Kamera Kaufberatung - Markus Bauer - E-Book

Kamera Kaufberatung E-Book

Markus Bauer

4,9

Beschreibung

Sie haben noch keine Kamera oder wollen sich eine neue Kamera anschaffen, oder zur nächsthöheren Kamera-Kategorie aufsteigen? Dann ist dieses Buch genau das Richtige für Sie. Ich erkläre die gängigsten Kamera-Funktionen und zeige mit praktischen Beispielen auf, was man wofür braucht, ob sich ein Feature lohnt und für wen es wichtig ist. In diesem Buch werfe ich einen kritischen Blick auf viele marketingwirksam eingesetzte Begriffe wie Megapixel, HDR, WiFi, Klappbildschirm, Videofunktion, Bracketing bzw. Belichtungsreihenautomatik, und vieles mehr. Dieses Buch zeigt dem Leser die Vor- und Nachteile diverser Funktionen und Kamera-Systeme auf und erklärt wie diese Funktionen mit Zubehör oder manuellen Eingriffen nachgebildet werden können.

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Inhalt

Danksagung und Vorwort

Warum von Handy oder der Kompaktkamera upgraden?

Testberichte

Die häufigsten Fehler bei der Kamerawahl

Sensorgröße

Objektive

Kamera-Typen

Was sind Ihre Anfordreungen?

Der Sucher

AF-Systeme

Belichtung / Belichtungsmodi

Weitere gängige Kamerafunktionen

Was man beim Kauf wissen sollte

Foto- und Video-Zubehör

Gedenkan zu den Herstellern

Danksagung und Vorwort

Zunächst möchte ich mich an dieser Stelle bei all denjenigen bedanken, die mich während der Anfertigung dieses Buchs unterstützt und motiviert haben.

Ganz besonders gilt der Dank meiner Familie, die viel Zeit in die Korrektur meiner Arbeit investiert hat. Zahlreiche Kommata, Satzstellungen und Rechtschreibfehler wurden dank ihrer Hilfe ausgebessert. Als Fachfremde zeigten Sie mir ebenfalls auf, wo noch weiterer Erklärungsbedarf bestand und haben mich darüber hinaus motiviert, dieses Projekt und einige weitere Buchprojekte in Angriff zu nehmen.

Weiters gilt mein Dank meiner Freundin Liliya, die für einige Bilder Model Stand und mir auch erlaubte, zu Erklärungszwecken das ein oder andere recht unvorteilhafte Foto zu veröffentlichen - danke Schatz!

Nicht zu Letzt gilt mein Dank meiner guten Freundin Sarah, die mich bei der Formulierung einiger Vergleiche unterstützt und auch auf den einen oder anderen kleinen Fehler aufmerksam gemacht hat.

Ich bin seit Jahren in diversen Foren rund um das Thema Fotografie aktiv. Vor allem wenn es um eine Kaufberatung geht, werden immer und immer wieder die gleichen Fragen gestellt. Eine Kamera, vor allem ein fortgeschrittenes Modell, hat so viele Funktionen, dass ein Einsteiger die gar nicht alle kennen kann oder nur zu wissen vermag, was er damit anfangen kann. Vieles wird in den Hochglanzprospekten der Hersteller groß angepriesen sodass dem potentiellen Käufer eine Flut von Informationen entgegenschlägt. Aber auch hier ist bei weitem nicht alles Gold was glänzt und vieles was so verlockend und großartig klingt, ist am Ende für die geplanten Einsatzgebiete eventuell unnütz.

Ich versuche mit dem Buch nicht nur die technischen Funktionen zu erklären sondern auch Wege aufzuzeigen, wie man auch ohne diese Funktionen zum gleichen Ergebnis kommt.

In diesem Zusammenhang möchte ich ausdrücklich betonen, dass es sich um meine persönlichen Sichtweisen, Empfehlungen und Erfahrungen handelt. Dieses Buch ist als Ratgeber konzipiert und baut auf meine Erfahrungen aus langjähriger Praxis in der Fotografie auf.

1. Warum von Handy oder der Kompaktkamera upgraden?

Je nach dem welche Art von Kamera Sie gerade benutzen und welches Modell Sie Ihr Eigen nennen, haben Sie mehr oder weniger Kontrolle über die einzelnen Kamerafunktionen. Aber nicht nur die Kontrolle auch die technische Bildqualität spricht dafür, sich eine Systemkamera mit größerem Sensor zu kaufen.

Gegenüber Handy- und Kompaktkameras haben Systemkameras Vorteile aber auch Nachteile:

Vorteile

Nachteile

Großartige Bildqualität

Wechselbare Objektive

Sucher

Viele Funktionen und mehr Kontrolle

Vollständige Kontrolle über die Kamera

Sehr viel Zubehör erhältlich

Bessere Lowlight-Performance

Größe

Gewicht

Preis

Komplexität

Gesteigerte Anforderungen an den Fotografen

Fokussierung wird wichtiger

 

1.1 Vor- und Nachteile von Systemkameras im Detail

Großartige Bildqualität

Auch wenn ich immer wieder betone, dass eine bessere Kamera nicht automatisch bessere Bilder macht, dann ist das aus Sicht der Kreativität und Bildgestaltung zu sehen. Aus technischer Sicht stimmt diese Aussage sehr wohl...

Vor allem bei der Wiedergabe von kleinen und feinen Bilddetails spielt die Sensorgröße eine Rolle. Auf dem Sensor befinden sich lichtempfindliche Pixel... Das Objektiv hat die Aufgabe Lichtstrahlen auf diese Pixel zu fokussieren. Als kleine Veranschaulichung stellen wir uns nun vor, der Sensor wäre ein Schwimmbecken und die darauf befindlichen Pixel wären Gefäße, die es zu füllen gilt. Bei diesem Vergleich wäre das Objektiv ein Schlauch mit dem ein Wasserstrahl erzeugt wird, um die Gefäße einzeln zu befüllen. Wo der Wasserstrahl die einzelnen Gefäße genau trifft und befüllt, entspricht das einer punktuelle Schärfe. Wenn Wasser daneben geht oder mehrere Gefäße gleichzeitig trifft ergibt das einen größeren Fleck, der Unschärfe entspricht.

Stellen wir uns nun einen kleinen Kompaktkamera-Sensor vor, so wäre das wie ein Kinderplanschbecken mit Fruchtzwergebechern darin. Vergleicht man das dann mit einem großen Vollformatsensor wäre dieser ein Olympia-Schwimmbecken, in dem sich Eimer befinden.

Je größer der Sensor und umso größer damit die lichtempfindlichen Pixel, umso besser wird die Wiedergabe von kleinen Details.

Größe

An dieser Stelle möchte ich die Leser auch vor einem oft begangenen Irrtum warnen. Einige Hersteller wie Nikon, Pentax oder Samsung verbauen unter anderem auch sehr kleine Sensoren in allen oder einigen Modellen Ihrer spiegellosen Systemkameras. Hierbei erhält man zwar eine Kamera, die samt Objektiv in die Hosentasche passt muss jedoch damit leben, dass der Preis zwar einer Kamera mit großem Sensor entspricht, die Bildqualität jedoch eher Richtung Kompaktkamera tendiert. Auch wenn es oft stimmen mag, dass Größe nicht alles ist und es mehr auf die Technik ankommt - in manchen Bereichen geht leider nichts über Größe.

Wechselbare Objektive

Systemkameras ob nun mit oder ohne Spiegel zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass man die Objektive wechseln kann. Ein Objektiv ist nichts weiter als ein Werkzeug - genauso wie die Kamera an sich. Und für jeden Einsatzbereich gibt es das passende Werkzeug.

An dieser Stelle möchte ich Sie ausdrücklich davor warnen, eine Systemkamera mit einem dieser All-in-One oder auch Reisezoom-Objektive zu betreiben. Wie der Name schon sagt, kann man diese für Urlaubsschnappschüsse gebrauchen, aber nicht für ernsthafte Fotografie. Ein Leatherman bzw. irgendein anderes Multitool ist recht praktisch um schnell eine Kleinigkeit zu reparieren, aber fragen Sie sich selber: „Würden Sie nur damit ein ganzes Haus bauen wollen, oder würden Sie zu einem ordentlichen Werkzeugkoffer greifen?“ Genau so verhält es sich mit Objektiven!

Wie Sie an dem Beispiel auf der nächsten Seite sehen sind vor allem Handy-Kameras stark limitiert, da Sie nur eine einzige Brennweite besitzen, die man nicht wechseln kann. Darüber hinaus bezitzt dieses Objektiv keinen optischen Zoom, sondern ist lediglich mit einem qualitativ schlechten Digitalzoom ausgestattet. Daher ist man in der Anwendung noch eingeschränkter als bei Kompaktkameras mit Zoom-Objektiv.

Die Wahl der Brennweite ist in der Fotografie ein wichtiger Faktor und die Brennweite muss vor allem auch zum Motiv passen. Aber das besprechen wir in späterer Folge noch ausführlich! Man sieht hier allerdings gut wie verzerrt die Handy-Kamera Gesichter darstellt und wieviel mehr von der Umgebung im Bild ersichtlich ist. (Achten Sie auf den Hintergrund!)

DSLR 135mm (KB)

Handy 35mm (KB)

DSLR 135mm (KB)

Handy 35mm (KB)

Gewicht

Nicht nur die Größe, sondern auch das Gewicht ist ein entscheidender Faktor. Wie bereits erwähnt, bedeutet ein größerer Sensor in der Regel auch größere Objektive und die bedeuten mehr Glas und mehr Gewicht. Vor allem wenn man noch weitere Objektive für spezielle Anwendungen mitführt, wird die Ausrüstung schnell eine Fototasche füllen. Daher sollte man sich fragen, ob einem die entsprechend bessere Bildqualität auch das Mehrgewicht wert ist, bzw. wieviel mehr an Gewicht es einem wert ist.

Sucher

Oftmals wird dieser Punkt übergangen. Doch jeder kennt die Situation, wenn die Sonne auf ein Display scheint und man nicht mehr erkennen kann was eigentlich am Display angezeigt wird. Alle DSLR-Kameras und viele spiegellose Systemkameras bieten einen Sucher. Der Sucher ist dieses „Guckloch“ durch das man das Motiv sehen kann.

Auch wenn Umsteiger von Handy- oder Kompaktkameras das Arbeiten mit dem Sucher nicht gewohnt sind und auch nicht einschätzen können welche Vorteile es bringt, möchte ich hier die Vorteile kurz anführen:

Stabilität

wird durch die richtige Kamerahaltung erhöht. Wer den Sucher verwendet berührt die Kamera an einem Punkt mehr und verringert das Wackeln. Weiters wird die Handhaltung verändert und beide Hände liegen am Körper an, was zusätzlich nochmals die Stabilität erhöht.

Klares Bild, egal bei welchen Lichtbedingungen,

ist nur mit dem Sucher zu erreichen. Egal wo sich andere Lichtquellen befinden, nichts spiegelt sich wie auf dem Display.

Preis

Ein Fiat Uno und ein Ferrari werden mittlerweile vom gleichen Hersteller gebaut, unterscheiden sich allerdings deutlich in der Leistung und im Preis. Wer mehr Leistung will, muss auch dafür bezahlen oder sich fragen, ob er/sie diese Leistung überhaupt benötigt.

Viele Funktionen und mehr Kontrolle

Alle Systemkameras und auch viele höherpreisige Kompaktkameras oder Bridgekameras erlauben es dem Fotografen, Einfluss auf alle wichtigen Parameter der Aufnahme zu nehmen. Weiters strotzen diese Kameras gerade zu vor Funktionen und je hochpreisiger die Modelle werden, umso mehr Funktionen kommen hinzu.

Komplexität

Aber genau diese Funktionsvielfalt wird auch schnell zum Problem. Ohne das nötige Grundwissen oder die 200, 300 oder gar 400 Seiten dicke Bedienungsanleitung durchgelesen oder besser noch praktisch durchgearbeitet zu haben, läuft man schnell Gefahr, auf Grund irgendwelcher falschen Einstellungen nicht das zu bekommen was man erreichen möchte.

Vollständige Kontrolle über die Kamera

Kameras, die sich an fortgeschrittenere Benutzer richten, erlauben es teilweise mit Automatiken zu arbeiten, bei denen sich die Kamera um alles kümmert. Bei allen höherklassigen Kameras gibt es die sogenannten Halbautomatiken, bei denen die Kamera einen bestimmten Teil der Aufnahmeparameter vom Fotografen vorgegeben bekommt und nur noch einen Teil der Aufnahmefunktionen selbstständig ermittelt. Ebenfalls bei allen diesen Kameras findet sich der rein manuelle Modus, der dem Fotografen die volle Kontrolle über alle Einstellungen überlässt. Dies ermöglicht es alle Parameter genau so einzusetzen wie es für den beabsichtigten Effekt nötig ist.

Automatiken sind keine Wahrsager oder Gedankenleser und können daher nicht wissen, was der Fotograf erreichen will. Außerdem verfolgen Automatiken den Zweck, in möglichst vielen Situationen ein brauchbares Bild zu liefern. Wer die Belichtungsparameter gestalterisch einsetzen will, benötigt die Möglichkeit auf einen oder alle der Parameter Einfluss zu nehmen und diese gezielt der Kamera vorzugeben.

Gesteigerte Anforderungen an den Fotografen

Aber genau diese Möglichkeit, bestimmte oder alle Parameter einer Aufnahme der Kamera vorzugeben, verlangt vom Fotografen das nötige Grundlagenwissen. Andernfalls kann es schnell zu einem Verhalten der Kamera kommen, dass dem Laien absolut unverständlich erscheint.

Das ist gleich wie mit dem Autofahren: Habe ich einen Chauffeur, dann benötige ich weder das Wissen wie ich ein Auto bediene, noch muss ich die Verkehrsregeln kennen. Will ich hingegen selber fahren, dann ist dieses Wissen unerlässlich!

Sehr viel Zubehör erhältlich

Für spiegellose Systemkameras und vor allem Spiegelreflexkameras ist die Palette an angebotenem Zubehör extrem groß. Für so gut wie jeden Anwendungsbereich gibt es massig Zubehör zu kaufen. Viele dieser kleinen Helfer machen bestimmte Aufnahmen erst möglich.

Fokussierung wird wichtiger

Je größer der Sensor, umso längere Brennweiten werden verwendet, das liegt am Crop-Faktor und darauf wird später noch genauer eingegangen. Das sorgt erst dafür, dass das Spiel mit Unschärfe im Bild möglich wird, macht aber gleichzeitig das richtige legen der Schärfe erforderlich. Also wird eine genaue und richtige Fokussierung wichtig. Je nach Objektiv und Abstand kann die Schärfenebene Millimeter-Burchteile oder zig Kilometer betragen. Vor allem im Nahbereich wird das richtige legen der Schärfe-Ebene kritisch!

Bessere Lowlight-Performance

Der größere Sensor der Systemkameras liefert eine deutlich bessere Lowlight-Performance. Darüber hinaus kann der größere Sensor deutlich höhere ISO-Werte erreichen als bei einer Handy- oder Kompaktkamera.

Aber auch die Möglichkeit RAW-Bilder aufzunehmen und die damit verbundene Möglichkeit in der Nachbearbeitung tragen einiges zur besseren Bildqualität bei. Nicht zu Letzt ist die Detailschärfe und die Detailwiedergabe deutlich besser. Bei diesem Bild sieht man gut wie der kleine Sensor an seine Grenzen stößt und was anhand der RAW-Bearbeitung noch aus dem Bild eines APS-C Sensors herauszuholen ist.

Um uns ein vollständiges Bild zu machen, sehen wir uns noch schnell die Vor- und Nachteile der kleineren Kompaktkameras und Handykameras an:

Vorteile

Nachteile

Portabel

Akzeptable Bildqualität

Einfache Bedienung

Vernetzt mit dem Internet

Keine wechselbaren Objektive

Kein Sucher

Teilweise wenig Kontrolle über die Aufnahme

Schlechte Bildqualität bei Lowlight

2. Testberichte

Bei Testberichten kommt es einerseits stark auf die Methodik an mit der die Tests gemacht wurden und andererseits darauf, wie Stark welche Bereiche bewertet werden - sprich wie sich die Punktevergabe genau zusammensetzt.

Tests, die unter Realbedingungen stattfinden, liefern in den seltesten Fällen 100% genau vergleichbare Ergebnisse. Man stelle sich hier einfach eine Straßenszene vor, selbst wenn die zu testenden Kameras gut vorbereitet parat liegen und in wenigen Sekunden gewechselt, werden ändert sich die Szene grundlegend weil sich die Personen, Autos, etc., die Teil der Aufnahme sind, sich bewegen. Bei Aufnahmen in der Natur reicht ein leichter Windzug um Blätter, Gräser, Blumen, usw. in Ihrer Position zu verändern. Des weiteren gibt es für diese Tests keine erprobte Methodik und keine genauen Vorschriften wie der Test ausgewertet werden soll. Daher ist der Interprätationsspielraum bei solchen Tests viel zu groß!

Labortests sind deutlich konstanter, haben allerdings genauso Ihre Schwächen! Ohne einem Kamerahersteller etwas vorwerfen zu wollen, ist es mit den heutigen technischen Mitteln durchaus möglich, die hierbei verwendeten Testcharts zu erkennen und gezielt bei diesen Fotos kameraintern an diversen Schräubchen zu drehen, um besser Testergebnisse zu erzielen. Außerdem ist es durchaus im Bereich des Möglichen, dass das Testlabor das gleiche Testchart verwenden, dass einer der Hersteller zum Test und zur Optimierung der Kamera eingesetzt hat. Dabei ergibt sich die Situation, dass eben dieser Hersteller, der seine Produkte mit diesem Testchart optimiert hat, im Vorteil ist. Da hochwertige Kameras durchaus stärker optimiert werden, kann die Kamera des besagten Herstellers eben auf genau die hier simulierte Situation besonders angepasst sein und daher die besten Ergebnisse bringen.

Außer der technischen Leistung werden in vielen Tests darüberhinaus subjektive Kriterien wie Bedienkonzept, Ergonomie oder Ausstattung eingebunden.

Ich arbeite mit Nikon DSLRs und seit einiger Zeit besitze ich ebenfalls eine Sony-DSLM außerdem arbeite ich ab und an mit der Canon-DSLR meines Studiokollegen. Persönlich finde ich mich sehr gut mit der Bedienung der Nikons und dem Menü zurecht und empfinde das Menü und die Bedienung meiner Sony als wesentlich weniger intuitiv. Auch Canon würde ich persönlich ebenfalls als weniger intuitiv einschätzen. Wer allerdings meinen Studiopartner fragt, wird sofort zu hören bekommen, wie unübersichtlich und verworren das Nikon-Menü ist, denn er ist die Canon-Menüstruktur gewöhnt und verzweifelt jedes mal an dem Nikon-Menü wenn er mir assistiert und an meiner Kamera Einstellungen vornehmen muss. Dinge wie Menü und Bedienelemente der Kamera werden von so gut wie jedem anders empfunden und wenn Ihr subjektives Empfinden nicht mit dem des Testers übereinstimmt, dann ist das Testergebniss für Sie persönlich schon verfälscht!

Das genau gleiche gilt für die Ergonomie. Jeder Mensch ist anders und wie eine Kamera in der Hand liegt und ob man alle Bedienelemente gut und schnell erreicht, ist ebenso subjektiv. Einige Kameras bieten viele Tasten und Rädchen am Gehäuse, um wichtige Einstellungen schnell ändern zu können. Ob man diese Einstellungen lieber in einem Menüsystem, oder durch das Drücken einer Taste und das Drehen an einem Rad vornimmt, ist ebenfalls Geschmackssache. Auch hier gilt, wenn Ihre Vorlieben und Ihre Anatomie nicht mit der des Testers übereinstimmen, ist der Test für Sie verfälscht.

Ausstattung ist ein weiteres Kriterium, dass oftmals überbewertet wird. Da ich den weiteren Kapiteln in dem Buch nicht vorgreifen will und wir die Vorzüge und Nachteile vieler gängiger Features von Kameras später im Buch besprechen, sage ich an dieser Stelle nur eines: Fotografie ist ein so weites Gebiet und je nach dem was man mit der Kamera fotografieren will und unter welchen Bedingungen, ergeben sich individuelle Bedürfnisse. Decken sich diese Bedürfnisse nicht mit denen des Testers, wird auch hier wieder der Test verfälscht.

Zur Verdeutlichung ein kleines Beispiel:

Legt ein Tester viel Wert auf Video, kann das ein riesiger Vorteil für Sony sein, denn speziell bei Video-Anwendungen glänzt Sony. Das hilft niemanden, der keine Videos machen will und nur auf geringes Rauschen in Low-Light-Situationen wert legt (zB Konzertfotografie). Vor allem, da Sony die herausragenden AF-Funktionen in Liveview und Video bei den SLT-Modellen mit dem Verlust von 1/2 Blende an Licht durch einen halbtransparenten Spiegel erkauft.

Wer einen für sich passenden Testaufbau zusammenstellen möchte ist eigentlich gezwungen, sich seine ganz persönliche Rangliste anhand der einzelnen Messergebnisse zu erstellen. Dafür benötigt man aber auch das Wissen wie man diese Messwerte interpretiert und welches Messergebniss wofür schlagend ist!

Im Grunde kann man eine Kamera mit einem Werkzeug vergleichen und bestimmte Werkzeuge sind für bestimmte Aufgaben optimiert - um einen Nagel einzuschlagen würde ich einen Hammer empfehlen, dieser nutzt aber nicht viel, wenn man ein Kabel durchtrennen will! Genauso verhält es sich mit Kameras - jede Kamera hat Ihre Stärken und Schwächen.

Messwerte geben zum Beispiel Aufschluss über das Rauschverhalten oder die Bildqualität verschiedener Modelle - das an sich ist gut, um diverse Modelle miteinander zu vergleichen und hilft beim eingrenzen der Kandidaten für einen Kauf. Tests vergleichen leider auch zwangsläufig Äpfel mit Birnen! Nicht jede Kamera kann mit dem gleichen Objektiv getestet werden und wie wir später noch genauer erörtern werden, haben Objektive einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Bildqualität. Allein darum sind Ranglisten von Kameras vor allem in Punkto Bildqualität absoluter Nonsens.

Weiters gibt es durchaus Zeitschriften und viele Online-Portale, bei denen Leser sich bewerben können und dann die Möglichkeit haben, selber einen Testbericht zu verfassen. Hier kommen dann in der Regel Testberichte zustande, die von Personen verfasst werden, die nicht über journalistische Erfahrung verfügen und somit stärker ihre persönliche Meinung einbringen als es wünschenswert wäre. Außerdem verfügen diese Leser-Repoter bzw. Leser-Tester teilweise kaum über das, nach meinem Dafürhalten dringend erforderliche Fachwissen, solche Tests qualifiziert durchzuführen.

Zu guter Letzt will ich noch erwähnen, dass Testberichte kleine technische Feinheiten oftmals deutlich aufbauschen. Sieht man sich diverse Messergebnisse an und macht sich die Mühe mit einer einfachen Milchmädchen-Rechnung den prozentuellen Unterschied auszurechen, kommt man oft zu dem Ergebnis, dass zwischen verschiedenen Modellen nur ein oder zwei Prozent liegen. Wer sich von Testwertungen, Ranglisten und ähnlichem beeinflussen lässt und diese nicht kritisch hinterfragt, wird schnell dazu verleitet 100, 200 oder 300 Euro mehr für die vermeintlich bessere Kamera auszugeben. Aber eben diese ein oder zwei Prozent werden außerhab des Messlabors mit freiem Auge niemals feststellbar sein. Da einige Tests mit Kamera-Modelle jeweils mit den Kit-Objektiven testen und sich diese Kit-Objektive von Zeit zu Zeit ändern oder gar nicht erst angeben mit welchen Objektiven getestet wurde, kann es auch sehr gut sein, dass die Verbesserungen in den Ergebnissen den Objektiv und nicht der Kamera geschuldet werden.

Ich persönlich nutze Tests zB von DXO dazu, um Kamera/Objektiv-Kombinationen miteinander zu vergleichen. DXO bietet die Möglichkeit Messwerte abzurufen und hilft mir damit Daten zu verschiedenen Objektiven mit ein- und derselben Kamera zu erhalten, um die Schärfe oder Verzeichnung miteinander vergleichen zu können. Aber auch hier gilt, je nach gewählter Blende ändern sich diese Werte und man muss für einen möglichst sinnvollen Vergleich die Werte verschiedenster Blenden in Betracht ziehen. Darüber hinaus verlasse ich mich nicht rein auf diese Messergebnisse, sondern vergleiche diese mit Testfotos.

3. Die häufigsten Fehler bei der Kamerawahl

3.1 Falsche Empfehlungen

Mit den falschen Empfehlungen meine ich vor allem den guten Rat von Kollegen, die nur Ihre eigene Kamera kennen und keinerlei Vergleichswerte mit anderen Kameras haben und auch die „großartigen“ Verkaufsargumente mancher „Berater“ in diversen Elektromärkten. Aber auch wer sich online versucht schlau zu machen, wird in diversen Online-Portalen auf Fanboys gewisser Marken stoßen, die an keinem anderen Hersteller ein gutes Haar lassen.

Auch wenn ich versuche Ihnen dieses Gebiet möglichst objektiv zu vermitteln ist garantiert auch ein großer Teil des Buches vor allem im Hinblick auf meine Empfehlungen sehr subjektiv und beruht auf meinen Annahmen und Erfahrungen. Daher halte ich Sie an dieser Stelle ausdrücklich dazu an, auch meine Aussagen zu hinterfragen!

Bei vielen Empfehlungen gibt es vor allem zwei grundlegende Probleme:

Die Empfehlung basiert auf den Annahmen und Erfahrungen der Person, die diese ausspricht. Dies muss aber nicht dem entsprechen was Sie gerne machen würden. Das größere Problem ist es, wenn die Empfehlung auf Grundlage von Halbwissen und/oder sehr einseitigem Wissen ausgesprochen wird.

3.2 Überschätzen was das Investment bringt

Kameras bewegen sich preislich zwischen den günstigen Kompaktkameras, die es ab ein paar Euro zu kaufen gibt, bis hin zu Mittelformat- oder Großformatkameras, die soviel kosten können wie eine kleine Eigentumswohnung! Wie nahezu überall gilt auch hier die Regel: „You get what you pay for!“ - oder einfacher ausgedrückt: Man kann keinen Kleinwagen kaufen und erwarten damit in der Formel 1 mitzufahren.

3.3 Die Wirklichkeit entspricht nicht den Ambitionen

Oftmals lese ich in Foren, dass Leute Fotografie für sich als neues Hobby entdecken wollen und da auch sofort groß Einsteigen wollen. Monate danach ließt man von der gleichen Person dann wieder eine Frage nach eine guten Kompaktkamera da sich herausgestellt hat, dass der Aufwand für das Erlernen und das Gewicht und die Sperrigkeit der Ausrüstung dazu geführt haben, dass die Kamera eigentlich so gut wie immer zu Hause im Schrank bleibt.

Machen Sie sich nicht nur Gedanken darüber wieviel Ausrüstung Sie schleppen wollen, sondern auch wieviel Zeit und Energie Sie in Ihr Hobby stecken wollen! Fotografie ist viel mehr als nur das Drücken auf den Auslöser.

Stellen Sie sich auch die Frage, ob Sie die Zeit haben dem Hobby nachzugehen. Der Familienausflug bei dem die Frau schnell zurück ins Hotel will weil Ihr die Füße weh tun und die Kinder sich langweilen, ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt ein Stativ aufzubauen, auf das richtige Licht zu werten, Filter anzuschrauben und vorher lange nach dem besten Aufnahmewinkel für Ihr Motiv zu suchen.

Für den Schnappschuss im Vorbeigehen benötigt man keine umfangreiche Ausrüstung oder DSLR!

3.4 Verlockung durch Angebote oder Sets

Oftmals locken Händler Kunden mit Set-Angeboten und legen den Kameras „gratis“ Zubehör wie Stative, UV-Filter, Kameratasche, Speicherkarten, usw. bei. Hinterfragt man diese Set-Angebote kritisch, dann wird man schnell feststellen, dass die Tasche gerade für das angebotene Set ausreichend ist, aber sobald man zusätzliches Zubehör kauft zu klein wird, Stative und UV-Filter die günstigsten und schlechtesten Modelle sind und Speicherkarten eventuell nicht den eigenen Anforderungen entsprechen. Alle diese Zubehör-Teile und viele mehr werden in einem eigenem Kapitel besprochen, dem ich an dieser Stelle nicht vorgreifen will. Lassen Sie sich nicht blenden und fragen Sie sich bei jedem Teil:

Bruche ich dieses Zubehör?

Was kostet mich der Kauf diese Zubehörs?

Entspricht es meinen Anforderungen?

3.5 Sich von technischen Details blenden lassen

Technische Daten sind schön und gut aber verlieren Sie sich nicht in Details. Anfänger werden schnell von der Fülle an Informationen erschlagen. Picken Sie sich die für Sie relevanten Informationen heraus und vergessen Sie alles andere.

Denn die Aussage: „Kamera A liefert 5 Belichtungen Bracketing und Kamera B liefert 7 Belichtungen Bracketing. Ergo dessen ist Kamera B besser in diesem Punkt!“ ist nur dann relevant, wenn Bracketing überhaupt benötigt wird. Wobei sich hier auch noch die Frage stellt, ob die Bracketing-Automatik überhaupt benötigt wird, oder man die Belichtungsreihen selber manuell erstellt, was in vielen Fällen die bessere Option ist.

3.6 Mehr Geld löst das Problem?!

Das Leben wäre doch viel zu einfach, wenn man alle seine Probleme mit Geld lösen könnte. Auch hier ist das nicht der Fall! Oftmals tritt sogar das Gegenteil ein, denn höherwertige Kameras bieten professionellere Funktionen und richten sich damit an fortgeschrittene Anwender. Genau darum wird hier sehr oft auf Helfer und Problemlöser für Einsteiger verzichtet. Genau das stellt den Benutzer wieder vor andere Probleme bzw. verlangt vom Benutzer einen fortgeschritteneren Wissensstand was die Grundlagen der Fotografie betrifft.

Viel mehr Funktionen und größere Kontrolle bedeutet ebenfalls, dass man viel mehr unwissentlich falsch machen kann und somit sein Endergebnis negativ beeinflusst.

Einige Probleme lassen sich allerdings mit mehr Geld auf die ein oder andere Weise lösen. Ein gutes Beispiel wäre hier die Lowlight-Performance. Um diese zu Verbessern gibt es zwei Möglichkeiten - entweder man nimmt einen Größeren Sensor und steigt zB von APS-C auf Vollformat um, oder man investiert in Objektive, die mehr Licht einfangen können. Der größere Sensor hat größere Pixel und kann damit mehr Licht aufnehmen. Ein lichtstärkeres Objektiv erlaubt es auf Grund der größeren Blendenöffnung, dass mehr Licht in der gleichen Zeit auf den Sensor fällt. Beide Varianten haben Ihre Vor- und Nachteile und werden im Laufe des Buches noch besprochen.

3.7 Kein Budget für Accessoires eingeplant

Vieles in der Fotografie wird erst durch diverses Zubehör ermöglicht. Ob es das gezielte setzen von Licht mit einem Blitz, ein Timelaps-Film dank einem Intervalltimer, das Verlängern der Belichtungszeit durch ND-Filter, oder das Stabilisieren der Kamera mit einem Stativ ist - ohne Zubehör wäre das schwer realisierbar oder gar gänzlich unmöglich.

Aber auch banalere Dinge wie eine Tasche für den sicheren Transport oder eine Speicherkarte um überhaupt Fotos aufzeichnen zu können, werden beim Budget schnell vergessen. Kamerazubehör ist nicht billig und sollte vor den Kauf unbedingt mit eingeplant werden.

Viele Dinge begleiten einen Fotografen viel länger als der Kamera-Body. Vor allem Objektive haben einen deutlich größeren Einfluss auf die Bildqualität als das Gehäuse:

Diese zwei Bilder wurden mit dem gleichen Kamera-Gehäuse aber zwei unterschiedlichen Objektiven gemacht und stellen einen 100%-Ausschnitt aus einem Portraitfoto dar. Wie man hier gut erkennen kann, ist der Unterschied bei feinen Bilddetails gravierend! Im Zweifelsfall rate ich immer dazu lieber Geld am Body zu sparen und dafür lieber mehr Geld in Objektive zu stecken.

Licht muss damit es am Sensor ankommt erst durch das Objektiv. Was auf dem Weg durch das Objektiv kaputt geht, kann am Sensor nicht repariert werden!

3.8 Sich blenden lassen von Reviews / Testberichten

Dem leidigen Thema Testberichte habe ich ja bereits ein ganzes Kapitel gewidmet und was dort gesagt wurde, gilt auch für Reviews von Youtubern bis hin zu Kundenbewertungen auf diversen Preisvergleichsportalen oder Webshops.

Vor allem hier sollte man Aussagen mehr als nur kritisch betrachten und sich maximal nach der Tendenz der Masse orientieren. Aber auch dieses Bild kann durchaus verfälscht sein, denn es ist eine bewiesene Tatsache, dass ein unzufriedener Kunde deutlich mehr Energie aufwendet und deutlich mehr Leuten von seinem Unmut erzählt, als ein zufriedener Kunde.

Mit einigem Fachwissen bewaffnet kann das, lesen solcher Kundenmeinungen aber auch durchaus unterhaltsam sein. Eine der lustigsten Kundenmeinungen, die ich jemals gefunden habe will Ich ihnen nicht vorenthalten: