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In diesem Buch untersucht der Bestsellerautor Erwin W. Lutzer den kulturweiten geistlichen Verfall, der dazu geführt hat, dass Christusnachfolger fehl am Platz sind und zur Zielscheibe werden. Mit diesem Buch führt er uns tiefer in die chaotischen Zeiten von heute ein und bereitet uns mit biblischen Antworten darauf vor, den giftigen Auswirkungen einer aggressiv-säkularen Gesellschaft gegenüberzustehen. Wir werden ... • darauf vorbereitet, denen, die anders glauben, mit Überzeugung und Mitgefühl zu dienen; • befähigt, dem kulturellen Tsunami des Säkularismus zu widerstehen und Gott treu zu bleiben, koste es, was es wolle; • auf die Trends aufmerksam gemacht, die christliche Prinzipien untergraben, und entdecken, wie Sie die Wahrheit wirksam verkünden können; • daran erinnert, dass Gott in jeder Herausforderung bei uns ist und uns hilft, in einer feindlichen Gesellschaft nicht nur zu überleben, sondern zu gedeihen.
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Seitenzahl: 444
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Erwin Lutzer
Kein Grund, sich zu verstecken
Denen, die anders glauben, mit Überzeugung und Mitgefühl dienen
Best.-Nr. 275532 (E-Book)
ISBN 978-3-98963-532-6 (E-Book)
Titel des amerikanischen Originals:
No Reason to Hide
Copyright © 2022 von Erwin W. Lutzer
Veröffentlicht von Harvest House Publishers
Eugene, Oregon 97408
www.harvesthousepublishers.com
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Publikation darf ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form oder mit irgendwelchen Mitteln – elektronisch, mechanisch, digital, durch Fotokopie, Aufzeichnung oder auf andere Weise – vervielfältigt, gespeichert oder übertragen werden, mit Ausnahme von kurzen Zitaten in gedruckten Rezensionen.
Es wurden folgende Bibelübersetzungen verwendet:
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH Witten/Holzgerlingen.
NeÜ bibel.heute © 2010-2023 Karl-Heinz Vanheiden und Christliche Verlagsgesellschaft
1. Auflage (E-Book)
© 2025 Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Am Güterbahnhof 26 | 35683 Dillenburg
Übersetzung, Lektorat, Satz und Umschlaggestaltung:
Christliche Verlagsgesellschaft mbH
Umschlagmotive: unsplash.com/Joe Woods (Wand);
© freepik.com/Vectorium (Poster), upklyak (Klebezettel)
Wenn Sie Rechtschreib- oder Zeichensetzungsfehler entdeckt haben, können Sie uns gern kontaktieren: [email protected]
„Erwin Lutzers kraftvolles neues Buch ist ein überzeugendes Plädoyer dafür, dass Christen aus dem Abseits treten und sich dem Kampf um unsere Kultur und unseren Glauben anschließen sollten. In dem Bestreben, die Gemeinde von der Politik zu trennen, haben führende Persönlichkeiten zugelassen, dass die Politik der Welt in die Gemeinde eindringt und die Moral und Weltanschauung der Gemeindemitglieder beeinflusst. Wenn die Gemeinde Kompromisse in ihrer Mission eingeht und es versäumt, einer sterbenden Welt die ewigen Wahrheiten Gottes zu verkünden, hinterlässt sie eine Lücke, die die Weisheit der Welt niemals füllen kann. Lutzer fordert Christen auf, neu zu überdenken, was es bedeutet, für Christus zu leiden. Es ist eine Entscheidung, die wir alle in diesen gefährlichen Zeiten treffen müssen.“
Dr. Carol M. Swain
Distinguished Senior Fellow für konstitutionelle Studien, Texas Public Policy Foundation
„Einmal mehr hilft Erwin Lutzer, die Frage zu beantworten: Wie sieht Treue in unserer kollabierenden Kultur aus? Mit biblischer Einsicht behandelt er Themen wie kollektive Verteufelung, den Konflikt rund um Rassenfragen, Propaganda und die sexuelle Revolution und ihre zerstörerische Agenda. Er beschreibt auch seine Sorge, dass Evangelikale ihre Botschaft kompromittieren, weil sie in die Falle getappt sind, die Bibel durch die Brille der Kultur zu interpretieren. Lesen Sie dieses Buch, um herausgefordert und überführt zu werden und vor allem, um besser zu verstehen, warum es ein freudiges Privileg ist, Christus trotz wachsender Widerstände zu vertreten. Schließlich haben wir, wie der Titel des Buches sagt, keinen Grund, uns zu verstecken!“
Dr. Tony Evans
Präsident, The Urban Alternative; Leitender Pastor, Oak Cliff Bible Fellowship
„Dieses Buch ist ein mutiger und notwendiger Weckruf. Die kulturellen Fragen, die Erwin Lutzer beantwortet, sind in der Tat die drängendsten, mit denen Christen heute konfrontiert sind, und doch würden sich viele von uns lieber bequem verstecken, als sich ihnen zu stellen. Wie Lutzer jedoch eindrücklich zeigt, gibt es keinen Grund sich zu verstecken. Die Wahrheit ist auf unserer Seite, und es ist an der Zeit, das ernst zu nehmen. Dies ist ein klarer, relevanter und unschätzbarer Leitfaden, den ich den Christen noch lange Zeit empfehlen werde.“
Natasha Crain,
Rednerin, Podcasterin und Autorin von vier Büchern, darunter Faithfully Different
„Erwin Lutzer hat uns ein Warnsignal gegeben und uns in einer Kultur, die kopfüber auf den Wahnsinn zugerast ist, zur Vernunft gerufen. In seinem neuesten Buch Kein Grund sich zu verstecken beleuchtet er den Weg aus dem Abgrund der Unsterblichkeit. Lesen Sie es, beherzigen Sie es, und teilen Sie es mit anderen.“
Michael Youssef, PhD
Bestsellerautor von Hope for This Present Crisis
„Erwin Lutzers’ Buch beschreibt aufschlussreich die kulturellen Fallstricke, die allen Christen in der heutigen Gesellschaft drohen, und bietet die dringend benötigte Anleitung, wie man sie vermeiden und überwinden kann. Jeder Christ, der verstehen will, was in unserer Kultur vor sich geht, und weiterhin ein effektiver Jünger Christi sein will, sollte dieses Buch lesen.“
Keisha Toni Russell
Rechtsberaterin, First Liberty Institute
„Wenn Sie sich von dem zunehmenden Druck, sich den verdrehten Forderungen der heutigen Gedankenpolizei anzupassen, mehr und mehr überwältigt fühlen, dann ist dieses Buch genau das Richtige für Sie. Es ist eine bis zum Rand gefüllte Feldflasche mit belebender biblischer Weisheit, die dazu bestimmt ist, die durstigen Herzen geistlich auf die Probe gestellter Christen, die ihrem Erlöser treu bleiben wollen, zu stärken, zu ermutigen und auszurüsten. Erwin Lutzer legt nicht nur zeitlose biblische Einsichten dar, sondern analysiert auch geschickt die moralischen Krisen unserer Zeit. Durch die Kombination dieser beiden Aspekte ist ein zutiefst relevantes und zeitgemäßes Buch entstanden.“
Dr. Mike Fabarez
Moderator von Focal Point Radio und Präsident des Compass Bible Institute, Aliso Viejo, CA
„Erwin Lutzer hat uns wieder einmal eine aufschlussreiche Perspektive auf die Kultur durch die Linse der Bibel gegeben. In einer Zeit, in der Wokeness leider die Gemeinde infiltriert hat, ist dieses Buch eine erfrischende Erinnerung an Gottes unveränderliche Wahrheit.“
Gary Hamrick
Leitender Pastor, Cornerstone Chapel, Leesburg, VA
„Im heutigen kulturell und politisch gespaltenen Klima hat Erwin Lutzer die Christen auf Kurs gebracht, wie sie in diesen turbulenten Gewässern navigieren und der biblischen Weltsicht treu bleiben können. Während Begriffe wie Toleranz, Rassismus und Vielfalt neu definiert werden und Anschuldigungen überhand nehmen, gibt uns Lutzer Klarheit darüber, was zurzeit geschieht und wie wir dagegen angehen können. Anhand von Gottes Verheißungen, Heldengeschichten aus dem echten Leben und Aktionsschritten kann jeder Gläubige ausgerüstet werden, um für die Wahrheit einzustehen. Dieses Buch ist nicht nur zeitgemäß, sondern auch notwendig.“
Skip Heitzig
Autor, Redner und leitender Pastor der an mehreren Standorten vertretenen Calvary Church New Mexico
„Kein anderes Buch auf dem Markt analysiert die großen kulturellen Fragen, mit denen Gottes Volk konfrontiert ist, so prägnant und klar aus biblischer Sicht mit einer so soliden biblischen Antwort. Mögen wir beherzigen, wozu Gott uns aufgerufen hat, damit wir nicht mit ernsten Konsequenzen sowohl in der Gemeinde als auch in unserem Umgang mit der Kultur konfrontiert werden.“
J. Shelby Sharpe
Verfassungsrechtler
Mit diesem Buch übergebe ich den Staffelstab an die nächste Generation von Gläubigen und fordere sie auf, den Lauf des Lebens zu laufen und „auf Jesus [zu] schauen, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes“ (Hebr 12,2).
Lasst uns ausdauernd, mutig und im Glauben laufen und nur die Anerkennung unseres Herrn suchen, der uns an der Ziellinie begrüßen wird. Lasst uns ernsthaft beten, dass wir dort hören mögen: „Recht so, du guter und treuer Knecht!“
Das Schreiben eines Buches ist ein gemeinschaftlicher Prozess. Mein Dank geht an Steve Miller von Harvest House Publishers, der nicht nur lektoriert, sondern stets auch hilfreiche Vorschläge zur Verbesserung des Inhalts macht. Mein Dank gilt auch dem gesamten Team von Harvest House für seine Unterstützung, Ermutigung und sein Fachwissen.
Ich möchte auch dem Medien-Team der Moody Church meine Anerkennung aussprechen, das mir bei der Recherche, der Bearbeitung und mit nützlichen Vorschlägen geholfen hat. Letricia Brooks, vielen Dank für die sorgfältige Zusammenstellung und Überprüfung der Endnoten. Daniel Stalker, John Lee, Micah Shumate und Michael Pitts – ihr alle habt mir wertvolle Einblicke gewährt und bei der Bearbeitung geholfen. Ich schulde euch mehr, als ich in Worte fassen kann.
Vor allem zolle ich meiner lieben und geduldigen Frau Rebecca Tribut, die immer wieder fragte: „Ist das Buch noch nicht fertig?“ Jetzt kann ich antworten: „Ja, meine Liebe, jetzt ist es fertig!“
Schließlich preise ich meinen Herrn und Erlöser, Jesus Christus, der mich als Teenager gerettet und berufen hat, das Evangelium zu predigen. Zu seinen Füßen verneige ich mich demütig in Dankbarkeit und Anbetung.
Soli Deo gloria.
Vorwort des deutschen Herausgebers
Beuge dich nicht, wenn Standhaftigkeit gefragt ist
H. B. Charles Jr.
1. Aufgeben, untergehen oder schwimmen
Wenn unser Schiff versenkt wird, brauchen wir Helden, die schwimmen können
2. Lassen wir uns durch kollektive Verteufelung einschüchtern?
Für Christus einzutreten bedeutet oft, von der Gesellschaft abgelehnt zu werden
3. Werden wir die größte Lüge und zugleich liebste Illusion unserer Nation entlarven?
Wenn wir uns selbst an die Stelle Gottes setzen, müssen wir mit den schrecklichen Konsequenzen leben
4. Werden Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion für Einheit oder Spaltung sorgen?
Das Evangelium zeigt uns, dass es trotz Vielfalt echte Einheit geben kann
5. Können wir etwas tun, um unsere Geschichte von Rassismus, gestohlenem Land und Kollektivschuld zu überwinden?
Wir müssen aus unserer Vergangenheit lernen, dürfen aber nicht an sie gebunden sein
6. Lassen wir uns von der Sprache der Propagandisten täuschen?
Die Wahrheit ist in einer heidnischen Welt nie willkommen
7. Werden wir einen Kompromiss mit der christlichen Linken eingehen?
Eine falsche Auffassung von Liebe kann eine Entschuldigung für schwerwiegende Kompromisse sein
8. Werden wir die Fiktion einer geschlechtsneutralen Gesellschaft ablehnen?
Wenn wir die von Gott geschaffene Ordnung zerstören, zerstören wir uns selbst.
9. Werden unsere Kinder vom Feind indoktriniert werden?
Eltern, seid gewarnt: Gott macht uns für die Erziehung unserer Kinder verantwortlich!
10. Werden wir uns dem großen globalen Umbruch unterwerfen?
Eines Tages werden Politik, Religion und Wirtschaft unter einem globalen Herrscher vereinigt sein
11. Werden wir den Segen des Leidens um des Evangeliums willen annehmen?
Wir müssen unsere Auffassung davon, was es bedeutet, für Christus zu leiden, überdenken
Epilog: Jesus lehrt uns, wie wir erfolgreich das Ziel erreichen können
Quellenangaben und Literaturhinweise
Dieses Buch gründet sich im Wesentlichen auf Gedanken, die bereits vor zwei Jahren (2021) von dem Autor in seinem Buch „Wir werden nicht schweigen“ angestoßen wurden. Man könnte es zu Recht als dessen Fortsetzung und Vertiefung ansehen. Daher gilt auch, erneut zu beachten, worauf in seinem „Vorgänger“ bereits hingewiesen wurde. Deshalb haben wir uns entschlossen, das damalige Vorwort – mit nur wenigen Abweichungen – auch hier den Ausführungen Lutzers voranzustellen. Zugegebenermaßen auch deshalb, weil vermutlich nicht jeder Lesers dieses Buches dessen „Vorgänger“ gelesen hat.
Auf den ersten Blick scheint dies ein Buch zu sein, das uns nichts angeht, weil darin Amerika beschrieben wird. Aber halt! Legen Sie es jetzt bitte nicht wieder aus den Händen.
Denn auf den zweiten Blick erkennen wir uns darin selbst und erahnen, dass im Zeitalter des Globalismus die Probleme „irgendwo in der Welt“ bald auch uns erreichen werden bzw. schon längst erreicht haben. Umso wichtiger ist es, dass wir uns so früh und so gut wie möglich darauf vorbereiten.
Schlüpfen Sie also einmal in dieses Ihnen vielleicht eher fremde „Kleid“ Amerika, versetzen Sie sich in diesen Teil der Welt und staunen Sie mit darüber, durch welche Kräfte und auf welche Weise eine Gesellschaft, die wie keine andere das Privileg der Freiheit repräsentiert, von Grund auf untergraben und ausgehöhlt wird, ja, wo das Unterste nach oben gekehrt zu werden scheint, sodass am Ende nichts mehr so ist wie bisher.
Was geht uns das an?, mag mancher fragen. Aber wir befinden uns in Deutschland ja keineswegs auf der „Insel der Seligen“, und sowieso war das Christentum im Land der Reformation – heute mehr denn je – nie so umfassend an der Basis vorhanden und wirksam wie in der sogenannten „neuen Welt“ (Amerika). Es ist vielmehr so, dass wir selbst schon einen hochdramatischen Wandel erleben, ähnlich wie sich das für unsere Glaubensgeschwister in Amerika gemäß Lutzers bestechender Analyse abzeichnet.
Die menschliche Gesellschaft ist ein sensibles Gebilde. Die Kräfte, die auf sie Einfluss nehmen, sind vielfältig. Die jeweils herrschende Ideologie und Machtausübung findet niemals uneingeschränkt Anerkennung. Unterschiedlich ausgerichtete politische und ideologische Kräfte sind offen oder unterschwellig wirksam und nehmen Einfluss auf die Menschen. Wenn irgend möglich sollen dadurch letztlich auch die Machtverhältnisse verändert werden. Die Kräfte, die der Autor im Blick hat, benennt er mit dem umstrittenen Begriff „Kulturmarxismus“, der nicht ganz klar zu definieren ist. Er spricht auch vom „radikalen Säkularismus“ oder von der „radikalen Linken“, ohne damit jedoch bestimmte klar auszumachende Gruppen im Blick zu haben. Es geht ihm eher um unterschwellige Strömungen, die wirksam sind. Unter „Kulturmarxismus“ versteht er daher nicht vorrangig die klassischen Prinzipien des Marxismus, etwa die Abschaffung von Privateigentum und die Herstellung von sozialer Gerechtigkeit durch die Maximierung staatlicher Vorherrschaft, sondern vor allem die allmähliche Transformation der Kultur, mit der auch die Veränderung von Moral und Werten einhergeht, teilweise in bewusster Abkehr von traditionell jüdisch-christlichen Wertvorstellungen. Diese marxistisch motivierten ideologischen Bestrebungen sieht er in verschiedenen Bereichen wirksam, nämlich im sozialen, politischen, erzieherischen, religiösen und familiären Leben seiner Nation. Es geht ihm um das Aufzeigen der Auswirkungen von linksorientierten Philosophien (z. B. Marcuse) und Weltanschauungen, die sich in verschiedenen Kanälen und Denkzentren der Gesellschaft festgesetzt haben, zu den vorherrschenden Denkweisen, zur „öffentlichen Meinung“ geworden sind und „nach vorne“ drängen. Das wiederum löst Prozesse aus, die – aus christlicher Sicht – zu einem bedenklichen Wandel in der Gesellschaft führen werden, der z. T. vor der Gemeinde nicht haltmacht und sie vor enorme Herausforderungen stellt, wenn sie sich diesem Wandel entgegenstellen will. Für den Leser werden Mechanismen transparent, die auch in unserer Gesellschaft hier in Deutschland mehr oder weniger zu beobachten sind. Somit geht es letztlich weltweit für die Gemeinde darum, gerüstet zu sein, wenn ihr der Wind zunehmend stärker entgegenweht.
Der Autor nimmt zur Verdeutlichung dieser Vorgänge an manchen Stellen auch Bezug auf die Zeit und Umstände des Nationalsozialismus in Deutschland. Sogenannte NS-Vergleiche sind aus deutscher Sicht zwar problematisch, weil sie leicht darüber hinwegtäuschen können, wie alleinstehend und schrecklich dieser Nationalsozialismus in seinen weltweiten Auswirkungen war. Ungewollt kann also dadurch eine Verharmlosung des Nationalsozialismus einhergehen. Das jedoch liegt ausdrücklich nicht in der Absicht des Autors. Es geht ihm darum, Parallelen aufzuzeigen und die Gefährlichkeit heutiger ideologisch bedingter Umtriebe und Einflussnahmen deutlich zu machen.
Amerika ist nicht weit entfernt von uns, und auch wenn wir in Deutschland unsere eigenen besonderen Probleme haben, wäre es fatal, wenn wir unser Auge nicht dorthin richten würden, wo noch immer – weltpolitisch und ideell – Maßstäbe und Richtlinien gesetzt werden, die unsere gegenwärtige und zukünftige Welt entscheidend mitprägen und -gestalten.
Die aufregende Reise durch diesen vermeintlich „ganz anderen“ Kontinent lohnt sich. Aber es geht dabei nicht um touristische Highlights, sondern um einen zwar kurzweiligen, aber doch tiefgehenden Anschauungsunterricht für unser aller Zukunft als Gemeinde Gottes in der Welt.
Seien Sie für diese Zukunft gerüstet – und am Ende dieses Buches werden Sie es sein. Es geht darum, gerade in der Stunde großer Finsternis ein besonders hell leuchtendes Zeugnis von Jesus Christus zu sein, der immer noch Menschen für sein Reich retten will und dafür sein Leben gegeben hat. Und wir sollten auch jetzt nicht weniger darum bemüht sein, seinem Anspruch auf uns Menschen und seinen Zielen für diese Welt gerecht zu werden, als wir es mit unserer Lebensübergabe an unseren Retter und Herrn ursprünglich bekundet haben.
Um es mit den Worten Lutzers am Ende dieses Buches zu sagen: Es gibt für uns keinen Grund, uns zu verstecken! Und es zählt nur das, was in der Ewigkeit zählt.
Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg, im Mai 2023
P. S.: Manche Aussagen, Gegebenheiten und Begriffe machten eine kurze Erläuterung für den dt. Leser notwendig. Sie sind im laufenden Text mit einem * versehen und an Ort und Stelle eingefügt, während die Anmerkungen des Autors sich alle am Ende des Buches befinden.
H. B. Charles Jr.
In meiner ersten Gemeinde als junger Pastor wurde ich immer mehr entmutigt. Irgendwann reichte es mir. Es war an der Zeit, aufzugeben und etwas anderes zu tun. Irgendetwas anderes. Ich musste nur noch ein letztes Event überstehen.
Wir feierten das Jubiläum der Gemeinde. Mein Pastor (jeder Pastor braucht einen Pastor) sollte bei dieser Veranstaltung eine Rede halten. Am folgenden Sonntag würde ich meinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung einreichen. Ich verheimlichte meinen Plan strategisch vor meinem Pastor. Er hätte versucht, es mir auszureden. Doch als er an diesem Abend predigte, hatte ich das Gefühl, dass er direkt zu mir sprach und dass ich der Einzige im Raum war.
Der Predigttext von Pastor Wade war Daniel 3. Als Prediger, der als Schüler und Sünder Predigten hörte, war ich überrascht. Was würde mein Pastor mit dieser Sonntagsschulgeschichte anfangen? Er überschrieb die Predigt mit „Beuge dich nicht, wenn Standhaftigkeit gefragt ist“. Ich habe die meisten Einzelheiten dieser Predigt vergessen. Aber der Herr benutzte sie, um meinen Dienst in einer kritischen Zeit zu bewahren. Ich bete, dass der Herr dieses Buch in Ihrem Leben und in Ihrem Dienst so gebrauchen wird, wie er diese Predigt in meinem gebraucht hat!
Ich hoffe, dass es für Sie keine Neuigkeit ist, dass wir aktuell „schwere Zeiten“ durchleben (2Tim 3,1). Der Weg der Gerechtigkeit wurde für die Sackgassen der Sünde verlassen (Spr 14,12). Der gerade und schmale Weg, der zum Leben führt, wurde verworfen. Suchen die Menschen überhaupt nach ihm? Jeden Tag gehen mehr und mehr Menschen den breiten Weg, der zu Tod und Verderben führt (Mt 7,13-14). Die Schätze der Weisheit und der Erkenntnis, die nur in Christus zu finden sind, wurden für den wertlosen Schmuck sündiger Torheit eingetauscht. Viele spielen mit Diamanten, als wären es Murmeln.
Doch so beunruhigend diese Dinge auch sein mögen, der Götzendienst unserer Kultur heute ist nicht die größte Krise, der wir gegenüberstehen. Wir machen uns oft vor, dass das gesellschaftliche Klima der entscheidendste Faktor ist. Das ist es aber nicht. Die Welt ist die Welt. Und es ist der Gipfel der Absurdität, von Nichtchristen zu erwarten, dass sie denken und handeln wie Christen. Die Welt verneigt sich gerne vor dem goldenen Standbild, das Nebukadnezar aufgestellt hat. Das Problem ist, dass sich auch die Gemeinde beugt, obwohl sie aufrecht stehen sollte.
In Kein Grund sich zu verstecken fordert Erwin Lutzer die Anhänger des Herrn Jesus Christus auf, die sirenenhafte Musik zu ignorieren, die von uns verlangt, dass wir vor falschen Göttern auf die Knie gehen. Es gibt nur wenige Stimmen in unserer Zeit, die so klar und mutig sind wie die von Erwin Lutzer. Er ist ein wahres Geschenk für die Gemeinde. Mit göttlicher Weisheit versteht er die Zeit, in der wir leben. Mit biblischer Überzeugung spricht er die zeitgenössischen philosophischen Veränderungen aus einer christlichen Weltanschauung heraus an, die für den Glauben kämpft, der den Heiligen ein für alle Mal überliefert wurde. Mit dem Herzen eines Hirten spricht er die Wahrheit in Liebe aus – jedoch ohne die Wahrheit im Namen der Liebe zu leugnen oder die Liebe im Namen der Wahrheit zurückzuhalten.
Vor Jahrzehnten wurde Pastoren geraten, mit der Bibel in der einen und der Zeitung in der anderen Hand zu predigen. Natürlich hat ein solcher Ansatz seine Tücken und seine fehlerhafte Logik. Das Wort Gottes ist zeitlose Wahrheit. Die Zeitung ist flüchtige Propaganda. Aber der Geist dieser Aussage war ein klarer Aufruf, die Wahrheit des unveränderlichen Wortes Gottes auf die sich verändernden Philosophien anzuwenden. In klassischer Lutzer-Manier gibt Kein Grund sich zu verstecken uns den klugen Rat, in unserer ungläubigen Generation einen heldenhaften Glauben zu leben.
Gelegentlich werde ich gefragt, vor welchen Herausforderungen künftige Prediger stehen werden. Ich bin zwar weder ein Prophet noch der Sohn eines Propheten, aber ich habe eine Antwort auf diese Frage. Und diese Antwort ist keine weise Überlegung; die Zeichen der Zeit sind für uns alle zu sehen, wenn wir nur hinschauen würden.
Ich glaube, dass der Feind unserer Seelen am Werk ist, um die Autorität der Heiligen Schrift zu untergraben. Der Wahrheitsgehalt und die Autorität von Gottes Wort werden angegriffen, um die Wahrheit über die Person und das Werk des Herrn Jesus Christus anzugreifen und zu zerstören. Der Feind versucht, die biblische Verkündigung Christi zu sabotieren, um die Ausbreitung der Botschaft des Evangeliums zu allen Völkern (Mt 28,18-20) aufzuhalten.
Ich glaube aufrichtig, dass Kein Grund sich zu verstecken eine Grundausbildung für den geistlichen Kampf bietet, den wir führen müssen. Wenn der Herr sein Kommen hinauszögert und uns am Leben lässt, wird jeder Christ den Moment der Wahrheit erleben, wenn die Herrscher des falschen Wertesystems dieser Welt beginnen, ihre Musik zu spielen. Schöpfen Sie aus Gottes Gnade, Kraft und Weisheit, und beugen Sie sich nicht vor den weltlichen Philosophien, die ein falsches Evangelium sind.
Seien Sie ein Held, der sich nicht beugt, wenn er mit erhobenem Haupt stehen sollte.
H. B. Charles Jr.
So fürchtet nun den HERRN und dient ihm in Aufrichtigkeit und Treue! … Ist es aber übel in euren Augen, dem HERRN zu dienen, dann erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt … Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen.JOSUA 24,14-15
Es gab eine Zeit in Amerika – und das ist noch gar nicht so lange her – da mussten wir Christen in den sogenannten Kulturkriegen um uns herum nicht Partei ergreifen. Wir konnten inmitten aller Menschen leben und unsere Ansichten für uns behalten. Aber auch wenn wir unsere Meinung sagten, ging man davon aus, dass wir das Recht dazu hatten. Wir konnten sagen, was wir von einer bestimmten Sache hielten, und weitergehen.
Das hat sich geändert.
Nach der heutigen Auffassung bedeutet Toleranz nicht mehr die Bereitschaft, andere Standpunkte zu dulden, sondern vielmehr, sich der Revolution anzuschließen und sich auf die „richtige Seite der Geschichte“ zu stellen. Schon bald wird man von Ihnen erwarten (oder sogar erzwingen), dass Sie auf Bewerbungen für Stellen im Bildungswesen, in der Wirtschaft, in der Kunst und in anderen Bereichen angeben, wie Sie über Themen wie Gender und Rassismus denken. Eltern werden verachtet werden, wenn sie sich weigern, ihre Kinder mit linksradikalen Lehren indoktrinieren zu lassen. Sie werden ideologisch motivierten „Diversitätsseminaren“ unterzogen. Und diejenigen, die glauben, einfach neutral bleiben zu können, werden öffentlich bloßgestellt. Wie wir später in diesem Buch sehen werden, sind auch Kirchen und Gemeinden davon nicht ausgenommen.
Heute wollen diejenigen, die behaupten, tolerant zu sein, in Wirklichkeit dominant sein. Wahrheit wird nicht mehr als Suche nach einer objektiven Realität betrachtet, sondern als individuelle Entscheidung, die nicht von außen überprüft werden kann. Richtig oder falsch, gesunder Menschenverstand oder Irrationalität, echter Dialog oder Verunglimpfung – all diese Unterscheidungen verlieren sich in einem Labyrinth von Ideologien, die nicht infrage gestellt werden dürfen. Die Ideologie übertrumpft sogar die Wissenschaft und bekannte historische Fakten.
Seien Sie gewarnt: Amerika ist nicht mehr das Land, an das sich einige von uns erinnern. Der kulturelle Tsunami ist bereits da, und es gibt keinen Ort mehr, an dem man davor sicher ist.
Aufgeben, untergehen oder ans Ufer schwimmen.
Manchmal werden Menschen durch ihren Mut zu Helden, manchmal durch ihre Umstände. Manchmal freiwillig, manchmal, weil sie keine andere Wahl haben.
Während des Zweiten Weltkriegs stand ein 26-jähriger Leutnant der US Navy namens John F. Kennedy am Steuer eines Patrouillenboots, das mit einem japanischen Zerstörer zusammenstieß. Das Boot wurde beschädigt, und die Besatzung war gezwungen, dreieinhalb Meilen zu einer nahe gelegenen Insel zu schwimmen und dort ein Lager aufzuschlagen. Sie hatten keine Vorräte und aufgrund der Nähe zu den Japanern große Angst. Einige Tage später schwammen sie schließlich zu einer anderen Insel, auf der sie nur wenig Nahrung und Schutz hatten.
Kennedy, der später der 35. Präsident der USA werden sollte, war schon immer im Wasser zu Hause gewesen. Er schwamm auf der Suche nach Unterstützung für seine Besatzung zu einer weiteren Insel. Dort fand er Hilfe, die den Kontakt mit anderen alliierten Streitkräften herstellte, die dann seine Kameraden retteten. Am Morgen des 18. Augusts 1943 kehrten sie sicher zur US-Basis auf der Insel Rendova zurück.
Später wurde Kennedy für seine Tapferkeit und die erlittenen Verletzungen mit der Navy and Marine Corps Medal und einem Purple Heart ausgezeichnet. Auf die Frage, wie er zum Helden wurde, antwortete er: „Es war unfreiwillig. Sie haben mein Boot versenkt.“1
Wenn Ihr Boot versenkt wird, haben Sie die Wahl: Sie können sich vom Feind gefangen nehmen lassen, untergehen oder schwimmen. Wenn Sie sich weigern, sich zu ergeben, können Sie lautlos unter den Wellen verschwinden oder den Mut aufbringen, ans Ufer zu schwimmen und ein Held zu werden. Vielleicht ein Held wider Willen, aber dennoch ein Held. Und durch diesen Mut können Sie ein treuer Zeuge für Christus bleiben.
Die heutige Zeit verlangt nach Helden – ob freiwillig oder unfreiwillig. Sie halten ein Buch in den Händen, das Ihnen helfen soll, sich auf eine Zukunft vorzubereiten, die bereits begonnen hat. Die moralische und geistige Revolution, die sich in Amerika vollzieht, schreitet schnell und unaufhaltsam voran; diejenigen, die sich dieser Revolution widersetzen, zahlen bereits einen hohen Preis. Unsere Gesellschaft treibt uns immer mehr in die Enge, und es gibt kein Entrinnen. Wir müssen unseren Standpunkt bekennen und darauf vorbereitet sein, verachtet, abgelehnt oder bloßgestellt zu werden. All dies ist eine Gelegenheit für uns zu beweisen, dass Christus für uns wertvoller ist als unsere finanzielle Lebensgrundlage, unser Ruf oder sogar unsere Familien.
Aufgeben, untergehen oder schwimmen.
Das sind unsere Optionen. Der Druck, der von verschiedenen Seiten auf uns einwirkt – aus den Bereichen Recht, Kultur, Bildung und Politik –, ist groß, und wir müssen uns entscheiden. Zum Glück kann Gott uns Dinge beibringen, selbst wenn wir in offenen Gewässern treiben, die wir noch nie zuvor befahren haben. Ob Sie es glauben oder nicht, dies ist tatsächlich ein Buch der Hoffnung.
Ich wurde oft gefragt: „Sollte sich die Gemeinde in die Politik einmischen?“ Das hängt davon ab, unter Politik verstehen. Politik lässt sich nicht von Moral trennen, und Moral lässt sich nicht vom Christentum trennen. Und wenn die Gemeinde unserer politisierten Kultur nichts entgegensetzt, bleiben nur selbstzerstörerische säkulare Ideologien übrig. Unsere Treue zu Christus bedeutet, dass wir es nicht wagen können zu schweigen.
Der berühmte Theologe Jonathan Edwards (1703–1758) aus Neuengland glaubte – und ich stimme ihm zu –, dass Gott uns von politischen Strukturen abhängig gemacht hat; Gott hat uns sogar von unseren nichtchristlichen Mitmenschen abhängig gemacht. Edwards schrieb, dass das Versäumnis, unsere gegenseitige Abhängigkeit anzuerkennen, „eher für Wölfe und andere Raubtiere geeignet ist als für menschliche Wesen“.2 Diese Überzeugung rührte von Edwards’ Glauben her, dass Gott die gesamte Menschheit mit guten Gaben ausgestattet hat. Manche Theologen bezeichnen dies als allgemeine Gnade.
Edwards war auch der Meinung, dass Christen sich mit Nichtchristen öffentlich zusammentun sollten, um auf gemeinsame moralische Ziele hinzuarbeiten. Der Grund dafür ist, dass Gott seine Gesetze in die Herzen aller Menschen eingeprägt hat. Aufgrund dieser Überzeugung setzte sich Edwards für die Gleichberechtigung der amerikanischen Ureinwohner ein, z. B. auch dafür, dass deren Mädchen die Möglichkeit haben sollten, zur Schule zu gehen. Er schrieb mehrere Briefe an die nationale Versammlung von Massachusetts, in denen er die Kolonie aufforderte, ihren Vertrag mit dem Stamm der Housatonic einzuhalten und ihnen Decken und Kleidung zur Verfügung zu stellen.3
Die Quintessenz: Dadurch, dass wir die Gesellschaft voreilig in verschiedene Lager einteilen, vergessen wir als Christen allzu oft, dass die allgemeine Gnade bedeutet, dass wir in einigen Fragen zusammenarbeiten können. Manchmal sollten wir Politiker unterstützen und manchmal nicht; wir können einige politische Maßnahmen unterstützen und andere nicht. Aber wir sollten zu jeder Zeit über uns selbst hinausblicken, um einer müden und missmutigen Welt Hoffnung und Gnade weiterzugeben. Das Evangelium von Jesus Christus ist ein besonderer Schatz, den wir nicht verlieren oder vernachlässigen dürfen.
Einige Christen erinnern uns daran, dass das Christentum auch unter den schlimmsten politischen Regimen überlebt hat. Das mag zwar zum Teil zutreffen, aber wir müssen den heutigen Unterschied zwischen der Gemeinde in Nordkorea und in Südkorea bedenken. Als ich mit einigen Gemeindeleitern aus Südkorea sprach, fragte ich sie nach der Gemeinde auf der anderen Seite der demilitarisierten Zone. Sie sagten, man höre sehr wenig über das Schicksal ihrer Brüder und Schwestern im Norden, aber man wisse, dass ein Rest trotz schrecklicher Verfolgung überlebt habe. Die Familien sind getrennt, die Gläubigen sind verstreut und verstecken sich im Untergrund. Laut einer jährlich von Open Doors USA erstellten Stellungnahme ist es in Nordkorea ein Todesurteil, als Christ entlarvt zu werden. „Wenn man nicht sofort getötet wird, wird man als politischer Gefangener in ein Arbeitslager gebracht. In diesen unmenschlichen Gefängnissen herrschen entsetzliche Zustände, die nur wenige Gläubige überleben. Jeder in der Familie wird die gleiche Strafe erleiden.“4
Historisch gesehen hat Gott sogar zugelassen, dass politische Regime seine Gemeinde zerstören. Im 7. Jahrhundert löschten islamische Invasoren (der Islam ist eine offenkundig politische Religion) die Gemeinde in ganz Nordafrika aus. Wenn die Freiheit erst einmal beendet ist, wird die Gemeinde entweder kleiner oder, schlimmer noch, zerstört. Meist bleibt nur ein kleiner Rest übrig. Jeder Kampf für die Freiheit hat in irgendeiner Form mit Politik zu tun, aber als Christen muss unser Kampf für die Freiheit immer der Sache des Evangeliums dienen, die wir voranbringen wollen.
Vor einigen Jahren trafen sich einige von uns führenden Pastoren mit einem Mitglied des US-Kongresses, das uns anflehte: „Sie erwarten von uns, dass wir hier in Washington gerechte Gesetze verabschieden, aber wie können wir das tun, wenn Sie uns keine Kongressteilnehmer schicken, die an Gerechtigkeit glauben?“ Das sollte uns zu denken geben.
Fällt Ihnen ein einziges politisches oder kulturelles Thema ein, das nicht auf einer Weltanschauung beruht, sei sie nun säkular, pseudoreligiös oder biblisch? Die meisten dieser Themen berühren biblische Lehren oder Grundsätze. Als Pastor habe ich nie einen politischen Kandidaten oder eine Partei unterstützt, aber wenn wir an einer biblischen Weltanschauung festhalten, müssen wir uns auch zu den Themen äußern, die viele als „rein politisch“ ansehen.
Diejenigen, die meinen, es sei in Ordnung, der Politik gegenüber gleichgültig zu sein, sollten die Christen, die unter Nero oder in Nazideutschland lebten, fragen, ob sie die Politik für wichtig hielten. Fragen Sie die Christen heute in Nordkorea, China, Russland und in Dutzenden anderen Ländern, und sie werden Ihnen sagen, dass Politik sehr wichtig ist! Diese Gläubige kostet die Treue zu Gott nach wie vor ihr Leben.
Ich verstehe die Spannung, die wir als Christen empfinden. Wir würden es vorziehen, uns lieber nicht in Politik oder Kulturkämpfe einzumischen. Wir wollen als liebevoll und fürsorglich bekannt sein und für das, was wir unterstützen, nicht für das, wogegen wir sind. Wir wollen aus gutem Grund als unpolitisch bekannt sein; wir wollen nicht zulassen, dass uns vermeintlich zweitrangige Meinungsverschiedenheiten auseinanderbringen. Wir wollen keine unnötigen Stolpersteine für das Evangelium aufstellen. Ich stimme zu, dass Neutralität zu manchen Zeiten am besten ist, aber zu anderen Zeiten ist sie schlicht nicht möglich. Manchmal zwingen uns politische Fragen in eine moralische Ecke, in der wir uns für eine Seite entscheiden müssen.
Deshalb werde ich in diesem Buch über Themen sprechen, die die Politik betreffen: Religionsfreiheit, biblische Lehren über den Wert jedes Menschen (einschließlich der Ungeborenen), über Geschlecht und Sexualität, Ehe, Rassismus und dergleichen. Auch das Recht der Eltern auf eine gewisse Mitsprache bei der Schulbildung ihrer Kinder ist heute ein politisches Thema. All diese Fragen spielen bei unseren politischen Differenzen eine Rolle. Darüber hinaus müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, ob es transzendente Werte gibt, die für alle Kulturen gelten, oder ob es nur relative Werte gibt, die individuell gewählt und verworfen werden können. Und manchmal sind unsere Entscheidungen nicht einfach.
Wir sollten nicht so tun, als könnten wir zusehen, wie Amerika zerstört wird, ohne dass dies schlimme Folgen für uns und die Welt hätte. Wir dürfen nicht vergessen, dass ein großer Prozentsatz der weltweiten Missionsarbeit mit amerikanischen Dollars unterstützt wird. Zahlreiche Länder sehen in den USA die letzte Bastion der Hoffnung auf Freiheit und Chancen. In diesem kritischen kulturellen Moment steht viel auf dem Spiel.
Aber – und das muss ich betonen – im Umgang mit diesen Dingen müssen wir uns immer vom Evangelium leiten lassen; die biblische Erlösung muss im Mittelpunkt unserer Motivation stehen. Unser Ziel ist nicht, dass unser Leben entspannter oder komfortabler ist, sondern dass wir mehr Freiheit haben, über uns selbst hinaus auf Christus hinzuweisen, der uns erlöst hat. Selbst unsere zusammenbrechende Kultur müssen wir immer durch die Linse des Evangeliums sehen.
Wir müssen uns immer daran erinnern, dass der Widerstand, den wir erfahren, uns oft neue Gelegenheiten bietet, unseren Glauben zu bezeugen.
Im alttestamentlichen Buch Ester lesen wir, wie der heidnische König Ahasveros einen Erlass unterzeichnete, alle Juden in seinen 127 Provinzen zu töten. Esters Cousin Mordechai überzeugte sie, beim König um ihr eigenes und um das Leben ihres Volkes zu bitten. Mordechai musste nicht davon überzeugt werden, dass Politik wichtig war; er wusste, dass die Maßnahmen eines Politikers ernste Konsequenzen hatten. Ester riskierte ihr Leben, indem sie an den König appellierte, und die Juden wurden vor dem sicheren Tod bewahrt.
Wie Ester sind wir gerade für einen Zeitpunkt wie diesen zur Königswürde gelangt (vgl. Est 4,14).
Wir müssen uns dem politischen und moralischen Gegenwind stellen, der uns entgegenbläst, und uns gleichzeitig immer daran erinnern, dass der Widerstand, den wir erfahren, uns oft neue Gelegenheiten bietet, unseren Glauben zu bezeugen. Wir müssen derartigen Widerstand immer nutzen, um zu zeigen, dass uns unsere Liebe zu Christus wichtiger ist als persönlicher Aufstieg und der Beifall der Welt.
In dem Kirchenlied „Ein feste Burg ist unser Gott“ schrieb Martin Luther:
Und nehm’n sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
lass fahren dahin,
sie haben’s kein Gewinn,
das Reich muss uns doch bleiben!
In Christus haben wir die Kraft und den Mut, die wir in diesem Augenblick brauchen. Aber wir brauchen auch einander, wenn die Stromschnellen unserer Kultur uns durcheinanderwirbeln. Als Gläubige sitzen wir gemeinsam in diesem Boot. Aufgeben sollte keine Option sein.
Es ist an der Zeit, dass wir, die wir in der Gemeindearbeit tätig sind, in den Spiegel schauen und uns fragen: Rüsten wir unsere Leute wirklich für die kommenden Tage zu, oder leben wir Gemeinde wie eh und je? Wir sollten uns auch fragen, warum so viele Christen ihren Glauben „dekonstruieren“ und sich vom Christentum entfernen. Sehen die Menschen in uns mehr Zorn als Reue? Sind wir selbstgerecht? Sind wir heuchlerisch und verleugnen mit unserem Leben, was wir mit unserem Mund bekennen? Oder sehen die Menschen ein liebevolles, mutiges und demütiges Zeugnis für das Evangelium? Was für ein Vermächtnis hinterlassen die älteren Gläubigen denen, die nach ihnen kommen? Hinterlassen wir ihnen ein paar Helden als Vorbilder, denen sie folgen können?
Ich glaube, entweder werden wir künftig eine erneuerte, umfassende Hingabe erleben, mit der wir Christus über unsere erwarteten Annehmlichkeiten erheben, oder die Gemeinde wird ihr Zeugnis durch weitere Kompromisse und fortschreitenden Abfall von der gesunden Lehre verlieren. Für die Christen wird es immer schwieriger, inmitten aller Menschen zu bleiben. Die Furchtsamen gehen in die eine Richtung, die Vertrauensstarken in die andere. Schon jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen.
Ich habe einen Freund in Deutschland, der erzählt, dass er ein Konzert besuchte, bei dem ein Handglockenchor ein Stück gespielt hat. Während ihres Auftritts kam ein Betrunkener und zog das Tuch vom Tisch, wodurch die Handglocken umgeworfen wurden. Doch die Musik lief ohne Unterbrechung weiter! Wie sich herausstellte, spielten die verlegenen Musiker nur scheinbar die vorprogrammierte Musik aus den Lautsprechern. Handglocken-Playback!
Als Pastor habe ich mich schon oft gefragt: Was wäre, wenn Gott etwas in der Gemeinde tun wollte, was nicht im Gemeindebrief steht? Machen wir tatsächlich Musik, oder tun wir nur so als ob? Sind wir als Gemeindeleiter offen für die Führung durch den Heiligen Geist? Oder verlassen wir uns nur auf die Vergangenheit, ohne frischen Wind für die Gegenwart und die Zukunft? Werden unsere Leute von ihren Abhängigkeiten befreit? Sehen wir, wie Ehen wieder zusammengeführt werden? Erleben wir, wie wir selbst und unsere Geschwister harte und schmerzhafte Entscheidungen zugunsten von Jesus treffen?
Mein Freund Pastor Gary Hamrick sagt, dass es drei Arten von Gemeinden gibt: Einige werden mitschuldig sein, indem sie an der Kultur teilhaben, ohne sich gegen sie zu stellen; andere werden selbstgefällig sein, indem sie mit der Kultur zwar nicht einverstanden sind, sich ihr aber auch nicht aktiv widersetzen, und wieder andere werden mutig sein, indem sie sagen, was gesagt werden muss, und tun, was getan werden muss, und die Konsequenzen ohne Selbstmitleid oder Zorn akzeptieren. Nehmen wir uns ein Beispiel daran, wie sich die Apostel verhielten, nachdem sie für ihr Zeugnis geschlagen worden waren: „Die Apostel verließen den Hohen Rat und waren voller Freude, dass Gott sie gewürdigt hatte, für den Namen des Herrn so gedemütigt zu werden“ (Apg 5,41; NeÜ).
In seinem Gedicht mit dem Titel „The Rock“ schrieb T. S. Eliot: „Hast du gut gebaut?“ Und er fügte hinzu: „Die Kirche muss immer wieder aufgebaut werden, denn sie ist beständig von innen dem Verfall ausgesetzt und wird immer wieder von außen angegriffen“.5 Ja, wir müssen ohne Unterlass bauen, denn die Kirche ist immer wieder dem Zerfall ausgesetzt. Und wenn das Fundament zerstört ist, müssen wir uns nicht wundern, dass das Gebäude zusammenbricht.
Der große Prophet Elia, der den Propheten des Baal auf dem Berg Karmel vollmächtig entgegentrat, floh später 300 Meilen weit und versteckte sich in einer Höhle, weil er den Zorn der heidnischen Königin Isebel fürchtete. Wir lesen: „Dort ging er in die Höhle und übernachtete da. Und siehe, das Wort des HERRN geschah zu ihm, und er sprach zu ihm: ‚Was tust du hier, Elia?‘ Und er sagte: ‚Ich habe sehr geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen …‘ Da sprach er [Gott]: ‚Geh hinaus und stell dich auf den Berg vor den HERRN‘“ (1Kö 19,9-11). Erst als Elia gehorchte und wieder aus der Höhle heraustrat, erhielt er weitere Anweisungen.
Viele von uns geben sich damit zufrieden, in ihrer isolierten Blase, ihrer Höhle zu leben, unempfindlich gegenüber den kulturellen Realitäten, mit denen wir konfrontiert sind; aber unsere Kinder und Enkelkinder stehen vor einer schwierigen Zukunft. Und von uns allen wird erwartet, dass wir uns an die Regeln halten, die für uns aufgestellt worden sind. Vielleicht schlafwandeln wir geradewegs auf einen verborgenen, aber sehr gefährlichen Abgrund zu.
Wir sind nicht die ersten Gläubigen, die sich verstecken wollen. Jemand wies einmal darauf hin, dass die heutige Gemeinde an demselben Punkt ist, an dem die Jünger waren, als sie Jesus für tot hielten: „Als es nun Abend war an jenem Tag, dem ersten der Woche, und die Türen, wo die Jünger waren, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren …“ (Joh 20,19, Hervorhebung durch den Autor).
Verschlossene Türen! Furcht vor anderen! Ungewissheit über die Zukunft! Sie versteckten sich aus Angst vor Verfolgung! Sie schwiegen und fragten sich, wer den ersten Schritt machen würde. Sie berechneten, was es sie kosten würde, ihre Hingabe für Christus mit anderen zu teilen. Sie fühlten sich allein und verlassen. So wie wir uns vielleicht fühlen, wenn wir uns gegen die Angriffe unserer Gesellschaft wehren.
Plötzlich und völlig unerwartet „kam Jesus und trat in die Mitte und spricht zu ihnen: ‚Friede euch‘“ (Vers 19).
Die Anwesenheit von Jesus veränderte alles. Die Jünger hatten so getan, als ob Jesus tot wäre. Aber jetzt gab ihnen seine Gegenwart die Gewissheit, dass sie die Türen aufschließen und mit ihm an ihrer Seite in eine feindlich gesinnte Welt gehen konnten. Sie waren nicht auf sich allein gestellt! Christus war also doch nicht tot. Wenn er lebte – und das tat er –, konnten sie die Helden werden, nach denen ihre Zeit verlangte. Die meisten von ihnen sollten später für ihren Glauben den Märtyrertod erleiden. Aber das änderte nichts. Weil Jesus lebte, würden auch sie leben!
In der Einleitung zu seinem Buch Gott erkennen schreibt Dr. J. I. Packer, dass wir kleine Christen sind, weil wir uns einen kleinen Gott geschaffen haben.6 Als John Stott über diese Aussage nachdachte, schrieb er: „Wir brauchen vor allem eine neue und wahre Vision von Jesus Christus – nicht zuletzt in seiner absoluten Überlegenheit.“ Dann fügte er hinzu: „Wo sollten wir sein, wenn nicht auf unserem Angesicht vor ihm?“7
Kleine Christen haben einen kleinen Christus geschaffen!
Jesus ist der wahre Held, der die Seinen inspirieren kann, in seine Fußstapfen zu treten.
Nach der Himmelfahrt würden die Jünger Jesus nicht mehr mit den Augen sehen, aber das brauchten sie auch nicht. Sie wussten, dass er bei ihnen war, aufgrund seiner Verheißungen und der Gegenwart seines Geistes. Das Sehen mit den Augen ist nicht notwendig, wenn wir seinen Geist in unseren Herzen haben.
Hören wir auf, zu jammern und uns zu ducken. Erinnern wir uns wie die frühe Gemeinde daran, dass Jesus nicht tot ist und wir ihn nicht mit den Augen sehen müssen, um zu glauben, dass er bei uns ist – sogar bis ans Ende der Zeit.
Wir können von Menschen abgelehnt werden, aber durch den Glauben an Christus haben wir die Gewissheit, dass Gott uns niemals ablehnt. Jesus ist der wahre Held, der die Seinen inspirieren kann, in seine Fußstapfen zu treten.
Ich weiß nicht, wer es zuerst gesagt hat, aber eine der Bemerkungen, die ich in letzter Zeit gehört habe und die am meisten Klarheit spendet, lautet, dass das Böse niemals von sich aus zurückweicht; es weicht nur zurück, wenn ihm eine größere Macht entgegengestellt wird. Offensichtlich ist die einzige Macht, die größer ist als das Böse, Gott selbst. Und er wirkt durch die Gemeinde, die Braut Christi, deren Haupt unser siegreicher Herr ist. Mit Paulus müssen wir beten, dass wir erkennen,
was die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke. Die hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat, hoch über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird. Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben, die sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt. (Eph 1,19-23)
Als Antwort auf Paulus’ Gebet wurde dieses Buch nicht geschrieben, um die Kontrolle über die Kultur zurückzufordern, sondern über die Gemeinde und ihre rechtmäßige Autorität, inmitten unserer kollabierenden Kultur für die Gerechtigkeit einzutreten. Ich möchte die Gläubigen ermutigen, nicht mehr wegzulaufen und sich zu verstecken, sondern zu schwimmen, anstatt aufzugeben, und es erfolgreich ans Ufer zu schaffen, anstatt von den Wellen der heutigen politischen, gesellschaftlichen Unterströmungen und Gesetzesinitiativen mitgerissen zu werden. Ich habe es nicht geschrieben, um Wut zu schüren, jemanden anzugreifen oder in unserer bereits polarisierten Gesellschaft weitere, unnötige Spaltungen hervorzurufen. Mein Wunsch ist es, dass die wahre Gemeinde geeint und nicht gespalten ist, dass sie andere herzlich aufnimmt und nicht selbstgerecht ist, dass sie Zeugnis ablegt und nicht klagt.
Wir können uns nicht länger hinter verschlossenen Türen verstecken.
Als die russischen Truppen 2022 in die Ukraine einmarschierten, wurde Vasyl Ostryi, ein Pastor in der Nähe von Kiew, gefragt, ob er nicht fliehen wolle, aber er versicherte seinen Leuten, dass er bei ihnen bleiben würde, und fügte dann hinzu: „Wenn die Kirche in einer Zeit der Krise nicht relevant ist, dann ist sie auch in einer Zeit des Friedens nicht relevant.“8
Die Gemeinde in Amerika befindet sich ebenfalls in einer Krise – zwar in einer anderen Art von Krise, aber dennoch in einer Krise. Wir sollten jedoch nicht fliehen, sondern trotz Widerstand und persönlichem Leid für die Wahrheit des Evangeliums kämpfen. Wir sind in diese Stunde berufen worden; dies ist unser Moment in Gottes Zeitplan. Dieses Buch soll uns über einige der gesellschaftlichen und geistlichen Herausforderungen informieren, vor denen wir heute stehen, und gleichzeitig Ermutigung und Orientierung für die Zukunft geben. Es ist ein Aufruf an uns alle, in der Welt zu sein, aber nicht von der Welt, uns mit der Kultur auseinanderzusetzen, ohne uns von ihr anstecken zu lassen. Es ist ein Aufruf, der uns daran erinnert, dass es nicht um uns, sondern um Christus geht. Und eine Erinnerung daran, dass wir ihn repräsentieren sollen.
Wie die frühe Gemeinde müssen wir für die Welt attraktiv sein und gleichzeitig damit rechnen, von ihr gehasst zu werden. Ungläubige sollten sich von uns als einer liebevollen Gemeinschaft angezogen fühlen, aber sie werden von unseren biblischen Maßstäben für ein heiliges Leben abgestoßen. Die Menschen sollten in der Lage sein, zähneknirschend unseren Mut zu bewundern, auch wenn sie uns Fanatismus und Intoleranz vorwerfen. Unsere Demut sollte entwaffnend sein, auch wenn unser Engagement für die biblische Lehre wegen ihrer vermeintlichen Engstirnigkeit verachtet wird. Wir müssen stets erkennen, dass wir selbst geistlich bedürftig sind, bevor wir die Bedürfnisse anderer ansprechen.
Offensichtlich ist unsere Aufgabe zu groß, als dass wir sie allein bewältigen könnten. Unsere einzige Hoffnung ist, dass Christus, der die Gemeinde geliebt hat, seinen Auftrag erfüllen wird, wie es in Epheser 5,25-27 heißt: „… und sich selbst für sie hingegeben hat. Er tat das, um sie zu heiligen, indem er sie im Wasserbad seines Wortes reinigte. Denn er wollte, dass die Gemeinde sich ihm wie eine Braut in makelloser Schönheit darstellt; ohne Flecken, Falten oder sonstige Fehler, heilig und tadellos“ (NeÜ).
Ich habe schon in verschiedenen Gemeinden über das allgemeine Thema der Rolle der Gemeinde in der Welt gesprochen. Eine Frage, die mir dabei häufig gestellt wird, ist diese: „Meine Gemeinde ist wie eine christliche Blase, die weitermacht wie bisher, ohne zu bemerken, dass die Gesellschaft um uns herum kollabiert. Was kann ich als Einzelner tun, um mich zu behaupten und mich nicht dem Druck, der auf mich und meine Familie ausgeübt wird, zu beugen?“
Einen anderen, ähnlichen Kommentar, den ich oft höre, hat ein Freund von mir sehr treffend in einer E-Mail formuliert: „Wir haben unsere Gemeinde und unsere Freunde schweren Herzens verlassen, weil unsere Gemeinde sich der ‚Woke-Kultur‘ hingegeben hat. Wir hören ständig Predigten über soziale Gerechtigkeit, in denen wir aufgefordert werden, das Knie vor spaltenden kulturellen Zwängen zu beugen. Wie können wir Christus inmitten von Rassismusvorwürfen gemeinsam anbeten?“
Da das Wort woke (wörtlich übersetzt: wachsam) in diesem Buch noch häufig auftauchen wird, möchte ich erklären, was ich damit meine. Ursprünglich bezeichnete der Ausdruck ein Bewusstsein für Ungerechtigkeit, insbesondere rassistischer Natur. Aber das Wort hat sich im Laufe der Zeit mehr und mehr erweitert, sodass es nun eine Ideologie beschreibt, deren Vertreter überempfindlich auf wahrgenommene Ungerechtigkeiten reagieren. In diesem Buch verwende ich den Begriff woke, um über Folgendes zu sprechen: eine linksradikale Auslegung der Menschen- und Bürgerrechte, die zu extremer politischer Korrektheit führt. In Kapitel 7 wird detailliert beschrieben, was passiert, wenn eine Gemeinde woke wird.
Dieses Buch richtet sich nicht nur an die Gemeinde im Gesamten, sondern an all diejenigen, die sich fragen, wie sie persönlich auf diese gesellschaftlichen Herausforderungen reagieren sollen; es richtet sich an diejenigen, die Vorbilder brauchen, die sie inspirieren und ermutigen. Mut erfordert keinen Beifall, sondern eine Überzeugung. Wie es in dem Lied „Ich bin entschieden, zu folgen Jesus“ heißt: „Ob niemand mit mir geht, doch will ich folgen.“9 Mit anderen Worten: Ich möchte uns alle herausfordern, treu zu leben, wo immer wir sind, und Widerstand als Ehrenabzeichen zu akzeptieren.
Zweitens möchte ich uns daran erinnern, dass Gott in unseren Zweifeln und Ängsten bei uns ist. Gott ist auch dann noch souverän, wenn unsere gewählten Vertreter eine Politik verfolgen, die uns spaltet, demoralisiert oder sogar zerstört. Im Großen und Ganzen sind unsere Herausforderungen nichts Neues in der Kirchengeschichte. Königreiche sind gekommen und gegangen, Kirchen wurden gegründet und sind wieder verschwunden, Christen wurden gefeiert und zu Tode gefoltert. Dennoch sinnt Gott immer auf das Wohl seines Volkes, und außerdem: „Wenn Gott für uns ist, wer könnte dann gegen uns sein?“ (Röm 8,31; NeÜ).
Jedes Kapitel in diesem Buch endet mit einer Geschichte über einen Helden, den wir feiern können, gefolgt von einem Aktionsschritt, den wir praktisch umsetzen können. Denn was wir lernen, müssen wir auch in die Tat umsetzen.
Wenn Sie mit dem, was ich geschrieben habe, nicht einverstanden sind, sollten Sie wissen, dass ich nicht behaupte, alle Antworten zu haben. Und historisch gesehen hatten Christen schon immer unterschiedliche Auffassungen darüber, wie wir auf die gegenwärtige Kultur reagieren sollten. Einige der jüngeren Differenzen, mit denen wir zu kämpfen hatten, sind zum Beispiel: Hätten unsere Gemeinden während der pandemiebedingten Lockdowns geöffnet bleiben sollen? Sollten wir Masken tragen oder nicht? Wie sollten wir mit Fragen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Impfstoff umgehen? Wie sollten wir auf den Konflikt in Rassenfragen reagieren? Was ist biblische Gerechtigkeit?
Wir können über diese Themen diskutieren, aber sie müssen uns nicht entzweien. Dieses Buch ist ein bescheidener Versuch, Licht in die gesellschaftlichen Fragen der Gegenwart zu bringen, die uns alle angehen, unabhängig davon, welcher politischen Partei oder welcher Gemeinde wir angehören. Ich versuche, diese Themen sowohl durch die Brille der Bibel als auch anhand von Beispielen von Gläubigen zu erforschen, die vor uns unterwegs waren und ähnliche Schlachten geschlagen haben. Kurz gesagt: Ich möchte Themen ansprechen, die wir als Christen nicht länger ignorieren können.
Gott ruft uns zu einem Maß an Hingabe auf, wie wir es so noch nicht erlebt haben.
Wenn Sie wollen, dass man Sie als Christ kennt, der keinen Unfrieden stiften will – wenn Sie leben und leben lassen wollen –, müssen Sie diese Seiten wahrscheinlich nicht lesen. Wenn Sie aber darüber nachdenken möchten, was ein Leben für Christus in einer Kultur bedeutet, die Gott zum großen Teil entschieden ablehnt, dann bete ich, dass dieses Buch eine Hilfe sein wird. Wenn Sie ein zutiefst hingegebener Christ in einer nichtchristlichen Welt sind, ist Verstecken keine Option mehr.
Meiner Meinung nach stehen wir heute vor der folgenden Herausforderung: Werden wir die Heilige Schrift durch die Brille der Kultur interpretieren, oder werden wir die Kultur durch die Brille der Heiligen Schrift interpretieren? Welche von beiden wird unsere oberste Autorität sein? Wir stehen unter dem Druck, uns der Kultur zu unterwerfen und unsere Lehre so zu gestalten, dass sie mit dem Zeitgeist vereinbar ist. Ich glaube, Gott ruft uns zu einem Maß an Hingabe auf, wie wir es so noch nicht erlebt haben.
Jesus sagte voraus, dass solche Tage kommen würden.
Dieser kulturelle Moment verlangt nach Helden jeglicher Herkunft und aus allen Lebensbereichen. Wir brauchen Helden aus republikanisch und demokratisch geprägten Staaten. Wir brauchen Väter und Mütter und Kinder, die Helden sind. Wir müssen gemeinsam aufstehen und sagen, dass Christus uns mehr bedeutet als gesellschaftliche Anerkennung; er bedeutet uns mehr als unsere Gehälter und unser Ansehen. „Geschmäht, segnen wir; verfolgt, dulden wir; gelästert, reden wir gut zu“ (1Kor 4,12-13). Jesus ist alles wert, was wir für seinen Namen riskieren.
Dieses Buch stellt zehn Fragen darüber, ob wir uns der Kultur unterwerfen oder gegen sie aufstehen werden – ob wir unser Licht freudig leuchten lassen oder uns bestmöglich verstecken und unser Schicksal beklagen. Wir haben die Wahl zwischen Wut und Optimismus, Angst und Mut, Selbstmitleid und Freude.
Selbst ein blinder Passagier wird entweder schwimmen oder ertrinken, wenn das Boot, in dem er sich versteckt, versenkt wurde. Neutralität ist unmöglich.
Aufgeben, untergehen oder schwimmen. Es gibt keinen Grund, sich zu verstecken.
Ein Versprechen, mit uns zu leben
Der Prophet Jesaja verkündete eine Verheißung, die Gott Israel gegeben hat und die auch wir für uns in Anspruch nehmen können: „Mein Knecht bist du, ich habe dich erwählt und nicht verworfen – fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Habe keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich halte dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,9-10).
Ein Held, der keinen Grund hatte, sich zu verstecken
Du bist noch lange kein Held, nur weil du dich freiwillig dazu meldest, einer zu sein!
Der erste Held, den ich für dieses Buch ausgewählt habe, ist der Apostel Petrus, weil er sich mutig als Held zur Verfügung stellte, aber innerhalb weniger Stunden seinen Eifer verlor. Zuerst sagte er: „Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins Gefängnis und in den Tod zu gehen“ (Lk 22,33). Doch noch am selben Abend, nur kurze Zeit später, leugnete er, Christus je gekannt zu haben, und schwor es sogar. Ein gescheiterter Held.
Wochen später, nachdem Christus in den Himmel aufgefahren war und den Heiligen Geist gesandt hatte, wurde Petrus zu einem überaus mutigen Zeugen, bis hin zu dem Punkt, dass er es als Privileg erachtete, ausgepeitscht zu werden für das, was er für seinen Herrn tat (Apg 5,40-41). Er schrieb Worte wie diese: „Freut euch vielmehr darüber, dass ihr so Anteil an den Leiden des Messias habt. Denn wenn er dann in seiner Herrlichkeit erscheint, werdet ihr mit Jubel und Freude erfüllt sein. Wenn ihr beschimpft werdet, weil ihr zu Christus gehört, seid ihr glücklich zu nennen, denn dann ruht der Geist der Herrlichkeit Gottes auf euch“ (1Petr 4,13-14; NeÜ).
Nach einem langen und treuen Dienst wurde Petrus zum Märtyrer. Der Überlieferung zufolge bat er mutig darum, kopfüber gekreuzigt zu werden, weil er sich unwürdig fühlte, auf dieselbe Weise gekreuzigt zu werden wie sein Herr. Der selbstsichere Möchtegern-Held wurde tatsächlich einer!
Jesus führt die anfängliche Feigheit des Petrus auf den Einfluss des Satans zurück: „Simon, Simon, der Satan hat euch haben wollen, um euch durchsieben zu können wie den Weizen. Doch ich habe für dich gebetet, dass du deinen Glauben nicht verlierst. Wenn du also später umgekehrt und zurechtgekommen bist, stärke den Glauben deiner Brüder!“ (Lk 22,31-32; NeÜ). Der Übergang des Petrus von der Feigheit zum Mut ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: auf die Gebete Jesu und auf die Gabe des Heiligen Geistes. Er lernte, dass wir, auch wenn wir es vielleicht gut meinen, schwach sind; nur Jesus ist stark. Freiwillig ein Held zu sein ist eine Sache – tatsächlich einer zu sein eine andere. Wir alle wollen gerne Helden sein, solange wir nicht in Gefahr sind. Es ist eine andere Sache, wenn die Treue erfordert, dass wir durch das Feuer öffentlicher Verunglimpfung und wirtschaftlichen Ruins gehen. Oder noch Schlimmeres.
Aktionsschritt
Lasst uns innehalten und uns Zeit nehmen, um unsere Ängste zu bereuen und Gott zu bitten, dass er uns unsere Schwäche zeigt und uns hilft, ihm zu vertrauen, dass er unsere Stärke ist. Wir befinden uns in einem Kampf, der nicht durch menschliche Entschlossenheit gewonnen werden kann, sondern nur durch göttliche Kraft. Nur wenn wir uns als bußfertige Helden zeigen, kann Gott uns befähigen, das zu tun, was menschliche Entschlossenheit nicht vermag. Gott sucht nach Helden, die ihre eigenen Schwächen kennen und sich auf seine Stärke verlassen.
Wir sind aufgerufen, demütige Helden zu sein.
Zeit zum Beten