Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2 - Jules Verne - E-Book

Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2 E-Book

Jules Verne.

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Beschreibung

Der französische Autor Jules Verne berichtet in diesem Buch über die französischen Seefahrer und die Entdeckungsreisenden anderer Nationen im 18. Jahrhundert, wie Jean Baptiste Charles Bouvet de Lozier, Jean François Marie de Survill, Yves Joseph de Kerguelen, Louis Aleno de Saint Allouarn, Moritz August Graf von Benjowski, Chevalier d'Eveux de Fleurieu (Claret de Fleurieu), Jean Francois Golpau de Lapérouse, Joseph Antoine Raymond Bruny d'Entrecasteaux, Etienne Marchand, Kapitän Charles Baudin, die Naturwissenschaftler Leschenaut de Latour und Bory de Saint-Vincent, Kapitän Jacques Félix Emmanuel Hamelin, den Ornithologen François Le Vaillant, die Afrika-Forscher Friedrich Konrad Hornemann, Michel Adanson, Charles Walckenaer, Mungo Park, Anders Sparrman, William Paterson, James Bruce, über die Asien-Reisenden Nikolaus Witzen, George Macartney, Peter Simon Pallas und über die Reisenden und Forscher in Nord- und Südamerika, wie Vitus Behring und Georges Vancouver, Alexander Mackenzie, Charles-Marie de La Condamine, Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland.- Rezension zur maritimen gelben Reihe: Ich bin immer wieder begeistert von der "Gelben Buchreihe". Die Bände reißen einen einfach mit. Inzwischen habe ich ca. 20 Bände erworben und freue mich immer wieder, wenn ein neues Buch erscheint. oder: Sämtliche von Jürgen Ruszkowski aus Hamburg herausgegebene Bücher sind absolute Highlights. Dieser Band macht da keine Ausnahme. Sehr interessante und abwechslungsreiche Themen aus verschiedenen Zeit-Epochen, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt haben! Man kann nur staunen, was der Mann in seinem Ruhestand schon veröffentlicht hat. Alle Achtung!

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Seitenzahl: 404

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Jules Verne

Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2

Band 137 in der maritimen gelben Buchreihe

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der Autor Jules Verne

Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts – Teil 2 – Band 137 in der maritimen gelben Buchreihe

Erstes Kapitel – Die französischen Seefahrer – I.

Teil II – Expedition Lapérouse's

Teil III – Reise des Kapitän Marchand

Zweites Kapitel – Die Afrika-Forscher

Drittes Kapitel – Asien und seine Bewohner

Viertes Kapitel – Die beiden Amerikas

Südamerika

Die maritime gelbe Buchreihe

Weitere Informationen

Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts – Teil 2

Impressum neobooks

Der Autor Jules Verne

Vorwort des Herausgebers

Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.

Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den See­leuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzu­tragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leserreaktio­nen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band „Seemannsschicksale – Begegnungen im Seemannsheim“ weitere. Inzwischen habe ich in der maritimen gelben Buchreihe über 130 Bände verlegt. Hamburg, 2021 Jürgen Ruszkowski

Ruhestands-Arbeitsplatz

Hier entstehen die Bücher und Webseiten des Herausgebers

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Der Autor Jules Verne

Jules Verne wurde am 08.02.1828 in Nantes geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte Jura in Paris, fand jedoch größeres Interesse am Theater. 1863 begann er mit der Niederschrift seiner Abenteuer- und Zukunftsromane. Jules Verne starb am 24.03.1905 in Amiens.

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Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts – Teil 2 – Band 137 in der maritimen gelben Buchreihe

https://www.projekt-gutenberg.org/verne/seefahr/chap001.html

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Original – Titelblatt

im Internet:

www.maritimbuch.de

http://www.maritimbuch.klack.org/

http://www.maritimegelbebuchreie.klack.org/

www.sites.google.com/site/maritimegelbebuchreihe

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Erstes Kapitel – Die französischen Seefahrer – I.

Erstes Kapitel – Die französischen Seefahrer – I.

Entdeckungen Bouvet de Lozier's in den südlichen Meeren. –

Surville. – Das Land der Arsaciden. –

Die Ereignisse im Hafen Praslin. –

Ankunft an der Küste von Neuseeland. – Surville's Tod. –

Marion's Entdeckungen im antarktischen Meere. –

Das Blutbad auf Neuseeland. –

Kerguelen in Island und in den südlichen Ländern. –

Die Uhren-Fahrten: Fleurieu und Verdun de la Crenne.

Der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gehört eine Entdeckung an, welche auf die Fortschritte der Geographie von hochwichtigem Einfluss werden sollte. Einem Schiffskapitän der Indischen Compagnie, Jean Baptiste Charles Bouvet de Lozier, ließ der ungeheure leere Raum rings um den Südpol, den die Geographen „Terra australis incognita“ nannten, keine Ruhe; je länger, je mehr erwachte in ihm das ehrgeizige Bestreben, jene unbekannten Länder wirklich zu entdecken.

Jean Baptiste Charles Bouvet de Lozier – 1705 – 1786

Lange Zeit blieben seine Bemühungen ohne Erfolg; im Jahre 1738 schenkte ihm die Direktion der Gesellschaft endlich Gehör in der Hoffnung, ihrer Handelstätigkeit damit neue Gebiete zu eröffnen.

Unter dem Befehle Bouvet de Lozier's liefen am 19. Juli 1738 zwei kleine, zweckentsprechend ausgerüstete Fregatten, die „AIGLE“ und die „MARIE“, von Brest aus. Einen Monat lang lagen sie bei der Insel St. Katharina, nahe der Küste Brasiliens, vor Anker und gingen am 13. November, einen südöstlichen Kurs steuernd, wieder in See.

Am 26. November überfiel die beiden Fregatten ein so dichter Nebel, dass sie sich nur durch zeitweilig gelöste Kanonenschüsse bei einander zu halten vermochten, wobei es notwendig wurde, wiederholt die Fahrtrichtung zu ändern, so dass ein Zusammenstoß jeden Augenblick zu befürchten stand. So unmöglich es erschien, nahm dieser Nebel am 5. Dezember doch noch weiter zu, so dass man einmal auf der „AIGLE“ alles, was auf der „MARIE“ vorging, deutlich hören, das Schiff selbst aber nicht im mindesten wahrnehmen konnte. Im Wasser trieben viele See-Eichen und darüber flatterten Scharen von hühnerartigen Vögeln, welche sich niemals weit vom Lande entfernen.

„Am 15. Dezember“, sagt Fabre in seinem Werke über die Bouvet'sche Reise, „bemerkte man unter 48° 50' südlicher Breite (nebenbei bemerkt, die Breite von Paris im Norden des Äquators) und 7° östlicher Länge von Teneriffa, zwischen fünf und sechs Uhr des Morgens einen gewaltigen Eisberg; später noch mehrere andere, umgeben von Eisschollen jeder Form und Größe. Die Fregatte „MARIE“ signalisierte die drohende Gefahr und drehte eiligst bei. Bouvet, den dieses, das Zusammenhalten der beiden Schiffe gefährdende Manöver sehr beunruhigte, ließ auf der „AIGLE“ alle Leinwand beisetzen und gab, dicht an Bord der „MARIE“ vorüberfahrend, seine Absicht kund, trotz dieser Hindernisse nach Süden weiter zu segeln. Zur Beruhigung der erschrockenen Mannschaft sagte er, dass man die Begegnung von Eisbergen eher als ein günstiges Vorzeichen zu betrachten habe, da dieses auf die Nähe eines Landes hindeutete.“

Wiederum schlug man also einen südlichen Kurs ein, und bald wurde Bouvet's Ausdauer durch Auffindung eines Landes belohnt, das er „Cap Circoncision“ nannte. Dasselbe war sehr hoch, mit Schnee bedeckt und von Eismassen umgürtet, welche es unmöglich machten, näher als sieben bis acht Meilen von der Küste heranzukommen. Es schien von Norden nach Süden eine Ausdehnung von vier bis fünf Meilen zu haben.

„Man bestimmte die Lage dieses Landes, sagt Fabre, nach den Karten Pitergos', deren sich Bouvet bediente, zu 54° südlicher Breite und 26 bis 27° östlicher Länge von Teneriffa (= 5° 30' bis 6° 30' östlich von Paris).“

Bouvet hätte das vor ihm liegende Land gern näher in Augenschein genommen und wenigstens mit Booten das Ufer zu erreichen gesucht, dichter Nebel und widrige Winde vereitelten aber ein derartiges Unternehmen, und er musste sich begnügen, dasselbe aus der Ferne zu beobachten.

„Am 3. Januar 1739“, meldet Bouvet in seinem Berichte an die Compagnie, „gewannen wir die während der letzten Tage eingebüßte Distanz wieder, und vermochten gegen vier Uhr nachmittags, bei minder bedecktem Himmel, das Land schärfer zu erkennen; die in ihrer ganzen Ausdehnung ziemlich steile Küste bildete mehrere Buchten: Der Gipfel der Berge lag in Schnee verhüllt, doch schienen die Abhänge derselben bewaldet.“

Nach wiederholten fruchtlosen Versuchen, ans Ufer zu kommen, musste Bouvet diese Absicht aufgeben. Seine Matrosen waren erschöpft von den Strapazen, entmutigt und vom Skorbut entkräftet. Die „MARIE“ ward also nach der Isle de France (Mauritius) entsendet, während die „AIGLE“ nach dem Cap der Guten Hoffnung steuerte, das sie am 28. Februar erreichte.

„Wir haben“, sagt Bouvet in dem schon zitierten Berichte, „auf unbekannten Meeren zwölf- bis fünfzehnhundert Meilen zurückgelegt. Fast siebzig Tage lang litten wir durch einen gleichbleibenden, dichten Nebel. Vierzig Tage lang kreuzten wir zwischen dem Eise, beinahe täglich von Hagelschauern und Schneefällen überschüttet. Häufig waren Deck und Segelwerk dick mit Schnee bedeckt. Wanten und Tauwerk starrten in einer Eiskruste. Am 10. Januar gelang es nicht einmal, das kleine Marssegel zu streichen. Die Kälte war für meine nur mangelhaft bekleideten Leute, welche aus warmen Ländern herstammten, gar zu streng. Mehreren erfroren dabei die Hände oder die Füße. Und dennoch mussten wir immer manövrieren, brassen oder Segel beisetzen und mindestens einmal täglich sondieren. Ein Matrose der „AIGLE“ fiel, als er die Raa des kleinen Marssegels herabgelassen hatte, von der Kälte überwältigt in das Marssegel des Fockmastes, so dass wir ihn mittelst eines Jölltaues herunterholen mussten und viele Mühe hatten, ihn wieder zu erwärmen. Anderen brachen die Tränen aus den Augen, wenn sie die Sondenleine aufholten. Trotzdem befanden wir uns damals in der besten Jahreszeit, und ich gab mir übrigens alle Mühe, der Mannschaft nach Kräften jede mögliche Erleichterung zu gewähren.“

Selbstverständlich konnte ein so geringfügiges Resultat die Indische Compagnie zu weiteren Unternehmungen in jenen Gegenden nicht anspornen. Ohne nennenswerte Vorteile zu bieten, drohten sie vielmehr Schiffen und Menschen mit dem Verderben. Immerhin bildete Bouvet's Entdeckung den ersten erschütternden Schlag gegen den Glauben an das Vorhandensein eines südlichen Festlandes. Ein Beispiel war gegeben, dem mehrere Seefahrer, darunter zwei Franzosen, bald folgen sollten. Wir erwähnten obiger, sonst wenig bekannt gewordener Expedition nur deshalb mit einigen Worten, um dem Manne eine Anerkennung zu zollen, der als Pionier für die Südpolfahrten zu betrachten ist, und dem der Ruhm zukommt, dem großen englischen Seefahrer James Cook den Weg vorgezeichnet zu haben.

Ein anderer Kapitän der Indischen Compagnie, der sich früher in manchem Treffen mit den Engländern ausgezeichnet hatte, Jean François Marie de Surville, sollte dreißig Jahre später in Ozeanien wertvollere Entdeckungen machen und fast gleichzeitig mit Cook das früher von Tasman entdeckte und von diesem Staatenland getaufte Gebiet wieder auffinden.

Cook Tasman

Das geschah aber unter folgenden Umständen:

Die Herren Law und Chevalier, zwei Administratoren in Französisch-Indien, hatten beschlossen, auf eigene Kosten ein Schiff zu Handelszwecken in den südlichen Meeren auszurüsten. Sie gewannen Surville für ihre Absichten und sendeten ihn nach Frankreich, um bei der Compagnie die notwendige Erlaubnis zu ihrem Vorhaben auszuwirken und die Fertigstellung des betreffenden Schiffes zu überwachen.

Jean François Marie de Surville – 1717 – 1770

Die „ST.JEAN BAPTISTE“ wurde hierauf in Nantes ausgerüstet und außer einem Lebensmittel-Vorrat für drei Jahre mit allem versehen, was für eine so weite und lange Reise notwendig und wünschenswert zu sein schien. Hierauf begab sich Surville zunächst nach Indien, wo Law ihm vierundzwanzig eingeborene Soldaten zuteilte. Am 3. März 1769 lief die „ST.JEAN BAPTISTE“ aus der Bai von Angely aus und besuchte nach und nach Masulipatam, Yanaon und Pondichery zum Zweck der Vervollständigung ihrer Ladung.

Am 2. Juni verließ Surville die letztgenannte Stadt und begab sich nach den Philippinen. Er ankerte am 20. August bei den Bashers- oder Baschy-Inseln, ein Name, den ihnen Dampier beigelegt hat und der dem eines berauschenden Getränkes entspricht, das die Insulaner aus dem Safte des Zuckerrohres, in welchem man gewisse schwarze Körner mehrere Tage über liegen lässt, herzustellen wissen.

Auf diesen Inseln waren früher mehrere Matrosen Dampier's desertiert, jeder hatte von den Bewohnern eine Frau, ein Stück Land und Ackergeräte erhalten. In Erinnerung hieran wollten drei Matrosen der „ST.JEAN BAPTISTE“ diesem Beispiel folgen. Surville war aber nicht der Mann dazu, den Bestand seiner Besatzung so ruhig zerbröckeln zu lassen. Er ließ also sechsundzwanzig Indianer ergreifen, die er bis zur Zurückführung seiner Leute als Geißeln behalten wollte.

„Unter diesen an den Händen leicht gefesselten Indianern“, sagt Crozet in seinem Berichte über Surville's Reise, „waren einige verwegen genug, sich trotz der Fesseln ins Meer zu stürzen, und es gelang ihnen auch, zum höchsten Erstaunen der Mannschaft, bis zu den Piroggen ihrer Stammesgenossen zu schwimmen, welche sich so weit entfernt hielten, dass sie von dem Schiffe nichts zu fürchten hatten.“

Man suchte den Wilden begreiflich zu machen, dass gegen sie nur deshalb in dieser Weise verfahren worden sei, um ihre Kameraden zur Wiederauslieferung der drei Deserteure zu bestimmen. Da sie durch Zeichen zu verstehen gaben, dass sie verständen, um was es sich handle, wurden alle freigelassen bis auf sechs, die man aus anderen Gründen am Lande gefangen hatte. Die Eile, mit der sie das Schiff verließen und sich in ihre Piroggen stürzten, ließ kaum vermuten, dass sie zurückkehren würden. Desto größer war das Erstaunen, als man sie nach einiger Zeit mit Freudengeschrei wiederkommen sah. Natürlich glaubte jedermann, dass sie dem Kommandanten die drei Deserteure wieder zuführten. Wirklich stiegen sie an Bord und legten – drei gebundene, geknebelte und geschnürte Schweine nieder.

Surville fand diesen Scherz, wenn es einer sein sollte, sehr am unrechten Platze; erzürnt jagte er die Eingeborenen fort, welche in ihre Piroggen sprangen und auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Vierundzwanzig Stunden später verließ die „ST.JEAN BAPTISTE“ die Bashers und führte als Ersatz der Deserteure drei gefangene Indianer mit weg.

Nach langer, südöstlicher Fahrt entdeckte man am 7. Oktober Land unter 6° 56' südlicher Breite und 151° 30' östlicher Länge von Paris, dem man den Namen „Insel de la Première-Vue“ beilegte.

„Bis zum 13. Oktober segelte man längs der Küste desselben hin, an welchem Tage man einen, gegen alle Winde geschützten, von einer Menge kleiner Inseln gebildeten Hafen auffand, der den Namen „Port Praslin“ erhielt; dieser liegt unter 7° 25' südlicher Breite und 151° 55' östlicher Länge von Paris.“

Beim Einfahren in diesen Hafen bemerkten die Franzosen einige mit Lanzen bewaffnete Indianer, welche eine Art Schild auf dem Rücken trugen. Bald wurde die „ST.JEAN BAPTISTE“ von vielen Piroggen mit einer Menge Eingeborener umringt, die nichts Gutes im Schilde zu führen schienen, doch gelang es, sie von Feindseligkeiten abzuhalten. Etwa dreißig der Kühnsten kletterten an Bord und betrachteten mit großer Aufmerksamkeit alles, was sie hier fanden. Diesem Beispiel wollten darauf so viele andere folgen, dass man Mühe hatte, sich ihrer zu erwehren, um bei dem durch Krankheit stark verminderten Bestand an Mannschaft nicht eine zu große Anzahl Eingeborener auf einmal zuzulassen.

Trotz des ihnen zuteil gewordenen freundlichen Empfanges schienen sich die Wilden doch nicht für sicher zu halten, wenigstens legten sie durch ihr Verhalten stets ein entschiedenes Misstrauen an den Tag. Bei der geringsten unerwarteten Bewegung auf dem Schiffe sprangen sie in ihre Piroggen oder unmittelbar ins Meer. Nur ein Einziger trat etwas vertrauensvoller auf. Surville ließ ihm einige Geschenke überreichen. Der Indianer stattete seine Erkenntlichkeit dafür dadurch ab, dass er durch Gebärden eine Stelle im Grunde der Bai bezeichnete, wo man Wasser finden könne.

Der Kommandant gab daraufhin Befehl, die Boote klar zu machen, deren Führung er seinem zweiten Offizier, Namens Labbé, anvertraute.

„Die Wilden schienen nur auf die Abfahrt der Boote vom Schiffe zu warten“, sagt Fleurieu in seinen „Entdeckungen der Franzosen“, „denn jene hatten kaum abgestoßen, als ihnen auch schon alle Piroggen nachfolgten. Eine der letzteren schien die übrigen zu führen; es war diejenige, in welcher sich der Indianer befand, der Surville über die Lage eines Wasserplatzes unterrichtete. Im Hinterteile derselben stand ein Mann aufrecht mit belaubten Zweigen in den Händen, die er in Kopfhöhe hielt und taktmäßig hin und her schwenkte. In der Mitte der nämlichen Pirogge stand auch noch ein junger Mann, gestützt auf einen langen Spieß, mit ruhig-ernster Würde aufrecht. Seine Ohren und Nasenscheidewand waren mit roten Blumen geschmückt und das Haar weiß gepudert.“

Gewisse auffällige Bewegungen erweckten indes bald den Verdacht der Franzosen, welche sahen, dass sie in eine Art Sackgasse gelockt werden sollten, in der sich, den Versicherungen der Wilden nach, ein Süßwasserquell befände. Trotz des Drängens der Eingeborenen hütete sich Labbé doch, seine Boote bei nur zwei bis drei Fuß Wasser über schlammigem Grunde weiter vorwärts gehen zu lassen. Er sendete zur näheren Untersuchung vielmehr nur einen Korporal mit vier Mann voraus. Diese kehrten sehr bald mit der Meldung zurück, dass sie statt der vorgeblichen Quelle nur einen Morast gefunden hätten, in dem man bis zum Gürtel einsinke. Offenbar planten die Wilden also einen Verrat. Labbé ließ sie jedoch nicht merken, dass er ihre Absicht durchschaut habe, sondern begehrte von ihnen nur die Nachweisung eines Wasserplatzes.

Die Eingeborenen führten die Boote hierauf nach einer drei Meilen entfernten Stelle, von der aus man die Schiffe nicht sehen konnte. Noch einmal wurde der Korporal mit einigen Leuten an das Land gesendet; er fand daselbst aber eine sehr dürftige Quelle, die kaum zur Stillung des Durstes für ihn und seine wenigen Begleiter ausreichte. Während seiner Abwesenheit versuchten die Eingeborenen auf jede Weise, Labbé zum Betreten des Landes zu bewegen, indem sie auf den Überfluss an Kokosnüssen und anderen Früchten hinwiesen, während sie sich sogar des Stoggers oder Bootshakens der Schaluppe zu bemächtigen suchten.

„Über 250 Insulaner, heißt es in dem Berichte, ausgerüstet mit Lanzen von sechs bis sieben Fuß Länge, mit hölzernen Keulen, Bogen und Steinen versehen, manche davon durch Schilde gedeckt, waren am Strande versammelt und beobachteten die Bewegungen der Boote. Als das kleine, aus fünf Mann bestehende Detachement wieder vom Ufer abstoßen wollte, sprangen die Wilden auf dasselbe zu, verwundeten einen Soldaten durch Keulenschläge, den Korporal durch einen Lanzenstich und die anderen auf verschiedene Weise. Labbé selbst trafen zwei Pfeile in die Schenkel und ein Stein an den Fuß. Jetzt gab man Feuer auf die Verräter. Schon die erste Salve machte sie erstarren, vorzüglich weil die in ganz kurzer Entfernung abgegebenen Schüsse eine verheerende Wirkung hervorbrachten. Dadurch gewann man Zeit, ein zweites Mal zu laden und zu feuern, wodurch die Gegner in die Flucht getrieben wurden und wobei sie der Tod ihres Häuptlings noch mehr zur Eile zu drängen schien. Labbé selbst hatte diesen nämlich daraus erkannt, dass er von den Kriegern getrennt stand, die Hände gen Himmel erhob und wie zur Anfeuerung der Krieger an seine Brust schlug; Labbé zielte und streckte ihn durch einen glücklichen Schuss nieder. Die Wilden schleppten ihre Verwundeten mit hinweg, ließen aber zwischen dreißig und vierzig Tote am Platze. Jetzt gingen die Franzosen ans Land, sammelten die da und dort verstreuten Waffen der Feinde, verbrannten die vorgefundenen Piroggen und nahmen nur eine derselben im Schlepptau mit.“

Surville wünschte indessen lebhaft, einen Eingeborenen in seine Gewalt zu bringen der ihm als Führer dienen und, nach gewonnener Einsicht in die Überlegenheit europäischer Waffen, seine Landsleute bestimmen könnte, gegen die Franzosen nichts weiter zu unternehmen. Zur Erreichung dieses Zweckes verfiel er auf ein etwas ungewöhnliches Mittel. Er besetzte nämlich die angebrachte Pirogge mit zwei Neger-Matrosen, denen man die Köpfe weiß gepudert und eine Kleidung angelegt hatte, welche die Eingeborenen leicht irreführen musste.

Wirklich ruderte bald eine Pirogge auf die „ST.JEAN BAPTISTE“ zu, deren Insassen sich, als sie zwei der Ihrigen scheinbar im Tauschhandel mit dem Schiffe sahen, nur noch argloser näherten. Als die Franzosen das Gelingen ihres Planes gesichert glaubten, schickten sie zwei Boote zum Einfangen der Wilden ab. Diese witterten Unheil und entflohen, wobei sie bald offenbar an Distanz gewannen, so dass ihre Verfolger sich entschlossen, zu feuern, um sie zum Anhalten zu zwingen. Einer der Eingeborenen fiel auf der Stelle und brachte die Pirogge, als er ins Wasser stürzte, zum Kentern, während der andere, ein Bursche von vierzehn bis fünfzehn Jahren, schwimmend den Strand zu erreichen suchte.

„Endlich erhascht, verteidigte er sich heldenmütig und verwundete noch die mit den Zähnen, welche ihn zu bändigen suchten. An Händen und Füßen gebunden, brachte man ihn nach dem Schiffe. Hier stellte er sich eine volle Stunde lang tot; als man ihn aber aufrecht hinsetzte und er, seiner Rolle getreu, sofort umfiel, bemerkte man recht wohl seine Bemühung, mit der Schulter eher als mit dem Kopfe auf das Verdeck aufzuschlagen. Als er seiner Rolle müde wurde, öffnete er die Augen, und verlangte, da er die Mannschaft essen sah, nach Schiffszwieback, den er, seinen ausdrucksvollen Zeichen nach, mit größtem Appetit verzehrte. Aber auch jetzt sorgte man dafür, ihn soweit gefesselt zu halten, dass er nicht unversehens ins Meer springen konnte.“

Im Laufe der Nacht war man genötigt, die andrängenden Piroggen, welche das Schiff überrumpeln wollten, mit Gewehrschüssen zu vertreiben. Am folgenden Tage nahm man den jungen Eingeborenen mit in ein Boot und brachte ihn nach einem Eilande, das seitdem den Namen „Insel de l'Aiguade“ erhielt. Kaum hatte jener das Land betreten, als man noch rechtzeitig bemerkte, dass es ihm gelungen war, seine Fesseln mit einer scharfrandigen Muschelschale fast vollständig zu zerschneiden.

Der junge Wilde wurde später auf einem anderen Wege wieder nach dem Ufer des Meeres geführt, warf sich aber, als er bemerkte, dass man ihn wieder mit einschiffen wollte, zu Boden und wälzte sich heulend und die Zähne in den Sand eindrückend umher.

Die Matrosen entdeckten nach mancher vergeblichen Bemühung eine reichliche Quelle, an der sie Wasser fassen und Holz holen konnten. Ein in der Nähe stehender Baum, den man fällte, schien geeignet zum Färben, denn Meerwasser nahm von ihm eine blutrote Farbe an. Man kochte versuchsweise dessen Rinde aus, und auch Baumwolle, welche in den Absud getaucht wurde, färbte sich darin schön rot.

Etwas Palmenkohl, sehr schmackhafte Austern und andere genießbare Muscheln lieferten der Mannschaft recht wertvolle Nahrungsmittel. Auf der „ST.JEAN BAPTISTE“ befanden sich eben ziemlich viele Skorbut-Kranke. Surville hatte gehofft, dass diese Rast ihre Wiederherstellung beschleunigen sollte; der sechs volle Tage anhaltende starke Regen verschlimmerte dagegen deren Zustand eher noch weiter, so dass drei derselben vor der Wiederabfahrt mit Tode abgingen.

Der Ankerplatz erhielt den Namen der „Praslin-Hafen“, und die große Insel oder der Archipel, zu dem er gehört, wegen der Falschheit der Bewohner den des „Landes der Arsaciden“.

„Der Praslin-Hafen“, sagt Fleurieu, würde einer der besten der Welt sein, wenn er nur einen günstigeren Ankergrund besäße. Er ist fast kreisrund, mindestens wenn man ihm die von der Haltestelle der „ST.JEAN BAPTISTE“ aus sichtbaren Inseln hinzurechnet... Der bösartige Charakter der Stämme, welche in dieser Gegend hausen, gestattete es leider nicht, in das Landesinnere etwas weiter vorzudringen, so dass sich die Beschreibung auf die Strecken längs der Seeküste beschränken muss. Angebauten Boden fand man nirgends, weder am Strande, den die Boote bis zum Grunde des Hafens passierten, noch auf der, mehrfach in ihrer ganzen Ausdehnung untersuchten Insel de l'Aiguade.“

Das sind die ganzen, ziemlich oberflächlichen Nachrichten, welche Surville teils selbst sammelte und teils durch seine Leute erhielt. Vervollständigt wurden dieselben nach manchen Seiten durch den gefangenen jungen Eingeborenen, namens Lova-Salega, der sich für die Erlernung einer fremden Sprache sehr gut veranlagt erwies.

Nach den Aussagen desselben erzeugte die Insel viel Palmenkohl, Kokosnüsse und verschiedene Mandelfrüchte; ebenso gediehen daselbst der wilde Kaffeebaum, der Ebenholzbaum, der „Tacamaca“, nebst anderen harz- resp. gummireichen Baumarten, ferner die Banane, das Zuckerrohr, die Yamswurzel, der Anis, und endlich eine, von den Urbewohnern „Binao“ genannte Pflanze, deren Früchte bei denselben die Stelle des Brotes vertraten. In den Wäldern lebten ganze Schwärme von Kakadus, Lauris, Holztauben und Amseln, letztere etwas größer als unsere europäische Gattung. In sumpfigen Niederungen tummelten sich Curlis, See-Lerchen, verschiedene Schnepfenarten und Enten umher. An Vierfüßlern ernährte die Insel dagegen nur Ziegen und halbwilde Schweine.

„Die Bewohner des Praslin-Hafens“, sagt Fleurieu auf Grund handschriftlicher Mitteilungen, sind von mittlerer Größe, aber muskulös und stark. Sie scheinen – wohl zu beachten! – nicht ein und desselben Ursprungs zu sein, da die einen vollkommen schwarze, andere kupferbraune Hautfarbe haben. Das Haar der ersteren ist kraus, aber fein und weich, die Stirn niedrig, die Augen liegen etwas tief und das Gesicht läuft nach unten spitzig aus mit nur schwachem Bartwuchs am Kinn; ihre ganze Erscheinung trägt den Stempel der Wildheit. Viele der Kupferfarbigen haben dagegen schlichtes Haar, das sie rings um den Kopf bis in die Höhe der Ohren zu verschneiden pflegen. Doch tragen es einige kurzgeschoren wie ein eng anliegendes Käppchen auf dem Scheitel, während sie sich rings um diese Stelle mit einem zugeschärften Steine zu scheeren lieben und darunter nur einen zollbreiten Kreis von Haaren stehen lassen. Haar und Augenbrauen pudern sie sich übrigens mit einer Art Kalkmehl, so dass diese fast gelbgefärbt erscheinen.“

Männer und Weiber gehen vollkommen nackt, doch macht diese Sitte bei weitem nicht den abstoßenden Eindruck, als wenn etwa ein Europäer unbekleidet umherliefe, denn Gesicht, Arme und überhaupt fast alle Theile des Körpers werden tätowiert mit allerlei Zeichnungen, die nicht selten einen eigentümlichen Geschmack Verraten. Die Ohren durchbohren sie ebenso wie die Nasenscheidewand, deren Knorpel unter dem Gewichte der daran gehängten Gegenstände häufig über die Oberlippe herabgezogen erscheint.

Der gebräuchlichste Schmuck der Einwohner des Praslin-Hafens besteht in einem Rosenkranz aus Menschenzähnen. Man schloss schon daraus auf die unter ihnen herrschende Sitte der Anthropophagie, obwohl dieselbe Mode häufiger bei Völkerschaften angetroffen wurde, welche dem Kannibalismus bestimmt nicht huldigten; Lova's verlegene Antworten aber, als man ihn wegen eines halb gerösteten Menschenkopfes fragte, den Bougainville seiner Zeit auf der Insel Choiseul fand, lassen über das Vorkommen dieses abscheulichen Gebrauches leider keinen Zweifel.

Am 21. Oktober, das heißt nach neuntägigem Aufenthalte, verließ die „ST.JEAN BAPTISTE“ den Praslin-Hafen. Während der nächstfolgenden Tage blieb stets ein hohes, gebirgiges Land in Sicht. Am 2. November entdeckte Surville eine Insel, welche den Namen „Insel der Widerwärtigkeiten“ erhielt, weil hier ungünstige Winde drei volle Tage lang die Fahrt des Schiffes hemmten.

Diese Insel bot einen herrlichen Anblick. Sie war sorgsam angebaut und wahrscheinlich stark bevölkert, wenigstens nach der großen Menge Piroggen zu urteilen, welche die „ST.JEAN BAPTISTE“ unaufhörlich umschwärmten.

Die Eingeborenen konnte man nur mit Mühe dazu bewegen, an Bord zu kommen. Endlich kletterte ein Häuptling derselben auf das Deck. Da war es seine erste Sorge, sich die Koppelriemen eines Matrosen anzueignen, zu deren Rückgabe er sich nur schwierig verstand. Darauf lief er nach dem Hinterteil des Schiffes und holte die weiße Flagge herab, welche ihm besonders zu gefallen schien. Auch diese vermochte man ihm nur mit Mühe wieder zu entwinden. Endlich erkletterte er den Mastkorb des Besans, betrachtete von dem erhöhten Standpunkte aus das ganze Schiff und sprang, als er wieder herabgestiegen, lustig umher; dann wendete er sich an seine, in den Piroggen zurückgebliebenen Stammesgenossen und lud diese durch Worte und sonderbare, aber bezeichnende Gebärden ein, ihm nachzufolgen.

Ein Dutzend derselben entschlossen sich zu dem Wagstücke. Diese ähnelten zwar den Bewohnern des Praslin-Hafens, redeten aber eine andere Sprache und konnten sich Lova-Salega nicht verständlich machen. An Bord verweilten sie nicht lange; denn als der eine erhaschte Flasche ins Meer geworfen und der Kommandant seine Missbilligung darüber zu erkennen gegeben hatte, beeilten sich alle, wieder in ihre Piroggen zu gelangen.

Das Bild des Landes erschien so lachend und die Skorbutischen bedurften einer Erholung so dringend, dass Surville eine Schaluppe ans Ufer sendete, um zu sehen, wie sich die Bewohner dabei benehmen würden.

Kaum war die Schaluppe abgestoßen, als sie auch schon von mehreren, mit Bewaffneten bemannten Booten umringt wurde, so dass es, um schlimmeren Kämpfen vorzubeugen, notwendig wurde, die Angreifenden mittelst einiger Flintenschüsse zu vertreiben. Während der Nacht versuchte eine ganze Flottille, sich nach der „ST.JEAN BAPTISTE“ heranzuschleichen; geleitet von einem gewissen Gefühle von Menschlichkeit, wartete Surville jedoch nicht, bis die Eingeborenen ganz nahe herankamen, sondern jagte sie durch eine zeitig abgegebene Kartätschenladung in die Flucht.

Da sich eine Landung als ganz untunlich erwies, stach Surville wieder in See und entdeckte nun nacheinander die Inseln der drei Schwestern, des Golfes und die der Errettung, die letzten der Gruppe.

Der Archipel, durch den Surville kam, war kein anderer als der der Salomons-Inseln, deren erste Entdeckung durch Mendana wir schon früher geschildert haben. Der geschickte Seemann hatte 140 Meilen Küste sorgfältig aufgenommen und in die Karten eingetragen, außerdem auch noch eine Reihe von vierzehn sehr interessanten Ansichten der Uferlandschaften geliefert.

Um jeden Preis musste nun Surville aber, wenn er seine Mannschaft nicht dezimiert sehen wollte, ein Land zu erreichen suchen, wo er seine Kranken ausschiffen und ihnen frische Nahrungsmittel zukommen lassen konnte. Er entschloss sich also, dafür nach Neuseeland zu segeln, das seit Tasman noch niemand wieder besucht hatte.

Am 12. Dezember 1769 bekam Surville unter 35° 37' südlicher Breite dessen Küsten in Sicht und ging fünf Tage später in einer von ihm „Bai Lauriston“ genannten Bucht vor Anker. In deren Grunde befand sich noch ein kleinerer Landeinschnitt, der zu Ehren eines der Gönner und Beförderer der Expedition den Namen „Chevalier“ erhielt. Wir bemerken hierbei, dass Kapitän Cook, seit Anfang Oktober mit der Erforschung dieses Landes beschäftigt, einige Tage vor der Lauriston-Bai verweilte, ohne das französische Schiff wahrzunehmen.

Während der Rast in der Chevalier-Bucht wurde Surville von einem furchtbaren Sturme befallen, der ihm den Untergang drohte; die Matrosen vertrauten aber so sicher auf seine seemännische Erfahrung, dass sie nicht einen Augenblick den Kopf verloren und alle Befehle ihres Kapitäns mit bewundernswerter Kaltblütigkeit ausführten, deren einzige Zeugen leider nur die Neuseeländer waren.

Die Schaluppe, welche die Kranken ans Ufer beförderte, gewann nicht einmal die Zeit, zum Schiffe zurückzukehren, als das Unwetter losbrach, das dieselbe in eine andere, die später so genannte „Bucht der Zuflucht“ hineintrieb. Matrosen und Kranke fanden eine sehr wohlwollende Aufnahme bei einem Häuptling namens Naginui, der ihnen seine Hütte überließ und sie mit allen, während ihres Aufenthaltes nur beizutreibenden Erfrischungen fast überhäufte.

Eine der hinter der „ST.JEAN BAPTISTE“ geschleppten Pinassen wurde von den Wogen entführt. Surville bemerkte, dass sie in der Bucht der Zuflucht gestrandet war. Als er sie wieder holen lassen wollte, fand sich davon nur noch eine Leine derselben; das Boot hatten die Eingeborenen heimlich weggeschafft. Umsonst suchte man darnach längs des Ufers; keine Spur desselben fand sich wieder. Surville gedachte diesen Diebstahl nicht unbestraft hingehen zu lassen; er veranlasste also einige neben ihren Piroggen stehende Indianer, zu ihm zu kommen. Der Eine derselben, der wirklich herbeilief, ward ergriffen und an Bord gebracht. Die Anderen retteten sich durch die Flucht.

„Man bemächtigte sich einer Pirogge“, sagt Crozet, „verbrannte die übrigen, legte Feuer an die Wohnhütten und begab sich wieder auf das Schiff zurück. Der eingefangene Indianer wurde von dem Arzte als der Häuptling wiedererkannt, der ihnen während des Sturmes so edelmütige Hilfe geleistet hatte; es war der unglückliche Naginui, der nach seinen so erfolgreichen Liebesdiensten gewiss nicht im Geringsten glaubte, eine solche Behandlung zu erfahren, als er Surville's einladenden Zeichen Folge gab.“

Nahe der Insel Juan Fernandez ging derselbe am 14. März 1770 mit Tode ab.

Die Beobachtungen des französischen Seefahrers über Bewohner und Erzeugnisse Neuseelands übergehen wir hier mit Stillschweigen, weil sie mit denen Cook's vollkommen übereinstimmen.

In der Überzeugung, dass er sich auch hier die notwendigen Lebensmittel nicht werde beschaffen können, lichtete Surville nach einigen Tagen aufs Neue die Anker und hielt einen Kurs zwischen dem 27. und 28. Grade südlicher Breite ein; der Skorbut aber, der tagtäglich neue Verheerungen anrichtete, nötigte ihn nun, so schnell als möglich Peru aufzusuchen. Er erblickte dessen Küste zuerst am 5. April 1770, und ging drei Tage später, vor der Barre von Chilca, am Einlaufe nach Callao vor Anker.

In seinem Eifer, an das Land zu kommen und für seine Kranken Hilfe zu suchen, entsendete Surville niemanden zur Begrüßung des Statthalters. Unglücklicherweise wurde sein Boot von den an der Barre sich brechenden Wellen umgeschlagen, und nur ein einziger Matrose daraus vermochte sich zu retten. Surville und alle Übrigen ertranken.

So fand der erfahrene und geschickte Seemann viel zu früh für die Wissenschaft und sein Vaterland, denen er gewiss noch ersprießliche Dienste geleistet hätte, ein trauriges Ende. Die „ST.JEAN BAPTISTE“ wurde vor Lima durch die unendlichen Zollplackereien der Spanier „drei volle Jahre“ zurückbehalten. Die Führung derselben übernahm Labbé, der sie am 23. August 1773 nach Lorient zurückbrachte. –

Ludwig Anton de Bougainville

Wie wir schon früher erzählten, hatte Bougainville einen Tahitier, namens Auturu, nach Europa mitgenommen. Als dieser den Wunsch zu erkennen gab, nach seiner Heimat zurückzukehren, sendete ihn die französische Regierung nach Isle de France mit dem Auftrage an die Verwaltungsbehörde dieser Kolonie, ihm die Rückkehr nach Tahiti tunlichst zu erleichtern.

Ein Offizier der Kriegsmarine, Marion-Dufresne, ergriff begierig diese Gelegenheit, Poivre, dem Intendanten der Inseln de France und de Bourbon, vorzuschlagen, er erbiete sich, den jungen Auturu auf seine Kosten und auf einem ihm selbst gehörigen Fahrzeuge nach Tahiti zu befördern. Er bat nur darum, dass ein Schiff der Regierung ihm als Begleitung beigegeben und zu den Kosten der ersten Ausrüstung staatlicherseits ein Vorschuss geleistet werden möge.

Nikolaus Thomas Marion-Dufresne, geboren zu St. Malo am 22. Dezember 1729, war sehr jung in die Marine eingetreten. Am 16. Oktober 1746 zum Fregatten-Lieutenant ernannt, bekleidete er jener Zeit die Stellung eines Brander-Kapitäns. Er hatte zwar überall mit Auszeichnung, aber nirgends mit so vielem Glücke gedient als in den Meeren Indiens.

Die Mission, zu deren Ausführung er sich erbot, benutzte er nur als Vorwand zu einer, in den ozeanischen Meeren beabsichtigten Entdeckungsreise. Seine Vorschläge fanden die Billigung Poivre's, eines intelligenten und fortschrittsfreundlichen Beamten, der ihm genaue Instruktionen für die Nachforschungen einhändigte, die er in der südlichen Halbkugel vorhatte. Damals war Cook's Beweis von dem Nichtvorhandensein eines südlichen Festlandes noch nicht bekannt.

Poivre wünschte nun lebhaft, die nördlichen Teile dieses Kontinents entdeckt zu sehen, da er sie für benachbart den französischen Besitzungen hielt und dort ein gemäßigteres Klima anzutreffen hoffte. Ebenso glaubte er, daselbst geeignetes Holz zum Schiffbau und überhaupt viele Hilfsmittel zu finden, die er jetzt mit großen Unkosten aus dem Vaterlande beziehen musste, vielleicht existierte dort auch ein sicherer Hafen zum Schutze für die Schiffe gegen die Orkane, welche die Inseln de France und de Bourbon fast periodisch verheeren. Zufällig hatte auch der Hof eben einen Schiffslieutenant, de Kerguelen, in diese unerforschten Meere auf Entdeckungen ausgeschickt. Marion's Expedition, die einen anderen Weg als jene einschlagen sollte, konnte also der Lösung des größten Problems jener Zeit nur förderlich sein.

Am 18. Oktober 1771 gingen die „MASCARIN“, geführt von Marion und die „MARQUIS DE CASTRIES“, unter dem Befehl des Schiffsfähnrichs Ritter Du Clesmeur, unter Segel. Sie liefen zuerst Bourbon an und nahmen daselbst Auturu auf, der leider den Keim zu den Pocken in sich trug, den er schon auf Isle de France in sich aufgenommen hatte. Da seine Krankheit hier zum Ausbruch kam, musste man Bourbon eiligst verlassen, um die Bevölkerung selbst nicht anzustecken. Die beiden Schiffe begaben sich also nach dem Fort Dauphin an der Küste von Madagaskar, um den Verlauf der Krankheit vor der Landung am Cap abzuwarten, wo noch weiterer Proviant eingenommen werden sollte. Der junge Auturu erlag bald seinen Leiden.

Der Gedanke, nun nach Isle de France zurückzukehren, die Schiffe abzutakeln und die Fahrt aufzugeben, kam Marion gar nicht in den Sinn. Da er sich jetzt nach keiner Seite mehr beschränkt fühlte, fasste er sein eigentliches Ziel, sich durch eine kühne Reise auszuzeichnen, nur desto mehr ins Auge und wusste auch in seinen Leuten den Enthusiasmus, der ihn beseelte, anzufachen.

Er steuerte also nach dem Cap der Guten Hoffnung, wo es binnen wenigen Tagen gelang, den für eine Reise von achtzehn Monaten erforderlichen Proviant herbeizuschaffen.

Cap der Guten Hoffnung

Von hier aus schlug man sofort eine Richtung nach den von Bouvet de Lozier im Jahre 1739 entdeckten Ländern ein, die man östlich von dem Meridian von Madagaskar zu suchen hatte.

Vom 28. Dezember 1771, an welchem Tage die Schiffe das Cap verließen, bis zum 11. Januar kam etwas Bemerkenswertes auf der Fahrt nicht vor. Man überzeugte sich kurz vorher durch Aufnahme der Breitenposition unter 20° 43' östlicher Länge von Paris, dass man sich (40 bis 41° der Breite) unter der Parallele jener Inseln befinden müsse, welche in Van Keulen's Karten unter den Namen „Dina“ und „Marvezen“ eingetragen sind, während sie auf den französischen Karten fehlten.

Obwohl ganze Schwärme von Landvögeln die Nachbarschaft dieser Inseln zu bestätigen schienen, hielt sich Marion hier doch nicht weiter auf, um das eigentliche Ziel seiner Aufmerksamkeit, die Auffindung des südlichen Kontinents, nicht aus den Augen zu verlieren.

Am 11. Januar, also in der Zeit des Sommers dieser Gegenden, segelte man unter 45° 43' südlicher Breite, nichtsdestoweniger herrschte bei fortwährenden Schneefällen eine ganz empfindliche Kälte. Zwei Tage später entdeckte Marion unter dichtem Nebel, dem ein feiner Sprühregen folgte, ein Land, das sich in der Richtung Westsüdwest zu Ostnordost vier bis fünf Meilen hin ausdehnte. Die Sonde ergab bei vierundzwanzig Faden Tiefe einen grobsandigen, mit Korallen untermischten Grund. Diesem Lande folgte man, bis es hinter den Schiffen lag, das heißt, etwa sechs bis sieben Meilen weit. Es schien sehr hoch und gebirgig zu sein und erhielt den Namen „Land der Hoffnung“, eine Bezeichnung, welche Marion's Sehnsucht, einen südlichen Kontinent zu erreichen, deutlich genug kennzeichnet. Dieselbe Insel taufte Cook übrigens vier Jahre später „Prinz Eduards-Insel“.

Im Norden derselben lag noch ein anderes Land.

„Ich bemerkte, sagt Crozet, der Verfasser der Reisebeschreibung Marion's, als wir neben dieser Insel hinsegelten, an deren nordöstlichem Teile eine geräumige Bucht und dieser gegenüber auf dem Lande eine große Höhle. In der Umgebung der letzteren zeigte sich eine Menge weißlicher Flecken, die man aus der Ferne als von einer Schafherde herrührend ansehen konnte. Bei genügender Zeit hätten wir gegenüber jener Höhle gewiss einen recht guten Ankerplatz gefunden. Ich glaubte daselbst auch einen von den Bergen herabstürzenden Wasserfall zu erkennen. Beim weiteren Umschiffen der Insel fanden wir auch noch drei zu derselben gehörige Eilande, zwei davon innerhalb einer anderen tiefen Einbuchtung der Insel, das dritte an deren nördlichster Spitze. Sie erschien im Übrigen unfruchtbar, sieben bis acht Meilen im Umfange groß, ohne Vegetation und das Ufer gefahrlos. Marion nannte sie die „Insel der Höhle“.

Diese beiden Landstücke liegen unter 45° 45' südlicher Breite und 34° 31' östlich von Paris, einen halben Grad seitwärts von Bouvet's Kurse. Am folgenden Tage nahm man eine etwa sechs Meilen lange, mit Grün bedeckte Küstenstrecke des Landes der Hoffnung näher in Augenschein. Die beschneiten Berggipfel stiegen zu ansehnlicher Höhe empor. Man beschäftigte sich eben mit der Aufsuchung eines geeigneten Ankerplatzes, als die beiden Schiffe während des Sondierens miteinander kollidierten und sich gegenseitig nicht unerheblich beschädigten. Die Ausbesserung derselben nahm drei volle Tage in Anspruch. Das bis dahin ziemlich günstige Wetter schlug nun um, und der Wind wurde heftiger, so dass man genötigt war, unter dem sechsundvierzigsten Breitengrade weiter zu segeln.

Am 24. Januar kam wiederum Land in Sicht.

„Zunächst schien uns dasselbe zwei Inseln zu bilden, sagt Crozet; ich entwarf davon eine Zeichnung von acht Meilen Entfernung aus gesehen; bald erkannte man diese aber als zwei Vorgebirge, welche in der Ferne durch Landmassen verbunden waren. Sie liegen übrigens unter 45° 5' südlicher Breite und 42° östlicher Länge von Paris. Marion nannte sie die „Kalten Inseln“.

Obwohl man während der Nacht nur wenig Weg zurücklegte, konnte man dieselben am nächsten Tage doch nicht wieder auffinden. Da meldete die „CASTRIES“ wieder Land in Sicht, das zehn bis zwölf Meilen im Ostsüdosten von dem Schiffe lag. Ein dichter Nebel aber, der nicht weniger als zwölf Stunden andauerte, der unaufhörliche Regen und die lebhafte, für die unzulänglich bekleidete Mannschaft sehr empfindliche Kälte verhinderten eine weitere Annäherung als auf sechs bis sieben Meilen.

Am nächsten Tage sah man diese Küste noch einmal, ebenso wie ein weiteres Land, das den Namen „Dürre Insel“ erhielt, heutzutage aber als „Insel Crozet“ bekannt ist. Endlich gelang es nun Marion, ein Boot auszusetzen, mit dem er Crozet zur Besitznahme der größeren der beiden Inseln entsendete, welche unter 46° 30' südlicher Breite und 43° östlicher Länge von Paris liegt.

„Marion nannte dieselbe ‚Insel der Besitznahme‘. (Jetzt bezeichnet man sie als ‚Insel Marion‘.) Es war das die sechste Insel, die wir in dieser südlichen Gegend entdeckten... Ich erreichte auf derselben bald eine Anhöhe, von der aus noch Schnee an den Talgeländen zu sehen war; der Erdboden schien ziemlich dürr und nur mit feinem, schwachem Graswuchs bedeckt... Einen Baum oder Strauch konnte ich nirgends wahrnehmen... Diese, der fortwährenden Einwirkung stürmischer Westwinde ausgesetzte Insel scheint, da jene wohl das ganze Jahr über vorherrschen, so gut wie unbewohnbar zu sein. Ich fand hier nur Seewölfe, Pinguine, Captauben, Taucherenten und überhaupt alle jene Vogelarten, welchen man bei Umschiffung des Caps der Guten Hoffnung auf offenem Meere begegnet. Offenbar hatten die Tiere noch nie einen Menschen gesehen, denn sie zeigten sich so wenig scheu, dass man sie mit der Hand fangen konnte. Die weiblichen der Vögel blieben ruhig brütend auf den Eiern sitzen; andere fütterten die Jungen; die Seewölfe sprangen und spielten weiter ohne alle Furcht und als ob wir gar nicht vorhanden wären.“

Marion folgte also dem 46. und 47. Breitengrade mitten durch einen so intensiven Nebel, dass man kaum von einem Ende des Schiffes bis zum anderen sehen konnte und in kurzen Zwischenräumen Kanonenschüsse abfeuern musste, um einander nicht zu verlieren.

Am 2. Februar befanden sich die beiden Fahrzeuge unter 47° 22' östlicher Länge, d.h. 1° 18' von dem Lande entfernt, das die königlichen Fluten, die „FORTUNE“ und „GROS VENTRE“, unter dem Befehle de Kerguelen's und St. Allouarn's am 13. desselben Monats entdeckten. Ohne den der „CASTRIES“ zugestoßenen Unfall hätte Marion jene gewiss hier getroffen.

Als er den 90. Grad östlich von dem Meridiane von Paris erreicht, änderte Marion seinen Kurs und steuerte auf Van-Diemens-Land zu. Die Überfahrt verlief ganz glücklich und die beiden Fahrzeuge gingen in der Friedrich-Heinrichs-Bai vor Anker.

Sofort wurden die Boote klar gemacht, mit denen sich eine starke Abteilung ans Land begab, wo man etwa dreißig Eingeborene antraf, während die Umgebung, nach der Anzahl der beobachteten Feuer oder Rauchsäulen zu urteilen, nur schwach bevölkert sein konnte.

„Die Bewohner des Landes“, sagt Crozet, „zeigten sich sehr entgegenkommend; sie trugen Holz zu einer Art Scheiterhaufen zusammen. Dann boten sie den neuen Ankömmlingen je ein Stück dürres angezündetes Holz an und bedeuteten sie durch Zeichen, den Scheiterhaufen in Brand zu setzen. Ohne den Sinn dieser Zeremonie zu verstehen, tat man doch ihren Willen. Die Wilden zeigten über unsere Ankunft keine besondere Verwunderung und blieben mit ihren Frauen und Kindern ohne weitere Zeichen der Freundschaft oder Feindschaft in unserer Nähe. Männer und Frauen waren von mittlerer Größe; einzelne Frauen trugen ihre Kinder mit Binsenseilen gebunden auf dem Rücken. Die Männer waren alle mit zugespitzten Stangen und einigen Steinen bewaffnet, die uns scharf wie das Eisen der Äxte zu sein schienen.

Wir versuchten sie durch kleine Geschenke zutraulicher zu machen; sie wiesen aber alles, was man ihnen anbot, verächtlich zurück, selbst Eisen, Spiegel, Taschentücher und Leinwandstücke. Man zeigte ihnen darauf mehrere, von den Schiffen herbeigebrachte Hühner und Enten, um begreiflich zu machen, dass man von ihnen kaufen wolle. Sie nahmen zwar die ihnen scheinbar unbekannten Tiere, schleuderten sie aber gleich zornig wieder weg.“

Schon eine Stunde lang bemühte man sich vergeblich, die Freundschaft der Wilden zu gewinnen, als Marion und du Clesmeur ebenfalls ans Land kamen. Auch diesen wurde ein brennendes Stück Holz angeboten, und sie zündeten, in der Überzeugung, damit einen gewünschten Freundschaftsbeweis zu geben, einen anderen kleinen Scheiterhaufen an. Damit täuschten sie sich jedoch gewaltig, denn die Wilden wichen sofort zurück und schleuderten eine Menge Steine über die Franzosen, deren zwei Kommandanten selbst dabei verwundet wurden. Als Antwort feuerte man einige Flintenschüsse auf die Angreifer und schiffte sich wieder ein.

Bei Gelegenheit eines wiederholten Landungsversuches, dem sich die Wilden sehr entschlossen widersetzten, musste man ihren Angriff durch eine Gewehrsalve beantworten, welche mehrere verwundete und einen tötete. Darauf gingen die Leute ans Land und verfolgten die Eingeborenen, die keinen ferneren Widerstand zu leisten wagten.

Jetzt wurden sofort zwei Abteilungen beordert, die eine einen Wasserplatz zu suchen, die andere, um geeignete Bäume zum Ersatz des Mastwerkes der „CASTRIES“ ausfindig zu machen. Sechs Tage vergingen unter fruchtlosem Suchen. Für die Wissenschaft ging diese Zeit jedoch nicht nutzlos verloren, denn man machte hier viele interessante Beobachtungen.

„Aus den beträchtlichen Anhäufungen von Muschelschalen, die sich da und dort fanden“, sagt Crozet, „schlossen wir, dass die gewöhnliche Nahrung der Wilden aus Mies-, Stock-, Chienmuscheln und ähnlichen Schalentieren bestehen möge.“

Erscheint es nicht auffallend, nahe Neuseeland die an den skandinavischen Küsten so gewöhnlichen Haufen von Küchenabfällen (in Dänemark „Kjökkenmöddings“ genannt) wiederzufinden, denen wir auch bei dem Isthmus von Panama begegneten? Ist der Mensch nicht überall derselbe und bestimmen ihn die nämlichen Bedürfnisse nicht stets zu dem nämlichen Verfahren?

Da er sich überzeugte, dass es nur Zeitvergeudung wäre, hier noch länger nach Wasser oder nach geeignetem Holze zu suchen, um die „CASTRIES“ wieder frisch zu bemasten und den Rumpf der „MASCARIN“ auszubessern, der manche undichte Stellen hatte, so segelte Marion am 10. März nach Neuseeland ab, das er erst vierzehn Tage später erreichte.

Entdeckt im Jahre 1642 von Tasman und wiederbesucht von Cook und Surville im Jahre 1772, wurde dieses Land schon allgemach bekannter.

Die beiden Schiffe wollten in der Nähe des Mont Egmont landen, das Ufer war an der betreffenden Stelle aber so steil, dass Marion nach der offenen See zurückkehrte und sich dem Lande erst am 31. März unter 36° 30' der Breite wieder näherte. Er hielt sich nun längs der Küste und segelte trotz widriger Winde an derselben nach Norden hinauf bis zu den Drei-Königs-Inseln. Auch hier gelang es ihm nicht zu landen. Er musste also nach der Hauptinsel zurückkehren und warf nahe beim Cap Maria-Van-Diemen, dem nördlichsten Ausläufer Neuseelands, Anker. Der Meeresgrund erwies sich hier, wie man bald bemerkte, nicht günstig, Marion hielt sich deshalb auch nicht auf und unterbrach seine Fahrt, nach mehreren vergeblichen Versuchen, erst am 11. Mai in der Bai der Inseln Cook's wieder.

Auf einer dieser Inseln, wo sich Wasser und Holz vorfanden, wurden nun Zelte aufgeschlagen und die Kranken, durch eine starke Abteilung Bewaffneter geschützt, darin untergebracht. Die Eingeborenen kamen sofort an Bord, einzelne übernachteten sogar daselbst, und der Tauschhandel begann, erleichtert durch ein tahitisches Wörterbuch, bald im großen Maßstabe.

„Ich bemerkte“, sagt Crozet, „unter den seit den ersten Tagen an Bord gekommenen Wilden zu meinem Erstaunen drei verschiedene Stämme, von denen der eine aller Wahrscheinlichkeit nach der der wirklichen Urbewohner weißen, ins Gelbliche spielenden Teint hatte. Die Zugehörigen dieses Stammes sind die größten der Bewohner; ihr Körper misst gewöhnlich 5 Fuß und 9 bis 10 Zoll, ihre Haare sind glatt und schlicht; andere haben dunklere Hautfarbe, etwas gekräuseltes Haar und geringere Größe; die Kleinsten endlich sind wollhaarige Neger mit breit entwickelter Brust. Die erstgenannten haben sehr wenig, die Neger sehr starken Bartwuchs.“

Die Richtigkeit dieser merkwürdigen Beobachtung sollte später volle Bestätigung finden.

Es erscheint unnütz, sich hier ausführlicher über die Sitten der Neuseeländer, über ihre befestigten Dörfer, von welchen Marion eine sehr eingehende Beschreibung liefert, über Waffen, Bekleidung und Nahrung derselben zu verbreiten, diese Details sind unseren Lesern schon aus den Reisen Cook's u. A. bekannt.

Die Franzosen hatten drei Lagerposten auf dem Lande: den der Kranken auf der Insel Matuaro; einen zweiten auf der Hauptinsel, der als Sammelstelle, Niederlage und als Verbindungsglied für den dritten, nämlich den der Zimmerleute diente, der zwei Meilen weiter, mitten im Walde errichtet war. Verlockt durch das freundschaftliche Benehmen der Wilden, unternahmen einzelne Leute von der Besatzung sehr ausgedehnte Ausflüge in das Landesinnere und hatten sich überall eines wirklich herzlichen Empfanges zu erfreuen. Dadurch nahm das gute Vertrauen so sehr zu, dass Marion, trotz Crozet's Widerspruch, befahl, die ans Land gehenden Schaluppen und Boote nicht mehr zu bewaffnen. Gewiss die unverzeihlichste Unklugheit in einem Lande, wo Tasman die erste Stelle, die er seinerzeit anlief, doch nicht ohne Ursache die „Bai der Mörder“ nannte, und wo Cook Anthropophagen antraf und bald selbst umgebracht worden wäre!

Am 8. Juni ging Marion persönlich ans Land und wurde mit ganz außergewöhnlichen Freundschaftsbezeugungen empfangen. Man rief ihn zum Oberhäuptling des Landes aus, und die Eingeborenen steckten ihm vier weiße Blumen als Zeichen der Souveränität ins Haar. Vier Tage später ging Marion wiederum ans Land, mit zwei jungen Offizieren, de Vaudricourt und Le Houx, einem Volontär, dem Rüstmeister und einigen Matrosen, zusammen siebzehn Mann.

Abends kehrte niemand nach dem Schiffe zurück, ohne dass das jemand beunruhigt hätte, da man die fast aufdringliche Gastfreundschaft der Wilden kannte. Man nahm vielmehr an, Marion werde gleich auf dem Lande geschlafen haben, um am nächsten Tage den Arbeitsplatz der Zimmerleute bequemer besuchen zu können.

Am 13. Juni lief die Schaluppe der „CASTRIES“ aus, um den Tagesbedarf an Holz und Wasser zu holen. Da sah man um neun Uhr einen Mann auf die Schiffe zuschwimmen: man sandte ihm eine Jolle zu Hilfe. Es war einer der Leute aus der Schaluppe, der allein bei der Niedermetzelung seiner Kameraden entkommen war. Er hatte zwei Lanzenstiche in der Seite und verschiedene Spuren erlittener Misshandlung am Körper.

Seiner Erzählung nach erwiesen sich die Eingeborenen bei Annäherung der Schaluppe ebenso freundlich wie immer und trugen sogar die Matrosen, welche sich nicht durchnässen wollten, auf den Schultern ans Ufer. Als letztere sich aber zum Einsammeln von Holz zerstreut hatten, erschienen die Eingeborenen, bewaffnet mit Lanzen, Stöcken und Keulen, in großer Anzahl wieder und stürzten sich je Sechs bis Sieben auf einen Matrosen. Ihn selbst überfielen nur zwei Männer, die ihm einige Lanzenstiche beibrachten, und denen er nur deshalb glücklicherweise entfliehen konnte, weil er sich in der Nähe des Meeres befand, wo ihn ein Gebüsch von weiterer Verfolgung schützte. Von da aus sah er die Hinmordung aller seiner Kameraden mit an. Die Wilden hatten die Leichen sofort der Kleidung beraubt, denselben die Bauchhöhle aufgeschlitzt und begannen sie eben zu zerstückeln, als er geräuschlos sein Versteck verließ und in der Hoffnung, sein Schiff schwimmend wieder zu erreichen, trotz Erschöpfung ins Wasser sprang.

Hatten die sechzehn Mann, welche Marion begleiteten und von denen bis jetzt jede Nachricht fehlte, dasselbe Schicksal erlitten? Das war leider anzunehmen. Jedenfalls galt es jetzt, keine Minute zu verlieren und alles aufzubieten, um die drei Posten auf dem Lande zu retten.

Chevalier du Clesmeur übernahm die Ausführung der nötigen Maßregeln, und nur seiner Energie ist es zu verdanken, dass das Unheil nicht noch größere Dimensionen annahm.

Sofort wurde die Schaluppe der „MASCARIN“ ausgerüstet und zur Aufsuchung der Schaluppe Marion's und dessen Begleitbootes ausgesendet mit dem Auftrag, alle Posten dem entferntesten, wo Masten und Raaen hergestellt wurden, zu Hilfe zu senden. Unterwegs sah man auf dem Ufer, nahe dem Dorfe Tacoury's, die beiden vermissten Boote, umringt und geplündert von Wilden, welche die Matrosen umgebracht hatten.

Ohne sich durch die Wiederwegnahme der Fahrzeuge aufzuhalten, spannte der Offizier alle Kräfte seiner Leute an, um möglichst schnell nach dem Zimmerplatze zu gelangen. Dieser war zum Glück noch von einem Angriffe verschont geblieben. Natürlich wurden die Arbeiten sofort eingestellt, Werkzeuge und Waffen gesammelt, die Flinten scharf geladen und die Gegenstände, welche man nicht mitnehmen konnte, unter den Trümmern der in Brand gesetzten Baracke begraben.

Nun erfolgte der Rückzug mitten durch mehrere Haufen Wilder, die immer die unseligen Worte riefen: „Tacouri mate Marion!“ (Tacouri hat Marion erschlagen!) So zog man zwei Meilen weit hin, ohne dass ein Angriff auf die aus sechzig Mann bestehende Abteilung erfolgt wäre.