Kinderfußballtraining - Fabian Seeger - E-Book

Kinderfußballtraining E-Book

Fabian Seeger

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Beschreibung

Kinder spielen Fußball, weil es Spaß macht. Deshalb stellt Kinderfußballtraining das spaßbetonte Spielen in den Mittelpunkt. Der erste Teil des Buchs vermittelt Trainer*innen die wichtigsten, theoretischen Aspekte des kindgerechten Fußballtrainings, wobei auch die pädagogische Verantwortung eine große Rolle spielt. Im anschließenden Praxisteil bietet das Buch zahlreiche Spielformen zur Schulung der koordinativen und technischen Fähigkeiten im Training.

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Seitenzahl: 376

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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen die männliche Sprachform verwendet. Gemeint ist sowohl die männliche als auch die weibliche und die diverse Form.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

NIKLAS LÜDEMANN • FABIAN SEEGER

KINDERFUSSBALLTRAINING

THEORIE UND PRAXIS

FÜR VEREIN, SCHULE UND FREIZEIT

Kinderfußballtraining

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2022 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)

Gesamtherstellung: Print Consult GmbH, München

eISBN 978-3-8403-3806-9

E-Mail: [email protected]

www.dersportverlag.de

INHALT

1VORWÖRTCHEN

2ALLGEMEINE EINLEITUNG

3DIE KINDER

3.1KINDLICHE PHANTASIEWELTEN

3.2MOTIVATION

3.3ZIELSETZUNGEN

3.4TALENTE

3.5SPIELERSICHT

4DER TRAINER

4.1DER KINDERTRAINER

4.2KINDERCOACHING

4.3TRAINERBALL

5DAS TRAINING

5.1KINDGERECHTES TRAINING

5.2TRAININGSPRINZIPIEN

5.3AUFGABENQUALITÄT

5.4KOORDINATION

5.5POLYSPORTIVITÄT

5.6KINDGERECHTE KRÄFTIGUNG

5.7KLEINE SPIELE

5.7.1Center Zocker

5.7.2Dice Dynamite

5.7.3Crazy Colors

5.7.4Fliegender Teppich

5.7.5Ring Runner

5.7.6Tic-Tac-Toe®

5.7.7Schlaue Spieler

5.7.8Kogni Kingz

5.7.9Ballfieber

5.7.10Move Mix

5.7.11Flinke Finger 1.0

5.7.12Flinke Finger 2.0

5.7.13Power-Pantomime

5.7.14Top Twins

5.7.15Freche Füße

5.7.16Dribbel-DJs

5.7.17Monstermaus

5.7.18Jump House

5.7.19Formel 1

5.7.20Formel 2

5.7.21Turbotore

5.7.22Handshaker

5.7.23Toptreffer

5.7.24Topduell

5.7.25Roundhousekick

5.7.26Zeitreise 1.0

5.7.27Zeitreise 2.0

5.7.28Zeitreise 3.0

5.7.29Final Fun

5.7.30Dribbling Dynamite

5.7.31Super Bowl

5.7.32Schatzsucher

5.7.33Techniktreffer

5.7.34Rollende Ringe

5.7.35Brennende Bälle

5.7.36Traumpass

5.7.37Schnelle Schritte 1.0

5.7.38Schnelle Schritte 2.0

5.7.39Schnelle Schritte 3.0

5.7.40Technik-Tiger

5.7.41Alarm-Action

5.7.42Lucky Looser

5.7.43Flinke Finten

5.7.44Freche Finger

5.7.45Kluge Köpfe

5.7.46Master Moves

5.7.47Reaction Race

5.7.48Flitzer Blitzer

5.7.49Centre-Court

5.7.50Color Catch

5.7.51Best Buddies

5.7.52Monstermamba

5.7.53Turbotag

5.7.54Verfolgungsjagd

5.7.55Dreiecksjagd

5.7.56Road Runner

5.7.57Seilsalat

5.7.58Freche Füße 1.0

5.7.59Freche Füße 2.0

5.7.60Raketenrenner

5.7.61Ausbrecher

5.7.62Field Fighters

5.7.63Chaos Kings

5.7.64Royal Crush

5.7.65Durchbrecher

5.7.66Triple Touch

5.7.67Power-Piraten

5.7.68Trikottausch

5.7.69Classic Catch

5.7.70Monstermatten

5.7.71Rugby Runners

5.7.72Flinke Fänger

5.7.73Mattenball 1.0

5.7.74Mattenball 2.0

5.7.75Supersteps

5.7.76Rollball

5.7.77Abwerfer

5.7.78Ballerball 1.0

5.7.79Ballerball 2.0

5.7.80Ballerball 3.0

5.7.81Technik-Champs

5.7.82Knallball 1.0

5.7.83Knallball 2.0

5.7.84Knallball 3.0

5.7.85Speedball

5.7.86Kegelknallen

5.7.87Alley Hoop

5.7.88Bee Ball

5.7.89W.I.N.N.E.R.

5.7.90Hockeyarena

5.8TECHNIKTRAINING

5.9TORSCHUSS

5.10KOPFBALLSPIEL

5.11ÜBUNGSFORMEN

5.11.1Snake Slalom

5.11.2Dribbling Dou

5.11.3Lucky Lines

5.11.4Team Battle

5.11.5Reaction Action

5.11.6Champions Run

5.11.7Bubble Balls

5.11.8Ballon Booster

5.11.9Best of Balls

5.11.10Partnerpass 1.0

5.11.11Partnerpass 2.0

5.11.12Passparty 1.0

5.11.13Passparty 2.0

5.11.14Passparty 3.0

5.11.15Passparty 4.0

5.11.16Passparty 5.0

5.11.17Passparty 6.0

5.11.18Supersammler 1.0

5.11.19Supersammler 2.0

5.11.20Supersupporter 1.0

5.11.21Supersupporter 2.0

5.11.22Motorikmonster

5.11.23Field Fun

5.11.24Grand Prix

5.11.25Crashtest

5.11.26Double Trouble

5.11.27Circle Crush

5.11.28King of the Ring

5.11.29Kompasskicker

5.11.30Turboteams

5.11.31Techniktops

5.11.32Chaosflitzer

5.11.33Skilldrill

5.11.34Turbotechnik

5.11.35Turbotrip 1.0

5.11.36Turbotrip 2.0

5.11.37Turbotrip 3.0

5.11.38Parcoursprofis 1.0

5.11.39Parcoursprofis 2.0

5.11.40Kreiskicker

5.11.41Passprofis 1.0

5.11.42Passprofis 2.0

5.11.43Passprofis 3.0

5.11.44Passprofis 4.0

5.11.45Schnelle Treffer

5.11.46Battle Ball

5.11.47Dreiecksdrill

5.11.48Powerpässe

5.11.49Monsterball 1.0

5.11.50Monsterball 2.0

5.11.51Monsterball 3.0

5.11.52Ballers Buddies 1.0

5.11.53Baller Buddies 2.0

5.11.54Turbotreffer 1.0

5.11.55Turbotreffer 2.0

5.11.56Pingpong 1.0

5.11.57Pingpong 2.0

5.11.58Pingpong 3.0

5.11.59Pingpong 4.0

5.11.60Pingpong 5.0

6DAS SPIEL

6.1KLEINFELDSPIELE

6.1.1Champions League

6.1.2National League

6.1.3Top-Teamplayer

6.1.4Rotation Rockers

6.1.5Changing Champions 1.0

6.1.6Changing Champions 2.0

6.1.7Allround-Aktion 1.0

6.1.8Allround-Aktion 2.0

6.1.9Strategy Stars

6.1.10Unter Gleichgesinnten

6.1.11Crazy Characters

6.1.12Super Skills

6.1.13Step by Step 1.0

6.1.14Step by Step 2.0

6.2SPIELFORMEN

6.2.1Royal Rumble

6.2.2Chaoschamps

6.2.3Super Shooter

6.2.4Rondo Runner 1.0

6.2.5Rondo Runner 2.0

6.2.6Powerplay

6.2.7Präzise Pässe

6.2.8Schnelle Schüsse

6.2.9Superzocker

6.2.10Einmaleins

6.2.11Rocket Run

6.2.12Dreamteam

6.2.13Rainbow Rockers

6.2.14Corner Kick

6.2.15Monstermatch

6.2.16Doppelduell

6.2.17Passpuzzle

6.2.18Bonusball

6.2.19Bunte Bälle

6.2.20Grand Slam

6.2.21Schlüsselspieler

6.2.22Rule Breaker

6.2.23Spezialspieler

6.2.24Mister X

6.2.25Perfect Play

6.2.26Game Changer

6.2.27King of the Court

6.2.28Tischkicker

6.2.29Legendenliga

6.2.30Partner-Play

6.2.31Feld der Wahrheit

6.2.32Zahlenzauber

6.2.33Chaoscup

6.2.34Golden Games

6.2.35Little League

6.2.36Rondo Rockerz

6.2.37Mentalitätsmonster

6.3SPIELEN

6.4KREATIVITÄT

6.5BOLZPLATZSPIELE

6.5.1World Cup

6.5.2Gold Cup

6.5.3Lattenkracher

6.5.4High Five

6.5.5Shooting Stars

6.5.6Penalty Power 1.0

6.5.7Penalty Power 2.0

6.5.8Keeper King

6.5.9Shoot-out

6.5.10Golden Goals

6.5.11Goalgetter

6.5.12Juggle Jungle

6.5.13Match Point

6.5.14First Touch

6.5.15Tunneltornado

6.61 GEGEN 1

6.7TEAMS

6.8POSITIONEN

7NEBEN DEM PLATZ

7.1EHRENKODEX

7.2ELTERN

7.3ERNÄHRUNG

ANHANG

1 Literaturliste

2 Bildnachweis

1VORWÖRTCHEN

Kinder sind die Zukunft. Das Handeln als Erwachsener hängt in besonderem Maß davon ab, welche Erfahrungen im Kindesalter gesammelt wurden. Eltern, Pädagogen oder Trainer legen entscheidende Grundlagen, auf denen sich nicht nur Fähigkeiten entwickeln und Wertvorstellungen manifestieren, sondern sich letztlich Identität und Charakter bildet. Die Güte der Persönlichkeitsförderung im Kindesalter hat einen entscheidenden Einfluss auf den erwachsenen Menschen und weiterführend auch auf die Entwicklung einer Gesellschaft. Entsprechend ist die aktive Betreuung und Begleitung von Kindern an pädagogische und gesellschaftliche Verantwortung gebunden.

Kinder befinden sich auf mehreren Ebenen in teilweise sehr sensiblen Entwicklungsphasen. Selbst bei gleichem Alter können wesentliche Unterschiede bestehen. Ein Kindertrainer muss diese Entwicklungsphasen und individuellen Unterschiede berücksichtigen, die entsprechenden Lernprozesse altersgerecht gestalten und methodisch steigern, damit bei jedem Kind ein optimaler Lernerfolg einsetzt.

Er ist für die fußballerische Ausbildung verantwortlich, muss die Grundprinzipien des Spiels vermitteln, altersgemäße Trainingsschwerpunkte finden und zugleich teamorientiertes Sozialverhalten anlegen. Dabei sieht er sich mit vielen organisatorischen Herausforderungen konfrontiert, welche in der Arbeit mit kleinen Kindern und deren Eltern implementiert sind.

Das Aufgabenfeld eines Kindertrainers geht also weit über das Aufstellen einer erfolgreichen Elf für den Spieltag am Wochenende hinaus. Insofern liegen die großen Unterschiede zum Erwachsenenfußball auf der Hand. Die Inhalte aus dem Erwachsenenbereich können in keiner Weise einfach auf den Kinderfußball übertragen werden. Der kunterbunte Kinderfußball unterscheidet sich elementar vom Erwachsenenfußball.

Die klügsten Köpfe aus vergangenen Epochen haben die Bedeutung und Relevanz vom Umgang mit Kindern verstanden und priorisieren einen persönlichkeitsfördernden Ansatz. Ihre Zitate zeigen, dass die Vermittlung von fachspezifischen Inhalten immer eng mit einer Charakterschule verbunden ist.

Abb. 1: Zitate aus verschiedenen „Fußball“-Epochen

Experten fordern häufig, dass die besten Trainer im Kinderbereich arbeiten sollen, weil die Herausforderungen, wie skizziert, so vielschichtig sind. Dies gilt in erster Linie auch für die Konzeption des Trainings und die Auswahl der Trainingsreize. Ein Kindertrainer muss genau wissen, was Kinder in jungen Jahren können.

Obwohl die Aufgaben eines Kindertrainers so umfangreich sind, so viel Zeitaufwand bedeuten und die Forderung der Experten schon sehr lange besteht, werden die allermeisten Kindertrainer an der Basis durch ihre Arbeit mit ihrem Team tendenziell nicht zum mehrfachen Multimillionär. Kindertrainer freuen sich in der Regel eher auf Kinderlachen als Lohn für ihr Engagement, welches ohnehin nicht mit Geld aufzuwiegen ist.

Vor diesem Hintergrund versucht dieses Buch, alle Kindertrainer in ihrem komplexen und herausfordernden Tätigkeitsfeld mit einigen Hilfestellungen und Impulsen zu unterstützen.

VIEL SPASS BEIM LESEN, LERNEN UND LACHEN!

2ALLGEMEINE EINLEITUNG

DIE HEUTIGE BEWEGUNGSWELT DER KINDER

Die Lebens- und Bewegungswelt von Kindern und Jugendlichen wird in erster Linie durch gesamtgesellschaftliche Strukturen bestimmt. Die Gesellschaft setzt einen grundsätzlichen Rahmen für die allgemeine Entwicklung der Kinder und besitzt darüber hinaus einen bedeutsamen Einfluss auf das Sport- und Bewegungsverhalten von Heranwachsenden. Neben der Ausgestaltung des Schulsystems und der Trainings- und Wettkampforganisation innerhalb der Sportarten sind gesellschaftliche Phänomene wie Digitalisierung, Individualisierung, Urbanisierung oder Eventisierung bedeutsam.

Im Zeitalter der Digitalisierung lässt sich hoher Medienkonsum feststellen. Die große Verfügbarkeit von Fernsehern, Radios, PCS, Spielekonsolen, Laptops, Tablets und Handys, gepaart mit einfachen Onlinezugängen, machen den Konsum oft problemlos und ohne Zeitbegrenzung möglich.

Ein zu umfangreicher Medienkonsum schadet den Kindern auf verschiedenen Ebenen. Er kann sich nicht nur negativ auf Schulleistungen auswirken, sondern auch ganz grundsätzlich gesundheitliche Probleme hervorrufen, denn hoher Medienkonsum bedeutet oftmals Bewegungsmangel und ist Ursache für die Verschlechterung von motorischen Fähigkeiten, für schwaches Konzentrationsvermögen, für Haltungsschwächen oder für Übergewicht.

Tab. 1: Einflussfaktoren auf die Bewegungswelt von Kindern

EINFLUSSFAKTOREN AUF DIE BEWEGUNGSWELT VON KINDERN

DIGITALISIERUNG

INDIVIDUALISIERUNG

URBANISIERUNG

EVENTISIERUNG

GANZTAGSSCHULEN

ZEITDRUCK

SPORTORGANISATION

ERGEBNISDENKEN

TRAININGSQUALITÄT

SPORTPLÄTZE

FREIZEITANTEIL

MEDIENKONSUM

SCHULSPORT

DEMOGRAFIE

VERINSELUNG

Diese Entwicklungen sind bedenklich, denn mediale Anerkennung spielt bei Kindern und Jugendlichen mittlerweile eine sehr bedeutsame Rolle. Die kindliche Sehnsucht nach Geborgenheit und Aufmerksamkeit wird zunehmend in den Medien gesucht und gefunden, sodass sich der Konsum in Zukunft vermutlich erhöhen wird, obwohl die Reduzierung von Medienkonsum erstrebenswert wäre.

Weiterführend ist alarmierend, dass dem Bewegungsmangel innerhalb der bestehenden Strukturen nicht ausreichend entgegengewirkt wird, obwohl immer mehr Kinder und Jugendliche in Sportvereinen aktiv sind. Trotz vielfältigen Schul- und Vereinssportangeboten bleibt die Problematik des Bewegungsmangels mit den vielschichtigen Begleiterscheinungen bestehen.

Auf einen zweiten Blick sind die Schulsituationen und die inhaltliche Ausgestaltung des Vereinssports Teile der Problematik. Durch Ganztagsschulen und Betreuungsangebote im Nachmittagsbereich wird der Tagesablauf von Kindern zeitlich strukturiert und vorgegeben. Für das freie Spielen bleibt oft nur wenig bis gar keine Zeit. Der Straßenfußball auf den Boltzplätzen stirbt zunehmend aus. Der demografische Wandel im ländlichen Bereich und die Verfügbarkeit freier Flächen in der Stadt unterstützt diesen Prozess.

Zumindest ist es für viele Kinder, rein zeitlich betrachtet, nur erschwert möglich, ausgiebig und frei zu spielen. Das freie Spielen im Sinne von Versteckspielen, Klettern, Turnen, Raufen oder Fangen besitzt jedoch viele Potenziale und vielseitige Erfahrungsräume. Hier können Kinder zwanglos und selbstbestimmt Bewegungserfahrungen sammeln oder lernen, Widerstände zu überwinden, ohne dass Erwachsene regulieren, external motivieren oder manipulativ lenken.

Die Regulation und Organisation im Rahmen des Vereinssports durch Erwachsene hat zugenommen. Verbands- und Vereinsstrukturen werden zunehmend professionalisiert, sodass immer mehr Menschen als Trainer aktiv sind und Kinder im Verein betreuen. Die ständige Präsenz von Erwachsenen spielt in Bezug auf motivationale Aspekte ebenso eine Rolle wie im Bereich der Persönlichkeitsförderung. Sie beeinflusst Aspekte wie Selbstständigkeit, Eigenständigkeit, Eigenverantwortlichkeit, Teamfähigkeit oder Konfliktlösung in entscheidendem Umfang.

Tab. 2: Konsequenzen des Bewegungsmangels

KONSEQUENZEN DES BEWEGUNGSMANGELS

HALTUNGSSCHWÄCHEN

ÜBERGEWICHT

AUFMERKSAMKEITSDEFIZITE

KONZENTRATIONSMÄNGEL

BLUTHOCHDRUCK

UNAUSGEGLICHENHEIT

KOORDINATIONSDEFIZITE

STRESS

VERLETZUNGSANFÄLLIGKEIT

Sofern der organisierte Sport den vorherrschenden Bewegungsmangel nicht ausgleichen kann, lohnt sich der Blick auf die bestehenden Wettkampfformen, die angewendeten Trainingsinhalte oder auf Phänomene wie Ergebnisorientierung oder Eventisierung, um Ursachenforschung zu betreiben und Lösungsansätze zu entwickeln. Es stellt sich die Frage, ob die Erkenntnisse der Sportwissenschaft oder die Inhalte der Trainerausbildung ausreichend gehört wurden und in der Arbeit mit den Kindern auch tatsächlich berücksichtigt und umgesetzt werden, denn sinnvolle Lösungsansätze bestehen in verschiedenen Bereichen schon sehr lange und sind auf vielen Ebenen kommuniziert.

Die Forderung, dass Elemente des Straßenfußballs in das Vereinstraining integriert werden sollen, ist ebenso wenig neu, wie die Forderung, dass im Kinderfußball neben den fußballspezifischen Inhalten vor allem koordinative Grundlagen im Sinne einer allgemeinen Bewegungsschulung ausgebildet werden müssen.

Weiterhin ist es nachhaltig erforscht, dass Spielformen in kleinen Gruppen mit wenigen Spielern jedem einzelnen Kind mehr Ballaktionen bescheren und Erfolgserlebnisse ermöglichen und dass die vorrangige Orientierung an Ergebnissen im Kinderfußball der individuellen Entwicklung auf unterschiedlichsten Ebenen hinderlich ist. Diese fußballspezifischen Aspekte besitzen ebenso wie die zentralen Gesellschaftsentwicklungen unmittelbaren Einfluss auf die heutige Bewegungswelt der Kinder. Es ergeben sich wichtige Konsequenzen für das Fußballtraining mit Kindern.

DIE KONSEQUENZEN FÜR DAS KINDERTRAINING

Kinder spielen Fußball, weil es Spaß macht. Im Kindertraining sollte das spaßbetonte Spielen wie selbstverständlich im Mittelpunkt stehen. Kinder lernen spielerisch. Das Spielen hilft im Lernprozess und bei der Vermittlung von Inhalten. Die spielerische Prämisse ist elementar und erhebt einen sportartenunabhängigen Anspruch auf Berücksichtigung im Kinderbereich.

Abb. 2: Trainingsschwerpunkte und Trainingsinhalte

Im fußballspezifischen Kontext stehen vielschichtige Themenschwerpunkte und Trainingsinhalte im Vordergrund. Die fußballspezifischen Trainingsinhalte sind vielschichtig und umfassen in erster Linie die technisch-taktischen Aspekte des Spiels. Das Kindertraining sollte sich vorrangig mit den technischen Inhalten beschäftigen.

Für die Ausbildung der Fußballtechnik spielt Koordination als Fundament eine wesentliche Grundlage. Das Training der koordinativen Fähigkeiten (Differenzierungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit und Gleichgewichtsfähigkeit) sollte im Sinne einer allgemeinen Bewegungsschulung ein wesentlicher Bestandteil des Kindertrainings sein. Die Entwicklung dieser koordinativen Basis ist elementar wichtig, um im späteren Entwicklungsverlauf Techniken zu verfeinern und komplexe Bewegungen ausführen zu können.

Das technische Rüstzeug ist weiterführend als Basis für die taktischen Elemente des Spiels zu verstehen. Die technischen Fähigkeiten bestimmen die Güte der spieltaktischen Entscheidungen und die Möglichkeiten und Grenzen des taktischen Handlungsrahmens. Die erlernten Techniken werden letztlich im spieltaktischen Kontext angewendet und erprobt. In diesem Kontext stehen mit Kindern in erster Linie individualtaktische Handlungs- und Entscheidungsprozesse im Fokus.

Die fußballspezifischen Zielsetzungen im Kindertraining müssen vor dem Hintergrund der gesellschaftlich determinierten Bewegungswelt der Kinder ausdifferenziert und untermauert werden. Die allgemeine Bewegungsschulung und das Entwickeln einer koordinativen Grundlage begünstigt nicht nur die fußballerische Entwicklung, sondern kann wesentlich dazu beitragen, dass eine lebenslange Begeisterung für Sport und Bewegung angelegt wird.

Eine gute koordinative Basis wird auch in anderen Sportarten benötigt und erleichtert bzw. optimiert jegliche Form körperlicher Bewegung. In diesem Rahmen kann optimales Kindertraining einen Beitrag leisten, um dem gesellschaftlich bedingten Bewegungsmangel entgegenzuwirken und bereits in frühen Entwicklungsjahren prophylaktisch auf die Gesundheit des Kindes einzuwirken.

In diesem Kontext lässt sich eine inhaltliche Verpflichtung und pädagogische Verantwortung für Kindertrainer formulieren. Dabei ist Koordinationstraining nicht auf die Koordinationsleiter oder den Koordinationsreifen zu beschränken. Vielmehr geht es um umfassendes Bewegen, um variables Laufverhalten, um Vorwärts-, Seitwärts- und Rückwärtsläufe, um Springen, Fallen, Abrollen, den Einbeinstand oder das Balancieren.

In Verbindung mit Spielgeräten steht das umfassende Kennenlernen und Einschätzen des liegenden, rollenden, hüpfenden, springenden und fliegenden Balls im Fokus. Dabei können verschiedene Ballarten sowie Frisbees, Reifen, Tücher oder Seile zum Einsatz kommen. Diese Inhalte verbessern die koordinativen Komponenten Gewandtheit und Geschicklichkeit und können in einem spielerischen Gewand kindgerecht trainiert werden.

Das freie Spielenlassen ohne hemmende Reglementierung muss fester Bestandteil im Kindertraining sein. Freie Entscheidungsmöglichkeiten, verschiedene Handlungsalternativen und unterschiedliche Lösungswege fördern Kreativität, Handlungsschnelligkeit sowie Spielintelligenz und haben einen grundsätzlichen Einfluss auf motivationale Persönlichkeitsmerkmale, welche unabhängig vom Fußball eine wesentliche Rolle spielen.

Das Spiel vermittelt die zentralen Handlungsmuster des Mannschaftssports, fördert Wahrnehmungs- und Entscheidungsprozesse und bildet die Basis für optimales Kindertraining. Altersgerechte Übungsformen mit kurzweiligen und interessant verpackten Aufgabenstellungen können als motivierende Wettkämpfe das Kindertraining begleiten.

Während des Spielens und des Übens ist ein technischer Fokus elementar. Im Kindertraining sollte die Ausbildung und Anwendung der Grundtechniken wie Passen, Schießen, Dribbling, Ballmitnahme, Körperfinten oder Ballfinten im Vordergrund stehen. Die koordinativen und technischen Inhalte können vom kindlichen Körper gut adaptiert werden. Somit erzielen diese Inhalte einen sinnvollen Effekt und sind als kindgerecht einzustufen.

Optimale Adaptions- und Anpassungsprozesse sind der Kern von Training. Gruppen- und mannschaftstaktische Inhalte auf großen Spielfeldern und mit starken Teamgrößen sind nicht kindgerecht und verhindern individuelle Entwicklungen. Vielmehr sind sie wie das Einstudieren und das Vorgeben konkreter Spielzüge das Resultat von Ergebnisfokussierung. Das Ergebnisdenken beeinflusst Mut und Risiko im Spielverhalten, regelmäßige Positionsrotation, die Vergabe von Spielzeit oder die grundsätzliche Nominierung von einzelnen Spielern und somit die unterschiedlichsten Bereiche im Kinderfußball.

Die taktischen Inhalte im Kindertraining lassen sich überwiegend auf den individualtaktischen Bereich reduzieren. Statt Ergebnisdenken und Taktikorientierung ist die Vermittlung von grundsätzlichen Regeln, Werten, Normen und teamorientierten Verhaltensweisen empfehlenswert.

Es lässt sich abschließend eine Philosophie des Kindertrainings herleiten, welche neben den fußballspezifischen Einflussfaktoren auch gesellschaftliche Strukturen berücksichtigen muss. Neben Spaß und Begeisterung für den Fußball besteht im Kindertraining eine regelrechte Verpflichtung auf inhaltlicher Ebene, kindgerecht und verantwortungsbewusst zu agieren. Im Sinne der Kinder müssen Kindertrainer das freie Spielen, die allgemeine Bewegungsschulung, die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten und das Erlernen der Grundtechniken an die erste Stelle stellen.

Ausgiebige Videoanalysen, einstudierte Standardsituationen, mannschaftstaktisches Theorietraining oder positionsspezifisches Verhaltenstraining sollen helfen, um Ergebnisse zu erzielen, um Erfolge zu feiern und Titel zu gewinnen. Im Kinderfußball verhindern sie, dass Kinder motorische Grundlagen ausbilden und Erfahrungsräume nutzen dürfen, von denen sie ihr Leben lang profitieren können.

3DIE KINDER

Die Kinder stehen im Mittelpunkt. Sie müssen Bezugs- und Kontrollpunkt aller Handlungen im Kinderfußball sein. Jede Trainingseinheit, jede Coachingmaßnahme und jede inhaltliche Ausrichtung muss auf den aktuellen Leistungs- und Entwicklungsstand der Kinder abgestimmt sein. Ein Trainer muss die psychischen Bedürfnisse, Motivationslagen, körperlichen Konstitutionen, Stärken und Potenziale der ihm anvertrauten Kinder genau kennen, um seine Handlungen entsprechend anpassen zu können. Dieses Kapitel versucht, einige Grundsätzlichkeiten, die im Verhalten vieler Kinder zu finden sind, darzustellen und ruft trotzdem dazu auf, jedes Kind individuell zu betrachten und den Umgang entsprechend anzupassen.

3.1KINDLICHE PHANTASIEWELTEN

Kinder lieben Geschichten und Abenteuer. Sie besitzen viel Phantasie und ihrem Vorstellungsvermögen sind wenig Grenzen gesetzt. Eine Kindertrainingseinheit oder einzelne Trainingsformen können vor diesem Hintergrund für Kinder sehr motivierend sein, wenn sie einen besonderen Namen tragen oder unter ein reizvolles Motto gestellt werden. Das phantasievolle Verpacken der Trainingsinhalte sorgt für Abwechslung, Spannung sowie Emotionen und kann daher einen großen Beitrag leisten, um Kinder langfristig an den Fußballsport zu binden.

Eine phantasievolle Namensgebung unterstreicht das Erlebnis, fördert den Spaß, kann Begeisterung entfachen, Kreativität begünstigen und macht das Training als Abenteuer erlebbar. Speziell kleine Kinder können mithilfe der Geschichten dem Training einfacher folgen und bestimmte Aufgaben besser verstehen. Sie sind daher aufmerksamer und konzentrierter.

Das Lernen wird auf verschiedenen Ebenen unterstützt. Im Rahmen der phantasievollen Geschichten können die Kinder in verschiedene aufregende Rollen schlüpfen, sich ausprobieren und ausleben.

Abb. 3: Kindliche Phantasiewelt

3.2MOTIVATION

WARUM SPIELST DU FUSSBALL? WEIL ES MIR SPASS MACHT!

Fußballspielen macht vielen Kindern sehr viel Spaß. Diese Kinder sind in der Regel sehr motiviert und gehen gerne zum Fußballtraining. Das Fußballspiel an sich bietet viele Freiräume und ist aus sich heraus sehr motivierend. Fußballtraining sollte sich nicht nur deshalb immer am Spiel mit all seinen Freiheitsgraden orientieren.

Die Aufgabe eines Kindertrainers besteht weniger darin, Kinder zu motivieren, sondern vielmehr darin, dass den Kindern ihre Motivation und Freude nicht genommen wird. Es gibt sehr viele von Kindertrainern rund um Training und Spiel ergriffene Maßnahmen, die Kinder demotivieren. Schlagwörter wie Ergebnisorientierung, Strafenkatalog, Disziplin, Üben, Einschleifen und Wartezeiten lassen erahnen, dass es viele Vorgehensweisen gibt, die einen demotivierenden und hemmenden Einfluss auf die Kinder ausüben.

Motivierend ist, was Spaß macht, was herausfordernd ist und was besser ausfällt, als erwartet. Motivation wird erzeugt, wenn Kinder autonom und selbstständig handeln dürfen, wenn die Aufgaben nicht überfordernd sind und wenn die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen im Rahmen von Lösungsstrategien eingebracht werden können und wirksam sind.

Wenn sich ein Einzelner darüber hinaus in eine Gruppe einbringen kann, dann besteht die Chance, dass Kinder intrinsisch motiviert sind und nicht nur aufgrund einer externen Motivationsquelle handeln. Intrinsische Motivation gilt als höchste Motivationsqualität und entsteht immer dann, wenn Kinder Dinge aus Freude an der Sache tun, sie Neugier, Spontanität, Interesse oder Exploration erleben. Bei der intrinsischen Motivation handeln Kinder nicht aufgrund einer separierbaren Konsequenz, sondern aufgrund der Handlung selbst.

Motivation wird gelernt. Wenn ein Coach permanent durch externe Motivationsquellen in Form von positiven oder negativen Verstärkern einwirkt, dann erlernen Kinder, sich vorrangig über eben genau diese externen Einflüsse zu motivieren. Sobald diese externen Motivationsquellen wegfallen, haben die Kinder Motivationsprobleme. Das Handeln des Trainers auf motivationaler Ebene wirkt auf den Charakter der Kinder ein.

Ein Trainer hat die Möglichkeit, auf externe Motivationsquellen zu verzichten und eher selbstbestimmte Motivation zu erzeugen. Wird den Kindern beispielsweise erklärt, warum eine Verhaltensweise gut und zielführend ist, erleben die Kinder ein deutlich höheres Motivationsniveau als bei straforientierter Kontrolle.

TRAINERSPRACHE: DIE DETAILS MACHEN DEN UNTERSCHIED!

Die Unterscheidung in ein dynamisches und ein statisches Selbstbild hilft, Lob, Feedback und Kritik kindgerecht zu kommunizieren. Ein dynamisches Selbstbild geht von der Veränderbarkeit des Könnens aus, während das statische Selbstbild Fähigkeiten und Eigenschaften als manifestiert ansieht.

Bildet das dynamische Selbstbild die Kommunikationsgrundlage mit den Kindern, ergeben sich veränderte Aussagen, die einen positiven Effekt auf die Kinder haben werden. Statt das Ergebnis eines Wettkampfs oder das Talent eines Kindes zu loben, sollten Trainer und Eltern eher prozessorientiert loben. Hierbei geht es darum, Einsatzbereitschaft, Anstrengung, Strategien, Entscheidungen und Fortschritte hervorzuheben.

Kinder werden nicht durch die Beurteilungen von Erwachsenen motiviert. Vielmehr lohnt es sich, einen Fortschritt in den Fähigkeiten der Kinder sichtbar zu machen und so auch die Motivation für weitere Lernprozesse zu steigern.

Abb. 4: Trainersprache

In der Kommunikation mit Kindern sollten bestärkende den vermeidenden Formulierungen vorgezogen werden. Anstatt also zu vermitteln, welcher Zustand ungünstig ist und somit vom Spieler vermieden werden sollte, lohnt es sich, die direkte Formulierung eines positiven Zielzustandes zu wählen. Zuletzt sollte es immer um die Kinder gehen. Der Trainer gilt dabei nicht als Ausgangspunkt für die kindliche Motivation. Formulierungen sollten somit immer einen direkten Bezug zum Kind haben.

Statt ein Lob vom Trainer abhängig zu machen, geht es vornehmlich darum, dafür zu sorgen, dass ein Kind Stolz, Zufriedenheit und Freude über die eigenen Leistungen fühlen kann und diese Anerkennung allein auf sich und nicht auf den Trainer beziehen muss.

KONTROLLE DURCH STRAFEN: DIE FRAGE NACH DER WIRKSAMKEIT!

Bestrafung und Belohnung haben im Umgang mit Kindern eine lange Tradition. Strafen sollen gemeinhin unerwünschtes kindliches Verhalten regulieren und eliminieren. Wirft man jedoch einen genaueren Blick auf das Prinzip der Strafen, so stellt sich die Frage nach der Wirksamkeit. Kinder haben stets einen tiefer liegenden Grund für ihr Verhalten. Vergleichbar mit einem Eisberg, ist das unerwünschte Verhalten nur die Spitze, während sich im Hintergrund tiefgründige Probleme befinden.

Eine Bestrafung setzt stets nur am geäußerten Verhalten an und bewirkt nie eine Veränderung der ursächlichen Problematik. Vielmehr ist die Kommunikation ein Schlüssel zur Veränderung des Verhaltens. Kinder können Stress in der Schule haben, von elterlichen Trennungen belastet sein, keinen Zugang zur Gruppe finden, Aufmerksamkeit suchen oder situationsbedingt überfordert sein.

Das Ziel des Trainers muss es daher sein, Ursachenforschung zu betreiben. Den Einsatz von Bestrafungen zu umgehen, erfordert demnach Empathie und eine ruhige Herangehensweise. Besonders im Kontext einer Trainingssituation ist es oftmals schwierig, einem Kind die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, um in Kommunikation zu gehen.

Trainer neigen dazu, den durch das gezeigte Fehlverhalten ausgelösten Kontrollverlust durch eine Bestrafung wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Diesen Drang müssen Trainer erkennen und umgehen.

Ein weiteres Problem der Bestrafung besteht darin, dass den Kindern kein Alternativverhalten aufgezeigt wird. Neben der Information, dass das gezeigte Verhalten nicht erwünscht war, fehlt entsprechend eine Aussage darüber, welches Verhalten an dieser Stelle besser gewesen wäre.

Trainer können davon ausgehen, dass ein Kind niemals Fehlverhalten zeigt, um den Trainer zu ärgern. Kinder haben stets das Gute im Sinn und handeln affektiv, um tiefer liegende Probleme zu bewältigen. Im Umgang mit Kindern hilft immer der Blick auf die vielen positiven Eigenschaften und der Gedanke, dass Kinder grundsätzlich nie Böses im Sinn haben.

3.3ZIELSETZUNGEN

WAS WILLST DU SPÄTER MAL BERUFLICH MACHEN?
Wenn ich groß bin, dann werde ich Fußballprofi!

Viele Nachwuchskicker träumen davon, später einmal Fußballprofi zu sein. Im Erwachsenenalter sind über 99,5 Prozent der aktiven Spieler im Breitensport organisiert und betreiben Fußball als Hobby. Deutlich weniger als 0,5 Prozent der erwachsenen Fußballer verdienen genug Geld, um als Profis vom Fußball zu leben.

Selbst wenn ein Spieler als Jugendlicher in der höchsten Spielklasse aktiv ist und zu den Topspielern in seinem Jahrgang zählt, besteht lediglich eine Wahrscheinlichkeit von unter zwei Prozent, dass er später einmal professionell Fußball spielen wird. Die Chance, Fußballprofi zu werden, ist also deutlich kleiner als klitzeklein.

TRÄUME UND WÜNSCHE

Trotz dieser extrem geringen Chance ist der Wunschtraum Fußballprofi ein sehr lohnenswerter. Denn auf dem Weg in diese Richtung bietet Fußball als Mannschaftssport vielschichtige Entwicklungsmöglichkeiten und Erfahrungsräume. Als Fußballer lernt man unter anderem den Fair-Play-Gedanken kennen, geht mit Siegen und Niederlagen um, erfährt Teamgeist und Zusammenhalt, baut Freundschaften auf und entwickelt soziale Kompetenzen in der Gruppe.

Kluge Köpfe sitzen häufig auf gesunden Körpern. Der Fußballsport wirkt in diesem Kontext gesundheitsfördernd auf die körperlich-motorische Entwicklung und kann einen entscheidenden Beitrag leisten, dass sich Kinder lebenslang fürs Sporttreiben begeistern.

STÄRKEN UND POTENZIALE

Um außergewöhnliche Leistungen zu erreichen, hilft ein genaues Bewusstsein der eigenen Stärken und Potenziale. Jedes Kind hat auf und neben dem Platz sowohl viele Stärken als auch Bereiche, in denen es sich verbessern kann. Wer sich und seine Eigenschaften gut kennt, kann diese gezielt entwickeln und gewinnbringend einsetzen.

Die Weiterentwicklung eigener Stärken und der persönliche Erfolg hängen in besonderem Maße vom eigenen Selbstbild ab. Wenn einem Kind vermittelt wird, dass Eigenschaften in Stein gemeißelt und nur ganz schwer veränderbar sind, dann entwickelt sich ein eher statisches Selbstbild. Ein statisches Selbstbild erschwert die Lernbereitschaft. Menschen mit einem statischen Selbstbild haben oftmals Angst, Fehler zu machen.

Wenn einem Kind vermittelt wird, dass Eigenschaften durch eigene Anstrengung weiterentwickelt werden können, dann stellt sich ein eher dynamisches Selbstbild ein. Ein dynamisches Selbstbild weckt Lernbereitschaft. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild denken nach Fehlern eher darüber nach, wie sie sich verbessern können.

FEHLER UND HELFER

Fehler gehören zu jedem Lernprozess. Das eigene Selbstbild bestimmt, wie man mit Fehlern umgeht. Fehler sollten weniger als Negativerlebnis eingeordnet werden. Vielmehr sollten sie als positive Helfer wahrgenommen werden.

Jeder Fehler ist eine Hilfestellung und gibt einen Hinweis auf etwas, was man verbessern und optimieren kann. Mit dieser Sichtweise bedeutet jeder Fehler, jedes Scheitern und jede Krise eine Lernmöglichkeit. Ein sehr guter Kindertrainer vermittelt seinen Spielern ein dynamisches Selbstbild und erzeugt eine positive Fehlerkultur.

ZIELE UND ROUTINEN

Der Traum vom Profifußball platzt oder erfüllt sich erst weit in der Zukunft und hängt von vielen Einflussfaktoren ab, die man zu einem erheblichen Teil selbst kaum beeinflussen kann. Der große Traum hilft daher weniger im kurzfristigen Trainings- und Entwicklungsprozess, sondern eher als grundsätzliche Inspirationsquelle. Auf dem kleinstufigen Entwicklungsweg in Richtung besonderer Fähigkeiten sollten daher konkrete Zielsetzungen eine wesentlichere Rolle spielen.

Das Erreichen selbst gesteckter Ziele liegt zum großen Teil in den eigenen Händen. Daher ist es hilfreich, weniger zu träumen, als sich vielmehr um das Erreichen kurzfristiger Leistungs- und Handlungsziele zu kümmern. Gemeinsam mit Trainern, Eltern oder in Eigenregie können die Ziele so formuliert werden, dass sie zeitnah erreichbar sind, kurzfristig überprüft werden können und dadurch kleinschrittige Lernfortschritte garantieren.

Ein ausgewogener und nachhaltiger Trainingsplan umfasst dabei motorische, technische, taktische, athletische und mentale Zielsetzungen und berücksichtigt Tages-, Wochen- und Monatspläne. Neben der Zielformulierung hilft das Implementieren von Routinen in den Alltag. Wenn jeden Morgen oder jeden Abend eine selbst nur sehr kurze Routine umgesetzt wird, so kann diese auf lange Sicht einen mächtigen Einfluss entwickeln. Routinen können sich zur Gewohnheit entwickeln und das Erreichen von kurz- und langfristigen Zielen unterstützen.

CHECKLISTE: DIE OPTIMALE ZIELSETZUNG …

… fordert dich heraus (keine Über- oder Unterforderung)!

… ist zeitnah erreichbar (kurzfristige Überprüfbarkeit)!

… wird positiv, konkret und präzise formuliert.

3.4TALENTE

BESONDERE BEGABUNGEN UND TOPTALENTE

Jedes Kind besitzt besondere Begabungen. Es ist entscheidend, ob diese Talente erkannt und gefördert werden. Unabhängig vom Spitzenbereich sollte es in der Arbeit mit Kindern in erster Linie darum gehen, in jedem einzelnen Kind die individuellen Begabungen und Potenziale zu erkennen, diese zu fördern und die Kinder auf ihrem individuellen Weg wirksam zu begleiten und zu bestärken.

Die oberen vier Prozent in der Spitze einer konkreten Kategorie oder Disziplin gelten als besonders talentiert. Nicht nur aus der Sicht des Fußballs besteht die spannende Frage, aufgrund welcher Talentkriterien einzelne Spieler als hochbegabt eingestuft werden und damit den Zugang zu Förderinstanzen erlangen.

TALENTSICHTUNG UND TALENTIDENTIFIKATION

Die Talentdefinition sollte in einem ersten Gedankenschritt vom möglichen Karriereverlauf losgelöst werden. Auf den Verlauf einer Karriere und das spätere Spielniveau im Erwachsenenalter wirken unzählige Einflussfaktoren ein. Eine gesicherte Vorhersage eines Werdegangs ist unseriös und nicht möglich. Unabhängig von einem möglichen Karriereverlauf lassen sich jedoch Talentkriterien und Talentmerkmale definieren, die anzeigen, dass ein Spieler gute Voraussetzungen mitbringt, um die Anforderungen des Spiels besser als andere zu meistern.

Diese Talentidentifikation ist sehr komplex, da auf eine aktuelle Leistung ebenfalls viele verschiedene Einflussfaktoren wirken und zudem noch eine Prognose im Sinne von möglichem Entwicklungspotenzial abgegeben werden muss. Ein Trainer oder Sichter entwickelt im Laufe der Zeit und mit wachsendem Erfahrungsschatz einen Expertenblick. Aber auch ein Experte sieht sich mit der Einordnung und Beurteilung komplexer Phänomene konfrontiert, wie dem relativen Alterseffekt, dem individuell unterschiedlichen Entwicklungsgrad, schwer zu fassenden Charaktereigenschaften.

Hinzu kommt, dass Spielkreativität, Handlungsschnelligkeit, Kondition oder Spielkompetenz als beispielhafte Leistungsfaktoren für sich genommen sehr differenziert betrachtet werden müssen und unterschiedlich interpretiert werden können. Je früher ein Talent gesichtet und eingeordnet wird, desto schwieriger ist die Prognose und desto unseriöser ist der Rückschluss auf einen möglichen Karriereverlauf.

TALENTKRITERIEN UND SICHTUNGSMERKMALE

Trotz der Prognoseschwierigkeiten ist die Festlegung bestimmter Talentkriterien in verschiedenen Feldern hilfreich. An einer konkreten Benennung von eindeutigen Talentmerkmalen können sich nicht nur Sichter oder Trainer, sondern auch die Kinder und deren Eltern orientieren. Auf der einen Seite lassen sich Trainingsinhalte ableiten und auf der anderen Seite lassen sich Schwerpunkte finden, in denen individuelle Stärken und Potenziale schlummern.

Es ist darüber hinaus schnell festzustellen, dass nur eine ganzheitliche Betrachtungsweise zielführend ist und neben den fußballerischen Aspekten auch Schulleistungen und Charaktereigenschaften. Dem einzelnen Spieler bleibt anzuraten, sich weniger damit zu beschäftigen, ob er als besonders begabt oder talentiert eingeschätzt wird. Ob mit oder ohne Talent für Aktionen mit dem Ball sind Lernbereitschaft und Fleiß ohnehin die vermutlich ausschlaggebenden Einflussgrößen.

Abb. 5: Talentkriterien und Sichtungsmerkmale

3.5SPIELERSICHT

KINDER AN DIE MACHT UND SPIELER IN DAS ZENTRUM!
Wem gehört das Spiel? Wem gehört das Training?

Viele Kinder lieben Fußball. Viele Eltern, Jugendleiter, Trainer und Betreuer teilen diese Leidenschaft, setzen sich im Rahmen unzähliger Trainingseinheiten und Spieltage für ihre Schützlinge ein und ermöglichen ihnen vielschichtige Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Viele Trainer opfern jede freie Minute, um ihre Spieler und Mannschaften zu verbessern und haben die Absicht, alle Kinder auf und neben dem Platz zu fördern.

Kinder und Erwachsene können in gleichem Ausmaß vom Fußball begeistert sein, nehmen dabei jedoch stark unterschiedliche Perspektiven ein. Ihre Sichtweisen, Interessen und Motivlagen können sich deutlich voneinander unterscheiden. Um die individuelle Entfaltung einzelner Kinder und die Entwicklung kompletter Mannschaften in den Mittelpunkt zu stellen, müssen die Interessen und Bedürfnisse der Kinder bekannt und ausreichend berücksichtigt werden.

Abb. 6: Was wollen Kinder?

DIE WINZIGE WELT DER KLEINEN

Das Beobachten von Kindern und das Einnehmen der Kinderperspektive hilft dabei, die Bedürfnisse und Motive von Kindern kennenzulernen, um diese im Rahmen der Trainingspraxis und bei der Auswahl von konkreten Coachingmaßnahmen sinnvoll berücksichtigen zu können. Eigenschaften und Motive können auf der einen Seite individuell sehr unterschiedlich sein. Daneben existieren zahlreiche Neigungen und Antriebe, die bei einer Vielzahl von Kindern ähnlich ausgeprägt sind.

DIE WEITE WELT DER GROSSEN

Die kindliche Perspektive unterscheidet sich stark von der Sichtweise der Erwachsenen. Eltern und Trainer können unterschiedliche Motive besitzen, aufgrund derer sie ihr Kind zum Fußballspielen bewegen oder als Übungsleiter mit den Kindern auf dem Fußballplatz zusammenarbeiten. Eltern kann es wichtig sein, dass ihr Kind qualitativ betreut ist, sich sportlich betätigt und dabei spaßbetontes Lernen ermöglicht wird. Ihnen mag es darum gehen, dass ihr Kind im Mannschaftssport Fußball soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit ausbildet. Eltern erhoffen sich eine faire und wertschätzende Behandlung für ihr Kind und neben der Verbesserung von fußballspezifischen Fähigkeiten im Optimalfall auch positive Einflüsse auf die Persönlichkeitsentwicklung. Die Motivation von Eltern und Trainern kann in vielen Aspekten deckungsgleich sein.

Trainer wollen den Kindern häufig etwas beibringen, sie als Coach begleiten, Entwicklungen vorantreiben und dabei Spaß vermitteln. Neben der Vermittlung fußballspezifischer Inhalte geht es Trainern häufig auch um übergeordnete Werte wie Disziplin oder Anstrengungsbereitschaft.

Trainer möchten darüber hinaus aber häufig auch Anerkennung für die eigene Person und ihr Engagement erfahren, sich selbst profilieren, positive Ergebnisse erzielen und erfolgreich sein.

Die Motive von Eltern und Trainern auf der einen und von den Kindern auf der anderen Seite können sich gut ergänzen, besitzen jedoch auch mögliches Konfliktpotenzial. Die positiven Absichten von Eltern und die ehrbaren Motivlagen von Trainern sollten nicht infrage gestellt werden. Vielmehr soll ein Fokus auf die Übersetzung in die Trainingsund Spielpraxis gesetzt werden, damit die guten Absichten auch tatsächlich im Sinne der Kinder umgesetzt werden.

Die Ausgestaltung der Praxis sollte sich vor allem an den Bedürfnissen und der Realität der Kinder orientieren. Dafür kann es notwendig sein, dass die Erwachsenen einen Perspektivwechsel zulassen, die Bedürfnisse der Kinder besser kennenlernen und ihre eigenen Maßnahmen überprüfen bzw. die eigenen Anliegen zum Wohl der Kinder in den Hintergrund stellen.

ERWACHSENE TRAINERSICHT VS. KINDLICHE SPIELERSICHT

Das Verhältnis zwischen einem Trainer als Vermittler von Lerninhalten und dem Kind in der Rolle des Lernenden hält grundsätzliche Spannungsverhältnisse bereit. Es ist in der Rolle des Trainers ratsam, sich über die Konsequenzen des eigenen Handelns im Klaren zu sein und die angedachten Maßnahmen immer dahin gehend zu überprüfen, welche Auswirkungen sie auf die Bedürfnisse und das Verhalten der Kinder haben.

Abb. 7: Grenzen und Freiheiten

Die entscheidende Frage ist, wessen Bedürfnisse im Rahmen der Trainings- und Coachingpraxis in erster Linie befriedigt werden und welche Effekte die gewählten Maßnahmen tatsächlich auf das Verhalten und die Entwicklung der einzelnen Kinder besitzen.

DAS SPIEL GEHÖRT DEM TRAINER
Der Coach steht im Mittelpunkt!

Ein Trainer rückt seine eigene Person in den Mittelpunkt, wenn er mit einem sehr autoritären Führungsstil alle Entscheidungen in Eigenregie ohne Einbezug der Spieler trifft und sich bei seiner Methodenwahl und Zielformulierung in erster Linie an den eigenen Bedürfnissen orientiert. Er konzentriert und identifiziert sich vorrangig mit Ergebnissen und Tabellenplätzen. Auch seine Spieler beurteilt er mit Blick auf die erzielten Erfolge.

Im Training und in Besprechungen verliert er sich in langen Monologen, ohne dass die Spieler viele Chancen hätten, zu Wort zu kommen. Er instruiert und formuliert explizite Verhaltensvorgaben ohne kreative Entfaltungsmöglichkeiten für die Spieler. Die Spiele und Spielformen im Training werden von ständigen Kommentaren und viel Kritik begleitet.

DAS SPIEL GEHÖRT DEM SPIELER
Das Kind steht im Mittelpunkt!

Ein Trainer rückt den Spieler in den Mittelpunkt, wenn er einen eher demokratischen Führungsstil pflegt und seine Spieler selbstbestimmt in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Er passt seine Methoden und das eigene Verhalten an die Bedürfnisse der Lernenden an und ihm sind individuelle Lernerfolge und eine nachhaltige Persönlichkeitsentwicklung wichtig. Er lobt nicht das Vorhandensein von Talent oder das Erreichen guter Ergebnisse, sondern lobt Einsatzbereitschaft, fragt nach, hört aufmerksam zu und interessiert sich auf breiter Ebene für seine Spieler.

Im Training begleitet er Übungs- und Spielformen in erster Linie durch Simultancoaching und ermöglicht den Kindern somit viel Aktivitätszeit. Sein spielerischer Ansatz ist für die Spieler mit vielen Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten verbunden.

BEURTEILUNG DER TRAINER- UND COACHINGQUALITÄT
Rückmeldungen und Feedback von den Kindern

Trainer analysieren und bewerten auf Trainerlehrgängen mit ihresgleichen. Am Spielfeldrand diskutieren und beurteilen auch die Eltern auf Erwachsenenebene. Die Adressaten der Trainings- und Coachingmaßnahmen sind die Kinder. Daher ist es weniger wichtig, welche Einordnung und Analyse ein wenig beteiligter Erwachsener trifft, sondern wie die Kinder über verschiedene Maßnahmen denken, was sie fühlen und welche konkreten Denk- und Handlungsprozesse das Trainerhandeln auslöst.

Auf der einen Seite ist es möglich, dass wir für konkretes Feedback und direkte Rückmeldungen mit den Kindern ins Gespräch gehen. Dabei sind geschlossene Fragen wie beispielsweise: „Wie war das Training?“, mit der Standardantwort: „Gut!“, weniger hilfreich. Um qualitativeres Feedback zum Trainerhandeln einzuholen, sind offene Fragen wie:

„Was hat dir heute am besten gefallen?“,

„Was wünscht du dir beim nächsten Training?“, oder:

„Welche Trainingsform hat dir heute besonders Spaß bereitet?“,

zu empfehlen.

Abb. 8: Positives Kinderfeedback

Darüber hinaus geben uns die Kinder permanente Rückmeldungen mit ihrer Körpersprache, Gestik, Mimik und ihren positiven wie negativen Äußerungen. Anhand dieser verschiedenen Signale lässt sich das Trainerhandeln beurteilen und in diesem Sinne optimieren.

4DER TRAINER

Der Trainer im Kindertraining hat vielfältige Aufgaben. Er ist je nach Situation Freund, Mitspieler, Spaßmacher, Streitschlichter, Animateur sowie Förderer und Entwickler. Der Trainer im Kinderfußball muss grundsätzlich eher einen Rahmen stellen als zu intervenieren, zu coachen und zu unterbrechen. Vielmehr geht es darum, zwischenmenschliche Situationen mit Empathie und Positivität zu moderieren und die Aufgaben im Training so zu stellen, dass die Kinder ein freiheitliches und freudbetontes Lernklima erleben. Ein guter Trainer bereitet das Training seiner fußballspezifischen und didaktischen Fachkenntnis entsprechend so auf, dass die Kinder implizit lernen können und so altersgerecht gefördert werden.

4.1DER KINDERTRAINER

WAS ZEICHNET EINEN KINDERTRAINER AUS?

Ein guter Kindertrainer stellt weder sich selbst noch das Ergebnis, sondern vielmehr das einzelne Kind und dessen Wünsche und Träume sowie dessen Bedürfnisse und Entwicklungschancen in den Mittelpunkt seiner Denkweise und seines Handelns. Vor diesem Hintergrund ist er viel mehr als ein reiner Fußballtrainer. Er ist auf verschiedenen Ebenen Vorbild, Freund, Spaßmacher, Motivator, Streitschlichter und Förderer.

Besondere Entwicklungschancen ergeben sich auf der Basis von belastbaren Beziehungen. Um diese aufzubauen, ist ein intensiver Kennenlern- und Interaktionsprozess hilfreich. Insofern ist es gewinnbringend, wenn der Trainer in die Kinderwelt eintaucht, den Kindern auf Augenhöhe begegnet und vor allem ein ehrliches Interesse an den Kindern mitbringt.

Der empathische Coach kennt seine individuell unterschiedlichen Spieler und weiß, dass sie Aufgaben zum Wachsen brauchen, dass sie Vorbilder als Orientierungsgröße benötigen und dass sie sich in einer funktionierenden Gemeinschaft aufgehoben fühlen.

Abb. 9: Der Anspruch eines Kindertrainers

Der persönliche Anspruch hat einen großen Einfluss auf das Interagieren mit anderen. Gepaart mit persönlichen Überzeugungen, eigenen Werten und individuellen Charaktermerkmalen, wie Empathie, wirkt er sich in der Rolle eines Kindertrainers unmittelbar auf die Entwicklung der Kinder aus. Entsprechend lassen sich mit dem Blick auf kindgerechte Persönlichkeitsförderung und kindgemäße Fußballausbildung verschiedene Trainercharaktere identifizieren, welche die Entfaltung und Entwicklung von Kindern verhindern oder ermöglichen.

Neben diesem pädagogischen Blick durch die Erwachsenenbrille sollte in erster Linie auch die Perspektive der Kinder bekannt sein und ernst genommen werden.

WAS ERWARTEN KINDER VON IHREM TRAINER?

Das Trainerhandeln ist auf die Spieler gerichtet. Entscheidend dabei ist die Wirkung auf die Kinder. Um die Qualität von Trainerhandeln einordnen zu können, ist es also sehr bedeutsam, wie das Trainerhandeln von den Spielern empfunden und beurteilt wird.

Viele Kinder haben oftmals erstaunlich klare und kluge Vorstellungen davon, was sie von ihrem Trainer erwarten, was aus ihrer Sicht sinnvoll ist und wie ein guter Coach mit dem Team oder einzelnen Spielern umgehen sollte.

FACHLICHKEIT UND METHODIK

Unser Trainer sollte Ahnung von Fußball haben. Er sollte ein abwechslungsreiches Training mit vielen Spielen und Torschussübungen machen. Er sollte uns etwas beibringen und uns nicht einfach nur zum Laufen schicken.

DIDAKTIK UND FEEDBACK

Unser Trainer sollte uns sagen, was wir verbessern können. Er sollte uns häufig loben und Tipps geben. Er sollte das Spiel dafür aber nicht so oft stoppen.

ERFAHRUNG UND BESONNENHEIT

Unser Trainer sollte aus Erfahrung sprechen. Er sollte ruhig agieren, nicht zu viel reden, nicht besserwisserisch sein und vor allem nicht überreagieren.

MOTIVATION UND SELBSTSTÄNDIGKEIT

Unser Trainer sollte mich immer motivieren. Er sollte unsere Wünsche ernst nehmen und uns untereinander nicht vergleichen. Er sollte uns nicht nur anweisen, sondern uns auch Freiräume und eigene Entscheidungen treffen lassen.

KLIMA UND MOBBING

Unser Trainer sollte nett sein. Er sollte sich mit allen Spielern gut verstehen und niemanden und schon gar nicht vor der gesamten Gruppe stark kritisieren und niedermachen.

GLEICHBERECHTIGUNG UND FAIRNESS

Unser Trainer sollte keine Lieblingsspieler haben. Er sollte alle Spieler spielen lassen und im Zweifel jedem Spieler auch eine zweite Chance geben.

POSITIVITÄT UND HUMOR

Unser Trainer sollte grundsätzlich positive Stimmung verbreiten, darf gerne Spaß machen und lustig sein. Er sollte uns nicht ständig anmeckern, anmotzen und auf Strafen verzichten.

TEAMFÜHRUNG UND VERHALTENSREGELN

Unser Trainer sollte uns Spieler grundsätzlich gut behandeln und nett sein. Er sollte das Team im Griff haben und darf dafür auch mal streng sein.

AUFRICHTIGKEIT UND VERBINDLICHKEIT

Unser Trainer sollte seine Zusagen und Versprechen einhalten. Er sollte ehrlich sein und auch mal zugeben, wenn er etwas falsch gemacht hat.

STRUKTUR UND KLARHEIT

Unser Trainer sollte organisiert sein und seine Erwartungen deutlich kommunizieren. Er sollte sich nicht widersprechen und dadurch an Glaubwürdigkeit verlieren.

4.2KINDERCOACHING

Kindgerechtes Coaching orientiert sich an der kindlichen Lebenswelt und fördert die Selbstbestimmung. Mithilfe kindgerechter Sprache geht es weniger darum, zu instruieren oder konkrete Lösungen vorzugeben, sondern vielmehr die Kinder einzubinden, zu unterstützen, zu ermutigen, zu begleiten und Selbstreflexionsprozesse anzustoßen.

KUNTERBUNTE KINDERWELTEN

Die kindliche Lebenswelt unterscheidet sich stark von der Jugend- oder Erwachsenenwelt. Kinder denken, empfinden und assoziieren anders als Erwachsene. Das Coaching im Kinderbereich ist nur dann wirksam, wenn es sich an der kindlichen Realität orientiert.

Ein guter Coach interessiert sich für die Perspektive der Kinder, kann sich in ihre Kindsköpfe hineinversetzen und passt die zu vermittelnden Inhalte und seine Sprache der Lebenswelt der Kinder an. Der Kindertrainer darf unbedingt noch einmal Kind sein, um sein Coaching wirksam zu konzipieren.

Während Kinder unbeschwert im Hier und Jetzt leben und jeden Moment genießen, tendieren Erwachsene zum rationalen Abwägen und zu verantwortungsbewussten Entscheidungsprozessen. Kinder erhalten bereits früh die Gabe der Phantasie. Erwachsene scheinen diese besondere Vorstellungskraft verloren zu haben.

Kinder überschreiten mithilfe der Phantasie die Grenzen der Wirklichkeit. Sie lassen sich für Geschichten und Märchen begeistern und erleben fantastische Abenteuer in verschiedensten Rollenspielen. Diese konkreten Aspekte der kindlichen Gedankenwelt kann ein Trainer im Rahmen seines Coachings nutzen.

Coaching im Kinderbereich sollte darüber hinaus berücksichtigen, dass Kinder besonders gut lernen, wenn sie sich entfalten und ausprobieren dürfen. Die Güte des Coachings lässt sich danach beurteilen, ob die gewählten Maßnahmen die Kinder befähigen, unterstützen und ermutigen oder bremsen, hemmen und einschränken.

Kindgerechtes Coaching kann im Sinne der Kinder dann erfolgreich sein, wenn die Kinder nicht gesteuert, gelenkt oder manipuliert werden, sondern stattdessen im Dialog begleitet und eingebunden werden. So besteht eine gute Chance, dass Kinder selbstbestimmt handeln und Selbstreflexionsprozesse begünstigt werden.

MANNIGFALTIGE MASSNAHMEN

Im Training und in Spielen besitzt der Trainer unterschiedlichste Interventionsmaßnahmen. Dabei steht einem korrigierenden und unterbrechenden Einfrieren das bestärkende, begleitende und spielflusserhaltende Simultancoaching entgegen. Besonders im Kinderfußball ist es sinnvoll, die Kinder mit begleitenden Coachingmaßnahmen zu unterstützen und den Kindern so eine Vielzahl an Freiräumen und Entscheidungsmöglichkeiten zu gewähren.

Der Trainer hat über ein begleitendes Coaching vielschichtige Möglichkeiten, die Kinder in ihrer Entscheidungsfindung und Technikausführung zu unterstützen. Besonders wirksam erweisen sich dabei Coachingwörter mit Aufforderungscharakter, die der Lebenswelt der Kinder entstammen, von den Kindern verstanden und eingeordnet werden können. Vor allem aber dürfen diese Coachingwörter einen auffordernden und ermutigenden Charakter haben, ohne Lösungswege vorwegzunehmen.

Die Auswahl solcher Coachingwörter sollte bewusst geschehen und auf ihre Wirksamkeit in der Praxis überprüft werden. Ein fragendes Coachingverhalten erweist sich ebenfalls im Kinderbereich als besonders wirksam. Durch offene Fragen werden Denkprozesse angeregt und Spielsituationen sowie das eigene Verhalten reflektiert, um langfristige Lernprozesse anzustoßen.

KONKRETE KOMMUNIKATIONSSTRATEGIEN

Die Erfahrungs- und Lebenswelten von Kindern und Erwachsenen unterscheiden sich grundlegend. Diese Diskrepanz kann zu Unverständnissen, Fehlinterpretationen und Motivationsverlusten führen. Alle trainerseitigen Erklärungen, Anweisungen und Coachingmaßnahmen müssen auf den Horizont des jeweiligen Kindes zugeschnitten sein. Das Ziel muss es sein, einen Zugang zu den Kindern zu finden. Dazu sollte altersgerecht formuliert werden und alle Inhalte eine emotionale Relevanz für die Kinder besitzen.

In diesem Kontext bieten sich Beispiele und Vergleiche aus der kindlichen Lebenswelt an, um so das Verhalten auf dem Fußballplatz nachhaltig zu beeinflussen. Jegliche Schwerpunkte, Inhalte und Kommunikationsformen müssen also aus einer Trainer- oder Fachsprache in den kindlichen Sprachgebrauch übersetzt werden.

Visualisierungen können helfen, diesen Transfer umzusetzen. Tiere und deren Verhaltensweisen sowie Gegenstände und Geschehnisse aus der kindlichen Phantasiewelt sind sinnvolle Begleiter für die Vermittlung in kindgerechter Sprache.

Konkret geht es darum, gewünschtes Spiel- und Bewegungsverhalten mit Bildern aus dem Vorstellungshorizont der Kinder zu verknüpfen und so das Verständnis, die Motivation und die Umsetzungsqualität zu erhöhen. Eine kindgerechte Sprachwahl hat unmittelbaren Einfluss auf die Vermittlungsgüte.

TIERISCHE TRAININGSBEISPIELE

Wie angedeutet, können die verschiedensten Trainingsthemen durch spannende Geschichten oder ansprechende Aufgabenstellungen aufgewertet werden. Die Tierwelt wird im Folgenden als ein konkretes Beispiel angeführt. Die Kinder imitieren das Verhalten unterschiedlicher Tiere und setzen dabei unterschiedlichste Bewegungsformen um.

Abb. 10: Tierische Trainingsbeispiele

4.3TRAINERBALL

WAS IST EIN TRAINERBALL?

Der Trainerball kommt in Spielformen zum Einsatz. Es ist ein Einspiel des Trainers in eine laufende Spielsituation. Der Trainer passt einen neuen Spielball zu einem der aktiven Spieler. Das Spielgeschehen läuft im Anschluss mit dem neuen Trainerball unmittelbar weiter. Der Trainerball unterstreicht die Rolle des Trainers als Spielbegleiter. Der Trainer hat viele Optionen, durch einen sinnvollen Trainerball das Spielgeschehen positiv zu beeinflussen.

WARUM IST EIN TRAINERBALL SINNVOLL?

Es können sich aus verschiedenen Gründen Spielsituationen ergeben, die einer kindgerechten Entwicklung entgegenwirken. Zum einen gibt es Spielphasen, in denen Kinder in Passivität gezwungen werden, wenn beispielsweise auf eine Spielfortsetzung lange gewartet werden muss.

Zum anderen gibt es Spielsequenzen, die unübersichtlich und zerfahren sind. Diese Spielsituationen können durch einen Trainerball aufgelöst werden. Der Trainerball kann wertvollen Spielfluss erhalten oder wieder erzeugen, vermehrt sinnvolle Spielmomente ermöglichen und grundsätzlich die Aktivität aller Kinder steigern.

WANN WIRD EIN TRAINERBALL GESPIELT?

Es existieren zahlreiche Spielsituationen, in denen Trainerbälle sinnvoll sind. Grundsätzlich hilft er, um entwicklungshemmende Spielsituationen aufzulösen, wenn beispielsweise viele Spieler in einer Ecke des Spielfeldes in Zweikämpfe verstrickt sind und keine sinnvollen Spielfortsetzungen mehr möglich sind. Des Weiteren kann ein Trainerball nach Torschüssen eine positive Wirkung erzielen.

Der Trainer kann nach einem Schuss das Spiel sofort wieder durch einen Trainerball in Gang setzen, ohne dass die Kinder darauf warten müssen, dass ein Spieler einem Fehlschuss nachläuft oder ein Torhüter den Ball aus dem Tor holt.