Kampf der vier Elemente - Michelle Krabinz - E-Book

Kampf der vier Elemente E-Book

Michelle Krabinz

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

"Kampf der vier Elemente - Luft & Erde" ist der 2. Teil einer Young Adult Fantasy-Buchreihe, welche in einer fiktionalen Variante unserer Welt stattfindet. Die Protagonistin, Johanna Faystone, ist eine junge Feuerelementare, welche erst vor kurzer Zeit ihre besonderen Fähigkeiten entdeckt hat. Nachdem die Elementaren sich der Öffentlichkeit gezeigt haben, steht allerdings plötzlich der Frieden mit den normalen Menschen auf dem Spiel. Denn nicht alle Regierungen der Welt sind begeistert von der Existenz der Elementaren und ein paar von ihnen betrachten Johanna und ihre Freunde sogar als Bedrohung. Die Situation droht bereits bald zu eskalieren und Johanna muss zügig entscheiden, wie sie und ihre Freunde verhindern können, dass es zu einem Krieg kommen könnte. Doch stehen dabei wirklich alle Elementaren hinter ihr?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 368

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Michelle Krabinz wurde 1994 in Köln geboren und fühlte sich schon seit ihrer Jugend zur Kunst des Schreibens hingezogen. Obwohl sie viele Kurzgeschichten und Märchen schrieb, dachte sie bis zu ihren frühen zwanziger Jahren nie darüber nach, eine professionelle Schriftstellerin zu werden.

Seitdem hat sie sowohl eine große Begeisterung für verschiedene Arten von Kunst entdeckt, als auch den Wunsch, ihre diversen Geschichten und fantastischen Welten mit anderen Leuten zu teilen.

Den ersten Teil von „Kampf der vier Elemente“ begann sie bereits in der frühen Pubertät zu schreiben. Als sie die Notizen zu den ersten Kapiteln nach einem ihrer Umzüge wiederfand, entschied sie, sich dieser Geschichte mit gereifter Lebenserfahrung zu widmen.

Teil 2 „Luft & Erde“ setzt die Geschichte von der jungen Feuerelementaren Johanna Faystone fort, welche sich nach der Entdeckung ihrer Fähigkeiten damit beschäftigt, Menschenrechte für die Elementaren durchzusetzen.

Dabei möchte Michelle Krabinz anmerken, dass dies ein Werk der Fiktion ist. Namen, Charaktere, Orte und Begebenheiten sind entweder der Fantasie der Autorin entsprungen oder in fiktionaler Weise verwendet worden. Jegliche Ähnlichkeiten mit realen Personen, tot oder lebendig, sind unbeabsichtigt und Produkte des Zufalls. Namen realer Personen wurden ausschließlich zu dramaturgischen Zwecken verwendet und stehen in keinem Bezug zu realen Personen, Begebenheiten oder politischen Ansichten besagter Personen.

Triggerwarnungen sind am Ende des Romans (nach den Danksagungen) aufgeführt.

Für meinen Vater,

der stets an die Schriftstellerin

in mir geglaubt hat

Tiff & Toff Taschenbuch 023

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Epilog

Prolog

Sams Blick verhieß nichts Gutes. Er eilte auf Rose zu, doch sie konnte an seinen unsicheren Schritten erkennen, dass er lieber vor ihr davongelaufen wäre. Liegt es an mir? Gucke ich zu ernst? Sie versuchte, ein Lächeln auf ihr müdes Gesicht zu zwingen. Es war ihr noch nicht geglückt, als Sam schon keuchend bei ihr ankam.

„Wir wurden angegriffen!“

Ihr Körper war sofort in Bereitschaftsspannung, obwohl ihr Gehirn die Vergangenheitsform in seinem Satz registrierte.

„Angegriffen? Wo? Von wem?“

„Es war Heinrich. Er ist mit einigen Anhängern gekommen und hat das Menschendorf neben uns in Schutt und Asche gelegt. Es waren Feuerelementare dabei …“

„Wo ist er jetzt?“

„Er ist Richtung Norden geflohen. Emmett verfolgt ihn.“

„Alleine?“

Panik mischte sich in ihre Stimme. Ihre Beine setzten sich sogleich in Bewegung und folgten der Spur ihres Geliebten. Sam war ihr dicht auf den Fersen, sein Atem immer noch schnell und unregelmäßig.

„Du solltest lieber Verstärkung holen“, rief sie ihm über ihre Schulter zu, ohne den Blick von ihrem Ziel abzuwenden. In der Ferne konnte sie bereits die Rauchschwaden über dem einst so friedlichen Dorf erkennen. Ihr Magen zog sich immer weiter zusammen. Emmett! Ich komme!

„Aber was ist, wenn du Heinrich begegnest?“

„Mit dem werde ich fertig.“

Sie konnte spüren, dass Sam nicht völlig überzeugt war, doch er gehorchte ihr. Seine flinken Schritte trugen ihn gen Westen davon, zum Lager ihrer Verbündeten, während Rose dem brennenden Dorf entgegeneilte.

Noch bevor sie die rußverdreckten Straßen passiert hatte, wusste sie bereits, dass etwas nicht stimmte. Verdammt! Emmett, wo bist du? Ihr Blick huschte suchend über die Wiesen am anderen Ende des Dorfes. Vergebens. Bis zum Waldrand war keine Menschenseele zu erkennen. Erst, als sie die letzten zerstörten Häuser hinter sich gelassen hatte, fiel ihr auf, was im Dorf gefehlt hatte. Es gab keine Leichen. Der aufkeimende Funke der Hoffnung in ihr wurde jedoch sofort erstickt, als sie sich dem Waldrand näherte.

Schreie und panische Rufe schollen ihr aus dem Dickicht entgegen. Der Klang der Angst beschleunigte ihren Schritt, doch die dichten Büsche behinderten ihr Vorankommen. So werde ich es nie rechtzeitig schaffen! Mit einem beherzten Windstoß drückte sie Blätter und Äste beiseite. Die Luft folgte bereitwillig ihren Anweisungen und bahnte ihr einen Weg durch das düstere Unterholz.

Gerade als sie das helle Leuchten einer Lichtung erblickte, hörte sie einen langen, markerschütternden Schrei. Emmett! NEIN! Mit aller Kraft steigerte sie erneut ihre Geschwindigkeit und brach schließlich durch das Gebüsch ins Licht der Dämmerung hinaus. Plötzlich stießen ihre Füße gegen etwas Weiches. Mit einem gellenden Aufschrei stürzte sie zu Boden, rappelte sich jedoch gleich wieder auf. Dann sah sie die Menschen.

Ihr stockte der Atem. Ihr Körper verharrte wie eingefroren in seiner halbgebeugten Haltung, eine Hand noch auf den verkohlten Boden gestützt. Ihre Haut nahm die Hitze wahr und ihre Nase roch den Geruch von verbranntem Fleisch. Nein! Ungläubig wanderten ihre Augen über die verstümmelten Körper, welche wie totes Laub auf der Lichtung verstreut waren. Wie in Zeitlupe erhob sie sich langsam vom Boden und versuchte, die aufsteigende Übelkeit zurückzuhalten. Dann erblickte sie den nächstgelegenen Baum und erstarrte.

Nein!!! Sogar ihr Herz blieb für einen Moment stehen, bevor es in wilder Panik zu rasen begann. NEIN! Ihr keuchender Atem beschleunigte sich, bis ihr ein weiterer Schrei entfuhr.

„NEEEEIIIIIN!!“

Ihre zitternden Beine wankten wie in Trance auf den verkohlten Körper zu, welcher wie eine Puppe zwischen den Ästen des Baumes aufgehängt worden war. Aus der festgebrannten Kleidung stiegen noch vereinzelte Rauchschwaden auf und tränkten die Luft mit ihrem beißenden Gestank. Der Geruch vermischte sich mit dem grauenvollen Anblick und raubte ihr die letzte Kraft.

Mit einem Schwall ergoss sich ihr Abendessen über den schwarzen Boden und sie stützte sich schluchzend auf ihren Knien ab. Als ihr Magen sich entleert hatte, wandte sie ihren Kopf erneut dem über ihr baumelnden Leichnam zu und die Tränen stiegen ihr in die Augen.

„Emmett …“

Es war nur ein gebrochenes Flüstern, halb erstickt von der aufwallenden Panik. Die Ungläubigkeit ließ ihre Glieder taub werden und ihre Vernunft zerfloss in salzigen Bächen, bis nur noch Trauer und Wut übrigblieben.

Da die Verzweiflung sie zu übermannen drohte, entschloss Rose sich schließlich, lieber ihrer Wut nachzugeben. Sobald sie diesen Entschluss gefasst hatte, war ihre Traurigkeit sogleich wie fortgeblasen.

Eiskalter Zorn erfüllte ihr ganzes Wesen und fegte die Tränen mit einem wütenden Windhauch von ihren Wangen.

„Heinrich!“

Ihr Ruf scholl durch den Wald und schleuderte ihm ihren Durst nach Rache entgegen. Dort, wo einst Liebe und Mitgefühl in ihrer Brust gebrannt hatten, loderte nun heißer Zorn hervor und löschte jegliche Barmherzigkeit aus.

Rache. Das war das Einzige, was zurückblieb.

Ihre Beine setzten sich wieder in Bewegung und folgten dem Wind, welcher sie zielstrebig in den Wald hineinführte. Sie wusste, dass die Luft sie zu den feindlichen Feuerelementaren und Heinrich lenken würde. Tief in ihr hatte sie schon immer geahnt, dass sie keine Ruhe finden konnte, solange er ihr Leben zur Hölle machte. Doch nun gab es nichts mehr, was sie davon abhalten konnte, bis zum bitteren Tod gegen ihn zu kämpfen. Ich werde Emmett rächen, selbst wenn es mich mein Leben kostet!

Kapitel 1

„Johanna? Ein Anruf für dich …“

„Ich komme!“

Mit eiligen Schritten lief ich die hölzerne Treppe hinunter und band mir dabei die kupferroten Locken zu einem Pferdeschwanz zusammen.

Meine Mutter erwartete mich bereits am Treppenabsatz und hielt mir das Telefon entgegen, ein Ausdruck von Besorgnis in ihren braunen Augen.

„Es ist jemand von der Regierung.“

Na endlich! Die haben sich ganz schön Zeit gelassen.

„Danke, Mum.“1

Ich nahm ihr den Hörer ab und setzte mich auf die unterste Stufe, während ich einmal tief Luft holte.

„Guten Tag. Johanna Faystone am Apparat.“

„Fräulein Faystone. Guten Tag. Hier spricht Herr Strohmann. Schön, dass Sie kurz Zeit für uns haben.“

„Es ist mir eine Freude.“

Das war es natürlich nicht. Eher eine Pflicht – spannend zwar, doch nervig zugleich. Ich hoffe bloß, dass die Landesoberhäupter uns keine Schwierigkeiten bereiten werden …

Auf jeden Fall schienen wir sehr unterschiedliche Definitionen von ‚kurz‘ zu haben.

Nach einem einstündigen Gespräch mit Herrn Strohmann war uns beiden klar, dass unsere Meinungen in anderen Themengebieten – wie dem Recht auf Freiheit – ebenfalls ziemlich auseinandergingen. Immerhin konnte ich ihn davon überzeugen, dass weder ich noch sonst einer meiner Elementaren-Freunde eine Revolution plante. Ob er mir wirklich glaubte, dass wir mit unserem öffentlichen Auftritt nur friedlich auf unsere Existenz hatten aufmerksam machen wollen, war allerdings fragwürdig. Zumindest war er keineswegs begeistert, dass es bei unserer Gruppe keinen klaren Anführer gab. Um ihn ein wenig milder zu stimmen, bot ich ihm an, dass er vorerst mit mir Vorlieb nehmen könnte und ich seine Nachrichten an alle anderen weiterleiten würde.

Wir einigten uns darauf, dass er zuerst mit seinen Vorgesetzten Rücksprache halten sollte, bevor er irgendwelche Zugeständnisse machte und er deutete an, dass ich eventuell zu einem Besuch in Berlin eingeladen werden würde. Na großartig. Am Ende wollen sie noch, dass ich mit der Bundeskanzlerin spreche. Hoffentlich bestehen sie nicht darauf, dass ich alleine dort auftauche …

Nachdem wir aufgelegt hatten, schwirrte mir der Kopf vor Verordnungen und Zweifeln an Menschenrechten. Um meine Gedanken ein wenig zu ordnen, beschloss ich, etwas frische Luft zu schnappen.

„Ich bin kurz draußen, Mum.“

Sofort schaute ihr besorgtes Gesicht hinter der Ecke zum Wohnzimmer hervor und musterte mich aufmerksam.

„Was hat der Regierungssprecher denn gesagt?“

„Dass sie ein paar Tage gebraucht haben, um das Videomaterial mit den Zeugenaussagen zu vergleichen und sich deshalb erst jetzt bei uns melden. Ich wurde wohl vorerst zur Ansprechpartnerin erklärt, was ja durchaus Sinn macht. Immerhin war das öffentliche Outing der Elementaren in Berlin mehr oder weniger meine Idee … Wie auch immer. Er hat gesagt, dass sie etwas Zeit brauchen, um zu prüfen, dass die Elementaren-Geschichte kein Fake ist. Sie werden sich wieder melden.“

„Und wo willst du nun hin?“

„Keine Sorge, ich gehe bloß spazieren.“

„Alleine?“

„Mum! Es wird mich keiner entführen. Ich bin ja kein Staatsfeind oder so. Bis zum Essen bin ich wieder zurück.“

Bevor sie weitere Einwände erfinden konnte, eilte ich in Richtung Haustür davon und wurde dort von einem freudig wedelnden Fellbündel begrüßt.

„Mum? Ich nehme Charly mit! Dann bin ich nicht ganz alleine.“

Den sarkastischen Unterton überhörte sie geflissentlich und nickte beruhigt. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und nahm Charly an die Leine. Er begann sofort aufgeregt vor der Tür herumzulaufen, so dass es einen Moment dauerte, bis ich sie geöffnet bekam und wir ins Sonnenlicht hinaustreten konnten.

Die warmen Strahlen schienen mich mit ihrem klaren Licht zu durchfluten, bis alle Sorgen und lästigen Gedanken verraucht waren. Lächelnd streckte ich meinen Geist der Sonne entgegen und war begeistert, dass mein Feuersinn sie schon viel stärker spüren konnte als noch vor ein paar Wochen.

Mit beschwingten Schritten folgte ich dem ausgelassen umherlaufenden Charly zu den blühenden Wiesen und versuchte dabei meine Gedanken zu sortieren. Nun ist es schon fünf Tage her, dass wir uns der Öffentlichkeit gezeigt haben. Der amerikanische Präsident hat deutlich schneller auf die Ereignisse in Washington D.C. reagiert. Dort laufen bereits die Verhandlungen über mögliche Sondergesetze für Elementare. Ob Deutschland vielleicht abwarten will, wie es bei denen funktioniert?

Gedankenverloren beobachtete ich, wie Charly jeden Busch beschnüffelte, an dem wir vorübergingen. Er wirkte vollkommen sorglos und zufrieden, während er wild wedelnd von einer Seite des Weges zur anderen lief. Das Leben kann so schön sein. Wieso nehmen wir Menschen uns eigentlich kein Beispiel an unseren Haustieren? Apropos … In Amerika gibt es ebenfalls eine Debatte darüber, ob wir Elementaren überhaupt zu den Menschen zu zählen seien. Falls sie hier eine ähnliche Verhandlung starten, könnten unsere Menschenrechte kurzzeitig außer Kraft gesetzt werden …

Ich versuchte mir das Ausmaß einer solchen Verordnung vorzustellen und wünschte mir wieder einmal, statt Geschichte lieber Politik belegt zu haben. Als wir damals die Prüfungsfächer wählen mussten, konnte ich ja nicht ahnen, dass ich in solche Angelegenheiten verstrickt werden würde. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht einmal, dass ich eine Elementare bin …

Obwohl das Abitur erst ungefähr einen Monat her war, schien seitdem bereits eine Ewigkeit an Ereignissen vergangen zu sein. Allerdings demonstrierte das Universum mir mit fragwürdigem Humor, wie schnell die Vergangenheit einen einholen konnte.

Als ich mit einem glücklich hechelnden Charly an meiner Seite zum Haus meiner Eltern zurückkehrte, sah ich schon von weitem das mir wohlbekannte Fahrrad. Mein Gehirn war mit der Situation sofort überfordert und hätte mir am liebsten zur Flucht geraten. Mein Gewissen befahl jedoch, sich der Lage zu stellen, während mein Herz sich schuldbewusst zusammenzog.

„Hallo David.“

Meine Stimme klang vor Nervosität viel zu hoch. Ich atmete ein paar Mal tief durch, während ich auf den überraschten jungen Mann zuging. Er hatte wohl gerade klingeln wollen, wandte sich nun aber eilig zu mir um.

„Johanna! Erschreck mich doch nicht so. Ich wollte gerade …“ Sein Blick schnellte zur Klingel. „Egal. Hallo.“

Ich war mittlerweile bei ihm angekommen und blieb nun etwas ratlos vor der Haustür stehen. Charly blickte hechelnd zwischen uns beiden hin und her, bevor er interessiert begann, Davids Jeans zu beschnüffeln.

„Öhm … Hi. Charly kennst du ja sicherlich noch.“

„Natürlich.“

David tätschelte dem Hund unbeholfen den Kopf und blickte dann wieder zu mir.

„Ich bin gekommen, um … Also … Eigentlich wollte ich fragen, ob du …? Ich habe dich in den Nachrichten gesehen und … Diese ganze Elementaren-Sache … Ist das wirklich wahr?“

Seine schokoladenbraunen Augen forschten in meinem Gesicht bereits nach einer Antwort, bevor meine Lippen reagieren konnten.

„Ja, es ist wahr. Also zumindest die Tatsache, dass wir Elementaren existieren. Keine Ahnung was die sonst noch so in den Nachrichten über uns erzählen. Wir haben jedenfalls ausschließlich friedliche Absichten.“

„Du … du bist also eine von ihnen?“

„Ja. Eine Pyro – also Feuerelementare.“

„Wow. Ich habe das Video im Internet gesehen. Mehrere sogar. Du hast Flammenbälle erschaffen und damit jongliert, richtig?“

„Das stimmt. Wir wollten demonstrieren, dass unsere Fähigkeiten keine Lüge sind.“

„Und dieser andere Typ – der mit den dunkelbraunen Haaren …“

„Garrett?“

„Keine Ahnung wie er heißt. Jedenfalls hat er das Wasser des Springbrunnens manipuliert und durch die Luft gleiten lassen, als wäre es schwerelos.“

„Ja, das war Garrett. Er ist ein Hydro.“ Was offensichtlich ist, wenn er mit Wasser gearbeitet hat. Ich klinge schon wie eine Dozentin, die ihren ‚dummen‘ Schülern die Eigenschaften der Elementaren zu erklären versucht … Obwohl das an sich ein cooles Studienfach wäre. Eine etwas andere Form von der Lehre der Elemente …

„Ist das der Grund, weshalb du dich so verändert hast?“, riss mich Davids Stimme ruckartig aus meinen Gedanken.

„Was?“

„Na, dass du eine von denen geworden bist. Eine Elementare oder wie ihr euch nennt …?“

„Ach so. Ja, mehr oder weniger. Natürlich habe ich mich verändert, als ich meine Kräfte entdeckt habe. Das Feuer hat mir viele neue Perspektiven eröffnet.“

„Klingt ziemlich freaky.“

„Findest du? Hältst du mich jetzt für einen Freak?“

„So war das nicht gemeint …“

Er sah betreten zu Boden und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Habe ich mir schon damals gedacht. Er kommt nicht damit klar, wer ich wirklich bin. Also war es tatsächlich besser, unsere Beziehung zu beenden. Aber wieso ist er überhaupt hier? Immerhin war er es, der Schluss gemacht hat …

„Es ist nur alles so … verwirrend. Dieser ganze Superkräfte-Kram und dich im Fernsehen zu sehen … Ich habe gehört, in den USA halten sie euch sogar für Superhelden.“

„Ja, das habe ich auch mitbekommen. Totaler Unsinn. Nur weil wir besondere Kräfte haben, heißt das schließlich nicht, dass wir sie für gute Zwecke einsetzen müssen. Es gibt durchaus Elementare, die eher das Potenzial zum Superschurken hätten …“

„Wirklich? Ich dachte, du hättest gesagt, dass ihr nur friedliche Absichten habt.“

„Habe ich auch. Die Gruppe von Elementaren, mit denen ich zusammenarbeite, möchte in einer friedlichen Gemeinschaft mit allen anderen zusammenleben. Aber es gibt eben solche, die den ‚Normalen‘ nicht vertrauen und sie lieber unterdrücken würden.“

„Den Normalen? Meinst du Leute wie mich?“

„Ja. Menschen, die keine Elementaren sind.“

„Ihr seid also noch Menschen?“

„Natürlich. Meiner Meinung nach zumindest. Da sind sich nicht alle ganz einig. Vielleicht wird es medizinische Untersuchungen geben müssen, bevor das rechtlich geklärt werden kann. Wir sind gerade erst in der Verhandlungsphase.“

„Mit wem?“

„Der Regierung.“

„Du meinst … du sprichst mit denen?“

„Ja. Und meine Freunde in der ganzen Welt sprechen mit den anderen Landesoberhäuptern. Obama war von allen am schnellsten. Und in Kanada sind sie sich bereits einig, dass Elementare dort ganz normal leben dürfen, mit den gleichen Rechten wie alle anderen auch.“

„Ach was.“

David sah etwas überfordert aus und schaute nervös auf seine Hände, als könne er meinem Blick nicht mehr standhalten.

„Tja … Dann will ich dich mal nicht weiter stören.“

„Tust du nicht. Die melden sich erst in ein paar Tagen wieder.“

„Ach so. Hm. Ich sollte wohl trotzdem lieber gehen.“

„Wenn du meinst.“

„Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Erfolg mit den Politikern.“

„Danke. Da kann ich sicherlich alles Glück der Welt gebrauchen. Wenn die Regierung nicht bald einen Zahn zulegt, ist 2012 schon vorbei, bevor irgendwas geklärt ist.“

Er nickte bloß und schwang sich schweigend auf seinen Sattel. Ich blickte ihm ein wenig überrumpelt hinterher, bis mich Charly mit seiner feuchten Nase daran erinnerte, dass das Leben weiterging.

Für mich zumindest. David sah nicht so aus, als hätte er unsere Trennung schon völlig überwunden. Ob er wohl bereits eine neue Freundin hat? Vielleicht hätte ich ihm erzählen sollen, dass ich nun mit Garrett zusammen bin. Dann würde er sich bei mir keine Hoffnungen mehr machen und könnte ebenfalls ganz neu anfangen …

Während ich noch über die Ereignisse der Vergangenheit nachgrübelte, lief Charly hechelnd zu seiner Trinkschüssel. Ich wollte gerade nach oben in mein Zimmer gehen, als erneut das Telefon klingelte. Ist das etwa wieder die Regierung? Ich dachte, dass die erst ein paar Tage Bedenkzeit brauchen …

Gespannt nahm ich den Hörer in die Hand und lehnte mich gegen die angenehm kühle Steinwand.

„Ja, bitte?“

„Johanna? Bist du das?“

„Gregor!“

Ich ließ mich erleichtert zu Boden gleiten und lächelte freudig, obwohl er mich nicht sehen konnte.

„Bist du immer noch in Berlin? Und wieso haben sie dich überhaupt dorthin bestellt? Wollten sie dich etwa verhören?“

„So in der Art.“ Seine Stimme klang sehr ernst. „Sie hatten ein paar Fragen zu unserem öffentlichen Auftritt, aber das war nicht der Hauptgrund. Anscheinend hat die Polizei ihnen gemeldet, dass ich aus Schottland komme.“

„Oh. Du meinst, weil sie unsere Ausweise kontrolliert haben? Wurdest du etwa überprüft?“

„Ja, genau. Es sieht so aus, als würde jedes Land unterschiedlich mit den Ereignissen umgehen. Deshalb möchten sie, dass ich zurück nach Schottland reise.“

„Du sollst was? Aber … wieso?“

„Ich bin kein deutscher Staatsbürger, also wollen sie mich vorerst ausweisen. Wie gesagt, jedes Land hat seine eigene Art und Weise mit der Offenbarung von uns Elementaren umzugehen.“

„Aber das ist doch absurd! Ich meine, Großbritannien ist doch Teil der EU!“

„Das stimmt. Aber die ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Jedenfalls setzen sie in diesem Fall eher auf individuelle Regelungen für jedes Land.“

„Na, das geht ja gut los. Soviel zum Thema Gemeinschaft! Wir wollen doch gerade mit den Normalen eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Wie soll das denn funktionieren, wenn die sich selber zerstreiten? Momentan ist Zusammenhalt gefragt, nicht Trennung.“

„Das sehe ich genauso. Aber es wird wohl ein wenig dauern, bis diese Einsicht jeden erreicht hat. Und bis dahin sollte ich in Edinburgh bleiben.“

„Na toll. Also muss ich ganz alleine mit der Regierung verhandeln?“

„Das schaffst du schon. Wir können immer noch telefonieren und Bärbel hilft dir sicherlich gerne weiter.“

„Aber die wohnt in Berlin. Und sie ist eine Luftelementare. Wie soll ich denn ohne meinen Feuer-Mentor trainieren? Wir müssen uns schließlich auf mögliche Auseinandersetzungen mit anderen Elementaren vorbereiten …“

„Bärbel mag eine Aero sein, aber sie hat viele Erfahrungen mit uns Pyros. Und ihre Freunde werden dir sicherlich ebenfalls weiterhelfen. Außerdem hast du Fiona und Charlotte als Feuer-Kollegen.“

„Stimmt. Aber es ist trotzdem doof. Wann musst du denn überhaupt zurück nach Schottland?“

„Jetzt. Ich bin schon am Flughafen.“

„Was? Aber du … Deine Sachen … Hast du alles mitgenommen?“

„Ja, vorsichtshalber. Ich hatte so etwas schon befürchtet. Es ist in der Geschichte der Menschheit eigentlich immer der gleiche Ablauf: Eine kleine Gruppe ist anders als der Rest und wird vorerst ausgegrenzt, bis die Mehrheit beschließt, sie zu akzeptieren.“

„Ich kann mich also nicht einmal von dir verabschieden?“

„Sorry. Ich wäre gerne bei dir geblieben, um dich weiter zu unterstützen. Aber du hast auch ohne mich genug Verbündete hier. Und wir bleiben ja in Kontakt.“

„Okay. Was glaubst du, wie lange es dauert, bis sie dich wieder nach Deutschland lassen?“

„Keine Ahnung. Ich muss erst einmal gucken, wie die UK mit der ganzen Sache umgeht. Vielleicht entwickelt Schottland sogar seine ganz eigene Elementaren-Politik und spaltet sich ab. Wir werden sehen.“

Ich seufzte und verabschiedete mich schweren Herzens von meinem Mentor. Dabei konnte ich seine beruhigenden, grauen Augen bildlich vor mir sehen, wie sie mich zuversichtlich anstrahlten. Mit ihm wären die Verhandlungen mit der Regierung sicherlich deutlich einfacher gewesen.

Charly spürte wie immer, dass mich etwas bedrückte und legte seine flauschige Schnauze liebevoll auf meinen Knien ab, damit er mich mit sanften Hundeaugen angucken konnte.

„Du hast’s leicht. Fressen, spielen und schlafen. Ich glaube, im nächsten Leben wäre ich gerne ein Hund.“

Das große Fellbündel wedelte begeistert. Lachend kuschelte ich mich in sein langes Fell und versuchte, all meine Sorgen loszulassen. Es bringt niemanden weiter, wenn ich vor Besorgnis alt und grau werde. Ich wusste, dass es schwierig werden könnte, die normalen Menschen auf uns aufmerksam zu machen. Es war immerhin meine Idee. Also sollte ich die Herausforderung annehmen und das Beste daraus machen!

1 Mama.

Kapitel 2

Um meine neu aufkeimende Zuversicht zu bestärken, rief ich erstmal bei Charlotte und Fiona an. Die beiden hatten es seit unserer Offenbarung übernommen, die Internettätigkeiten der Elementaren zu überwachen und sorgten dafür, dass wir eine gute Online-Präsenz hatten. Was anfänglich noch ein paar Blogs und Videos gewesen waren, hatte sich mittlerweile allerdings zu einer Unmenge an Websites, News Feeds und ‚Elementaren-Foren‘ entwickelt, welche von Tag zu Tag mit mehr Fotos und Kommentaren angefüllt wurden.

„Ist ziemlich unübersichtlich“, rief Charlotte aus dem Hintergrund, während ich mit Fiona über Lausprecher sprach. „Der reinste Dschungel!“

„Das glaube ich euch gerne. In wie vielen Sprachen sind wir denn mittlerweile im Internet vertreten?“

„Lässt sich nicht genau sagen. Am häufigsten Englisch, Deutsch, Spanisch und Französisch. Asiatische und afrikanische Sprachen sind ebenfalls dabei, genauso wie Russisch, Italienisch, Hindi …“

„Okay, ich glaub, ich hab’s verstanden. Es sind viele. Und was schreiben die so?“

„Es gibt quasi drei große Gruppen: Einmal die Elementaren, die sich outen und öffentlich von ihren Kräften berichten. Dann die Normalen, welche uns für die Guten halten und zu guter Letzt ein paar Miesepeter, welche versuchen, uns in ein schlechtes Licht zu rücken. Letztere haben meistens etwas mit der Kirche zu tun oder halten das Ganze für eine große Lüge.“

„Typisch. Es gibt immer ‚Ungläubige‘. Das muss uns aber nicht stören. Viel wichtiger ist, dass wir uns mit denen zusammentun, die uns akzeptieren. Wenn wir erst eine Gemeinschaft gegründet und Vertrauen aufgebaut haben, werden die Anderen schon sehen, dass eine Zusammenarbeit viele Vorteile mit sich bringt.“

„Bestimmt. Könnte allerdings eine Weile dauern. Momentan berichten nämlich viele davon, dass die Politiker in ihrem Land total überfordert sind und nicht wissen, wie sie reagieren sollen. Es gibt jede Menge Debatten darüber, ob wir Menschen sind und was für Rechte wir haben sollten.“

„Ja, das habe ich gehört. Deshalb musste Gregor zurück nach Schottland. Anscheinend gibt es in einigen Ländern ein Reiseverbot für Elementare. Alle sollen in ihrem eigenen Land bleiben oder dorthin zurückkehren.“

„Na, dann ist es ja gut, dass wir keinen Urlaub geplant haben“, rief Charlotte erheitert dazwischen. Sie schafft es einfach immer wieder, in jeder Situation etwas Positives zu sehen …

„Nun bist du wohl unser Mentor, Johanna.“

„Ich? Wieso denn das?“

„Du warst Gregors erste Schülerin“, erklärte Charlotte fröhlich. „Also bist du von uns dreien am weitesten. Und du bist quasi unsere Anführerin, wo du doch nun mit der Regierung verhandelst und so. Außerdem kann außer dir keiner von uns dreien die Sonne spüren.“

„Ach, das … Spüren allein bringt niemanden weiter. Ich habe noch nie versucht, richtig mit ihr in Kontakt zu treten oder Kraft von ihr zu beziehen.“

„Tja, jeder Mentor ist eben selber ein Schüler des Lebens. Trotzdem bist du fortgeschrittener als wir.“

Charlotte ließ sich in ihrer Meinung nicht beirren, also gab ich irgendwann nach und versprach ihr, dass ich in den nächsten Tagen zu einem gemeinsamen Training vorbeikommen würde. Dabei merkte ich natürlich an, dass ich für die Regierung bei meinen Eltern erreichbar sein musste, doch für sie schien dies kein relevantes Gegenargument zu sein.

Als wir unser Telefonat beendet hatten, war es bereits Zeit fürs Abendessen. Ich gesellte mich zu meinen Eltern auf die Terrasse und berichtete ihnen von der aktuellen Lage. Sie schienen nicht begeistert zu sein, dass ich bei den Verhandlungen mit der Regierung eine so große Rolle spielen würde, sicherten mir aber letztendlich ihre Unterstützung zu.

„Falls du nach Berlin musst, kann ich dich gerne begleiten“, bot mein Vater an. „Immerhin bist du noch minderjährig.“

„Aber du musst doch arbeiten.“

„Ich kann mir freinehmen, wenn es nötig sein sollte. Oder Vanessa fährt mit.“

Meine Mutter nickte und ich lächelte ihr dankbar zu.

„Danke. Euch beiden. Ich weiß nicht, was ich ohne euch tun würde.“

„Sicherlich in der Weltgeschichte rumreisen und dich in Gefahr begeben.“

Die leichte Ironie in der Stimme meines Vaters brachte Mutter und mich zum Lachen. Charly stieg sofort bellend mit ein, woraufhin sich unsere Katzen schnell hinter der Terrassentür versteckten. Den Rest des Abendessens verspeisten wir in heiterer Stimmung und alberten immer noch herum, als wir schließlich das Geschirr in die Küche räumten.

„Und Gregor muss nun vorerst in Schottland bleiben, bis diese ganze Reise-Angelegenheit geklärt ist?“, erkundigte sich meine Mutter.

„Ja, leider. Sieht so aus, als hätten wir Elementaren momentan eingeschränkte Rechte.“

„Soso. Dann werde ich morgen sein Gästezimmer aufräumen und reinigen.“

„Danke, Mum. Aber das kann ich auch machen.“

„Schon in Ordnung. Du hast jetzt andere Sorgen. Hat dieser Herr Strohmann gesagt, dass du dich abrufbereit halten musst?“

„Nicht direkt. Aber ich sollte vermutlich erstmal hierbleiben, um erreichbar zu sein. Natürlich kannst du ihm meine Handynummer geben, falls ich gerade unterwegs sein sollte. Übermorgen wollte ich mich zum Beispiel mit Charlotte und Fiona treffen.“

„Oh, wie schön. Die beiden sind Pyros, richtig?“

„Ja. Genau wie ich. Wir wollen zusammen ein bisschen trainieren. Charlotte hat mich zu ihrem Gregor-Ersatz auserkoren.“

„Wie nett von ihr. Aber sind die beiden nicht schon älter als du?“

„Doch, aber das scheint sie nicht zu stören. Sie sind überzeugt, dass ich ‚fortgeschrittener‘ bin.“

„Und was ist mit Garrett?“

„Was soll mit ihm sein?“

„Kommt er dich bald wieder besuchen?“

„Keine Ahnung. Er hat ja kein Handy. Was ich dringend ändern möchte. Aber er hat erst am 24. November Geburtstag.“

„Oh, ein Schütze. Passt doch ganz gut zu dir als Löwin. Und sogar fast der gleiche Tag, nur drei Monate dazwischen.“

„Ach, jetzt bist du also plötzlich mit ihm einverstanden? Nur weil wir vom Horoskop her gut zusammenpassen würden?“

„Ich habe nur gesagt, dass es ein gutes Zeichen ist.“

Kopfschüttelnd stellte ich die Spülmaschine an und ging dann in Richtung Treppe davon.

„Jedenfalls weiß ich nicht genau, wann er wieder vorbeikommt. Nach unserem öffentlichen ‚Auftritt‘ in Berlin wollte er gerne seinen Meister ausfindig machen, um dafür zu sorgen, dass der uns keine Schwierigkeiten macht. Vielleicht kann er sogar ein paar Hydros für unsere Sache gewinnen.“

Ich versuchte, das alles so beiläufig wie möglich zu erwähnen, während ich mich bereits auf den Weg in den ersten Stock machte. Bisher hatte ich meinen Eltern noch nichts von der sehr ausgelassenen Freudenfeier am Abend nach der ‚Offenbarung‘ in Berlin erzählt. Vor allem das für mich hervorstechendste Detail – mein erstes Mal – wollte ich ihnen nicht unbedingt sofort gestehen. Auch wenn ich fast 17 bin, sehen sie in mir noch oft ihr kleines Töchterchen.

Am nächsten Morgen erwachte ich schon vor Sonnenaufgang. Es war Juli und wurde dementsprechend bereits relativ früh hell, doch mein Körper schien immer öfter den Aufgang seiner neuen Verbündeten miterleben zu wollen. Also zog ich mir eilig ein Top und eine kurze Hose an, um den Tagesanbruch mit Tai Chi zu zelebrieren.

Das flache Gras war ein wenig feucht vom Regen der Nacht, doch mein feuriges Gemüt hielt mich warm. Mit nackten Füßen wandte ich mich dem Sonnenaufgang zu und sog die frische Morgenluft in tiefen Zügen e in.

Mein Körper wusste mittlerweile, was zu tun war und meine Glieder flossen in sanften Bewegungen durch die Luft, während die ersten Strahlen des glutroten Feuerballs den Himmel eroberten. Ich ließ meinen Geist weit werden und sandte ihn der Sonne entgegen. Guten Morgen, begrüßte ich sie in Gedanken. Schön dich wiederzusehen. Vielleicht scheinst du ja gerade auch auf Garrett hinab … Falls ja, dann grüß ihn gerne von mir.

Letzteres war eher scherzhaft gemeint. Immerhin war Garrett ein Hydro, also war es unwahrscheinlich, dass er von meiner feurigen Verbündeten einen Gruß empfangen würde. Wobei ich mich frage, ob es für Pyros möglich sein könnte, eine Feuer-Konversation durch die Sonne zu führen? Dann könnten wir uns auf der ganzen Welt unterhalten und Nachrichten übermitteln, ohne jedes Mal ein Feuer entzünden zu müssen …

Plötzlich erklang ein Rascheln im Gebüsch zu meiner Linken. Ich hielt in meiner Bewegung inne und wandte meinen Kopf der Ursache des Geräusches zu – nur, um im nächsten Moment ein Reh zu entdecken.

Es hatte mich ebenfalls gesehen und verharrte in ähnlicher Regungslosigkeit, seine dunkelbraunen Augen fest auf die meinen gerichtet.

Nach ein paar Sekunden der Erstarrung entschied das Reh, dass ich keine Gefahr darstellte und begann, an den grünen Trieben des Busches herum zu rupfen. Soso. Du hast also meiner Mutter die Margeriten abgefressen …

Mit einem Grinsen auf dem Gesicht beobachtete ich das unbeschwerte Treiben des Wildtieres, bis es sich erneut in Richtung Feld davonmachte. Ich seufzte und führte meine Tai Chi Routine fort, wobei ich in Gedanken bei dem Reh verweilte. Wenn die Normalen nur genauso einsichtig wären, was die Ungefährlichkeit der Elementaren angeht …

Kapitel 3

Garrett atmete einmal tief durch. Seine blauen Augen hatte er fest auf das Haus seiner Eltern gerichtet, doch sein Herz zog ihn fort von dem wohlbekannten Ort. Vielleicht hätte ich lieber bei Johanna bleiben sollen. Meinen Meister konnte ich bisher sowieso nicht finden und ob meine Eltern mich wirklich wiedersehen wollen … Aber jetzt, wo wir Elementaren an die Öffentlichkeit gegangen sind, müssten sie eigentlich akzeptieren können, dass meine Kräfte nichts mit dem Teufel zu tun haben … Oder?

Blasse Kindheitserinnerungen begannen in ihm aufzuleben und ließen seine Zweifel wachsen. Vielleicht denken sie aber auch, der Teufel hätte seine dämonischen Armeen auf die Erde losgelassen. Als eine Prüfung Gottes … oder als Vorbereitung auf den Tag des Jüngsten Gerichts …

Er schüttelte seinen Kopf und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Wo ich schon mal hier bin, kann ich ihnen immerhin eine Chance geben. Falls sie mich wieder davonjagen, weiß ich wenigstens, dass ich hier niemals willkommen sein werde …

Mit wankender Beherztheit ging er die letzten Meter auf sein Elternhaus zu. Es sah noch genauso aus, wie er es in Erinnerung gehabt hatte, als hätte sich seit seiner Kindheit nichts verändert.

Sein Finger verharrte eine Weile über dem Klingelknopf, bis er einmal tief Luft holte, all seinen Mut zusammennahm und klingelte. Das wohlbekannte Läuten durchbrach die friedliche Stille des Abends und ließ sein Herz rasen. Vielleicht sind sie ja gar nicht Zuhause …

Gedämpfte Schritte bestätigten das Gegenteil. Garrett hielt gespannt die Luft an, während sich ein Schatten dem milchigen Türfenster näherte. Um das nervöse Zittern seiner Hände zu verstecken, verschränkte er seine Arme hinter dem Rücken und unterdrückte den Impuls, auf der Stelle die Flucht zu ergreifen.

Als die Tür aufging, blieb sein Herz vor Aufregung beinahe stehen. Mit ängstlicher Erwartung sah er in das Gesicht seiner Mutter. Es war schmaler und faltiger als in seiner Erinnerung, ließ sein Herz aber trotzdem höherschlagen. Ob sie mich überhaupt erkennt?

Die Antwort war offensichtlich. Das höfliche Lächeln fiel ihr sofort aus dem Gesicht, als ihre Augen die seinen trafen und ihre Wangen wurden bleich.

„Garrett?“

Ihre Stimme war nicht mehr als ein zittriges Flüstern. Ungläubigkeit und Entsetzen mischten sich in ihre Züge und ließen all seine versteckten Hoffnungen ersticken. Sie hat Angst vor mir. Sie wird mich nie akzeptieren …

„Garrett, bist du das?“

Er nickte wortlos. Das Verlangen davonzurennen wurde unerträglich, bis er auf dem Absatz Kehrt machte und mit hastigen Schritten das Grundstück verließ.

„Garrett!“

Die Stimme seiner Mutter hallte flehend hinter ihm her und bohrte sich in sein Herz wie die Klauen eines Raubtiers. Er blieb stehen, wandte sich jedoch nicht um.

„Warte!“

Eilige Schritte folgten ihm bis zur Straße. Dann legte sich eine sanfte Hand auf seine Schulter und ließ ihn zusammenzucken. Er fuhr herum und musterte seine Mutter mit wachsender Verwirrung.

Ihre Augen wanderten ungläubig über sein Gesicht, während ihre Hand in der Luft verharrte, als wartete sie auf seine Erlaubnis, ihn erneut berühren zu dürfen.

„Du bist zurückgekommen.“

Es war eine einfache Feststellung, gemischt mit komplizierten Gefühlen und dicht gefolgt von komplexen Konsequenzen.

„Ja. Ich wollte … Aber falls ihr …“

Die Worte verließen ihn und er schaute seine Mutter hilflos an.

„Oh, Garrett!“

Mit diesem Ausruf fiel die zierliche Frau ihm um den Hals und drückte ihn an sich. Er war so überrumpelt, dass er nicht einmal zurückweichen konnte.

Seine Mutter begann zu schluchzen und legte ihren Kopf auf seine Schulter, während sein eigener immer noch zu verstehen versuchte, was eigentlich passierte.

Sein Herz war der Situation schon eher gewachsen und versetzte seine Hände in Bewegung, so dass sie sich tröstend auf den Rücken seiner Mutter legten.

„Mutter …“

Mehr brachte er nicht heraus. Eine Welle der Erleichterung überrollte ihn und löschte alle vergangenen Zweifel aus. Ich habe eine Mutter … und sie liebt mich …

Er schloss die Augen und seine Mutter in eine feste Umarmung. Sie drückte sich an ihn, wobei er spüren konnte, wie ihre salzigen Tränen auf ihn herabregneten.

„Garrett … Mein Garrett … Ich habe dich so vermisst …“ „Ich habe dich auch vermisst, Mutter.“

Eine kleine Ewigkeit lang verharrten sie in ihrer glücklichen Zweisamkeit. Dann riss eine herrische Stimme aus dem Haus sie aus ihrer Wiedervereinigung heraus und ließ Garrett erschrocken zusammenzucken.

„Was ist denn da draußen los?“

Als sei sie von einer schrecklichen Realität eingeholt worden, löste seine Mutter sich hastig aus seiner Umarmung und trat einen Schritt zurück.

„Dein Vater sollte nicht wissen, dass du hier warst …“

Garretts Augen weiteten sich. Deshalb wirkte sie vorhin so entsetzt. Sie hat Angst, dass Vater mit meiner Rückkehr nicht einverstanden sein könnte. Aber vielleicht gibt es eine Chance, dass er mir ebenfalls vergeben kann …

„Garrett! Du solltest gehen.“

Angst mischte sich in die Stimme seiner Mutter. Ihre Augen huschten nervös zum Haus zurück, bevor sie ihn flehend ansahen.

„Geh! Jetzt. Schnell!“

„Aber …“

„Nein! Du verstehst nicht. Er wird …“

Weiter kam sie nicht. In diesem Moment erschien Garretts Vater an der Haustür und blickte überrascht auf das ungewöhnliche Bild, welches sich ihm am Rande seines Grundstücks bot.

„Was um alles in der Welt …?“ Mit gerunzelter Stirn musterte er Garretts Erscheinung. „Was haben Sie mit meiner Frau zu tun?“

Mit pochendem Herzen machte Garrett einen Schritt auf seinen Vater zu, doch seine Mutter hielt ihn zurück.

„Tu das nicht“, wisperte sie mit zitternder Stimme.

„Ich habe keine Angst mehr vor ihm“, erwiderte er leise, bevor er sich erneut seinem Vater zuwandte. „Erkennst du mich nicht? Vater?“

Die kalten Augen des gealterten Mannes weiteten sich.

„Das ist … unmöglich! Garrett?!“

Mit großen Schritten eilte er auf seinen Sohn zu, blieb dann aber abrupt stehen. Sein faltiges Gesicht verdüsterte sich und der zarte Keim der Hoffnung in Garretts Herz erstarb. Er hasst mich immer noch …

„Was willst du hier?“

„Ich … ich wollte … euch wiedersehen.“

„Na, das hast du jetzt ja erledigt.“ Die Stimme seines Vaters war barsch und unnahbar. „Marie! Komm her.“

Garrett zuckte bei dem herrischen Tonfall unwillkürlich zusammen. Seine Mutter schlug beschämt die Augen nieder und folgte dem Befehl ihres Ehemannes, indem sie hinter ihn trat. Garrett spürte das Verlangen, sie zurückzuhalten, verharrte jedoch regungslos und erwiderte trotzig den Blick seines Vaters, welcher ihn abschätzig musterte.

„Sonst noch was?“

Die Distanziertheit in der Stimme seines Vaters brachte Garretts Blut zum Kochen. Wieso muss er in mir immer noch den Feind sehen?!

„Vater …“

„Nenn mich nicht so! Du bist nicht mein Sohn.“

„Aber …“

„Welchen Teil von ‚nie wieder hierherkommen‘ hast du denn nicht verstanden? Wir wollen hier nichts mit den Abgesandten des Bösen zu tun haben.“

„Das ist doch albern!“ Wut mischte sich in Garretts Stimme, aber er versuchte gar nicht erst, sie zu zügeln. „Ich bin nicht böse! Und ich habe auch keine teuflischen Dämonen in mir oder so! Lest ihr denn keine Zeitung? Wir Elementaren sind Menschen – so wie ihr!“

„Ha! Von wegen. Wenn ich das recht verstanden habe, diskutieren sie momentan darüber, ob ihr sogenannten ‚Elementaren‘ überhaupt als Menschen zu werten seid. Und in meinen Augen ist es ganz eindeutig, woher eure ‚Kräfte‘ kommen …“

„Das ist kein Teufelswerk! Es sind besondere Fähigkeiten, die angeboren und völlig natürlich sind. Wir setzen sie zum Guten ein – zumindest die Meisten …“

„Aha! Also gibst du zu, dass das Böse in euren Reihen Einzug gehalten hat?“

Garrett schüttelte genervt den Kopf.

„Nein! Es gibt einfach ein paar Leute, die unvernünftig sind, das ist alles. Aber die gibt es bei normalen Menschen genauso. Niemand ist perfekt!“

Er funkelte seinen Vater herausfordernd an. Dieser hatte seine Stirn in Falten gelegt und betrachtete seinen Sohn mit offener Abneigung.

„Wie du meinst“, lenkte er schließlich ein. „Du bist also zurückgekommen, um Versöhnung zu suchen? Um Vergebung zu finden?“

Garrett nickte widerwillig, obwohl die Wortwahl seines Vaters ihm keineswegs zusagte. Wer hat mich denn fortgejagt? Solltet ihr nicht lieber um Vergebung bitten?? Er wagte es jedoch nicht, seine Gedanken laut auszusprechen. Stattdessen musterte er seinen Vater mit stillem Trotz, bevor sein Blick sehnsüchtig zu seiner Mutter hinüberglitt. Sie erwiderte sein stummes Flehen mit einem zaghafte n Lächeln und wandte sich dann an ihren Ehemann.

„Dietmar … Liebling … Er ist unser Sohn. Sollten wir ihm nicht eine zweite Chance geben? Oder wenigstens anhören, was er uns zu sagen hat?“

„Wenn es sein muss. Aber nicht hier auf der Straße! Was sollen die Nachbarn sonst denken?“

„Ich darf also reinkommen?“, fragte Garrett vorsichtig.

„Hm. Ja. Aber nicht lange.“

Mit diesen Worten machte sein Vater auf dem Absatz kehrt und marschierte zurück zum Haus. Garrett folgte ihm mit klopfendem Herzen, wobei seine Mutter ihm sanft eine Hand auf den Arm legte und ihn aufmunternd drückte. Gemeinsam traten sie in das kleine Häuschen hinein und gesellten sich ins Wohnzimmer, wo Dietmar bereits mit düsterem Blick in einem Sessel auf sie wartete.

„Also? Was hast du uns zu sagen?“

Garrett blieb unsicher in der Mitte des kleinen Raumes stehen – Johannas Gästezimmer ist beinahe genauso geräumig! – während seine Mutter sich demütig zu ihrem Gatten gesellte und auf einem Stuhl niederließ.

„Ich … ich wollte … euch nur sagen, dass …“ Tja, was eigentlich? Wollte ich wirklich etwas sagen? Nein … Ich hatte eher gehofft, dass sie mich endlich wieder als ihren Sohn annehmen und in ihr Leben zurücklassen würden …

„Was denn nun?“, fragte sein Vater ungeduldig. „Willst du uns etwas sagen oder nicht?“

„Ich … wollte nur, dass ihr wisst … dass es mir gut geht. Und dass ich nicht ‚böse‘ bin. Wir Elementaren sind ganz natürlich, so wie ihr … Nur eben ein wenig anders … Aber das hat alles nichts mit dem Teufel zu tun …“

„Sprich seinen Namen nicht in meinem Haus aus!“

Garrett zuckte leicht zusammen und rechnete beinahe damit, dass sein Vater aufspringen und ihn schlagen würde. Er schlug die Augen nieder und ballte seine Fäuste hinter dem Rücken zusammen.

Als jedoch nichts dergleichen geschah, hob er erneut seinen Kopf und richtete seinen Blick reumütig auf seinen Vater.

„Tut mir leid. Ich wollte nicht … Es ist doch nur … Ich will nicht, dass ihr schlecht von mir denkt. Ich möchte, dass ihr versteht, dass ich nie böse Absichten hatte … Ich wollte euch nie verletzen …“

Er verstummte allmählich, da er nicht mehr wusste, was er noch sagen könnte. Sein flehender Blick in Richtung seiner Mutter wurde nicht erwidert. Sie hatte ihre Augen auf ihre gefalteten Hände gerichtet und schien auf das Urteil ihres Mannes zu warten.

Dieser hingegen musterte Garrett mit kühler Unnachgiebigkeit, bis sich plötzlich etwas in seinen Zügen veränderte. Garrett konnte nicht sagen, was es war, doch die Feindseligkeit seines Vaters verschwand und wurde durch eine Maske der Gleichgültigkeit ersetzt.

„Nun gut. Ich nehme dich beim Wort. Solange du uns nichts tust, darfst du bleiben. Aber nur für eine Nacht!“

Garretts Augen weiteten sich ungläubig. Seine Mutter hob überrascht den Kopf und ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihren blassen Wangen aus.

„Oh, Dietmar! Danke.“

Dann sprang sie auf und fiel Garrett erneut um den Hals. Dieser war mit der Situation ein wenig überfordert und brauchte ein paar Sekunden, bis er die Umarmung erwidern konnte.

Sein Herz pochte freudig gegen das Innere seiner Brust, während seine überrumpelten Gefühle sich zu sortieren versuchten. Ich darf wirklich hierbleiben …

„Garrett! Mein Garrett!“

Freudentränen erstickten die Stimme seiner Mutter, während sie sein Gesicht in ihre Hände nahm und ihn mit strahlenden Augen ansah.

„Möchtest du zum Abendessen bleiben? Ich könnte dein Kinderzimmer für dich herrichten. Es ist sowieso eine Art Gästezimmer …“

Garrett nickte, zu überwältigt von seinen aufwallenden Gefühlen um zu sprechen. Ich bin wieder Zuhause …

Kapitel 4

Der Rückruf von Herrn Strohmann kam genau an dem Morgen, an dem ich zu Charlotte und Fiona fahren wollte. Zum Glück war es ein eher kurzes Telefonat, bei dem mir der Regierungssprecher lediglich mitteilte, dass ich nach Berlin eingeladen wurde.

„Zum einen würden wir es begrüßen, wenn Sie eine Aussage bei der Polizei machen, damit abgesichert ist, dass Sie und die anderen Elementaren keine bösen Absichten verfolgten, als sie sich der Öffentlichkeit gezeigt haben.“

„Öhm … Okay.“

„Zum anderen würde die Bundeskanzlerin gerne persönlich mit Ihnen über diese ganze Angelegenheit und das mögliche weitere Vorgehen sprechen.“

„Oh.“ Ich hab’s geahnt! „Natürlich. Es wäre mir eine Freude.“ Zumindest wenn ich mit Gregor hätte hingehen können … Aber alleine?

„Würde es Ihnen nächste Woche Dienstag passen?“

Ich warf meinem Vater einen schnellen Seitenblick zu und formte mit den Lippen ein lautloses ‚Dienstag?‘. Er nickte und gab mir einen Daumen hoch.

„Ja, das würde passen. Wäre es in Ordnung, wenn mein Vater mitkommt? Ich bin ja noch nicht ganz volljährig …“

„Selbstverständlich. Ist er ebenfalls ein Elementarer?“

„Nein.“

„Ach so. Na gut. Selbstverständlich darf er mit dabei sein. Wie wäre es, wenn Sie um 10 Uhr bei der Polizei Ihre Aussage machen und danach zum Treffen mit der Kanzlerin kommen? Sagen wir … um 14 Uhr?“

„Ja, gerne.“

Herr Strohmann informierte mich noch kurz über die genaue Adresse und den ungefähren Ablauf des Treffens – mit angeschlossener Pressekonferenz und Foto für das Titelbild jeder Berliner Zeitung – bevor er mir einen schönen Tag wünschte.

Ich bedankte mich erneut bei ihm, wobei ich in Gedanken alles andere als begeistert war. Großartig! Ich und die Bundeskanzlerin … Das kann heiter werden! Wieso mussten sie Gregor bloß nach Schottland zurückschicken? Und Garrett ist auch nicht da … Sonst hätte er mich begleiten können. Ob er wohl bis nächsten Dienstag wieder hier ist?

Nachdem ich meine Eltern kurz über die kommenden Ereignisse in Kenntnis gesetzt hatte, machte ich mich, wie verabredet, auf den Weg ins Nachbardorf, um Charlotte und Fiona einen Besuch abzustatten.

Die beiden waren ganz aus dem Häuschen, als sie von meinem baldigen Treffen mit der Bundeskanzlerin erfuhren und konnten meine Bedenken kaum verstehen.