Kater Brown und die Büchermorde - Ralph Sander - E-Book

Kater Brown und die Büchermorde E-Book

Ralph Sander

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Beschreibung

Kater Brown führt sein Frauchen Alexandra Berger zu einem Buchladen im charmanten Dörfchen Algerlee. Wie schön könnte es sein, in den Regalen nach neuem Lesestoff zu stöbern - wenn nicht sämtliche Bücher zerrissen und auf dem Boden zerstreut wären. Und mittendrin liegt die Leiche der Bibliothekarin! Alexandra stürzt sich sofort in die Ermittlungen. Schließlich ist sie selbst seit kurzem Teilhaberin eines Buchladens und kann den Mord an einer Gleichgesinnten keinesfalls einfach so hinnehmen. Vermeintlich eindeutige Hinweise führen Alexandra und Kater Brown schnell zu einem Verdächtigen in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Doch ist er wirklich schuldig? Oder versucht einer seiner Feinde, ihm einen Mord anzuhängen?

»Kater Brown und die Büchermorde« ist der zehnte Band der erfolgreichen Katzenkrimi-Reihe mit neuem Setting in Südengland!

Die Serie:
Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist - aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall aufgeklärt haben, weicht der Kater der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Für Alexandras Reportagen vom schönen Landleben kommen sie viel herum - und stellen fest, dass das Verbrechen auch in der größten Idylle zu Hause ist. Humorvoll und spannend erzählt entlarvt das Ermittlerduo scheinbar harmlose Todesfälle und macht sich auf die Suche nach dem Mörder.

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Ähnliche


Inhalt

Cover

Grußwort des Verlags

Über diese Folge

Kater Brown – Die Serie

Die Protagonisten

Titel

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Epilog

Über den Autor

Impressum

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Über diese Folge

Kater Brown führt sein Frauchen Alexandra Berger in einen Buchladen im charmanten Dörfchen Algerlee. Durch Regale voller neuem Lesestoff zu schreiten könnte so schön sein, wenn nicht die Bücher alle zerrissen auf dem Boden liegen würden. Und die Leiche der Bibliothekarin ist mittendrin! Alex stürzt sich in die Ermittlungen, schließlich ist sie selbst jetzt Teilhaberin eines Buchladens und kann den Mord an einer Gleichgesinnten nicht einfach so hinnehmen!

Eindeutige Hinweise führen Alex und Kater Brown schnell zu einem Verdächtigen in den höchsten Kreisen der Gesellschaft. Doch ist er wirklich schuldig oder versucht einer seiner Feinde, ihm einen Mord anzuhängen?

Kater Brown – Die Serie

Kater Brown, der Kater mit der Spürnase, merkt schnell, wenn etwas faul ist – aber die Menschen verstehen seine Hinweise einfach nicht! Bis auf Alexandra Berger. Seit sie gemeinsam ihren ersten Mordfall gelöst haben, weicht Kater Brown der Reisejournalistin nicht mehr von der Seite. Und zusammen können sie Morde aufklären, die auf den ersten Blick gar nicht nach einem Verbrechen aussehen.

Die Protagonisten

Kater Brown erinnert mit seinem schwarzen Fell und dem weißen Fleck am Hals an einen Geistlichen – daher, in Anlehnung an Pater Brown, der Name. Er hat einen „siebten Sinn“, wenn es um Verbrechen geht und nimmt mit seiner Spürnase Dinge wahr, die den Menschen entgehen. Seit den Klostermorden in der Eifel hat er entschieden, bei Alexandra zu leben und weicht ihr nicht mehr von der Seite.

Alexandra Berger ist Reisejournalistin und berichtet gerne aus entlegenen, landschaftlich dafür umso schöneren Gegenden. Seit ihrem ersten Mordfall in einem Kloster findet sie großen Gefallen am Ermitteln und am Lösen von Kriminalfällen. Mit ihrer Neugier bringt sie sich allerdings auch öfter mal in Gefahr...

Ralph Sander

Kater Brown und die Büchermorde

Prolog

  Es war der erste Dienstag im neuen Jahr, und Kater Brown hätte nicht zufriedener sein können. Zwar hatte sich Alexandra Berger vor einer Weile für zwei Wochen von ihm und seiner kleinen Freundin Rasputina verabschiedet, um in »die alte Heimat« zu reisen, doch sie hatte versprochen, bald wieder zurück zu sein. Und wenn sie etwas versprach, dann hielt sie das auch. Alexandra war die Frau, die ihn vor Jahren nach der Aufklärung der Klostermorde bei sich aufgenommen hatte. Allerdings war das nicht ganz freiwillig geschehen, schließlich hatte er sich nach der Überführung des Mörders ohne ihr Wissen in ihr Auto geschlichen, damit er als blinder Passagier zu ihr nach Hause hatte mitreisen können.

Aber inzwischen war das Zuhause ein anderes, nämlich ein Anwesen namens Harriman's Hills. Das lag oberhalb der am Meer gelegenen kleinen Stadt Greyman's Hollow, ziemlich weit unten im Süden eines Landes, das manche Leute England, andere Großbritannien nannten. Kater Brown war es letztlich egal, wer den Dingen welchen Namen gab, denn die meisten Namen waren für ihn ohne Bedeutung. Genauso gleichgültig stand er dem Meer gegenüber, solange sich das von ihm fernhielt. Wenn er und Rasputina Alexandra manchmal an den Strand begleiteten, achtete er sehr darauf, einen großen Abstand zu den Wellen zu halten. Die Wellen und das Wasser waren für Kater Brown außerdem ein weiterer Punkt, der ihm bestätigte, dass Menschen nicht so hoch entwickelt sein konnten wie er und seinesgleichen. Denn welches intelligente Wesen würde sich schon freiwillig in diese Wellen stürzen und dann auch noch im Wasser treiben, anstatt es wenigstens so schnell wie möglich wieder zu verlassen? Ihm lief jedes Mal ein Schauer über den Rücken, und seine Nackenhaare sträubten sich, wenn er mit ansah, wie das nächste Rudel Menschen ausgelassen lachend ins Wasser rannte.

Aber so seltsam die meisten Menschen auch waren, so viel hielt er dagegen von Alexandra. Er wusste genau, dass sie unmittelbar zu ihm gehörte und in erster Linie dafür verantwortlich war, dass er etwas zu essen bekam, wenn er Hunger hatte. Daneben kannte er noch Alexandras Freundin Janice Kershaw und Sadi al Faruq, der Mann, dem das große Anwesen gehörte. Auf dem gab es für Kater Brown auch nach so vielen Monaten immer noch neue Ecken zu erkunden. Das galt auch für die beiden Häuser – das kleinere, in dem er mit Alexandra und Rasputina wohnte, und das größere, das al Faruq gehörte, den Alexandra öfter als »Boss« bezeichnete. Es musste ein wichtiger Titel sein, denn manchmal hörte er Alexandra dieses Wort auch benutzen, wenn sie sich auf ihn – Kater Brown – bezog.

Jetzt, da Alexandra nicht da war, mussten er und Rasputina sich mit einer blonden Frau namens Daphne Jones gut halten, die im großen Haus wohnte und sich derzeit darum kümmerte, dass der Futter- und der Wassernapf immer gefüllt waren. Aber das klappte bislang sehr gut.

Gerade erst lag die Zeit hinter ihnen, in der sich diese Menschen alljährlich »Frohe Weihnachten« wünschten und in der es fast jeden Tag irgendwelche Leckereien für die Menschen zu essen gab. Und von denen hatten er und Rasputina reichlich abbekommen. Duftende Braten waren an der Tagesordnung gewesen, von denen einiges in den Näpfen für ihn und seine kleine Freundin gelandet war.

Das Beste aber war ein Tag in der vergangenen Woche gewesen, als viele Leute zu Besuch gekommen waren und für ihn und Rasputina Kartons über Kartons mitgebracht hatten. Nachdem alle Kartons erst einmal den Besitzer gewechselt und der störende, da platzraubende Inhalt herausgenommen worden war, hatten sie beide sich mit Dutzenden Kartons und Schachteln in allen Größen und Farben vergnügen können. Rasputina war völlig aufgedreht von einem Karton zum anderen gesprungen, hatte sich hinter den Rand geduckt, um gleich darauf eine imaginäre Beute anzuspringen und sich sofort im nächsten Karton zu verstecken. Kater Brown hatte es gemächlicher angehen lassen und sich in aller Ruhe die eine Schachtel ausgesucht, in der er zusammengerollt genau so viel Platz hatte, dass er zu allen Seiten gerade eben bis an den Rand reichte.

Zwar hatte er diesen perfekten Karton nutzen wollen, um nach dem Festmahl erst einmal eine Weile zu schlafen, doch damit war seine kleine Freundin gar nicht einverstanden gewesen. Sie war unablässig um den Karton geschlichen, um mal auf dieser Seite, mal an jener Ecke anzuhalten und eine Pfote über den Rand zucken zu lassen. Mal war diese Aktion ins Leere gegangen, mal hatte sie ihn aber auch am Kopf oder am Rücken erwischt. Gleich danach war sie entweder weitergerannt oder hatte kehrtgemacht, sodass es reines Glück gewesen wäre, von seiner Seite aus einen Treffer zu landen. Also hatte er sie gewähren lassen und war irgendwann tatsächlich eingeschlafen.

Als er später aufgewacht war, hatte er nicht von Schachtel zu Schachtel ziehen müssen, um herauszufinden, wo Rasputina war – von allen verfügbaren Kartons hatte sie ausgerechnet seinen ausgewählt und sich so hingelegt, dass er sofort ihren Kopf entdeckt hatte, sobald er die Augen aufgemacht hatte. Umgekehrt hatte sie dadurch natürlich auch direkt gewusst, dass er wach war, was sie dazu veranlasst hatte, ihr Spiel fortzusetzen – zur großen Belustigung der Menschen, die ihnen bei ihrem Treiben zusahen und sich anscheinend darüber freuten, dass ihre Geschenke so gut angenommen wurden.

Kater Brown und Rasputina hatten auch noch nach über einer Woche ihren Spaß, da es immer noch Kartons gab, in denen man noch nicht auf alle Seiten gedreht gelegen und geschlafen hatte.

Kater Brown war sich sicher, dass er in Verbindung mit den unzähligen Kartons so etwas wie »Boxing Day« verstanden hatte, aber letztlich war das auch nur ein weiterer Begriff, der für ihn keine Bedeutung hatte – es sei denn, es gab dabei immer so viele großartige Geschenke für sie beide.

Momentan lag Kater Brown auf einer Decke halb unter dem ausladenden Weihnachtsbaum, der sogar in dem riesigen Zimmer noch groß und pompös wirkte. Nach der großzügigen Portion Huhn, die ihnen beiden zu Mittag serviert worden war, gab es – abgesehen von einer zweiten Portion – nichts Besseres, als sich jetzt vom Essen auszuruhen. Viel lieber hätte er das ja auf dem bequemen Bett in Daphnes Schlafzimmer getan. Nach anfänglichem Zögern hatte sie ihn und Rasputina nachts zu sich geholt. Angeblich nur deshalb, weil sie sichergehen wollte, dass mit ihnen beiden alles in Ordnung war. Aber sein Gefühl sagte ihm, dass es ihr gefiel, ihr Kopfkissen mit ihm und Rasputina zu teilen. Und sein Gefühl ließ ihn nur selten im Stich. Trotzdem blieb die Tür zu dem Raum tagsüber für sie beide geschlossen. Allerdings war das nicht so tragisch, denn auf den Streifzügen durch das weitläufige Haus mit seinen langen Korridoren und den vielen großen Zimmern gab es immer noch Räume, die er bislang nicht hatte erkunden können. Dafür war aber später noch Zeit, denn der Platz unter dem Weihnachtsbaum hatte auch seinen Reiz. Ein paar rote und grüne Weihnachtsbaumkugeln hingen an dem breiten Tannenzweig, der sich über ihm erstreckte, und sorgten dafür, dass man ihn nicht sofort entdeckte, wenn man den Blick durch das Zimmer wandern ließ. So konnte er ungestört schlafen, da niemand auf die Idee kommen konnte, bei ihm stehen zu bleiben und ihn zu streicheln. Grundsätzlich war dagegen natürlich nichts einzuwenden, aber wenn er schlief, dann wollte er das auch in Ruhe tun und nicht geweckt werden.

Rasputina hatte offenbar noch keine Lust, zu schlafen. Stattdessen saß sie vor einer besonders tief hängenden Kugel, die golden glänzte. Die graubraun getigerte Katze hatte in kerzengerader Haltung davor Platz genommen und betrachtete so fasziniert ihr verzerrtes Spiegelbild, als wäre sie davon überzeugt, dass sich in der Kugel eine winzige Katze befand, die jede Bewegung seitenverkehrt nachmachte.

Kater Brown kniff die Augen zu, um das Schauspiel nicht länger mit ansehen zu müssen. Irgendwann würde er Rasputina erklären müssen, was ein Spiegelbild war. Irgendwann, aber nicht jetzt. Jetzt war es wichtig, viel zu schlafen und viel Kraft zu tanken, denn sobald Alexandra wieder zu Hause war, wartete bestimmt bald das nächste Abenteuer auf sie beide ...

Einige Stunden zuvor, nicht allzu weit von Greyman's Hollow entfernt

Leise fluchend lief die vermummte Gestalt zurück zum Wagen, der in sicherer Entfernung zum Dorf in einem Waldstück abgestellt war. Das hätte alles nicht so laufen müssen! Warum musste die alte Frau nur auf die Idee kommen, um diese Zeit hier aufzutauchen? Alles war so leise vonstattengegangen, dass es für sie eigentlich keinen Anlass gegeben hatte, aus der Wohnung im Stockwerk darüber nach unten zu kommen.

Es war dem Eindringling nichts anderes übrig geblieben, als sicherzustellen, dass die Frau niemandem davon erzählen konnte, wen sie mitten in der Nacht in den geschlossenen Räumlichkeiten angetroffen hatte. Nachdem die Gefahr jetzt gebannt war, hätte er sich wohl nicht mehr darum sorgen müssen, weiter so leise wie möglich zu arbeiten, dennoch wollte er in diesem Punkt lieber kein Risiko eingehen. Mitten in der Nacht war ringsum alles totenstill, und es war nicht auszuschließen, dass auf der Straße jemand unterwegs war, der einfach nicht schlafen konnte.

Es genügte, dass der Eindringling einmal gestört worden war, einen zweiten Vorfall dieser Art konnte er nicht gebrauchen. Der Zwischenfall war nicht nur ärgerlich, er war auch völlig unnötig gewesen, da die Suche hier nichts ergeben hatte.

Dass er nicht fündig geworden war, machte ihn stutzig. Eigentlich konnte das nicht sein – außer ihm war nicht die ganze Wahrheit gesagt worden. Er würde wohl oder übel weitere Nachforschungen anstellen müssen.

Er hatte den Wagen erreicht und zog die Plane herunter, die er gleich nach der Ankunft am Abend über den Wagen gelegt hatte, damit deren wildes Muster aus Blättern, Ästen und Büschen den Blick eines zufälligen Betrachters sofort zum Weiterwandern veranlassen würde. Hastig rollte er die Plane zusammen, öffnete die Heckklappe und warf sie achtlos auf die Ladefläche. Nachdem er die Klappe wieder geschlossen hatte, ging er nach vorn, schaltete das Standlicht ein und kehrte zurück zum Heck des Wagens. Er gab einen zufriedenen Laut von sich, als er sich vergewisserte, dass die Nummernschildbeleuchtung tatsächlich nicht funktionierte.

Der Wagen war ein Geländewagen, wie es von seiner Art viele gab, und die meisten von ihnen sahen sich so ähnlich, dass ein Augenzeuge wenig Nützliches zu Marke und Modell hätte sagen können. Wenn er dann noch nicht mal ein Kennzeichen liefern konnte, sanken die Chancen auf so gut wie null, dass man den Wagen ausfindig machen würde. Und damit führte dann auch keine Spur zum Fahrer des Wagens.

Minuten später verließ der Wagen das Waldstück, rollte über den Feldweg, dessen Unebenheiten die Federung mühelos schluckte, und bog auf die Landstraße ein. Die Person am Steuer gab Gas und ließ den Tatort hinter sich zurück.

Kapitel 1

  Kurz bevor sie Greyman's Hollow erreichte, warf Alexandra einen prüfenden Blick auf die Uhr am Armaturenbrett. Kurz vor zwei. Sie nickte zufrieden. Trotz einiger Baustellen hatte sie die Strecke vom Flughafen Heathrow bis in den südwestlichen Zipfel von England in einer passablen Zeit zurückgelegt. Es war wirklich die beste Lösung gewesen, ein Flugzeug zu nehmen und für die Zeit ihres Aufenthalts in der alten Heimat mit einem Mietwagen unterwegs zu sein. Zwar hatte sie dadurch etwas mehr ausgegeben, als wenn sie die Fähre genommen hätte, doch das war es wert gewesen, um sich den Stress einer stundenlangen Autobahnfahrt zu ersparen. Sicher, sie hätte auch den Zug nehmen können, doch die Vorstellung, tief unter dem Ärmelkanal in einer langen Röhre unterwegs zu sein, war etwas, was bei ihr Unbehagen auslöste – genauso wie jeder lange Tunnel, der den Weg durch die Alpen verkürzte. Nur solange bei der Einfahrt schon das Ende des Tunnels zu sehen war, hatte sie damit keine Probleme, weshalb sie auch schon einen wirklich guten Tag gebraucht hatte, um im heimischen Düsseldorf durch den Rheinufertunnel fahren zu können.

Die Zufahrt zu Harriman's Hills kam in Sichtweite, und einen Moment lang überlegte Alexandra, ob sie zuerst dort anhalten, alles auspacken und ihre beiden Katzen begrüßen sollte. Aber dann dachte sie an die arme Janice, die sich während der letzten zwei Wochen allein um den gemeinsamen Buchladen in Greyman's Hollow gekümmert hatte. Mit Kater Brown und Rasputina hatte sie am Morgen noch gesprochen, als Daphne sie über Skype angerufen hatte, um sich zu vergewissern, ob alles nach Plan verlief und sie mit ihrer Rückkehr im Lauf des Nachmittags rechnen konnte.

Zugegeben, »gesprochen« war etwas übertrieben formuliert. Tatsächlich hatte Kater Brown auf das hingehaltene Tablet nur in der Form reagiert, dass er ein Auge verschlafen einen Spaltbreit geöffnet hatte, um zu sehen, woher die Stimme kam, die nach ihm rief. Rasputina wiederum hatte sich vor allem für das kleine Fenster auf dem Display interessiert, auf dem sie selbst zu sehen gewesen war. Wiederholt hatte sie nach dem Bild gehauen, bis es ihr gelungen war, die Pfote so auf das Display zu drücken, dass das Gespräch beendet worden war.

Alexandra war nicht entgangen, dass sich Daphne am Morgen von ihrem eigenen Schlafzimmer aus gemeldet hatte und dass die Katzen bei ihr auf dem Bett gelegen hatten. Alexandra hatte sich ein Grinsen verkneifen müssen, weil dieses Bild ein weiterer Beleg dafür war, dass Daphne gar nicht so kühl und sachlich war, wie sie sich gern gab. Jedenfalls nicht dann, wenn es um Tiere und speziell um Alexandras Katzen ging. Außerdem verfolgte sie mit Leidenschaft, welche Vögel sich im Grün auf dem Grundstück tummelten, und sie fütterte sie auch das ganze Jahr hindurch. Nach dem Einzug von Kater Brown mit seiner Entourage hatte sie nach Absprache mit dem Scheich um alle Futterstellen herum hohe Gitterzäune installieren lassen, damit die vierbeinigen Neuzugänge nicht auf die Idee kamen, den fliegenden Besuchern nach dem Leben zu trachten.

Alexandra nickte und entschied, dass es vertretbar war, zuerst zum Buchladen zu fahren und dort nach dem Rechten zu sehen, denn Kater Brown und Rasputina waren bei Daphne auch noch ein Weile länger bestens aufgehoben.

Sie fuhr an der Zufahrt zu al Faruqs Anwesen vorbei. Ein Stück weiter musste sie stark abbremsen, da die Straße nicht nur eine scharfe Kurve beschrieb, sondern auch noch steil abfiel. Greyman's Hollow, zu groß, um noch als Dorf zu gelten, aber mit seinen knapp anderthalbtausend Einwohnern auch noch deutlich zu klein, um mit dem Begriff »Stadt« in Verbindung gebracht zu werden, befand sich praktisch auf Meeresniveau, während links und rechts der Bucht die felsige Steilküste in die Höhe ragte. Innerhalb der Ortschaft gab es zum Wasser hin ein leichtes Gefälle, sodass man auch von vielen der weiter hinten gelegenen Häuser aus das Meer sehen konnte.

Anfang Januar zählte zu den Zeiten im Jahr, in denen sich kaum Touristen nach Greyman's Hollow verirrten, und dementsprechend leer waren die Straßen, als Alexandra zu ihrem Buchladen fuhr. Theoretisch hätte sie vor dem Geschäft parken können, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen, ihren Wagen im Halteverbot abzustellen.

Also machte sie einen kleinen Umweg, um von der rückwärtigen Seite zu kommen und die lange schmale Einfahrt zu nehmen, die zum Hinterausgang des Ladenlokals führte. Sie war soeben ausgestiegen und genoss einen Moment lang den nicht zu kalten, aber kräftigen Wind, der vom Meer ans Land kam und ihr durch ihre kurzen braunen Haare fuhr. Ihre Kurzhaarfrisur war vor ein paar Monaten eine ungeahnt vernünftige Entscheidung gewesen, denn der hier fast ständig aus Richtung Nordsee kommende Wind hätte ihr bei ihrer früheren Frisur immer wieder die Haare ins Gesicht geweht, was sie auf lange Sicht verrückt gemacht hätte.

Sie ging um den Wagen herum zum Haus und hielt schon den Schlüsselbund bereit, als die Tür aufging und Janice nach draußen gelaufen kam.

»Wer fährt denn einfach ...«, begann sie aufgebracht, blieb stehen und stutzte, als sie Alexandra sah. Dann stieß sie ein freudiges »Hey!« aus und fiel ihr um den Hals. »Mit dir habe ich noch gar nicht gerechnet. Was machst du denn hier?«

»Kassensturz«, antwortete Alexandra lachend. »Ich will doch wissen, wie viel du in den zwei Wochen veruntreut hast.«

»Wenn's sein muss«, erwiderte Janice und setzte eine betrübte Miene auf. »Aber die Drogen habe ich auf eigene Rechnung gedealt, damit du es weißt.«

Alexandra sah sich amüsiert um. »Wenn uns jetzt jemand belauschen würde, hätten wir morgen früh ein Spezialkommando am Hals, das den ganzen Laden auf den Kopf stellen würde.«

Sie folgte Janice nach drinnen und schloss die Tür hinter sich, dann gingen sie nach vorn in den Laden, wo sich gerade keine Kundschaft befand. »Und wie hast du die Feiertage verbracht?«, wollte sie von Janice wissen.

»Insgesamt ganz gut«, sagte sie. »Der 25. war ein bisschen hektisch, weil ich noch mal herkommen musste, aber danach lief alles ganz entspannt. Meine Verwandtschaft ist zum Glück ziemlich pflegeleicht.«

Alexandra neigte fragend den Kopf. »Warte mal. Du musstest am 25. noch mal herkommen? Da sollte der Laden doch geschlossen bleiben.«

Janice nickte bestätigend. »Geschlossen war er ja auch. Allerdings hatte der Paketbote Probleme mit seinem Wagen und kam an Heilig Abend erst gegen neun Uhr abends hier an, als ich längst zu Hause war. Er hat die Pakete nebenan bei den Farrells abgegeben, die mich dann sofort angerufen haben, um mich wissen zu lassen, dass noch Post für uns gekommen ist und dass sie am 25. für eine Woche zu Lucys Eltern nach Glasgow fahren.« Janice zuckte hilflos mit den Schultern. »Als sie mir die Absender vorlasen, wusste ich, das sind vorbestellte Bücher, die nicht erst noch eine Woche bei den Farrells rumliegen können, wenn die Kunden am 27. ihre Bestellung abholen wollen.«

»Oh Mann, das tut mir leid.« Alexandra schüttelte mitfühlend den Kopf.

»Ist doch nicht deine Schuld«, versicherte ihre Freundin ihr. »Die Farrells hätten einfach nichts annehmen sollen, wenn sie am nächsten Tag verreisen. Aber Lucy hat selbst gesagt, dass sie in dem Moment nicht daran gedacht haben, ausnahmsweise Nein zu sagen. Das Ganze war ihnen so peinlich, dass sie von einem kleinen italienischen Supermarkt in Glasgow für jeden von uns zwei italienische Weihnachtskuchen mitgebracht haben. Pane... irgendwas.«

»Panettone meinst du?«, fragte Alexandra und wurde hellhörig.

»Ja, ich glaube schon. Kennst du das?«

»Ja, von dem italienischen Eiscafé gleich neben unserer Redaktion«, antwortete sie. »Die Dinger sind göttlich. Ich haue da immer eine riesige Portion Schlagsahne drauf und ... verdammt, jetzt bekomme ich glatt Heißhunger darauf. Wo sind meine beiden denn?« Sie schaute sich suchend um.

»Hinten im Lager«, erklärte Janice. »Auf dem Karton steht nicht drauf, wie die gelagert werden müssen, aber ein trockener Raum, der nicht so sehr geheizt wird, ist selten verkehrt.«

»Alles klar«, meinte Alexandra. »Wenn das dieses Jahr Weihnachten auch wieder passiert, hole ich die Pakete bei den Farrells ab. Ist für mich von Harriman's Hills ja nur ein Katzensprung.«

Janice winkte ab. »Von mir aus kannst du wieder deine Familie besuchen. Zwei Feiertage reichen mir, und hier im Laden komme ich in der Zeit auch gut allein zurecht. Der große Trubel spielt sich in der Woche davor ab, wenn jeder noch in letzter Minute etwas besorgen will. Und wer einen Gutschein bekommen hat, rennt selten am nächsten Tag los, um ihn einzulösen.«

»Ja, ist schon witzig«, stimmte Alexandra ihr zu. »Wenn ich einen Gutschein geschenkt bekomme, halte ich den üblicherweise auch erst eine Weile in Ehren, bevor ich ihn einlöse.«

»In unserem Buchladen ist das nicht anders. Von den fast fünfzig Gutscheinen, die wir vor Weihnachten verkauft haben, sind letzte Woche erst drei eingelöst worden.«

»Hmm«, machte Alexandra nachdenklich. »Vielleicht müssen die Beschenkten erst noch überlegen, was sie davon eigentlich kaufen wollen.«

Janice sah sie abwartend an. »Du hast gar nichts dazu gesagt.«

»Wozu habe ich nichts gesagt?« Alexandra zog irritiert die Augenbrauen zusammen. »Hilf mir mal bitte auf die Sprünge.«

»Na, ich habe dir angeboten, dass du dieses Jahr zu Weihnachten auch wieder deine Eltern besuchen kannst«, erklärte ihre Freundin. »Ich hätte gedacht, dass dich das freuen würde.«

»Dein Angebot freut mich ja auch, Janice. Das kannst du mir glauben. Was mich nicht freuen kann, ist die Aussicht auf noch so ein Weihnachten wie das letzte.«

»Ich dachte, du verstehst dich so gut mit deinen Eltern«, wunderte sich Janice. »Gab's Ärger?« Hastig hob sie eine Hand. »Du musst mir das nicht erzählen, wenn du nicht willst. Das ist keine Neugier von mir.«

»Das weiß ich doch, Janice«, sagte Alexandra und lächelte besänftigend. »Ich verstehe mich auch sehr gut mit meinen Eltern. Allerdings hat sich praktisch meine gesamte Verwandtschaft von meiner Großtante Elvira aus Wilhelmshaven dazu überreden lassen, Weihnachten und Neujahr bei ihr zu verbringen.«

»Dann ist diese Elvira das Problem gewesen?«

Alexandra nickte. »Elvira ist schon immer das Problem gewesen. Ihr zweiter Ehemann war stinkreich und hat ihr ein Vermögen hinterlassen, und sie hält sich seitdem für was Besseres. Ihr dritter Ehemann ist letztes Jahr im April gestorben, und kurz vor Weihnachten hat sie verkündet, dass sie das Fest zu Hause verbringen will und doch bitte alle zu ihr kommen sollen.«

»Ist das nicht verständlich?«, fragte Janice. »Vielleicht hat sie ja das Gefühl, ihren verstorbenen Mann im Stich zu lassen, wenn sie woanders feiert.«

»Lass es mich so erklären, Janice«, sagte Alexandra und griff nach einem Notizzettel, um eine grobe Landkarte zu zeichnen. »Meine Verwandtschaft ist so über Deutschland verteilt, dass die Region unterhalb von Frankfurt am zentralsten gelegen ist. Wir sind in Düsseldorf fast am weitesten von da entfernt. Von uns aus sind das um die hundertsiebzig Kilometer, während die meisten anderen maximal um die hundert Kilometer weit entfernt sind. Meine Großtante wohnt als Einzige da oben in Wilhelmshaven, also gut dreihundertfünfzig Kilometer oder mehr von Düsseldorf entfernt. Ich habe die Zahlen nicht so genau im Kopf. Wenn also Elvira alle zu sich einlädt, dann hat nahezu die gesamte Verwandtschaft mindestens fünfhundert Kilometer vor sich.«

»Das ist heftig«, musste Janice zugeben.

»Und das ist noch nicht alles«, fuhr Alexandra fort. »Elvira lädt zwar ein, aber eine Unterkunft darf sich für diese Zeit jeder selbst suchen. Meine Großtante rührt keinen Finger. Sie könnte sich ja mit den Leuten kurzschließen, die in der Gegend privat an Urlauber vermieten, aber das ist ihr zu viel Mühe.«

»Hmm«, machte ihre Freundin. »Das klingt irgendwie so, als würde das Schlimmste erst noch kommen.«

Alexandra musste lachen. »Du durchschaust mich bedenklich schnell«, sagte sie. »Für Elvira bedeutet Gastgeberin zu sein nur eines: delegieren. Wenn Tante Elvira dich am Arm fasst und zur Seite zieht, dann weißt du schon, dass der nächste Satz mit ›Sei doch so gut ...‹ beginnt.«

Janice sah sie fragend an.

»Sei so gut und bestell beim Metzger den Braten. Sei so gut und hol den Braten ab. Sei so gut und stell den Braten in den Backofen. Deck schon mal den Tisch. Fahr zum Getränkemarkt und hol Bier, Wasser, Wein, Sekt. Sei so gut und schenk schon mal die Gläser ein. Spül schon mal die Teller ab, denn was weg ist, ist weg.«

Ihre Freundin seufzte mitfühlend. »Ich nehme an, niemand wagt dann ein Widerwort.«

»Manche Unbelehrbare versuchen das tatsächlich, aber dann heißt es: ›Bei meinem Blutdruck kann ich das eigentlich nicht, weil das zu anstrengend ist. Aber ich werd's eben selbst machen. Falls ich umkippe und bewusstlos bin, dann denk bitte daran, den Rettungssanitätern den Zettel mit meinem Medikamentenplan mitzugeben, damit die Ärzte im Krankenhaus keine wertvolle Zeit verlieren.‹«

»Oooh!«, schnaubte Janice ungläubig. »Das ist ja ... Erpressung.«

»Und das beherrscht niemand besser als meine Großtante Elvira«, bestätigte Alexandra und blickte die andere Frau mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich nehme an, nun wirst du verstehen, warum ich jetzt schon damit anfangen werde, Mr al Faruq zu bearbeiten, damit er das nächste Weihnachtsfest unbedingt auf Harriman's Hills verbringt. Dann muss ich wenigstens hierbleiben, um die Betreuerin für seinen vierbeinigen Leibwächter Kater Brown zu spielen.«

»Meinst du, es hilft, ein bisschen zu beten, auch wenn man gar nicht fromm ist?«, fragte Janice grinsend.

»Ich würde sogar irgendeiner seltsamen Gottheit einen Monat lang jeden Tag ein Stück Sahnetorte als Opfergabe bringen, wenn es mich vor einem weiteren Weihnachten bei Tante Elvira bewahren würde«, gab Alexandra lachend zurück. »Ich muss unbedingt im Internet nach irgendwelchen okkulten Ritualen suchen, die mich davor bewahren, das noch einmal mitzumachen. Vielleicht Voodoo oder so was.«

Bevor sie sich darüber jedoch noch länger Gedanken machen konnte, ging die Tür auf und einer von den diversen Paketboten, mit denen sie Woche für Woche zu tun hatten, kam herein. Alexandra betrachtete den Mann mit dem rötlichen Schnauzbart und dem angegrauten und immer noch leicht rötlich schimmerndem Haar einen Moment lang und kam zu dem Schluss, dass sie ihn hier noch nicht gesehen hatte. Vermutlich würde es auch bei diesem einen Besuch bleiben, da sie sich kaum an einen Boten erinnern konnte, der wenigstens ein zweites Mal vorbeigekommen wäre.

»Ladys«, murmelte der Mann und nickte ihnen zu, während er rückwärtsgehend die Sackkarre mit gut einem halben Dutzend Kartons in Richtung Verkaufstresen zog. Dort angekommen, stellte er die Karre ab und begann die Etiketten zu scannen. Beim vierten Karton ertönte ein langer, schriller Ton, der Alexandra in den Ohren wehtat.