Kapitän Grant - Hein Patrik - E-Book

Kapitän Grant E-Book

Hein Patrik

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Beschreibung

In diesem Buch sind alle sieben See-Abenteuer-Romane der Mini-Serie Kapitän Grant enthalten. 1. Der schwarze Drache 2. Ungeheuer der Tiefsee 3. In Piratenhand 4. Die Rache des Perlenfischers 5. Von Haifischen gejagt 6. Im Kloster der Teufelsmönche 7. Unter Pygmäen und Urwaldriesen Die Exklusive Sammler-Ausgabe als Taschenbuch ist nur auf der Verlagsseite des Blitz-Verlages erhältlich!!!

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KAPITÄN GRANT

KULT-ROMANE

BUCH 18

HEIN PATRIK

INHALT

1. Der Schwarze Drache

2. Ungeheuer der Tiefsee

3. In Piratenhand

4. Die Rache des Perlenfischers

5. Von Haifischen gejagt

6. Im Kloster der Teufelsmönche

7. Unter Pygmäen und Urwaldriesen

Dieses Buch gehört zu unseren exklusiven Sammler-Editionen

und ist nur unter www.BLITZ-Verlag.de versandkostenfrei erhältlich.

In unserem Shop ist dieser Roman auch als E-Book lieferbar.

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Copyright © 2024 BLITZ-Verlag  

Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Jörg Kaegelmann

Titelbild: Mario Heyer

Logo und Umschlaggestaltung:

Mario Heyer

Satz: Torsten Kohlwey

Alle Rechte vorbehalten.

www.Blitz-Verlag.de

ISBN: 9783757934705

1018v1

1

DER SCHWARZE DRACHE

Der junge Henrik Grant, der das Kapitänspatent für große Fahrt besitzt, befindet sich als mittelloser Globetrotter auf der Suche nach einem verschollenen Verwandten, mit dem zugleich er, nach einer Mitteilung eines Notars aus New York, eine Millionenerbschaft antreten könnte, sobald der Vermisste gefunden oder der einwandfreie Nachweis erbracht wird, dass dieser zweite Miterbe nicht mehr am Leben ist. Sollte Henrik Grant aber innerhalb von zehn Jahren nicht in der Lage sein, den Verschollenen zu finden oder dessen Tod amtlich nachweisen zu können, würde laut einer Testamentsklausel im Vermächtnis des verstorbenen Multimillionärs Sam Hopkins, ein Onkel Grants, die eine Hälfte wohltätigen Zwecken zugeführt werden, die andere aber dem Notar, der das Vermögen Hopkins’ bereits zu dessen Lebzeiten verwaltete, zuteilen.

Henrik Grant weiß weder, noch ahnt er es, dass dieser Notar die Absicht hat, mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Erben in den Besitz des gewaltigen Vermögens Hopkins’ kommen, und alles daransetzt die diesbezüglichen Pläne und Versuche Grants – den zweiten Erben, der ein Cousin von ihm ist, zu finden – zu durchkreuzen, da er die feste Absicht hat, sich selbst in den Besitz des Erbes zu setzen, und wenn dies erforderlich ist, sogar mit den verbrecherischsten Mitteln.

Zu Beginn unserer Erzählung befindet sich Henrik Grant, ohne einen einzigen Cent zu besitzen, in Bombay, um eine Möglichkeit zur Überfahrt nach Borneo als Heizer, Matrose oder Steward zu suchen, von woher die letzte Nachricht Fred Laughtons, seines verschollenen Vetters, stammt, des zweiten Mannes, mit dem allein er die Erbschaft antreten könnte, die ihn mit einem Schlag zum Millionär machen würde. Fred Laughton ist Wissenschaftler, der sich bereits vor Jahren auf eine Expedition in die Südsee begeben haben soll und seither verschwunden ist.

Grant irrt eines späten Abends verzweifelt vor Hunger im Hafen von Bombay umher, da alle seine Versuche, auf einem der ausgelaufenen Überseedampfer angeheuert zu werden, misslungen sind. Noch immer ahnt er nicht, dass auch dabei Jack Gouls, der verbrecherische Notar, seine Hand im Spiel hat. Grant kommt durch Zufall gerade dazu, wie Lord Cecil Pullman, der sich auf dem Rückweg aus dem Garden Club zu seiner schnittigen Jacht Sea Swallow befindet, von einigen zweifelhaften Gesellen angefallen wird, die ihn im Dunkel der hereinbrechenden Nacht berauben wollen. Dem tatkräftigen Einschreiten Grants gelingt es, die farbigen und weißen Gangster in die Flucht zu schlagen. Dieses Erlebnis erweist sich für den jungen Kapitän als besonderer Glücksfall. Denn als der hagere Lord von Henrik dessen Geschichte erfährt, ist dieser als begeisterter Sportsmann und Abenteurer bekannte schrullenhafte Engländer sofort für die Pläne Grants Feuer und Flamme und erklärt sich bereit, seine technisch mit allen modernen Errungenschaften ausgestattete Jacht, ein Wunder an Schnelligkeit, zur Verfügung zu stellen, und Grant als Kapitän deren Führung zu übergeben.

Lord Pullman erweist sich im Verlauf der Ereignisse als ein komisches Original, der aber selbst in den gefährlichsten Situationen seinen Mann zu stehen weiß. In Begleitung des Lords befinden sich auf dessen Jacht noch seine Freunde Conny Smart, ein hervorragender Techniker und Erfinder, und Ted Storm, ein ausgezeichneter Chemiker und Arzt. Dazu kommen noch sechs Mann Besatzung, lauter handfeste Matrosen von unbedingter Verlässlichkeit.

Bereits auf der ersten Abenteuerfahrt der Sea Swallow schließt sich ihnen noch Sambo, ein hünenhafter, gutmütiger Neger an, den Grant aus einer gefährlichen Lage gerettet hat. Von diesem Tage hängt Sambo mit bedingungsloser Treue und Hingabe an Kapitän Sturmvogel, wie Henrik seine Leute noch nennen. Später stößt dann in Afrika noch ein alter Freund des Lords, der spaßige, dicke Comte de Seignisseur, ein erfahrener Großwildjäger und passionierter Globetrotter, zur Schiffsgesellschaft.

Der Notar, der Grant von seinen Agenten überwachen lässt, hat natürlich erfahren, was sich in Bombay zugetragen hat. Bereits vom ersten Tag des Auslaufens der Jacht aus dem Hafen spinnt der verbrecherische Jack Gouls seine gefährlichen Fäden, um das Vorhaben des jungen Kapitäns, seinen Vetter zu finden, scheitern zu lassen und sich selbst in den Besitz der Millionen zu setzen.

* * *

„Hallo, Capt’n, Funkspruch!“, rief der Bordfunker hochroten Gesichtes und eilte aus der Funkkabine schnellen Schrittes der Kommandobrücke zu, in der hocherhobenen Hand die Depesche schwingend.

„Was ist es? Dringend, Maat?“, fragte Kapitän Grant gespannt und beugte sich über das Brückengeländer zu dem Funker herab, die Nachricht entgegennehmend.

„SOS, Sir!“, stieß der Mann hastig hervor. „Schiff in Not! Piraten!“

„Hell and damnation“, murmelte Henrik Grant überrascht, der unter dem Namen Kapitän Sturmvogel auf allen Meeren des Globus bekannte Schiffsführer und Abenteurer. Während er mit der Rechten seine weiße Seeoffiziersmütze mit den Goldborten ins Genick zurückschob, dass auf der Stirn der hellblonde Haarschopf sichtbar wurde, überflog er die wenigen, aber inhaltsschweren Zeilen:

„SOS – An alle Schiffe – Frachter Schanghai im Gelben Meer von Piraten vor der Mündung des Perlflusses überfallen – SOS – Höchste Gefahr – Können uns höchstens noch eine Stunde halten – An alle Schiffe – SOS“

„Was befehlen Sie, Sir?“, fragte der Funkmaat erregt.

„Bestätigen Sie den Empfang, Sparker! Wir kommen!“ Der junge, hochgewachsene Kapitän nickte entschlossen. „Haben Sie bereits von anderen Schiffen irgendwelche Rückantwort oder Position an die Schanghai abhören können?“

„No, Capt’n, glaube, wir sind die Einzigen, von denen die Schanghai augenblicklich Hilfe erwarten kann“, schüttelte der Funker verneinend den Kopf.

„Forward, Maat, senden Sie unsere Antwort!“, befahl Kapitän Grant ernst. „Wolle Gott, dass wir noch zurechtkommen, sonst werden sich mit den Opfern der Piraten die Haie an der Mündung des Perlflusses ihre gierigen Bäuche vollstopfen. Diese gelben Halunken pflegen mit der Mannschaft und den Passagieren der überfallenen Schiffe nicht viel Federlesens zu machen!“

„Okay, Sir“, antwortete der Telegrafist, mit schnellen Schritten wieder in die Funkbude verschwindend. Inzwischen hatte Kapitän Grant dem Mann am Steuerruder die Änderung des Kurses angegeben und seine nervige Rechte drückte den Hebel des Maschinentelegrafen mit schnellem Griff auf Volle Fahrt voraus herab. Dann eilte er, nachdem er dem ersten Offizier das Kommando übergeben hatte, über das Vorderdeck, auf dem lässig unter einem rot-weiß gestreiften Sonnensegel Lord Cecil Pullman, der Besitzer der Sea Swallow, mit seinen Freunden in bequemen Liegestühlen ausgestreckt lag und mittels eines langen Strohhalmes an einem eisgekühlten Drink nippte.

Lord Pullman, ein schrullenhafter, spleeniger, aber hochherziger Engländer, war ein Globetrotter und Weltabenteurer reinsten Wassers. Sein riesiges Vermögen hatte es ihm gestattet, die Seeschwalbe auf Kiel legen zu lassen, und er konnte jetzt den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, mit dieser weißen, schnittigen Jacht das schnellste und modern eingerichtete Schiff der Welt, das jemals eine Werft verlassen hatte, zu besitzen. Lord Pullman pflegte sommers und winters stets den gleichen graukarierten Anzug zu tragen und dazu den unvermeidlichen, schwarzen Zylinder. Da dies selbst in den Tropen der Fall war, entlockte diese Tatsache denjenigen, welche den spaßigen, aber bei passenden Gelegenheiten recht energischen hageren Mann nicht näher kannten, stets ein leises Lächeln.

Die drückende Hitze, die bisher über dem Verdeck der Jacht gebrütet hatte, wurde nun durch den gesteigerten Fahrtwind etwas gemildert. Diese Tatsache ließ den Lord verwundert den Kopf heben und er wandte sich erstaunt an den Kapitän, der soeben um einen Deckaufbau herumschwenkte und eilig auf ihn zukam.

„Was gibt es, Henrik? Haben Sie vielleicht schon Antwort auf den Funkspruch, den wir an Mister Fox in Kanton sandten, um endlich auf eine Spur ihres Vetters Laughton zu kommen? Es wäre endlich an der Zeit, dass wir wieder etwas erleben, well! Indeed, Lord Pullman gondelt nicht auf diesem langweiligen Teich herum, um sich zu Tode zu schwitzen, well, it’s clear!“

„Wir haben einen Funkspruch erhalten, Mylord, aber nicht den erwarteten, leider“, berichtete der junge Kapitän dem Besitzer der Jacht. „Bekamen einen SOS-Ruf!“

„Of course! Diese Dummköpfe sollen mit ihren Nussschalen lieber im Hafen bleiben, wenn sie es nicht verstehen, den Klippen auszuweichen, und sich ein Loch in den Schiffsbauch rennen, well, so ist es“, knurrte der Lord ärgerlich. „Lord Pullman ist nicht dazu da, mit seiner Jacht Rettungsgesellschaft zu spielen, yes, das ist er nicht!“ Dann aber siegte sofort seine Gutmütigkeit und er setzte schnell hinzu: „Well, dann müssen wir also diesen Pechvögeln aus der Patsche helfen! It’s clear, können sie nicht sitzen lassen, das Wasser hat keine Balken, und wenn sie uns das Gelbe Meer aussaufen, kommen wir selbst in die Tinte!“

„Excuse me, Mylord“, lächelte Kapitän Sturmvogel, der die spaßige Art des Lords kannte, „aber die Schanghai, welche die SOS-Rufe in den Äther funkte, befindet sich nicht in Seenot, sondern wurde von Piraten überfallen!“

„Wonderful, Henrik“, sprang der Lord begeistert auf und sein Gesicht strahlte vor hellem Entzücken. „Well, warum sagen Sie das nicht gleich? Endlich ein Abenteuer, yes! Bin vor Langweile fast schon erstickt. Kommen wir noch zurecht, Capt’n, um mit den Seeräubern ein Hühnchen zu rupfen? Well, habe mir schon lange gewünscht, einen solchen Halunken endlich zwischen meine Fäuste zu bekommen!“

„Wollen es hoffen, Mylord, sonst ist die Schanghai samt Besatzung verloren“, entgegnete Kapitän Grant ernsten Gesichtes.

„Die Kompressoren, Henrik, jetzt kann die Sea Swallow zeigen, was in ihr steckt!“, befahl der Lord leuchtenden Auges und drückte sich so entschlossen seinen Zylinder auf den Kopf, dass nur beide Ohren es verhinderten, dass darin sein hageres Gesicht in der schwarzen, hohen Hutröhre zur Gänze verschwand. „Ich werde einstweilen das Schiff in Gefechtszustand versetzen!“

„All right, Mylord“, antwortete Henrik Grant nickend und jagte die Stufen der Kommandobrücke wieder hinauf. Schon in der nächsten Sekunde gab er mit befehlsgewohnter Stimme seine Weisung durch das Sprachrohr in den Maschinenraum hinab: „Achtung, Maschinenstation! Alarm! Beide Kompressoren einlaufen ... Achtung ... volle Touren ... äußerste Kraft forward!“

In das gleichmäßige Gestampfe der starken Schiffsmaschinen der schnittigen Jacht mischte sich jetzt ein dumpfes Grollen, das allmählich in ein seltsam erregendes, hohes Heulen überging. Den Schiffskörper durchlief fast augenblicklich ein starkes Zittern und Beben, der Bug hob sich etwas höher über die Wasserlinie und in höchster Geschwindigkeit schoss das herrliche Schiff der chinesischen Küste zu. Es glich jetzt wahrhaft einer Seeschwalbe, die als der schnellste Zugvogel der Welt gilt, wie es so geisterschnell über die schäumenden Wogenkämme dahinzufliegen schien, eine lange, perlende Soglinie hinter sich auf dem tiefblauen Meeresspiegel zurücklassend. Jetzt zeigte es sich, dass die Jacht mit Recht den Namen Sea Swallow trug.

„Kein Schiff kommt unserer Seeschwalbe gleich“, grinste Lord Pullman zufrieden. „Well, glaube, sie ist selbst den schnellsten Kriegsschiffen an Geschwindigkeit überlegen!“

„Sure, Mylord“, stimmte der neben ihm sitzende Ted Storm zu, ein Freund Sir Cecils, der zugleich die Stelle des Schiffsarztes versah. Auch als Chemiker hatte sich Storm früher einen bedeutenden Namen gemacht. „Die Jacht ist einmalig, von der Kiellinie bis zur letzten Mastspitze!“

„In der kundigen Hand Grants erkennt man erst ihre Vorzüge“, pflichtete auch Conny Smart, der zweite ständige Begleiter des Lords auf all seinen Weltreisen, bei. Er war ein anerkannter Techniker und berühmter Erfinder. Die Sea Swallow war hauptsächlich nach seinen Plänen auf Kiel gelegt und mit den modernsten Maschinen und technischen Einrichtungen ausgestattet worden, von denen niemand außer den Eingeweihten auch nur eine blasse Ahnung hatte. Ein triumphierendes Lächeln spielte daher um den fein geschwungenen Gelehrtenmund, als Smart daran dachte, welche Überraschungen wohl die Piraten seitens der Seeschwalbe in dem voraussichtlichen Seegefecht erleben würden. Dann setzte er fort: „Ich habe noch keinen Schiffsführer gesehen, der die vollendeten Qualitäten eines Kapitäns mit dem Patent für Große Fahrt in solchem Ausmaße besitzt wie unser braver Kapitän Sturmvogel! Und doch ist er kaum dreißig Jahre alt. Es ist, als spüre die Seeschwalbe die kundige Hand Henriks!“

Inzwischen hatte der Lord die sechs Mann starke Besatzung der Jacht bewaffnet und ihnen genaue Instruktionen für den bevorstehenden Kampf erteilt. Dann stampfte er mit seinen gewohnt langen Schritten zur Funkkabine. Er steckte den Kopf durch das Fenster und rief schallend hinein: „Behold, Maat, was Neues?“

„No, Mylord“, antwortete der Funker besorgt, den Kopfhörer abnehmend. „Seit einigen Minuten antwortet die Schanghai nicht mehr. Ich fürchte, wir kommen zu spät!“

„Damned, das wäre schlimm, well, passt mir gar nicht“, knirschte der Lord grimmig. „Sollen diese gelben Spitzbuben ungestraft entkommen? Versuchen Sie nochmals, eine Verbindung zu bekommen, Funker!“

„Okay, Mylord.“ Der Telegrafist nickte, und die Sendelampe des Funkgeräts glomm mit rötlichem Licht auf. Aber es kam keine Antwort mehr, die Hilferufe der Schanghai waren verstummt. Den Piraten musste es bereits gelungen sein, die Mannschaft des Frachters zu überwältigen und die Funkanlage außer Betrieb zu setzen oder zu zerstören.

Als die Seeschwalbe die Mündung des Perlflusses erreichte, war von einem Schiff weit und breit nichts zu sehen. Den Frachter hatte also sein hartes Schicksal schnell erreicht. Vermutlich war die Besatzung der Übermacht der gelben Piraten erlegen, die niemals Pardon gaben; sie hatten die gekaperte Schanghai mit ihrer Fracht sicherlich bereits in ihren Schlupfwinkel verschleppt.

„Well, diesen Halunken will ich ihren Raub wieder abjagen, it’s clear“, knurrte der Lord verstimmt. „Indeed, endlich eine Aussicht auf ein richtiges Abenteuer, und dann verschwinden diese bezopften, gelben Vögel spurlos mit ihrer Beute. Sollen sich aber nicht zu lange freuen, yes, Lord Pullman wird ihnen eine Lunte in ihre frechen Nasenlöcher stopfen, well! He, Henrik, haben Sie ihm Schiffsregister nachgesehen, wem die Schanghai gehört?“

„Yes, Mylord.“ Kapitän Sturmvogel nickte. Auch er war enttäuscht, dass die Seeschwalbe zu spät gekommen war. „Einem Mister Henry Fox, Reishändler und Exportkaufmann in Kanton!“

„Zounds, kenne ich, well, Mister Fox ist ein Gentleman!“, antwortete der Lord erregt. „Habe ihn im Garden Club in Schamin, dem Europäerviertel Kantons, vor Jahren kennengelernt. Wollen ihn aufsuchen, yes, scheint Schwierigkeiten zu haben! Außerdem ist Mister Fox derjenige, der vielleicht als Einziger in Kanton, woher die letzte Nachricht Ihres gesuchten Vetters stammt, uns über Laughton etwas sagen kann, it’s clear!“

* * *

Der hallende Gong im Hause des angesehenen und reichsten Reishändlers von Kanton, Mr. Fox, rief zum Abendessen. Die Gäste fanden sich kurz darauf an der reich gedeckten Abendtafel ein. Es waren dies Lord Cecil Pullman, Kapitän Grant, Ted Storm und Conny Smart. Hinter dem Stuhl Grants stand der riesige Neger Sambo, jedes Winks seines jungen Herrn gewärtig. Sogar hier im Hause Mr. Fox’ hatte es sich der Schwarze nicht nehmen lassen, ihn selbst zu bedienen. Seitdem der Kapitän der Seeschwalbe dem hünenhaften Neger im Hafen von Kalkutta das Leben rettete, als diesen in einer Kaschemme einige farbige Gangster ins Jenseits befördern wollten, hing Sambo mit abgöttischer Liebe und fast hündischer Treue an seinem Herrn, dem blonden, hochgewachsenen Kapitän Sturmvogel.

Der ganze Esstisch war mit unzähligen Schüsseln und Schalen bedeckt, in welchen sich die auserlesensten chinesischen Tafelgenüsse befanden: Gehackte Haifischflossen mit schwarzem Seekohlgemüse zubereitet, eine leimartige Brühe, aber wohlschmeckend wie ein exquisiter Fleischextrakt, gekochtes Schweinefleisch in Honig- und Mandelsoße, Saranahdessert aus den Zwiebeln einer besonderen essbaren Lilienart, vermischt mit jungen, frischen Bambusblättern, Seeforellen mit Reispudding und andere ähnliche Gerichte, wie sie nur das geniale Gehirn eines orientalischen Gourmands zu erfinden vermag. Trotzdem mussten sich die Gäste Mr. Fox’ zugestehen, schon lange nicht so gut gegessen zu haben. Zum Abschluss der Mahlzeit brachten noch die chinesischen Boys anstelle des Mokkas den hier üblichen Tee. Selbst da gab es aber eine Menge Auswahl. Kapitän Grants Gefährten konnten ganz nach ihrem Geschmack wählen, ob sie reinsten Blütentee nahmen, gemischt, schwarz oder grün, herben Ziegeltee oder den kostbaren, goldfarbigen Chilang-Tee, der nur an einer ganz bestimmten Stelle des chinesischen Berglandes gedeiht und von dem ein einziges Pfund allein ein kleines Vermögen kostet. Dazu reichten die eingeborenen Diener wohlschmeckende gebratene Früchte.

Henrik Grant war es bereits während des Essens aufgefallen, dass der Gastgeber, Mr. Fox, nur ganz wenig Speise und Trank zu sich nahm und seine Gedanken ganz woanders zu sein schienen. Er hatte sich daher vorgenommen, den Reishändler, dessen früherer Bekanntschaft mit Lord Pullman sie die heutige Einladung zu verdanken hatten, in diskreter Form nach seinen Sorgen zu fragen. Der Kapitän witterte sogleich, dass das Schicksal der Schanghai damit in Verbindung stehen musste, und als sie nun auf der Gartenveranda saßen, schien ihm dafür der geeignete Zeitpunkt gekommen. Während sein Blick den prachtvollen, blühenden Garten, der auf der einen Seite vom Perlfluss begrenzt wurde, überflog, sagte Grant, nachdem in ihrem Gespräch eine kleine Pause eingetreten war, sich zu dem Kaufmann hinüberbeugend: „Excuse me, Mister Fox, aber ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich annehme, dass Sie irgendeine Sache bedrückt! Können wir Ihnen nicht irgendwie behilflich sein?“

Der Lord, Ted Storm und Conny Smart hoben sogleich die Köpfe und erwarteten gespannt die Antwort ihres Gastgebers.

„Hm, haben Sie finanzielle Sorgen, old friend?“, brummte Lord Pullman in seiner gewohnt kurzen Art. „Bin alter Freund des Hauses, kann doch danach fragen, well? Lord Pullman hilft stets seinen Freunden, yes, tut er, it’s clear. Kann es mir leisten. Also, wie viel?"“ Und während der letzten Worte hatte der hochherzige Lord bereits sein Scheckbuch gezückt.

„Haben Sie schon einmal etwas von den Fan Fans gehört, meine Herren?“, antwortete Mr. Fox mit unterdrückter Stimme und einer abwehrenden Geste, sich dabei mit scheuem Blick umsehend, nachdem er sämtliche Diener aus dem Raume gewiesen hatte.

„Nennt man hier in Kanton nicht so die Banditen und Räuber, Sir?“, entgegnete Ted Storm, der Schiffsarzt der Sea Swallow.

„Stimmt!“ Mr. Fox nickte erregt und zerdrückte nervös die halb ausgerauchte Zigarette in der Aschenschale. „Das sind die Fan Fans! Räuber, Banditen und Gangster ärgster Sorte! Aber sie sind nicht etwa kleine Gruppen der hierzulande vorkommenden chinesischen Straßenräuber, no, sondern sie sind in einem Geheimbund bestens unter einheitlicher Führung organisiert und stellen daher eine gefürchtete Macht dar!“

„Pah, Banditen“, meinte der Lord verächtlich. „Zu was gibt es eine Polizei, he? Habe gehört, dass die mit den Schurken hier stets kurzen Prozess macht. Fangen, Richter, Urteil, Kopf ab, schrums, Schluss! Das Einzige, was auf die Gauner Eindruck macht, yes! Ohne Kopf macht es selbst einem Räuber keinen Spaß, zu rauben und zu plündern, well!“

„So einfach dürfte die Sache nicht sein, Mylord“, lächelte Grant belustigt. „Im Deutschen gibt es ein Sprichwort, das hier trefflich passen durfte, nämlich: Die Nürnberger hängen keinen, bevor sie ihn nicht haben!“

„Sure, so ist es, Capt’n“, stimmte Mr. Fox mit grimmiger Miene zu. „Wenn einer der Fan Fans in die Hände der Polizei fällt, fackelt diese tatsächlich nicht lange, der Bandit wird im Tal des Gesetzes kurzerhand enthauptet. Aber seit einiger Zeit ist dieser Geheimbund derartig mächtig geworden, dass man dem Schwarzen Drachen, wie man die Fan Fans nach ihrem Abzeichen nennt, lieber in aller Stille einen bestimmten Tribut bezahlt, um von seinen Banden ungeschoren zu bleiben und nicht in dauernder Angst um seinen Besitz zu leben!“

„Hell and damnation“, fuhr der Lord missbilligend auf. „Keinen Penny würden diese Halunken von mir erhalten, yes, so wäre es, it’s clear! Jeder, der seine vorwitzige Nase in meine Angelegenheiten steckte, würde von mir eins auf die Nase bekommen, well!“

„Sie würden sich in diesem Falle arg in die Nesseln setzen, Mylord“, behauptete Mr. Fox bedrückt. „Wie groß der Einfluss der Fan Fans ist, können Sie daraus ersehen, dass es zur Zeit der Bürgerkriege mehrmals vorgekommen ist, dass selbst die Regierung die Hilfe das Schwarzen Drachens für sich in Anspruch genommen hat. Und ich will damit sagen, dass ein Kaufmann hier ohne eine Abmachung mit den Fan Fans niemals in der Lage wäre, außerhalb Kantons auch nur ein einziges Geschäft abzuschließen. Sein Unternehmen wäre in kürzester Zeit ruiniert!“

„Und Sie selbst, Mister Fox, Sie haben mit dem Schwarzen Drachen auch einen solchen Vertrag?“, fragte Kapitän Grant gespannt. „Hängen Ihre Sorgen etwa mit dem Geheimbund dieser Banditen und Piraten zusammen?“

„Ich muss es wohl annehmen.“ Der Reishändler nickte und starrte in trüben Gedanken vor sich hin. „Ich bezahlte bisher pünktlich den vereinbarten Betrag an die Fan Fans, und als Gegenleistung halfen mir die Banditen sogar öfters, dass ich ungeschoren ein gutes Geschäft tätigen konnte. Nun aber hat sich dies plötzlich geändert. Wehe demjenigen, der es sich absichtlich oder unabsichtlich mit dem Schwarzen Drachen verscherzt hat. Sein Tribut wird allmählich ins Unerschwingliche gesteigert und kann er dann nicht mehr bezahlen, ist sein Geschäft erledigt und nicht nur einmal kam es vor, dass der Unglückliche zum Schluss noch mit dem Leben büßen musste!“

„Und so etwas befürchten Sie jetzt?“, fiel Conny Smart, der Schiffsingenieur erregt ein.

„Yes, alle Anzeichen sprechen dafür, Mister Smart“, bestätigte der Kaufmann düster. „Ich ahne es nur unbestimmt, wieso ich bei den Fan Fans in Ungnade gefallen bin, und ich gäbe viel dafür, Gewissheit darüber zu haben!“

„Sie haben also großen, finanziellen Schaden durch den Schwarzen Drachen erlitten“, stellte Henrik Grant nickend fest, unter den gesenkten Augenlidern das bleiche Gesicht Mr. Fox’ unmerklich scharf musternd.

„Ich hatte in letzter Zeit derart riesige, geschäftliche Verluste, die mich in eine Lage gebracht haben, die äußerst bedenklich ist. Sollte mich noch ein ähnlicher Schicksalsschlag treffen, wie mit der Schanghai, und auch noch das Letzte meiner Transportschiffe, das meine Waren nach Europa bringt, verloren gehen, bin ich am Bettelstab“, murmelte Mr. Fox niedergeschlagen.

„Und vermuten Sie, Sir, was der Grund sein könnte, dass Sie sich den Hass der Fan Fans zugezogen haben?“, fragte Ted Storm gespannt.

„Sicher kann ich es nicht sagen, nur annehmen“, berichtete der Reishändler. „Ich kaufte vor einiger Zeit mehrere Ladungen besten Reises von einem Exporthaus, dessen Besitzer, ein Chinese, später ermordet wurde. Ich wunderte mich wohl, wieso es gerade mir gelang, dieses gewinnbringende Geschäft abzuschließen, und mir keiner meiner zahlreichen Konkurrenten zuvorkam. Am Tage, als ich den Kaufvertrag perfekt machte, erhielt ich ein anonymes Schreiben. Darauf stand kurz und bündig: Hüte dich! Der Kauf wird dich zum Bettler machen! Ich legte diesem verschmierten Zettel, den ich auf meinem Schreibtisch vorfand, keinerlei Bedeutung bei und ließ mich nicht abhalten, den Kauf abzuschließen, welcher einen Gewinn mit großem Nutzen erwarten ließ. Seit diesem Tag hatte ich mir die Feindschaft der Fan Fans zugezogen. Mein Tribut wurde derart unverschämt erhöht, dass ich, erzürnt darüber, kurzerhand die Zahlungen einstellte und mich um Hilfe an die Polizei wandte. Aber der einzige Erfolg dieses Beginnens war, dass ich innerhalb zweier Monate drei von meinen vier Schiffen samt Ladung und Mannschaft verlor. Die Besatzungen waren bis auf den letzten Mann niedergemacht worden!“

„Thunderstorm, diese Schurken“, brummte Lord Pullman ergrimmt. „Soll alle der Teufel holen, well. Aber die Versicherung hat doch den Schaden gedeckt? It’s clear, muss bezahlen, well!“

„Sie irren sich, Mylord“, verneinte Mr. Fox. „Wohl waren die Schiffe versichert, aber für Überfälle des Schwarzen Drachens haftet hier keine Versicherung, das wird bei Abschluss ausdrücklich in der Police festgehalten!“

„Weiß man, weshalb der chinesische Exporteur ermordet wurde, von dessen Unternehmen Sie die Ware erwarben?“, fragte Henrik Grant und kniff die Augen zusammen.

„Hm, man munkelt offen, dass Liang, so hieß er, ein fanatischer Gegner der Fan Fans gewesen ist. Liang war mein persönlicher Freund, ein Mann von aufrechtem, unbestechlichem Charakter, und kämpfte seit Jahren mit allen Mitteln gegen den Schwarzen Drachen. Dieses Unterfangen musste er mit dem Leben bezahlen. Er soll einen der Banditenführer und sechs von dessen Spießgesellen an die Polizei verraten haben, der es dann tatsächlich gelang, sie bei einem Überfall auf einen Geldtransport festzunehmen. Wie schon einmal gesagt, wurde kurzer Prozess gemacht und die Fan Fans enthauptet. Als man später die Leichen der Hingerichteten, die man nach der Exekution im Tale des Gesetzes achtlos liegen gelassen hatte, begraben wollte, fehlte der Kopf eines der Enthaupteten. Er war gestohlen worden!“

„Vermutlich wollte man verhindern“, fiel Conny Smart sofort ein, „dass man die Identität des Hingerichteten feststellen würde! Er dürfte also einer der Anführer gewesen sein, vielleicht sogar irgendein angesehener Mann, von dessen Persönlichkeit man allerhand gefährliche Schlüsse auf den Geheimbund des Schwarzen Drachens hätte ziehen können!“

„So ist es, ich möchte fast darauf schwören, dass die Fan Fans sogar bei der Polizei und in allen Regierungsstellen ihre Spitzel und Vertrauensleute sitzen haben“, stimmte der Kaufmann zu. „Die Macht des Schwarzen Drachens ist unerhört groß. Dass ich der Rache dieses Geheimbundes verfallen bin, beweist neuerlich der Verlust der Schanghai samt ihrer wertvollen Ladung. Geht mein letztes Schiff, die Delphin, auch noch verloren, dann ...“

Mit einer mutlosen Geste brach Mr. Fox seine Worte ab und es trat eine bedrückende Stille ein, die nach einer Weile der Lord unterbrach: „Well, old friend, wann schicken Sie die Delphin auf die Reise?“

„Sie wird soeben beladen und soll noch bei Anbruch der heutigen Nacht den Perlfluss verlassen. Niemand außer mir und dem Kapitän weiß, wann der Frachter die Anker lichtet. Es ist mein größtes Schiff. Vielleicht gelingt es uns diesmal, der Wachsamkeit der Fan Fans zu entgehen. Es ist meine letzte Chance. Ich darf nicht mehr länger zögern, sonst kann es mir passieren, dass die Delphin am Ankerplatz in Flammen aufgeht, von den Banditen aus Hass in Brand gesteckt!“

„Könnten Sie nicht den Schutz der Hafenpolizei anfordern, Mister Fox?“, meinte Kapitän Grant überlegend.

„No, no, das wäre das Verkehrteste, was ich unternehmen könnte“, wehrte der Reishändler bestimmten Tones diesen Vorschlag ab. „Auf diese Weise würde der Schwarze Drache nur umso bestimmter Genaueres über unsere Absichten erfahren. Man würde es natürlich nicht wagen, uns anzugreifen, solange die schnellen Barkassen der Strompolizei uns schützen. Aber ihr Tätigkeitsgebiet ist durch die Zwei-Meilen-Grenze festgelegt. Und was dann auf hoher See geschieht, hat das Schicksal der Schanghai deutlich gezeigt!“

„Aber das Beladen eines Schiffes wird den Banditen nicht entgehen“, warf Henrik Grant ein.

„Sure, aber bis jetzt war es immer so, dass keines meiner Schiffe des Nachts auslief“, erklärte Mr. Fox, schlau lächelnd. „Dass wir diesmal anders handeln, kann unser Vorhaben gelingen lassen. Vielleicht lassen sich die Fan Fans täuschen und rechnen damit, dass die Delphin erst morgen die Anker lichtet!“

„Hm, wer beaufsichtigt das Beladen des Frachters, Mister Fox?“, fragte Ted Storm bedenklichen Tones.

„Das macht Tsi Feng, meine rechte Hand im Geschäft“, antwortete der Kaufmann. „Keiner versteht es so wie er, mit den Kulis umzugehen. Tsi Feng ist mein Teilhaber, mein Gewinn ist daher auch sein Vorteil, und mein Verlust trifft auch ihn. Ich kann mich daher voll auf ihn verlassen!“

„Behold, ein Gelber als Geschäftspartner?“, meinte der Lord zweifelnd. „Haben sich da wahrscheinlich selbst den Floh in den Pelz gesetzt, well, it’s clear!“

„Sie irren, Mylord“, verneinte Mr. Fox energisch. „Tsi Feng ist der Sohn meines früheren Teilhabers, mit dem ich vor Jahren die Firma gründete. Nach dem Tode seines Vaters erbte er dessen Hälfte. Außerdem hat Tsi Feng schon unzählige Male seine Treue zum Geschäft bewiesen. Ich könnte mir keinen tüchtigeren Partner wünschen. Keiner versteht sich so auf die Reissorten wie er und ich kann ihnen versichern, dass dies fast eine eigene Wissenschaft ist!“

„Well, das sehe ich ein“, brummte der Lord. „Und was werden Sie weiter unternehmen, Mister Fox? It’s clear, dass es ein schwieriges Vorhaben ist, die Delphin heil aus dem Perlfluss ins Gelbe Meer hinauszubringen, yes, das ist es!“

„Ich werde diesmal selbst auf dem Frachter nach dem Rechten sehen und den Warentransport begleiten“, sagte der Kaufmann entschlossen.

„Wie wäre es, Mylord, wenn wir Mister Fox begleiten und der Delphin unsere Hilfe angedeihen lassen?“, schlug Kapitän Grant vor.

„Heigh-ho, das ist ein Wort, well, das werden wir“, stimmte der Lord sofort zu. „Sure, it’s clear, das gibt ein feines Abenteuer. Werden den gelben Halunken den Hosenboden heiß machen, well, hihihi!“ Schmunzelnd rieb sich der hagere Engländer die knochigen Hände.

„Das hatte ich im Stillen gehofft, meine Herren“, rief Mr. Fox dankbar aus. „Ich bin nämlich gezwungen, meinen kleinen Sohn mitzunehmen, da er sonst, wenn ich ihn hier allein schutzlos zurücklasse, leicht in die Hände der Fan Fans fallen könnte.“

„Glaube, dass wir die Delphin nur sicher durch das chinesische Gewässer zu bringen brauchen, dann ist sie außer Gefahr“, überlegte Henrik Grant. „Ich darf wohl annehmen, dass Sie, Mister Fox, sicherlich eine Privatjacht besitzen!“

„Ja, sogar ein ziemlich seetüchtiges, wenn auch nicht allzu großes Schiff“, antwortete der Reishändler. „Aber warum fragen Sie, Kapitän Grant?“

„Sie dürfen Ihren Jungen nicht an Bord der Delphin nehmen, Sir“, erklärte Kapitän Sturmvogel. „Die Gefahr für ihn wäre an Bord des Frachters größer, als wenn Sie ihn hier zurücklassen, denn Sie müssen damit rechnen, dass die Piraten des Schwarzen Drachens die Delphin überfallen, wenn sie wachsam sind. Deshalb schlage ich Folgendes vor: Sie übergeben uns Ihren Sohn in unsere Obhut. Offiziell bleiben wir hier zurück, in Wirklichkeit begeben wir uns heimlich in chinesischer Verkleidung an Bord Ihrer Jacht und folgen unauffällig der Delphin. Dadurch sind Sie einer Sorge enthoben!“

„Gefällt mir nicht, Henrik, Ihr Plan, no, passt mir ganz und gar nicht“, knurrte der Lord unzufrieden. „Zu was haben wir die brave Sea Swallow, wenn sie bei diesem feinen Abenteuer keine Rolle zu spielen hat?“

„Ihr fällt die Hauptrolle zu, Mylord“, schmunzelte Kapitän Sturmvogel beruhigend. „Hören Sie, Sir: Mister Fox befehligt die Delphin. Er hat mit einem Angriff der gelben Seeräuber zu rechnen, denn ich glaube nicht, dass sich die Fan Fans täuschen lassen. Sie, Mylord, und ich folgen ihm auf der kleinen Jacht, Mister Storm und Mister Smart auf der Seeschwalbe. So haben wir die Schurken in der Zange!“

„All right, das klingt schon besser, well“, stimmte der Lord grinsend zu. „Wollen diesen eidottergelben Halunken die Suppe versalzen, yes, das werden wir! Bounce, sollen noch lange an Lord Cecil Pullman denken, well! Aber, warum nehmen wir den Boy nicht gleich auf unser Schiff, Henrik? Warum wollen Sie das Kommando über die Seeschwalbe an Conny abtreten?“

„Wenn wir uns alle auf unsere Jacht begeben, würde das bestimmt Verdacht erregen, selbst in Verkleidung. Mister Fox’ Sohn aber darf unter keinen Umständen in die Hände der Banditen fallen. Sie hätten dann eine Geisel, mit der sie unseren Gastgeber zu allem zwingen könnten. Und ich habe so das Gefühl, dass wir an Bord von Mister Fox’ kleiner Privatjacht wichtiger sind. Auf dieser und der Delphin wird die Entscheidung fallen, deshalb habe ich meinen Platz auf der Ersteren gewählt. Die Seeschwalbe ist in der Lage, sich mit Leichtigkeit selbst eines Dutzends Dschunken zu erwehren und Mister Smart hat ja nicht zum ersten Male das Kommando. Glaube, Mylord, Ihre Sehnsucht nach einem feinen Abenteuer wird diesmal in Erfüllung gehen, wenn Sie mit mir kommen.“

„Okay, hoffe es, well, es kribbelt mich schon in den Fäusten“, sagte der Lord abschließend. „Habe schon lange darauf gewartet, yes, einem so windigen Piraten die Luft abzudrehen. Werden Augen machen, diese damned Fan Fans, wenn Lord Pullman über sie kommt, well, das werden sie!“

Kampf auf nächtlicher See

Als die Nacht herniedersank, hatten sich Kapitän Grants Gefährten auf ihre Zimmer zurückgezogen, wohin ihnen von einem verschwiegenen Diener Mr. Fox’ die chinesische Kleidung gebracht wurde, deren sie bedurften, um unerkannt das Haus des Reishändlers zu verlassen, von dem anzunehmen war, dass es die Banditen unter Bewachung hielten. Als die Stunde des Aufbruchs gekommen war, wandte sich Grant an den Kaufmann: „Wie finden wir Ihre Privatjacht, Mister Fox?“

„Jack, mein Sohn, wird Ihnen den Weg zeigen“, antwortete der Reishändler. „Er kennt Schamin und den Perlfluss wie seine eigene Tasche. Nicht wahr, mein Junge?“

„Yes, Dad.“ Der Vierzehnjährige nickte selbstbewusst. Er hatte ebenfalls das sackähnliche Gewand eines chinesischen Sampanmatrosen an. „Kannst dich auf mich verlassen. Bin ja oft genug, ohne dass du es gewusst hast, mit unserer Lotos des Abends auf dem Fluss gewesen!“

„Du Strick, da hört man ja schöne Sachen!“, wetterte der erschrockene Vater los. „Wie leicht hätte dich da die Bande kidnappen können, du leichtsinniger Bengel!

---ENDE DER LESEPROBE---