Kater Brown und der Magische Mister Miracle - Ralph Sander - E-Book
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Kater Brown und der Magische Mister Miracle E-Book

Ralph Sander

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Beschreibung

Alexandra und Kater Brown besuchen den idyllischen Freizeitpark "Fantastica" mitten im verschneiten Schwarzwald. Dort wollen sie gemeinsam mit Alexandras bester Freundin ein entspanntes Wochenende verbringen - und geraten unversehens in ein Zaubererduell! Kurze Zeit später wird der Magische Mister Miracle ermordet aufgefunden. Natürlich ist sein Konkurrent, der Große Molini, der Hauptverdächtige. Kater Brown und Alexandra glauben jedoch nicht so recht an dessen Schuld. Als dann auch noch der Parkinhaber die beiden um ihre Hilfe bittet, lassen sie die Erholung kurzerhand sausen und suchen nach Spuren des Täters. Doch offenbar sind die beiden Zauberkünstler nicht die einzigen im "Wunderland", die zaubern können ... Auch diesmal ist es wieder Kater Browns Spürnase, die Alexandra schließlich auf die richtige Fährte bringt!


Die Serie:

Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist - aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall aufgeklärt haben, weicht der Kater der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Für Alexandras Reportagen vom schönen Landleben kommen sie viel herum - und stellen fest, dass das Verbrechen auch in der größten Idylle zu Hause ist. Humorvoll und spannend erzählt entlarvt das Ermittlerduo scheinbar harmlose Todesfälle und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.


eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung.

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Seitenzahl: 216

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Kater Brown – Die Serie

Über diese Folge

Die Hauptfiguren

Über den Autor

Titel

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Epilog

Zwei Tage später

Kater Brown – Die Serie

Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist – aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall gelöst haben, weicht Kater Brown der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Und zusammen können sie Morde aufklären, die auf den ersten Blick gar nicht nach einem Verbrechen aussehen.

Über diese Folge

Alexandra und Kater Brown besuchen den idyllischen Freizeitpark »Fantastica« mitten im verschneiten Schwarzwald. Dort wollen sie gemeinsam mit Alexandras bester Freundin ein entspanntes Wochenende verbringen – und geraten unversehens in ein Zaubererduell! Kurze Zeit später wird der Magische Mister Miracle ermordet aufgefunden. Natürlich ist sein Konkurrent, der Große Molini, der Hauptverdächtige. Kater Brown und Alexandra glauben jedoch nicht so recht an dessen Schuld. Als dann auch noch der Parkinhaber die beiden um ihre Hilfe bittet, lassen sie die Erholung kurzerhand sausen und suchen nach Spuren des Täters. Doch offenbar sind die beiden Zauberkünstler nicht die einzigen im »Wunderland«, die zaubern können ... Auch diesmal ist es wieder Kater Browns Spürnase, die Alexandra schließlich auf die richtige Fährte bringt!

Die Hauptfiguren

Kater Brown erinnert mit seinem schwarzen Fell und dem weißen Fleck am Hals an einen Geistlichen – daher, in Anlehnung an Pater Brown, der Name. Er hat einen »siebten Sinn«, wenn es um Verbrechen geht und nimmt mit seiner Spürnase Dinge wahr, die den Menschen entgehen. Seit den Klostermorden in der Eifel hat er entschieden, bei Alexandra zu leben und weicht ihr nicht mehr von der Seite.

Alexandra Berger ist Reisejournalistin und berichtet gerne aus entlegenen, landschaftlich dafür umso schöneren Gegenden. Seit ihrem ersten Mordfall in einem Kloster findet sie großen Gefallen am Ermitteln und am Lösen von Kriminalfällen. Mit ihrer Neugier bringt sie sich allerdings auch öfter mal in Gefahr…

Tobias Rombach ist ein Kollege von Alexandra und stets bereit, sie als Hobby-Detektiv zu unterstützen. Er hat eine Schwäche für Alexandra, aber auch immer eine flapsige Bemerkung auf Lager – und bekommt deshalb regelmäßig einen Korb. Doch Tobias gibt nicht so schnell auf und ist sich ziemlich sicher, dass seine Gefühle irgendwann erwidert werden.

Über den Autor

Ralph Sander arbeitet seit vielen Jahren als Übersetzer und Autor. Unter diversen Pseudonymen sind von ihm etliche erfolgreiche Krimis erschienen. Nachdem er bereits eine Reihe von fiktiven samtpfotigen Helden für seine Krimis erschaffen hat, entstand mit Kater Brown zum ersten Mal eine Figur nach einem realen Vorbild: dem Sanderschen Familienkater Paulchen Panther.

Ralph Sander

Kater Brown und der Magische Mister Miracle

beTHRILLED

Digitale Originalausgabe

»be« - Das eBook-Imprint von Bastei Entertainment

Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Dr. Clarissa Czöppan

Lektorat/Projektmanagement: Rebecca Schaarschmidt

Covergestaltung: Manuela Städele-Monverde unter Verwendung von Motiven © Bojanovic/shutterstock

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-5837-7

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Kapitel 1

  Kater Brown rollte sich auf dem weichen Kissen hin und her, schmiegte sich in den flauschigen Stoff und streckte die Pfoten in die Luft. Die Augen hatte er fest zugekniffen, während er die Wärme genoss, die von dem großen weißen Klotz ausging, der unter dem Fenster angebracht war und immer dann heiß wurde, wenn es draußen kalt war.

»Na, du Schlafmütze?«, hörte er jemanden sagen. Wer es war, wusste er nicht, und er wollte auch nicht die Augen aufmachen, um es herauszufinden. Die Stimme kam ihm vertraut vor, trotzdem wollte er nicht nachsehen. Außerdem war er keine Schlafmütze. Wieso überhaupt eine Mütze, überlegte er verwundert. Er war ein Kater, keine Mütze. So ein Blödsinn!

Kater Brown stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ den Kopf weiter nach hinten sinken, damit er mehr von der herrlichen Wärme abbekam.

Plötzlich wurde ihm ins Gesicht geklatscht, und er spürte mehrere feine Krallenspitzen auf seiner Nase.

»Wenn du nicht sofort die Augen öffnest, mache ich dir die Nasenlöcher größer«, wurde ihm ins Ohr geflüstert.

Sofort machte er die Augen auf und betrachtete kopfüber den Störenfried, der es gewagt hatte, ihn aus dem Schlaf zu reißen, und der immer noch eine Pfote auf seine Nase drückte. Er sah rötliches, leicht getigertes Fell und brummte ungehalten: »Nimm die Pfote weg.«

»Da du jetzt wach bist, kann ich das ja machen, Kater Brown.«

»Ich kenne dich, du bist Isabelle. Du bist gar nicht wirklich da«, erklärte Kater Brown entschieden. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du weg, nachdem ich aufgewacht bin.«

»Wer sagt, dass ich nicht da bin? Nur weil du mich nicht mehr gesehen hast, als du aufgewacht bist, heißt das doch nicht, dass ich nicht da war«, widersprach sie ihm und setzte sich kerzengerade hin.

»Das war alles nur ein Traum«, beharrte Kater Brown, drehte sich mit Schwung um und setzte sich auf seinem Kissen ebenfalls hin, um auf Augenhöhe mit Isabelle zu sein. »Wir haben keinen Mörder verfolgt und überführt, das ist nie wirklich passiert.«

»Das kannst du nicht wissen, Kater Brown.«

Er kniff die Augen zu und tat eine Zeit lang so, als wäre er ganz allein in seinem Traum, den er auf dem weichen Kissen vor dem weißen, warmen Klotz an der Wand träumte.

»Worauf wartest du?«

»Dass du verschwindest, Isabelle.«

»Warum wirst du nicht einfach wach? Dann bin ich doch weg, nicht wahr?« Es klang so, als würde sie sich über ihn lustig machen. So wie dieser seltsame Nachbarsjunge, der einmal in die Wohnung gekommen war und ihm ein Stück Fleisch hingehalten und immer wieder weggezogen hatte. »Na, bist du zu langsam, du dummer Kater?«, hatte er ihn in dem gleichen Tonfall aufgezogen. Der Kratzer auf seinem Handrücken hätte bestimmt nicht so schlimm geblutet, wenn der Junge schlau genug gewesen wäre, die Hand nicht wegzuziehen, als sich die mittlere Kralle in sein Fleisch gebohrt hatte.

»Was willst du von mir?«, fragte er.

Isabelle schaute nach links und rechts, als hielte sie nach irgendetwas Ausschau. »Ich habe mir überlegt, dass wir etwas zusammen unternehmen könnten. Christine ist heute den ganzen Tag nicht zu Hause, also wird sie auch nichts davon erfahren, wenn wir durch den Garten schlendern und Vögel erschrecken, indem wir so tun, als wollten wir sie fangen.«

»Ich mag keine Vögel«, erklärte Kater Brown. »Da kleben einem nur die Federn auf der Zunge und am Gaumen.«

»Ich esse auch lieber aus der Dose«, stimmte sie ihm zu und wandte sich zum Gehen. »Da muss man wenigstens keine Knochen ausspucken.« Sie drehte sich wieder zu ihm um und ergänzte: »Und schon haben wir eine Gemeinsamkeit. Jetzt komm.«

»Was ist eigentlich ›Christine‹?«, wollte Kater Brown wissen.

»Christine ist ein Mensch, sie ist die Frau, die mich füttert und streichelt. Sie heißt Christine.«

»Woher weißt du das?«

»Weil die anderen Menschen das zu ihr sagen, wenn sie mit ihr reden.«

Kater Brown legte den Kopf ein wenig schräg. »Die Frau, die mich füttert und streichelt, nenne ich ›die Frau, die mich füttert und streichelt‹.«

»Langweilig«, kommentierte Isabelle und ließ den Schwanz hin und her zucken.

»Aber das ist das, was sie macht«, argumentierte er. »Sie füttert und streichelt mich.«

»Und was machst du, wenn noch jemand kommt und dich füttert und streichelt?«

»Dann ist das eben ›der Mann, der mich …‹.«

»Ja, schon klar«, unterbrach ihn Isabelle. »Das ist nicht nur langweilig, sondern auch unhöflich. Dich nennt auch niemand den ›Vierbeiner, der den ganzen Tag verpennt‹.«

»Hm«, machte Kater Brown. In gewisser Weise hatte sie recht. »Und was schlägst du vor, wie soll ich die Frau nennen?«

»Die hat doch einen Namen, oder nicht?«, fragte die rote Katze und sah ihn erwartungsvoll an.

»Ja, Alexandra.«

»Na bitte, dann ist sie eben Alexandra, nicht ›die Frau, die dies und das macht‘«, sagte Isabelle.

Kater Brown betrachtete die rote Katze und wartete, dass sie nach draußen ging, wo sie hingewollt hatte. Aber dann rief eine Frauenstimme: »Isabelle, wo bist du?«, und sie drehte den Kopf nach hinten, um in die Richtung zu sehen, aus der die Stimme gekommen war. Isabelle klang fast ein wenig betrübt, als sie sagte: »Ich muss jetzt aufwachen, Kater Brown. Vielleicht sehen wir uns ja mal außerhalb unserer Träume.«

Im gleichen Moment hatte sie sich in Luft aufgelöst. Kater Brown lief zu der Stelle, an der Isabelle gerade eben noch gestanden hatte. Wo war sie hin? Sie konnte doch nicht verschwunden sein!

»Kater Brown!«, ertönte auf einmal eine laute Stimme, dazu fühlte es sich so an, als würde eine große Hand ihn packen und drücken wollen. Er begann mit den Pfoten zu fuchteln, um die Hand von sich wegzuschieben.

»Kater Brown, wach auf!« Er kannte die Stimme. Das war die Stimme der Frau, die … das war Alexandras Stimme.

Er schlug die Augen auf und sah in ihr Gesicht. «Na, mein Kleiner, hast du schlecht geträumt?«, fragte sie.

»Ich habe mal gelesen, dass Katzen im Tiefschlaf angeblich eine höhere Bewusstseinsebene erreichen und sich untereinander auf diese Weise verbinden«, sagte Alexandra zu ihrer Nachbarin Janina, die wieder mal auf »Hast du zufällig …«-Tour im Haus unterwegs war. Der Satz fing immer so an und endete dann wahlweise mit: Etwas Butter? Eine Zitronenpresse? Eine Tube Senf? Einen Schraubstock? Gut, der Schraubstock war bislang noch nicht dabei gewesen, aber viel fehlte nicht mehr. Janina war erstaunlich: Auf der einen Seite war sie so schusselig und vergesslich, auf der anderen Seite konnte sie als Arzthelferin über dreihundert Patienten mit Namen begrüßen und bei den meisten von ihnen auch noch mindestens zwei der regelmäßig verschriebenen Medikamente nennen. Wenn diese Frau dagegen mit einem großen, alphabetisch sortierten Einkaufszettel in den Supermarkt ging, vergaß sie mindestens fünf Posten.

»Hm, das wäre ja dann so wie bei einem Online-Videospiel«, überlegte Janina und strich sich ihre langen blonden Haare hinter das Ohr. »So was wie World of Warcraft. Wenn er schläft, wird er in einer anderen Welt zum Superhelden und kämpft gegen Magier und andere Schurken. Und wenn du ihn aufweckst, so wie gerade jetzt, dann reißt du ihn mitten aus einem Kampf heraus.«

»Den Eindruck habe ich manchmal auch«, gestand Alexandra ihr. »Hin und wieder strampelt er im Schlaf so wild, dass ich wirklich Angst bekomme, wie gerade eben. Ich meine, was ist, wenn er im Traum von einem Hund wie dem der Baskervilles angegriffen wird und ihm nicht entkommen kann? Ich traue mich in einem solchen Augenblick nie, einfach abzuwarten, bis diese Phase vorüber ist. Ich habe keine Ahnung, ob man als Tier im Traum vor Panik einen Herzschlag bekommen kann.«

»Er guckt aber ganz normal«, sagte Janina. »So, als hättest du ihn aus dem tiefsten Schlaf geholt, aber nicht so, als wäre er in Panik gewesen.«

Alexandra zuckte mit den Schultern und trug die beiden Tassen mit heißem Kakao zum Tisch, die sie auf dem alten Sideboard abgestellt hatte, um Kater Brown behutsam zu wecken. Sie hatte die Tassen eben auf den Wohnzimmertisch gestellt und sich hingesetzt, da sprang der Kater mit einem lässigen Satz auf den Tisch, setzte sich neben Alexandras Tasse und betrachtete die Sahnehaube auf dem Getränk.

»Ihm läuft wohl schon das Wasser im Mund zusammen«, meinte Janina amüsiert und zog ihre Tasse zu sich heran.

Kater Brown beleckte sich nervös und sah zwischen der Sahne und Alexandra hin und her, als wartete er auf ein Signal, dass er loslegen konnte. Erst nachdem Alexandra einen Löffel Sahne von ihrer Tasse auf eine Untertasse gegeben und ihm diese hingeschoben hatte, hob Kater Brown eine Pfote und strich mit der Tatze behutsam über die Sahne. Dann leckte er die Sahne ab und unternahm einen zweiten Anlauf. Nach der dritten Runde war die Untertasse leer, und Alexandra erklärte: »So, das muss für heute genügen.« Daraufhin sprang der Kater vom Tisch auf den freien Sessel und rollte sich dort zusammen.

»Der ist aber genügsam«, stellte Janina erstaunt fest. »Die beiden Katzen bei meinen Eltern zu Hause hätten gleich die Nase in die Sahne gesteckt und alles weggeschleckt, bis nur noch der Kakao übrig gewesen wäre. Und falls der ihnen auch noch geschmeckt hätte …« Sie machte eine vielsagende Geste, die keinen Zweifel daran ließ, wie weit diese zwei Katzen gehen würden.

«Kater Brown ist da anders als andere Katzen«, erklärte Alexandra. »Er stürzt sich fast nie so aufs Essen, dass der Napf in Rekordzeit leer ist, sondern er legt immer wieder Pausen ein. Ihm scheint klar zu sein, dass niemand ihm etwas wegessen will, also lässt er sich Zeit und geht nur zwischendurch immer mal wieder für zwei, drei Happen zum Napf.« Sie zuckte mit den Schultern. »Allerdings wird er mit der Sahne Pech haben, wenn er sich nicht in den nächsten fünf Minuten noch mal hierherbewegt. Wenn ich sie bis dahin nicht selbst gegessen habe, wird sie durch den heißen Kakao längst flüssig geworden sein.«

»Na, er wird wohl wissen, dass es bald neue Sahne geben wird, selbst wenn er den Rest dieser Portion verpassen sollte«, meinte Janina und nahm ihre Tasse, um den Kakao unter der Sahne herauszuschlürfen. »Stimmt das eigentlich, was ich über den kleinen Vierbeiner gehört habe? Dass er Kriminalfälle löst und Mörder überführt?«

»Ja, ich weiß, das klingt verrückt«, bestätigte Alexandra und fuhr sich durch ihre strubbelige Frisur, die momentan dunkelbraun war. Die Journalistin liebte es, immer wieder mit einem anderen Haarschnitt aufzutauchen, mal die Haare pechschwarz gefärbt und zwei Zentimeter lang, mal ein roter Lockenkopf, ein platinblonder Pagenkopf und, und, und. Angefangen hatte sie damit schon vor Jahren, nachdem sie nach einem radikalen Stilwechsel von praktisch jedem gefragt worden war, ob sie von ihrem Freund betrogen oder verlassen worden sei. Und alles nur wegen dieses dummen Klischees, dass eine Frau nach einem einschneidenden emotionalen Erlebnis dazu neigt, ihre Frisur komplett zu ändern. Nach dem dritten Wechsel der Frisur und der Haarfarbe hatten die Leute endlich aufgehört zu fragen, und sie hatte eine Tradition etabliert, die sie seitdem nicht mehr aufgegeben hatte.

»Darüber solltest du ein Buch schreiben, weißt du das?«, schlug Janina vor. »So was wollen die Leute bestimmt lesen.«

»Ach, ich weiß nicht. Diese Art zu schreiben liegt mir nicht so. Ich habe zwar mal damit angefangen, aber weit bin ich bislang nicht gekommen. Mir graut davor, drei- oder vierhundert Seiten zu schreiben und dabei tausend Dinge im Kopf haben zu müssen, damit ich nicht vergesse, was ich drei Kapitel zuvor geschrieben habe. Vielleicht kann ich mich ja irgendwann mal dazu durchringen und schreibe das Buch zu Ende.« Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Mir sind im Moment meine Reiseberichte lieber, und es macht mir auch mehr Spaß, den Leuten Tipps mit auf den Weg zu geben, wie sie ihren Urlaub schön und interessant gestalten können.«

»Also, ich will mit meinem Freund im Sommer nach Italien fahren, Rom oder so«, entgegnete Janina. »Hast du da ein paar Tipps, wo man gut shoppen gehen kann?«

»Du hast einen Freund? Du bist doch an Silvester auf dieser Singleparty gewesen, die extra unter dem Motto stand, dass man da eben nicht nach einem Partner Ausschau halten soll, oder irre ich mich?«

Die Nachbarin bejahte schmunzelnd. »Nein, nein, du irrst dich nicht. Ich hab da auch nach niemandem Ausschau gehalten. Aber als ich am zweiten Januar wieder in der Praxis war, da kam ein neuer Fahrer vom Labor rein, der die Blutproben und so abholt, und … na ja, der war sehr nett. Und der ist auch noch immer sehr nett.«

»Am zweiten Januar? Da hat das Jahr aber gut für dich angefangen«, sagte Alexandra lächelnd. »Das ist ja noch keine drei Wochen her, und jetzt plant ihr schon einen gemeinsamen Urlaub? Ist das nicht ein wenig … wie soll ich sagen … na ja, etwas überstürzt?«

»Ja, ich weiß«, erwiderte Janina. »Mir wäre es auch lieber, wenn wir erst mal sehen könnten, wie es zwischen uns läuft, aber sein Chef und mein Chef wollten zeitgleich wissen, wann wir im Sommer Urlaub nehmen werden. Wie blöd wäre das dann im Sommer, wenn es mit ihm gut läuft, und dann bin ich drei Wochen in Urlaub, und er bekommt erst frei, wenn ich wieder arbeiten muss?«

»Stimmt«, pflichtete Alexandra ihr bei. »Nur … falls es nicht läuft …«

»Halb so wild. Wir wollen keinen Flug und kein Hotel buchen, sondern mit dem Zug hinfahren und uns in einem Hostel ein Zimmer nehmen oder übers Internet was suchen. Das ist sowieso billiger, und falls er doch nicht der Richtige ist … oder falls ich für ihn nicht die Richtige bin … dann kann ich immer noch meinen Trip nach Schweden antreten, den ich ursprünglich geplant hatte.«

»Das ist eine gute Einstell…«, abrupt unterbrach Alexandra sich, da Kater Brown in diesem Moment den Kopf hob, sich kerzengerade hinsetzte und zur Tür starrte, die in den Flur führte.

«Was ist denn jetzt los?«, fragte Janina, die erst durch Alexandras Blick darauf aufmerksam geworden war, dass der Kater nicht mehr zusammengerollt dalag und fest schlief. »Was hat er?«

»Er hat etwas gehört. Irgendein Geräusch«, antwortete Alexandra.

»Bestimmt ist jemand aus den unteren Stockwerken nach Hause gekommen«, meinte die Arzthelferin.

Aber Alexandra schüttelte den Kopf. »Das würde ihn nicht interessieren. Kater Brown erkennt jeden im Haus an seinem Gang, sogar wenn der Scheerer aus dem zweiten Stock wieder mal zu viel getrunken hat und nur mit Mühe die Treppe raufkommt. Wenn er reagiert, dann ist ein Fremder im Haus.«

»Dann hat jemand Besuch bekommen.«

Alexandra hätte ihrer Nachbarin am liebsten zugestimmt, um sich nicht mit irgendwelchen Spekulationen verrückt zu machen. Durch Kater Brown war ihr Leben auf jeden Fall aufregender geworden, und das wollte sie auch nicht mehr missen, aber zugleich kam es ihr so vor, als wäre sie mittlerweile so paranoid geworden, dass sie hinter jeder Ecke einen Killer vermutete. »Ich weiß nicht«, murmelte sie.

»Was weißt du nicht?«, fragte Janina verwundert.

»Ich habe dir ja erzählt, dass Kater Brown diesen sechsten Sinn dafür hat, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht«, sagte sie. »Und normalerweise reagiert er auf Fremde im Haus, die irgendwen besuchen, nur, indem er mal kurz den Kopf hebt, ein paar Sekunden lang lauscht und dann weiterschläft. Oder er schläft einfach durch. Dass er sich hinsetzt, kommt kaum …« Weiter kam sie nicht, da Kater Brown mit einem großen Satz vom Sessel sprang und aus dem Wohnzimmer schoss, als hätte er im Flur ein Kilo Rindergehacktes gewittert.

«Da draußen ist wirklich jemand«, sagte Alexandra und stand ebenfalls auf, um dem Kater zu folgen. Im Flur ließ sie das Licht aus, da die Deckenlampe im Wohnzimmer für genügend Helligkeit sorgte, um Kater Brown ausmachen zu können. Er saß bereits vor der Wohnungstür und knurrte leise. Alexandra drehte sich um und gab ihrer Nachbarin ein Zeichen, still zu sein. Die war ihr mit verdutzter Miene in den Flur gefolgt und hatte wohl gerade etwas fragen wollen, schwieg jetzt aber.

Der Blick durch den Spion ergab zuerst nicht viel, da das Treppenhaus dunkel war. Dann jedoch fiel Alexandra der schwache Lichtschein auf, der unter der Tür zu Janinas Wohnung gleich gegenüber zu sehen war.

Sie winkte die junge Frau zu sich und fragte im Flüsterton: »Hast du in deiner Wohnung Licht angelassen?«

»Ich war noch gar nicht in meiner Wohnung«, antwortete sie. »Ich bin mit der Benachrichtigung vom Paketboten direkt zu dir gegangen, um das Paket zu holen.«

»Stimmt, du hattest den dicken Mantel an«, sagte Alexandra und deutete mit einer Kopfbewegung auf den dunklen Wollmantel, der an der Garderobe hing. »Dann hast du offenbar Besuch bekommen. Dein Freund hat noch keinen Schlüssel, oder?«

»Nein, nein, wir wollen zwar zusammen in Urlaub fahren, aber den Schlüssel hat er nicht«, wisperte Janina erschrocken. »Außer meinen Eltern hat niemand einen Schlüssel, wer kann das sein?«

»Jemand, der davon ausgehen konnte, dass du heute Abend nicht zu Hause sein würdest. Ruf die Polizei an, schnell, und sag ihnen, dass der Unbekannte noch in der Wohnung ist!«

Janina lief ins Wohnzimmer zurück, drei Minuten später war sie wieder da. »Erledigt, die sind auf dem Weg.«

»Hast du irgendwem erzählt, dass du heute erst später nach Hause kommst?«

Janina schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber in der Praxis weiß jeder, dass ich montags eigentlich immer ab sieben Uhr im Tai-Chi-Kurs im Studio San-Lee in Oberbilk bin.«

»Wie lange?«

»Ungefähr zwei Stunden, und danach gehen wir immer noch nebenan beim Chinesen etwas essen«, fügte sie hinzu.

»Also wissen nur deine Kollegen, dass du heute eigentlich nicht vor … sagen wir … zehn Uhr zu Hause sein würdest, wenn du wie sonst üblich zum Tai-Chi gegangen wärst.«

»Nicht nur meine Kollegen. Das wissen bestimmt auch einige Patienten. Ich empfehle das vielen von ihnen, weil es für den Körper und den Geist so gut ist. Gut, ich erzähle zwar nicht jedem ausdrücklich, dass ich das immer montagabends mache, aber es kommt immer wieder mal vor, dass ich an einem Dienstag ein paar Patienten vorschwärme, wie toll es ›gestern Abend‹ beim Tai-Chi war. Das kriegen auch Leute mit, die in dem Moment an der Theke stehen und warten.«

»Hoffentlich sind die schnell, damit er uns nicht entwischt«, murmelte Alexandra etwas abwesend, dann kam ihr eine Idee. Sie schnippte mit den Fingern. »Du hast doch noch das alte Schloss in der Wohnungstür, richtig? Das man nicht aufschließen kann, wenn auf der anderen Seite der Schlüssel steckt?«

»Ja, stimmt. Das ist total unpraktisch«, gestand sie ihr.

»Unsinn, Janina. Das ist sogar gut«, sagte sie. »Gib mir den Schlüssel.«

Janina drehte sich nach rechts und zog den Schlüsselbund aus der Manteltasche. »Hier.«

»Nein, nein, nur den Schlüssel. Sonst hört er das Klimpern.«

»Was hast du vor?«, fragte sie die Freundin, während sie den Schlüssel vom Bund zog.

»Wirst du gleich sehen.« Alexandra zog die Schublade der kleinen Kommode auf, die direkt neben der Wohnungstür stand, und holte eine Taschenlampe heraus. Dann öffnete sie die Tür, und sofort lief Kater Brown nach draußen, um sich vor der Tür zur Nachbarwohnung hinzusetzen und sich erwartungsvoll umzusehen. Wahrscheinlich rechnete er damit, dass Alexandra die andere Wohnung betreten würde, in der er sich schon ein paar Mal aufgehalten hatte und in der er sich wohlfühlte. Vor allem die weiche Matratze des großen Betts hatte es ihm angetan, da er dort wesentlich tiefer einsank als auf Alexandras Bett.

Im Schein der Taschenlampe überquerte sie den Flur, während Kater Brown zusah, wie sie auf ihn zukam. So leise, wie sie nur konnte, schob sie den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn zweimal nach links und ließ ihn quer stecken, dann machte sie die Treppenhausbeleuchtung an.

»Gut, jetzt müssen wir nur noch warten«, sagte sie in normaler Lautstärke zu Janina. »Der Pizzabote muss ja bald da sein.«

Kater Brown saß unterdessen weiter vor der Tür und wartete geduldig ab, was als Nächstes geschehen würde.

»Ich wette, bis der hier oben ist, ist die Pizza kalt«, erwiderte ihre Nachbarin, die schnell genug geschaltet hatte. Wenn sie sich im Treppenhaus unterhielten, würde der Einbrecher zwar auf sie aufmerksam werden, aber abwarten, bis sie sich in ihre Wohnung zurückzogen. Solange er nicht ahnte, dass die Polizei auf dem Weg hierher war, würde er auch nicht versuchen, sich durch eine Kletterpartie über den Balkon oder etwas Ähnliches in Sicherheit zu bringen.

Nach ein paar Minuten klingelte es, Alexandra drückte auf den Türöffner, nahm Kater Brown auf den Arm und gab den beiden Polizisten ein Zeichen, um welche Wohnung es sich handelte. »Nächstes Mal bestelle ich meine Pizza woanders, wenn das bei Ihnen immer so lange dauert«, sagte sie dabei in vorwurfsvollem Tonfall.

»Dafür müssen Sie diesmal auch nichts bezahlen«, entgegnete der bärtige Polizist, der voranging. Dann ging alles blitzschnell. Der andere Polizist, ein großer, schlaksiger Typ, schloss auf, stieß die Tür auf, und dann stürmten sie mit vorgehaltener Waffe und lauten »Polizei!«-Rufen in Janinas Wohnung.

Kater Brown, der noch immer von Alexandra auf dem Arm gehalten wurde, machte einen langen Hals, als wollte er genau mitverfolgen, was nebenan passierte.

Kapitel 2

  Poltern war aus der Wohnung zu hören, Türen wurden aufgestoßen, und nach ein paar Minuten kamen beide Polizisten wieder nach draußen. »Die Person ist offenbar über den Balkon in den Hof entkommen. In der Küche ist die Balkontür weit aufgerissen. Von da ist es nicht besonders schwierig, auf die Baustelle gegenüber zu gelangen und in die Parallelstraße zu flüchten.«

»Aber was soll ich denn jetzt machen?«, fragte Janina verängstigt. »Er hat die Tür ja nicht aufgebrochen, also hat er einen Schlüssel. Er kann doch jederzeit wieder herkommen und noch mal meine Wohnung durchwühlen.«

»Wenn Sie das Schloss austauschen, kann Ihnen nichts passieren«, versicherte ihr der bärtige Polizist.

»Haben Sie eins dabei?«, fragte sie mit einem Mal etwas forscher.

»Was?«

»Ein Schloss.«

Die Polizisten sahen sich an, dann schüttelten beide den Kopf. »Nein, so was haben wir nicht dabei, tut mir leid. Aber wir haben jetzt … halb acht. Wir können Sie zum nächsten Baumarkt fahren, wenn Sie das möchten.«

»Ja, das wäre …«, begann sie, doch in dem Moment machte Kater Brown, von einem energischen Miauen begleitet, einen Satz von Alexandras Arm und jagte in Janinas Wohnung.

Während die Polizisten verdutzt zusahen, wie der schwarze Kater davonlief, eilte Alexandra hinter ihm her und zischte den Beamten zu: »Kommen Sie! Schnell!«

Die Polizisten folgten ihr und sahen, wie Kater Brown im Schlafzimmer auf das Bett sprang und laut miaute. »Der Bettkasten?«, fragte der schlaksige Polizist flüsternd.

»Könnte passen«, gab der Bärtige zurück und wandte sich an Alexandra: »Können Sie den Kater vom Bett nehmen und rausgehen, bitte?«

Sie ging zum Bett, wo Kater Brown sich anstandslos auf den Arm nehmen und aus dem Zimmer tragen ließ. »Komm, mein Kleiner, wir gehen zurück. Du hast bestimmt Hunger.«