Julia Collection Band 26 - Barbara Hannay - E-Book
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Julia Collection Band 26 E-Book

Barbara Hannay

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Beschreibung

SO WEIT DAS LAND, SO GROSS DIE LIEBE von HANNAY, BARBARA
Charity ist einfach zu schön, um wahr zu sein! Kane Mc Kinnon traut seinen Augen kaum, als die hübsche Engländerin auf der Suche nach ihrem Bruder auf seiner Ranch erscheint. Zu gerne will er ihr helfen! Nur wo ihr Bruder ist, sollte sie besser nie erfahren

DAS GLÜCK WARTET IN BRISBANE von HANNAY, BARBARA
Die hübsche Annie McKinnon muss endlich die Outbacks verlassen und ein Blind Date in Brisbane riskieren, um die Liebe ihres Lebens zu finden. Statt ihrer Verabredung empfängt sie allerdings der charmante Theo Grainger. Und der ist leider nur der Onkel ihres Dates …

HAPPY END MIT HINDERNISSEN von HANNAY, BARBARA
So begehrt der attraktive Rancher Reid McKinnon auch ist, eins ist ihm bei seiner dunklen Familiengeschichte klar: Binden wird er sich nie! Nur die anonyme Zeitungskolumnistin "Aunt" hat es ihm angetan. Er ahnt ja nicht, wer die bezaubernde Frau wirklich ist …

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Seitenzahl: 603

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IMPRESSUM

JULIA COLLECTION erscheint monatlich im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag:

Brieffach 8500, 20350 Hamburg

Tel.: 040/347-25852

Fax: 040/347-25991

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Ivonne Senn

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn,

Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg

Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© by Barbara Hannay

Originaltitel: „The Catleman’s English Rose“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Deutsche Erstausgabe 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

in der Reihe: ROMANA, Band 1601

© by Barbara Hannay

Originaltitel: „The Blind Date Surprise“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

in der Reihe: ROMANA, Band 1627

© by Barbara Hannay

Originaltitel: „The Mirrabrook Marriage“

erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

in der Reihe: ROMANA, Band 1631

Fotos: Markus Gann/dreamstime.com_Corbis

Zweite Neuauflage by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

in der Reihe: JULIA COLLECTION, Band 26 (11) 2010

Veröffentlicht im ePub Format in 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN-13: 978-3-86349-473-5

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

JULIA COLLECTION-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY,

TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

CORA Leser- und Nachbestellservice

Haben Sie Fragen? Rufen Sie uns an! Sie erreichen den CORA Leserservice montags bis freitags von 8.00 bis 19.00 Uhr:

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max. 42 Cent/Min. aus dem Mobilfunknetz

www.cora.de

Barbara Hannay

So weit das Land, so groß die Liebe

1. KAPITEL

„Wer ist denn das?“

Die Frau auf dem Hocker neben Kane McKinnon drückte ihm ungeduldig den Schenkel und blickte neugierig zur Tür.

Kane hatte keine Lust, sich umzudrehen. „Wer?“, fragte er nur und trank einen Schluck Bier.

„Na, das Mädchen“, drängte Marsha und zupfte an seiner Jeans.

Natürlich war ihm klar, was sie wollte. Er sollte sich die Person ansehen, die ins Pub von Mirrabrook gekommen war. Trotzdem blickte er weiter in sein Glas.

An einem dermaßen heißen Tag im australischen Outback gab es nichts Wichtigeres als das erste kalte Bier, vor allem nach drei Wochen draußen im Busch beim Vieh. Außerdem störte es Kane, dass Marsha ihn nicht in Ruhe ließ.

Zugegeben, er war schon den ganzen Tag schlecht gelaunt, weil seine kleine Schwester am Morgen eine Bombe hatte platzen lassen.

Kurz nach Tagesanbruch hatte er mit seinem Bruder Reid auf der Southern Cross Farm frühstücken wollen, doch anstatt Steak mit Ei hatten sie nur einen kalten Herd vorgefunden. Und ein Zettel lehnte auf dem Küchentisch an der Zuckerschale.

Zwei Mal hatten sie die Nachricht ihrer kleinen Schwester lesen müssen, bevor sie begriffen, dass Annie für ein oder zwei Wochen fort war, weil sie eine Verabredung mit dem Schicksal hatte. Macht euch um mich keine Sorgen. Mir wird nichts passieren. Ich wohne bei Melissa Browne.

Es sah Annie gar nicht ähnlich, so ganz plötzlich zu verschwinden und ihre Brüder im Stich zu lassen. Natürlich verdiente die Kleine gelegentlich eine Reise in die Großstadt, aber sie wusste doch, dass ihre Brüder für die Zeit ihrer Abwesenheit eine andere Haushälterin finden mussten.

So aber hatte Kane mehrere Stunden verloren, weil er nach Mirrabrook gefahren war und jemanden gesucht hatte, der kurzfristig aushelfen konnte. Zu allem Überfluss hatte er niemanden finden können.

Zumindest hatte es keine ungefährlichen Frauen gegeben, also vernünftige Frauen, die nicht gleich von einem langen weißen Kleid und dem Jawort in der Kirche träumten, wenn sie auf der Southern Cross für die McKinnon-Brüder arbeiteten.

„Ich habe sie noch nie gesehen. Du vielleicht?“ Marsha sprach noch immer von der Frau, die soeben hereingekommen war. Dabei hörte sie sich so verdrossen an, wie Kane sich fühlte.

Er zuckte bloß die Schultern. Marsha sah in jeder Frau eine Konkurrenz. Vielleicht wurden deshalb ihre Shorts immer kürzer und ihr Ausschnitt immer tiefer. Das heutige Top hätte man glatt mit einem Pflaster verwechseln können.

Auch das ärgerte Kane. Auf keinen Fall sollten Frauen sich prüde geben, aber Marshas Geschmack in Sachen Kleidung und ihre Körpersprache deuteten auf schiere Verzweiflung hin. So etwas stieß ihn ab.

„Warum starrt sie dich an?“, zischte Marsha.

„Keine Ahnung.“ Kane seufzte und hoffte inständig, Marsha würde den Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und begreifen, dass er ihre Fragen lästig fand.

„Na, du wirst es gleich herausfinden.“

Marsha glitt vom Hocker und kam ihm so nahe, dass ihr Busen ihn berührte. Jetzt endlich drehte Kane sich um, weil er nun doch sehen wollte, warum sie ein solches Theater machte.

Wow!

Sämtliche sonnengebräunten und Jeans tragenden Stammgäste des Pubs von Mirrabrook starrten den Neuankömmling an, und der Grund dafür lag auf der Hand.

Es fing damit an, dass die Frau ein Kleid trug, ein weiches, sommerlich luftiges und knielanges Kleid in Zitronengelb. Die Haut war weiß wie Milch, und das lange, gewellte Haar ließ Kane an die Farbe eines teuren Brandys denken.

In dieser Kneipe mit leeren Biergläsern, Hockern an hohen Tischen, einem Pooltisch und rauen Outbacktypen wirkte die junge Frau, als wäre sie direkt aus einem altmodischen, romantischen Liebesfilm auf den falschen Set geraten.

Überraschenderweise kam sie direkt auf Kane zu und hielt den Blick aus den grünen Augen zielsicher auf ihn gerichtet. Sofort dachte Kane an Johanna von Orleans, die gegen die Briten in den Kampf zog. Das war eine Frau auf einer Mission.

Nur mit Mühe hielt er sich davon ab, vom Hocker zu rutschen und Haltung anzunehmen. Die rechte Hand, die vom beschlagenen Bierglas feucht war, wischte er verstohlen an der Jeans ab.

„Kane McKinnon?“, fragte sie, blieb vor ihm stehen, nickte Marsha flüchtig zu und reichte ihm die schmale Hand. „Ich bin Charity Denham. Sie kennen meinen Bruder Tim.“

Tim Denhams Schwester! Na, das war vielleicht eine Überraschung. Kane achtete sorgfältig darauf, sich nicht zu verraten, obwohl sie ihn aufmerksam musterte. Ihrem Bruder sah sie zwar nicht sonderlich ähnlich, hatte aber den gleichen gepflegten britischen Akzent.

„Tim Denham?“, erwiderte er. „Sicher kenne ich den.“

Sie gaben sich die Hand.

„Meines Wissens arbeitete Tim für Sie auf der Southern Cross Farm“, fuhr sie fort.

„Richtig. Er war bei einem unserer Teams. Wollen Sie hier Urlaub machen?“

„Nein.“

Sie senkte den Blick und presste die Lippen zusammen, als würde es ihr schwerfallen, weiterzusprechen. Also war der schwungvolle Auftritt nur Fassade gewesen. Dann sah sie ihn wieder an. Ihre Augen hatten das dunkle Grün junger Eukalyptusbaumblätter. Ihre Haut war zart und hell, fast durchscheinend.

„Ich suche meinen Bruder“, erklärte Charity Denham.

„Aus einem bestimmten Grund?“

Die Frage überraschte sie eindeutig, als wäre die Antwort so deutlich erkennbar wie Marshas Dekolleté. „Tim ist verschollen. Mein Vater und ich haben seit über einem Monat nichts mehr von ihm gehört.“

Neben Kane stieß Marsha ein kurzes Lachen aus. „Ein Monat ist doch gar nichts. Tim Denham ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Der hat es nicht nötig, dass seine Schwester um die halbe Welt düst und sich um ihn kümmert.“

„Das ist Marsha“, warf Kane ein.

Die beiden Frauen lächelten einander kühl zu.

„Möchten Sie etwas trinken?“, erkundigte er sich.

„Ja, danke. Eine Zitronenlimonade wäre jetzt sehr angenehm.“

„Ich hole sie Ihnen“, bot Marsha an.

Kane staunte zwar über ihre Bereitwilligkeit, gab ihr jedoch etwas Geld. „Danke, Marsh.“

Während er sein Glas leerte, sagte Marsha zu Charity: „Aber ich besorge Ihnen was Besseres, einen Gin Tonic. Das trinkt ihr englischen Mädchen doch, oder?“

„Oh.“ Charity zögerte kurz. „Nun gut, danke. Bitte nur einen kleinen.“

Marsha ging mit schwingenden Hüften an die Theke, und das englische Mädchen sah ihr nachdenklich hinterher.

„Setzen Sie sich da drauf.“ Kane deutete auf einen Hocker.

Sie schob sich vorsichtig auf den Sitz und hielt die auffallend hellen Hände dezent im Schoß gefaltet. Kane hakte den Absatz des einen Reitstiefels über eine Quersprosse des Hockers und streckte das andere Bein lässig aus.

„Wie haben Sie mich überhaupt aufgespürt?“, fragte er.

„Ich habe mich im Postamt nach dem Weg zur Southern Cross erkundigt, und die Frau dort hat mir gesagt, dass Sie heute in der Stadt sind und ich Sie hier finden würde.“

Das konnte er sich gut vorstellen. In dieser Kleinstadt konnte man sich nicht die Nase putzen, ohne dass es Rhonda im Postamt mitbekam und die Neuigkeit an alle und jeden weitergab.

„Mr. McKinnon.“ Das Mädchen schlug einen entschlossenen Ton an, als wollte es ihn verhören und sich nicht nur nett mit ihm unterhalten. „Sie können mir hoffentlich sagen, wo ich meinen Bruder finde.“

„Machen Sie sich keine Sorgen um ihn. Er kann sehr gut auf sich selbst aufpassen.“

„Aber wir haben seit über einem Monat nichts von ihm gehört, wie ich schon sagte, und Tim weiß doch, dass Vater und ich uns dann um ihn Sorgen machen. Vater ließ ihn auf die Bibel schwören, dass er uns ständig über seinen Aufenthaltsort informiert.“

„Auf die Bibel?“ Kane hatte Schwierigkeiten, seine Überraschung zu verbergen.

„Hat Tim Ihnen nicht erzählt, dass unser Vater Pfarrer von St. Alban in Hollydean ist?“

„Was? Nein.“

„Vater hat Tim den Flug von England nach Australien nur unter der Bedingung bezahlt, dass er mit uns Kontakt hält. Bis vor einem Monat hat er sich regelmäßig bei uns gemeldet, doch seitdem herrscht totale Stille.“

„Sie brauchen sich tatsächlich keine Sorgen zu machen. Es geht ihm gut.“

„Wissen Sie das mit Bestimmtheit?“, fragte sie aufgeregt. „Wissen Sie, wo er ist?“

Kane zuckte zusammen. „Ich wollte nur sagen, dass Tim schwer in Ordnung ist. Er kann auf sich aufpassen.“

„Aber er weiß sehr wenig über Australien.“

„Da unterschätzen Sie Ihren Bruder. Während der Arbeit für mich hat er alles schnell kapiert und sich gut angepasst. Natürlich haben ihn die anderen Jungs wegen seines komischen Akzents ein wenig auf den Arm genommen, aber er ist ein guter Arbeiter und kann ausgezeichnet mit Pferden umgehen.“

„Wohin ist er denn von hier gegangen? Wann ist er abgereist?“

„Er ist vor ungefähr vier oder fünf Wochen abgehauen, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wo er steckt.“

„Sie können nicht, oder Sie wollen nicht?“

Die blitzartige Frage brachte ihn fast aus dem Gleichgewicht, aber eben nur fast. „Ich kann es Ihnen nicht sagen“, erwiderte er entschieden. „Ich weiß nur, dass er die Gegend verlassen hat.“

Charity runzelte leicht die Stirn. „Das kommt mir sonderbar vor. Hat Tim Ihnen gar nichts darüber gesagt, wohin er wollte und was er plante?“

Kane zuckte die Schultern. „Das hier ist ein freies Land.“

Sie atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Offenbar genügte ihr die Auskunft nicht.

„Hier draußen kommen und gehen die Leute, wie es ihnen passt“, verteidigte sich Kane. „So läuft das eben bei uns. Und geht es bei Reisen letztendlich nicht darum, dass man frei ist und alles mitnimmt, was sich einem bietet?“ Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Vielleicht will Ihr Bruder endlich den Rockzipfel loslassen.“

Daraufhin sah sie ihn finster an, entlockte ihm jedoch nur ein Lächeln.

„Einen jungen Kerl wie Tim kann man nicht ewig an die Leine legen“, fügte er hinzu.

„So ungefähr hat sich auch die Polizei ausgedrückt“, sagte sie ungeduldig, „aber damit finde ich mich nicht ab.“

„Dann waren Sie also schon bei der Polizei?“

„Natürlich, in Townsville. Sie haben zwar die Vermisstenmeldung aufgenommen, aber für meinen Geschmack haben sie viel zu wenig Interesse gezeigt. Junge Leute würden ständig als vermisst gemeldet, meinten sie, aber die meisten würden ganz bewusst untertauchen und weglaufen. Ich weiß jedoch, dass Tim das nie machen würde.“

„Wie können Sie sich da so sicher sein?“

Aus ihren grünen Augen traf ihn ein warnender Blick. „Ich kenne meinen Bruder. Schließlich habe ich mich um ihn gekümmert, seit unsere Mutter starb. Damals war er sieben Jahre alt.“

„Für eine dermaßen große Verantwortung waren Sie bestimmt noch sehr jung“, stellte Kane überrascht fest.

„Ich war vierzehn.“

„Jedenfalls haben Sie Ihre Sache gut gemacht.“ Vorsichtshalber wandte er den Blick von ihrem Gesicht ab und sah wieder in sein Bierglas. „Was hat die Polizei sonst noch gesagt?“

Charity seufzte. „Nicht viel. Sie haben Tims Bankkonto überprüft und festgestellt, dass kein Geld abgehoben wurde. Angeblich ist das gut. Dass sein Konto nicht leer geräumt wurde, deutet darauf hin, dass kein Verbrechen vorliegt. Aber wenn Tim selbst auch kein Geld abgeholt hat, könnte es doch einen Unfall gegeben haben. Möglicherweise ist er umgekommen, ohne dass es jemand bemerkt hat.“

„Kein Grund zur Panik“, versicherte Kane beruhigend. „Ich habe ihn in bar bezahlt. Er hatte also genug Geld, als er von hier fortging.“

Marshas Absätze klapperten auf dem Holzboden, als sie an den Tisch kam. Sie stellte die Gläser ab und betrachtete Kane und Charity mit einem säuerlichen Lächeln. Die beiden bedankten sich bei ihr und tranken einen Schluck.

Das Eis in Charitys Glas klickte leise. „Ich weiß, dass ich auf Sie wie eine überängstliche Glucke wirke“, meinte sie seufzend. „Aber ich kann nicht anders. Tim ist sehr jung. Er ist doch erst neunzehn geworden.“

Marsha schnappte überrascht nach Luft. Kane warf ihr einen scharfen Blick zu, um sie am Reden zu hindern.

„Bei uns ist ein Junge mit neunzehn alt genug, um zu wählen, zu trinken und für sein Land zu kämpfen und zu sterben“, sagte er.

„Das mag schon sein“, erwiderte sie, „aber ich will ihn trotzdem unbedingt finden. Wenn Sie mir nicht helfen können, geben Sie mir doch wenigstens einen Tipp, wo ich mit der Suche anfangen soll.“

Kane zuckte die Schultern. „Er kann überall sein.“

„Mehr fällt Ihnen dazu nicht ein?“, fragte sie misstrauisch.

Kane seufzte, weil er sich gleich hätte denken können, dass dieses Mädchen nicht aufgeben würde. „Also, dann hören Sie mir mal zu“, forderte er sie auf und zählte an den Fingern mit. „Ihr Bruder könnte auf einer anderen Farm Arbeit gefunden haben. Er könnte Vieh nach Norden treiben, und dabei müsste er sechs bis acht Wochen im Sattel sitzen. Er könnte oben im Golf angeln oder auf einem Krabbentrawler vor Karumba fahren. Wollen Sie noch mehr hören?“

Er wartete, doch sie antwortete nicht.

„Er könnte bei Croydon Gold suchen oder Saphire bei Annakie. Er könnte aber auch auf Magnetic Island in einer Kneipe an der Theke sitzen und sich mit einem schwedischen Rucksacktouristen unterhalten.“

Je länger die Liste wurde, desto fester biss Charity sich auf die Lippe – eine sehr weich wirkende rosige Lippe, von der Kane den Blick kaum wenden konnte.

Charity schüttelte den Kopf. „Tim mag ja so etwas in der Art machen. Trotzdem hätte er uns anrufen, eine E-Mail schicken oder einen Brief schreiben können.“

„Meiner Meinung nach ist er einfach zu beschäftigt“, behauptete Kane, „oder er ist in einer zu einsamen Gegend.“

Charity ließ die Eiswürfel im Glas kreisen und trank langsam einen Schluck.

„Vertrauen Sie mir“, bat Kane und achtete sorgfältig darauf, dass seine Miene nichts verriet. „Ihrem Bruder geht es gut.“

„Woher wollen Sie das wissen?“

Ungeduldig leerte er sein zweites Glas Bier. „Passen Sie auf. Sie haben hier bei uns nichts verloren. Das ist keine Gegend für Sie. Fahren Sie zurück an die Küste. Sehen Sie sich doch Australien an. Wenn Sie schon hier sind, sollten Sie sich einen schönen Urlaub gönnen. Ich habe Tims Adresse in England, und sobald ich etwas von ihm höre, melde ich mich.“

Ihm war klar, dass es ihr nicht gefallen würde, einfach weggeschickt zu werden. Doch sie hatte ihre Fragen gestellt, er hatte sie beantwortet, und jetzt wollte er, dass sie verschwand.

Zu seiner Überraschung widersprach sie nicht, sondern trank ihren Gin Tonic. „Danke für den Drink. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen, Mr. McKinnon. Nun, da Sie es nicht können, suche ich jemand anderen in der Gegend, der Tim gekannt hat.“

Sie glitt vom Hocker und wirkte leicht unsicher. Wie viel Gin hatte Marsha bloß in den Drink getan?

„Danke für Ihre Mühe“, sagte Charity und hielt Kane die Hand hin.

„Denken Sie an meinen Rat“, bat er. Ihre Hand fühlte sich weich und sehr zart an. „Bleiben Sie nicht hier, sondern kehren Sie an die Küste zurück, und amüsieren Sie sich ein bisschen.“

Charity wandte sich an Marsha, die schlagartig besser gelaunt war. „Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Marsha.“

„Mich auch, Charity“, erwiderte Marsha und winkte zum Abschied.

Hoch erhobenen Hauptes drehte Charity sich um und ging zur Tür. Kane dachte daran, wie entschlossen sie vorhin hereingekommen war, und war alles andere als stolz darauf, dass er sie so einfach abgespeist hatte.

Vielen Dank für nichts, Mr. McKinnon, dachte Charity und ließ sich wütend und enttäuscht im kleinen Vorraum des Pubs auf die dort stehende Holzbank sinken.

Sie hatte den weiten Weg auf sich genommen und inständig auf Kane McKinnons Hilfe gesetzt. Aber er hatte ihr lediglich geraten, aus der Gegend zu verschwinden.

Etwas an ihm hatte sie gestört, eine gewisse Geheimniskrämerei. War er von Natur aus zurückhaltend, oder verschanzte er sich hinter einer Mauer, weil er etwas zu verbergen hatte? Charity wurde das Gefühl nicht los, dass er ihr keinen Rat, sondern eine Warnung hatte zukommen lassen. Vielleicht waren seine Worte sogar als Drohung zu verstehen.

An wen sollte sie sich nun wenden, da Kane McKinnon ihr nicht helfen wollte? Bei der Polizei hatte sie so gut wie nichts erreicht, und sie kannte doch niemanden. Sie war in einem Land, das so riesig und fremdartig wie der Mond war, und sie hatte keine Ahnung, was sie unternehmen sollte.

Kane McKinnon hatte ihr einzureden versucht, Tim wäre dermaßen mit angenehmen Dingen beschäftigt, dass er einfach vergessen hatte, sich bei seiner Familie zu melden. Stimmte das? Hatte sie von ihrem Bruder zu viel erwartet? Vielleicht hatte sich der Junge Hals über Kopf verliebt. Das war zwar möglich, erklärte aber letztlich nicht sein Schweigen.

„Ihr Tim war ein feiner Kerl.“

Überrascht blickte Charity zu Marsha hoch. „Ach, hallo.“

„Er war ein richtiger Gentleman“, sagte Marsha und kam näher. Ihre silbernen Ohrringe klimperten leise, wenn sie sich bewegte.

„Haben Sie Tim gut gekannt?“

„Gut genug.“ Marsha betrachtete sie mitfühlend und setzte sich zu ihr. „Um ehrlich zu sein, ist Kane meiner Meinung nach reichlich rau mit Ihnen umgesprungen. Immerhin sind Sie sehr weit gereist, und Sie kennen hier keine Menschenseele.“

Charity traute ihren Ohren nicht. Damit hatte sie nicht gerechnet.

„Kommen Sie doch mit mir“, fuhr Marsha fort, „dann unterhalten wir uns von Frau zu Frau über Ihr Problem.“

Marsha unterschied sich wie Tag und Nacht von den Frauen, mit denen Charity befreundet war, und Kanes Freundin war der letzte Mensch, von dem sie Hilfe erwartet hätte. Sie nahm zumindest an, dass Marsha und Kane McKinnon ein Paar waren. Andererseits hatte er bestimmt viele Freundinnen. Sicher fanden ihn die meisten Frauen höchst attraktiv mit reinen leuchtend blauen Augen und dem muskulösen, schlanken Körper.

„Wir könnten im Biergarten etwas trinken“, schlug Marsha lächelnd vor.

„Ja, vielen Dank.“ Es wäre dumm gewesen, abzulehnen. Charity stand auf und folgte Marsha durch eine Seitentür in einen hübschen, schattigen Innenhof, der mit schwarzen und weißen Fliesen gekachelt war. Eine Pergola mit wildem Wein schützte vor der Sonnenhitze, und Hängekörbe mit Farnen schirmten den Hof nach außen hin ab.

„Hier draußen haben wir Ruhe“, sagte Marsha mit einem Blick zu einem Paar, das weiter hinten an einem Tisch saß. Sonst waren keine Gäste da.

„Hübsch ist das hier.“

„Setzen Sie sich schon, ich hole uns noch was zu trinken.“

„Lassen Sie mich bezahlen“, bat Charity und zog das Portemonnaie aus der Handtasche.

Marsha winkte jedoch ab. „Sie übernehmen die nächste Runde“, meinte sie lächelnd.

Charity glaubte nicht, dass sie noch eine dritte Runde schaffen würde. Schon der erste Drink hatte ziemlich stark gewirkt, doch bevor sie etwas sagen konnte, war ihre neue Bekannte bereits verschwunden.

Marsha kam bald zurück und stieß mit Charity an. „Cheers!“

„Cheers.“ Charity trank nur einen kleinen Schluck. „Arbeiten Sie in Mirrabrook?“

„Aber ja. Ich habe meinen eigenen Friseursalon und viele Kunden. Die meisten Tage sind sehr anstrengend.“

„Dann müssen Sie gut sein.“ Nach dem nächsten Schluck stellte Charity das Glas auf den Tisch. „Möchten Sie mir vielleicht etwas über Tim sagen?“

Die silbernen Ohrringe klimperten, als Marsha sich zu ihr beugte. „Also, nur unter uns“, sagte sie gedämpft, „ich mache mir um den lieben Jungen Sorgen. Tim hat nämlich versprochen, mich an meinem Geburtstag zu besuchen, ist dann aber nicht aufgetaucht.“

„Er wollte Sie besuchen?“, fragte Charity leicht geschockt und trank einen ordentlichen Schluck.

„Überrascht Sie das?“, erwiderte Marsha amüsiert.

„Ich … nun ja … also, ein wenig.“ Charity konnte sich nicht vorstellen, warum Tim Marsha hätte besuchen sollen – sie wollte es sich nicht vorstellen.

„Ich verstehe einfach nicht, wieso er verschwunden ist“, fuhr Marsha fort.

„Dann glauben Sie also, dass ihm etwas zugestoßen ist?“

Marsha runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht, aber ich helfe Ihnen gern bei der Suche.“

„Das ist sehr freundlich von Ihnen.“ Mittlerweile war Charity überzeugt, dass sie diese Frau falsch eingeschätzt und voreilige Schlüsse gezogen hatte.

Lächelnd griff Marsha nach ihrer Hand und drückte sie. „Trinken Sie aus! Uns Frauen fällt bestimmt was ein.“

2. KAPITEL

Charity suchte überall nach Tim.

Verzweifelt lief sie durchs Pfarrhaus, sah in jedem Zimmer nach und warf einen Blick unter jedes Bett und in jeden Schrank. Als das nichts half, hetzte sie auf den Dachboden und wieder nach unten in die Küche und in die Speisekammer. Zuletzt blieb ihr nur noch das Arbeitszimmer, obwohl sie ziemlich sicher war, dass ihr kleiner Bruder sich niemals unerlaubt in den Raum wagte, in dem ihr Vater die Predigten schrieb.

Tim war auch dort nicht.

Draußen tobte ein Unwetter. Der Sturm rüttelte an den Fenstern. Zweige schlugen gegen das Dach.

Charity starrte ängstlich durchs Fenster in die schwarze Nacht hinaus und blickte zu den bleiverglasten Fenstern von St. Alban hinüber, die wie Edelsteine im dichten Regen leuchteten.

Hastig griff sie nach dem Regenmantel und wagte sich ins Freie. Vergeblich rief sie nach Tim. Der Sturm riss den Klang ihrer Stimme mit sich. Da sie vergessen hatte, eine Taschenlampe mitzunehmen, musste sie sich blindlings vorantasten.

Tim, wo bist du?, schoss es ihr durch den Kopf. Die Angst brachte sie fast um.

Plötzlich fiel ihr die Antwort ein. Er war auf dem Friedhof.

Blitze wiesen ihr den Weg durch die Nacht. Zitternd vor Angst lief sie an der Kirche vorbei, wagte sich zwischen die Grabsteine und verbannte alle Gedanken an Geister.

Sie fand Tim. Er kauerte auf dem Grab ihrer Mutter, ein kleiner, hilfloser Junge von sieben Jahren, der sich an einen kalten Marmorstein klammerte. Das schwarze Haar klebte ihm am Kopf, der Pyjama war klatschnass.

Das Herz brach ihr fast, als sie ihn in die Arme nahm. Er hielt sich an ihr fest, feucht und schlüpfrig wie ein Frosch, mit knochigen Ellbogen und Knien.

„Ich will Mummy“, schluchzte er. „Ich will, dass sie zurückkommt!“

„Ach, Schatz.“ Charity konnte nicht böse auf ihn sein. Sie drückte ihn an sich und versuchte, ihn mit Küssen zu trösten. „Ich bin ja bei dir, mein Schatz, und ich habe dich lieb. Von jetzt an bin ich deine Mummy.“

Zu ihrem Entsetzen riss sich der Junge los und wich vor ihr zurück.

„Du taugst nichts!“, schrie er. „Du verlierst mich immer wieder aus den Augen!“ Im nächsten Moment hatte ihn die schwarze Nacht verschluckt.

„Nein, Tim! Komm zurück!“

Charity erwachte von ihrem eigenen Entsetzensschrei und öffnete mühsam die Augen, schloss sie aber gleich wieder. Schmerzhaft grelles Sonnenlicht fiel durch die Jalousien herein und blendete sie.

Es war nur ein Traum gewesen, aber die Realität sah nicht viel besser aus. Sie war in Australien, und Tim war tatsächlich verschwunden.

Ihr Kopf schmerzte, und im Mund hatte sie einen schlechten Geschmack. Was war denn bloß passiert?

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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