Kein Frieden in den Universen: Science Fiction Roman - Jürgen ten Hoevel - E-Book

Kein Frieden in den Universen: Science Fiction Roman E-Book

Jürgen ten Hoevel

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Beschreibung

Ein brandneuer Roman von Jürgen ten Hoevel (399) Der Menschheit ist es gelungen, Sprungpunkte im Weltraum zu finden, durch die eine Reise zu weit entfernten Welten möglich ist. Als ein Kolonieschiff in einem Parallel-Universum mit bewohnbaren Planeten herauskommt, weiß noch niemand, dass dieses Universum eine ganz andere Zeit aufweist. Im realen Kontinuum vergeht die Zeit anders, und das führt zu Komplikationen.

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Jürgen ten Hoevel

Kein Frieden in den Universen: Science Fiction Roman

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Inhaltsverzeichnis

Kein Frieden in den Universen: Science Fiction Roman

Copyright

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 023

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kein Frieden in den Universen: Science Fiction Roman

von Jürgen ten Hoevel

Der Menschheit ist es gelungen, Sprungpunkte im Weltraum zu finden, durch die eine Reise zu weit entfernten Welten möglich ist. Als ein Kolonieschiff in einem Parallel-Universum mit bewohnbaren Planeten herauskommt, weiß noch niemand, dass dieses Universum eine ganz andere Zeit aufweist. Im realen Kontinuum vergeht die Zeit anders, und das führt zu Komplikationen.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Kapitel 1

Mit hochrotem Kopf stürmte Peridon Sonntag in das Turmzimmer von Hannafort Uergretter. „Was zum Teufel hast du da wieder angerichtet“, presste er hervor. Das Treppensteigen in das Allerheiligste des reichsten Mannes der Welt war ihm schon immer ein Graus.

„Beruhige dich Peri“, sagte Uergretter. Der große, schlanke Mann stand vor einem Rundfenster, das um das gesamte Turmzimmer lief. Er drehte sich nicht um, sondern blickte weiter auf die schneebedeckten Gipfel eines grandiosen Alpen-Panoramas mit dem Matterhorn im Zentrum.

„Wenn du endlich einen Grav-Lifter einbauen würdest, wäre mir schon etwas gedient“, schnaufte Sonntag, der Finanzchef des Uergretter-Konglomerats, und ließ sich auf einen Sessel fallen.

„Damit du mich noch öfter heimsuchst? Allerdings“, Uergretter drehte sich um und blickte lächelnd auf einen seiner ältesten Freunde und Weggefährten herab, „ein paar Kilo weniger wären sicherlich hilfreich.“

„Du willst die Luna-Werften ausbauen“, murrte Sonntag.

„Ja.“

„Aber was willst du da bauen? So große Raumer gibt es nicht.“

„Noch nicht“, antwortete Hannafort Uergretter. „Keine Sorge.“ Er setzte sich Sonntag gegenüber und fuhr fort: „Die Pläne für ein Forschungs- und Kolonieraumschiff gibt es bereits. In den Konstruktionsabteilungen der Luna-Werft wird schon seit Jahren daran gearbeitet.“

„Und ich weiß von nichts“, beschwerte sich Sonntag. Dann schaute er grimmig auf: „Jetzt erfahre ich endlich, warum wir so viele neue Konstrukteure und Techniker einstellen. Wie groß soll das Schiff denn nun werden, und was soll es kosten?“

„Eine Gigatonne und circa 2 500 Milliarden Terras.“

„So viel Geldmittel haben wir nicht“, stöhnte Peridon Sonntag.

„Noch nicht.“ Uergretter stand auf und ging zum Rundfenster zurück. Mit einer Handbewegung zoomte er die Alpengipfel nah heran. Diese Funktion der Rundscheibe war eine Neuentwicklung eines seiner Techzentren, die er in allen Teilen der Welt unterhielt. Das wird auch wieder ein ertragreiches Geschäft, dachte er.

*

„Was plant Uergretter?“ Leonhard Schuster, Chef des Planetaren Sicherheitsdienstes, blickte sich in der Runde seines Führungsstabes um. Der imposanten Erscheinung sah man den Ex-Militär an.

„Jedenfalls etwas Gewaltiges“, antwortete Liu Pei Pei, Leiter der Analyse-Abteilung. „Zur Zeit trennt sich Uergretter von hunderten Firmen-Beteiligungen seines Konzerns. Nach unseren Berechnungen hat er bereits 800 Milliarden Terras eingesammelt.“

„Was fängt er mit dem Geld an?“

„Noch haben wir kein klares Bild, aber im Luna-Werftkomplex tut sich was“, sagte Liu.

Nachdenklich meinte Schuster: „Eigentlich ist es genau das, was das Raumflottenkommando unaufhörlich fordert. Mehr Werftkapazitäten für Kampfschiffe. Die Invasion der Ronder wird nicht mehre lange auf sich warten lassen. Zumindest ist das die feste Überzeugung von Tgr*Tgr*Tgr*.“

Jeder im Raum kannte die Geschichte des Chalett-Fürsten. Der Außerirdische hatte den Angriff eines Ronder-Schiffes im Jahr 2 097 mit einem Dutzend Crew-Mitgliedern überlebt.

„Wissen wir doch. Seitdem bereiten wir uns auf einen Angriff vor. Ohne den Chalett hätten wir nicht die geringste Vorstellung von dem, was uns möglicherweise bevorsteht. Wir sind nicht allein im All und unsere nächsten Nachbarn sind offenbar alles andere als friedliebend.“ Admiral Cherupper, der Verbindungsmann der Flotte im Planetaren Sicherheitsdienst, war aufgestanden und fuhr fort: „Schauen Sie sich die Situation an.“

Der Admiral trat vor ein Display, das fast eine ganze Wand des Besprechungsraumes einnahm. Die wohlbekannte Darstellung des Sonnensystems erschien. Nicht maßstabsgetreu, denn dann hätte die Wand xmal größer sein müssen. „Wir haben unsere Aufklärer im Kuipergürtel rund um das System jenseits der Umlaufbahn des Neptuns stationiert. Zahlreiche Frühwarnstationen, sowohl bemannte als auch automatische, befinden sich dort. Da wir nur ungefähr vermuten können, aus welchem Raumsektor die Ronder kommen werden, wenn sie denn kommen, gibt es keine andere Möglichkeit, uns auf den Angriff vorzubereiten.“

Sicherheitschef Schuster räusperte sich erkennbar ungeduldig: „Worauf wollen Sie hinaus?“,

„Wir benötigen mehr Beobachtungsposten über den Kuipergürtel hinaus bis in die Oort ’sche Wolke und mehr Kampfkraft für die drei Zentralflotten. Wenn Uergretter seine Luna-Werft ausbaut, wird das vom Flottenkommando vorbehaltlos begrüßt. Wir kennen die Kritik, dass Uergretter bereits jetzt fast die Hälfte aller Kampfeinheiten liefert. Was er fertigt, funktioniert aber auch. Das kann von vielen anderen Werften nicht behauptet werden“, kam die Antwort von Admiral Cherupper.

Schuster lehnte sich zurück und schloss die Augen. Jeder in der Runde wusste, jetzt würde der Sicherheitschef eine Entscheidung treffen. „Gut“, sagte er, „Admiral, ich werde mit Uergretter sprechen, und zwar auf der Luna-Werft. Bitte arrangieren Sie das.“

*

Die Raumfähre näherte sich auf einer elliptischen Bahn dem Erdtrabanten. Es war schon länger als zwei Jahre her, dass Leonhard Schuster den Mondkolonien einen Besuch abgestattet hatte. Er konnte sich gut an die gewaltige Konstruktion der Luna-Werft erinnern, die jeden Augenblick auf der erdabgewandten Seite des Mondes auftauchen musste. Es handelte sich um zwei fünf Kilometer lange Röhren, die durch elf Querröhren miteinander verbunden waren. Die beiden Hauptröhren und die Querröhren hatten jeweils einen Durchmesser von 120 Metern. In unterschiedlichen Abständen wuchsen Gitterkonstruktionen aus den Röhren heraus.

Die Großwerft war durch drei Fahrstühle mit der Mondoberfläche verbunden. Je einer führte zu den Enden der beiden Längsröhren. Sie transportierten die auf dem Mond vorgefertigten Bauteile und das sonstige Material. Der dritte Fahrstuhl diente der Personenbeförderung und diverser Kleinteilegruppen. Er endete in der Mitte der Querröhre Nr. 5. Hier befand sich auch die zentrale Leit- und Koordinationszentrale der Werft. Die Zahl der Beschäftigten der Luna-Werft auf dem Mond und der stationären Orbital-Anlage lag nach Schusters letztem Kenntnisstand bei über 140 000

Er wusste, dass die Gittergebilde, die von den Röhren abgingen, die eigentlichen Werften waren, an denen die verschiedensten Raumfahrzeuge gebaut wurden. Vom 50 Meter langen Raumgleitern bis zum Zehn-Millionen-Tonnen Schlachtschiff. Neuerdings maßen die Schlachtschiffe sogar über 20-Millionen Tonnen. Nur einige Asteroiden-Förderer waren größer. Wie Schuster sich erinnerte, waren zur Zeit hauptsächlich die riesigen Kampfgiganten im Bau.

Dann kam die Werftanlage hinter dem Mond hervor. Sie war zweifellos größer geworden.

Aber doch nicht so viel größer, wie Schuster vermutet hatte. Ein paar Augenblicke später musste er seine erste Einschätzung revidieren. Hinter der ihm bekannten Konstruktion tauchte ein neues Gebilde auf. Es handelte sich um einen gewaltigen Gitterkubus.

Sein Kommunikator meldete sich. Auf dem Bildschirm erschien Hannafort Uergretter.

„Bevor Sie herumrätseln, das Ding hat eine Größe von 1100 x 1100 x 1300 Metern“, erklärte er. „Hier werde ich mein eigenes Expeditionsschiff bauen. Das größte, das jemals hergestellt wurde.“

Die Fähre dockte in der Nähe der Leitstelle der Werft an. Schuster wartete geduldig, bis die Verbindungen der beiden Schleusenstutzen miteinander erfolgte. Der Vorgang verlief vollautomatisch.

Als sich die linsenförmigen Lamellen der Rundung öffneten, stand Hannafort Uergretter da – in einem einfachen Arbeitsanzug mit Namensschild. Verdutzt hob Schuster eine Hand zum Gruß. Soviel der Ehre, dachte er. Was bedeutet das? Will der Mann was von mir? Eigentlich läuft es doch anders herum. Uergretter macht gerne in Understatement, wobei er es schon mal übertreibt, rief sich Schuster in Erinnerung. Aber andererseits hatte es der xfache Milliardär nicht nötig, irgend jemandem irgendetwas zu beweisen. Auch nicht dem Planetaren Sicherheitschef, selbst wenn der einmal Fünf-Sterne-General und Kommandeur aller Landstreitkräfte der Erde gewesen war.

Uergretter und Schuster begrüßten sich mit Handschlag. „Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?“, kam der Luna-Werft-Eigner sofort zu Sache.

„Neugier“, lautete die Antwort.

*

In einem Labor hinter meterdicken Plastbetonwänden, 70 Meter unter der Mondoberfläche beugten sich zwei Männer über einen grauen Brocken – einen Meteoriten.

„Wo kommst du her?“, fragte Linus Abott, der Chefgeologe der Luna-Materialforschung und streichelte über die Oberfläche des metallisch schimmernden Klumpens.

„Aus dem Kuipergürtel“, stellte sein Boss Arsan Zacher ungeduldig fest.

„Ja und nein“, sagte Abott, der die Reizbarkeit von Zacher bestens kannte. „Er wurde im Äußeren Kuipergürtel geborgen. Aber er stammt nicht von dieser Welt, wie Longman behauptet. Und damit meint er, nicht aus unserem Universum.“

„Ich kenne die Theorie von Longman, aber mir fehlen die wissenschaftlichen Beweise.“

„Longman ist zweifacher Nobelpreisträger und der führende Astrophysiker weltweit. Sein Wort hat Gewicht, offenbar auch bei Hannafort Uergretter.“

„Ich weiß, ich weiß“, stöhnte Zacher leise. „Und nun zum Grund, warum ich gekommen bin. Wir erhalten gleich hohen Besuch. Uergretter persönlich hat ein paar Fragen an Sie. Und er kommt nicht alleine.“

Abott richtete sich erstaunt auf. „Es wäre schön gewesen, wenn ich davon etwas früher erfahren hätte.“

„Wem sagen Sie das?“ Zacher blickte kurz auf seinen Kommunikator. „Sie sind schon da.“

Die schwere Sicherheitstür öffnete sich, und drei Männer und eine Frau traten in das Labor.

An der Spitze Hannafort Uergretter, dahinter Professor Charles K. Longman. Abott staunte noch mehr, denn er wusste, wie ungern der Astrophysiker die Erde verließ. Bisher war der berühmte Mann nur einmal auf den Mond gekommen, um den Meteoriten in Augenschein zu nehmen. Und das nur äußerst ungern, wie er nicht aufgehört hatte zu betonen. Den dritten Mann und die elegante Frau kannte er nicht.

Uergretter übernahm die Vorstellung. Nachdem er Zacher als Chef der Luna-Werft und Abott als Chefgeologen bekannt gemacht hatte, nannte er die Namen der beiden anderen Besucher. Die Frau hieß Dr. Mangold und der Mann Schuster. Uergretter sprach ihn mit General an. Er kam Abott bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern, woher. Der Professor nannte die Frau Alice, siezte sie aber. Sie schien so etwas wie seine Assistentin zu sein. Eine ihrer Aufgaben war es, das gesamte Gespräch aufzunehmen. Auch wieder sehr verwunderlich, denn bisher wurde alles, was mit dem Meteoriten zu tun hatte, als strengstens vertraulich behandelt.

„Also, Herr Abott, was können Sie uns über das Ding da sagen?“, fragte Uergretter und wies auf den dunklen Brocken, der inzwischen von starken Lampen beleuchtet wurde. Sein metallisches Glänzen wurde dadurch noch deutlicher.

Bevor Abott antworten konnte, unterbrach ihn Uergretter. „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie unterbreche. General Schuster, ich habe ganz vergessen, dass Sie ja als einziger der hier Versammelten nicht die geringste Ahnung davon haben, um was es eigentlich geht. Arsan, Sie können dem sicher abhelfen“, drehte er sich zum Werftchef Zacher um, der von Beginn des Aufstiegs des Uergretter-Konzerns zum führenden Raumschiffshersteller dabei war.

Mit etwas säuerlicher Miene nickte der und erklärte: „General, nachdem wir von den Chalett im Jahr 2097 erfuhren, dass wir nicht allein im All sind und welche Gefahren uns durch außerirdische Zivilisationen drohen, befindet sich die gesamte Menschheit bekanntlich in einem permanenten Ausnahmezustand. Bereits damals existierte die Luna-Werft. Nur ein Zehntel so groß wie heute. Dank der Corbett-Fertigungsautomaten, die der Vater von Herrn Uergretter entwickelt hat, haben wir jetzt eine hundertfach höhere Produktivität. Und wir erweitern die Werft ständig. Die Raumflotte ist, wie Sie wissen, unersättlich. Permanent erhöht sie ihre Aufträge. Wir kommen kaum nach.“

„Für einen Unternehmer gibt es doch nichts Schöneres“, unterbrach ihn General Schuster.

„Richtig“, sagte Zacher, „wenn da nur nicht das Materialproblem wäre.“

„Ich habe gedacht, durch den Abbau im Asteroidengürtel gäbe es diesbezüglich keinen Mangel mehr“, wandte Schuster ein.

„Leider nur zum Teil. Eisen, Kupfer, Silber und sogar Gold haben wir jetzt reichlich. Was uns fehlt sind Seltene Erden und noch seltenere Edelmetalle. Wir brauchen sie für unsere Antriebe sowohl im Unterwie auch im Überlichtbereich. Auch für die Sprungaggregate sind sie unerlässlich. Was aber noch entscheidender ist – für unsere Messkolonnen und Navigationsinstrumente. Ohne sie ist es unmöglich, einen Sprungpunkt zu lokalisieren beziehungsweise zu nutzen. Unsere Explorationsschiffe grasen schon seit Jahren den gesamten Asteroidengürtel ab. Natürlich auch alle erreichbaren Planeten. Sie sind durchaus erfolgreich, aber es genügt nicht. Der Bedarf wächst ständig. Aus diesem Grund haben wir die Suche auch auf den Kuipergürtel ausgedehnt.“

„Interessant“, unterbrach ihn Schuster abermals, „ist das nicht sehr kostspielig? Sogar schnelle Kampfschiffe brauchen ihre Zeit, um bis zum Rand des Sonnensystems beziehungsweise zum Kuipergürtel zu kommen. Überlichtflug ist im Bereich des Sonnensystems doch nicht möglich.“

„Richtig“, bestätigte der Werftchef, „aber die Ausbeute der Fernexplorer ist erstaunlich groß. Wir können den Bedarf nun einigermaßen decken.“

Uergretter stellte sich neben den Meteoriten und ergriff das Wort: „Einem solchen Explorer verdanken wir diesen hässlichen, aber einmaligen Brocken.“

„Was ist das Besondere an ihm?“, fragte der General prompt.

„Seine Zusammensetzung. Nach ersten Analysen handelt es sich um fast reines Iridium und einige Verunreinigungen durch andere Metalle und Mineralien“, Mit einer geradezu liebevollen Handbewegung streichelte Uergretter den Meteoriten, der in etwa die Größe eines Schreibtisches hatte.

„Herr Abott, bitte erklären Sie das Besondere.“

„Bereits bei der Analyse kurz nach der Bergung wurden ungewöhnliche Messwerte registriert“, begann der Chefgeologe. „Man glaubte, es handele sich um eine Fehlfunktion der Instrumente und beließ es dabei. Man war mehr als zufrieden damit, einen grandiosen Fund von außerordentlich reinem Iridium gemacht zu haben.“

„Ist Iridium nicht sehr selten und teurer als Gold?“, unterbrach in General Schuster.

„So ist es“, bestätigte Abott. „Seit Langem gehen wir davon aus, dass Iridium hauptsächlich durch Meteoriten beziehungsweise Asteroiden auf die Erde gekommen ist. Von Iridium-Funden in Einschlagskratern wird bereits aus dem frühen einundzwanzigsten Jahrhundert in wissenschaftlichen Veröffentlichungen berichtet. Unter anderem gilt das als Beweis dafür, dass ein großer Asteroideneinschlag im Golf von Mexiko vor sechsundsechzig Millionen Jahren das Ende der Ära der Dinosaurier herbeiführte. Der Krater hat einen Durchmesser von zweihundert Kilometern. Es wurden ungeheure Mengen Staub aufgewirbelt, die die Sonne für längere Zeit verdunkelten. Das löste eine Kaltzeit aus, die die Nahrungsgrundlage der Dinosaurier vernichtete und damit zu ihrem Aussterben führte. Das geschah am Ende der Kreidezeit. Und tatsächlich werden in vielen Bohrkernen aus dieser Epoche massive Iridiumspuren in den Ablagerungen gefunden.“

„Interessant“, unterbrach ihn Uergretter, „aber kommen Sie bitte zum Punkt.“

„Jedenfalls haben wir den Meteoriten, immerhin bringt er über fünfzig Tonnen Gewicht auf die Waage, allen uns möglichen Untersuchung unterzogen. Übrigens, wäre der Brocken ein Würfel, hätte er eine Kantenlänge von nur circa einem Meter dreißig. Das überraschende ist, dass das Iridium eine kleine, für uns bisher unerklärliche Abweichung vom Periodensystem der Elemente aufweist. Es ist zweifellos Iridium, aber auch wieder nicht. Das Fundstück ist mit nur fünf Prozent Fremdstoffen wie Eisen und Mineralien verunreinigt.

Auf der Erde und im ganzen Sonnensystem gibt es so reines Iridium nicht. Es wird unter anderem mit einem aufwendigen Verfahren aus Rohplatin gewonnen. Wir haben festgestellt, dass die Iridium-Atome des Meteoriten ein geringfügig abweichendes Quantenecho im Vergleich zu dem uns bisher bekannten Iridium aufweisen. Das gilt übrigens auch für alle anderen Elemente, mit denen das Iridium verunreinigt ist. Wir verstehen den Sachverhalt noch nicht zur Gänze.“

Abott war dankbar, dass Professor Longman sich räusperte und übernahm: „Glücklicherweise erfuhr ich sehr früh von dieser Anomalie, die es nach unseren physikalischen Gesetzen nicht geben dürfte. Das habe ich meinem Freund Hannafort zu verdanken, der mich schnell in die Untersuchungen einbezog. Um die Sache abzukürzen, es ist meine feste Überzeugung, dass der PU-Iridium-Findling nicht aus unserem Universum stammt. PU steht hier für Parallel-Universum. Die Theorie, dass es eine Vielzahl von Universen gibt, dürfte Ihnen ja hinlänglich bekannt sein. Eigentlich spricht man sogar von einer unbegrenzten Anzahl.“

„Du hast die Sache tatsächlich stark abgekürzt, aber letztendlich auf den Punkt gebracht.“

Hannafort Uergretter gab Longman einen Klaps auf die Schulter. „Natürlich wurde die atomare Struktur des Materials mit verschiedensten Methoden analysiert. Die Ergebnisse ergaben jeweils, der Brocken kann nicht von dieser Welt – sprich, aus unserem Universum – stammen.“

Uergretter ging, während er sprach, um den Meteoriten herum. „Das eigentlich Entscheidende ist die Schlussfolgerung, die Professor Longman daraus gezogen hat. Er stellte sich und uns die Frage, wie ist das Ding zu uns gekommen? Und ich glaube, mein guter Freund Charles hat die Antwort gefunden. Es muss im Kuipergürtel einen Sprungpunkt von dem anderen Universum in unseres geben und nach allem, was wir wissen, damit auch in umgekehrter Richtung.“

Jeder in dem tief unter der Mondoberfläche liegendem Labor wusste, was das bedeutete.

Seit die Chalett die Menschheit über die Machtverhältnisse in einem über tausende Lichtjahre durchmessenden Bereich der Milchstraße informiert hatten, gehörte das zum Schulwissen. Beherrscht wurde dieser Spiralarm-Sektor mit Milliarden Sternen von den Tares – einer uralten Symbionten-Rasse. Ihr gewaltiges Imperium bestand bereits seit 170 000 Erdenjahren. Die Herrschaft übten die Tares mit Unterstützung von fast 800 raumfahrenden Vasallenvölkern aus. Diese wiederum waren die Herren von fast 11 000 intelligenten Populationen, von denen die meisten entweder gar keine Raumfahrt kannten oder bestenfalls in ihren Sternensystemen unterwegs waren. Nur wenige beherrschten den Überlichtflug. Spätestens zu diesem Zeitpunkt kamen sie in das Blickfeld der Symbionten oder ihrer Vasallenvölker.

Möglich wurde die Verwaltung eines so gewaltigen Raumquadranten aber nur, weil es neben einigen unterschiedlichen Technologien des Überlichtfluges sogenannte Gravitationsverwerfungen – auch Sprungpunkte genannt – gibt. Sie erlauben das Überwinden von Lichtjahrdistanzen in Null-Zeit. Bei der üblichen dreibis vierfachen Geschwindigkeit hätte es ohne die Sprungpunkte viele Jahrtausende gedauert, das Tares-Imperium zu durchqueren. Herrschaft ließe sich so nicht ausüben.

Einer der Vasallen der Tares war das Volk der Ronder, gorillaähnliche Dreibeiner, massig und fast zweieinhalb Meter groß. Das sogenannte dritte Bein war lediglich der Rest eines Schwanzstummels und diente hauptsächlich zum Abstützen. Konnte aber auch als Waffe im Nahkampf eingesetzt werden. Sie waren es, die das Chalett-Erkundungsschiff im Jahr 2097 angegriffen und vernichtet hatten. Nur wenige Chalett konnten sich in einer Rettungskapsel hinter dem Neptun verstecken. Die Ronder durchquerten anschließend das Sonnensystem. Sie verschwanden, ohne Kontakt mit der Menschheit aufzunehmen.

Später berichteten die Chalett, das sei die übliche Vorgehensweise der Tares-Vasallen. Bei den Chalett handelte es sich um eine nicht humanoide, echsenähnliche Rasse. Ihr Forschungsschiff hatte die unverwechselbaren Signaturen eines Überlichtfluges geortet, als sie in etwa sechs Lichtjahren Entfernung vom Sonnensystem auf dem Weg zu einem Stern mit zwei Planeten waren, die sie für aussichtsreiche Kandidaten für eine Besiedelung hielten. Die Erde hatten sie als zu wasserreich und damit ungeeignet für ihre Suche nach neuen Lebensräumen angesehen. Das hatten Fernerkundungen durch Spektralanalysen ergeben. Sie ließen die Erde deshalb sozusagen links liegen.

Nach der Ortung des Überlichtfluges änderte das Chalett-Expeditionsschiff mitten im Nichts des interstellaren Raumes seinen Kurs. Der Flug mit etwas über ÜL 3 bis an den Rand des Sonnensystems dauerte fast zwei Jahre. Das Verhängnis für die Echsen war, dass auch ein schneller Kreuzer der Ronder, der mit ÜL 5 flog, fast zeitgleich die Überlichtimpulse des Erdschiffes empfangen hatte. Kurz hinter den Chalett trat er in den Normalraum ein und eröffnete sofort das Feuer. Die Chalett hatten keine Chance.

Tgr*Tgr*Tgr, der Anführer der überlebenden Echsen, war es, der die Gefahr für die Menschheit durch die Tares und ihre Vasallen in Worte kleidete: „Es gibt im Imperium der Symbionten keine Freunde, sondern nur Konkurrenten um Ressourcen. Für die Tares sind intelligente Lebensformen die wichtigste aller Ressourcen.“

Der Heimatplanet der Chalett war 280 Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Echsenrasse beherrschte den ÜL-Flug bereits seit Jahrhunderten. Als ihr Erkundungsschiff auf die Signaturen der Avalon, dem ersten irdischen Überlichtschiff, stieß, war es schon über 90 Jahre unterwegs. Die meiste Zeit hatte die Mannschaft im Kälteschlaf verbracht.

Der Kommandant des Chalett-Schiffes war Tgr* gewesen. Er hatte den Angriff der Ronder nicht überlebt. Viel ranghöher war aber Tgr*Tgr*Tgr*. Er war ein Dreier, wie sein Name besagte. Es kam selten vor, dass sich ein so hochgestellter Chalett an einer Erkundungsexpedition beteiligte. Ein Glück für die Mannschaft, denn ohne ihn wäre sie mit dem Tod des Kapitäns unverzüglich ausgelöscht worden. Eine Art Totmannschaltung hätte dafür gesorgt. Kein Chalett sollte und wollte lebend in Gefangenschaft eines Tares-Vasallen geraten. Schlimmstenfalls hätte er einem Tares-Symbionten als Wirtskörper dienen müssen.

Das Überleben von Tgr*Tgr*Tgr* war aber auch ein Glücksfall für die Menschheit. Zur Mission des Chalett-Anführers gehörte neben dem Erkunden neuer Lebensräume das Aufspüren von potentiellen Verbündeten und das Schmieden von Allianzen. Nachdem mit Chalett-Technologie sehr schnell eine Verständigung möglich wurde, machte Tgr*Tgr*Tgr* unmissverständlich klar, seinem Leben und dem aller Chalett ohne zu zögern ein Ende zu setzen, wenn er den Eindruck gewänne, die Menschen seien eine Gefahr für die Chalett-Zivilisation.

Es dauerte allerdings nicht lange und Tgr*Tgr*Tgr* begann damit, seinen Gastgebern eine Fülle an Informationen über das Tares-Imperium und seine Funktionsweise zu geben. Er begründete das pragmatisch, die Menschen würden schwerlich Verbündete werden können, wenn es sie nicht mehr gäbe oder sie zu einem Hilfsvolk der Ronder und damit der Tares werden würden. Und in einem Punkt sei er sich sicher. Die Ronder würden zurückkommen.

Mit einer starken Flotte. Und für die gäbe es nur zwei mögliche Alternativen für die Menschheit: Unterwerfung oder Vernichtung.

Im Jahr 2098, nur ein Jahr nach der Zerstörung des Chalett-Raumers, trat Tgr*Tgr*Tgr* vor den Koordinationsrat der Weltregierung auf. In einer kurzen Erklärung nannte er drei Gründe, warum er glaube, die Menschheit habe eine Chance, sich gegen einen ersten Angriff der Ronder erfolgreich zur Wehr setzen zu können. Einmal die ungeheure Schnelligkeit, in der sie es von der Dampmaschine bis zum Überlichtantrieb geschafft hätten.

Die Chalett hätten dafür mehr als 2 000 Jahre gebraucht. Und das sei im Vergleich mit anderen Zivilisationen noch schnell gewesen. Einige hätten sich zehntausende Jahre Zeit gelassen, bevor sie den Sprung in den Weltraum wagten. Viele hätten es gar nicht erst versucht. Manche aus religiösen Gründen, andere aus mangelnder Innovationskraft.

Der zweite Grund sei die ungeheure Anzahl an Menschen und ihre industriellen Kapazitäten. Allein auf der Erde gäbe es 16 Milliarden und auf den Kolonien und Habitaten im Sonnensystem weitere 1,5 Milliarden. Im Vergleich dazu sei die Bevölkerungszahl der Chalett winzig. Kaum 60 Millionen auf der Heimatwelt Schiezschiez und weitere sieben Millionen auf zwei Kolonialplaneten in anderen Sternensystemen, elf und siebzehn Lichtjahre von der Geburtsstätte der Chalett entfernt.

Zum Dritten wäre es von Vorteil, dass er namens des Tgr*Tgr*Tgr*Tgr*, dem obersten Führer der Chalett, der Menschheit sein Wissen zur Verfügung stellen würde. Dabei sei Technologie-Transfer noch nicht einmal so wichtig. Auf diesem Gebiet habe er nach dem Studium der auf der Erde vorhandenen Kenntnisse in den Naturwissenschaften neidlos anerkennen müssen, dass der Rückstand nicht sehr groß sei. Immerhin gäbe es speziell in der Raumfahrt und in der Waffentechnik noch einige Lücken, die er füllen könne. Zum Beispiel die Fähigkeit, Raumschiffantriebe mit ÜL 3 zu bauen.

Von größerer Bedeutung sei, dass die Chalett im Laufe von Jahrhunderten sehr viele Informationen über das Tares-Imperium in Erfahrung gebracht hätten. So würden sie neben vielen anderem die Positionen der Sternensysteme von drei Vasallen- beziehungsweise Hilfsvölkern kennen, die relativ am nächsten zum System Sol lägen. Sie nennen sich Ronder, Haragunter und Schein Ahat Schein. In circa 320 Lichtjahren Entfernung befindet sich die Hauptwelt der Ronder, Ronderrong genannt. In unmittelbarer Nachbarschaft von ihr gibt es Sprungpunkte zu den Welten der Haragunter und der Schein Ahat Schein.

In Null-Zeit können die Zentren dieser beiden Völker vom Hauptsystem der Ronder aus angeflogen werden. Dabei sind sie 1200 und 1350 Lichtjahre in entgegensetzten Richtungen entfernt. So war das in der Galaxis. Eine Sonne in 20 Lichtjahren Entfernung war bestenfalls in vier bis sechs Jahren zu erreichen – mit Sprungpunkten verbundene Welten von einem Augenblick zum anderen.

Diese Raum-Zeit-Verwerfungen sind aber selten vorkommende Phänomene. Da die Haragunter und die Schein Ahat Schein nur jeweils über den Sprungpunkt im System der Ronder Zugang zum Tares-Imperium hatten, waren sie nach ihrer Entdeckung durch die Ronder schnell zu Hilfsvölkern der Dreibeiner geworden.

Im Prinzip war es auch den Rondern selbst so ergangen. Ihr System hatte nämlich noch einen zweiten Sprungpunkt, einen sogenannten Supertransmitter, der 6790 Lichtjahre ins Zentrum des Tares-Imperiums führte. Als Ronderrong von einem der Vasallenvölker der Symbionten entdeckt worden war, hatte man gerade die ersten Schritte in den Weltraum gewagt. Nachdem die Ronder selbst Hilfsvölker akquiriert hatten, wurden sie in den Status eines Vasallen erhoben. Damit unterstanden sie unmittelbar dem Höchsten Hohen, auch Großer Kunkran genannt, auf Tares in Tares, wie sich das Zentrum der Symbionten nannte.

Bereits im Jahr 2097, in dem das Schiff der Chalett von den Rondern vernichtet worden war, hatte ihr Anführer Tgr*Tgr*Tgr* vor der Rückkehr der Tares-Vasallen gewarnt. Kurze Zeit später in seiner inzwischen berühmten Rede vor dem Koordinationsrat der Weltregierung grenzte er den zu erwartenden Zeitpunkt der Invasion ein. Im günstigsten Fall für die Menschheit würden fast 100 bis 130 Jahre vergehen. Allerdings gäbe es Informationen, dass in weniger als 170 Lichtjahren Entfernung von der Erde ein Sprungpunkt existiert. In einem System mit einer Roten Sonne und zwei großen Gasplaneten ohne jedes Leben. Ungeeignet für eine Besiedelung. Über das Sprungpunkt-Netz der Tares-Symbionten sei Ronderrong aber mit diesem Transit verbunden. Unterstellt, das träfe zu, würde sich die Zeitspanne bis zum Eintreffen der Ronder auf 60 bis 70 Jahre verkürzen. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die Vasallen auch über die neuesten ÜL-Antriebe des Tares-Imperiums verfügten. Und das könnte mehr als ÜL 6 bedeuten. Die besten Antriebe der Chalett würden bisher leider nur ÜL 3,2 erreichen.

*

Nach der Rückkehr von seinem Besuch der Luna-Werft und dem Treffen mit Hannafort Uergretter berief Sicherheitschef Leonhard Schuster unverzüglich seinen Stab zusammen.

Die vier Männer und drei Frauen hörten seinem Bericht konzentriert zu.

Als erste meldete sich die Exobiologin Rosanna Medizin zu Wort: „Wenn wir davon ausgehen, dass es im Kuipergürtel eine Transitverwerfung in ein anderes Universum gibt, was bringt uns das im Abwehrkampf gegen die Tares-Symbionten und ihre Vasallen?“

„Vermutlich gar nichts“, sagte der Ex-General bedächtig. „Die Idee von Uergretter ist, einen Rückzugsraum für die Menschheit zu finden. Warum nicht in einem Parallel-Universum, wenn es denn existiert? Glauben wir Tgr*Tgr*Tgr*, und das tun wir, ist eine Invasion der Ronder unausweichlich. Vielleicht gelingt es uns, die Übernahme des Sol-Systems durch die Tares-Vasallen abzuschlagen. Der Chalett hält das für möglich, weil die Ronder uns unterschätzen werden. Das werden sie aber nur einmal tun. Danach bekommen wir es mit der Macht eines gewaltigen Imperiums zu tun. Billionen von Individuen, die blindlings den Befehlen der Symbionten gehorchen und denen die Ressourcen von zehntausenden Planeten zur Verfügung stehen.“

„Also will sich Uergretter aus dem Staub machen“, stellte Admiral Cherupper fest.

Unwirsch schüttelte Schuster den Kopf. „Es geht um das Überleben der Menschheit. Uergretter und Professor Longman haben dem Koordinationsrat der Weltregierung den Plan, ein gigantisches Expeditions- und Kolonieschiff zu bauen, bereits vorgetragen. Ihnen wurde volle Unterstützung zugesagt. Besonders beeindruckt hat das Gremium, dass Uergretter die Kosten für den Bau des Expeditionsschiffes selbst übernehmen will. Für Politiker, die ungeheure Summen für die Aufrüstung der Erdstreitkräfte bereitstellen müssen – wie anders als durch Steuern –, ist das ein gewichtiges Argument.“

„Von welchen Kosten sprechen wir da?“, ließ sich Liu Pei Pei, Analyse-Chef, vernehmen.

„Von 2 500 Milliarden Terras und mehr.“

„So reich ist Uergretter?“, fragte Liu ungläubig. „Für diese Summe kann man mehr als hundert Schlachtschiffe bauen.“

„Im Prinzip ja, aber Uergretter muss sich von seinem gesamten Besitz trennen, auch von der Luna-Werft, dem Herzstück seiner industriellen Beteiligungen.“

„Und wer baut dann den Riesenraumer?“, fragte jemand aus der Runde.

„Die Luna-Werft natürlich. Meinen Sie, die neuen Besitzer würden sich einen solchen Auftrag entgehen lassen?“, antwortete Schuster.

„Einfach genial, Uergretter verkauft die Werft, und mit dem Erlös baut er dann sein Traumschiff. Eine schöne Pirouette des Kapitalismus in Reinkultur. Hoch lebe unser liberales Wirtschaftssystem.“ Cora Contor, Kommandantin der Kampfeinheiten des Planetaren Sicherheitsdienstes, schien erzürnt zu sein. „Einen Haken hat die Sache aber, wer baut dann unsere Schlachtkreuzer für den Kampf gegen die Ronder?“

„Keine Sorge. Zum großen Teil auch die Luna-Werft. Jedenfalls werden alle Bestellungen der Raumflotte termingerecht ausgeliefert. Uergretter hat vorgesorgt und für sein Schiff eine eigene Werft gebaut, direkt neben den bestehenden Anlagen.“ Schuster gab die Antwort ohne zu zögern. Vermutlich hatte er mit der Frage gerechnet.

Liu Pei Pei verzog seine Stirn leicht: „Kein Wunder, dass der Koordinationsrat dem Vorhaben zugestimmt hat. Vielleicht ist das wirklich eine Möglichkeit, einem kleinen Teil der Menschheit eine Überlebenschance zu geben. Aber wir haben es mit vielen Obs und Wenns zu tun. Zum Beispiel ist völlig offen, ob es den Transitpunkt in ein Parallel-Universum überhaupt gibt. Und wenn, ob es in diesem Universum Planeten gibt, auf denen sich Menschen ansiedeln und überleben können.“

„Ein berechtigter Einwand“, meinte Schuster. „Bisher wurde der hypothetische Sprungpunkt im Kuipergürtel nicht gefunden. Hierfür hat Professor Longman aber eine Erklärung. Er geht davon aus, die Transitsingularität könne mit unseren derzeitigen Instrumenten nicht aufgespürt werden. Dazu bedürfe es neuer Messgeräte, die mit dem Iridium aus dem Parallel-Universum hergestellt werden. Zur Zeit wird der gesamte Meteoriten-Brocken in reines Iridium eingeschmolzen. Das gewonnene Material wird für die Fertigung einer überdimensionalen Ortungs-Phalanx verwandt. Longman ist davon überzeugt, so den Sprungpunkt lokalisieren zu können.“

„Und wer soll gerettet werden, wenn es zum Schlimmsten kommt?“ Wieder war es Cora Contor, die nachfragte.

Schuster ließ sich Zeit, bevor er sagte: „Eine Mannschaft von circa 10 000 Besatzungsmitgliedern und 5 000 Spezialkräften der Raumflotte. Ferner eine 35 000-köpfige Gruppe Kolonisten, die groß genug ist, um auf einem geeigneten Planeten eine Überlebenschance zu haben. Die Anzahl weiblicher und männlicher Expeditionsmitglieder wird gleich sein; natürlich nur Freiwillige, die sich des Risikos einer Reise ins Unbekannte bewusst sind.“

Nach einer längeren Pause, die – wie von Schuster beabsichtigt – die Aufmerksamkeit sichtlich steigerte, fuhr er fort: „Zusätzlich werden hunderte Millionen menschlicher Embryonen in Stasiskammern mitgeführt, die einen Querschnitt aller Ethnien und Völker der Menschheit repräsentieren.“

Kapitel 2

Der Bordkalender der KUIPER 065 zeigte Erdzeit 2167, 15. August an. Circa sechzig Jahre zuvor hatte Tgr*Tgr*Tgr* in seiner Rede vor dem Koordinationsrat der Weltregierung prognostiziert, dass die Rückkehr der Ronder in circa 60 bis 70 Jahren erfolgen könnte. Und wie es jetzt aussah, hatten sich die Dreibeiner an die Voraussage gehalten.

Das weit im All außerhalb des Sonnensystems stationierte Wächterschiff empfing als erste Einheit die Signaturen einer großen Anzahl von Austritten aus dem Überlichtraum. Der 7 500 Tonnen Raumer war einer von 90 vorgeschobenen Beobachtern der drei solaren Kampfflotten. Er hatte sich im Ortungsschatten eines Asteroiden von circa zwanzig Kilometer Durchmesser positioniert.

Kapitän Sokotta, Kommandant der KUIPER 065, zweifelte keinen Augenblick daran, dass es sich bei den Ankömmlingen um die erwartete Invasion der Ronder handelte. Sie kamen exakt aus dem Raumsektor, der zu erwarten gewesen war. Offenbar rechneten sie nicht mit größerem Widerstand und verzichteten deshalb darauf, sich für einen weniger voraussehbaren Eintritt in den Normalraum zu entscheiden.

Sokotta gab eine erste Meldung an die Jupiter-Flotte ab. Dieser Großkampfverband war der nächstgelegene zum Anflugkorridor der Ronder, während sich die Saturn-Einheiten auf der anderen Seite des Sol-Systems befanden. Es hätte vier Tage gedauert, bevor sich diese den Rondern in den Weg hätten stellen können. Die Planungen sahen vor, dass in einem solchen Fall die am weitesten entfernte Flotte mit Höchstbeschleunigung die Erde anflog, um die stationären Verteidigungsanlagen im Orbit zu verstärken. Der Kapitän der KUIPER 065 wusste natürlich, wenn die Erde direkt angegriffen würde, wäre die Jupiter-Flotte gescheitert.

Unwillig schüttelte er den Kopf, als könne er damit die Gedanken an eine Niederlage vertreiben. Sein 1. Offizier, Wang Liung, der ihn beobachtet hatte, vollzog offenbar die Überlegungen seines Kapitäns nach.

„Die Ronder unterschätzen uns. Wir werden es ihnen zeigen“, sagte er.

„Warten wir ab“, bremste Sokotta die Zuversicht seines Stellvertreters. „Ich möchte jetzt nicht in der Haut von Admiral Mendez-Ventura stecken. Er muss entscheiden, wie die Neptun-Flotte eingesetzt wird. Die Frage lautet: Verstärkt er die Jupiter-Kampfgruppe oder die Erdverteidigung?“

Es dauerte über drei Stunden, bevor die RücKilometereldung des Oberkommandos eintraf. Kein Wunder, waren die Nachrichten doch circa 160 Lichtminuten oder zweimal circa 1,5 Milliarden Kilometer unterwegs.

„Befehl des Admirals, persönlich“, meldete der Kommunikationsoffizier. „Nur wenige Zeichen ph ggm mv.“

„Und das heißt?“, wollte Sokotta wissen.

„Position halten, gut gemacht, Mendez-Ventura.“

„Wenn wir das überleben, bekommen wir alle einen Orden“, meinte Wang Liung sarkastisch.

Der Kommandant der KUIPER 065 wusste nur zu gut, was sein 1. Offizier damit sagen wollte. Wenn sie ihre Position hielten, wären ihre Chancen, den Ortungssystemen der Ronder zu entgehen, nur sehr gering. „Also gut, wir gehen noch näher an den Brocken unter uns ran. Alle Energieverbraucher auf null herunterfahren – nur Lebenserhaltung und Passivortung aktiv lassen. Es wird einige Zeit dauern, bis die Ronder ihre Flotte gesammelt haben.“

Ein Problem des gemeinsamen Überlichtfluges von mehreren Raumschiffen war, dass sie sich nach dem Austritt nie in unmittelbarer Nachbarschaft wiederfanden. Mitunter waren sie bis zu mehrere hundert Millionen Kilometer voneinander entfernt. Bei einer Handvoll Schiffen war das kein wirkliches Problem. Nach kurzer Zeit fanden sie wieder zusammen. Bei einer großen Flotte sah die Sache anders aus. Da konnte es schon mal einige Stunden dauern, bis die Befehlshaber ihre Schäfchen da hatten, wo sie sie haben wollten. Schlachtschiff zu Schlachtschiff, Angriffszerstörer und Begleitkreuzer zu den vorgesehenen Positionen.

Die Admiräle der Erdflotten hatten diesen Umstand in ihrer Verteidigungsstrategie berücksichtigt. Sie wussten den Zeitgewinn zu nutzen. Von ihrem Versteck aus konnte die KUIPER 065 die Aufstellung der Jupiter-Flotte mit einer Verzögerung von circa achtzig Minuten verfolgen.

Mit einiger Verwunderung sah Kapitän Sokotta weitere vierzig Minuten später, dass der Neptun-Verband weder in Richtung Erde noch der Jupiter-Flotte Fahrt aufnahm. Vielmehr bewegte er sich mit Höchstbeschleunigung zum Rand des Sonnensystems. Er entfernte sich damit von dem Raumsektor, in dem die Abwehrschlacht vermutlich stattfinden würde.

„Was das soll, erschließt sich mir nicht“, staunte Wang. „Und die Jupiter-Flotte lässt es auch sehr langsam angehen.“

„Sie haben Recht, die Schiffe beschleunigen kaum. Offenbar will Admiral Mendez-Ventura die Ronder tiefer ins Sonnensystem locken“, stellte Sokotta fest.

Beide Offiziere wussten, dass das ein Teil der Verteidigungsstrategie war. Die Invasoren sollten sich möglichst weit aus dem Bereich entfernen, von dem ein Überlichtflug noch möglich war. Das Schwerkraftfeld eines Sternes mit großen Planeten stand dem Übertritt in den Hyperraum im Wege. So resolut hatten sie sich die Umsetzung des Planes aber nicht vorgestellt. Bestand dabei doch auch die Gefahr, dass die Ronder mit ihrem Geschwindigkeitsüberschuss beim Einflug in das Sonnensystem die Schlachtlinie der Jupiter-Flotte durchbrechen könnten. Dann wäre ein Vorstoß bis zu den inneren Planeten möglich. Kein schöner Gedanke.

Die KUIPER 065 beobachtete das Geschehen weiterhin mit Passivortung. „Die Ronder scheinen es auch nicht eilig zu haben“, bemerkte der Kommunikationsoffizier Arung, ein kleinwüchsiger Nepalese, der virtuos diverse Ausschnitte so auf großen Bildwänden anordnete, dass die Bewegungen der feindlichen sowie der eigenen Kampfschiffe gut zu verfolgen waren. Angezeigt wurden auch die Beschleunigungswerte und die exakte Position jeder Einheit.

„Die Ronder-Flotte besteht bisher aus zweihundertzweiundsiebzig Einheiten. Siebzig davon sind gewaltige Brocken. Mindestens 25-Millionen-Tonner.“ Arung sah von seinem Display fragend auf.

„Alles per Richtstrahl an die Jupiter-Flotte weitergeben“, befahl Sokotta. Nachdenklich fügte er hinzu: „Es sieht ganz so aus, als würde der Admiral bewusst große Lücken in der Aufstellung seiner Schlachtfront lassen. Will er die Ronder tatsächlich dazu verleiten, ins Innere des Systems vorzustoßen?“

„Offenbar.“ Wang wandte seine Aufmerksamkeit der Bildwand ganz links zu. Hier war zu sehen, dass sich die Schiffe der Ronder immer noch sehr gemächlich sammelten. Es dauerte fast drei weitere Stunden, bevor sich die Flotte in Bewegung setzte.

Dann allerdings beschleunigte die Dreibeiner-Armada mit Höchstwerten bis auf zwanzig Prozent. In sieben bis acht Stunden würde sie auf die Jupiter-Flotte treffen. Schon bald war zu erkennen, dass die Ronder das freundliche Angebot von Admiral Mendez-Ventura, durch die Lücken in der Abwehrfront vorzustoßen, ignorierten. Vielmehr teilten sich die Angreifer in Keile auf, die frontal auf die Spitzen der fünf Linien der Jupiter-Flotte vorstießen.

Bevor irgendjemand auf der Brücke dazu einen Kommentar abgeben konnte, rief der kleine Nepalese: „Kapitän, eine Prioritätsnachricht geht ein.“

Auf einem Bildschirm erschien der Oberkörper eines Mannes, der den Rang eines Commanders hatte, wie an dem Rangabzeichen auf seinem Kampfhelm zu sehen war. Das Visier des ungewohnt aussehenden Kopfschutzes war hochgeklappt. Das Gesicht des Mannes war jungenhaft, seine Augen blickten aber erfahren und energisch.

„Mein Name ist Johannes Wiecker, ich bin Kommandant einer Sondereinheit mit speziellen Vollmachten. Ich muss Sie bitten, die Instruktion Apokalypse 070 111-Notfall aufzurufen.“

Kapitän Sokotta kam der Aufforderung sofort nach. Die Instruktion 070 111 gehörte zu einem ganzen Bündel von streng geheimen Befehlen, die nur mit dem Zusatz Notfall geöffnet werden durften. Wer immer die Kennung nannte, übernahm die Befehlsgewalt. Auf seinem persönlichen Sichtschirm gab Sokotta seine eigene Identifizierung zweimal ein. Ungewöhnlich war, dass auch noch ein Retinascan verlangt wurde.

Nachdem die umständliche Prozedur abgeschlossen war, erschien auf dem Schirm ein kurzer Text: Die KUIPER 065 wird mit sofortiger Wirkung dem Befehl eines Offiziers der Ultimatoren unterstellt.

Kommandant Wiecker hatte schweigend gewartet, bis Kapitän Sokotta die Instruktion gelesen hatte. Ernst sagte er: „Ich muss Ihnen befehlen, auf Aktivortung zu gehen.“

„Dann leuchten wir wie ein Weihnachtsbaum“, platzte der Erste Offizier heraus.

„Richtig“, sagte der Ultimator, „das ist der Zweck der Übung. Wir wollen ein paar Ronder anlocken.“

„Und wir sind der Lockvogel“, seufzte Sokotta.

*

Admiral Mendez-Ventura blickte zusammen mit dem Chalett Tgr*Tgr*Tgr* auf die Annäherung der beiden Flotten. „Sie haben mal wieder recht behalten“, sagte er. „Die Ronder sehen uns als leichte Beute an. Sie greifen dort an, wo wir erkennbar am stärksten sind. Warum tun sie das? Wie mächtig die speziellen Panzerungen unserer Schlachtschiffe sind, können sie natürlich nicht wissen.“

Tgr*Tgr*Tgr* gab ein Geräusch von sich, das wohl dem menschlichen Lachen am nächsten kam. „Wie anders sollten sie reagieren? Das Wort Niederlage kommt in der Sprache eines Vasallen der Tares-Symbionten nicht vor. Seit Jahrtausenden beherrschen diese große Teile der Galaxis. Bevor die Ronder-Flotte ins innere Sonnensystem vordringt, soll jede potentielle Bedrohung im Rücken ausgeschaltet werden.“

„Bleibt nur zu hoffen, dass auch Ihre Einschätzung bezüglich der Kampfkraft der Ronder zutrifft. Die Schiffe, die da auf uns zukommen, sind verdammt groß.“

„Seien Sie froh“, lachte Tgr*Tgr*Tgr* erneut. „Es handelt sich zwar dem Namen nach um Schlachtschiffe, aber sie haben auch eine große Anzahl Bodentruppen und Kolonisten an Bord. Ihre Feuerkraft ist kleiner, als ihre Größe vermuten lässt. Hauptziel der Ronder ist es, sich ein neues Sklavenvolk untertan zu machen und Wirte für die Symbionten zu akquirieren. Gefährlicher als die großen Schlachtschiffe sind die Zerstörer an der Spitze der Ronder-Angriffskolonnen. Die Besatzungen sind entweder Haragunter oder Scheich Ahat Scheich. Die Kampfstärke der Schiffe ist beachtlich. Auf diese Angreifer muss die Jupiter-Flotte alle Waffen konzentrieren. Wenn die Ronder-Kommandeure begreifen, was ihnen geschieht, wird es für sie zu spät sein. Die Schlachtschiffe können dann nur noch durch die Lücken, die Sie gelassen haben, in Richtung Sonne fliegen. Beim Vorbeiflug an den Verteidigungslinien können die Invasoren jeweils von zwei Seiten attackiert werden. Was durchkommt, muss verfolgt und vernichtet oder zur Kapitulation gezwungen werden.“

„Werden sie kapitulieren?“

„Möglich, hängt vom Verhalten der Führer der Kolonisten ab. Normalerweise sind die Ronder nicht besonders aufopferungsvoll. Bei den Zerstörer-Besatzungen sieht das schon anders aus. Von diesen Schiffen darf keines bis zur Erde durchkommen. Die Mannschaften, die von den Hilfsvölkern abgestellt werden, sind zum Kampf bis zum Tode verpflichtet, wenn sie den Fortbestand ihrer Familienclans nicht gefährden wollen. Die Kapitäne sind entweder Haragunter oder Scheich Ahat Scheich. Das gilt auch jeweils für die Besatzungen. Gemischte Mannschaften sind wegen der unterschiedlichen Lebenserhaltungssysteme nicht oder nur selten üblich.“

„Dass Hilfsvölker zu Kriegsdiensten gezwungen werden, kennen wir auch aus unserer Geschichte. Meist endete das aber für die Unterdrücker in einer Katastrophe. Irgendwann wenden sich die Sklaven gegen ihre Herren. Aber lassen wir das.“ Admiral Mendez-Ventura befahl: „Zeit, dass wir die Ronder gebührend empfangen. Kapitän, starten Sie bitte unsere Begrüßungsansprache.“

Der Admiral war offenbar selbst daran interessiert, die vorbereitete Botschaft zu hören beziehungsweise zu lesen. „Auf Lautsprecher!“

Eine Fistelstimme in der Sprache des Tares-Imperiums, auch ein Geschenk der Chalett an die Menschheit, sprach den Text im Namen des Präsidenten der Union der Erdvölker.

„Auf den Bildschirm!“, wies der Admiral an. Es erschien die Übersetzung.

An den Befehlshaber der Ronder-Flotte.

Als Präsident der Völker der Erde begrüße ich Sie im Namen des Friedens.

Wir kennen Ihre Absichten, die Menschheit zu versklaven.

Dagegen werden wir uns wehren.

Dringen Sie nicht weiter in unser System ein.

Kehren Sie um, sonst werden Sie vernichtet.

*

Kapitän Sokotta wusste von der Existenz der Ultimatoren. Nach ihren erfolgreichen Einsätzen gegen die Verbrechersyndikate weltweit war es ruhig um sie geworden. Ob es sie noch gab oder auch nicht, war fast in Vergessenheit geraten. Es handelte sich um Todeskommandos, die absolut unabhängig operierten und sich niemals gefangen nehmen ließen. Von jedem Ultimator wurde vor dem Einsatz eine Bewusstseins-Speicherung durchgeführt. Nach dem Ableben im Kampf wurde die Speicherung auf einen vorbereiteten Klon übertragen. Der Kommandosoldat erwachte in dem neuen Körper mit der abgespeicherten Erinnerung zu einem weiteren Leben. Lediglich die Ereignisse des letzten Einsatzes gingen verloren. Es sollte Männer und Frauen geben, die diese Erfahrung bereits mehrfach gemacht hatten.

„Ja, die KUIPER 065 soll den Lockvogel spielen.“

In resigniertem Tonfall fragte Sokotta: „Wie soll das Ganze über die Bühne gehen? Und warum glauben Sie, dass sich die Ronder auf diesen Gesteinsbrocken locken lassen?“

„Ganz einfach, ein paar ihrer Schiffe haben sich nicht der Flotte angeschlossen. Sie warten auf einen besonderen Gast.“

„Wer soll das sein?“

„Ein Tares-Raumer. Zumindest soll die Wahrscheinlichkeit groß sein, dass ein Symbiont sich an Bord des Schiffes befindet, um die Aktion der Ronder aus sicherer Entfernung zu beobachten. Das gehört zu den üblichen Gepflogenheiten der Tares.“

„Und weshalb ist es dann hilfreich, wenn wir uns zu erkennen geben?“ Skeptisch schaute Wang auf den Bildschirm.

Commander Wiecker antwortete sogar, obwohl der Erste Offizier bei der Geheimniskrämerei um die Ultimatoren gar nicht damit gerechnet hatte. „Das Sicherheitsbedürfnis der Tares ist enorm. Kein Wunder, denn sie sind extrem langlebig und haben deshalb mehr zu verlieren als gewöhnliche Sterbliche. Sie scheuen jedes Risiko. Die Ronder wiederum fürchten nichts mehr als Bestrafung durch die Symbionten, wenn einer der Tares Schaden nimmt oder sogar stirbt. Im schlimmsten Fall könnte das die Auslöschung der eigenen Spezies bedeuten.“

„Habe begriffen“, sagte Sokotta, „aber ich verstehe noch immer nicht, warum es förderlich sein soll, wenn wir uns zu erkennen geben?“

„Die Ronder können nach einiger Zeit auch Passivortung erkennen. Inzwischen dürften sie wissen, dass sich irgendetwas vor ihnen hier verbirgt. Allerdings ist es ihnen noch nicht möglich, die genaue Position zu lokalisieren. Deshalb müssen wir ein wenig nachhelfen“ Das Gesicht des Commanders nahm grimmige Züge an. „Wenn das Schiff der Tares im Normalraum materialisiert, wird die erste Frage des Symbionten lauten, ob irgendeine potentielle Gefahr besteht. Und die Quelle einer Passivortung ist eine solche. Also muss die KUIPER 065 wohl geopfert werden. Aber keine Sorge, wenn es zum Showdown kommt, werden Sie und Ihre Mannschaft nicht mehr an Bord sein.“

„Also gut“, ergab sich Sokotta in sein Schicksal, „Kommunikation, Aktivortung freischalten.“

Arung reagierte sofort. Auf den Bildschirmen erschienen die in Richtung Sonne anfliegenden Ronder nun in roter und die Jupiter-Einheiten in blauer Kennung. Zuvor war die Farbgebung der einzelnen Ortungen sehr viel blasser gewesen. Auch die Anzahl der Informationen erhöhte sich signifikant. So gab es jetzt genaue Angaben über Größe und Tonnage der Raumer. Auch eine Einschätzung der aktuellen Beschleunigungswerte wurde angezeigt.

„Hier sind sie“, verkündete der Nepalese. Genau neun rote Lichtpunkte tauchten auf dem Display auf, das die Region des Kuipergürtels zeigte, in dem die Ronder den Überlichtraum verlassen hatten. Die Schiffe der Dreibeiner hatten sich in der Nähe großer Asteroiden positioniert. Sie waren deshalb mit Passivortung nicht zu sehen gewesen. Wirklich wichtig schien ihnen der Ortungsschatten aber nicht zu sein. Auch wenn sie es besser gemacht hätten, hätte das der Aktivortung keine Probleme bereitet. Die Wärmespuren ihrer Antriebe waren nicht zu übersehen.

Bei der KUIPER 065 war der Sachverhalt ein anderer. Das Schiff befand sich bereits seit Wochen auf seiner Position. Triebwerksspuren hatten sich längst verflüchtigt.

„Nun muss noch geklärt werden, wann Sie mein schönes Schiff übernehmen. Wo sind Sie eigentlich? Wir sollten Sie jetzt doch orten können, selbst wenn Sie noch so gute Tarnfähigkeiten haben. Und wo sollen wir hin?“ Kapitän Sokottas Gesicht verzog sich zu einem einzigen Fragezeichen.

„Oh, das ist schnell geklärt.“ Commander Wiecker klappte das Visier seines Helmes zu. „Wir kommen gleich an Bord.“

Erst jetzt erkannte Sokotta, dass der Ultimator einen leichten Raumanzug trug.

„Drei Gestalten verlassen die Oberfläche des Asteroiden“, meldete Arung. „Sie haben sich einfach abgestoßen und kommen auf uns zu. In drei Minuten sind sie vor der Außenluke der Schleuse.“

Es ging sogar noch schneller. Wiecker und zwei Frauen kamen sofort zur Brücke. Sie hatten lediglich die Helmvisiere hochgeklappt. Die Raumanzüge, zweifellos Spezialanfertigungen, behielten sie an.

„Das ging wirklich schnell“, ließ sich Sokotta vernehmen. „Wo haben Sie sich versteckt?“

„In einem abgeschirmten Bunker, zehn bis fünfzehn Meter unter der Oberfläche des Asteroiden.“

Der Commander trat vor einen der riesigen Bildschirme. Sein Blick schweifte über die abgebildeten Szenarien. „Da kommen sie!“

Drei Ronder-Schiffe verließen ihre Deckung. „Wie lange noch?“, fragte Wiecker.

„Vielleicht eine Stunde, oder auch weniger“, antwortete Arung. Eine der beiden Frauen hatte sich wie selbstverständlich neben den Nepalesen gesetzt. „Ich werde Ihre Aufgabe übernehmen“, sagte sie knapp.

„Gut“, wandte sich der Kommando-Offizier an Kapitän Sokotta. „In spätestens zwanzig Minuten müssen Sie und Ihre Mannschaft das Schiff verlassen haben. Wie groß ist Ihre Crew?“

„Sechzehn mit mir.“

„Lassen Sie Raumanzüge anziehen. Es geht leider nicht anders. Für das Beiboot der KUIPER eignet sich die Schleuse nicht. Sie hat aus Tarnungsgründen keinen Andockstutzen. Der Bunker selbst ist nicht sonderlich groß, wird aber für alle ausreichen.“

Der Kapitän gab die erforderlichen Befehle zur Evakuierung der KUIPER 065 über die Bordkommunikation, dann sprach er Wiecker an: „Das kann doch kein Zufall sein, dass Sie uns auf diesem gottverlassenen Asteroiden aufgelauert haben.“

„Natürlich nicht“, bestätigte der Ultimator die Vermutung. „Haben Sie sich nicht gewundert, dass Ihnen das Flottenkommando diesen Asteroiden zugewiesen hat? Normalerweise überlässt man es doch dem jeweiligen Kommandierenden, einen geeigneten Beobachtungsposten auszusuchen.“

„Ein wenig vielleicht, aber der Asteroid war bestens für unsere Zwecke geeignet. Ich dachte mir, den hat zuvor schon ein anderes KUIPER-Beobachtungsschiff als Tarnung benutzt. Wir werden bekanntlich alle vier Monate ausgewechselt. Warum lange suchen, wenn man das perfekte Versteck zugewiesen bekommt?“

„Richtig, wir sind schon mit einer Pioniereinheit zwei Monate vor der KUIPER hier eingetroffen. Nach Fertigstellung der Bunkeranlage haben sich die Pioniere aus dem Staub gemacht, und wir haben mit dem Warten begonnen.“

„Wir sind jetzt auch bereits zwei Monate hier“, sagte Sokotta. „Sie haben also schon vier Monate in Lauerstellung verbracht. Auf einem Steinklumpen ohne jede Schwerkraft. Wäre nicht mein Fall. Auf dem Schiff haben wir wenigstens Zentrifugen-Kajüten und Arbeitsräume. Künstliche Schwerkraft geht natürlich nicht. Die Abstrahlungen würden uns verraten.“

„Noch eines Kapitän, im Bunker befinden sich drei medizinische Spezialisten. Sie werden zusammen mit Ihnen abgeholt, sobald wir unseren Auftrag erfüllt haben.“

Na klar, dachte Sokotta, das sind die Ärzte, die den letzten Gehirnscan vor dem Einsatz der Ultimatoren durchgeführt haben. Also handelte es sich wirklich um eine Selbstmordaktion. Aber kann man in diesem Fall von Selbstmord sprechen, wenn die Wiederkehr – wie sollte man das sonst nennen – gesichert ist?

Die Besatzung war auf eine schnelle Evakuierung vorbereitet. In wenigen Minuten hatten alle ihre Raumanzüge angezogen. Das war in unzähligen Notfallübungen immer wieder exerziert worden. In einer Seitentasche an jedem Anzug war Platz für einige wenige persönliche Dinge, die die meisten Frauen und Männer an Bord stets griffbereit hatten oder haben sollten.

Vorsichtige nahmen die Speicherkristalle, Kredit-Chips und kleinen Erinnerungsstücke erst gar nicht aus den Taschen heraus.

Wie es sich für einen Kapitän gehörte, ging Sokotta als letzter aus der Schleuse der KUIPER 065. Vor ihm schwebte seine Besatzung auf den Asteroiden zu. Einige waren schon gelandet. Sie wurden von zwei Raumanzugträgern in Empfang genommen. Jeweils drei oder vier wurden in eine kleine Schleuse gewiesen. Der Vorgang ging schnell vonstatten.

Der Kapitän hatte sich nur ganz leicht von der KUIPER abgestoßen. Entsprechend langsam näherte er sich dem Asteroiden. Er hatte das bewusst getan, weil er sich noch einmal zu seinem Schiff umschauen wollte.

Der circa achtzig Meter lange, zigarrenförmige Rumpf war so dunkel wie der Weltraum hinter ihm.

Vorne lief die Zigarre rund zu mit einer Kerbe, und hinten war sie abgeflacht. Wie es sich für eine anständige Havanna gehört, dachte Sokotta unwillkürlich. Über die gesamte Länge zog sich oben eine Art Hahnenkamm hin. Darin verbargen sich zahlreiche Ortungsgeräte für das gesamte Spektrum an Emissionen jeder Art sowie Tiefraum-Sender und -Empfänger.

Hätte man es nicht besser gewusst, wären die seitlichen Abdeckungen nicht aufgefallen. Dahinter verbargen sich die Waffen des Raumers. Obwohl seine Aufgabe nur die Beobachtung war, hatte die KUIPER 065 eine beeindruckende Kampfkraft. Neben sechs Partikelstrahlern und vier Linearbeschleunigern für Wuchtgeschosse gehörten vier Raumtorpedorampen dazu. Die Energiebänke für die Strahler und die Nachladedepots waren prall gefüllt.

Das hilfsbereite Empfangskomitee an der Schleuse bestand wohl aus einem großen Mann und einer kleinen Frau. Mit festem Griff zogen sie Sokotta an sich heran und bugsierten ihn in die kleine Kammer, die sich sofort danach schloss. Die Tür war außen mit meterdickem Asteroiden-Gestein verkleidet. Sie fügte sich perfekt in die Oberfläche des Weltraumvagabunden ein. Hinter der zweiten Schleusentür befand sich ein Absatz, von dem eine Treppe in eine tieferliegende, recht große Kammer führte. Sie wurde gerade mit Luft befüllt. Das rauschende Geräusch war unverkennbar.

Ein beachtlich schlanker, fast dürrer Mann öffnete sein Helmvisier und deutete mit einer Handbewegung an, es ihm gleich zu tun. Prompt entpuppte sich der größere der beiden Helfer an der Schleuse als Frau. „Sie haben meine beiden Mitarbeiter, Doktor Vivian Haar und Doktor Zhang Pei ja bereits getroffen. Ich selbst bin Professor Ammerlung. Doktor Zhang wird Ihnen jetzt Ihre Quartiere zeigen. Auf ein Wort, Kapitän Sokotta, bringen Sie ihren Ortungsspezialisten bitte mit.“

Der Professor zeigte auf eine weitere Schleuse. Arung, und auf einen Wink des Kapitäns hin auch der 1. Offizier, schlossen sich dem Mediziner an. Hinter dem massiven Tor verbarg sich ein Raum mit einer Phalanx von Displays.

„Wirklich beeindruckendes Equipment“, meinte der Nepalese, „fast so gut wie auf der KUIPER.“ Er setzte sich auf den Operator-Sessel. Nach einigen Handgriffen zeigten die Bildschirme das gleiche Szenario wie zuvor auf ihrem Schiff. Die beiden Flotten näherten sich weiterhin, wobei die Jupiter-Einheiten jetzt ebenfalls Fahrt in Richtung Systeminneres aufgenommen hatten. Was so aussah, als würden sie flüchten, war notwendig, um die Zeitspanne zur Bekämpfung der Ronder zu verlängern. Andernfalls würden die Dreibeiner in Sekunden an den Verteidigern vorbeirauschen.

Die drei Ronder hielten währenddessen auf den Asteroiden zu, hinter dem sich die KUIPER verborgen hatte. Die wiederum entfernte sich in entgegengesetzter Richtung. Sofort änderten die Dreibeiner den Kurs und nahmen die Verfolgung auf. Der Asteroid interessierte sie offensichtlich nicht.

„Wie erwartet“, stellte Professor Ammerlung erleichtert fest. „Wir sind also zunächst einmal in Sicherheit. „Wenn jetzt noch die Abholung klappt, haben wir unseren Beitrag zum Gelingen der ganzen Operation geleistet.“ Zufrieden lächelnd setzte er sich neben den Ortungsspezialisten. „Mal sehen, wie es weitergeht.“ Er sagte das in einem Tonfall, als handele es sich um eine Theatervorführung.

Und tatsächlich spielte sich dann auf den Bildschirmen so etwas wie ein Drama in drei Akten ab. Auch Kapitän Sokotta und sein 1. Offizier hatten sich Sitzplätze gesucht. Die Kampfflotten näherten sich einander. Es würde aber noch Stunden dauern, bevor sie aufeinander trafen, zumal die Ronder ihre Geschwindigkeit wieder abbauten. Sie wollten die Konfrontation. Nur so konnten sie sicher sein, dass beim Zusammentreffen genügend Zeit blieb, um den Gegner zu vernichten oder entscheidend zu schwächen.

Unterschiedliche Geschwindigkeiten waren das Problem bei Kampfhandlungen im Weltraum. Wenn zwei Einheiten mit z. B. 10 000 Kilometer in der Sekunde aufeinander zurasten, betrug das Zeitfenster für Wirkungstreffer nur wenige Sekunden. Das traf auf Strahlenwaffen und speziell auf kinetische Geschosse zu. Und so war es nicht verwunderlich, dass die Jupiter-Flotte weiter in Richtung Systeminneres beschleunigte. Da die Ronder mit höherer Geschwindigkeit anflogen, würden sie mit circa 500 Kilometer/Sekunde auf die Spitzen der Erdstreitkräfte treffen.

Derweil änderte die KUIPER 065 ihren Kurs. Was zunächst wie Flucht ausgesehen hatte, entpuppte sich als das Gegenteil davon. In einer langgezogenen Kurve entfernte sich das Observationsschiff in Richtung offener Weltraum. Die drei Ronder reagierten sofort. Da sie die innere Flugbahn besaßen, war es kein Rechenkunststück, den Zeitpunkt ihres Zusammentreffens mit der KUIPER zu bestimmen. Vorausgesetzt, der neue Kommandant von den Ultimatoren blieb bei seiner Route. Und das hatte er offenbar vor.

Die sechs Ronder-Einheiten, die sich nicht an der Verfolgungsjagd beteiligten, hatten ihre Parkpositionen ebenfalls verlassen. Sie bildeten so etwas wie einen großen Kreis mit circa 1,5 Mio. Kilometer Durchmesser. In diesem Sektor hatte der Großteil der Ronder-Flotte den Hyperraum verlassen. Hier wurde demnach das Tares-Schiff erwartet. Die KUIPER 065 flog grob in Richtung dieser Raumregion. Es war aber klar, dass sie vorher abgefangen werden würde.

Kapitän Sokotta dachte sich seinen Teil. Was wie ein Zufall aussah, war ganz sicherlich keiner. Aber was versprach sich das Ultimatoren-Kommando davon? Auch wenn die KUIPER 065 eine noch so starke Bewaffnung hatte, gegen die drei Ronder stand sie auf verlorenem Posten.

Kapitel 3

Kapitän Alvarez machte Meldung: „Feindberührung in weniger als 20 Minuten.“ Er war Kommandant der HERMES, dem Flaggschiffs von Admiral Mendez-Ventura. Die HERMES war ein Wunder an Nachrichtentechnik. Sie gehörte zudem zu den schnellsten Schiffen der Flotte. Vollgestopft war sie mit jeder Art von Kommunikations- und Ortungsequipment. Zu ihrem Begleitschutz gehörten zwei Schlachtschiffe der neuen Amrock-Klasse und vier Abwehr-Kreuzer für Materie-Geschosse. Mit zwei Millionen Tonnen war sie gegenüber den Amrocks mit fünfzehn Millionen und den Kreuzern mit 3 Millionen ein Leichtgewicht.

Die HERMES befand sich im mittleren Bereich der über 750 000 Kilometer langen Kampflinien der fünf Divisionen der Jupiter-Flotte. Die Distanz zwischen den keilförmigen Verteidigungssträngen betrug circa 500 000 Kilometer. Um nicht von den eigenen Strahl- und Partikelwaffen getroffen zu werden, flogen die fünf Teilflotten auf unterschiedlichen Ebenen zur Ekliptik. Raketen und Wuchtgeschosse aus den Linearbeschleunigern besaßen eine Freund-Feind-Kennung.

Admiral Mendez-Ventura war 68 Jahre alt. Nachdem er in Astrophysik promoviert hatte, war er als Kadett 1. Klasse mit 30 Jahren in die Raumflotte eingetreten. Seit gut zehn Jahren war er Oberkommandierender der Raumstreitkräfte der Erde.

Die Meldung von Kapitän Alvarez hatte er mit einem kurzen Kopfnicken quittiert. Neben ihm in der Operationszentrale der HERMES saß der Chalett-Fürst Tgr*Tgr*Tgr*. In den Jahren war seine Zusammenarbeit mit dem Außerirdischen immer enger geworden. Von seiner Seite aus empfand er so etwas wie Freundschaft zu dem Echsenwesen. Ob es dem Chalett auch so ging, wusste er nicht. Sie hatten nie darüber gesprochen.

„Immer noch keine Reaktion auf die Botschaft des Präsidenten an die Ronder-Flotte“, stellte der Admiral fest. „Weiterhin in Abständen von fünf Minuten wiederholen.“

„Das sollte Sie nicht überraschen“, meldete sich Tgr*Tgr*Tgr*zu Wort. „Die Dreibeiner fühlen sich unendlich überlegen. Warum sollten Sie die Drohungen einer unterentwickelten Spezies ernst nehmen?“

Mendez-Ventura schaute grimmig: „Das wird sich jetzt ändern. Bald zeigt sich, ob die Rockstar-Monster ihr Geld wert sind“,

„Sie steuern wirklich frontal auf die Spitzen unserer Kampflinien zu“, mischte sich sein Stellvertreter, Vizeadmiral Cummingham, in das Gespräch ein.

„Unser Freund Tgr*Tgr*Tgr* hat das vorausgesagt. Und er hat auch mit seiner Einschätzung recht behalten, auf die Botschaft des Präsidenten würde keine Antwort erfolgen.“ Mendez-Ventura runzelte leicht die Stirn. „Hoffentlich stimmen auch seine anderen Voraussagen.“ Kaum hatte er den Satz zu Ende gebracht, hob er entschuldigend eine Hand. „Ich meine ja nur.“

Tgr*Tgr*Tgr* lachte auf seine typische Art: „Wir werden es bald wissen. Ich habe übrigens in Geschichtsbüchern gelesen, dass in früheren Zeiten auf der Erde, wenn sich Heere oder Flotten zum Kampf bereit gegenüber standen, ein Gebet gesprochen und um Gottesbeistand ersucht wurde. Macht man das nicht mehr? Wir Chalett kennen ein ähnliches Ritual.“

Mendez-Ventura schaute ein wenig verlegen. „Ist heutzutage wohl aus der Mode gekommen.“ Nach kurzem Nachdenken fügte er hinzu: „Ich selbst habe es nicht so mit der Religion. Aber es ist jedem Einzelnen überlassen, seinen Gott anzurufen. Wir haben nämlich verschiedene Religionen. Wenn der ganze Schlamassel vorbei ist, würde ich aber gerne etwas mehr über das Chalett-Ritual vor dem Kampf erfahren.“

„Abgemacht“, sagte Tgr*Tgr*Tgr* und lachte wieder. Mendez-Ventura wurde klar, dass er das Geräusch, das der Chalett ausstieß, für Lachen hielt. Ob das wirklich so war, müsste bei Gelegenheit auch mal geklärt werden. Jetzt war nicht die Zeit dafür.

„Feststoffkörper im Anflug“, sagte Kapitän Alvarez mit ruhiger Stimme.

„Raketen?“, fragte der Oberkommandierende.

„Ja, Einschlag in siebzig Sekunden bei Zero-Abwehr!“

„Und wie wir uns wehren werden.“ Admiral Mendez-Ventura war aufgestanden. Die Displays zeigten die genaue Position aller Schiffe der Jupiter-Flotte und die weiterhin abbremsenden Raumer der Ronder an. „Nun sind die Rockstars dran.“

An der Spitze jedes der fünf Keile waren sechs der Kolosse so positioniert, dass sie die dahinter befindlichen Kampfschiffe weitgehend abdeckten. Bei den gigantischen Raumfestungen handelte es sich um 25-Millionen-Tonner. Der Witz bei der Sache war, dass es eigentlich Amrocks waren. Diese größten Kampfschiffe der Flotte hatten eine zusätzliche Panzerung aus Verbundmaterial am Bug und seitlich erhalten. 10 Millionen Tonnen Neutroniumstahl in hundert Schichten mit einem Quarzfilm dazwischen waren zusätzlich verbaut worden. So wurden aus den 15 Millionen der Amrocks 25 Millionen. Ein Nachteil war natürlich, dass sich die Beschleunigungswerte der Schlachtschiffe halbiert hatten.

Nach den Schilderungen von Tgr*Tgr*Tgr* über die Kampftaktiken der Ronder spielte das aber keine Rolle. Wenn sie ihrer Strategie treu blieben – und es sah ganz so aus – würden die Rockstars nicht für Verfolgungsjagden ins innere System benötigt. Der Chalett hatte aber stets betont, so arrogant die Ronder auch sein mochten, so lernfähig seien sie.

Urplötzlich traten die Abwehrsysteme der Jupiter-Flotte in Aktion. Tausende Abfangraketen rasten den Angriffsprojektilen der Ronder entgegen. Mit 100 g Beschleunigung waren sie auf diese kurze Entfernung zu schnell, um wirksam bekämpft zu werden. Vor den Spitzen der fünf Kampflinien blühten viele kleine Sonnen auf. Jeder der buntschillernden Farbkleckse stand für ein zerstörtes Feindgeschoss. Dennoch gelang es einigen hundert, den Raketen-Abwehrwall zu durchstoßen.

Nun begannen die Plasma- und Partikelstrahler ihre Arbeit. Im Nahbereich konnten nur sie noch Abwehr leisten. Und sie taten das auch. Bis auf drei Raketen wurden alle in ihre Einzelteile zerlegt. Selbst die Trümmerstücke wurden noch weiter zerkleinert. Die Plasmastrahlen griffen wie lange Finger nach jedem Stückchen Materie.

Zwei der drei Raketen der Ronder schlugen in die ROCKSTAR III/1 ein. Sie war das Schiff an der Spitze der mittleren Kolonne. Die dritte traf die ROCKSTAR V/6. Während die beiden Einschläge im Bugbereich kaum größeren Schaden anrichteten, war die Wirkung des Einzeltreffers viel gravierender. Es war offensichtlich, dass die schwächere seitliche Panzerung nicht standgehalten hatte. Es musste unter der Besatzung Verluste gegeben haben. Wie sich später herausstellte, wurden siebzehn Crewmitglieder getötet und neununddreißig zum Teil schwer verletzt.

Die eigentliche Schlacht begann erst jetzt. Dem Rat von Tgr*Tgr*Tgr* folgend, konzentrierten alle Kampfschiffe der Jupiter-Flotte ihre Angriffswaffen auf die Zerstörer, die vor den Schlachtgiganten der Ronder heranstürmten. Die Vernichtung der ersten Welle ihrer Raketen schien sie nicht zu beeindrucken. Oder sie waren unfähig, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. So brach der Sturm der Vernichtung über sie herein.

Zu Dutzenden lösten sich die Zerstörer in riesigen Explosionen in grelle Glutbälle auf. Erst als es für die meisten fast zu spät war, änderten sie ihren Kurs hin auf den freien Raum zwischen den Verteidigungslinien der Solarflotte. Hier erging es ihnen aber nicht besser. Im Gegenteil: Nun gerieten sie in das Kreuzfeuer der hinter den Rockstars aufgereihten Amrocks und aller anderen Kreuzer und Raketenboote.

Admiral Mendez-Ventura schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie glaubten wirklich, wir wären eine leichte Beute. Mussten sie nicht damit rechnen, dass wir uns vorbereiten würden?“

Wer war angesprochen? Vizeadmiral Cummingham sah Tgr*Tgr*Tgr* an und nickte mit dem Kopf. Der nickte zurück und antwortete: „Die Ronder haben sich wirklich nicht vorstellen können, dass eine Zivilisation, die gerade den Überlichtflug entdeckt hat, ihnen Paroli bieten könnte.“

„Es ist über sechzig Jahre her, dass sie euer Schiff in unserem System zerstört haben. Sie mussten doch damit rechnen, dass wir uns weiterentwickeln würden.“

„Sicher, aber nicht in dem Tempo, wie das geschehen ist. Normalerweise dauert es nach eurer Zeitrechnung Jahrhunderte, bis eine junge Raumfahrtzivilisation für die alten Platzhirsche – so sagt ihr ja wohl – zur Gefahr werden kann. Bis dahin hat man sie meist schnell in das übliche Abhängigkeitsverhältnis des Tares-Imperiums gebracht. So funktioniert das Herrschaftssystem der Symbionten seit Jahrtausenden.“

Wieder einmal wunderte sich Mendez-Ventura, wie perfekt der Chalett die Lingua Universalis, die gemeinsame Sprache der Menschheit, beherrschte. „Wir haben die Sache noch nicht zu Ende gebracht“, sagte er dann so leise, dass man ihn fast nicht verstehen konnte.

Während die Zerstörer einer nach dem anderen eliminiert wurden, versuchten die Großkampfschiffe der Ronder an den Sperrriegeln der Jupiter-Flotte vorbeizukommen. Noch hatten sie nicht aufgegeben. Ihr Befehlshaber beendete das Bremsmanöver seiner Schiffe und befahl Höchstbeschleunigung in Richtung inneres System. Zunächst mussten aber die fünf Abwehrlinien passiert werden. Ein für die Ronder extrem verlustreiches Unterfangen. Die Raumkolosse, halb Schlachtschiff, halb Truppentransporter und Kolonieschiff, änderten ihre Flugbahnen.

Einige wollten über und andere unter den Verteidigungskorridoren vorbei navigieren. Einem größeren Teil der Schiffe war das aber nicht mehr möglich. Sie mussten durch das Höllenfeuer in die Passagen gehen, die ihnen Admiral Mendez-Ventura gelassen hatte.

Den 30-Millionen-Tonnern erging es nicht viel besser als den Zerstörern. Zwar wurden sie nicht alle in Fetzen geschossen, aber fast keines der großen Raumschiffe kam ohne schwere Schäden davon. Die verhältnismäßig leichten Panzerungen der Ronder wurden zuerst von den starken Strahlwaffen der Rockstars, dann denen der Amrocks geschwächt und von den Materiegeschossen aller anderen Einheiten der Jupiter-Flotte buchstäblich geschält. Wobei die leichteren Schiffe darauf bedacht waren, sich nur aus der Deckung der Großkampfschiffe heraus am Kampf zu beteiligen. Damit folgten sie dem strikten Befehl, den Admiral Mendez-Ventura erteilt hatte, um die eigenen Verluste so gering wie möglich zu halten.

Der Flug der Ronder ins Verderben dauerte weniger als vierzig Sekunden. In dieser Zeit legten ihre Schiffe die 750 000 Kilometer lange Strecke zurück, über die sich die Sperrlinien der Jupiter-Flotte erstreckten. Von den Zerstörern, die durch die vier Korridore fliegen mussten, in denen sie dem Kreuzfeuer ausgesetzt waren, kam so gut wie keiner durch. Und wenn doch, dann nur schwer beschädigt. Auch die Hälfte der Großkampfschiffe ging in dem Feuersturm unter. Die, die es schafften, waren alle mehr oder weniger kampfunfähig.

Etwas besser erging es den Einheiten, die nach links oder nach rechts an den fünf Kampfkolonnen der Menschen vorbei auszuweichen versuchten. Hier gelang es insgesamt sieben Großkampfschiffen einigermaßen intakt den Anflug ins Systeminnere fortzusetzen. Auch vierzehn Zerstörern war das gelungen. Über hundert waren vernichtet worden oder trieben antriebslos im All.

Insgesamt hatten die Ronder von ihrer Angriffsflotte von 172 Schiffen 151 verloren. Übrig geblieben waren die 21, die versuchten, das System zu durchqueren. Wobei alle Großschiffe – jeweils begleitet von einem Zerstörer – Kurs auf den Raum jenseits der Planeten nahmen. Sie flüchteten also. Von den Zerstörern flogen die restlichen sieben aber mit hoher Beschleunigung auf Vektoren, die sie nahe an die Erde heranbringen würden. Abgesehen davon gab es noch die neun Kampfschiffe im Kuipergürtel, die für den Begleitschutz des erwarteten Tares-Beobachters abgestellt waren.

„Wenn nur einer der Zerstörer durchkommt, werden große Teile der Erde in ein atomares Inferno verwandelt“, warnte Tgr*Tgr*Tgr*.

„Das wird nicht geschehen“, meinte Admiral Mendez-Ventura grimmig. „Admiral Cummingham, Befehl Sturmlauf geben!“

„Befehl wird ausgeführt.“

Unvermittelt leuchteten auf den Displays der HERMES Kaskaden von Lichtpunkten auf, die sich in Richtung Erdposition bewegten. Jeweils zehn Ortungen beschleunigten praktisch aus dem Nichts heraus. Aufgereiht wie auf einer Perlenschnur nahmen über 20 dieser Geschwader Kurs auf die voraussichtlichen Anflugkorridore der Ronder-Zerstörer. Bis dahin hatten die Raum-Torpedo-Träger – kurz RTTs oder in der Flotte Blocker genannt – antriebslos im All gestanden. Wenn man nicht wusste, wonach man suchen musste, waren sie kaum zu orten gewesen. Es handelte sich um Abfangboote für interplanetare Einsätze.

Sie waren extrem schnell und mit Werfern für hunderte eher kleine Torpedos ausgerüstet. Entwickelt worden waren sie speziell, um Eindringlinge im Sol-System abzufangen, bevor die größeren Schaden anrichten konnten. Ihre Selbstverteidigungskraft war gering, aber ihre große Anzahl machte sie zu einem tödlichen Waffensystem.

Die 1 000-Tonner kamen mit vier Besatzungsmitgliedern aus. Trotz ihrer Verletzlichkeit hatte die Mannschaft eine gute Überlebenschance. Jeder Einzelne der Crew saß in einer integrierten Rettungskapsel, von der aus er bei Einsätzen seinen Aufgaben nachkommen konnte. Wurde ein RTT schwer getroffen, sprengten sich die Kapseln mit hohen Beschleunigungswerten ins All. Was die Blocker bei der Admiralität so beliebt machte, war, dass sie kostengünstig in großen Massen produziert werden konnten. Da die sieben Zerstörer der Ronder die Geschwindigkeit, mit der sie die Erde anflogen, permanent steigerten, mussten die RTTs ebenfalls das Letzte aus ihren Ionentriebwerken herausholen.

Nur so konnten sie das Zeitfenster zur Bekämpfung der Ronder erhöhen. Beim Zusammentreffen mit der Jupiter-Flotte hatten sich die Schiffe der Dreibeiner mit circa 40 000 Kilometer/s genähert. Zu diesem Zeitpunkt bewegte sich die Erdarmada mit 20 000 Kilometer/s ebenfalls in Richtung Systeminnere. Der Geschwindigkeitsüberschuss betrug also 20 000 Kilometer/s. Inzwischen hatten die Ronder-Zerstörer und ihre Verfolger bei gleichbleibendem Abstand 50 000 Kilometer/s erreicht. Viel mehr war mit Ionentriebwerken aus physikalischen Gründen in Sonnennähe nicht möglich. Bis zu einer Raketenabschussposition auf die Erde würde es mindestens noch vier bis fünf Stunden dauern.

Die Besatzungen versuchten durch ständige kleine Kursänderungen den RTTs auszuweichen. Das war aber ein vergebliches Bemühen. Jede Abweichung wurde von den Blocker-Staffeln mitgemacht. Ein Zusammentreffen war unvermeidlich.

*

Im Bunker auf dem namenlosen Asteroiden verfolgte Kapitän Sokotta das Geschehen auf dem Schlachtfeld. Zusammen mit seinem 1. Offizier Wang, dem Ortungsspezialisten Arung und Professor Ammerlung kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Arung hatte die Displays so konfiguriert, dass in unterschiedlichen Auflösungen die Schauplätze der Weltraumschlacht abgebildet wurden. Dabei war allen Anwesenden bewusst, dass der Zusammenprall der Ronder mit der Jupiter-Flotte erst mit einer Zeitverzögerung von circa achtzig Minuten bei ihnen eingetroffen war. Solange hatten die Signale selbst mit Lichtgeschwindigkeit benötigt, um die 1,5 Milliarden Kilometer zu überbrücken.

„Ich hätte mir nie vorstellen können, wie leicht es war, die Dreibeiner das Fürchten zu lehren“, machte der 1. Offizier seiner Anspannung mit einem skeptischen Stirnrunzeln Luft.

Sokotta, der ihn beobachtet hatte, nickte: „Sie trauen dem Braten noch nicht, das sehe ich an Ihrem Gesicht. Und Sie tun gut daran. Die Flotte der Ronder ist zwar nahezu vernichtet, aber jetzt ist wichtig, dass kein einziges Schiff entkommt.“

Auf drei Bildschirmen wurden die Positionen der in Richtung Erde angreifenden Zerstörer und die der flüchtenden Ronder mit roten Symbolen angezeigt. Dazu die Tonnage und die geschätzten Beschädigungen in Prozenten. Die blauen Markierungen der Jupiter-Flotte nahmen die Verfolgung der systemauswärts fliegenden Schiffe auf.

Jeder Ronder bekam es mit mindestens zehn Erdraumer vom Schlachtschiff bis zum Hochgeschwindigkeits-Kreuzer zu tun. Die behäbigen Rockstars beteiligten sich erst gar nicht an der Jagd. Das traf auf den größten Teil der Flotte zu. Die Schiffe sammelten sich an ihren ursprünglichen Bereitstellungspositionen in der Nähe der Neptun-Umlaufbahn.

„Die machen Feierabend“, konnte sich Wang eine Bemerkung nicht verkneifen.

„Wirklich seltsam“, stellte Sokotta fest, „die auf Erdkurs befindlichen Zerstörer scheinen den Admiral nicht zu interessieren. Wann tritt eigentlich die Saturn-Flotte in den Erd-Orbit ein?“

Arung fühlte sich angesprochen, obwohl die Frage nicht direkt an ihn gerichtet war. Aber wer sonst hätte sie beantworten können? „Es wird knapp. Ich denke, die vorausgeschickten Schnellen Kreuzer werden fast zur gleichen Zeit wie die Ronder-Zerstörer ankommen, wenn sie denn den RTTs entwischen. Vielleicht etwas früher. Übrigens hat die Neptun-Flotte inzwischen fast den Systemrand erreicht.“