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Kata sind die Lehrbücher oder gar die Seele des Karate. Umso verwunderlicher ist es, dass die Anwendung dieser Trainingsformen, das sogenannte Bunkai, oft vernachlässigt, für die Selbstverteidigung untauglich praktiziert oder gar vollständig ignoriert wird. Die beiden Autoren praktizieren seit über 30 Jahren Karate mit den Schwerpunkten Selbstverteidigung und Kata Anwendung. Sie haben sich die Aufgabe gestellt, am Beispiel der seit Jahrhunderten bekannten Kata Tekki (Shodan, Nidan & Sandan), eine Methode zu entwickeln, die Anwendung der Kata allgemeinverständlich und anwenderfreundlich darzustellen. Anhand von über 50 Beispielen, beginnend mit einfachen Rempeleien bis hin zu Angriffen mit Waffen, demonstrieren Sie aus der Kata abgeleitete und für den Ernstfall taugliche Selbstverteidigungsformen. Einen besonderer Schwerpunkt nehmen dabei die Schmerzpunkte aus dem Kyusho Jitsu ein.
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Seitenzahl: 93
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Danksagung
Um ein Buch zu schreiben, muss nicht nur eine Idee da sein, die zu Papier gebracht wird, sondern es ist viel Unterstützung, Verständnis, Inspiration und Motivation von allen Seiten nötig.
An oberster Stelle stehen natürlich unsere Frauen und unsere Familien, die uns die Möglichkeit gegeben haben, viel Zeit beim Training zu verbringen. In Summe sind das nun fast über 7 Jahrzehnte, mit teilweise bis zu sechs verschiedenen Trainingseinheiten pro Woche.
An zweiter Stelle gilt unser Dank natürlich Achim, unserem Trainer. Mit unendlicher Geduld, immer bestrebt sein immenses Wissen weiterzuvermitteln und die Entwicklung seiner Schützlinge voranzutreiben, hat er uns nicht nur über all die Jahre hinweg in den Kampfkünsten unterrichtet, sondern damit auch unser Leben bereichert.
At last but not least, gilt unser Dank all unseren Freunden, die uns die Jahre hinweg begleitet, unterstützt und motiviert haben.
Vorwort
Die Autoren
Begriffe
Haftung
Urheberrecht
Einleitung
Die Entwicklung der Kata Tekki
Die Kata Tekki in Bildern
Die Interpretation der Kata Tekki
9.1 Aus Sicht der Körperertüchtigung
9.2 Aus Sicht der Kampfstrategie
Das Shu-Ha-Ri Prinzip in den Grundtechniken
Kyusho Jitsu - das Salz in der Suppe
Angriffe im Dojo und in der Realität
Tekki in Anwendungen
13.1 Sicherheitshinweis zu den Anwendungen
13.2 Deeskalation und Verhältnismäßigkeit
13.3 Anmerkung zu den Anwendungen
13.4 Verwendung der Vitalpunkte
13.5 Verteidigung gegen Schubsen
13.6 Verteidigung gegen Fassen
13.7 Verteidigung gegen Umklammerung
13.8 Verteidigung gegen Würgen
13.9 Verteidigung gegen Fassen und Schlagen
13.10 Verteidigung gegen Faustangriffe
13.11 Verteidigung gegen Fußangriffe
13.12 Verteidigung gegen Tritte und Schläge
13.13 Verteidigung gegen Stockangriffe
13.14 Verteidigung gegen Messerangriffe
13.15 Verteidigung gegen gefährliche Gegenstände
13.16 Beispiele mit Takedowns
13.17 Notwehrhilfe
Rückblick
Leitlinien zur Entwicklung eines Bunkai
Die Übertragung eines Bunkais in die Selbstverteidigung
Zusammenfassung
Literaturverweis
Ein guter Lehrer bleibt ein Schüler bis zum Ende seines Lebens
(asiatische Weisheit)
Anfangen ist einfach, dabei bleiben ist Kunst
(asiatische Weisheit)
Warum noch ein Buch über Bunkai?
Diese Frage habe ich mir häufiger gestellt.
Als ich mit 15 Jahren mit Karate begonnen habe, fand ich das Kata Training ziemlich doof. Es war mir zu langweilig – Kämpfen (Kumite) und Selbstverteidigung (SV) waren viel interessanter. Kurz vor den Prüfungen wurde es dann immer eng – der Ablauf der Kata musste noch eben schnell gelernt werden. Bei der Prüfung bekam unser Trainer dann auch einmal zu hören: „Deine Jungs machen schöne Techniken und sind im Kumite richtig gut - aber an Euren Kata müsst ihr noch arbeiten.“
„Naja – Hauptsache die Prüfung bestanden“, dachte ich...
Irgendwann war es dann so weit. 1997 bin ich nach Ravensburg zu einem Lehrgang gefahren, um die Prüfung zum 1. Dan anzutreten. Auf der Lehrgangsübersicht fand ich ein Seminar zum Thema Bunkai und da wurde ich das erste Mal mit diesem Begriff konfrontiert! Ich fragte meinen Trainer was das ist und er antwortete: „Das ist Kata Anwendung. Komm wir schauen uns das mal an.“
Was dann von zwei Schwarzgurten vorgeführt wurde, war sehr ernüchternd. Beide führten eine Partnerübung aus, bei der der Angreifer mit einem angekündigten, grundschulmäßigen Fauststoß angriff und der Verteidiger mit den Techniken aus der Kata präzise und sauber blockte und konterte! „Tolle Kiste“, dachte ich mir. Das Ganze erinnerte an eine Trainingsform, dem Kihon-Ippon-Kumite, welche meist von Karate Anfängern geübt wird, um ein Distanzgefühl zu entwickeln und die erste Scheu vor Partnerübungen zu verlieren.
Diese Vorführung hat mich nicht dazu motivieren können, mich intensiver mit dem Thema Bunkai zu beschäftigen. Ich habe mich dann sehr intensiv mit der Selbstverteidigung beschäftigt und in diesem Bereich den 2. und 3. Dan abgelegt. Zwischenzeitlich musste ich mir aber den „Rat“ woanders suchen, weil Karate dazu vermeintlich wenig zu bieten hatte. Ich trainierte parallel zum Karate noch einige Jahre Krav Maga. Dies ist eine relativ junge Kampfkunst, bei der ausschließlich eine effektive Selbstverteidigung im Vordergrund steht. Das war eine sehr schöne, aber auch harte Zeit. So manchen Abend bin ich total fertig nach Hause gekommen, morgens mit blauen Flecken erwacht und hatte Probleme überhaupt aus dem Bett zu kommen.
Was ich jedoch gelernt und am eigenen Körper gespürt hatte war, dass sich viele grundsätzliche Bewegungsabläufe der Selbstverteidigung auch in den Kata wiederfinden. Diese Erkenntnis bestätigte mein grundlegendes Empfinden, dass der Ursprung einer Kampfkunst u.a. die Selbstverteidigung ist. Irgendwann, vielleicht kommt mit dem Alter ja wirklich auch etwas Reife, habe ich mich mit den Kata tiefer auseinander gesetzt, Spaß daran gefunden und drei weitere Dan-Prüfungen zum Thema Bunkai und Kyusho Jitsu abgelegt.
Gerade am Anfang fand ich es unwahrscheinlich schwierig einen Einstieg in das Thema zu finden und suchte Anregungen in Karate Bücher die sich mit dem Thema Bunkai beschäftigen. Die auf dem Markt vorhandenen Bücher zeigen entweder sehr wenige und dann meist realitätsferne Anwendungen, analog den eingangs erwähnten beiden Schwarzgurten, oder beschäftigen sich mehr von einem philosophischen Standpunkt aus mit dem Thema Bunkai. Was mir fehlte war eine Methode, eine konkrete Vorgehensweise und ein paar handfeste Tipps.
Zur Prüfung zum 5.Dan Karate, hatte ich mir vorgenommen die drei Kata Tekki Shodan, Nidan und Sandan als eine zusammenhängende Kata zu präsentieren und ein realitätsnahes und praktikables Bunkai daraus abzuleiten. Bei der Entwicklung der Anwendungen hatten wir stets die Kata und speziell die Reihenfolge der Techniken im Fokus und suchten dazu passende Angriffe. Wir stellten fest, dass wir mit diesem „klassischen“ Vorgehen immer wieder ins Stocken gerieten uns schließlich regelrecht frustriert waren.
Meinem Trainingspartner und mir kam dann die Idee, nicht die Kata in den Vordergrund zu stellen, sondern den Angriff. Weiterhin haben wir die Kata als Trainingsmethode interpretiert und ihre Techniken als ein Repertoire, aus dem frei gewählt und beliebig kombiniert werden kann, zusammengestellt. Mit diesem Ansatz, den wir späterDirektes Bunkainannten, konnten wir in kürzester Zeit sehr viele praxistaugliche Anwendungen entwickeln.
Wir haben dieses Konzept anderen vorgestellt und sehr viele positive Rückmeldungen erhalten, die uns dazu ermutigten dieses Buch zu schreiben.
Uns hat die Erarbeitung der Anwendungen, das Fragen nach dem „Warum?“ und „Wie?“, das Erstellen und Strukturieren der Texte, aber vor allem der rege Austausch mit Gleichgesinnten eindeutig auf unseren Karate Weg (Do) nach vorne gebracht.
Wir wünschen viel Freude beim Lesen und hoffen, dass wir dem einen oder anderen den Einstieg in das sehr interessante Thema „Bunkai“ erleichtern.
Liebe Grüße
Dirk Passmann
Bild 1: Dirk Passmann, Achim Keller und Dirk Antkowiak
Dirk Antkowiak (re.) wurde 1969 in Gelsenkirchen geboren. Er betreibt diesen Kampfsport kontinuierlich seit über 30 Jahren, mit den Schwerpunkten Selbstverteidigung und Bunkai. Er ist Diplom-Ingenieur und leitet ein technisches Service-Team. In seiner Freizeit spielt er Gitarre, Klavier und ist begeisterter Hobbykoch.
Dirk Passmann (li.) wurde 1969 in Oberhausen geboren. Er betreibt seit seinem 15. Lebensjahr Karate, und beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit den Schwerpunkten Selbstverteidigung, Bunkai und Kyusho. Der Diplom-Ingenieur arbeitet als Projekt Manager und betreibt neben Karate noch Reiten und Bogenschießen.
Beide Autoren betreiben leidenschaftlich Karate und trainieren bei Achim Keller (Mitte) im Budokan Essen e.V. und erkannten, dass die Themen Bunkai, Selbstverteidigung und Kyusho Jitsu, meist getrennt voneinander behandelt werden, obwohl sie doch gleichberechtigte Aspekte der traditionellen Kampfkünste sind.
Sie haben es sich zur Aufgabe gestellt, am Beispiel der Tekki Kata, diese Punkte in analytischer Methode zusammenzuführen, um damit anderen den Einstieg in die Welt der Kampfkünste zu erleichtern.
Bei der Erstellung dieses Buches hatten wir festgestellt, dass wir sehr häufig Begriffe verwendeten, die unserer Meinung nach keiner weiteren Erklärung benötigen. Wir haben uns dann aber die Frage gestellt, ob Laien oder Leser die nicht direkt aus dem Karate Umfeld stammen, diese ebenfalls verstehen würden. Um möglichen Verständnisschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, haben wir daher relevante Begriffe vorab, allgemeinverständlich erklärt.
Alte Meister
Der Begriff „Alte Meister“ wird häufig im Karateunterricht oder auf Lehrgängen verwendet. Dabei sind im eigentlichen Sinne keine namentlich bekannten Personen gemeint. Es handelt sich eher um ein Synonym für Kampfkünstler aus der Vergangenheit, denen ein herausragendes Wissen und Weisheit unterstellt wird.
Block/Blocken
Das Blocken wird als Abwehr eines Angriffs verstanden. Im Kyusho Jitsu wird oft zitiert, dass es keine Blocks gibt! Es wird immer darauf hingewiesen, dass bereits zu Beginn der Auseinandersetzung auf die angreifende Technik, z.B. bei einem Schwinger, auf einen Vitalpunkt geschlagen wird. Von dieser Sichtweise möchten wir uns distanzieren.
In einer Ernstfallsituation gilt es, als erstes sich vor den Folgen eines überraschenden Angriffs zu schützen. Ob in dieser Situation schon ein Schmerzpunkt gezielt getroffen werden kann, ist von vielen Faktoren anhängig.
Letztendlich ist ein Block ein Kontakt zwischen dem Angreifer und dem Verteidiger. Unabhängig vom Kampfsportstil kann dieser Kontakt dabei natürlich auch bereits beim Angreifer Vitalpunkte treffen. Er kann aber genauso zu Schmerz oder Verletzung des Angreifers führen, z.B. weil der Block sehr massiv ausgeführt wurde.
Die Nutzung von Vitalpunkten ist auch in anderen Kampfkünsten vorhanden und wird gerade in der SV, z.B. beim Jiu-Jitsu, verwendet. Oftmals ist dem Anwender die Theorie hinter der reinen Wirkung dabei nicht bekannt.
An dieser Stelle könnte man lange darüber philosophieren, was zuerst da war. Die theoretische Kenntnis des Vitalpunktes und dessen Nutzung, oder die praktische Erfahrung, dass einige Körperregionen besonders schmerzempfindlich sind. Ein typisches Henne-Ei Prinzip!
Bunkai
Unter Bunkai versteht man zunächst das Zerlegen der Kata in einzelne Sequenzen. Diese werden dann hinsichtlich ihrer praktischen Anwendung tiefer interpretiert. Dabei sollte der Charakter der Kata berücksichtigt werden.
Bunkai (direkt / indirekt)
Die Bezeichnung direktes und indirektes Bunkai sind im Laufe der Entwicklung dieses Buches, ausgehend von der Problematik einen passenden Angriff auf eine Technik in der Kata zu finden, entstanden.
Direktes Bunkai stellt den Angriff in den Vordergrund. Zuerst wird eine Angriffsform gewählt, z.B. Schlagen, Würgen etc., dann wird eine Lösung bzw. Verteidigung für das Problem erarbeitet. Abschließend wird geschaut, an welcher Stelle in der entsprechenden Kata die Verteidigung als Bewegungsablauf zu finden ist.
Indirektes Bunkai stellt die Techniken in der Kata in den Vordergrund. Erst wird eine Sequenz in der Kata gewählt, dann wird ein passender Angriff gesucht
Dojo
Ein Dojo ist der Ort an dem das Training stattfindet; besondere Anforderungen an die Örtlichkeit gibt es nicht. Es kann sich dabei um eine Turnhalle, einen besonders geschmückten Raum, eine Garage oder z.B. eine Wiese in einem Park handeln. Was ein Dojo ausmacht, ist der Respekt, das verantwortungsvolle Verhalten und das Einhalten von Regeln der Trainierenden untereinander.
Embusen
Unter Embusen versteht man das Schrittdiagramm einer Kata im Karate. Im Prinzip ist es eine Betrachtung aus der Vogelperspektive, die den Verlauf der Kata hinsichtlich Ihrer Bewegungsrichtungen und Richtungswechsel anzeigt.
Gichin Funakoshi
Meister Funakoshi wurde 1868 auf Okinawa geboren und verstarb 1957. Seiner intensiven Arbeit – seinem Lebenswerk – haben wir es zu verdanken, dass Karate der gesamten Welt zugänglich gemacht wurde. Er galt als sehr bescheiden und respektvoll im Umgang mit den Menschen. Karate war für ihn kein reiner Sport oder eine Kampfkunst, die nur im Dojo betrieben wurde, sondern eine Haltung, die alle Aspekte des Lebens beeinflusst.
Kampfkunst