Just one more Adventure - Tiziana Olbrich - E-Book

Just one more Adventure E-Book

Tiziana Olbrich

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Beschreibung

Hat ihre Liebe eine Chance, obwohl ein Ozean sie trennt? Eine neue Liebe war das Letzte, was die frisch getrennte Josie in ihrem Italienurlaub suchte. Nur eine einzige Nacht hat sie mit dem chilenischen Backpacker Leo verbracht – zu wenig Zeit, um sich richtig kennenzulernen und doch genug, um ihr Herz an ihn zu verlieren. Doch Leo wohnt tausende Kilometer entfernt und dem ungleichen Paar bleiben wenige Tage bis zu seinem Rückflug nach Südamerika. Der perfekte Anlass für ein letztes Abenteuer: In Portugal wollen sie sich wieder treffen und herausfinden, ob sie den Herausforderungen einer Fernbeziehung gewachsen sind.

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TIZIANA OLBRICH

Just one more

Adventure

Einladung zu einem Abenteuer

 

 

 

 

Zur Autorin

Tiziana Olbrich ist eine deutsche Autorin und Lektorin. Sie hat Kulturmanagement und kreatives Schreiben an der Universität in Hildesheim studiert. Nach ihrem Studium arbeitete sie einige Jahre als Marketingmanagerin im Brandbuilding sowie im Bereich der neuen Medien, bis sie 2019 nach Südamerika auswanderte. Seitdem hat sie bereits in sechs Ländern gelebt und nimmt die Inspiration für ihre Geschichten aus den Erfahrungen mit den verschiedenen Kulturen.

Ihre Romane handeln von der Liebe und dem Leben, wobei es ihr ein Anliegen ist, wichtige Themen des Heranwachsens in amüsante und leicht zugängliche Erzählungen einfließen zu lassen. Wenn sie keine Wohlfühlbücher schreibt, erkundet sich am liebsten mit ihrem Backpack andere Länder, geht mit ihrem Freund wandern oder verliebt sich in ihrem Erkerfenster liegend in einen neuen Book-Boyfriend.

 

Disclaimer:

Dieses Buch ist ein fiktionales Werk, dessen (Neben-)Figuren und Geschehnisse auf der Fantasie der Autorin beruhen. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden. Alle Rechte vorbehalten.

 

ISBN 978-3-757-94360-8

© Tiziana Olbrich, Löpentinstraße 1, 30419 Hannover, 2023

Redaktion: Alisha Vincent

Coverdesign: Carmen L. Rodríguez Fukumoto

 

Inhaltsverzeichnis

 

Prolog1

Kapitel 15

Kapitel 29

Kapitel 321

Kapitel 431

Kapitel 539

Kapitel 651

Kapitel 761

Kapitel 871

Kapitel 979

Kapitel 1085

Kapitel 1197

Kapitel 12 Leland103

Kapitel 13 Josefine109

Kapitel 14 Leland119

Kapitel 15 Josefine131

Kapitel 16139

Kapitel 17147

Kapitel 18157

Kapitel 19171

Kapitel 20183

Kapitel 21189

Kapitel 22191

Kapitel 23197

Kapitel 24 Leland205

Kapitel 25209

Kapitel 26 Josefine211

Kapitel 27217

Kapitel 28225

Kapitel 29237

Kapitel 30247

Kapitel 31255

Kapitel 32265

Kapitel 33271

Kapitel 34279

Kapitel 35289

Kapitel 36 Leland299

Kapitel 37 Josefine313

Kapitel 38325

Kapitel 39 Leland329

Epilog Josefine338

Danksagung346

 

 

 

 

Für all jene, deren Liebe Ozeane überwindet.

 

 

 

 

 

 

Manchmal muss man verrückten Wegen folgen, um sein Glück an unerwarteten Orten zu finden.

 

 

 

Prolog

Seit kurzem unterteile ich mein Leben in Momente. Ich schaue mich aufmerksam um, suche nicht nur die großen weltbewegenden, sondern vor allem die kleinen, beinahe unwichtig erscheinenden Augenblicke. Halte Ausschau nach jedem Einzelnen von ihnen. Frage mich, welcher sich letztlich in einen Schlüsselmoment verwandelt und welcher direkt in Vergessenheit gerät.

Wie die flüchtige Begegnung vorhin am Flughafenschalter. Oder der kurze Blick zu meinem Sitznachbarn, bevor ich mich auf den Platz links neben ihm fallen lasse und den Sicherheitsgurt umlege. In den letzten Wochen kam ich zu der Erkenntnis, dass das Leben die Summe unzähliger Momente ist und dass es an uns selbst liegt, welchen wir Bedeutung schenken und welche Chancen wir wiederum gar nicht erst wahrnehmen. Erst, wenn man sich der Magie der einzelnen Momente im Alltag öffnet, wird man feststellen, wie unberechenbar ein einzelner Tag sein kann.

Ich selbst habe das erst vor zwei Wochen begriffen. Manchmal reicht ein einziger Augenblick aus, um das ganze Leben zu verändern – oder zumindest, um das eigene Dasein nachwirkend zu prägen. Für mich war dieser alles verändernde Moment ein nächtlicher Streifzug durch die geschichtsträchtigen Straßen Roms an der Seite eines charmanten Abenteurers. Es war eine der schönsten Nächte meines Lebens und sie kam so unerwartet, dass ich das Glück nun an jeder Straßenecke vermute. Seit jener Erkenntnis halte ich die Augen offen, will mir keine weitere Chance entgehen lassen und mein Leben vollends auskosten.

Als der Flieger abhebt, um mich zu meinem nächsten Abenteuer zu bringen, denke ich an den Anfang zurück. An den einen Abend, den ich immer wieder in den vergangenen Nächten in meinem Kopf Revue passieren ließ. An all die kleinen Entscheidungen, die ich seitdem getroffen habe. Angefangen bei einer zufälligen Begegnung, bis hin zu einem Koffer, der gepackt in der Gepäckablage schräg rechts über meinem Kopf liegt. Entscheidungen, die ich nicht mehr rückgängig machen möchte und die mein Leben unwiderruflich verändert haben. Kurz suche ich nach einem Anzeichen, dass ich richtig handle. Dann wische ich meine Zweifel schnell wieder weg und konzentriere mich stattdessen auf die Person, auf deren Umarmung ich mich am meisten freue.

Ist es nicht verrückt, dass der Auslöser all dieser Gedanken, der Beginn unserer Geschichte, eine schlichte Kugel Eis war? Erst scrollte ich auf meinem Hostel-Hochbett liegend trübselig durch mein Telefon, im nächsten Augenblick schlenderte ich auf einmal nachts durch Rom mit einem Fremden, der mir überraschend schnell ans Herz wuchs. Bevor ich Leo kennenlernte, hätte ich nie für möglich gehalten, dass eine winzige Entscheidung solch dramatische Auswirkungen mit sich ziehen würde.

Manchmal trifft man unerwartet diese eine Person, und plötzlich kann man sich gar nicht mehr vorstellen, jemals ohne sie gewesen zu sein. Sie erfüllt das eigene Leben mit so viel Energie, dass man sich nicht mehr ausmalen kann, einen Tag, ohne sie zu verbringen. Man fragt sich, wie man jemals mit anderen zusammen sein konnte. Oder wie man mit seinen Freunden lachend um die Häuser zog und seine Zeit mit flirten vergeudete, statt nach diesem einen Menschen zu suchen. Aber vielleicht liegt ja genau darin die Magie. Man kann diese besonderen Personen, die zu Lieblingsmenschen werden nicht krampfhaft suchen, ebenso wenig wie man magische Momente nicht erzwingen kann. Sie ergeben sich. Und wenn man so einen Moment direkt vor sich hat, muss man die Chance ergreifen. Sofort und ohne zu zögern. Nur dann kann man jemals wahrhaftig in vollen Zügen leben.

Drei Stunden später kann ich es beim Verlassen des Flugzeugs kaum fassen: Ich habe es gewagt und bin wirklich in Lissabon.

Jener unbedeutend erscheinende Augenblick in Rom war der Schlüsselmoment unserer Geschichte. Der Geschichte von Leo und mir. Heute wird sich zeigen, wie unser Abenteuer weitergeht: auf gemeinsamen Wegen oder getrennten.

Kapitel 1

Mit dem Gefühl, eine wahre Siegerin zu sein, betrete ich in Lissabon die Ankunftshalle. Ich habe es geschafft, meine Ängste zu überwinden. Unglaublich, ich bin nach Portugal geflogen, um mich mit Leo zu treffen, mit dem ich keine vierundzwanzig Stunden zusammen verbracht habe. Trotz der geringen Zeit, die wir bislang miteinander hatten, vertraue ich ihm genug und nehme für ein Wiedersehen die Reise in ein fremdes Land in Kauf. Heute ist mit Abstand der mutigste Tag meines Lebens und ich kann es kaum erwarten, ihn mit Leo zu feiern.

Voller Vorfreude und mit einem nervösen Flattern im Magen trete ich durch die Sicherheitsabsperrung des Flughafens. Den kleinen Rollkoffer neben mir fest im Griff, gleitet mein Blick über die Menge auf der Suche nach dem mir bekannten Gesicht. Einem Mitte zwanzigjährigen Chilenen, der mein Herz im Sturm erobert hat und es sofort wieder zum Rasen bringt, sobald ich ihn erblicke. Nur dass ich ihn nirgends ausmachen kann.

Wo steckt er?

Passagiere laufen an mir vorbei und in die Arme ihrer Liebsten. Ich höre Willkommensrufe, die sich mit den Worten von Taxifahrern vermischen, die um die Aufmerksamkeit der Reisenden ringen. Doch nach mir ruft keiner und es wartet auch niemand auf mich. Es dauert einen Moment, bis mein Hirn die Informationen verarbeitet. Leo ist nicht gekommen.

Ich zücke mein Handy und rufe ihn an. Es tutet und tutet, aber er hebt nicht ab. Auch auf meine Nachrichten reagiert er nicht und das mulmige Gefühl in meiner Magengegend gedeiht. Ich suche einen Informationsschalter auf, ohne genaue Flugdaten kann mir der Angestellte allerdings auch nicht weiterhelfen.

Nach zwanzig Minuten ist noch immer kein Leo in Sicht und mir wird klar, dass ich mein Glück selbst in die Hand nehmen muss. Für einen direkten Rückflug nach Hannover ist es zu spät, immerhin ist es bereits nach Mitternacht. Aber jetzt, wo ich schon einmal in Lissabon bin, werde ich die Reise unvergesslich machen – ob mit oder ohne Leo.

Vielleicht ist es mein Schicksal, heute hier zu sein, denke ich, und es geht überhaupt nicht um Leo, sondern vielmehr darum, dass ich in dieser Stadt mein eigenes Abenteuer erlebe.

Mit neuem Elan greife ich nach meinem Rollkoffer und durchquere zielstrebig die leere Flughafenhalle. Mir selbst Mut zusprechend, laufe ich zum nächstgelegenen Taxistand. Der Fahrer öffnet mir die Tür und ich werfe einen letzten Blick über die Schulter zurück. Noch immer kann ich kein bekanntes Gesicht ausmachen, aber etwas lässt mich stocken. Spielt mein Verstand mir einen Streich oder habe ich gerade meinen Namen gehört?

Die Sekunden verstreichen und mein Herz schlägt in einem wilden Takt in meiner Brust. Da entdecke ich ihn, den jungen Mann, der mit jedem Schritt meinen Namen in die Welt hinausruft. Seine kaffeefarbenen Haare sind genauso verwuschelt wie in Rom und die Wellen sind noch ein Stückchen länger geworden. Er trägt eine beige Chino mit einem locker zugeknöpften hellblauen Hemd, das in typischer Leo-Manier an den Ellbogen gefaltet ist und mit Sicherheit seine Augenfarbe betont.

»JOSIE! JOSIE, BITTE WARTE!!«

Leos Stimme durchdringt den Straßenlärm und jagt mir eine feine Gänsehaut über den Körper. Sobald er begreift, dass ich ihn entdeckt habe, fällt alle Besorgnis von ihm ab. Seine Augen leuchten auf und er wird langsamer. Ich erwidere sein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reicht, und laufe los. Mein kleiner Rollkoffer klackert über den Asphalt. Immer schneller und schneller laufe ich, bis ich Leo schließlich in eine enge Umarmung ziehe. Mitten auf der Straße wirbelt er mich herum, lachend vor Glück und Erleichterung.

Er hat mich nicht vergessen.

Natürlich nicht!

Wie konnte ich nur jemals an ihm zweifeln?

»Hallo mein Island-Mädchen«, haucht Leo mir ins Ohr und sein dunkler Dreitagebart kitzelt meine Wange. Der unverkennbare würzig-süße Geruch aus Mandarine, Leder und Zimt steigt in meine Nase. Ich schließe meine Arme fester um Leo, koste die vertraute Berührung aus. Nur wenige Male zuvor haben wir einander auf diese innige Art gehalten und doch kommt es mir wie das Natürlichste der Welt vor. Als könnte es nur so sein: ich hier, in Leos Armen. Leo drückt mir einen Kuss auf die Stirn und löst sich gerade so weit, dass wir uns anschauen.

»Hi.«

Das Wort dringt wie ein erleichterter Aufseufzer aus mir hervor. Mehr bringe ich nicht über die Lippen, verliere mich in Leos hellblauen Augen. Genau jetzt, in dieser Sekunde, verliebe ich mich Hals über Kopf in ihn, weil es einen mitten ins Herz trifft, wenn Leland Raphael Santos Parker einem sein Lächeln schenkt.

Wenn wir das ganze Wochenende hier stehenblieben, wäre es genug, um mich auf Wolke Sieben schweben zu lassen. Allein seine Anwesenheit löst den Knoten der Unsicherheit in meinem Magen, der mich seit unserer Verabschiedung begleitete. Ich hatte gar nicht realisiert, wie sehr ich ihn vermisst hatte.

Ich könnte ewig hier stehen und seine Nähe genießen, aber Leo hat Pläne geschmiedet. In diesem Augenblick würde ich ihm bis ans andere Ende der Welt folgen.

Kapitel 2

»Bereit für unser Abenteuer?«

Mit seinem Daumen streicht Leo an meinem Kiefer entlang. Sofort erschaudere ich bei seiner Berührung und sehne mich nach mehr. Seine Hand gleitet in meinen Nacken und ich stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihm entgegenzukommen. Meine ganze Haut kribbelt in freudiger Erwartung und dann senkt er endlich, endlich, endlich seine Lippen auf meine. Sanft und weich.

Gott, wie habe ich seine Küsse vermisst!

Langsam öffnet er mit seinen Lippen meinen Mund und erkundet mit seiner Zunge die meine. Leos Küsse sind so verlockend, dass mir ein verträumtes Seufzen entweicht. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und vergesse alles um uns herum. Mein Herz klopft wild in meiner Brust. Nach einer Weile, die mir viel zu kurz erscheint, greift er meine Hand und löst sie behutsam aus seinem Nacken. Auch unsere Lippen trennen sich voneinander und für einen Moment schauen wir einander atemlos an. Leos Augen funkeln, als würde er dem Kuss gerne noch etwas hinzufügen, schüttelt schließlich nur leicht den Kopf und überlegt es sich anders. Stattdessen fährt er mit dem Daumen über meine Hand und drückt sie dreimal kurz.

Zumindest wäre jetzt geklärt, dass dies kein freundschaftliches Wiedersehen ist. Das macht mich gleichermaßen glücklich wie auch nervös.

Wo warst du?

Was machen wir jetzt?

Wirst du mich das ganze Wochenende so küssen?

Fragen, die ich nicht wage zu stellen. Stattdessen konzentriere ich mich auf das neugeweckte Vertrauen in mir und schenke Leo ein zaghaftes Lächeln.

»Bereit für dein Abenteuer?«, wiederholt Leo seine Frage und greift nach meinem kleinen Rollkoffer.

»Klar, es kann losgehen. Wo müssen wir hin?«

Ich blicke mich nach dem Taxifahrer von eben um, kann ihn allerdings nirgends sehen. Er muss sich bereits dem nächsten Fahrgast gewidmet haben. Auch gut, dann brauche ich mich wenigstens nicht für die Verzögerung zu entschuldigen. Ich recke den Hals auf der Suche nach einem Schild, das die nächste U-Bahnstation andeutet. Leo scheint sich bestens auszukennen und steuert zielsicher auf den Parkplatz zu. Ich folge ihm mit großen Schritten, um die kurzzeitig entstandene Distanz zwischen uns wieder aufzuholen. Ein feiner Dunst liegt auf der Straße und deutet darauf hin, dass er erst kürzlich geregnet hat. Die kühle Nachtluft überrascht mich. Ich hatte mit einem wärmeren Wetter als in Deutschland gerechnet und fröstle in meiner dünnen Strickjacke.

»Hat es geregnet?«, erkundige ich mich und Leo nickt, dabei studiert er etwas auf seinem Handy. Mit knappen Worten berichtet Leo, dass er vor gut drei Stunden in Lissabon angekommen ist – gerade genug Zeit, um im Hostel einzuchecken, bevor die Rezeption zumacht, und wieder zum Flughafen zurückzufahren.

»Alles in Ordnung?«

Er wirkt leicht abwesend, starrt auf den Bildschirm, anstatt mir in die Augen zu sehen, und ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmt.

»Ja, tschuldige, gib mir einen Moment.« Leo seufzt auf und wirft mir einen raschen Blick zu, bevor er sich wieder seinem Handy widmet. »Ich habe mir eben noch eine neue Simcard geholt, die Aktivierung dauert – Ah, na wer sagt‘s denn!«

Geduldig warte ich die nächsten Minuten neben Leo, während er auf seinem Telefon herumtippt und sich dafür entschuldigt, dass er meine Nachrichten erst jetzt bekommt. Mir fröstelt es. Ich ziehe die Ärmel meiner Strickjacke über die Hände und hopse von einem Bein aufs andere.

Ob ich mir kurz meine Jeansjacke aus dem Koffer raussuchen soll? In Anbetracht der Tatsache, dass ich meine Habseligkeiten aufgrund des spontanen Flugs ziemlich ungeordnet in meinen Koffer geworfen habe, verwerfe ich den Gedanken wieder. Auf dem verdreckten Fußboden will ich nicht riskieren, dass etwas aus dem Koffer fällt oder in der dunklen Parkplatzbeleuchtung gar verloren geht.

»Na also, das müsste er sein!«

Zu meiner Verwunderung zeigt Leo auf einen dunkelgrauen Fiat, der mit leuchtenden Scheinwerfern auf uns zugefahren kommt.

»Uber«, erklärt Leo ohne weitere Ausführungen. Er hält mir die Tür auf und steckt endlich sein Handy in die Gesäßtasche. Ich leiste seiner Aufforderung folge und lasse mich auf dem Rücksitz nieder. Im Vergleich zur kühlen Straßenluft ist es im Wageninneren angenehm warm. Leo verstaut mein Gepäck im Kofferraum und rutscht neben mich auf die Rückbank. Kurz unterhält er sich mit dem Fahrer und wieder einmal wundere ich mich, wie viele Sprachen Leo spricht. Reden sie beide auf Portugiesisch oder antwortet Leo auf Spanisch, was der Uberfahrer ausreichend versteht, da die Sprachen den gleichen Ursprung haben?

Kurz wundere ich mich über meine ungewohnte Entspanntheit. Obwohl ich aufgrund der Sprachbarriere weder verstehe, worüber die beiden Männer sich unterhalten, noch weiß, wohin wir eigentlich fahren, bin ich merkwürdig unbeschwert. Für gewöhnlich kreisen Sorgen in meinem Kopf bezüglich all der Eventualitäten, die schiefgehen könnten. Jetzt sitze ich mit einem neugewonnenen Urvertrauen hier und lasse es entspannt auf mich zukommen. Das Ziel unserer Fahrt ist nebensächlich, ich bin für den gemeinsamen Weg mit Leo an diesem Ort.

Wir brausen mit mehr Elan los, als ich dem kompakten Fiat zugetraut hätte. Der Flughafen wird kleiner, bis er nicht mehr zu erkennen ist und zu einem kleinen Lichtpunkt in der Dunkelheit verschwimmt. Ich richte meinen Blick vom Fenster zurück auf Leo. Nach der innigen Begrüßung am Flughafen irritiert mich seine jetzige Distanz. Leo, der händchenhaltend mit mir durch Rom lief und mir jeden Wunsch von den Lippen ablas, redet mit dem Fahrer statt mit mir. Messe ich dem leeren Mittelsitz zwischen uns zu viel Bedeutung zu? Leise Bedenken nagen an mir, lassen die alten Zweifel an meinem Urteilsvermögen wieder lauter werden. Leo ist nicht wie dein Ex-Freund, hör auf, nachWarnhinweisen zu suchen. Es gibt keine!

Ob es an den flattrigen Verliebtheitsgefühlen liegt, dass ich so angespannt bin? Ich hadere mit dem Gedanken, mich umzusetzen, lasse es letztlich bleiben.

Einige Minuten später beendet Leo sein Gespräch und wendet sich mir zu. Ein amüsierter Zug umspielt seine Lippen. Er streckt seine Hand aus, krault mich kurz im Nacken und legt die Hand sanft auf meine Schulter, um mich näher an sich zu ziehen. Unsere Körper schmiegen sich aneinander und mein Groll verschwindet so schnell, als wäre er nie dagewesen. Dass mir der Sicherheitsgurt in die Schulter schneidet, nehme ich kaum wahr, dafür ist das Gefühl an Geborgenheit zu überwältigend.

Kaum zu glauben, wie schnell sich meine Situation geändert hat. Eben stand ich noch mutterseelenallein am Flughafen; jetzt sitze ich in den Armen des besten Manns der Welt und wir sind auf dem Weg zu unserem nächsten gemeinsamen Kapitel. Ich glaube nicht ans Schicksal, trotz alledem kommt es mir so vor, als hätte es seine Magie wirken lassen und mich aus der Einsamkeit in Rom gerettet, indem es mich mit diesem besonderen Menschen zusammenführte.

»Ich hoffe, die Flüge waren nicht allzu anstrengend. Ich habe etwas für heute Nacht geplant, mehr verrate ich noch nicht. Erst einmal bringen wir dein Gepäck ins Hostel«, sagt Leo.

Da es keinen Direktflug nach Lissabon gibt, habe ich einen Zwischenstopp in Amsterdam eingelegt. Mein Energielevel ist bedingt durch den langen Arbeitstag und die turbulente Anreise niedrig. Allerdings haben Leo und ich nur vier Tage in Portugal, bevor er zurück nach Südamerika fliegt und wir 12.000 Kilometer entfernt voneinander leben. Also sammle ich meine letzten Energiereserven zusammen und lächle ihn an.

»Putzmunter.«

»Sehr gut, ich habe einen richtig coolen Markt entdeckt mit allerlei Leckereien.«

»So wie in Rom?«

Die Erinnerung an unser letztes Date zaubert ein seliges Lächeln auf seine Lippen. Heute ist unsere dritte Verabredung und wenn es nach Leo geht, wird es sicherlich perfekt werden. Zumindest waren das die Worte, die er in seiner letzten Nachricht an mich benutzt hat. Passend dazu erklingen im Radio die ersten Töne von Ed Sheerans Song Perfect. Leo beugt sich zu meinem Ohr hinüber, die Härchen auf meinen Armen stellen sich auf: »Bei diesem Song muss ich immer an dich denken.«

Unfassbar was für einen Romantiker ich an meiner Seite habe. Zu schön, um wahr zu sein, raunt mir eine skeptische Stimme in meinen Gedanken zu. Ich ignoriere sie und lehne meinen Kopf an Leos Schulter an, betrachte die dunklen Straßen, an denen wir vorbeirasen. Wer so wenig gemeinsame Zeit hat, wie wir beide, muss das Beste daraus machen. Vielleicht übertreibt er es manchmal mit seinen Aussagen und unter anderen Umständen würde ich manche seiner Gesten als kitschig abstempeln. Ich schätze, dass es dir wenige Zeit möglichst sinnvoll nutzen will. Jedenfalls schafft Leo es, dass seine Gesten ehrlich rüberkommen. Ich glaube ihm, dass er jedes Wort tatsächlich so meint und es sich nicht nur um eine Verführungsmasche handelt. Auch wenn ein kleiner Zweifel bestehen bleibt.

Wie könnte man keine Selbstzweifel bekommen, wenn man neben einem abenteuerlustigen, selbstbewussten und verführerisch gutaussehenden Mann sitzt? Seine Macken und Kanten habe ich bislang nicht entdeckt, aber das kann ja noch kommen.

Ich frage mich, was er in mir sieht und ob er sich etwas von diesem Kurztrip erwartet. Die funkelnden Lichter der Stadt ziehen an mir vorbei und tauchen das Viertel in ein warmes, lebendiges Glühen. Lissabons Straßen sind voller Menschen, die sich in Bars und Restaurants vergnügen. Die Klänge von Fado-Musik schwingen durch die Luft und ich kann die pulsierende Energie der Stadt spüren. Die belebten Straßen weichen einem ruhigeren Viertel, das von sanfteren Gelbtönen beleuchtet wird. Wir lassen das geschäftige Treiben hinter uns und ich genieße den friedlichen Anblick der historischen Gebäude.

Etwa eine halbe Stunde später hält unser Uberfahrer in einer Straße an, die nicht nach der üblichen Hostel-Adresse aussieht. Es ist auffällig still, die umliegenden Häuser sehen vielmehr wie Wohngebäude aus und nicht wie die Partygegend, in der unser letztes Hostel in Rom war. Verwundert folge ich Leo, der zielstrebig auf eine unscheinbare braune Haustür zuläuft. Er zückt eine weiße Karte und hält sie vor ein Lesegerät, das mir im Dunkeln gar nicht aufgefallen ist. Schon öffnet sich die Haustür und wir betreten einen engen Hausflur, an dessen Ende ein altmodischer Fahrstuhl ist. Der Flur könnte mal wieder einen frischen Anstrich gebrauchen. An einigen Stellen weist die beige Tapete Risse auf, dafür ist der Fahrstuhl umso eindrucksvoller. Bewundernd betrachte ich das antike Stück. Leo schiebt die roten Gittertüren zur Seite, um mir den Weg in den Fahrstuhl freizumachen. Neugierig trete ich ein und schaue mich aufmerksam um. Der leicht verrostete Fahrstuhl ist gerade groß genug für sechs Leute, zumindest wenn es nach der Personenanzahl auf dem Schild geht. In Wirklichkeit würden zwei weitere Passagiere den Platz bereits sprengen und ich bin froh, dass wir den Aufzug für uns allein haben.

»Es ist wichtig, dass man immer darauf achtet, dass die Türen geschlossen sind. Sonst muss man die ganzen Stockwerke hochlaufen und glaub mir, das will keiner.«

Ich nicke bedächtig. »Verstehe.«

Leo schließt die altmodischen Gittertüren manuell. Sie quietschen und ein lautes Klackern hallt durch den verlassenen Flur. Hoffentlich haben wir niemanden geweckt, schießt es mir durch den Kopf. Leo deutet mit einer Handbewegung auf das Zahlenfeld.

»Stockwerk sieben.«

»Wie? Oh, ja natürlich.«

Ich drücke den Knopf mit der Nummer unseres Stockwerks zweimal, bis er aufleuchtet. Der Fahrstuhl setzt abrupt in Bewegung und ich zucke leicht zusammen. Er fährt unerwartet schnell und mein Magen dreht sich unangenehm. Zum Glück müssen wir nicht bis in die oberste Etage.

»Die Rezeption ist schon geschlossen, aber die Mädels beim Check-in meinten, dass es ausreicht, wenn du dich morgen meldest. Sie vermerken dann deine Kontaktdaten und machen eine Kopie von deinem Ausweis. Bis zehn Uhr gibt es Frühstück im Speisesaal neben der Rezeption«, erzählt Leo beim Verlassen des Fahrstuhls.

»Mädels, so so. Klingt ja sehr vertraut«, murmle ich und eine unbekannte Emotion breitet sich in mir aus. Ein Anflug von Unsicherheit, der sich durch ein brennendes Gefühl in der Brust auszeichnet.

»Ich habe mir vorhin ein paar Tipps von ihnen für die Stadt eingeholt. Zum Beispiel, wo man die besten Meeresfrüchte bekommt. Du magst doch Fisch?«, fragt Leo und hält seine Schlüsselkarte an einen weiteren Scanner. Kurz darauf öffnet er die Tür, welche den Hostelbereich des Stockwerks vor ungebetenen Gästen schützt.

»Kein wirklicher Fan, aber wenn du möchtest, können wir natürlich hingehen«, erwidere ich und folge ihm durch die Tür.

Zuerst erspähe ich eine Sitzecke mit bunt zusammen gewürfelten Möbeln, die zwar etwas heruntergekommen, aber gemütlich aussieht. Die Farben sowie Muster der Kissen und Decken erzeugen eine harmonische Atmosphäre, die zum üblichen Hippiestil der meisten Hostels passt. Ich spüre, wie sich meine Schultern wieder entspannen und ich innerlich zur Ruhe komme. Hier kann ich definitiv für eine Weile bleiben.

»Da vorne sind die Bäder.« Leo deutet auf zwei offene Türen, die Einsicht in kleine Badezimmer geben. Sie sind mit dunkelgrauen Fliesen ausgelegt und im Gegensatz zu den riesigen Gemeinschaftsbädern in Rom gibt es hier Einzelräume. Sie sind mit einer Dusche, Toilette und einem Waschbecken ausgestattet und erscheinen auf den ersten Blick sauberer, als man es von den meisten Hostels gewohnt ist.

»Um die Ecke, da hinten sind wohl ein paar mehr, bislang habe ich mich noch nicht umgeschaut.«

Wir laufen an einem kleinen Aufenthaltsraum vorbei, in dem auf Sesseln vereinzelt junge Leute sitzen. Die große Fensterfront, die Ausblick auf Lissabons Straßen bei Nacht gibt, erregt sofort meine Aufmerksamkeit.

»Schön«, murmle ich und bin so abgelenkt, dass ich beinahe in Leo rein laufe, der vor einer Tür stehen geblieben ist. Erneut zückt er die Karte und öffnet dann die Zimmertür für mich. Ich taste nach dem Lichtschalter an der Wand. Mit einem Klicken verschwindet die Dunkelheit. In dem türkisgestrichenen Zimmer springt mir sofort eine Sache ins Auge: ein Doppelbett. Es ist so schmal, dass es sich um die französische Variante handeln muss. Na das kann ja kuschlig werden.

Ich beiße mir auf die Lippe, um einen überraschten Laut zu unterdrücken und schlucke. Ich kaschiere meine Nervosität, indem ich mich auf meine neue Zuversicht besinne und lächle.

»Alles klar, da wären wir …«, gebe ich betont lässig von mir und mache ein paar Schritte in das Zimmer, um Leo ausreichend Platz zu lassen, ebenfalls einzutreten. Er stellt meinen Koffer in die Ecke schräg hinter mir. Dann beugt er sich zu seinem Backpack-Rucksack, der auf einer Kommode liegt und kramt in ihm nach etwas. Der Raum ist so winzig, dass wir ihn mit unserer Anwesenheit beinahe gänzlich füllen. Neben dem Bett, das den Großteil des Raumes einnimmt, gibt es eine kleine Kommode und einen Stuhl. Eine Reihe an Wandhaken ermöglicht das Aufhängen von Jacken oder Handtüchern. Bilder oder andere Dekorationen gib es nicht, trotzdem wirkt es gemütlich. Allerdings ist das Zimmer so spärlich eingerichtet, dass mein Blick immer wieder aufs Neue vom Bett angezogen wird.

Über die logistischen Details, wie genau wir unsere Zeit in Portugal verbringen würden, hatten Leo und ich nicht gesprochen. Bis vor wenigen Stunden war mir nicht einmal klar, dass wir uns überhaupt treffen würden. Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, ob wir uns wie in Rom ein Mehrbett- oder Privatzimmer teilen würden. Ich war mir ja nicht mal sicher gewesen, ob er mich überhaupt wieder küssen würde.

Ich mag Leo.

Sehr, sehr, sehr sogar.

Dabei kennen wir uns kaum und mit einem Mal geht mir alles viel zu schnell. Der bloße Anblick des Doppelbetts setzt mich unter Druck. Als hinge ein großes Damoklesschwert mit der Aufschrift Sex über unseren Köpfen. Nicht, dass ich Leo nicht anziehend fände oder nicht darüber nachgedacht hätte, wie es wäre, ihm auf diese Weise nahezukommen. Es ist nur so, dass meine Erfahrungen sich in dem Bereich überwiegend auf einen Kumpel aus Schulzeiten und meinen Ex-Freund Jakob beschränken. Wirklich sicher, ob ich bereit bin, jemand Neues das Vertrauen entgegenzubringen, derart intim mit ihm zu werden, bin ich mir nicht. Doch Zeit ist das Einzige, von dem Leo und ich nicht genug haben und so setze ich mich selbst mehr unter Druck, als es unter gewöhnlichen Umständen, der Fall wäre.

Ergibt es Sinn, etwas zu wollen und sich gleichzeitig davor zu fürchten? Müssen Gefühle überhaupt Sinn ergeben, reicht ihr vorhanden sein nicht aus, ihnen Gewicht beizumessen?

»Hier, deine Zimmerkarte und der ist für dich«, reißt mich Leo aus meiner Gedankenwelt und hält mir einen weißen Briefumschlag entgegen.

Verunsichert, wie ich mich in dieser Situation am besten verhalten soll, weiche ich seinem Blick aus. Es kostet mich einiges an Überwindung, nicht in mein bekanntes Muster zu verfallen, dem Mann gefallen zu wollen und mich stattdessen zu fragen, was ich eigentlich will.

Unsere Zeit auskosten, denke ich. Und mich nicht von meiner Angst leiten lassen, sondern darauf vertrauen, dass Portugal etwas Gutes für mich bereit hält.

»Danke.«

»Du darfst ihn aber erst auf dem Rückflug aufmachen, okay? Und glaub mir, ich werde es wissen, wenn du ihn vorher öffnest.«

»Du machst es aber ganz schön spannend«, erwidere ich und betrachte den Umschlag kurz, bevor ich ihn auf der Kommode neben Leos Rucksack ablege.

»Du weckst eben meine kreative Ader«, antwortet Leo und seine Stimme ist so rau und tief, dass sich mir die Härchen auf den Armen aufstellen. Wenn wir nicht schnell aus diesem Zimmer rauskommen, wird es keine fünf Minuten mehr dauern, bis wir uns halbnackt auf diesem verdammten Doppelbett herum wälzen – und dafür bin ich absolut nicht bereit.

»Sagtest du nicht etwas von Essen?«, wechsle ich das Thema und der Ausdruck auf Leos Gesicht verwandelt sich von Begierde in Sanftheit.

»Sicher, schnapp dir eine Jacke und los gehts«, antwortet er und dreht sich, um die Tür hinter sich zu öffnen.

Leo macht lediglich einen großen Schritt, schon tritt er in den Flur hinaus und mir fällt das Atmen wieder leichter. Leo lehnt sich gegen die Wand und zieht sein Handy hervor. Ich hocke mich zu meinem Koffer hinunter, öffne ihn und wühle nach meiner Lieblingsjeansjacke. Eine wärmere habe ich leider nicht dabei. Flink klappe ich den Deckel wieder zu und folge ihm hinaus, geradewegs zu einem der besten Märkte in Lissabon. Möge unser Abenteuer beginnen.

Kapitel 3

Bei dem Time Out handelt es sich um eine große Markthalle, in der zahlreiche portugiesische Speisen angeboten werden. Eine beachtliche Anzahl von Essensständen zieht sich an den Hallenwänden entlang, in der Mitte sind kleinere Stände mit Süßspeisen. Zudem gibt es längliche Weintheken mit einer imposanten Auswahl an alkoholischen Getränken – der klebrig süße Portwein, für den das Land so bekannt ist, wird besonders angepriesen. Der übrige Mittelteil der Markthalle ist mit Tischen gefüllt, die trotz der späten Stunde fast vollständig besetzt sind.

Sobald wir die Halle betreten, umgibt mich ein betörender Geruch, der mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Es riecht nach frisch gebackenem Brot und Gebäck, das aus dem Ofen der Bäckerei am Eingang der Halle kommt. Kaffeearomen mischen sich mit denen frischer Gewürze und Kräuter. Ich atme tief ein und der Geruch von Meeresfrüchten und Fisch erfüllt meine Nase: das salzige Aroma von Austern, der leicht zitronige Duft von Krabben und scharf angebratene Garnelen. Die Auswahl an Speisen ist so überwältigend, dass ich nicht weiß, in welche Richtung ich als Erstes laufen soll.

»Und ich dachte, wir wären spät dran mit unserem Abendessen«, staune ich über die vielen Besucher.

»Ach was, ein Mitternachtssnack geht immer. In der Nähe sind ein paar Nachtclubs, viele Partygänger kommen sicherlich vorher zum Essen hierher.«

»Ja, das kann gut sein.«

»Die LxFactory ist auch nicht weit, da können wir später noch hin.«

»Lx– wie?«

Ich werfe Leo einen fragenden Blick zu und bewundere dann weiter die vielen Tapas, an denen wir vorbeilaufen. Bacalhau-Kroketten, die mit Kabeljau gefüllt sind. Oliven, Ziegenkäse und zahlreiche Wurstsorten.

»LxFactory. Das ist ein Kulturzentrum in einem ehemaligen Industriegebiet mit Geschäften, in denen man allerlei Handgefertigtes zum kleinen Preis erwerben kann. Keramiktassen, Schmuck, Vintage-Kleidung – aber auch zum Herumschlendern soll es sich lohnen.«

»Mhm, klingt gut.« Ich höre Leo nur mit halbem Ohr zu, meine Aufmerksamkeit liegt auf einem vollbeladenen Teller mit gegrilltem Oktopus, der soeben an uns vorbeigetragen wird. »Schau mal, wie lecker! Wie sollen wir uns bloß entscheiden?«

»Gar nicht! Wir holen einfach jeder ein paar Tapas und kosten uns durch.«

Die Vorfreude in seiner Stimme ist nicht zu überhören: wie ein kleines Kind, das vor einem riesigen Nachtischbuffet steht und nicht weiß, wo es zuerst anfangen soll. Seine Begeisterung finde ich sogar noch süßer als die klebrigen Speisen vor meinen Augen.

»Gute Idee, wo möchtest du zuerst hin?«

»Wie wäre es, wenn wir uns aufteilen, und gleich an einem der Tische treffen?«

Leo deutet auf die Reihe mit Sitzmöglichkeiten in der Mitte der Halle. Es handelt sich um massive Holztische auf Stehhöhe, die jeweils mit zwölf Holzbarhockern ausgestattet sind.

»Klingt gut«, stimme ich ihm zu und mache mich auf den Weg, um Gambas in Knoblauchsoße zu holen. Knoblauch ist geruchstechnisch zwar nicht das verführerischste Essen, dafür aber umso leckerer. Hoffentlich isst Leo sie ebenso gerne wie ich. Am Nebenstand hole ich eine Portion Presunto de Barrancos: ein hauchdünn geschnittener würziger Schinken, der mit Brot und Gewürzgurken gereicht wird, dazu vom nächsten Stand noch eine Schale mit Süßkartoffel-Pommes inklusive Guacamole. Vollbeladen schaue ich mich um und suche nach zwei freien Plätzen. Es dauert nicht lange, bis ich fündig werde und mich an einem der Hochtische niederlasse. Danach halte ich in der Menge Ausschau nach Leos Schopf, der mit einer kleinen Schüssel voller Fleischbällchen in einer würzigen roten Soße in der rechten Hand auf dem Weg zu mir ist. In der linken Hand hält er eine Mischung kleiner Empanadas.

»Ich bin gleich wieder da«, ruft er mir über das Stimmengewirr zu, kaum dass er die Köstlichkeiten auf dem Tisch vor mir abgestellt hat. Er macht sich auf den Weg zum Getränkestand und kommt kurz darauf mit zwei Gläsern Wein zurück. Das eine Glas enthält der Farbe nach einen Rosé, das andere einen Rotwein.

»Willst du mich etwa mit Alkohol herumkriegen?«, ziehe ich Leo auf, der die Gläser auf die Tischplatte stellt und sich mir gegenüber niederlässt.

»Ach was, ich weiß doch, dass Essen der Weg zu deinem Herzen ist«, antwortet er galant und deutet auf die Gläser. »Welches ist der Wein deiner Wahl?«

Ich greife nach dem Roséwein und will mit ihm Anstoßen.

»Moment, erst musst du einen Toast aussprechen«, ermahnt Leo mich und ein amüsierter Zug umspielt seine Lippen.

»Du meinst, wie in Rom?«

Die Erinnerung an unser erstes Date bringt uns beide zum Lächeln und ein prickelndes aufregendes Gefühl wächst in meinem Bauch.

»Auf ein unvergessliches Abenteuer, welches noch vor uns liegt, und die leckersten Tapas, die jetzt in diesem Augenblick vor uns duften. O Mann, sehen sie nicht köstlich aus?«, freue ich mich und Leo beugt sich ein Stückchen zu mir rüber, um mit meinem Glas anzustoßen.

»Cheers«, sagt er und tippt die Unterseite seines Weinglases einmal am Tisch an und nimmt erst danach seinen ersten Schluck.

»Merkwürdige Tradition.«

Leo zuckt lachend die Schultern. Diesmal mache ich ihm die Geste nach und nippe an meinem Glas. Der Wein ist leicht und schmeckt sommerlich süß. Entweder wir haben den gleichen Geschmack oder Leo hat bei unserer Fragesession in Rom ausgezeichnet aufgepasst. Er schiebt mir den Teller mit den Empanadas hin und ich greife beherzt nach einer.

»Sie haben verschiedene Füllungen.«

Ich beiße hinein und verbrühe mir prompt die Zunge. »H-heiß!«, stoße ich erschrocken aus und strecke meine Zunge in die Luft, um sie abzukühlen.

Leos Körper wird von einem fröhlichen Zucken durchströmt, er lacht auf und seine Augen strahlen. Wenn Leo lacht, ist es, als fielen Weihnachten, Geburtstag und Sommerurlaub auf einen Tag. Er wirkt so unbekümmert, dass ich meine verbrühte Zunge vergesse und ebenfalls kichere. Für ein paar Sekunden teilen wir einen Augenblick der Leichtigkeit, in dem sich unsere Herzen miteinander verbinden.

»Nicht so hungrig, Josie. Wir können jederzeit Nachschub besorgen, kein Grund zur Eile«, neckt er mich und seine Augen strahlen noch immer voller Wärme.

Ich puste auf meine Empanada und nehme einen weiteren Bissen. Genießerisch schließe ich die Augen, als der geschmolzene Käse auf meiner Zunge zerläuft. Die knusprige Teigtasche ist mit einem Frischkäse, Frühlingszwiebeln und Lachs gefüllt. Schmeckt wie Urlaub, was für ein perfekter Start in den Kurztrip, schießt es mir durch den Kopf.

Genüsslich lecke ich mir über die Lippen und mache mich sogleich über die Nächste her. Statt der erwarteten deftigen Mischung überrascht mich ein süßer Apfelgeschmack. Die Füllung ist so zart, dass sie mir auf der Zunge zergeht. Beim zweiten Bissen mischt sich ein cremiger Schafskäse in die fruchtige Note, der im Nachgang etwas Würziges beinhaltet, das ich nicht auf Anhieb zuordnen kann. Derweil greift Leo ebenso beherzt zu und kostet gleich zwei der Gambas.

»Wow, sind die gut!«

Leo spießt direkt noch eine auf, um sie mir hinzuhalten. Ein Schwall Zuneigung überkommt mich. Seine Begeisterung ist ansteckend und er isst mit so viel Genuss, dass allein sein Anblick Glücksgefühle in mir auslöst. Wir kosten uns durch die Tapas auf unserem Tisch und als wir selbst den Schinken aufgegessen haben, meint Leo, dass es Zeit für Nachtisch ist. Er hält mir eine schwarze Kreditkarte hin und verkündet: »Such drei Sachen aus, ich halte so lange den Tisch frei.«

Verwundert greife ich danach und betrachte sie. Mir hat noch nie jemand seine Kreditkarte in die Hand gedrückt und sei es nur für Leckereien.

Ich stelle mich an einem Stand mit verschiedenen Kuchen an, der vorhin meine Aufmerksamkeit geweckt hatte. Der Laden gehört zu einer Bäckerei, die aufwändig verzierte Kaffeekreationen anbieten. Eine zierliche Brünette mit weißer Schürze eilt herbei, um mich zu bedienen. Sie schenkt mir ein herzliches Lächeln, das Ausblick auf eine kleine Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen gibt. Ich deute auf einen Schokoladenkuchen und reiche der Kassiererin die Karte, die auch ohne Zahlencode funktioniert.

Kurz überlege ich, Ayla eine Nachricht zu schicken, um zu fragen, ob they Leos offenherziges Vertrauen ebenfalls merkwürdig findet. Du bist zu skeptisch, Josie. Nur weil dein Ex-Freund dich hintergangen hat, heißt das nicht, dass alle Männer zweifelhafte Motive haben.

So sehr ich mich bemühe, die Gedanken zu verdrängen, irgendetwas an der Art, wie hingebungsvoll Leo sich um mein Wohlergehen bemüht, irritiert mich. Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich etwas übersehe.

Mit einem Nicken bedanke ich mich bei der Kassiererin und nehme den Kuchen entgegen. Im Anschluss mache ich mich auf den Weg zu einem Eisstand und entdecke auf dem Weg dorthin die himmlischsten Kreationen überhaupt: mit Goldstaub verzierte Eclairs, die zugegebenermaßen französisch und nicht portugiesisch sind, aber sei‘s drum. Ich habe noch nie eins probiert und das hier ist meine Chance. Ich wähle ein Karamellisiertes aus, das in einer hübschen Verpackung verschwindet. Dann hole ich eine Eiswaffel mit Leos Lieblingssorte Pistazie sowie meinem persönlichen Favoriten Stracciatella. Gerade so schaffe ich es, den Tisch zu erreichen, bevor mir der Schokoladenkuchen vom Teller rutscht.

»Na da hat aber eine zugelangt.« Leo reckt sich, um mir die Packung mit dem Eclair abzunehmen.

»D-du sagtest drei«, erwidere ich zögerlich und schiebe ihm seine Kreditkarte auf dem Tisch wieder zu.

»Wir können gerne noch Nachschlag holen, wenn du möchtest«, entgegnet er locker.

Puh, für einen kurzen Moment habe ich befürchtet, über die Stränge geschlagen zu haben. Leo scheint nichts von meiner kurzzeitigen Anspannung mitzukriegen und ich bin froh darüber, mich nicht erklären zu müssen. Ich setze mich wieder auf meinen Barhocker und nachdem Leo einen Bissen vom Eclair genommen hat, schiebt er es mir zu, damit ich es ebenfalls probieren kann. Ich pikse eine Kuchengabel hinein und schiebe mir ein großes Stück in den Mund. Die Schokoladenglasur zerschmilzt und der weiche Teig zergeht auf meiner Zunge.

Leos lockere Art gefällt mir, ebenso wie die Tatsache, dass wir uns den Nachtisch teilen. Jakob fand es unappetitlich, wenn ich etwas von seinem Teller stibitzt habe. Leo hingegen stört es nicht im Geringsten. Selbst das Eis reichen wir immer wieder zwischen uns hin und her.

»Das war gut!« Ein Gähnen unterdrückend streiche ich mir über den vollen Bauch. Am liebsten würde ich den obersten Knopf meiner Jeans öffnen oder noch besser in bequemere Kleidung wechseln. Kein Wunder, um halb zwei Uhr morgens liege ich für gewöhnlich im Bett.

»Sag nicht, du machst schon schlapp. Wir fangen gerade erst an.«

»Eine von uns hat heute schließlich gearbeitet. Kann ja nicht jeder munter um die Welt reisen so wie du.«

Leos Miene verdunkelt sich für einen Sekundenbruchteil, sodass ich mir kaum sicher bin, was ich da gerade gesehen habe. Schon hat er wieder ein Lächeln auf dem Gesicht und wirkt wie Peter Pan, dem man nie den Spaß verderben kann.

»Ja, leider. Für mich geht es ja auch in ein paar Tagen zurück.« Das Bedauern ist deutlich aus seiner Stimme herauszuhören. »Dann heißt es wieder arbeiten, arbeiten und noch mehr arbeiten. Und bei dir, wie sehen deine Pläne für die nächste Zeit aus?«, erkundigt er sich und leert mit einem Schluck den Rest seines Weinglases.

»Ziemlich ähnlich würde ich sagen. In Deutschland steht der Sommeranfang vor der Tür, da gibt es immer viele Grillfeste mit Freunden und Festivals. Ab Herbst ist Messe-Saison und dafür muss ich einiges vorbereiten. Oft sind mehrere Messen innerhalb einer Woche. Das heißt, den Großteil meiner Zeit sitze ich im Zug, um die einzelnen Standorte abzufahren«, berichte ich. Kurz überlege ich, ihm von Sara und unserer komplizierten Vorgeschichte zu erzählen, schiebe den Gedanken jedoch schnell wieder fort. Es würde unweigerlich dazu führen, dass wir auch über meinen Ex-Freund sprechen müssten, und der Abend ist zu schön, um ihn mit einem ernsten Gespräch zu belasten. Die begrenzte Zeit, die wir haben, nutze ich lieber für vergnüglichere Themen.

»Klingt anstrengend.«

»Schon, aber nichts geht über das Glücksgefühl, wenn man nach monatelanger Vorbereitung erfolgreich eine Messe abschließt. In den letzten Jahren habe ich eine Menge dazugelernt und darf mittlerweile viele Entscheidungen allein treffen. Das ist nicht selbstverständlich in meinem Alter.«

»Stimmt, du bist noch ein echtes Küken.«

Mir entfährt ein Schnaufen. »Küken? So würde ich es nicht gerade bezeichnen, immerhin bin ich älter als du.«

»Was? Niemals!«, ruft Leo überrascht aus und betrachtet mich einen Moment lang skeptisch. »Und woher willst du das überhaupt wissen?«

»Schon vergessen? Du hast mir in Rom deinen Ausweis gezeigt. Da habe ich natürlich auch einen Blick aufs Geburtsdatum geworfen.«

»Dann lag ich ja richtig, mit meiner Vermutung, dass du eine waschechte Detektivin bist«, neckt Leo mich und greift meinen Spitznamen aus unserem letzten Treffen auf. Er streckt seine Hand auf der Tischplatte aus und drückt meine sanft.

Momente, wie dieser hier haben eine gewisse Komik. Manchmal kann ich kaum glauben, dass Leo so simple Dinge, wie mein Alter nicht von mir weiß, obgleich er so viele persönliche Ängste und Wünsche von mir kennt. Unsere Freundschaft ist so anders, als alles mir Bekannte und gerade deswegen kann ich sie nicht einschätzen. Und das hat nicht bloß etwas mit dem Kuss-Faktor zu tun, der zusätzlich zwischen uns liegt. Es scheint, als gäbe es das richtige Label gar nicht, um treffend zu beschreiben, was Leo und ich füreinander sind.

Für mich ist er ein Abenteurer, der unfassbar witzig ist und allerhand interessante Fakten über fast jedes Thema kennt. Selten habe ich ihn sprachlos erlebt und wenn ihn etwas begeistert, wird sein ganzes Wesen plötzlich lauter. Er gestikuliert mit den Armen, seine Mimik erzählt die spannendsten Geschichten und ich könnte ihm stundenlang beim Erzählen zu hören. Leo ist leicht zu begeistern und mir ist aufgefallen, dass er, besonders wenn es um das Thema Essen geht, in seinem Element ist. Dann sprüht er über vor Energie und sein Enthusiasmus ist ansteckend.

Ich hingegen werde ruhig, wenn mir etwas schmeckt. Um alle Aromen wirklich heraus zu kosten, konzentriere ich mich ganz auf meinen Gaumen. Es ist, als würde mein Geschmackssinn erst auf Hochtouren funktionieren, wenn alle anderen Sinne abgeschwächt werden. So schließe ich die Augen und genieße, wie kurzzeitig alle meine Sinne gedimmt werden, damit das Feuerwerk in meinem Gaumen explodiert. Man kann also sagen, dass unsere Hingabe für leckeres Essen uns eindeutig verbindet, auch wenn wir sie so gegensätzlich zelebrieren. Ich schätze, was den Rest anbelangt, wird nur die Zeit meine Fragen beantworten.

»Sag mal, wie viel näher am Rentenalter bist du denn?«, hakt Leo schmunzelnd nach.

»Das kommt ganz darauf an, mit welchem Alter man in Chile in Rente geht.«

Ich nehme einen letzten Schluck von meinem Wein, um mir Zeit zum Nachdenken zu geben. Wenn man jemand Neues kennenlernt, hat man stets die Chance, die Ansicht dieses Menschen über einen selbst mitzugestalten. Schließlich bewertet der andere einen aufgrund der Äußerungen, die man trifft. Im Grunde hängt die Entwicklung unserer zwischenmenschlichen Beziehung von der Entscheidung ab, welche Geheimnisse wir voreinander verbergen und welche wir miteinander teilen werden. Mein Alter? Das kann ich ihm getrost verraten. Bei anderen Details bin ich mir nicht so sicher.

»Na gut, ich bin vierundzwanzig. Also etwas über ein Jahr älter«, erwidere ich und er schaut mich gespielt schockiert an.

»Du Omi! Kein Wunder, dass du immer so früh ins Bett gehen möchtest. Vielleicht sollten wir dir auf dem Heimweg noch eine Wärmflasche besorgen.«

»Ach und ich dachte, das wäre deine Aufgabe für heute Nacht«, kontere ich und staune über meine eigenen Worte. Der Wein muss meine Zunge gelöst haben. Ich bin entspannter, als es noch vor gut zwei Stunden im Hostel der Fall war.

»Wenn das so aussieht, bringe ich dich lieber mal zurück. Nicht, dass du hier noch im Sitzen einschläfst.«

Leo zwinkert mir zu und steht dann auf. Ich gleite von meinem Hocker und greife nach unseren leeren Gläsern.

»Ich bringe die hier kurz zurück«, erkläre ich und laufe zu dem Weinstand, an dem Leo uns vorhin den Wein besorgt hat. Leo ist wenige Schritte hinter mir und als ich mich nach dem Abstellen wieder zu ihm umdrehe, streckt er mir seine Hand entgegen. Mit einer selbstbewussten Selbstverständlichkeit verflechtet er seine Finger mit meinen. Händchenhaltend laufen wir zurück zum Hostel. Reden über alles und nichts, genießen die Zweisamkeit in einer Stadt, die schon schläft. Wie in Rom ist es eine losgelöste Zeit, in der nur wir existieren. Für den Augenblick ist es mehr als genug.

Kapitel 4

Oh. Mein. Gott.

Leo betritt nur in einer lockeren Baumwollhose bekleidet unser Hostel-Zimmer und mir bleibt für eine Sekunde das Herz stehen, bevor es anfängt zu rasen. Mein Schlafoutfit ist bei weitem nicht so freizügig wie seines. Ich habe es mir schon im Bett gemütlich gemacht und ziehe die Bettdecke nun noch ein Stück höher.

Leo trägt lediglich eine dunkelblaue Schlafanzughose, die locker auf seiner Hüfte sitzt und eine Menge gebräunte Haut freigibt. Die muskulöse Schulterpartie konnte ich unter seinen Hemden bislang nur erahnen und die ausgeprägten Bauchmuskeln überraschen mich völlig. Fasziniert betrachte ich die definierten Muskeln, die sich bei jeder Bewegung anspannen. Locker reibt er sich mit dem Handtuch über den Oberkörper, um die letzten Wassertropfen aufzufangen, bevor er es achtlos über den kleinen Stuhl in der Ecke neben der Kommode wirft.

---ENDE DER LESEPROBE---