigen zu trotzen und seiner heiligen Dreifaltigkeit zu spotten.
Trotzdem hatte ihre Macht nicht gereicht, um den Himmel zu erobern.
Die Erzengel hatten dies verhindert und Luzifer samt seiner Gefolgschaft in die Verdammnis gestoßen, aus der die Hölle entstanden war. Mit dem Engelstöter, dem heiligen Schwert, hatte Michael den Drachen, die alte Schlange, besiegt. So stand es schon in der Heiligen Schrift.
Und aus den drei Engeln wurden Teufel!
Die mächtigsten Wesen der Hölle: Baphomet, Beelzebub und Asmodis!
Niemand hatte ihren Herrschaftsanspruch infrage gestellt, da niemand auch nur annähernd an ihre Macht heranreichte.
Niemand bis auf Lilith!
Und jetzt waren Beelzebub und Baphomet vernichtet.
Die Seelen der einst so mächtigen Teufel nährten den Schatten des Sternenvampirs Acron, der im Laufe der Äonen zu einem gigantischen Reich angewachsen war. Lange Zeit war es von einem Wesen beherrscht worden, das selbst in den jenseitigen Reichen nur unter der Bezeichnung Spuk bekannt gewesen war.
Auch das gehörte der Vergangenheit an, denn wie Luzifer, so war auch der Spuk verraten und gestürzt worden. Und zwar von Pandora, hinter der sich niemand Geringeres als die biblische Eva verbarg.
Der Spuk, ein Feind der Hölle – immerhin nährte er sein Reich und seine Macht mit den Seelen getöteter Teufel und Dämonen –, hatte gehofft, mit Pandoras Unterstützung Lilith vernichten zu können, um die Hölle, allen voran natürlich Luzifer, zu schwächen.
Dabei war der Spuk von der Annahme ausgegangen, dass Pandora und Lilith Todfeindinnen waren. Pandora hatte keinen Hehl aus ihrer Absicht gemacht, Liliths Platz an Luzifers Thron für sich zu beanspruchen, schließlich gingen alle davon aus, dass er es gewesen war, der die Saat des Bösen in ihren Schoß gepflanzt hatte.
Der Spuk hatte Lilith durch Pandora ersetzen wollen, um so an Luzifer heranzukommen und letztendlich die Hölle selbst zu annektieren.
Doch weder der Spuk noch Luzifer hatten geahnt, dass Pandora und Lilith keineswegs befeindet waren. Ganz im Gegenteil, sie waren Verbündete, Schwestern im Geiste.
Und so hatte Lilith ihrer Partnerin geholfen, den Spuk zu stürzen und sein Schattenreich zu übernehmen. Das war Phase eins des Plans gewesen, Luzifers Vernichtung die zweite.
Fast wäre es Lilith auch gelungen.
Sie hatte es geschafft, die Teufel voneinander zu trennen, damit ihr Henker, der Geisterjäger John Sinclair, sie einzeln attackieren und mit dem Engelstöter vernichten konnte.
Im Fall von Beelzebub und Baphomet war dies auch gelungen. Doch als es dann Asmodis, dem letzten der drei Teufel, an den Kragen gehen sollte, hatte Sinclair gezögert und im wahrsten Sinne des Wortes das Heft aus der Hand gegeben.
Lilith hatte dies vorausgesehen und so getan, als würde sie sich selbst des geschwächten Fürsten der Finsternis annehmen wollen. In diesem Augenblick war Pandora erschienen, um ihren Teil des Plans zu erfüllen. Sie hatte Asmodis in ihr Reich geholt.
Nicht in das Schattenreich des Spuks, sondern in die Kristallwelt, ihre ureigene Domäne.
Die war mittlerweile zwar selbst Teil des Schattenreichs, existierte aber weiterhin unabhängig, abgeschottet in einer Dimensionsblase, damit es Asmodis nicht gelang, mit den Seelen seiner Brüder Kontakt aufzunehmen.
Für Sinclair und seine Freunde musste es so ausgesehen haben, als hätte Pandora Asmodis gerettet, um ihrer Feindin eins auszuwischen.
Sie konnten ja nicht ahnen, was in Wirklichkeit geschehen war.
Pandora hatte Asmodis in ein Kristallgefängnis gesperrt, in dem er langsam kristallisiert war. Auch das war Teil des Plans gewesen.
Nur was dann geschehen war, hatte definitiv nicht mehr zum Vorhaben gehört.
Asmodis war geflohen!
Während sich Pandora noch in Japan befunden hatte, um ihr Geschöpf Xorron zurückzuholen, das ihr von der Totengöttin Hel abspenstig gemacht worden war, war es dem Teufel gelungen, seinen Kerker zu sprengen!
Wie er das geschafft hatte, wusste Pandora nicht. Ebenso wenig klar war ihr, wie dies geschehen konnte, ohne dass sie es gespürt hatte.
Es gab nur eine Möglichkeit: Asmodis hatte Hilfe gehabt!
Und das wiederum bedeutete, dass es jemanden gab, der über genügend Macht verfügte, um von ihr unbemerkt in ihr Reich einzudringen. Und das, nachdem sie endlich sicher gewesen war, es vollkommen zu beherrschen.
Das war eine Schmach sondergleichen!
Dennoch hatte sie umgehend Lilith über die Flucht des Fürsten der Finsternis informiert.
Informieren müssen! Asmodis würde sicherlich nicht untätig bleiben und versuchen, seine Macht wiederzuerlangen.
Lilith war dem Ruf ihrer Verbündeten auch prompt gefolgt. Allerdings hatte Pandora erwartet, dass sie persönlich erschien und nicht als Projektion.
Dass ihr riesenhaftes Antlitz auf Pandora herabblickte, empfand sie als persönlichen Affront, denn es beinhaltete eine unmissverständliche Botschaft.
Es symbolisierte das Machtverhältnis zwischen den beiden Geschöpfen. Für Lilith war Pandora, Eva, nicht mehr als eine Bittstellerin!
»Ich freue mich, dass du gekommen bist!«
»Ich habe gesagt, dass ich komme. Und ich pflege mein Wort zu halten.«
»Das weiß ich.«
»Prima. Also, hier bin ich!«, sagte sie. »Worum geht es?«
»Das weißt du doch!«
»Sicher, aber um ehrlich zu sein, verstehe ich es nicht. Wir haben über alles gesprochen ...«
»Eben nicht! Du ... du hast einfach einen Schlussstrich gezogen«, warf er ihr vor.
»Einfach war es bestimmt nicht!«
»Trotzdem hast du es getan. Ohne vorher mit mir darüber zu sprechen. Seit Wochen frage ich mich, ob ich irgendetwas übersehen habe. Irgendein Anzeichen dafür, dass du dich in unserer Beziehung nicht wohl gefühlt hast.«
Jane Collins schluckte. Plötzlich saß ein dicker Kloß in ihrer Kehle.
Wenigstens der Himmel hatte ein Einsehen mit ihr, denn er schickte die Bedienung, eine junge Frau mit rot gefärbten Haaren und kunstvollen Tattoos auf den Unterarmen. Sie lächelte, während sie die Getränke vor Jane und Chris Ainsworth abstellte. Einen Kaffee und ein Glas Wasser für sie, einen Pfefferminztee für ihn.
Zu essen hatten sie nichts bestellt, keiner von ihnen verspürte Appetit.
»So!«, sagte die junge Frau und richtete sich auf, wobei sie das kleine Tablett wie einen Schild vor sich hielt. »Darf ich euch sonst noch etwas bringen?«
Das Mauseloch, in das ich mich verkriechen kann, wäre nett, dachte Jane.
Sie lächelte verkrampft und schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
Auch Chris Ainsworth verneinte.
»Alles klar. Wenn ihr es euch anders überlegt, gebt mir ein Zeichen!«
Lautlos huschte die Bedienung zum nächsten Tisch, nahm die Bestellung auf und verschwand in Richtung Küche, während sie im Vorbeigehen zwei Tische abräumte.
Jane bewunderte ihre Effizienz.
»Bitte, Jane«, sagte Chris. »Lass es nicht so enden.«
Die Detektivin griff nach ihrem Wasser. Die kurze Ablenkung durch die Bedienung hatte ihr leider auch keine Erkenntnis gebracht, außer dass eine weitere Minute verstrichen war.
Jane wich dem Blick ihres Ex-Freundes aus und leerte das Glas in zwei gierigen Zügen.
Sie fühlte sich hundeelend. Sie wusste genau, dass es nicht fair gewesen war, was sie getan hatte. Aber sie hatte keine Wahl gehabt.
Verflixt, er wusste doch genau, was der Grund für ihre Entscheidung war. Warum beließ er es nicht dabei und akzeptierte es?
Stattdessen saß er wie ein Häufchen Elend vor ihr und musterte sie wie ein Hund, den man vor die Tür gesetzt hatte, ohne dass er sich irgendeiner Schuld bewusst gewesen wäre.
Im selben Moment, als ihr dieser Gedanke kam, schämte sich Jane. Es war erniedrigend und herabwürdigend. Chris Ainsworth war kein Haustier. Er war ein Mann, der eine Erklärung verdient hatte.
»Es ist nicht deine Schuld!«, erwiderte sie lahm.
»Na toll, da bin ich aber beruhigt. Was ist dann der Grund?«
Jane wurde wütend, und es tat gut, weil es sie weniger verletzlich machte. Deshalb war sie auch anfangs so schroff und unterkühlt gewesen. Reiner Selbstschutz.
»Das weißt du ganz genau! Müssen wir das alles wirklich noch einmal durchkauen?«
»Ja, Jane. Weil ich es einfach nicht kapiere. Sicher, du hast gesagt, es wäre zu meinem eigenen Schutz. Weil ich durch die Liebe zu dir in ständiger Gefahr schwebe. Weil du eine ehemalige Hexe bist, die auf der Abschussliste ihrer früheren Schwestern und ihres Meisters Asmodis steht.«
»Na bitte! Was gibt es daran nicht zu verstehen?«
Chris lachte bitter. »Einiges, wenn du mich fragst.« Er nahm den Teebeutel aus dem Wasser und legte ihn auf eine separate Untertasse. »Asmodis ist erledigt!«
»Ist er das? Du warst doch dabei! John hat ihn verschont! Und noch bevor Lilith ihn vernichten konnte, ist Pandora erschienen und hat ihn gerettet.«
»Das stimmt. Aber da konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten. Selbst ich wäre mit ihm fertiggeworden.«
»Wenn ich eines gelernt habe in all den Jahren, die ich nun schon gegen die Mächte der Finsternis kämpfe, dann dass es keine Garantien gibt. Selbst vernichtet geglaubte Gegner können zurückkehren. Oder muss ich dich erst an Grimes erinnern?«
»Das ist nicht nötig«, entgegnete Chris verschnupft.
Er tat Jane leid. Auch das war nicht fair gewesen.
Die Seele von Grimes, dem Ghoul, die von Jane vor ewig und drei Tagen zur Hölle beziehungsweise in das Reich des Spuks geschickt worden war, war dank der Umwälzungen in den Dimensionen des Schreckens entkommen. Und um sich an Jane zu rächen, war er in den Körper von Chris Ainsworth gefahren. Zwar hatte sich Chris gewehrt, doch Grimes war letztendlich stärker gewesen.*
Dass er dennoch verloren hatte, hatten sie John Sinclair, Suko und nicht zuletzt Lilith zu verdanken, die die Seele von Grimes aus Chris herausgezogen hatte. Was aus Grimes geworden war, wusste Jane nicht, und es interessierte sie auch nicht wirklich.
»Der Punkt ist doch der«, fuhr der Geologe fort. »Ich wusste, worauf ich mich einlasse, als wir zusammenkamen.«
»Das bezweifele ich«, sagte Jane. »Die Sache auf Hawaii? Die Entführung in Assungas Hexenwelt? Ich habe dir sogar den Kiefer gebrochen, als ich von Lilitu besessen war.«
»Ja, und gemeinsam haben wir diese Krisen überstanden. So machen das Paare nämlich. Sie stecken nicht beim ersten Anzeichen von Problemen den Kopf in den Sand oder treten die Flucht an. Sie sprechen miteinander, helfen sich gegenseitig. Ich wusste, dass es Probleme geben könnte. Und ja, vielleicht habe ich tatsächlich einige der Dinge, die mir widerfahren sind, so nicht erwartet.«
»Einige?«
»Jane, bitte!«, begehrte Chris auf. »Behandle mich nicht wie ein Kind! Wir sind doch nicht erst seit ein paar Tagen zusammen. Du ... du hast einfach nicht das Recht, diese Entscheidung allein zu fällen. Es sei denn ...«
»Ja?«
Er senkte den Blick und starrte in seine Tasse. »Es sei denn, du liebst mich nicht mehr!«
Jane biss sich auf die Unterlippe. Ein Teil von ihr wollte bejahen, einfach um dieses Gespräch zu beenden. Doch es wäre eine Lüge gewesen, und Chris wusste das. Dafür kannten sie sich einfach schon zu lange.
Fahrig wischte sie sich über die Augen.
»Hör zu, Chris, ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe mich durch die Liebe zu dir blenden lassen. Ich habe wirklich geglaubt, ein normales Leben führen zu können, doch das ist eine Lüge. Und gerade weil ich dich liebe, musste ich diese Beziehung beenden. Weil ich es nicht ertragen könnte, wenn dir meinetwegen etwas passiert. Verstehst du das?«
»Eben nicht!«, rief er händeringend. »Ich meine, schau dir die Conollys an. Bei denen funktioniert es auch. Sheila und Bill haben auch nicht mehr Kampferfahrung als ich ...«
»Doch, das haben sie«, unterbrach Jane ihn brüsk. »Aber auch nur, weil ihnen gar nichts anderes übrig blieb. Sie hatten keine Wahl. Du hingegen schon. Ich weiß, dass du das nicht so siehst, und deshalb musste ich diese Entscheidung allein treffen. Glaub mir, ich habe es mir nicht einfach gemacht, aber mein Entschluss steht fest.«
Jane hoffte, dass er das leise Beben in ihrer Stimme nicht bemerkte. Sie hatte die Hände auf die Oberschenkel gelegt, die Finger in den Stoff der Hose gekrallt, damit er bloß nicht sah, wie sehr sie zitterte. Doch Chris konnte sie nichts vormachen.
Er war zornig, und dazu hatte er jedes Recht. Sie hätte an seiner Stelle nicht anders reagiert.
»Das ist doch Bullshit. Du bevormundest mich, Jane! Ich bin ein erwachsener Mann, ich kann selbst entscheiden, ob ich mich in Gefahr bringe oder nicht.« Er deutete auf die Tür. »Wenn ich dort rausgehe, könnte ich von einem Auto überfahren werden. Und schon morgen könnte ich bei meinem Job in einen Vulkankrater stürzen. Deshalb bleibe ich trotzdem nicht zu Hause und ziehe mir die Decke übern Kopf.«
»Das ist nicht dasselbe, und das weißt du auch.«
»Doch, Jane, es ist dasselbe. Weil es nicht um Vulkane und Autos geht oder um irgendwelche Hexen und Asmodis, sondern allein um dich. Du hast Angst!«
»Natürlich hab ich Angst. Nur ein Idiot hätte die nicht.«
»Sicher, aber das meine ich nicht. Ich spreche nicht von einer rationalen Angst. Der Angst vor einem Angriff oder davor, dass mir etwas zustoßen könnte. Du hast Angst vor der Verantwortung. Davor, dich schuldig zu fühlen.«
Jane schlug das Herz bis zum Hals. Ihr Gesicht glühte förmlich. Das Gefühl, einen Fehler begangen zu haben, indem sie sich mit Chris traf, wurde mit jeder Sekunde stärker.
Sie hatte sich dazu überreden lassen, weil er einfach nicht lockergelassen hatte, doch vielleicht war es einfach noch zu früh gewesen.
Die Wunde, die ihre Trennung gerissen hatte, war noch zu frisch.
Jane biss die Zähne aufeinander, sammelte ihre Kräfte. Die Augen schließen und tief durchatmen. Dann sagte sie so fest und abweisend, wie sie nur konnte: »Es ist aus, Chris! Finde dich damit ab. Vielleicht ist es nicht fair, aber so ist das Leben nun einmal. Es war schön mit dir, und ich danke dir für die gemeinsame Zeit – aber ich werde jetzt gehen!«
Sein Blick flackerte. Er war zutiefst gekränkt, das war ihm deutlich anzusehen.
Jane griff nach ihrer Handtasche und holte eine Zwanzig-Pfund-Note hervor, legte sie neben die Tasse.
»Lass nur, ich übernehme die Rechnung!«
»Nein, danke!«, entgegnete Jane.
Sie erhob sich und ging an ihm vorbei.
Als sie auf einer Höhe mit ihm war, blieb sie kurz stehen.
»Es tut mir leid«, hauchte sie.
Dann gab sie sich einen Ruck und eilte auf die Tür zu. Ihr Abgang glich nicht nur einer Flucht, es war eine.
Trotzdem blieb sie an der Tür stehen und drehte sich noch einmal zu Chris Ainsworth um.
Der Geologe saß zusammengesunken am Tisch. Eben trat die junge Kellnerin an ihn heran. Sie sagte etwas zu ihm, und er nickte. Die junge Frau stellte das Tablett auf den Tisch und räumte die Kaffeetasse und das leere Wasserglas ab, den Geldschein steckte sie ein.
Beim Aufrichten schwangen die knallroten Haare zurück, ihr Blick fiel auf die Tür, in der Jane wie angewurzelt stehen geblieben war.
Das Gesicht der Kellnerin hatte sich verändert. Es war nicht länger das hübsche, sonnengebräunte Antlitz einer jungen Frau, sondern die ledrige Fratze des Satans, die sie grausam lächelnd und mit feurig lodernden Augen anglotzte.
Im ersten Augenblick hielt Jane die Fratze für eine Täuschung.
Zweierlei Dinge belehrten sie rasch eines Besseren. Erstens verschwand die Teufelsfratze nicht, nachdem Jane die Augen kurzzeitig geschlossen hatte, und zweitens reagierten nun auch Chris und die wenigen anderen Gäste in dem kleinen Café, das, obwohl es mitten in der City lag, nur mäßig besucht war.
Das war zum einen der frühen Tageszeit geschuldet, zum anderen aber auch dem spätsommerlichen Wetter, das viele Londoner zum Anlass nahmen, im Freien zu sitzen.
Nur das Personal hinter dem Tresen blieb gelassen, da die Kellnerin ihm den Rücken zuwandte.
Einer der anderen Gäste deutete auf die junge Frau. Er grinste spöttisch und hielt das Ganze wohl für einen makabren Scherz.
Im Gegensatz zu Chris und einer älteren Frau, deren Augen förmlich aus den Höhlen quollen, als die Haut am Haaransatz der Kellnerin aufplatzte und sich zwei spitze Hörner ins Freie schoben.
