Kampf um Afrika – Der Fall Ägyptens - Christian Schwochert - E-Book

Kampf um Afrika – Der Fall Ägyptens E-Book

Christian Schwochert

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Beschreibung

Der Krieg gegen Frankreich wird im Jahre 1919 mit einem Sieg der kaiserlichen Armee erfolgreich beendet. Damit ist der Weltenbrand zumindest teilweise gelöscht, doch noch immer befindet sich das Deutsche Kaiserreich mit England, Amerika und Italien im Krieg. Mit der Offensive vom 29. Juni 1919 gelingt es der deutschen Armee, in Italien einzufallen und die an der Isonzo-Wacht durch Österreich-Ungarn gebundenen italienischen Truppen von Süden her einzukesseln. Dies hat die Kapitulation des italienischen Generalstabs zur Folge. Süditalien wird zum Königreich Sizilien und schwört dem deutschen Kaiser den Lehenseid. Im November scheitert der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, Kaiser Karl I. dankt ab, und Österreich, Norditalien, Kroatien und die Tschechei werden an das Deutsche Reich angeschlossen. 1920 arbeiten der deutsche Kaiser und sein Generalstab im Geheimen an den Plänen für einen Afrikafeldzug. Die deutsche Marine wird massiv aufgerüstet. Der amerikanische Präsident Wilson schließt aufgrund von innenpolitischem Druck Frieden mit Deutschland. So kann sich das Reich ganz auf den Krieg gegen das britische Empire konzentrieren. Und um dieses in die Knie zu zwingen, müssen dessen afrikanische Kolonien erobert werden.

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Kaiserfront Extra

 

 

Band 2

Kampf um Afrika – Der Fall Ägyptens

 

von

Christian Schwochert

Inhalt

Titelseite

Vorgeschichte

Kapitel 1: Die Schlacht um Malta

Kapitel 2: Der Kampf um Ägypten

Kapitel 3: Der Marsch durch den Sudan und die Schlacht um Nairobi

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Impressum

Vorgeschichte

Der Krieg gegen Frankreich war im Jahre 1919 mit einem Sieg der kaiserlichen Armee erfolgreich beendet worden. Um Revanchebedürfnisse von Seiten Frankreichs von Anfang an zu verhindern und auch um die Franzosen als künftige Verbündete zu gewinnen, hatte Kaiser Wilhelm III. sowohl auf Reparationszahlungen als auch auf Gebietsabtritte verzichtet. Seine einzige Bedingung für einen Frieden mit Frankreich war die Wiederherstellung der Monarchie gewesen; eine Forderung, auf welche die Franzosen sehr schnell eingegangen waren.

Damit war der Weltenbrand zumindest teilweise gelöscht, doch noch immer befand sich das Deutsche Kaiserreich mit England, Amerika und Italien im Krieg. Mit der Offensive vom 29. Juni 1919 gelang es der deutschen Armee, in Italien einzufallen und die an der Isonzo-Wacht durch Österreich-Ungarn gebundenen italienischen Truppen von Süden her einzukesseln. Dies hatte die Kapitulation des italienischen Generalstabes zur Folge und führte dazu, dass alle Gebiete bis 50 km südlich von Rom Österreich angegliedert wurden. Süditalien wurde zum Königreich Sizilien und schwor dem deutschen Kaiser den Lehenseid. Libyen wurde eine deutsche Kolonie, was die Libyer nicht weiter störte, da sie ohnehin keine allzu feste Bindung an Italien hatten, dem sie ja auch erst seit sieben Jahren angehörten. Was die Libyer hingegen sehr störte, war der Einmarsch britischer Truppen in die ehemalige italienische Kolonie.

Am 15. Juli 1919 machte Kaiser Wilhelm III. England und Amerika ein Friedensangebot, in dem auf gegenseitige Ansprüche verzichtet wurde. Beide lehnten jedoch ab. Im November scheiterte der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn, woraufhin Kaiser Karl I. abdankte und Österreich, Norditalien, Kroatien und die Tschechei an das Deutsche Reich angeschlossen wurden.

1920 fanden keine nennenswerten Kampfhandlungen statt, und Deutschland kümmerte sich um eine Verbesserung der Versorgung seines Volkes. Doch im Geheimen arbeiteten der Kaiser und sein Generalstab bereits an den Plänen für den Afrikafeldzug. Die deutsche Marine wurde massiv aufgerüstet, und der amerikanische Präsident Wilson schloss, aufgrund von innenpolitischem Druck, Frieden mit Deutschland. So konnte sich das Reich nun voll und ganz auf den Krieg gegen das Britische Empire konzentrieren. Und um dieses in die Knie zu zwingen, mussten sie dessen afrikanische Kolonien erobern.

Kapitel 1: Die Schlacht um Malta

Berlin, 25.02.1921

Kaiser Wilhelm III. strich sich seine schlichte, blaue Uniform glatt und betrat ruhig und gelassen den Konferenzraum im Berliner Stadtschloss. Seine drei ranghöchsten Offiziere – von Hindenburg, Ludendorff und von Lindenheim – warteten bereits zusammen mit ihren Adjutanten auf ihn. »Guten Morgen, meine Herren«, begrüßte der Kaiser die Anwesenden.

»Guten Morgen, Euer Hoheit«, grüßten alle sechs zurück und salutierten respektvoll vor ihrem Kaiser und Oberbefehlshaber.

»Wie ich sehe, haben Sie die entsprechenden Karten bereits auf dem Tisch ausgebreitet«, bemerkte der Kaiser und deutete auf das Kartenmaterial, welches auf einem großen Eichentisch lag.

»Ja. Und wenn es Ihnen recht ist, schildere ich Ihnen sogleich, wie wir uns den kommenden Afrikafeldzug vorstellen«, schlug Generalquartiermeister Erich Ludendorff vor.

»Nur zu«, sagte der Kaiser und stellte sich neben Ludendorff.

Na, dann wollen wir mal loslegen, dachte Ludendorff und begann mit den Worten: »Hier auf dieser Karte sehen Sie den südlichen Teil des italienischen Stiefels. Bitte richten Sie Ihr Augenmerk auf die britische Kronkolonie Malta. Die Hauptinsel der Inselgruppe ist eine Festung, umgeben von zehn britischen Schlachtschiffen und zwanzig Kanonenbooten. Auf den Nebeninseln hingegen sind inzwischen nur noch wenige britische Truppen, die sich ergeben dürften, sobald die Hauptinsel von uns erobert wurde. Wenn wir, wie bereits im letzten Jahr beschlossen, Afrika erobern wollen, müssen wir zuerst Malta erobern. Denn sonst fungieren diese Inseln als Wellenbrecher, der unseren Angriff von Süditalien auf Afrika sabotieren wird. Zwar stehen uns für den Transport unserer Invasionsarmee sehr viele Schiffe zur Verfügung, aber die meisten davon sind leider nur für den Truppentransport geeignet. Die wenigsten taugen für einen großen Kampf. Sollten wir Malta also nicht erobern und gelingt es uns nicht, die feindlichen Schiffe und Kanonenboote dort zu versenken, können wir den ganzen Afrikafeldzug von Anfang an vergessen.« Der Kaiser nickte und Ludendorff fuhr fort: »Also ist es unser Plan, diese Inseln einzunehmen und dann die Landungsschiffe zusammen mit den Schlachtschiffen als Geleitschutz loszuschicken. Diese werden dann in Ägypten anlanden.«

»Warum in Ägypten? Ich hatte, als wir letztes Jahr mit den ersten Rohfassungen unserer Pläne begannen, eigentlich Libyen im Kopf. Wieso also Ägypten? Befinden sich dort nicht wesentlich mehr britische Truppen als in Libyen?«, fragte der Kaiser.

»Das habe ich auch gesagt. Aber General Ludendorff hat gute Argumente vorgebracht, wieso die Landung in Ägypten stattfinden muss«, entgegnete Paul von Hindenburg.

»Dann lassen Sie mal hören.«

»Gerne, Euer Hoheit. In Libyen befinden sich ungefähr 10.000 britische Soldaten, während der Feind in Ägypten an die 100.000 Engländer unter Waffen hat. Die Zahl der aus den Einheimischen rekrutierten Soldaten beträgt 400.000 und vermutlich werden sie noch weitere Truppen ausheben, sobald Malta in unsere Hände fällt. Das heißt, wir müssen in Ägypten über 500.000 bewaffnete Gegner ausschalten. Und je eher wir das tun, desto besser. Wenn wir in Libyen landen würden, müssten wir erst tausende Kilometer marschieren, bevor wir auf den Feind treffen. Die 10.000 Briten dort dürften von unserem Heer allerdings leicht überrannt werden«, erklärte Ludendorff, während alle im Raum interessiert lauschten.

»Wie viele Soldaten schicken wir nach Afrika?«, fragte der Kaiser.

»800.000«, antwortete der Kastrup-Gründer General von Lindenheim.

Einer der Adjutanten keuchte überrascht auf. Der Kaiser schaute ihn kurz an und wandte sich dann wieder an Ludendorff: »800.000 also. Damit schicken wir eine ziemlich große Anzahl Männer in den Krieg. Aber ich denke, diese Masse ist der Tiefe und Weite des zu erobernden Gebietes durchaus angemessen. Bitte berichten Sie weiter.«

»Wir wollen möglichst schnell nach der Einnahme Maltas in Ägypten landen. Dann haben wir die Chance, den Feind dort zu schlagen. Gelingt es uns, die halbe Million dort schnell zu bezwingen und auch noch den Sueskanal einzunehmen, ist der Krieg in Nordafrika so gut wie gewonnen. Die 10.000 Briten in Libyen werden vermutlich vom britischen Oberkommando nach Ägypten zurückbeordert, um ihre Kameraden dort zu unterstützen. Falls nicht, wird ein Teil unserer Armee in Libyen einrücken und sie dort schlagen. Sollte dies der Fall sein, müssen wir schnell handeln, bevor sie sich in die Wüste zurückziehen. Wir können in Nordafrika keinen britischen von Lettow-Vorbeck gebrauchen«, berichtete Ludendorff.

»Wie steht es eigentlich um von Lettow-Vorbeck und seine Leute?«, fragte von Lindenheim interessiert.

»Soweit wir wissen, relativ gut. Er hat noch immer 155 deutschen Soldaten und 1.100 afrikanische Askari unter seinem Befehl. Und er hält schätzungsweise 150.000 Engländer davon ab, uns Ärger zu machen«, antwortete von Hindenburg.

»Hervorragend«, freute sich der Kaiser.

»Ja. Aber nun zurück zu unserem Plan für Nordafrika. Sollten die Briten aus Libyen nach Ägypten zurückbeordert werden, werden nur ein paar unserer Leute dort einrücken, um dieses Land offiziell in Besitz zu nehmen. Laut meinen Informationen hätte die einheimische Bevölkerung lieber uns als die Engländer als Kolonialherren. Also müssen wir nicht mit Problemen rechnen. Nach der Eroberung Ägyptens rücken wir weiter in den Sudan. Im Süd-Sudan teilen wir dann unsere Armee in zwei etwa gleich große Hauptstoßrichtungen. Die eine wird von mir angeführt und stößt durch Äquatorial-Afrika in unsere einstige Kolonie Kamerun vor. Wir erobern Nigeria, Togo und die Goldküste. Um dort hinzugelangen, brauchen wir allerdings die Erlaubnis der Franzosen, durch Äquatorial-Afrika zu marschieren. Wir haben ja bereits im letzten Jahr über eine Beteiligung der Franzosen gesprochen. Was denken Sie, Euer Hoheit?«, fragte Generalquartiermeister Ludendorff.

»Ich denke, wir bitten die Franzosen um ihre Zustimmung und bieten ihnen im Gegenzug an, dass sie Sierra Leone und Gambia bekommen. So müssten wir diese Gebiete nicht auch noch erobern«, meinte Kaiser Wilhelm III.

»Dem stimme ich zu. Und was denken Sie darüber?«, fragte Ludendorff seine Generalskollegen von Hindenburg und von Lindenheim. Beide nickten. »Gut. Dann sollte General von Lindenheim jetzt erklären, wie er seinen Teil des Afrikafeldzuges geplant hat. Er übernimmt das Kommando über die Truppen der zweiten Hauptstoßrichtung.«

Der Kaiser wandte sich von Lindenheim zu, und dieser erklärte: »Wir marschieren durch Uganda in Britisch-Ostafrika ein, befreien Deutsch-Ostafrika und treffen uns mit den Truppen von Lettow-Vorbeck. Ich bin sicher, wir werden von der Erfahrung dieses Mannes sehr profitieren. Ein tapferer Bursche. Hält dort seit Jahren die Stellung. Darum werde ich ihn bitten, mich beim weiteren Feldzug zu beraten. Nach der Rückeroberung Deutsch-Ostafrikas gehen wir nach Rhodesien und zuletzt nach Deutsch-Südwestafrika und Südafrika. Dann haben wir die Briten in Afrika geschlagen, und hoffentlich sind sie dann endlich zum Frieden bereit.«

»Wie lange wird dieser Feldzug ungefähr dauern? Was schätzen Sie?«, fragte der Kaiser.

»Laut unserer Einschätzung etwa drei Jahre. Wir müssen schließlich auch darauf achten, dass die Truppen auf dem weiten Weg angemessen versorgt werden. Bei 800.000 Soldaten können wir uns keine Engpässe leisten«, antwortete von Hindenburg.

»Drei Jahre«, stöhnte der Kaiser und setzte nach: »Drei Jahre. Ich werde 800.000 Söhne unseres Volkes für drei lange Jahre in den Krieg auf einen anderen Kontinent schicken. Das ist eine verdammt lange Zeit. Dabei könnte dieser Krieg eigentlich längst vorbei sein, wenn die Briten nur nicht so stur wären.«

»Sie wären nicht so stur, wenn sie eine Regierung hätten, die am Wohle des britischen Volkes interessiert wäre. Aber diese Handlanger der Hochfinanz denken nur ans Geld und an ihre Macht; das Wohl ihres Volkes interessiert sie nicht. Hauptsache, sie haben ihre Schäfchen im Trockenen. Es ist denen völlig egal, wie viele ihrer Landsleute sterben; sie betrifft es ja nicht. Sie sitzen in ihren Luxusvillen mit eigenem Wachschutz, und was aus den Menschen wird, denen sie mit ihrem Treiben schaden, interessiert sie nicht«, erklärte von Lindenheim den anderen am Eichentisch.

»Verzeihung. Ich weiß, es steht mir vermutlich nicht zu, mich in diese Unterhaltung einzumischen, aber ich hätte da eine Frage«, meldete sich einer der Adjutanten zu Wort.

»Warum nicht? Wie lautet Ihre Frage?«, fragte der Kaiser den jungen Soldaten.

»Wenn diese Handlanger der Hochfinanz so gefährlich sind, warum findet die Invasion dann nicht auf den britischen Inseln statt?«, fragte der Adjutant.

»Die Antwort ist relativ einfach: Weil wir es leider nicht können. Die britische Flotte in der Nordsee und im europäischen Nordmeer ist uns momentan bedauerlicherweise haushoch überlegen, wohingegen wir die feindliche Flotte im Mittelmeer durch die Eroberung Maltas leicht ausschalten können. Und im Mittelmeer haben wir mehr als genug seetaugliche, aber eben nicht genug schlachttaugliche Schiffe, um eine große Invasion zu starten. Ein Sturm auf England ist uns nicht möglich, weil der Feind einfach eine zu starke Flotte hat. Aber diese starke Flotte kann nicht gleichzeitig in der Nordsee, im Nordmeer und im Mittelmeer sein«, erklärte von Hindenburg und lächelte.

»Aber was ist mit den Finanzhandlangern?«, fragte der Adjutant.

»Ein guter Punkt. Aber nehmen wir einmal an, wir würden die Insel einnehmen. Die Gauner würden dann einfach abhauen; wahrscheinlich nach Amerika zu ihren großen Bossen. Eine Möglichkeit wäre es, Attentäter nach England zu schmuggeln und diese Verbrecher ausschalten zu lassen. Doch dann würden sie von anderen ersetzt. Nein, um dieses Problem zu lösen, müsste man dieses ganze System zu Fall bringen; alleine schon, weil es solche Leute hervorgebracht hat. England müsste endlich wieder eine richtige Monarchie werden, in der der Herrscher tatsächlich die Macht hat und das Wohl seines Volkes über alles stellt«, meinte der Kaiser.

Der Adjutant nickte verstehend.

»Gut. Nachdem wir diese Punkte geklärt haben, sollten wir uns den noch ausstehenden Fragen zuwenden. Sie zwei werden also die 800.000 Mann starke Armee befehligen. Und was ist mit Ihnen?«, fragte der Kaiser an von Hindenburg gewandt.

»Ich fürchte, ich bin inzwischen etwas zu alt, um eine solche Expedition zu leiten. Ginge es nur nach meinem Willen, hätte ich kein Problem damit, am Afrikafeldzug teilzunehmen. Aber ich weiß um mein hohes Alter und bin mir mit meinen Ärzten dahingehend einig, dass ich einen jahrelangen Feldzug in der Hitze Afrikas wohl nicht überleben würde. Und da es für die Kampfmoral der Truppe sehr schlecht wäre, wenn ich mitten im Feldzug sterben oder nach Hause gebracht werden müsste, ist es wohl besser, ganz auf die Teilnahme zu verzichten. Als Mann muss man sich seiner Schwächen bewusst sein, und tot nütze ich unserem Heiligen Deutschen Reich überhaupt nichts«, erklärte von Hindenburg traurig.

»Dann können Sie selbstverständlich hierbleiben«, sagte der Kaiser und klopfte dem Helden von Tannenberg freundschaftlich auf die Schulter.

»Danke«, sagte Paul von Hindenburg freundlich, aber betrübt, weil er selbstverständlich am liebsten mit nach Afrika gehen würde. Aber die Gründe, wegen denen er nicht mitkommen konnte, ja, nicht mitkommen durfte, waren nun mal nicht von der Hand zu weisen.

Doch der kurze Moment der Traurigkeit ging rasch vorüber und Ludendorff fuhr fort: »Eins haben wir noch nicht besprochen: Nachdem Italien zerschlagen wurde, haben wir Libyen bekommen und das neugegründete Königreich Sizilien hat nun auch die Macht über Eritrea und Italienisch-Somaliland. Dazwischen befinden sich Französisch-Somaliland und Britisch-Somaliland. Das Kaiserreich Äthiopien ist Nachbar dieser Gebiete. Die Frage ist nun, was mit Britisch-Somaliland passieren soll?«

»Also, ich glaube nicht, dass die Truppen des Königreichs Sizilien stark genug sind, um es mit den Briten aufzunehmen. Dasselbe dürfte auch für die dort stationierten Franzosen gelten. Außerdem könnten die Briten leicht Verstärkung aus dem von ihnen beherrschten Süden Arabiens bekommen. Ich würde vorschlagen, wir kontaktieren bei Zeiten den Kaiser von Äthiopien und unseren Verbündeten in direkter Nachbarschaft: das Osmanische Reich. Wenn wir Ägypten und den Sudan erobert haben, werden sie sicherlich auch ein Stück vom Kuchen haben wollen. Und warum auch nicht? So haben alle etwas davon«, sagte der Kaiser und lächelte zuversichtlich.

»Dem Plan kann ich nur zustimmen«, entgegnete von Hindenburg.

»Gut. Und keine Sorge; auch wenn Sie nicht am Afrikafeldzug teilnehmen können, werden Sie trotzdem Ihren Beitrag zum Wohle unseres Volkes und Vaterlandes leisten, indem Sie mich hier beraten und mir zur Seite stehen. Deutschland braucht Männer wie Sie, Hindenburg. Denken Sie immer daran, was Sie schon alles Großes für unser Land vollbracht haben. Ihr hölzernes Denkmal steht nicht umsonst vor dem Reichstag«, meinte der Kaiser und sah von Hindenburg aufmunternd an.

Es war nicht einfach, sich einzugestehen, dass man für etwas zu alt war. »Ja. Und zum Dank schlagen die Leute jetzt Nägel in dieses Denkmal«, entgegnete von Hindenburg etwas sarkastisch und musste lachen.

»Es ist ja für einen guten Zweck. Jeder Nagel bringt Geld in unsere Kriegskasse und das ist bitter nötig. Aber denken Sie daran, was Sie schon alles für uns getan haben: Sie sind der Held von Tannenberg. Ohne Sie hätten wir nie diese endlosen Gebiete im Osten erobern können. Ohne Sie hätte es keine Einnahme von Paris gegeben. Millionen Deutsche sehen zu Ihnen auf. Sie waren damals in Versailles dabei, als Wilhelm I. zum ersten deutschen Kaiser der Neuzeit gekürt wurde. Wer an die Geschichte unseres Reiches denkt, der denkt auch an Sie. Und die Geschichte unseres Reiches ist voll von großen Helden. Helden wie Armenius, Helden wie Otto der Große, Helden wie Friedrich der Große, Helden wie Bismarck und Wilhelm I., Helden wie SIE. Ohne tapfere und heldenhafte Männer wie Sie, würden wir nicht hier im Berliner Stadtschloss stehen, sondern die Briten oder die Russen, würden ihre Karten auf diesem Tisch ausbreiten und unser Reich unter sich aufteilen«, munterte der Kaiser seinen besten Mann auf.

»Ich danke Ihnen. Aber ich denke, wir sollten uns jetzt nicht so sehr auf die Lobeshymnen konzentrieren, sondern auf die Einzelheiten des Feldzuges. Schließlich hängt sehr viel von dessen Erfolg ab und wir können uns ein Scheitern auf gar keinen Fall erlauben«, meinte von Hindenburg.

»Natürlich. Bitte, General Ludendorff …«, bat der Kaiser.

»Mit Vergnügen. Die Eroberung von Malta und der Einfall in Ägypten sind genauestens geplant. Der Rest hingegen kann erst geplant werden, sobald von Lindenheim und ich vor Ort sind. Ich habe mir die Einnahme Maltas folgendermaßen vorgestellt: …«

Sizilien, 01.03.1921

Kompanieführer Hans von Dankenfels lag in seinem Schlafsack und blickte hinauf zum sternenklaren Himmel über Sizilien. Morgen Abend soll es losgehen. Malta sollen wir einnehmen, wie einer der Offiziere mir gesagt hat. Und angesichts der Masse an Truppen, die nach uns nach Sizilien gekommen sind, dürfte nach der Eroberung Maltas etwas Großes im Gange sein. Ob unser Oberkommando plant, Afrika einzunehmen …?, dachte er.

Neben ihm schnarchte sein Fähnrich Friedrich. Er und von Dankenfels schliefen auf der Erde direkt neben dem Fahnenmast, an dem stolz die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Kaiserreiches wehte. Die Gründer des Reiches hatten sich etwas ganz Bestimmtes bei dieser Farbwahl gedacht: Schwarz und Weiß stand natürlich für Preußen, und Rot war die Farbe, die in den meisten Flaggen der anderen Königs- und Fürstentümern vorhanden war. Außerdem war Rot die Farbe der deutschen Hanse, und die Gründer des Reiches hatten diese Farbe auch deshalb gewählt, um dadurch eine historische Brücke zu dieser erfolgreichen Macht des Mittelalters zu schlagen.

Von Dankenfels versuchte zu schlafen, doch dies fiel ihm angesichts des schnarchenden Fähnrichs schwer. Ich will ihn nicht wecken. Es wäre nicht gut, sich bei einem neuen Untergebenen schon nach ein paar Tagen unbeliebt zu machen, dachte er und schob den Kameraden vorsichtig mit der Hand in eine andere Lage.

Als sich die Lage des Fähnrichs ein wenig geändert hatte, hörte sein Schnarchen zum Glück auf. Wusste ich es doch. Er lag wahrscheinlich etwas ungünstig auf seinem Rücken und klang deshalb wie eine Säge. Das dürfte ein Problem sein, mit dem so mancher Soldat sich wohl oder übel herumschlagen muss. Aber ein solches Problem ist ja nicht unlösbar, dachte von Dankenfels und schlief anschließend auch endlich ein.

Er und Fähnrich Friedrich kannten sich erst seit Kurzem, denn die kleine Kastrup-Kompanie, welche von Dankenfels nun befehligte, gab es noch nicht lange. Sie war neu zusammengestellt worden; extra für den Einsatz auf Malta und für den kommenden Kampf in Afrika.

Man hatte Hans von Dankenfels, der bereits mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet war, am Morgen darüber unterrichtet, dass er und viele Männer seiner Kompanie mit mehreren kleinen Unterseebooten bei Nacht auf die Hauptinsel nach Malta gebracht werden sollten. Diese U-Boote hatten jedoch nur Platz für fünf Mann, und zwei davon mussten die Besatzung bilden. Deshalb konnten bedauerlicherweise nur drei Leute je U-Boot auf der Insel abgesetzt werden. Bei dreißig Unterseebooten dieser Art hatte von Dankenfels nur einen 89 Mann starken Trupp als Begleitung.

Ihm war befohlen worden, mit diesen 89 Mann zwei alte Festungen in Küstennähe zu erobern, die von den Briten benutzt wurden. Auf den Türmen beider Festungen befanden sich Kanonen und MG-Nester. Diese sollten von Dankenfels und seine Männer ausschalten oder in Richtung des Feindes ausrichten und gegen diesen einsetzen, um so die Landung der Invasionstruppen zu decken. Die U-Boote, die den Leutnant und seine Leute auf der Insel absetzen würden, sollten auf der Rückfahrt die Schiffe und Kanonenboote des Gegners im beginnenden Morgengrauen versenken.

So war der Plan. Ein Plan, der Hans von Dankenfels nicht den Schlaf raubte, obwohl die Überlebenschancen für ihn und seine Leute eher gering waren. Aber er und seine Männer hatten auf Befehl von oben die letzten Tage immer wieder Anschleichen und lautloses Töten geübt, sodass er ziemlich zuversichtlich war. Außerdem würden seine Leute nicht allzu lange die Stellung halten müssen, denn wenn alles nach Plan verlief, versenkten die U-Boote die feindlichen Schiffe und die eigenen Truppen konnten zeitig einrücken und ihnen zu Hilfe eilen.

*

Am nächsten Morgen stellte von Dankenfels fest, dass es im Lager sehr viel voller geworden war. Auf seine Nachfrage hin erklärte ihm einer seiner Kameraden, dass über Nacht weitere Truppen im Lager angekommen waren und auch im Laufe des Tages würden noch zusätzliche eintreffen. Dann ist es ja gut, dass wir heute Nacht loslegen. Denn bei aller Liebe zur Arme: Hier wird es langsam zu voll. Und es ist ja auch für die Moral der Truppe nicht gut, wenn die Kameraden einander massenweise auf die Pelle rücken und der Einzelne kaum noch Platz hat, dachte er und ging Fähnrich Friedrich wecken.

Nachdem er seinen Kameraden geweckt hatte, aßen die beiden ein paar Zwiebäcke zum Frühstück, spülten das Ganze mit etwas Wasser hinunter und machten sich auf zu den morgendlichen Übungen. Als sie damit fertig waren, stellte Hans von Dankenfels fest, dass schon wieder neue Soldaten ins Lager einrückten. Aber diesmal waren einige Offiziere von höchstem Rang dabei. Der junge Leutnant erkannte Generalquartiermeister Ludendorff, und auch den Mann neben ihm glaubte er schon einmal auf Fotos in der Zeitung gesehen zu haben. »Wie hieß der Mann bei Ludendorff noch gleich? Ich meine mich zu erinnern, dass er die Kastrup gegründet hat … aber mir ist irgendwie sein Name entfallen. Muss wohl an den vielen Kampfübungen liegen. Ach, aber wer hat es nicht schon mal erlebt, dass einem ein Name, den man eigentlich kennen sollte, einfach nicht einfallen will? Also, wie hieß er noch gleich? Von Sindenheim? Von Zindenheim? Mindenheim? … Nein, von Lindenheim. Ja, ich bin mir sicher, der Mann heißt von Lindenheim. Na bravo. Wenigstens weiß ich jetzt wieder seinen Nachnamen«, dachte von Dankenfels und runzelte dabei die Stirn.

Von Lindenheim und Ludendorff marschierten zu dem kommandierenden General auf Sizilien: Alfred von der Preuß. Der in die Jahre gekommene Herr mit dem Kaiser-Wilhelm-Bart salutierte vor seinen das Kommandozelt betretenden Kollegen und berichtete sogleich: »Ich habe alles so organisiert, wie Sie es befohlen haben. Die Männer, die wir als erste auf der Insel landen lassen, sind kampferprobte und ausgezeichnete Soldaten. Sie wurden regelmäßig darauf gedrillt, sich lautlos anschleichen und den Feind geräuschlos töten zu können. Wenn alles glatt verläuft, merken die gottverdammten Briten erst dann, was los ist, wenn unsere Unterseeboote ihre Schiffe und Kanonenboote versenken.«

»Danke, General von der Preuß. Aber Sie sollten die Briten nicht als ›gottverdammt‹ bezeichnen. Wir wollen hoffen, dass Gott sie nicht für die Dummheiten ihrer Regierung verdammt. Denn die Briten sind eigentlich ein gutes und anständiges Volk, welches lediglich von Verbrechern regiert wird. Ich will ihnen das nicht vorwerfen; würde Deutschland von Verbrechern regiert, die ihr eigenes Volk durch eine dumme und weltfremde Politik zu Grunde richten, würde ich das den Deutschen auch nicht vorwerfen. Denn niemand ist verantwortlich für verbrecherisches Verhalten anderer – selbst wenn es sich um die eigene Regierung handelt«, meinte von Lindenheim.

»Da mögen Sie recht haben. Aber vergessen Sie nicht, dass die Briten bisher nicht allzu viel getan haben, um sich von dieser Regierung zu befreien«, wandte General von der Preuß ein.

»Das kommt vielleicht noch …«, entgegnete Erich Ludendorff.

»Wollen wir es hoffen. Und wollen wir auch hoffen, dass sich mutige Männer finden, die etwas dagegen unternehmen, wenn Deutschland einmal von deutschenfeindlichen Verbrechern regiert werden sollte«, sagte General von der Preuß.

»Nun, schweifen wir nicht zu sehr ins Politische ab. Haben Sie persönlich die Soldaten üben lassen?«, fragte von Lindenheim den General von der Preuß.

»Nein. Dafür war Oberst von Schleicher zuständig«, antwortete von der Preuß.

Ludendorff und von Lindenheim mussten lächeln. »Also Oberst von Schleicher drillte die Soldaten im Schleichen?«, fragte von Lindenheim.

»Und im lautlosen Töten«, fügte von der Preuß hinzu.

»Na, dann ist’s ja gut. Hätte Oberst von Schleicher nur ans Schleichen gedacht, wäre das sicherlich nicht gut für die Mission und deren Erfolg«, meinte Ludendorff.

Von Lindenheim lachte. Nun fiel langsam, aber sicher auch bei General von der Preuß der Groschen und er lächelte.

»Genug gelacht. Jetzt würde ich die tapferen Männer gerne mal sehen. Lassen Sie sie antreten«, wies Ludendorff von der Preuß an.

Dieser verließ das Zelt und traf sogleich auf von Dankenfels. Er befahl ihm, mit den 89 Auserwählten anzutreten, was dieser auch sogleich veranlasste.

Vier Minuten später standen die 90 Soldaten in einer Reihe. Ihre schwarzen Uniformen waren trotz der Nacht im Schlafsack unter freiem Himmel und dem morgendlichen Drill sauber und vorzeigbar. Sie hätten in diesen Uniformen auch an der Siegesparade in Paris teilnehmen können. Ludendorff und von Lindenheim schritten zusammen mit von der Preuß die Reihe der Landser ab. Die Soldaten der Kastrup salutierten vor ihnen, und von Lindenheim fragte: »Wer befehligt dieses Expeditionskorps?«

Hans von Dankenfels trat vor.

»Wie heißen Sie, junger Mann?«, fragte Ludendorff.

»Leutnant Hans von Dankenfels, Herr Generalquartiermeister.«

»Herr Leutnant, auf dem Erfolg Ihrer Mission beruht unser ganzer Plan. Sie wissen, was Sie zu tun haben?«, fragte von Lindenheim.

»Ja.«

»Gut. Und machen Sie sich mal keine allzu großen Sorgen; wir haben zu Ihrer Unterstützung noch eine Überraschung für den Feind in petto«, meinte Ludendorff zuversichtlich.

»Was für ein Gefühl haben Sie bezüglich der Erfolgsaussichten?«, fragte von Lindenheim den jungen von Dankenfels.

»Ich glaube, wir werden es schaffen«, antwortete der Leutnant, wobei in seiner Stimme eine geringe Unsicherheit mitschwang.

»Wunderbar. Aber seien Sie ruhig etwas zuversichtlicher. Sie packen diese Herausforderung schon. Denken Sie einfach immer an das Motto der Hohenzollern und der Kaiserlichen Deutschen Armee: Gott mit uns!«, sagte General von Lindenheim.

Hans von Dankenfels nickte, woraufhin von Lindenheim ihm auf die Schulter klopfte und mit Ludendorff und von der Preuß wieder seiner Wege ging. Es ist schon gut, dass wir die Jungs von der Kastrup diese Mission durchführen lassen. Das sind tapfere Burschen; die haben sich im Häuserkampf in Kiel ausgezeichnet bewährt. Wir können stolz auf sie sein; besonders derjenige, der die Kastrup gegründet hat, kann sich auf die stolzgeschwellte Brust klopfen, dachte von Lindenheim stolz und fügte dann noch im Geiste hinzu: Ach richtig. Das war ja ich. Bei diesem Gedanken musste der Gründer der Kastrup ein Schmunzeln unterdrücken. Und während die Offiziere weitergingen, begannen die Soldaten der Kastrup damit, noch einmal ihre Methoden des leisen Tötens zu erproben.

Während einer kurzen Pause schrieb Leutnant von Dankenfels dann in sein Kriegstagebuch:

 

»Ich bin heute Ludendorff und von Lindenheim begegnet. Es kommen immer mehr Truppen nach Sizilien. Ich habe mit meinen Kameraden darüber gesprochen, wieso das wohl so ist. Wir haben kurz darüber nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Oberste Heeresleitung offenbar eine große Offensive plant. Eine Offensive, die mehr ist, als nur ein Angriff auf Malta. Ich denke, und da stimme ich mit meinen Landsern überein, dass geplant ist, ganz Afrika zu erobern.«

 

Von Dankenfels betrachtete kurz, was er geschrieben hatte. Dann dachte er: Und was, wenn diese Notizen jetzt in Feindeshand fallen? Das kann ich unmöglich riskieren. Denn schließlich trage ich sie immer bei mir, und wenn die Mission scheitert, schaden diese Informationen meinen Kameraden und nützen dem Feind, der sie zweifelsohne im Falle eines Scheiterns in die Finger bekommen wird … Also riss er die letzte Seite aus seinem Kriegstagebuch heraus und schrieb stattdessen viele Jahre später in seinen Lebenserinnerungen:

 

»Darum war mir, ebenso wie meinen Kameraden, bewusst, wie wichtig die Eroberung Maltas für den Plan war, ganz Afrika von der britischen Vorherrschaft zu befreien. Mit einem Flottenstützpunkt wie Malta im Rücken würden unsere Truppen nämlich unmöglich sicher an der Küste Afrikas landen können. Zwar hat die OHL uns von dem Plan, Afrika zu erobern, nichts gesagt, aber man müsste angesichts der gewaltigen Truppen auf Sizilien schon sehr naiv sein, um darauf nicht von selbst zu kommen. Nur, wo wird die Invasion beginnen? Nordafrikas Küste ist schließlich sehr groß. Am sichersten wäre wahrscheinlich eine Landung auf französischem Gebiet, doch von dort aus müssten unsere Jungs eine enorm weite Strecke zurücklegen, bevor sie auf den ersten Engländer treffen …«

*

Am späten Abend brachen von Dankenfels und seine Leute zur Küste von Sizilien auf, wo die Unterseeboote bereits auf sie warteten. Die 90 tapferen deutschen Soldaten zwängten sich in die U-Boote und diese legten ab. Also wenn man keine Platzangst hat, ist man hier drin klar im Vorteil, dachte von Dankenfels und fügte im Geiste noch hinzu: Zum Glück habe ich keine …

Nachdem die Unterseeboote abgelegt hatten, dauerte es nur kurze Zeit, bis sie Malta erreichten und die 90 Soldaten still und heimlich absetzten. Dank ihrer schwarzen Uniformen waren die Landser in der dunklen Nacht nicht zu sehen. Sicherlich war auch der schwarze Ruß hilfreich, den sie sich unterwegs ins Gesicht geschmiert hatten. Von Dankenfels und seine Männer hatten sich am Mittag genau angesehen, wo sich die beiden zu erobernden Festungen befanden und schlichen langsam vom Strand aus auf diese zu. Sie schlichen so dorthin, wie sie angekommen waren: in Dreiergruppen. Sie würden sich erst wieder vor den Festungen treffen, die sie dann mit jeweils 40 Mann erobern wollten. Sechs Mann würden in zwei Dreiergruppen am Strand zurückbleiben, und vier Mann würden in zwei Zweiergruppen auf dem Weg zu den Festungen die Gegend sichern.

Auf dem Weg zu besagten Festungen trafen Hans von Dankenfels und seine Begleiter auf eine sechs Mann starke britische Patrouille. Sie versteckten sich im Gebüsch und ließen diese an sich vorbeiziehen. Dann ging es auf leisen Sohlen weiter. Wenige Minuten später kamen sie an der Festung an, wo bereits ein paar Kameraden im Schutze der Nacht auf sie warteten. Von Dankenfels stellte fest, dass hinter ihm bereits weitere Landser im Ankommen begriffen waren und dachte: Nun muss es schnell gehen.

Er betrachtete den Eingang zu der Festung, an dem zwei Wächter standen, zog eines seiner Wurfmesser und deutete mit dem Zeigefinger auf den links stehenden britischen Wachposten. Sein Fähnrich Friedrich verstand sofort, zog ebenfalls ein Wurfmesser, und gleichzeitig schleuderten die beiden ihre Waffen auf jeweils einen der gegnerischen Wachposten. Beide Messer trafen mitten ins Herz, und die Truppe rückte leise vor. Währenddessen kamen nach und nach die restlichen schwarzuniformierten Soldaten an; zwei blieben zurück und machten die Gewehre der toten Wachen unbrauchbar.

Die 45 Kämpfer schlichen nach und nach durch das Tor. Vier von ihnen waren mit Pfeilen und Bogen bewaffnet, um Posten aus großer Distanz lautlos zu töten. Noch bevor die Wachleute auf der Mauer sie bemerken konnten, hatten sie Pfeile in der Brust. Das Nachladen dauerte bei einem geübten Schützen nicht mal zwei Sekunden, und so erwischte es acht Gegner, ohne dass diese auch nur einen Mucks von sich geben konnten. Da in der stillen Nacht noch keine Schüsse zu hören waren, konnte von Dankenfels davon ausgehen, dass die Operation in der anderen Festung ähnlich erfolgreich verlief. Noch einmal schossen die Bogenschützen ihre tödlichen Geschosse ab – und verfehlten ihre Ziele nicht. Von Dankenfels gab ein Handzeichen, um ihnen zu bedeuten, ihm ins Gebäude zu folgen. Vorsichtig öffnete er die Tür, während zwei Bogenschützen ebendiese im Visier hatten. Er öffnete sie und da standen zwei Engländer, die ihm den Rücken zukehrten. Doch als die Tür durch das Öffnen ein Geräusch gemacht hatte, drehten sie sich um und bekamen sofort die Pfeile mitten ins Herz.

Hans von Dankenfels zeigte mit dem behandschuhten Zeigefinger nach vorne, und mehrere Männer folgten ihm. Als sich der Gang teilte, wies er seine Männer leise an, sich ebenfalls aufzuteilen. Sie trennten sich voneinander und schlichen leise, aber so schnell wie möglich durch die alte Festung. In dem Gang, den von Dankenfels gewählt hatte, befanden sich einige Zimmer ohne Türen. In den Zimmern schliefen britische Soldaten, die nun für immer schlafen geschickt wurden. Anschließend ging es eine Treppe hinauf auf den Turm. Dort lagen zwei Soldaten mit Pfeilen in der Brust neben einem MG. Ohne Worte wussten die Soldaten der Kastrup, was sie zu tun hatten. Sie nahmen das MG in Besitz und richteten es von der Küste weg in Richtung Landesinneres.