John Sinclair 2025 - Ian Rolf Hill - E-Book

John Sinclair 2025 E-Book

Ian Rolf Hill

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Beschreibung

Drei Namen.

Dreimal absolutes Chaos.

Drei Teufel, die gemeinsam eine Einheit bildeten.

In der Hölle waren sie die uneingeschränkten Herren, standen an der Spitze der Macht und geboten über Legionen von Geistern und Dämonen. Sie ergötzten sich am Leid der gemarterten Seelen und erdachten sich immer wieder neue Methoden, um sie zu foltern und zu quälen. Auch der letzte Rest an Hoffnung und Zuversicht musste aus den Seelen weichen. Nur so konnte die Macht der Hölle gemehrt und vervielfältigt werden. Und dafür würden sie sorgen, denn sie waren die personifizierte Hoffnungslosigkeit. Die unheilige Dreifaltigkeit der Hölle.

Asmodis, Beelzebub und Baphomet.

Das absolut Böse.

Luzifer!

Und er sann auf Rache ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wenn das Böse Rache nimmt

Briefe aus der Gruft

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Timo Kümmel

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-4628-2

„Geisterjäger“, „John Sinclair“ und „Geisterjäger John Sinclair“ sind eingetragene Marken der Bastei Lübbe AG. Die dazugehörigen Logos unterliegen urheberrechtlichem Schutz. Die Figur John Sinclair ist eine Schöpfung von Jason Dark.

www.john-sinclair.de

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wenn das Böse Rache nimmt

von Ian Rolf Hill

Drei Namen.

Dreimal absolutes Chaos.

Drei Teufel, die gemeinsam eine Einheit bildeten.

In der Hölle waren sie die uneingeschränkten Herren, standen an der Spitze der Macht und geboten über Legionen von Geistern und Dämonen. Sie ergötzten sich am Leid der gemarterten Seelen und erdachten sich immer wieder neue Methoden, um sie zu foltern und zu quälen. Auch der letzte Rest an Hoffnung und Zuversicht musste aus den Seelen weichen. Nur so konnte die Macht der Hölle gemehrt und vervielfältigt werden. Und dafür würden sie sorgen, denn sie waren die personifizierte Hoffnungslosigkeit. Die unheilige Dreifaltigkeit der Hölle.

Asmodis, Beelzebub und Baphomet.

Das absolut Böse.

Luzifer!

Und er sann auf Rache …

»Das ist doch nicht normal!«

Basil, Abt des Klosters St. Patrick, hatte Mühe, den Brechreiz zu unterdrücken. Er stand bei seinen Brüdern Terence und Hector in der Küche und betrachtete mit gerunzelter Stirn den Inhalt der beiden Tragekörbe.

»Und ihr sagt, die restlichen Kartoffeln unten im Keller sind ebenfalls befallen?«

Hector, ein schmächtiger, blasser Jüngling, der mit seinen siebenundzwanzig Jahren das Nesthäkchen des Klosters war, nickte. Der Anblick des Gewimmels hatte ihn noch bleicher werden lassen, sodass seine Haut beinahe durchsichtig wirkte. Basil glaubte sogar, einen grünlichen Schimmer darin zu erkennen. Was natürlich Unsinn war.

Terence hob die breiten Schultern und sah ebenfalls ratlos aus. Der muskulöse Mönch war der beste Koch des Klosters und lernte zurzeit Hector an, der sich gerade einmal seit einem Jahr im Kloster befand.

»Ich weiß mir keinen Rat. Es ist dunkel und kalt dort unten. Wenn es feucht wäre und die Kartoffeln schimmeln würden, hätte ich das akzeptiert. Aber dies hier …«

Er schüttelte den Kopf und wandte sich ab. »Aber das ist noch nicht alles, Basil. Sie sind auch im Gemüse und im Obst.«

Er ging auf den großen Arbeitstisch in der Mitte der Küche zu, auf dem mehrere Schalen mit Früchten und Grünzeug standen. Vorzugsweise Tomaten, Salatgurken und Zucchini, die die Mönche dank eines kleinen Gewächshauses das gesamte Jahr über ernten konnten. Sowie zwei Körbe mit Äpfeln und Birnen.

Basil rümpfte die Nase. Dabei stank das Gewusel der unzähligen kleinen Maden, die sich wie winzige weiße Finger aus dem Fruchtfleisch wanden, gar nicht auffällig. Woher auch? Obst und Gemüse waren ja nicht verdorben, sondern recht frisch. Sicher, es konnte immer einmal ein fauler Apfel darunter sein, doch dass dieser bereits ausreichte, um sämtliche Lebensmittel zu befallen war ausgeschlossen.

»Nein«, sagte Basil schließlich. »Das ist wirklich nicht normal. Gestern war doch alles noch in Ordnung, oder?« Ihm wurde ein wenig flau in der Magengegend, als er an das gestrige Mittagessen dachte.

»Eben«, beeilte sich Hector zu sagen. »Es … es scheint so zu sein, als hätten die Maden das Obst und Gemüse über Nacht befallen. Es ist wie verhext.«

Basil bedachte den Novizen mit einem scharfen Blick. Beschämt senkte dieser den Kopf und entschuldigte sich leise. Doch der Abt hatte Hector nicht tadeln wollen. Ganz im Gegenteil. Ohne es zu beabsichtigen, hatte der junge Mönch das ausgesprochen, was er und vermutlich auch Terence ebenfalls dachten. Allerdings nicht wie Hector aus einer Laune oder einem albernen Aberglauben heraus, sondern schlicht und ergreifend aufgrund von Erfahrungen.

Terence verzog die Lippen und starrte seinen Abt sorgenvoll an. Lag da ein Hauch von Angst im Blick des kräftigen Mönchs?

Basil erschauderte.

»Was sollen wir mit den verdorbenen Speisen anfangen?«, fragte Hector schüchtern.

»Verbrennt sie«, forderte der Abt mit kalter Stimme und wandte sich ab. »Haben wir noch genug Vorräte, oder müssen wir heute noch runter ins Dorf?«

Terence verneinte. »Im Keller stehen noch jede Menge Gläser mit Eingekochtem. Außerdem haben wir noch etwas Gemüse und den Fisch für morgen in der Gefriertruhe. Das Fleisch habe ich schon rausgenommen und zum Auftauen über Nacht in den Kühlschrank gelegt.«

Basil schaute auf. Einer unguten Ahnung folgend, drehte er sich um und ging auf die beiden hohen Kühlschränke zu. Terence eilte ihm hinterher. »Du glaubst doch nicht, dass das Fleisch auch …«

Basil erreichte den rechten Kühlschrank, ehe der Mönch zu Ende reden konnte. Er zog die Tür auf, wozu er schon etwas mehr Kraft aufwenden musste. Als würde jemand von Innen festhalten, dachte er und spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch.

Mit einem saugenden Geräusch löste sich endlich die Gummidichtung. Die Tür schwang dem Abt entgegen, und aus dem Eisschrank kam eine Wolke hunderter, dicker, grün schillernder Schmeißfliegen.

***

»Das ist ein böses Omen!«

Pater McGregor stand kreideweiß neben dem Altar und starrte fassungslos in das Taufbecken.

Übelkeit wallte in ihm auf und er musste seine ganze Willenskraft aufbringen, um nicht sein Frühstück auf dem steinernen Boden der Kirche von Peelham zu verteilen. Kalter Schweiß perlte auf seiner Stirn, während er fieberhaft nach einer Erklärung für das ekelerregende Szenario suchte, das sich seinen Augen bot.

Er hatte sich gerade auf das Treffen mit dem Kirchenvorstand vorbereitet, als der Küster, Oswald Forbes, aufgeregt an der Tür des kleinen Pfarrhauses schellte. Selten in seinem Leben hatte McGregor den untersetzten Mittfünfziger derart durcheinander erlebt wie an diesem Morgen. Eigentlich noch nie, fuhr es ihm durch den Kopf. Angesichts dessen, was Oswald ihm zeigen wollte, war das aber auch kein Wunder.

McGregor war dem Küster sofort gefolgt und stand jetzt vor dem Taufbecken, das förmlich überquoll vor hunderten, wenn nicht tausenden, von kleinen, dicken Maden, die ihre aufgeblähten, weißen Leiber übereinander schoben und teilweise auch über den Rand des Beckens wälzten. Dabei hinterließen sie feucht glänzende Spuren.

McGregor schluckte.

»Hören Sie, Pater? Das ist ein böses Omen«, wiederholte Oswald aufgebracht. Seine Stimme klang leicht schrill. Mit einem fleckigen Stofftaschentuch, dass er aus seiner zerschlissenen Jeans fischte, wischte er sich den Schweiß von der fliehenden Stirn. Sein Gesicht mit dem spärlichen roten Flaum am Hinterkopf hatte durch die spitze Nase etwas Frettchenhaftes.

»Unsinn, Oswald«, meinte McGregor, nur um überhaupt etwas zu sagen.

Er wusste, dass sein Küster einen leichten Hang zur Hysterie hatte. Zumindest in der ersten Tageshälfte. Zum Nachmittag hin wurde Oswald Forbes zunehmend gelassener, was unzweifelhaft an seinem steigenden Alkoholpegel im Blut lag.

Selbst Schuld, schalt sich Pater McGregor in Gedanken. Was verbietest du ihm auch, schon am frühen Morgen mit der Sauferei anzufangen?

»Aber irgendwo müssen die verdammten Viecher doch herkommen, zum Henker.« Oswalds Stimme klang zunehmend schriller.

McGregor zuckte mit den Schultern. »Ein schlechter Scherz. Ein Lausbubenstreich. Irgendwelche Halbstarken haben verdorbenes Fleisch oder eine überfahrene Katze in das Taufbecken gelegt. Im Übrigen verbitte ich mir im Hause des Herrn dein Gefluche, Oswald.«

»Lausbubenstreich?«, echote der Küster, ohne auf den Tadel des Paters einzugehen. »Das glauben Sie doch selbst nicht. Ich gehe jede Wette mit Ihnen ein, dass da nichts im Taufbecken liegt. Nichts außer diesen widerlichen Maden. Ich sage Ihnen, da hat der Teufel seine Hand im Spiel.«

McGregor schüttelte unwillig den Kopf. »Du versündigst dich, Oswald. Aber wenn es dich beruhigt, werde ich einen Schädlingsbekämpfer kommen lassen.«

»Nein, das beruhigt mich keineswegs. Pater, ich habe Angst.«

McGregor hob erstaunt die Augenbrauen. Eine derartige Äußerung hatte er von dem Küster bislang nie vernommen. Er gehörte einem Menschenschlag an, der über alles Mögliche lamentierte, aber gewiss nicht über seine Gefühle. Am besten war es mit Oswald in der Sprache zu sprechen, die er verstand.

»Wovor denn, um Himmels willen? Vor ein paar Maden?«

Oswald lachte spöttisch. »Sie haben auch Angst, Pater. Das sehe ich Ihnen an. Sie haben nämlich auch keine Erklärung. Genauso wenig wie für die Fliegen. Das ist doch nicht normal. Wir haben ja nicht einmal richtig Frühling.«

McGregor presste die Kiefer aufeinander. Ohne es zu wollen, hatte Oswald Forbes ein Thema angeschnitten, das den Einwohnern von Peelham zu denken gab. Nicht, dass bislang jemand sonderlich besorgt deshalb gewesen wäre. Trotzdem war der Umstand, dass regelrechte Fliegenschwärme den kleinen Ort in den Grampian Mountains heimsuchten, immer häufiger Gesprächsthema. Niemand wusste, woher sie kamen. Aber bisher war deshalb auch keiner in Panik verfallen, denn so unangenehm und sonderbar das massenhafte Erscheinen der Insekten auch sein mochte, sie stellten zunächst keine Gefahr für Mensch und Tier dar.

So glaubten die Bewohner von Peelham eben an ein außergewöhnliches Naturphänomen.

»Dafür gibt es gewiss eine vernünftige Erklärung, Oswald«, fühlte sich der Pater bemüßigt zu sagen. »Vielleicht eine Auswirkung der Klimaerwärmung.«

Obwohl die Winter hier oben in Schottland immer noch bitterkalt und schneereich waren, glaubte McGregor tatsächlich, dass die letzten deutlich milder gewesen waren, als noch vor ein paar Jahren. »Möglicherweise stammen die Fliegen aus irgendeinem Tierkadaver, der irgendwo in einer vergessenen Scheune liegt.«

Oswald tippte sich mit dem Finger gegen die Stirn, zuckte im selben Moment aber zusammen, als er sich der Respektlosigkeit seiner Geste selbst bewusst wurde. »T …tut mir leid, Pater. Aber … das ist Unsinn. Die … es ging los, nachdem wir die Witwe O’Donnell, Doc McMiller und die kleine Cathy Reynolds zu Grabe getragen haben.«

McGregor wurde blass. »Was willst du damit sagen?«

Oswald Forbes schluckte. Sein ohnehin schon bleiches Gesicht wurde noch fahler und glänzte durch den Schweiß, sodass seine Haut beinahe selbst der einer Made ähnelte.

»Nichts, Pater. Schon gut. Ich …«

»Heraus damit.«

»Sie … sie kommen aus den Gräbern.«

McGregor spürte wie die Wut in ihm hochstieg. »Jetzt ist aber Schluss damit, Oswald. Du redest wirr …«

»Ach ja?«, rief er. Er trat so schnell auf den Geistlichen zu, dass dieser erschrocken zurückzuckte. Er fühlte den Griff des Küsters schmerzhaft an seinem Unterarm. »Woran sind sie denn gestorben, Pater? Können Sie mir das sagen? Drei Menschen aus unserem Dorf sind tot! Angeblich war sogar Scotland Yard hier. Außerdem munkelt man, dass die Mönche aus dem Kloster in die Vorfälle verwickelt waren. So wie damals …«

»Was für Vorfälle?«, fragte McGregor und wich zurück, zerrte an seinem Arm, doch Oswald Forbes schien nicht gewillt, den Pater gehen zu lassen.

»Es gibt Leute die wollen gesehen haben wie der Abt und ein Mönch mit Pflöcken bewaffnet ins Haus der Witwe gegangen sind. Dann kam die Polizei mit großem Aufgebot. Sogar ein Hubschrauber war dabei. Glauben Sie, das haben wir nicht mitbekommen?«

»Ja, und?«

»Ich … ich habe in den Sarg gesehen.«

»In welchen Sarg, verdammt noch mal?« McGregor war derart aufgewühlt durch den Verlauf, den das Gespräch nahm, dass er gar nicht auf seine eigene Wortwahl achtete, die er vor wenigen Minuten noch bei seinem Küster kritisiert hatte. Der stand mittlerweile so dicht vor dem Geistlichen, dass er seinen säuerlichen Atem riechen konnte. Abgestanden, aber ohne die typische Alkoholfahne. Nein, Oswald Forbes war nicht betrunken. Nur besessen und fast schon psychotisch. Verrückt, dachte McGregor furchtsam. Verrückt vor Angst.

»In den Sarg der kleinen Cathy!«, schrie Oswald. »Sie war weiß wie ein Laken. Ihr Hals aufgerissen. Kein Tropfen Blut. Wie bei der alten O’Donnell und Doc McMiller.«

»Was soll das heißen?«

»Sie waren Vampire, Pater! Man hat ihnen das Blut ausgesaugt und sie zu gottverdammten Vampiren gemacht.«

»Es reicht, verdammt«, brüllte McGregor und fand endlich die Kraft sich loszureißen. Er spürte, wie seine Knie zitterten. »Schmeiß die Maden auf den Kompost. Meinetwegen verbrenn sie. Aber hör auf, so einen Unsinn zu erzählen.«

Ohne sich weiter um den Küster zu kümmern, taumelte McGregor von dem Taufbecken fort, wankte auf den Mittelgang und wollte auf das Eingangsportal der Kirche zulaufen, als er wie angewurzelt stehen blieb. Ein Windstoß trieb die beiden schweren Flügel auseinander, die lautlos nach Außen schwangen. Pater McGregor stand zwischen den beiden Bankreihen und wurde von dem Schwall warmer Luft getroffen, der wie ein Fön in die Kirche fuhr und den Gestank nach Schwefel und Verwesung mit sich brachte.

Der Geistliche sank in die Knie, als er durch das offene Portal nach draußen sah. Schon am Morgen war klar erkennbar gewesen, dass es ein trüber Tag werden würde, doch was McGregor jetzt sah, ließ ihn an seinem eigenen Verstand zweifeln.

Dicke schwarze Wolken zogen über einen Himmel, der in ein sattes orangerotes Licht getaucht war. Es war, als hätte die Hölle ihre Pforten geöffnet …

Ein Wimmern drang an McGregors Ohren, und es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, dass er es selbst war, der diese Laute ausstieß.

»Die Hölle, Pater. Wir sind alle verdammt!«, schrie Oswald Forbes und der Pater hörte wie sich die Schritte des Küsters rasch entfernten. Vermutlich versuchte er in die Sakristei zu flüchten. McGregor aber blieb zwischen den Bankreihen in der Mitte des Kirchenschiffs knien, unfähig sich zu erheben, geschweige denn sich fortzubewegen.

Ja, es war die Hölle! Die Hölle auf Erden, die ihre Tore geöffnet hatte, um die Sünder zu bestrafen. War dies das Ende der Welt? Das letzte Gericht?

Panische Schreie drangen an seine Ohren. Die Menschen mussten bemerkt haben, dass etwas Grauenhaftes vor sich ging. Pater McGregor wollte etwas tun, den Menschen beistehen, doch das Einzige, was ihm einfiel, war die Augen zu schließen, die Hände zu falten und zu beten.

Bis ein weiteres Geräusch von draußen an seine Ohren drang. Scheppernd und stampfend kam es näher. Noch während Pater McGregor das Ave Maria betete öffnete er die Augen. Er hatte die Geräusche längst erkannt. Es handelte sich um das Schlagen von Hufen, und im nächsten Augenblick füllte die dunkle Silhouette eines riesigen Reiters das Kirchenportal aus.

McGregor glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Die Gestalt auf dem pechschwarzen Rappen, dessen Augen rot glühten, war in eine dunkel glänzende ledrige Rüstung gehüllt. Die gesamte Erscheinung war so groß, dass sich der Reiter sogar nach vorne neigen musste, um mit dem Schädel nicht gegen den Türrahmen zu stoßen. McGregors Herz überschlug sich in der Brust. Seine Stimme versagte ihm mitten im Gebet. Vor Schreck gelähmt, stierte er auf das Ungeheuer auf dem Rücken des Pferdes.

Es war kein Mensch, der da in die Kirche ritt. Es war ein schwarzes Skelett, auf dessen Brustharnisch plötzlich ein Licht aufflammte, das so düster und schmutzig war, dass es keine Helligkeit verströmte. McGregor registrierte nur am Rande, dass es die Form eines Buchstabens bildete. Ein großes A prangte auf der Brust des Reiters, der sein Pferd stoisch durch den Mittelgang führte, direkt auf den knienden Pater zu.

Der schloss wieder die Augen, senkte das Haupt und presste die zitternden, zusammengeballten Fäuste gegen die schweißfeuchte Stirn.

Er öffnete die Lider auch nicht, als Astaroths Reiter über seinen Leib stampfte und mit seinen gewaltigen Hufen die Knochen des Geistlichen zermalmte.

***

Oswald Forbes stürzte über seine eigenen Beine und klammerte sich im letzten Moment am Rand des Taufbeckens fest. Er fühlte unter seinen Händen die Leiber dutzender Maden, die zu einem sämigen Brei zerquetscht wurden.

Ein scharfer Schmerz zuckte durch seine Beine, als er sich die Knie auf dem harten Stein prellte. Er wollte sich festhalten und am Taufbecken hochziehen, doch er war zu schwer. Schon kippte ihm das Becken entgegen. Im letzten Moment, warf er sich zur Seite, bevor das steinerne Gefäß ihn unter sich begraben konnte. Wie eine Woge schwappten die Maden aus dem Becken und ergossen sich über den Stein.

Oswald schrie und jammerte, während er sich auf die Beine quälte. Er hörte die Schreie der Dorfbewohner aus weiter Ferne an seine Ohren dringen, überlagert von dem harten Schlagen der Hufe auf dem nackten Stein. Das schauerliche Wiehern verursachte ihm eine Gänsehaut. Es lag so etwas Wildes in diesen Lauten, dass ihm fast das Herz stehen blieb.

Oswald wollte weiterlaufen, am Altar vorbei in die Sakristei und dann immer weiter. Nur weg von hier. Der Teufel war nach Peelham gekommen. All die Gerüchte, die sich um das Kloster rankten, entsprachen also doch der Wahrheit.

Der Küster strauchelte und wäre fast wieder gestürzt, wenn er sich nicht gerade noch am Rand des Altars festgehalten hätte.

Er hörte wie das Schlagen der Hufe näher kam. Das stammelnde Gebet des Paters verstummte abrupt, die Schritte des Gauls wurden schlagartig dumpfer, als ginge er über weichen, nachgiebigen Grund. Nur nicht umdrehen und zurücksehen. Immer weiter. Weg, nur weg. Die Gedanken überschlugen sich in Oswalds Hirn. Längst hatte die Angst jegliche Ratio vertrieben. Blind vor Panik tastete er sich am Altar entlang, als ein rot glühender Schweif über ihn hinwegfegte und sich blitzschnell um das Kreuz wand.

Im nächsten Moment wurde es mit einem Ruck vom Altar gerissen und prallte scheppernd und berstend neben Oswald Forbes auf den Boden, wo es auseinanderbrach und binnen Sekundenbruchteilen zu Asche verbrannte.

Oswald warf sich herum, drückte sich gegen den Opferstein, dessen Kante sich hart in seinen Rücken presste. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er auf das schwarze Pferd mit seinem schauerlichen Reiter. Der Tod war gekommen und sah ihn aus leeren Augenhöhlen an. Für den zertrampelten Körper des Pfarrers, der hinter dem Gaul auf dem Boden lag, hatte Oswald keinen Blick. Gebannt starrte er auf das Skelett in der ledrigen Rüstung, mit dem rot glühenden A auf der Brust.

In der linken Faust hielt es die glühende Schnur des feurigen Lassos, mit dem es das Kreuz zu Fall gebracht hatte. In der rechten Hand, die jetzt in Oswalds Blickfeld geriet, lag eine große, klobige Armbrust, in deren Rinne bereits der Bolzen lag, als wäre er darin festgeklebt worden.

Dass er dies nicht war, erfuhr der Küster einen Lidschlag später. Da fuhr ihm das Geschoss wie glühendes Eisen durch den Leib, durchschlug sein Herz und überschwemmte sein Bewusstsein mit Schmerz.

Oswalds Blick verschwamm. Langsam rutschte er am Altar entlang nach unten. Den Bolzen in der Brust, kauerte er auf dem Boden und sah den schwarzen Rappen vor sich emporwachsen. Dunkelrot glühende Augen leuchteten im schummrigen Dämmerlicht, das die Kirche erfüllte.

Feuer und Schwefeldämpfe quollen aus den Nüstern.

Das Pferd wieherte, und Astaroths Reiter lachte.

Für Oswald Forbes wurde es der Abgesang in die Hölle.

Während die Maden sich in einem breiten Strom auf die sterblichen Überreste Pater McGregors zu wälzten, verendete der Küster qualvoll an dem Blut, das seine Lungen füllte.

***

»Guckt mal, wie komisch der Himmel aussieht!«