John Sinclair 2472 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2472 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Berserkerin gegen Vampir! Werwolf gegen Hexe! Und John Sinclair mittendrin!

In meinem eigenen Apartment wurde ich überfallen - von der Bärenschamanin Lykke und der Werwölfin Morgana Layton! Sie wollten von mir erfahren, was ihrem Schützling Denise Curtis widerfahren war, doch das wusste ich selbst nicht, denn die Vampirin Justine Cavallo hatte sie in die Hexenwelt entführt! Und genau in diese Welt begaben sich Lykke, Morgana und ich - und standen schließlich fassungslos vor dem Grab von Denise Curtis!

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Wolfsbande

Grüße aus der Gruft

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Wolfsbande

von Ian Rolf Hill

Fauchend stürzte sich der Werwolf auf mich.

Geifer flockte von seinen Lefzen, die sich von dem mörderischen Raubtiergebiss zurückgezogen hatten, sodass die spitzen Reißzähne frei lagen.

Das Monster schnappte nach mir.

Instinktiv riss ich den Arm vors Gesicht, doch die Kiefer erreichten mein Handgelenk nicht. Sie schlossen sich wenige Millimeter davor und zupften lediglich am Ärmel meiner Jacke.

Dann aber fegte ein Prankenhieb meine Deckung beiseite, und Krallen wühlten sich in meine Jackenaufschläge. Die Bestie bäumte sich vor mir auf, riss mich von dem umgestürzten Sessel und schleuderte mich gegen die Wand, dass mir Hören und Sehen verging.

Dummerweise war der Werwolf nicht mein einziges Problem.

Neben ihm richtete sich ein gewaltiger Grizzly auf, dessen Schädel gegen die Decke meiner Wohnung stieß. Der Bär verschwamm vor meinen Au‍gen, dann schob sich der Werwolf wieder in mein Blickfeld.

»Wo ... ist ... Denise?«, bellte die Bestie.

Die Tür zu meiner Wohnung flog auf, und ein Schatten fegte herein.

Der Grizzly ließ sich auf alle viere zurückfallen und ein röhrendes Gebrüll ertönen, dass die Wände nur so wackelten.

Der Schatten, bei dem es sich natürlich um meinen besten Freund und Partner in Personalunion Suko handelte, blieb wie vom Donner gerührt stehen, in einer Hand die Beretta, in der anderen den Stab des Buddha.

Hinter ihm tauchte Shao in der offenen Tür auf, in den Händen die schussbereite Armbrust.

Sie wirkte nicht weniger verwirrt als Suko, wenngleich die Irritation meiner Freunde, die direkt nebenan wohnten, nicht aus der Tatsache resultierte, dass ein massiger Grizzly mit silbergrauem Pelz in meiner Wohnung stand.

Ihre Verblüffung war vielmehr dem Umstand geschuldet, dass sie den Grizzly kannten.

»Lykke?«, ächzte Suko und senkte die Pistole.

Mir wäre weniger Arglosigkeit lieber gewesen. Andererseits hätte er mit der Beretta ohnehin nicht viel ausrichten können. Die Berserkerin konnte uns mühelos in der Luft zerreißen, doch warum hätte sie das tun sollen? Wir waren schließlich Freunde. Lykke hatte Suko in Sibirien sogar einst vor dem Erfrieren gerettet.

Und was den Werwolf, respektive die Werwölfin, betraf, zählte sie zwar nicht unbedingt zu meinen Freunden, zumindest jedoch zu meinen Verbündeten.

Das war nicht immer so gewesen, doch seit dem Krieg gegen Lykaon und Fenris' Vernichtung war eine Menge passiert, das mich dazu veranlasst hatte, mein Verhältnis zu Morgana Layton, der Herrin der Wölfe, zu überdenken.

Unter anderem Morganas Absicht, für eine friedliche Koexistenz zwischen Werwölfen und Menschen zu kämpfen. Ein Sinneswandel, für den ich in erster Linie Lykke verantwortlich machte, die Schamanin der Berserker, deren Stamm in Alaska eine neue Heimat gefunden hatte.

Auch Shao kannte Lykke und Morgana, doch ihr Vertrauen in die friedlichen Absichten der Herrin der Wölfe hielt sich in Grenzen.

Sie huschte an Suko vorbei, sprang auf den Wohnzimmertisch und richtete die Armbrust auf die Werwölfin, die mich noch immer am Schlafittchen gepackt hielt.

»Lass ihn los!«

Morgana knurrte.

»Ich sage es kein zweites Mal!«

Lykke schüttelte den Schädel und grunzte. Reflexartig schwenkte Shao die Armbrust und richtete sie auf die Bärin.

»Shao!«, zischte Suko, doch seine Warnung war unnötig.

Lykkes Fell begann zu pulsieren, blähte sich auf und fiel schließlich in sich zusammen, bis nur noch ein Bündel Pelze zwischen uns am Boden lag, aus dem sich kurz darauf eine gedrungene Mongolin mit jettschwarzem Haar erhob, das an den Spitzen weiß schimmerte.

Durch den Kontakt des heilenden Wassers aus der Urdquelle im Reich der Weltenesche Yggdrasil war es schneeweiß geworden. Allerdings war das wohl nicht von Dauer gewesen, sodass Lykkes natürliche Haarfarbe schon fast wieder vollständig nachgewachsen war.

In der Stille war das Hämmern und Klopfen an die umliegenden Wände deutlich zu hören.

Ich will nicht behaupten, dass unsere Nachbarn Kummer gewohnt sind, selbst für mich gehört es nicht zur Tagesordnung, in meiner Wohnung angegriffen zu werden, auch wenn dies schon häufiger passiert ist, als mir lieb sein kann.

Irgendwo auf dem Flur knallte eine Tür, Stimmen näherten sich meinem Apartment.

Suko ließ die Beretta verschwinden und huschte zur Wohnungstür, um sie zu schließen.

Zu spät.

Einer der Nachbarn – er wohnt direkt unter mir – rammte wutentbrannt die Tür auf. So schnell, dass Suko zurückweichen musste, um das Blatt nicht ins Gesicht zu bekommen.

»Sinclair!«, bellte der Knabe. »Sind Sie von allen guten ...«

Weiter kam er nicht. Allerdings nicht, weil ihn der Anblick der Werwölfin geschockt hätte. Wie Lykke, so hatte auch Morgana geistesgegenwärtig die Rückverwandlung eingeleitet, was bei ihr dankenswerterweise nicht ganz so lange dauerte wie die Transformation in eine Bestie.

Und so wurde der Nachbar Zeuge, wie sich die splitterfasernackte Morgana an mich drängte und mir ihre Lippen auf den Mund presste.

Ich zuckte zusammen, als ich ihre Zunge spürte.

Mein Herz raste, pumpte das Adrenalin durch meinen Körper. Der Kuss elektrisierte mich.

Ich bin schließlich nicht aus Zucker, und Morgana ist eine verdammt attraktive Frau, deren animalische Anziehungskraft mich schon mehr als einmal ins Schwitzen gebracht hat.

Werwölfinnen wirken von Natur aus sehr begehrenswert auf Männer, da bilde ich keine Ausnahme. Zumal es nicht das erste Mal war, dass Morgana mich küsste.

Als wir mit einem Flugzeug in Südamerika abgestürzt waren, hatte mir ihr Kuss sogar das Leben gerettet,* denn Morgana war keine gewöhnliche Werwölfin. Sie war die Erbin des Götterwolfs Fenris und verfügte über enorme Kraft. Nicht nur im körperlichen, sondern auch im magischen Sinne.

»Okaaay!«, sagte der Knabe. »Wird das hier irgendeine schräge Orgie oder so was in der Art?«

»So was in der Art«, behauptete Suko und schob den verdutzten Nachbarn aus der Wohnung, vor der sich bereits ein erstaunlich großes Grüppchen Schaulustiger eingefunden hatte, das sich im Gegensatz zu meinem Untermieter jedoch nicht hereingetraut hatte. »Wir bemühen uns auch, leise zu sein!«

Suko drückte die Tür ins Schloss und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Fahrig wischte er sich übers Gesicht.

Morgana löste sich von mir. Ich taumelte einen Schritt vorwärts und bekam einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht, das Lykke in der Zwischenzeit aus dem Bad geholt hatte.

»Geht's wieder?«, fragte sie.

Ich schüttelte mich und schaute meine ungebetenen Besucherinnen grimmig an, dann nahm ich Lykke den Zahnputzbecher aus der Hand und verschwand ins Bad, um mir ein Handtuch zu holen.

Hinter der Tür hing ein Bademantel, den ich Morgana zuwarf. »Anziehen!«

Sie lächelte mokant. »Mach ich dich nervös?«

»Erst wischt du mit mir die Wohnung, dann steckst du mir die Zunge in den Hals ...«

»Es musste doch echt aussehen!«, erwiderte sie achselzuckend, während sie in den Bademantel schlüpfte und den Gürtel um die Hüften schlang.

»Und wir können uns nach einer neuen Bleibe umsehen«, kommentierte Suko, der tatsächlich ein wenig rot geworden war.

»Wieso musstest du dem Kerl auch noch in der Annahme bestätigen, dass wir hier eine Orgie feiern?«, zischte Shao und senkte ihre Armbrust.

»Ich wollte ihn loswerden«, verteidigte sich mein Partner. »In der Eile ist mir nichts Besseres eingefallen.«

»So so!«, machte Shao.

»Was willst du damit sagen?«

»Nichts«, entgegnete die gebürtige Hongkong-Chinesin, doch ihr Blick, den sie Lykke zuwarf, sprach Bände.

Ich erinnerte mich, wie eifersüchtig sie gewesen war, als Lykke das erste Mal in London aufgetaucht war, zumal die Schamanin der Berserker keinen Hehl aus ihrer Zuneigung gegenüber Suko gemacht hatte.

An dieser Stelle sollte ich vielleicht hinzufügen, dass die Berserker ein Naturvolk sind, dem das Konzept von Partnerschaft und Treue, wie wir es kennen, fremd ist.

Berserker pflegen keine lebenslangen Beziehungen. In ihrer matriarchalischen Gesellschaft ist es völlig normal, dass die Frauen mehrere Geschlechtspartner haben, mit denen sie Nachwuchs zeugen. Ebenso wie die Männer, denn obwohl bei den Berserkern die Frauen das Sagen haben, gilt bei ihnen gleiches Recht für alle. Dafür werden die Kinder auch von sämtlichen Stammesangehörigen aufgezogen, nicht nur von den leiblichen Eltern.

Für Lykke wäre es also völlig normal gewesen, mit Suko zu schlafen, obwohl er in einer festen Beziehung war. Doch da musste sich Shao im Grunde keine Sorgen machen. Suko liebte seine Partnerin und würde ihr niemals wehtun.

Obwohl auch er schon einmal schwach geworden war, doch das ist eine andere Geschichte ...

Und wir hatten jetzt auch andere Probleme. Und dazu zählte ich nicht unsere Reputation als Beamte der Krone, sondern das Verschwinden von Denise Curtis, Lykaons Tochter, die bis vor Kurzem noch bei den Berserkern gelebt hatte und Teil ihrer Gemeinschaft gewesen war.

»Es tut mir leid, wir hätten euch früher informieren sollen ...«

»Hättest du!«, pflichtete mir Morgana bei.

»... aber es ist nicht gerade leicht, euch zu erreichen.«

»Seltsam, Denise und Emma haben fast täglich miteinander gechattet. Deshalb sind wir ja misstrauisch geworden, als uns Emma erzählt hat, dass sich Denise von einem Tag auf den anderen nicht mehr bei ihr gemeldet hat.«

Denise Curtis war Lykkes Schützling gewesen, nachdem sie uns geholfen hatte, ihren Vater Lykaon zu vernichten. Seitdem hatte die junge Frau eine Menge durchgemacht. Zuletzt hatte die Große Mutter Lilith, die neue Herrscherin der Hölle, Denise sogar zu einem ihrer Engel der Unzucht und Hurerei gemacht, mit deren Hilfe es mir gelungen war, Luzifer fast vollständig auszulöschen.*

Dabei hatte Denise die Kräfte ihres Vaters verloren, die sie zu einer mächtigen Halbdämonin gemacht hatten. Plötzlich war Denise ein völlig normaler Mensch gewesen. Eine junge Frau, die nicht gewusst hatte, wo ihr Platz in dieser Welt war.

Deshalb hatte sie auch nicht nach Alaska zurückkehren wollen und war stattdessen bei den Conollys untergekommen. Ein Entschluss, den Morgana und Lykke stillschweigend akzeptiert hatten. Etwas anderes war ihnen auch gar nicht übrig geblieben, Denise hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt.

»Was ist passiert?«, wollte Lykke wissen. »Emma erzählte uns, dass Denise darüber nachgedacht hatte, Model zu werden.«

So wie sie das Wort aussprach, klang es, als ob es etwas Unanständiges wäre. Aber vieles, was für uns selbstverständlich war, war für Lykke absolutes Neuland und meistens auch nicht nachvollziehbar. Wer in und mit der Natur lebt, setzt nun einmal andere Prioritäten.

Ich wechselte einen knappen Blick mit Suko und Shao.

Mein Partner trat an den umgekippten Sessel heran und richtete ihn wieder auf. »Vielleicht solltet ihr euch besser setzen!«

»Ich will mich nicht setzen!«, knurrte Lykke. »Ich will wissen, wo sich Denise aufhält!«

»Dann sollst du es erfahren«, sagte ich. »Denise hat beschlossen, sich Justine Cavallo anzuschließen!«

»Diese durchgeknallte Vampirin?«

Morgana Layton verengte die Augen zu Schlitzen. Auch ihre Worte glichen mehr einem Knurren, als sie langsam auf mich zukam.

»Ja, wir konnten es leider nicht verhindern!«

»Oh, du hättest es verhindern können«, fauchte die Werwölfin. »Ihr alle hättet es verhindern können, wenn ihr den Arsch in der Hose gehabt hättet, dieses Miststück zu vernichten, als ihr die Gelegenheit dazu hattet.«

Ich seufzte und massierte mir die Nasenwurzel. Leider hatte Morgana mit ihren Worten nicht ganz unrecht und einen wunden Punkt bei mir getroffen.

Jahrelang hatte die blonde Bestie bei unserer Freundin Jane Collins gewohnt. Sicher, sie hatte uns manch wertvollen Tipp gegeben und uns nicht nur im Kampf gegen den Schwarzen Tod, sondern auch gegen Saladin und Dracula II unterstützt.

Doch das änderte leider nichts daran, dass sie nun einmal eine gefährliche und vor allem unberechenbare Vampirin war.

»Es war Denises Entscheidung«, sprang mir Suko bei. »Weder wir noch Justine haben sie dazu gezwungen. Dabei hätte die Cavallo durchaus die Möglichkeit dazu gehabt.«

»Wie meinst du das?«, hakte Lykke nach.

Suko hob die Schultern. »So wie es aussieht, hat Justine die Nachfolge von Assunga angetreten und befindet sich nun im Besitz ihres Zaubermantels.«

»Was denn für ein Zaubermantel?«

»Ein Kleidungsstück, das Lilith aus der Haut eines Schamanen angefertigt hat. Er besitzt magische Kräfte und verleiht seiner Trägerin die Fähigkeit der Teleportation. Ein Gedanke, mehr braucht es nicht, um sich von einem Ende der Welt zum anderen zu versetzen. Oder sogar in andere Dimensionen zu springen. Selbst Zeitreisen sind möglich, auch wenn ich bezweifle, dass Justine dazu imstande ist.«

»Nun ja, wir hoffen es zumindest«, fügte ich kleinlaut hinzu.

»Ach, ihr hofft es zumindest«, ätzte Morgana. »Na, das ist ja reizend. Unsere kleine Super-Vampirin kann also nach Lust und Laune in der Welt und zwischen den Dimensionen herumhüpfen, und unsere Geisterjäger hoffen, dass sie nicht auch noch in der Zeitlinie herumpfuschen kann.«

Suko räusperte sich. »Das ist leider noch nicht alles.«

»Aha, was kommt denn jetzt noch?«

»Justine hat das Blut der ehemaligen Engel der Unzucht und Hurerei getrunken und dadurch offenbar die Fähigkeit der Metamorphose erlangt.«*

»Soll heißen, sie kann sich jetzt in eine Fledermaus verwandeln?«

»Zumindest in eine riesige Eule und einen Schwarm Krähen.«

»Aber warum sollte sich Denise dieser ... dieser Blutsaugerin anschließen wollen?«, fragte Lykke. »Das begreife ich einfach nicht.«

»Denise fühlte sich schwach und nutzlos«, erklärte Shao. »Bislang konnte sie sich immer auf die Kräfte ihres Vaters verlassen. Das ist jetzt anders. Sie ist ein gewöhnlicher Mensch, genau wie wir. Ein Mensch, der Dinge gesehen und erlebt hat, die kein Mensch sehen und erleben sollte. Sie wurde Zeugin, wie ein junger Mann vor ihren Augen grausam getötet wurde, ohne dass sie es verhindern konnte.«

»Worauf willst du hinaus?«, zischte Morgana.

Shao wandte den Kopf, um den Blick der Werwölfin zu erwidern. »Kannst du dir das nicht denken? Justine hat Denise ein Angebot gemacht. Ein Angebot, das in ihrer derzeitigen Verfassung ziemlich verlockend gewesen sein muss.«

Lykkes Augen weiteten sich vor Entsetzen. »D-du meinst, sie ... sie hat sich von Justine beißen lassen, um ... um zu einer Vampirin zu werden?«

In Shaos Gesicht spiegelte sich der Schmerz der Schamanin. Die Chinesin nickte stumm.

Lykke aber wurde kreidebleich. »Ich ... ich glaube, ich muss mich doch setzen.«

Sie wankte zu meinem Sessel und ließ sich hineinfallen.

»Es ... tut mir leid«, sagte ich lahm.

»Es tut dir leid?«, knurrte Morgana und packte mich erneut, diesmal am Kragen meines Pullovers. »Es tut dir leid?«

Ich wehrte mich nicht mal, als sie mich durchschüttelte.

»Du überlässt Denise dieser wahnsinnigen Blutsäuferin, und alles, was dir dazu einfällt, ist, dass es dir leidtut?«, brüllte Morgana. »Statt uns sofort zu informieren, damit wir ihr vielleicht noch helfen können, wartest du lieber ab, bis Justine sie zu einer untoten Bestie gemacht hat?«

Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Was hätte ich dazu auch sagen sollen? Dass sich die Ereignisse, wie so oft in unserem Leben, überschlagen hatten? Dass Suko und Shao damit beschäftigt gewesen waren, die Conollys zu jagen, die sich in goldene Drachen verwandelt hatten, während ich in der Vergangenheit verschollen gewesen war? Dass wir damit beschäftigt gewesen waren, Chris Ainsworth' Mörder zu jagen?

Erst vor wenigen Stunden hatte Jane versucht, seinen Geist mithilfe der Wahrsagerin Madame Altari zu beschwören, ohne zu wissen, dass diese längst eine Dienerin der Großen Mutter war, die einmal mehr versucht hatte, die ehemalige Hexe auf ihre Seite zu ziehen.

Auch ich war in der Hölle gelandet, wo ich Zeuge von Molochs Vernichtung geworden war, eines gefallenen Engels, der gemeinsam mit Asmodis versucht hatte, den Spuk zu befreien, während sich Suko im Haus von Madame Altari mit Ty Frazier und drei Wachsmonstern herumgeschlagen hatte.

Nun, auch Frazier, ein Diener des Spuks, war erledigt, Asmodis war geflohen und Jane gerettet. Halbwegs erleichtert und ahnungslos waren wir nach Hause zurückgekehrt, wo mich Morgana Layton und Lykke bereits erwartet hatten.*

»Oh, es wird dir noch leidtun, Geisterjäger«, knurrte Morgana Layton. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr!«

Eine dumpfe Ahnung bemächtigte sich meiner, und auch Suko war hellhörig geworden.

»Wie meinst du das?«, fragte er lauernd.

»Ist das nicht klar? Unser kleiner Sonnenschein hier«, Morgana tätschelte mir die Wange, »wird uns in Assungas Hexenwelt begleiten und uns bei der Suche nach Denise Curtis helfen.«

Ihre grünen Augen hefteten sich auf mich, ihr Blick ließ mich erschauern.

»Und dein Gott möge dir gnädig sein, sollte sich Denise tatsächlich in eine Vampirin verwandelt haben!«

»Du bist verrückt!«, keuchte ich. »Wie stellst du dir das vor? Die Hexenwelt liegt in einer anderen Dimension, vielleicht sogar in der Hölle!«

Morgana machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und wenn schon. Hast du noch immer nicht begriffen, dass du mich besser nicht unterschätzen solltest?«

»Und ob ich das begriffen habe. Aber mir scheint, dass dir der Ernst der Lage nicht ganz bewusst ist. Justine steht nicht allein, sie hat sich der Großen Mutter angeschlossen.«

»Ich glaube kaum, dass die sich einmischen wird«, entgegnete Morgana.

»Sei dir da nicht zu sicher. Außerdem steht die Hexenwelt unter dem Schutz von Mandragoro.«

Für einen Moment weiteten sich Morganas Augen. Ich konnte mir denken, weshalb. Das Verhältnis zwischen der Werwölfin und dem Umweltdämon war ambivalent, um nicht zu sagen zwiegespalten. Vor Jahren hatten sich Mandragoro und Fenris eine heftige Fehde geliefert, der Morganas Vorgängerin Lupina zum Opfer gefallen war. Später hatte Mandragoro eingegriffen und Morgana in ihre Schranken gewiesen, als diese unsere Freundin Carlotta, das Vogelmädchen, hatte töten wollen.

Aber das war lange vor Morganas Sinneswandel gewesen. Und zuletzt hatte er ihr sogar geholfen, als Luzifer und Lilith in die Welt des Großen Geistes eingedrungen waren, dessen Tochter Morgana war.

Wütend schüttelte Morgana Layton den Kopf. »Das ist mir egal.«

»Und mir auch!« Lykke war aufgestanden, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Wir werden Denise zurückholen, koste es, was es wolle. Und sollte diese Justine etwas dagegen haben, dann werde ich sie töten!«

Nicht nur ich erschauerte, auch Suko und Shao schwiegen betroffen. So kämpferisch und skrupellos hatten wir Lykke selten erlebt. Normalerweise war sie der ruhende Pol, der nach einer friedlichen Lösung suchte. Eine für eine Berserkerin eher untypische Eigenschaft.

»Dann kommen wir mit!«, riefen Suko und Shao wie aus einem Mund.

Morgana Layton drehte sich um und musterte meine Freunde sekundenlang, ehe sie den Kopf schüttelte. »Das halte ich für keine gute Idee. Wie John soeben sagte, es wird nicht einfach, in die Hexenwelt vorzustoßen, selbst für uns nicht.«

»Wir werden John nicht im Stich lassen«, sagte Shao.