John Sinclair 1875 - Michael Breuer - E-Book

John Sinclair 1875 E-Book

Michael Breuer

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Beschreibung

Wieder klingelte es Sturm. Jeffrey Hoff stolperte durch den Flur. Er hatte sich vorgenommen, dem Störenfried ordentlich die Meinung zu geigen. Es war Sonntagmorgen, und er hasste es, um diese Zeit gestört zu werden. Mit hochrotem Kopf riss Hoff die Tür auf und erstarrte. Der Besucher hatte tief in den Höhlen liegende Augen. Sand und Wind hatten seine Haut gegerbt. Sie erinnerte an altes Pergament. "Wo ist das Amulett?", fragte der Fremde mit kratziger Stimme. "Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen", erwiderte Hoff knapp. "Geben Sie es mir", forderte der Fremde, "sonst wird Menarkes Zorn über Sie kommen. Sie werden tausend Tode sterben!"

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Fessel des Menarke

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock/Fotokostic

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-5808-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die Fessel des Menarke

von Michael Breuer

Wieder klingelte es Sturm.

Jeffrey Hoff stolperte durch den Flur. Er hatte sich vorgenommen, dem Störenfried ordentlich die Meinung zu geigen. Es war Sonntagmorgen, und er hasste es, um diese Zeit gestört zu werden.

Mit hochrotem Kopf riss Hoff die Tür auf und erstarrte.

Der Besucher hatte tief in den Höhlen liegende Augen. Sand und Wind hatten seine Haut gegerbt. Sie erinnerte an altes Pergament.

»Wo ist das Amulett?«, fragte der Fremde mit kratziger Stimme.

»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, erwiderte Hoff knapp.

»Geben Sie es mir«, forderte der Fremde, »sonst wird Menarkes Zorn über Sie kommen. Sie werden tausend Tode sterben!«

Jeffrey Hoff blickte seinen ungebetenen Besucher mit offenem Mund an. Die fleischigen Züge des Engländers zeigten Ratlosigkeit. Man konnte förmlich sehen, wie ein großes rotes Fragezeichen über seinem Kopf aufleuchtete.

»Haben Sie mich nicht verstanden?«, fragte der Fremde. Seine Stimme klang wie welkes Herbstlaub. Der Ausdruck in seinen Augen verhieß nichts Gutes.

»Verstanden schon«, antwortete Hoff mit einiger Verspätung. Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte. »Aber ich habe keinen Schimmer, wovon Sie eigentlich sprechen!«

Das war eine glatte Lüge.

Es war jetzt vier Wochen her, dass Hoff beim Entrümpeln des Hauses seines verstorbenen Großvaters einen aufsehenerregenden Fund gemacht hatte. Er war nämlich auf dem Dachboden auf einen in Bandagen gehüllten Körper gestoßen.

Ganz offensichtlich hatte es sich um eine Mumie gehandelt. Wie alt sie war, vermochte der Brite nicht einzuschätzen, aber sofort hatte er erkannt, dass dieser Fund eine ganz große Sache war.

Die Mumie hatte ein goldenes Amulett um den Hals getragen. Auf Hoff hatte es ungeheuer wertvoll gewirkt, weshalb er es auch gleich an sich genommen hatte. Erst danach war er mit seinem Fund an die Öffentlichkeit gegangen.

Innerlich lächelte Hoff immer noch. Der Mumienfund hatte ihm die sprichwörtlichen fünf Minuten Ruhm beschert. Sein Foto hatte das Titelbild der »Times« geziert, und die Medien hatten sich kurzfristig um ihn gerissen. Mittlerweile war das Interesse etwas abgeflaut.

Die Mumie war in die Obhut des Britischen Museums übergangen, wo man sie gründlich untersuchen wollte. Hoff war gespannt, was dabei herauskommen würde.

Er konnte sich immer noch nicht an den Gedanken gewöhnen, dass sein Großvater über Jahre einen toten Körper auf seinem Dachboden versteckt hatte. Der Gedanke war absurd.

»Sie lügen!«, riss ihn die Stimme des ungebetenen Besuchers aus seinen Gedanken.

Jeffrey Hoffs Miene verdüsterte sich. Sein Gesicht wurde abweisend. Er war ein großer, kräftiger Mann Anfang Fünfzig. Am Hinterkopf hatte sich seine Haarpracht bereits deutlich gelichtet. Er hatte einen auffallenden Bauch, der dem abendlichen Biergenuss geschuldet war.

Wenn ihm dieser Kerl blöd kam, dachte sich Hoff, dann würde er es ihm so richtig zeigen.

»Wer, zum Teufel, sind Sie überhaupt?«, ging der Engländer nun in die Offensive und musterte seinen Besucher abschätzig von Oben bis Unten.

Der Fremde trug ein bodenlanges, hellbraunes Gewand, eine Art Kaftan. Auf seinem faltigen Schädel saß ein roter Fez. Die traditionelle Kleidung deutete auf eine ägyptische Herkunft hin.

Wahrscheinlich handelte es sich um jemanden, der in der Zeitung von dem Mumienfund gelesen hatte. Dass der Kerl allerdings von dem Amulett wusste, schmeckte Jeffrey Hoff gar nicht.

Einen winzigen Moment lang spielte der Engländer mit dem Gedanken, den Fremden ins Vertrauen zu ziehen. Möglicherweise gelang es ihm auf diese Weise ja, endlich Kapital aus seinem Fund zu schlagen. Die Mumie jedenfalls hatte ihm bis auf ein paar Zeitungsschlagzeilen nichts eingebracht.

Schließlich jedoch verwarf Hoff die Idee, auch wenn der Gedanke verlockend war. Das gierige Funkeln in den Augen des Fremden gefiel ihm nämlich überhaupt nicht. Irgendetwas stimmte mit dem Kerl nicht, das spürte er ganz deutlich.

Darüber hinaus dieses Gerede vom Tod …

»Mein Name ist Sarket«, stellte sich der Fremde nun endlich vor. »Sie sollten ihn sich gut merken. Er wird Sie nämlich bis in Ihre schlimmsten Alpträume verfolgen. Sie und alle Ihre Lieben!«

Der Kerl muss irre sein, stellte Hoff für sich fest. Er war kurz davor, seinem Besucher die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

»So, so«, antwortete er mit gespielter Gelassenheit, obwohl es in seinem Inneren brodelte. »Und wer ist dieser Menarke?«

»Ihr Henker«, gab der Andere zurück.

Das Kratzen war aus seiner Stimme verschwunden. Er brachte die zwei Worte mit einer solchen Kälte hervor, dass Hoff unwillkürlich fröstelte.

Dennoch presste der stämmige Engländer ein verkniffenes Lächeln auf seine Lippen.

»Vielleicht möchten Sie das lieber der Polizei erzählen«, erklärte er. »Die wird sich über solche Sachen sicher freuen!«

Falls er gedacht hatte, er könnte dem Fremden mit seinen Worten den Wind aus den Segeln nehmen, sah sich Jeffrey Hoff getäuscht. Der unheimliche Besucher stieß nämlich ein krächzendes Lachen aus.

»Rufen Sie ruhig die Polizei«, sagte er. »Ihre Behörden können mir nichts!«

Hoff leckte sich unruhig über die Lippen. Der Fremde wirkte absolut von sich überzeugt, und zum ersten Mal, seit er die Tür geöffnet hatte, verspürte der Brite einen ersten Anflug von Furcht.

»Verschwinden Sie«, befahl er barsch, »bevor ich wirklich die Cops rufe!«

Sarket nickte langsam.

»Gut«, antwortete er dann. »Ich gehe, aber glauben Sie nicht, dass ich nicht wiederkommen werde. Vielleicht schicke ich auch einfach Menarke vorbei. Er wird sich sicher freuen, Sie zu sehen …«

Die Worte jagten Hoff einen kalten Schauer über den Rücken.

»Verschwinden Sie von meinem Grundstück«, erklärte er noch einmal.

Dann schlug er wuchtig die Haustür zu.

Einen Moment lang blieb der Brite zitternd im Flur stehen, dann beugte er sich nach vorne und blickte neugierig durch den Spion.

Der Fremde namens Sarket stand immer noch regungslos vor dem Haus und schien die Tür zu hypnotisieren, als wüsste er genau, dass er beobachtet wurde. Schließlich zwinkerte er noch einmal verschlagen, bevor er sich umwandte und den breiten Kiesweg zurück in Richtung Straße ging.

Jeffrey Hoff schluckte schwer. Erst als Sarket das Grundstück verlassen und hinter einer Straßenecke verschwunden war, gestattete er sich ein leises Aufatmen.

Der Gedanke, von einem leibhaftigen Irren bedroht zu werden, ließ ihm kalte Schauer über den Rücken laufen. Er fragte sich, woher dieser Sarket wohl von dem Amulett gewusst hatte. Die Mumie musste schon seit Jahrzehnten auf dem Dachboden seines Großvaters gelegen haben. Niemand hatte etwas von ihrer Existenz geahnt.

Wie kam dieser Sarket also an sein Wissen?

Fröstelnd ging der kräftige Brite zurück ins Wohnzimmer seines Hauses. Dort angekommen ließ er eilig die Rollladen herunter und verdunkelte den Raum. Es handelte sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls es sich dieser Sarket einfallen ließ, das Haus zu beobachten. Hoff hatte keine sonderliche Lust darauf, ausspioniert zu werden.

Unruhig trat er an eines der deckenhohen Bücherregale. Dort verwahrte er in einer schwarzen Schmuckkiste das Amulett, auf das dieser Sarket so scharf war.

Mit beiden Händen nahm Hoff das Kästchen und setzte sich auf die Couch, um es dort zu öffnen. Das Gold des Schmuckstücks war angelaufen und dunkel. Es handelte sich um eine Halskette mit schweren abgeflachten Gliedern.

Mysteriöse Zeichen waren darauf eingraviert, die ihn durchaus an ägyptische Hieroglyphen erinnerten. An der Kette hing ein wuchtiger Anhänger, dessen Zentrum ein roter Granatsein bildete.

Das Alter des Schmuckstücks war für einen Laien unmöglich einzuschätzen, doch der Engländer hoffte darauf, aus der Kette ordentlich Profit schlagen zu können. Bis jetzt hatte er es noch nicht versucht, da er warten wollte, bis einigermaßen Gras über den Mumienfund gewachsen war.

Und nun, da dieser seltsame Kerl an seine Tür geklopft hatte, verbot es sich ohnehin, mit der Kette hausieren zu gehen.

Jeffrey Hoff hatte keine sonderliche Lust, nähere Bekanntschaft mit Sarket zu machen. Der Kerl verstand keinen Spaß, das war ganz deutlich zu spüren gewesen. Und er hatte ganz genau gewusst, wonach er suchte …

Fröstelnd klappte der Brite den Deckel der Schatulle wieder zu. Dieses Gerede vom Sterben und Menarkes Zorn ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er fragte sich, wer dieser geheimnisvolle Henker wohl sein mochte.

Aber eigentlich wollte er es gar nicht wissen …

***

Zwei Wochen später.

Allison Vickers seufzte, während sie ihren kleinen roten Toyota durch den Londoner Feierabendverkehr bewegte. Wie üblich waren die Straßen von Pendlern verstopft, die schleunigst nach Hause wollten. Sie selbst bildete da keine Ausnahme.

Die zierliche Brünette war aufgekratzt. Sie hatte einen anstrengenden Tag im Büro hinter sich und befand sich nun auf dem Weg zu ihrem Freund.

Als sie an ihn dachte, huschte unwillkürlich ein Lächeln über die Lippen der Dreißigjährigen.

Jeffrey Hoff war vielleicht kein sonderlich schöner Mann, aber er wusste, wie man eine Frau behandelte. Wenn er sagte, er würde ihr die Welt zu Füßen legen, und sie dabei auf diese gewisse Art ansah, dann glaubte sie ihm jedes Wort. Dann tat sie wirklich alles für ihn!

Obwohl sie so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte, errötete sie beim Gedanken an den kommenden Abend leicht.

Liebte sie ihn? Vielleicht.

Noch war sich Allison nicht sicher. Was seine Qualitäten im Bett anging, war sie jedoch überzeugt, das große Los gezogen zu haben. Alles andere würde die Zeit zeigen …

Allison blinzelte und versuchte, sich wieder auf den zähfließenden Verkehr zu konzentrieren. Von ihrem Arbeitsplatz bis zum Stadtteil Chelsea waren es unter normalen Umständen höchstens zehn Minuten Fahrtzeit. Heute jedoch schien sich die Zeit unendlich hinzuziehen.

Immer wieder ertappte sich Allison dabei, wie sie mit den rot lackierten Fingernägeln auf das Armaturenbrett trommelte.

Wenn sie bei Jeffrey ankam, wollte sie erst mal eine heiße Dusche nehmen. Sie fühlte sich unattraktiv und verschwitzt. Der harte Tag im Büro hatte seine Spuren hinterlassen. Sie brauchte dringend Entspannung und malte sich den Abend schon voller Vorfreude aus: das Prasseln der Dusche, anschließend ein gutes Glas Wein und dann Jeffrey, der sie nach Strich und Faden verwöhnte.

Unwillkürlich lächelte Allison. Schon der Gedanke daran führte dazu, dass sich ihr Schoß wohlig warm anfühlte.

Wieder blinzelte die schlanke Brünette. Ihre heißen Gedanken machten es ihr zunehmend schwer, sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren.

Nur am Rande bekam Allison mit, wie sie den Hyde Park passierte. Nun war es nicht mehr weit! Sie spürte, wie sich ihre Wangen rot färbten.

Trotz der winterlichen Witterung trug Allison einen knappen Minirock. Auf einen Slip hatte sie verzichtet. Sie kannte Jeffrey lange genug, um zu wissen, dass sie diesen nicht lange anbehalten würde.

Schmunzelnd begann Allison nach freien Parkplätzen Ausschau zu halten. Bereits aus einiger Entfernung konnte sie Jeffreys Haus erkennen. Es handelte sich um ein imposantes Gebäude im viktorianischen Stil. Der kleine Vorgarten mit dem unvermeidlichen Kiesweg mochte spießig wirken, aber Jeffrey war alles andere als das.

Eine kleine Wolke zog über Allisons Stirn. In den letzten zwei Wochen hatte ihr Freund sich verändert. Den ganzen Tag über hatte sie es erfolgreich geschafft, diese Erkenntnis zu verdrängen, doch beim Anblick des Hauses kehrte der Gedanke mit aller Wucht zurück. Je weiter sie sich näherte, desto stärker wurde ihr bewusst, dass mit Jeffrey etwas nicht stimmte.

Er fürchtete sich. Genauer gesagt, er hatte eine Heidenangst!

Allison erinnerte sich, dass er ihr erzählt hatte, vor zwei Wochen von einem merkwürdigen fremden Mann besucht worden zu sein, der seltsame Drohungen ausgestoßen hatte.

Seitdem jedoch war nichts mehr geschehen. Dem ersten Besuch waren keine weiteren mehr gefolgt, und es war bei Drohungen geblieben. Von daher gab es zumindest aus Allisons Sicht keinen Grund, weiter beunruhigt zu sein.

Jeffrey jedoch schien das anders zu sehen. Ihren Vorschlag, sich in diesem Fall doch an die Polizei zu wenden, hatte er mit einem Kopfschütteln abgetan.

Nein, eher hätte sich Jeffrey Hoff die Hand abgehackt, als die Polizei zu kontaktieren.

Allison fragte sich, woher dieser Widerwille rührte. Hatte er etwas zu verbergen? Sie nahm sich fest vor, ihn danach zu fragen.

Aber noch nicht gleich!

Zunächst wollte sie mit ihrem Freund einen wundervollen Abend voller Leidenschaft erleben. Sie wusste nur allzu gut, wie er reagieren würde, wenn sie schon wieder auf dem Thema herumritt.

Erst würde er wütend werden, um anschließend zu schmollen.

Darauf konnte Allison gut verzichten. Ihre Vorstellung von einem schönen Abend sah anders aus. Von daher verzichtete sie lieber darauf, das Thema zu früh anzusprechen.

Endlich hatte die Brünette einen freien Stellplatz entdeckt und machte sich daran, den Toyota einzuparken. Anschließend beugte sie sich in Richtung Beifahrersitz, um ihre Siebensachen zusammenzupacken.

Erst als sich Allison Vickers wieder aufrichtete, sah sie den Mann, der wie aus dem Boden gewachsen neben dem Fahrzeug aufgetaucht war. Er stand auf der Fahrerseite des Wagens und stierte sie durch das Glas auf eine Art und Weise an, die sie unwillkürlich frösteln ließ.

Der Unbekannte trug einen bodenlangen hellbraunen Kaftan und einen roten Fez. Diese Tracht wäre schon ungewöhnlich genug für Chelsea gewesen, doch die Züge des Mannes jagten ihr einen Schauer über den Rücken.

Tiefe Falten gruben sich in seine Gesichtszüge. Die Haut wirkte wie uraltes Pergament. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen blickten sie bar jeden Gefühls an.

Was wollte der seltsame Kerl?

Solange er dort draußen stand, würde sie nicht aussteigen, das nahm sie sich fest vor. Allison blickte den Fremden unruhig an. Er machte keine Anstalten, vom Wagen zurückzutreten. Reglos wie eine Statue stand er neben der Fahrertür und blickte ins Innere des Toyotas.

Übergangslos begann er zu gestikulieren. Seine rissigen Lippen formten unhörbare Worte. Gleichzeitig schien ein dunkles Feuer in den geheimnisvollen Augen aufzulodern.

Allison wollte wegsehen, aber es war ihr einfach nicht möglich.

Sie war sich nicht einmal der Tatsache bewusst, dass sie mit offenem Mund dasaß und den Fremden förmlich anstarrte.

Ihre Angst wurde zurückgedrängt und wich einer gespenstischen inneren Leere. Allisons bewusste Gedanken zerstoben unter seinem Blick im Nichts.

Urplötzlich trat der geheimnisvolle Mann einen Schritt zur Seite, sodass die zierliche Brünette problemlos aussteigen konnte.

Das tat sie dann auch.

Allison Vickers verließ das Fahrzeug und entfernte sich, ohne sich noch einmal nach dem Fremden umzudrehen. Zielstrebig ging sie an Jeffreys Haus vorbei. Immer weiter führten sie ihre Schritte, bis sie den Stadtteil Chelsea verlassen hatte.

Sie war sich nicht bewusst, wie lange sie auf diese Weise ziellos vor sich hin marschierte. Als Allison jedoch schließlich eine Schnellstraße erreichte, wusste sie, dass sie am Ziel war.

Endlose Minuten beobachtete sie den dahin rasenden Verkehr, bis sie schließlich in einiger Ferne einen sich nähernden Lastwagen erblickte.

Mit ruhigen Bewegungen kletterte Allison Vickers über die Leitplanke und stellte sich mit ausgebreiteten Armen mitten auf die Fahrbahn.

Sekunden später war lautes Quietschen zu hören. Der Lastwagenfahrer versuchte verzweifelt zu bremsen. Er hatte jedoch keine Chance.

Allison verzog keine Miene, als sie das todbringende Fahrzeug auf sich zurasen sah. Sekundenbruchteile später wurde ihr schöner Körper von dem Vierzigtonner gnadenlos zu einem blutigen Brei zermalmt.

***