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"Was darf ich Euch bringen?", fragt der Barkeeper. "Ich nehme einen Sex on the Beach", höre ich eine Stimme, meine Stimme. Ist das jetzt mein Ernst?! Das hab ich grad nicht wirklich gesagt? Von 100 Möglichkeiten eines Getränks kann mein Kopf nur noch an Sex denken. Sophia ist Mitte dreißig, Single und Künstlerin. drei Gegebenheiten, weshalb ihre Eltern sie als hoffnungslosen Fall abstempeln. Das ändert sich als Sophia auf Mark trifft.
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Seitenzahl: 255
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Kristin Stüring
KEIN
ROTER
FADEN
Bekommt Kinder, haben sie gesagt. Das wird toll, haben sie gesagt.
Man sagt, dass sich die Herrchen oder Frauchen von Hunden ihrem Vierbeiner irgendwann ähneln.
Dieses, glaube ich, passiert auch mit Eltern, die sich
24 Stunden um ihre Kinder kümmern.
Ich liebe meine Kinder, aber es gibt Momente, die mich zur Verzweiflung bringen. Ja, Babysprache und Sachen verniedlichen, kann ich in Perfektion.
»Das ist dein Pipimann, den musst du runterdrücken, wenn du auf der Toilette sitzt. So machst du das richtig«, feuere ich meinen Sohn jeden Tag auf der Toilette an.
Meiner Tochter rufe ich nur noch zu: »Nein, nicht anfassen oder nein, lass das stehen.«
Es würde mich nicht wundern, wenn sie zurzeit glaubt, sie heißt »Nein.«
Aber fangen wir mal vorne an. Wie man sich das wünscht, verlieben, verloben, heiraten, zwischendurch irgendwann ein Haus bauen und zur Krönung Kinder bekommen. Der Plan in so vielen Köpfen. Auch in meinem, aber so lief das mal gar nicht bei mir.
Mitte 30, meine Eltern dachten, sie werden mich nie los. Besuche bei ihnen liefen meistens immer nach dem gleichen Schema ab. Ich hatte noch nicht einmal meine Jacke ausgezogen, da wurde ich schon von ihnen gelöchert. Dabei versuchten sie geschickt zu sein, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen.
»Gibt es etwas Neues? Irgendetwas passiert?«, das sind so die häufigsten Fragen.
Ich sage dann so etwas wie: »Ach, bei mir ist alles gut oder hatte gestern wieder leichte Bauchschmerzen, ist heute aber wieder besser.«
Meine Mutter rollte mit ihren Augen und mein Vater widmete sich wieder seiner Zeitung.
Natürlich wollten meine Eltern eigentlich wissen, ob ich nun endlich jemanden kennenlernte. Ich hatte ihnen noch nie einen Mann vorgestellt. Nicht, weil ich es nicht konnte, es gab da schon den einen oder anderen. Diese Männer waren nur nicht die typischen Schwiegersöhne. Es reicht, wenn ich meine Eltern einmal mit einem Mann schocke, der nicht so in ihr Bild passt.
Eigentlich passt so einiges nicht mehr in ihr Bild. So wie mein Lebensweg, aber das ist okay. Sie wissen es nicht besser.
Ich bin Künstlerin, ich porträtiere Menschen. Gerne höre ich mir deren Geschichte an, wenn ich sie skizziere. So erlangen meine Bilder eine Tiefe, die der Betrachter als Gefühl wahrnehmen kann.
Ich habe in den letzten Monaten aber auch eine Liebe zu abstrakter Kunst entwickelt. Ich versuche, dadurch meine Gefühle und Emotionen festzuhalten.
Für meine Eltern ist es brotlose Kunst. Ich kann ihnen tausendmal sagen, dass ich davon sehr gut leben kann. Sie glauben mir einfach nicht. Mein Vater steckt mir immer noch Geld zu, wenn ich bei ihnen zu Besuch bin. Ich nehme es dann einfach an, bedanke mich und verbuche es als Altenheimanzahlung. Dafür werden sie mich irgend-wann sehr viel Geld kosten.
Die Mädels haben mich nach langer Zeit mal wieder über-redet, mit ihnen tanzen zu gehen. Das läuft wie folgt ab, sie tanzen und ich stehe an der Bar.
So auch heute. Da entdecke ich plötzlich diesen Typ, groß, muskulös, braun gebrannt, einer zum Vernaschen, den wollen die Frauen!
Er kommt in meine Richtung und winkt. Meint der mich? Aus Reflex winke ich zurück. Dann schießt ein Gedanke in meinen Kopf, vielleicht meint er jemanden hinter mir. Ich nehme meinen Arm sofort herunter und blicke mich unsicher um.
Wie peinlich wäre es, würde jemand hinter mir stehen und ihm zuwinken. Aber da ist keiner, kommt der gerade wirklich zu mir?!
In meinem Kopf dreht sich alles, 1000 Fragen. Hast du heute geduscht? Zähne geputzt? Verdammt, du hast dir nicht die Beine rasiert! Okay, dann nur ein bisschen knutschen. Knutschen?! Sicher, dass du dir die Zähne geputzt hast?! Ich möchte im Erdboden versinken.
Oder wird das ein One-Night-Stand, wollte ich ja nicht mehr machen. Eine Nacht, um festzustellen, was für eine Praline du da im Bett hast. Ist es die flüssige Karamellcreme im Inneren, die man sofort verschlingen will oder die bittere Mandel, die einen zum Würgen bringt. Und wer isst das schon gerne, wie schnell wird man diesen Geschmack/Person wieder los?!
Der Typ kommt immer näher. Okay bin beim One-Night-Stand dabei.
Peinlich wäre es, er würde mich nur nach dem Weg zur Toilette fragen. Vielleicht, weil ich so aussehe, als würde ich es wissen. Ehrlich gesagt, checke ich immer als Erstes, wo sich die Toiletten in einer Diskothek befinden. Man kann ja nie wissen, wie schnell man mal dahin muss, und dann wäre es fatal, noch suchen zu müssen. Für diese Frage wäre ich also wirklich die perfekte Ansprechpartnerin.
Ich pinkle mir vor Aufregung fast in die Hose. Dieser Traummann bleibt vor mir stehen, er blickt tief in meine Augen und sagt: »Hey, hast du Lust, etwas mit mir zu trinken?«
»Ich äh, ich… ja, klar… gerne«, stammle ich so vor mich hin.
Ich kann die Blicke der anderen spüren. Alle hassen mich, das gefällt mir irgendwie.
»Was darf ich Euch bringen?«, fragt der Barkeeper.
»Ich nehme einen Sex on the Beach«, höre ich eine Stimme, meine Stimme.
Ist das jetzt mein Ernst?! Das hab ich grad nicht wirklich gesagt? Von 100 Möglichkeiten eines Getränks kann mein Kopf nur noch an Sex denken.
Der Mann meiner Träume lacht.
»Den hätte ich auch gerne«, stimmt er mir zu.
»Es ist dunkel. Er wird nicht sehen, dass ich rot werde«, versuche ich mich zu beruhigen.
Der Barkeeper zwinkert mir zu und führt die Bestellung aus.
Traumhaft, das kann ja nur noch besser werden und diese Befürchtung wird sogar noch übertroffen.
»Hast du Lust zu tanzen?«, fragt mich der Mann mit den braunen Augen.
So schöne Augen, die von kleinen Lachfalten gezeichnet sind. Oh verdammt, er hat etwas gesagt, die Gedanken in meinem Kopf kreisen.
»Tanzen«, rufe ich triumphierend und möchte schon wieder im Erdboden versinken.
Ich tanze gerne und singe auch dazu. Ich bilde mir dann auch gerne ein, dass ich tanzen kann wie Shakira und singen wie Whitney Houston. Aber die Realität ist meilen-weit davon entfernt.
Also lautet meine Antwort: »Ach, blöd. Ich tanze so gerne, habe mir aber gestern den Fuß verstaucht« und zeige auf mein rechtes Bein.
Seien wir ehrlich, wenn ich Glück habe, wird es eine kleine Bettgeschichte, da ist so eine kleine Notlüge harmlos. Ähnlich wie, du kannst so toll küssen. Ja, jede Frau liebt es, wenn die Zunge im Mund Kreise wie ein Helikopter dreht und vielleicht dabei noch so zwei-, dreimal das Zäpfchen berührt. Nein, Schatz ich würge nicht, das ist nur meine Wollust, die ich nicht zügeln kann.
»Wie ist das passiert?«, fragt mich Mark, so heißt der gut aussehende Mann mir gegenüber übrigens.
Er ist interessiert an meinem Leben, das macht mir weiche Knie. Ich sinke zusammen und Mark hält mich mit seinen starken Armen fest. Ich nutze die Situation und schmiege mich an seinen starken Oberkörper. Läuft mir gerade Sabber aus dem Mund?! Egal, der Abend hat sich jetzt schon gelohnt. Davon werde ich noch die nächsten Nächte zehren.
»Huch, was war denn das?«, hört sich Mark ein wenig besorgt an.
Ich liege noch in seinen starken Armen und grinse ihn verlegen an.
»Der Fuß, es geht aber schon wieder. Es tut nur noch so weh, vielleicht sollte ich doch mal zum Arzt gehen«, erkläre ich und löse mich aus seinen Armen. Zwar ungern, aber sonst hat er wirklich noch einen Sabberfleck auf dem Pullover.
»Du, ich kann mir das gerne anschauen, meine Praxis ist eine Straße weiter. Wir machen schnell ein Röntgenbild und dann wissen wir, was mit deinem Fuß los ist. Wenn du solche Schmerzen hast, ist er vielleicht gebrochen«, sprudelt es aus seinem Mund.
Bei Praxis hat sich mein Gehirn schon verabschiedet. Mark ist Arzt?! Er hat eine eigene Praxis und ich blöde Kuh täusche Schmerzen in meinem Fuß vor?!
Richtig, konnte ich ja nicht wissen, dass er Chirurg ist, er hätte auch Bestatter sein können.
»Nee geht schon. Ist schon wieder gut.«
Der klägliche Versuch, ihn von dem Plan abzubringen. »Keine Widerworte, wir gehen jetzt in meine Praxis.«
Mark hilft mir vom Barhocker und stützt mich. Ich winke noch meinen Mädels auf der Tanzfläche zu. Meine beste Freundin Lisa hält den Daumen nach oben, dann widmen sie sich wieder dem Tanzen und ich humple mit Mark aus der Tür hinaus.
»Es ist nicht weit, schaffst du das oder soll ich dich lieber tragen?«, fragt mich Mark und schaut mir dabei tief in die Augen.
Was soll es, habe doch eh schon alles versaut, dann kommt es darauf auch nicht mehr an und ich sage: »Also, wenn es keine Umstände macht, gerne.«
Mark nimmt mich auf den Arm, als wäre ich eine Feder. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und rieche sein Parfüm. Er ist so perfekt von Kopf bis Fuß!
»Wir sind da.«
Mark setzt mich vor der Tür seiner Praxis ab. Das ging schnell, etwas zu schnell für meine Bedürfnisse. Mark schließt die Tür auf und verschwindet in einem Büro.
»Du kannst schon durchgehen. Bitte zieh deine Schuhe und Hose aus«, ruft er mir noch aus seinem Büro zu.
»Was, warum?«, frage ich erschrocken nach und bleibe wie angewurzelt im Flur stehen. Mark guckt um die Ecke.
»Na, damit wir deinen Fuß röntgen können«, sagt er und grinst mich an.
Warum?! Warum, ist er kein Bestatter, würde mich jetzt lieber in einen Sarg zur Probe legen. Ich bin nicht rasiert, mit den Haaren an meinen Beinen könnte man Perücken herstellen!
Ich laufe in das mir zugewiesene Zimmer und durchsuche es nach irgendetwas Brauchbarem, um meine Mähne an den Beinen und im Schritt, wenigstens ein wenig zu stutzen.
Es klopft an der Tür.
»Darf ich reinkommen? Bist du soweit?«, höre ich seine Stimme.
Mir wird schlecht und ich muss mich in einem Wasch-becken, das an der Wand hängt, übergeben.
»Sophia, ich komme jetzt rein.«
Mark steht neben mir und hält meine Haare, während mir der Sex on the Beach aus dem Mund läuft. Schon allein das Übergeben ist nicht schön, ich mache aber auch noch so komische, laute Geräusche dazu. Man könnte es mit einem Hirsch zur Brunftzeit verwechseln. Warum bist du nur kein Bestatter?! Loch, tue dich auf.
Mark hält tapfer meine Haare, was für ein Traummann.
»Geht es wieder?«
Mark denkt gar nicht daran, mir von der Seite zu weichen.
Ich nicke mit dem Kopf, traue mich gar nicht, ihn anzugucken.
»Ja, ich gehe jetzt mal lieber nach Hause.«
Ich schnappe meine Tasche und renne aus der Praxis.
»Tut dein Fuß gar nicht mehr weh?«, höre ich Mark noch rufen.
Stimmt, da war ja noch was. Egal, ich möchte nur noch nach Hause.
Es ist schon mittags, ich liege im Bett und beschließe, ein-fach nie wieder aufzustehen. Immer wieder lasse ich den gestrigen Abend Revue passieren und immer wieder mit dem gleichen Ergebnis. Ich möchte sterben. Eines steht fest, in diese Diskothek gehe ich nie wieder.
Es klingelt an der Tür. Nein, ich möchte nicht aufstehen. Es klingelt ein zweites Mal, dieses Mal hört es aber nicht auf. Der Dauerton durchdringt die Stille in meiner Wohnung. Mit Wut im Bauch springe ich auf und stampfe zur Tür. Bereit jeden anzuschreien, der die Dreistigkeit hat, mich aus dem Bett zu holen. Ich öffne die Tür und schließe sie gleich wieder.
Ich schaue an mir herunter. Ich habe nur einen Sport-BH und einen weißen Riesenschlüpfer an. Wo ist mein Morgenmantel?! Ich drehe mich um und blicke in eine Wohnung, die alles andere als aufgeräumt ist. Ich würde sogar sagen, es hat eine Bombe eingeschlagen.
Mein Morgenmantel liegt neben meinem Bett. Wieso habe ich ihn nicht angezogen, bevor ich die Tür aufgerissen habe. Ist das Schicksal? Schönen Dank!
Die Türklingel schrillt noch immer im Dauerton. Ich ziehe den Morgenmantel an, gehe erneut zur Tür und öffne.
Vor der Tür steht Mark. Der Knopf von der Klingel hat sich verhakt und er versucht, ihn zu lösen. Ich drücke erneut auf den Knopf und es wird still.
»Tut mir leid, ich wollte nicht…«, versucht Mark es zu erklären. Ich unterbreche ihn.
»Bist du ein Stalker? Woher weißt du, wo ich wohne?«, raune ich ihn an.
Mark hält mir mein Portemonnaie unter die Nase.
»Das hast du in der Praxis vergessen«, erwidert er kleinlaut.
»Oh, danke.«
Ich nehme ihm das Portemonnaie ab und bin dabei die Tür zu schließen.
»Hast du Lust, heute Abend essen zu gehen?«, ruft er mir noch zu.
Mir wird schon wieder heiß. Jetzt ganz gelassen bleiben, bloß nichts anmerken lassen. Ich öffne die Tür ein Stück und schaue durch den kleinen Schlitz.
»Uhrzeit?«, möchte ich wissen.
»Ich hole dich um 20 Uhr ab, bis später.«
Bevor ich noch irgendetwas erwidern kann, ist Mark auch schon verschwunden.
Ich schließe die Tür, tanze und singe durch die Wohnung.
»Er will mit mir Essen gehen… nur mit mir. Essen«, singe ich vor mich hin und laufe dabei an einem Spiegel vorbei. Ich bleibe stehen, gehe zwei Schritte zurück und blicke noch einmal in den Spiegel. Ein Pandabär ist nichts gegen mein aktuelles Erscheinungsbild. Was habe ich da alles im Gesicht, wo kommt diese ganze verschmierte Schminke her und hat ein Vogel in meinen Haaren übernachtet?!
Ich schnappe mein Handy und rufe meine beste Freundin an. Keine fünf Minuten später steht Lisa vor meiner Tür.
»Bitte, rette mich«, flehe ich sie an.
Lisa muss lachen und kann gar nicht mehr aufhören. Dabei habe ich noch gar nicht von meinem gestrigen Abend er-zählt.
»Du solltest duschen und eine Kur für die Haare wäre auch gut«, befiehlt Lisa mir.
»Ach, vergiss es! Hast du eine Schere? Wir schneiden deine Haare lieber ab. Die sind eh nicht mehr zu retten«, spricht sie und lacht.
Ich bin zu müde, um etwas zu sagen, und gehe, krieche wohl eher ins Badezimmer, während Lisa die Vorhänge und die Fenster aufreißt.
Die Dusche ist wirklich gut, ich fühle mich schon viel besser.
»Sophia, jetzt erkenne ich dich auch wieder«, scherzt Lisa weiter.
Ich verdrehe die Augen. Sie scheint heute besonders gute Laune zu haben. Ich setze mich auf einen Stuhl und Lisa beginnt mich zu verschönern. Das kann sie wirklich gut.
»So, dann erzähl mal«, fordert sie mich auf.
»Nee, lieber nicht«, antworte ich ihr.
»Ach, komm. So schlimm? Wieder typisch du?! Ich muss jetzt schon lachen. Fange bitte ganz vorne an. Du gehst in die Disco und dann…?«, möchte Lisa von mir wissen.
»Kannst du dich noch an unseren Kinobesuch erinnern?«, frage ich sie.
Lisa fängt laut an zu lachen.
»Du meinst, den Kinobesuch als du vorm ausverkauften Kinosaal gestolpert und die Treppe von oben herunter gerollt bist, dich dabei mehrfach überschlagen hast und erst ganz unten zum Liegen kamst? Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern. Sollte ich es mal vergessen, gibt es ja im Netz ein Video davon. Was für ein schöner Abend.«
Lisa wischt sich mit einem Taschentuch die Lachtränen aus dem Gesicht.
»Für dich war es ein schöner Abend, für mich eher nicht so schön«, kläre ich Lisa auf.
»Ich musste am nächsten Tag ins Krankenhaus, weil ich am Po einen riesigen, blauen Fleck hatte und mich nicht mehr hinsetzen konnte. Noch Wochen danach, hatte ich Schmerzen.«
Lisa nickt zustimmend und sagt: »Ach, es war so witzig. Aber was hat das mit gestern zu tun?«
»So lief das gestern auch ab«, kläre ich sie auf.
»Wie, du bist die Treppe herunter gerollt?«, fragt Lisa nach und kann sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen.
»Nein, aber das Gefühl von „in der Erde versinken“, war genauso«, berichte ich.
»Ich habe nur gesehen, wie du aus der Tür gehumpelt bist. Habe mich ein wenig gewundert, aber so ist halt Sophia«, klärt sie mich auf.
Ich berichte von dem gestrigen Abend und lasse nichts aus. Lisa möchte die ganze Geschichte. Sie bekommt die ganze Geschichte.
Ich habe gehofft, es ist gar nicht so schlimm gelaufen und es muss mir nicht so unangenehm sein. Aber, wenn ich mir das jetzt alles so ins Gedächtnis rufe und ihre Reaktionen beobachte, wie sie rot wird und peinlich berührt die Hände vor ihr Gesicht hält, möchte ich im Erdboden versinken.
»Er stand heute Mittag vor deiner Tür und möchte mit dir Essen gehen, obwohl es gestern eine Vollkatastrophe war?!«, stellt Lisa fest.
Ich kann nur zustimmend nicken.
»Dann brauchen wir für heute Abend das gewisse Etwas!«
Sie sucht in ihren Schminkutensilien nach dem perfekten Lippenstift. Nach gefühlten Stunden blicke ich in den Spiegel. Ein ganz neuer Mensch schaut mich da an. Ich kann das gar nicht glauben, das bin wirklich ich?!
»Danke Lisa, du bist meine Rettung.«
Ich betrachte mein Gesicht von allen Seiten.
»Jetzt nur noch ein schönes Kleid.«
Lisa geht ins Schlafzimmer und schaut in meinen Kleiderschrank.
»Da wirst du nichts finden, zumindest kein Kleid«, rufe ich ihr nach.
»Du hast keine Kleider?!«
Sie durchwühlt den Schrank und wird doch fündig.
»Hier haben wir doch etwas.«
Ich eile zu ihr. Lisa hält ein schwarzes kurzes Kleid in der Hand. Ich gucke sie verwirrt an.
»Das kenne ich gar nicht.«
Ich betrachte das Kleid genau, schon ganz schön kurz. So etwas habe ich im Schrank?! Lisa muss lachen.
»Hab dich veräppelt, ist eins von meinen, hab mir schon gedacht, dass du nichts hast.«
Das beruhig mich, hatte schon ein bisschen an mir ge-zweifelt. Ich ziehe mir das Kleid an.
»Denkst du wirklich, ich sollte das anziehen?! Sieht leicht nuttig aus.«
Lisa schaut mich sauer an.
»Das war nicht so gemeint, an dir sieht es toll aus, gar nicht nuttig, richtig toll«, versuche ich noch irgendwie die Situation zu retten. Lisa muss lachen.
»Schon gut, zieh aus, du hast recht, das war nichts.«
Ich bin so froh, dass ich dieses Kleid, eher Reizwäsche, wieder ausziehen kann.
Ich durchwühle meinen Schrank und stoße auf eine Jeans, die ich schon ewig nicht mehr an hatte und eine weiße Bluse, die meinen Hintern bedeckt.
»Das geht immer«, rede ich mir ein. Lisa stimmt mir zu.
»Danke, ich rufe dich später an und berichte, wie es gelaufen ist.«
Ich drücke Lisa.
»Ja, bin gespannt. Du siehst klasse aus, viel Spaß.«
Dann ist sie auch schon verschwunden.
Ich muss mich vor Aufregung bewegen und laufe durch meine Wohnung. Eine richtige Schneise bildet sich in meinem Teppich.
Während ich hier so durch meine aufgeräumte Wohnung laufe, stelle ich fest, ich habe echt viel Platz.
Es klingelt an der Tür. Ich blicke zu dieser, dann zur Uhr, Punkt acht. Puh, Hitze steigt in mir auf. Ich gehe langsam zur Haustür, versuche, meinen Puls zu beruhigen. Verdammt, ich muss Pippi. Ich öffne die Tür und da steht er.
Mark sieht so gut aus und riecht noch viel besser. Zur Begrüßung umarmt er mich, bitte nicht mehr loslassen. Der Abend hat sich schon gelohnt. Ich schließe die Tür und er führt mich zu seinem Auto.
»Geht es deinem Fuß wieder besser?«, erinnert mich Mark an die Notlüge.
»Ja, alles wieder gut. Hatte mich doch nur vertreten«, sage ich.
Mark hält mir die Autotür auf und ich steige ein.
In meinem Kopf höre ich eine Stimme lieblich singen: »Du musst Pippi, du musst Pippi. Deine Blase ist ganz voll. Du solltest lieber auf die Toilette gehen, bevor du auf den Sitz machst.«
Ich hoffe, wir sind bald da.
Mark parkt das Auto vor dem besten Restaurant der Stadt.
»Ich hoffe, du hast Hunger!«, sagt er.
Ich nicke.
Wir betreten das Restaurant und ich sehe mich nach der Toilette um, werde aber leider nicht fündig.
Ein Kellner geleitet uns zu einem Tisch. Ich kann mich nur noch auf meine Blase konzentrieren und kneife schon beim Gehen die Beine zusammen. Es muss komisch aussehen, aber ich habe Angst, dass sonst ein Unglück geschieht.
»Mark, entschuldige bitte. Wo sind die Toiletten?«
Ja, ich habe eine schwache Blase und gerade, wenn ich aufgeregt bin, sprudelt es nur so aus mir heraus. Mehr, als das ich Flüssigkeit zu mir genommen habe. Wie das funktioniert, keine Ahnung. Er weist mir den Weg.
Gefühlt sitze ich eine halbe Stunde auf der Toilette, es will gar nicht mehr aufhören.
Endlich, die Blase ist leer, der Abend kann beginnen, nur noch… Wo ist das Toilettenpapier?! Ernsthaft?! Das teuerste Restaurant und die haben kein Toilettenpapier.
Ich schaue mich um und mein Blick fällt auf ein Bord, das neben der Toilette hängt. Auf mehreren Knöpfen sind Symbole abgebildet. Ich erkenne eine Dusche und einen Föhn.
Das ist doch nicht für da unten oder?!
Ich muss es versuchen, es ist zu verlockend. Ich drücke den Duschkopf und schreie los. Ich fiepe, muss lachen und irgendwie ist es auch erregend. Jetzt der Föhn. Oh, schön warm. Wie geil, ich möchte auch so eine Toilette. Hier könnte ich stundenlang sitzen, wie die Männer, ich brauche nur keine Zeitung, obwohl.
Beim Verlassen der Toilette blicke ich in fünf Augenpaare. Ich grinse verlegen und eile zum Waschbecken. In meiner Hektik reiße ich den Wasserhahn auf und mache ihn sofort wieder zu. Ich schaue an mir runter, das Wasser hat auf meine Hose gespritzt. Es sieht so aus, als hätte ich mir in die Hose gepinkelt.
Das auch noch. Ich starre in den Spiegel, mein Ernst?! Ich suche in meiner Tasche nach… Ja, keine Ahnung was.
Auf jeder blöden Toilette hängt ein elektrischer Hände-trockner, nur hier natürlich nicht. Hier nimmt man die feinsten Handtücher aus einem Korb und wirft sie nach dem Benutzen in einen anderen Korb.
Ich nehme mir eins dieser Handtücher und halte es mir vor den Schritt, als wäre es das normalste von der Welt Gäste-handtücher so zu tragen. Ich renne. Na ja, gehe sehr schnell zurück zum Tisch, an dem Mark auf mich wartet.
»Die Handtücher sollen eigentlich auf der Toilette bleiben.«
Mark muss lachen.
»Ja, aber dieser blöde Wasserhahn. Das Wasser spritzte und alles auf meine Hose.«
Mark lacht noch lauter. Ich mag sein Lachen, es ist an-steckend.
»Ich habe mir erlaubt, etwas zu essen zu bestellen. Ich hoffe, ich habe deinen Geschmack getroffen«, eröffnet mir Mark.
Der Kellner schenkt uns Rotwein ein. Mark hat eine tolle Auswahl getroffen, der Wein schmeckt nach mehr. Ich muss mich zusammenreißen, dass ich nicht gleich mein Glas austrinke. Sich einmal vor Mark übergeben reicht mir.
Der Kellner bringt den ersten Gang, Rindercarpaccio mit einem kleinen Salat. Ich esse den Teller komplett leer, es schmeckt so gut. Als Hauptgang wird Short Ribs mit getrüffeltem Kartoffelpüree serviert. Aber das Highlight ist das Dessert, Vanille-Parfait auf einem Erdbeerspiegel mit flambierten Ananasscheiben.
Mark erzählt von seiner Arbeit und Familie. Ich kann mich kaum auf seine Worte konzentrieren. Ich starre auf seine Lippen, wie gern würde ich ihn küssen. Ob er ein guter Küsser ist? Bestimmt küsst Mark sehr gut, so wie er beim Sprechen die Lippen bewegt.
»Sophia, träumst du?«
Ich schrecke hoch und schaue ihn in die Augen.
»Äh nein, ich… ich… es tut mir leid. Ja, ich war abgelenkt«, stammle ich vor mich hin.
»Von was warst du abgelenkt?«, fragt Mark nach.
»Von deinen geilen Lippen.«
Das wäre die richtige Antwort gewesen, stattdessen sage ich: »Ich habe überlegt, was das für ein Wein ist. Er schmeckt sehr lecker.«
Zum Beweis setze ich das Glas an und verschlucke mich beim Trinken. Ich muss husten, mir kommen die Tränen und ich bekomme kaum noch Luft. Mark steht auf und klopft mir auf den Rücken. Der Kellner reicht mir ein Glas Wasser. Es dauert einige Zeit, bis sich mein Hals wieder beruhigt. Mark nimmt wieder Platz.
»Geht es wieder?«
Ich nicke, kann aber noch nicht sprechen.
Wenn mich im Restaurant noch nicht alle als Klofrau abgestempelt haben, dann haben sie mich jetzt auf jeden Fall zur Kenntnis genommen.
Mark schlägt vor, in einem angrenzenden Park spazieren zu gehen, aber vorher verschwinde ich noch einmal zur Toilette. Wer weiß, wann ich das wieder erlebe!
Der Himmel ist klar, die Sterne leuchten hell. An einer Ecke steht ein mobiler Eisverkäufer, der gerade seinen Verkaufswagen reinigt.
»Entschuldigung, haben sie noch zwei Kugel Eis?«, frage ich den Verkäufer.
Er nickt und sagt: »Ihr habt Glück, ich habe heute nicht alles verkauft. Sucht euch etwas aus.«
»Du bestellst etwas für mich und ich für dich, dann schließen wir die Augen und probieren«, schlage ich Mark vor.
Er nickt und bestellt für mich ein Eis. Ich schließe die Augen und versuche dabei so sexy und lasziv wie möglich an dem Eis zu lecken, klappt semi-gut.
Mark hat mir Stracciatella Eis ausgesucht, mein Lieblingseis.
Ich finde, er sieht nach Haselnuss aus, das ist also meine Wahl für ihn. Mark schließt die Augen und leckt am Eis. Das sieht schon sehr sexy und heiß aus.
»Was ist das?«, fragt er mich mit einer kratzigen Stimme.
»Haselnuss, nicht gut?«
Mark sieht ein wenig aufgeschwollen aus.
»Du musst mich ins Krankenhaus bringen.«
Er drückt mir seinen Autoschlüssel in die Hand.
»Was?! Warum? Was ist los?«, versuche ich noch aus ihm herauszubekommen.
Wir eilen zum Auto. Mark sieht immer schlechter aus.
»Bist du allergisch gegen Nüsse?«, frage ich ihn.
Mark nickt.
»Warum hast du nichts gesagt?«
Er möchte antworten, aber es ist nur ein zischen zu hören. Sein Gesicht ist so angeschwollen, Mark bekommt kaum noch die Augen auf.
Wir sitzen im Auto. Der Motor heult auf. Ich gebe mir die größte Mühe, nicht auch noch sein Auto zu Schrotten.
Schweiß gebadet, zehnmal habe ich das Auto abgewürgt, kommen wir in der Notaufnahme an. Mark wird sofort in ein Zimmer gebracht, er bekommt kaum noch Luft. Ich versuche währenddessen einen Parkplatz zu finden. Das kann doch nicht so schwer sein, aber sämtliche Parkmöglichkeiten sind voll. Nach gefühlten Stunden und kilometerweit vom Krankenhaus entfernt, kann ich endlich das Auto parken.
Ich eile zurück und versuche, Mark zu finden. An der Information erfahre ich, dass er schon auf Station liegt.
Eine Krankenschwester führt mich zu seinem Zimmer. Ich klopfe an die Tür und gehe hinein. Er hat ein Einzelzimmer. Mark liegt im Bett und schläft. Ich nähere mich langsam und setze mich neben ihn auf einen Stuhl. Eine Krankenschwester kommt ins Zimmer.
»Hallo, sind sie die Ehefrau?«
Ich gucke die Krankenschwester an.
»Warum?«, frage ich nach.
»Weil es jetzt gleich Mitternacht ist und wir keine Besuchs-zeit haben«, scherzt die Schwester und fügt hinzu: »aber für Familienangehörige machen wir gerne eine Ausnahme.«
Ich nicke zustimmend und aus meinem Mund sprudeln die Worte nur so heraus.
»Ja, ich bin seine Frau und ich würde gerne noch bei meinem Mann bleiben.«
Die Krankenschwester reicht mir einen Zettel.
»Ich bräuchte dann noch eine Unterschrift von ihnen.«
Ich starre sie an.
»Äh, ja, natürlich.«
Ich nehme den Stift in die Hand, wie heißt Mark mit Nachnamen? In meinem Kopf versuche ich mich, an sein Praxisschild zu erinnern. Aber es will mir nicht einfallen. Ich starre auf den Zettel, setze den Stift an und male ein paar Kreise und Striche auf das Papier.
Die Krankenschwester sieht sich die Unterschrift an und sagt: »Danke, Frau Lombrich.«
Dann verlässt sie das Zimmer.
Lombrich, hört sich irgendwie gut an. Sophia Lombrich, gar nicht übel. Mark schläft tief und fest, er sieht schon besser aus. Ich rutsche mit dem Stuhl dicht zu ihm, damit ich sein Parfüm riechen kann.
»Guten Morgen Frau Lombrich, du bist ja noch hier.«
Ich schrecke hoch, ich bin eingeschlafen. Hat Mark gerade Frau Lombrich gesagt, woher weiß er.
»Guten Morgen«, ich grinse ihn verschämt an.
»Ich musste das sagen, ich hätte sonst fahren müssen und du bist ja nur wegen mir hier.«
Mark grinst mich an.
»Ich hätte vielleicht vorher erwähnen sollen, dass ich gegen Nüsse allergisch bin.«
Ich nicke.
»Ja, das wäre hilfreich gewesen. Geht es dir besser?«
Mark nimmt meine Hand und zieht mich zu sich heran. Seine andere Hand hält mein Gesicht und er küsst mich.
»Das wollte ich seit unserer ersten Begegnung machen.«
Meine Knie werden weich und ich verliere das Gleich-gewicht. Mark hält mich.
»Wieder dein Fuß?«
Ich senke meinen Kopf.
»Dazu muss ich dir noch etwas sagen…«
Mark lacht.
»Ist schon gut, dein Fuß ist wohl nicht das Problem.«
Ich nicke.
»Ja, das stimmt wohl.«
Wir müssen lachen.
»Der Arzt möchte gleich noch mit mir sprechen, dann darf ich aber nach Hause. Hast du Lust auf ein Frühstück?«
Ich nicke.
»Aber ohne Nüsse!«, bemerke ich.
Mark grinst mich an.
»Ja, das wäre besser für mich und weil wir gerade dabei sind, ich mag keinen Fisch.«
Waaaas? Sein Ernst?! Oh man, doch kein Traummann. Ich wusste, da gibt es einen Haken! Ein Traum zerplatzt, wir werden niemals Sushi essen gehen. Ich muss mir die Tränen verkneifen. Mark sieht mir meine Enttäuschung an.
»Was ist los?«
»Wir können uns leider nie wieder sehen!«
»Was?!«
»Du magst keinen Fisch, was ist das für ein Leben?! So ohne jede Freude.«
Mark muss lachen.
»Ist klar, du darfst ja weiterhin Fisch essen, ich küsse dich dann einfach nicht.«
Mark zieht mich zu sich und küsst mich erneut.
»Dann verzichte ich lieber auf Fisch«, sage ich.
Der Arzt kommt in das Zimmer.
»Ich warte draußen auf dich.«
Ich verlasse das Zimmer. Nehme mein Handy aus der Tasche und rufe Lisa an.
»Hallo Lisa«, kann ich nur sagen, dann fällt sie mir ins Wort.
»Erzähl, wie lief es? Warum meldest du dich erst jetzt? Ach, hast du bei ihm geschlafen? Dein Ernst, du hast bei ihm geschlafen? Ist er gut im Bett? Erzähl! Oh nein, ist er nicht gut? Das tut mir leid, kannst ihm sicher beibringen, so schlimm?! Jetzt erzähl doch mal, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen!«
»Bist du fertig?!«, fange ich an.
»Jetzt erzähl schon«, fleht Lisa mich an.
»Ich bin im Krankenhaus«, erzähle ich weiter.
»Was, was ist passiert?«
»Lisa«, fahre ich sie an.
»Ja, bin schon still. Ich sage kein Wort mehr«, verspricht sie.
»Wir hatten einen wunderschönen Abend. Mark hat nur eine Allergie gegen Nüsse«, berichte ich.
»Und das weiß er erst seit gestern Abend?«, unterbricht sie mich.
»Lisa«, ermahne ich sie erneut.
»Entschuldigung! Bin still«, verspricht Lisa.
»Nein, er weiß es schon länger. Hatte nur versäumt, es mir zu sagen.«
Stille.
»Lisa, bist du noch da?«
»Ja, wollte dir nicht wieder ins Wort fallen. Schon ein komischer Typ irgendwie.«
Ich muss lachen.
»Ich mag ihn.«
»Oh, ist das schön. Das freut mich für dich. Wann bist du zu Hause? Ich muss alles erfahren. Von dem Klingeln an der Tür, bis … na, bis jetzt, du weißt schon. Was machst du denn jetzt noch?«
Ich schaue an mir herunter.
»Mark redet jetzt noch mit dem Arzt und dann wollen wir frühstücken gehen. Aber duschen wäre jetzt auch ganz schön«, sage ich.
Lisa jubelt.
»Es geht noch weiter? Geht ihr irgendwo frühstücken oder geht ihr zu ihm? Zu dir? Ich bin so gespannt. Zusammen duschen? Oh, das wird gut.«
Mark und der Arzt kommen aus dem Zimmer. Sie verabschieden sich und Mark kommt auf mich zu.
»Lisa, ich muss Schluss machen. Mark ist fertig.«
»Okay, ruf mich an.«
»Ja, tschüss. Hab dich lieb.«
Ich lege auf und suche in meiner Tasche nach einem Kau-gummi. Leider werde ich nicht fündig. Ich muss schrecklich aus dem Mund stinken. Ich nehme die Hand vor meinen Mund und versuche unauffällig meinen Atem zu riechen. Oh, nicht gut. Eine Krankenschwester kreuzt meinen Weg.
»Entschuldigung, haben sie vielleicht eine Einwegzahnbürste für mich?«, frage ich nach.
»Sind sie Patientin hier?«, möchte die Schwester wissen.
Ich schüttele den Kopf.
»Dann leider nein. Ich habe hier noch ein Kaugummi, das können sie haben.«
Sie reicht mir das Kaugummi. Es scheint, als hätte die Gute es schon länger in der Tasche. Nicht sehr lecker, aber immer noch besser als Mundgeruch. Ich stecke es mir schnell in den Mund, kaue und reibe es an meinen Zähnen. Zumindest fühlen sich meine Zähne schon etwas besser an.
Mark kommt auf mich zu. Schnell spucke ich das Kaugummi in ein Taschentuch, wickle es ein und lasse es in meiner Tasche verschwinden.
Mein Herz klopft, mir wird warm und in meinem Bauch kribbelt es, wenn ich Mark beobachte. Wie das erste Mal in der Diskothek. Er nimmt mich in den Arm und küsst mich.
»Hunger?«
Ich nicke.
»Komm. Ich würde dich ja zu mir einladen, aber ich habe nichts mehr im Kühlschrank. Mein Bäcker des Vertrauens ist hier ganz in der Nähe«, erklärt Mark.
Nicht einmal 20 Minuten später sitzen wir an einem reich gedeckten Tisch. Es könnte so perfekt sein, wäre da nicht die ganze Zeit diese aufdringliche Bedienung. Sie scharwenzelt um Mark herum. Ich würde schon fast sagen, die Gute zieht eine richtige Schleimspur hinter sich her. Ich möchte sie am liebsten fragen, ob sie nicht auch mal die anderen Gäste bedienen möchte. Deren Zungen hängen schon aus dem Mund, weil sie so hungrig sind. Selbst, als ich noch einen Kaffee bestelle, schaut die super Bedienung nur Mark an.