Kindred Spirit - J. D. Heart - E-Book

Kindred Spirit E-Book

J. D. Heart

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Beschreibung

Tamina hatte nicht immer viel Glück im Leben. Nach dem Tod ihrer Mutter, muss sie ihren Vater auffangen und nimmt so ein Leben an, dass sie nie wollte. Sie lernt einen Mann kennen, der ihr ein Gefühl von Sicherheit gibt. Jedoch hat sie immer das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Wird sie recht behalten? Wird sie ihren Weg finden? Wird sie die Liebe finden, nach der sie sich sehnt?

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Seitenzahl: 454

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Sechs Monate zuvor
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Danksagung
Triggerwarnung

J. D. HeartKindred Spirit

Kindred Spirit

Gefunden

Dark Romance Roman

mit Romantic Suspense-Elementen

Texte: © 2025 Copyright by J. D. Heart (Jasmin Schmidt) Umschlaggestaltung: © 2025 Copyright by J. D. Heart (mit Gimp)

Dekorationen zur Erstellung des Covers und der einzelnen Seiten, sowie Schriftarten, wurden käuflich bei Etsy erworben.

Verlag:Jasmin Schmidt

Trittenheimer Weg 20

66113 Saarbrücken

[email protected]

Herstellung: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

Die Triggerwarnung findest du am Ende des Buches.

Tamina

Seit ein paar Monaten arbeite ich in diesem beschissenen Laden. Mein Leben habe ich mir echt anders vorgestellt, als an einer Bar in einen Stripclub zu arbeiten. Aber welche Wahl habe ich schon? Kommt das Leben nicht immer anders, als man denkt? Gut bezahlt wird man hier nicht. Da ich keine Ausbildung habe, bleibt mir nichts anderes übrig. Die Männer grapschen einen ständig an, sobald man vor der Bar bedient und sie denken, dass man Freiwild ist. Für unsere Getränke, die wir am Abend trinken wollen, müssen wir selbst zahlen und Essen dürfen wir hier nur, wenn wir es zahlen. Und die Preise sind echt der Hammer. Selbst für Wasser aus dem Hahn müssen wir zahlen. „Das kostet Schätzjen“, hat mein Chef gesagt, als ich mir ein Glas Wasser genommen habe, weil ich kurz vor dem dehydrieren war. Für das Glas Wasser hat er mir tatsächlich fünf Dollar von meinem Lohn abgezogen. Fünf Dollar für ein Glas verrostetes Wasser. Lächerlich. Mein Chef und Besitzer dieses Schuppens, ist ein alter fetter Kerl mit Glatze. Wenn er noch Haare hätte, wären diese total fettig, wie sein gesamtes Äußeres. Er wirkt immer schleimig und stinkt aus dem Mund. Er trägt täglich seine Goldringe und Ketten, welche zu seinem Goldzahn passen. Seine abgeranzten Anzüge haben echt schon bessere Tage gesehen. In den Achtzigern oder früher. Vermutlich hat er sie von der Halsarmee oder er lässt jemanden in die Altkleider - Container klettern. So riechen sie nämlich. Ja er ist ein Klischee. Aber besteht die Welt nicht immer aus Klischees? Ich glaube, er hatte die Inspiration aus schlechten Schmierfilmen, in denen die Zuhälter so ausgesehen haben. Ich glaube, dass er keinen neumodischen Zuhälter je zu Gesicht bekommen hat, sonst würde er sich anpassen. Und ständig schleicht er um einen herum und er gafft so lüstern. Mir läuft es jedes Mal eiskalt den Rücken runter. Ich versuche mich immer kleinzumachen und ruhig zu verhalten, damit er nicht auf mich aufmerksam wird. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sein kleines Würstchen liebend gerne bei einem Verstoß in einen schieben will. Mir wird schlecht, wenn ich nur daran denke. Er läuft so oft an den Mädchen vorbei und haut ihnen auf den Hintern. Dann lacht er immer so ekelhaft auf und die Mädchen zucken zusammen. Und der Name von diesem Schuppen erst. Dieser hat genauso wenig mit Klasse zu tun wie der Besitzer oder die Einrichtung. “Pussy hole“ heißt der stinkende Laden. Warum ich hier arbeite und nicht in einem schöneren Laden? Weil ich muss. Ich brauche das Geld, auch wenn es nicht viel ist. Ja mir gefällt es hier nicht. Wem würde es hier gefallen? Selbst die Mädchen wollen nicht hier sein. Lebensumstände haben sie dazu getrieben sich so anzubieten. Ich fühle mich immer so schmutzig, wenn ich diesen Laden verlasse, dass ich mich zu Hause unter der Dusche abschrubben muss, um den Geruch und das Gefühl loszuwerden. Ich werde zwar nicht so begafft wie die anderen Mädels, aber dennoch fühle ich mich schmutzig. So, als würde die Einrichtung und die Art von meinem Boss auf mich springen und verschlingen wollen. Jedenfalls arbeite ich hier, weil mein Vater nach dem Tod von meiner Mom total abgestürzt ist und Alkoholiker und Spieler wurde. Ich musste meiner Mom versprechen, auf ihn aufzupassen, was ja echt super funktioniert. Ich hoffe, du bist stolz auf mich. Deshalb arbeite ich hier zusätzlich um die Schulden von ihm zahlen zu können. Er ist nicht mehr dazu in der Lage. Ständig macht er neue Schulden und reitet mich weiter hinein. Er hatte mal einen echt super Job. Er war Abteilungsleiter in einem Baumarkt. Durch sein saufen und spielen, kam er immer wieder zu spät. Anfangs haben sein Chef und die anderen Angestellte versucht, mit ihm zu reden. Sein Chef hat sogar das ein oder andere Mal ein Auge zugedrückt, weil er die Liebe seines Lebens verloren hat und mit zwei Kindern zurückgelassen wurde. Nach ein paar Monaten war es für das Geschäft nicht mehr tragbar und er wurde gefeuert. Okay, er hatte dort seine Wutanfälle, vielleicht war das der springende Punkt. Meine Mom war so wunderschön. Sie war blond, hatte strahlend blaue Augen. Die Liebe, die sie in sich trug, konnte man in ihren Augen sehen. Mein Dad war früher eine Augenweide. Groß, stattlich, dunkle Haare und Augen. Da er sich seit dem Tod meiner Mom hängen lässt, hat alles an ihm nachgelassen. Er wirkt ungepflegt und sein Bart wächst und wächst. Wenn man diesen Mann unter die Brücke setzen würde, würde er nicht auffallen. Ich bin ausgezogen, beziehungsweise nicht wieder mit ihm mitgezogen, als er das Haus verloren hat. Ich könnte bei ihm wohnen, aber wenn er verliert und zu viel intus hat, wird er handgreiflich. Ich will in Ruhe schlafen können, ohne mir Sorgen machen zu müssen, ob ich gleich gewürgt oder geschlagen werde. Dann wäre da noch meine Schwester Anna. Sie sieht aus wie meine Mom. Groß, blond und wunderschön. Manchmal frage ich mich, ob ich von den beiden abstamme, denn ich falle mit meinen kupferfarbenen Haaren und grünen Augen total aus der Reihe. Mein Dad hat mich die letzten Jahre immer als hässlich bezeichnet. Da ich aber keinen Wert auf seine Meinung lege, ist mir das herzlich egal. Meine Schwester ist nach dem Tod meiner Mom auf die schiefe Bahn geraten. Sie wurde Prostituierte und ist in Love mit ihrem Zuhälter. Sieht der besser aus? Nein. Etwas gepflegter aber sein Charakter macht ihn so abstoßend für mich, das ich auch bei ihm würgen muss. Anfangs hat sie ebenfalls versucht, meinen Dad zu unterstützen. Sie hatte Jobs in Cafés und Bars, nicht so eine wie diese, aber das Geld reichte einfach hinten und vorne nicht. Je mehr Geld kam, desto mehr gab mein Dad aus. Dann lernte sie ihren jetzigen Lover kennen und was mit einem kleinen Gefallen, wie flirten mit anderen Männern anfing, geriet schnell außer Kontrolle und sie musste die Beine breitmachen. Aktuell ist sie sein bestes Mädchen und er bedient sich gerne selbst an ihr. Sie wohnt bei ihm oder in seinem Etablissement, keine Ahnung. Ich fühle mich allein gelassen, denn Geld gibt sie meinem Dad nicht mehr. Ihr Stecher kassiert alles. Aber eins weiß ich, egal wie verzweifelt ich sein mag, ich werde nicht für Geld mit Männern schlafen. Wenn ich mir die Herren hier so ansehe, dreht sich mir der Magen um, bei der Vorstellung einer von denen könnte keuchend auf mir liegen und mich vollschwitzen, würg. Alleine bei dem Gedanken überläuft es mich und ich frage mich, wie meine Schwester das kann, ohne unter Drogen zu stehen. Wie meine Schwester konnte ich nie eine Ausbildung machen oder studieren gehen. Meine Mom starb, als ich sechszehn war. Meine Schwester war achtzehn. Danach ging alles den Bach hinunter. Mein Vater war so nett und ließ mich meine Schule fertigmachen, da meine Schwester Geld mit nach Hause gebracht hat. Gut anfangs war es mit seinem Trinken und Spielen nicht so schlimm gewesen. Auch sie hatte Träume. Ich glaube, die sind gestorben und zurzeit versucht sie nur irgendwie zu überleben. Ich habe so oft versucht, sie von dem Kerl weg zu holen, aber sie läuft wie eine Süchtige vor ihrem nächsten Schuss wieder zu ihm. Mein Vater hat das Talent, mir meine Arbeitsstellen zu vermiesen. Ich habe mal in einer noblen Bar gearbeitet. Ich mochte die Kollegen und mein Chef war echt klasse. Er wollte mich sogar auf einen Lehrgang schicken, damit ich Cocktails mixen kann. Wir trugen sogar eine schicke Uniform. Es war einfach wundervoll. Ich hatte keine Angst, mir Krankheiten einzufangen, nur weil ich die Theke berühre. Ich durfte sogar kostenlos Wasser trinken oder Cola. Nichts Alkoholisches. Aber dann kam mein Dad besoffen in die Bar. Ich habe versucht, ihn hinaus zu begleiten, leider ließ er das nicht zu und schmiss mit Gläsern von anderen Gästen um sich. Nun ja, am nächsten Tag wurde mir telefonisch mitgeteilt, dass ich nicht mehr kommen soll und die Uniform bitte gereinigt per Kurier schicken soll. Diese Reinigung hat mich viel Geld gekostet. Das Gleiche galt für den Kurier und kurz darauf war ich wieder blank. Seitdem suche ich mir einen Job nach dem anderen, weil er regelmäßig in den Läden auftaucht und seine Show abzieht. Ich bin hier gelandet, weil es nicht auffallen würde, wenn er hier hereinkommt und seine Show abzieht. Ich glaube nicht, dass ich wegen so etwas fliegen würde. Eigentlich ist so ein Verhalten hier gang und gäbe. Aktuell lebt mein Dad in einer echt schlimmen Gegend in einer Zweizimmerwohnung. Jede Woche gehe ich bei ihm vorbei, räume auf, gebe ihm Geld und bringe ihm Lebensmittel mit. Natürlich von dem Geld, welches ich für mich zum Leben bräuchte. Heute ist wieder so ein Tag, an dem es mir nichts ausmachen würde, wenn mein Leben vorbei wäre. Vielleicht ist es mehr Drama als Wunsch, da ich seit drei Tagen nichts mehr Richtiges gegessen habe. Ich ziehe mir hier ständig die Cocktailkirschen und Oliven rein. Natürlich nur, wenn mein Chef nicht hinsieht. Meine letzten Lebensmittel habe ich meinem Vater gebracht, da die Anrufe von ihm nicht aufgehört haben. Selbstverständlich wollte er nichts zu essen, er wollte Geld. Natürlich damit er weiter zocken kann. Ich habe ihm angeboten, die Konserven zu verkaufen. Er war echt sauer und war kurz davor, wieder einmal so richtig durchzudrehen. Ich stellte ihm meine letzten Konserven auf den Tisch, erklärte ihm, dass ich kein Geld habe und bin dann, so schnell ich gekommen war, wieder gegangen. Pech für ihn. Ich glaube, dass er die Konserven verkauft hat. Der Penner an der Ecke hatte bestimmt Verwendung dafür. Und als wäre das nicht alles genug, wurde mir heute Morgen der Strom abgestellt. Ist das Leben nicht schön? Ja, ich habe erspartes, aber ich will hier weg. Weit weg. Deshalb muss ich sparen, damit ich verschwinden kann. Sorry Mom, aber was zu viel ist, ist zu viel. Ich habe versucht, ihm zu helfen, aber er lässt es nicht zu. Und ich glaube, ich habe meiner Pflicht als Tochter mehr als Genüge getan. Ich bin jung und es wird Zeit, dass ich an mich denke. Noch habe ich die Chance, was aus meinem Leben zu machen. Ich glaube nicht, dass meine Mom sich das alles so vorgestellt hat. Oder sollte ich doch anschaffen gehen? Oder eine Bank überfallen? Wenn ich in den Knast kommen würde, wäre das so schlimm? Ich hätte Strom, tägliche Mahlzeiten und müsste nicht ständig Geld ranschaffen, um einen Spielsüchtigen und mich über die Runden zu bringen. Um meinen Kreislauf bis Ende der Schicht in Schwung zu halten, habe ich mir heute eine Luxuscola gegönnt. Acht verdammte Dollar wird er mir für die Brühe von dem Lohn abziehen. Aber wenn ich umkippen würde, würde ich nichts verdienen. Und wieder dreht Dan, oder wie er gerne vor den Kunden genannt wird, Big Daddy seine Runden. Es ist erst zweiundzwanzig Uhr. Das wird eine verdammt lange Nacht. Aber ich brauche das Geld. Mord. Würde ich für Mord nicht den Rest meines Lebens im Knast verbringen? Immer wieder schaue ich auf die Uhr, aber die Zeit vergeht nicht schneller dadurch. Ich habe vor einer halben Stunde angefangen und die Kraft ist einfach nicht da. Selbstverständlich lächle ich brav die Herren im Raum an, wenn sie etwas bestellen oder ich ihnen ihre Getränke serviere. Aber von meinem Gesicht nimmt hier eh niemand Notiz. Ich will nach Hause. Nach und nach füllt sich der Laden und die Mädels rekeln sich an den Stangen. Ich verstehe mich mit den Mädels echt super. Sie haben mir schon ein paar Nachhilfestunden an der Stange gegeben. Natürlich nur zum Spaß. Dennoch wäre es nichts für mich, viel zu anstrengend. Deshalb bewundere ich die Mädels, wie sie sich stundenlang an den Stangen halten können. Ja es ist Sport, auch wenn es bei den Süßen so leicht aussieht. Die knappe Kleidung ist nichts für mich. Ich mag mich, aber eher im privaten Bereich und nicht vor so ekelhaften Männern die hier ein- und ausgehen. Reicht schon, dass ich ein enges tief ausgeschnittenes Top anhaben muss und mir beim Bestellen bestimmt nicht in die Augen gesehen wird. Zum Glück darf ich hinter der Bar eine Jeans tragen, da man meinen Unterkörper eh nicht sieht. Ok es muss eine Hotpants sein, aber wenigstens keine Dessous. Und wie schon erwähnt, sieht man meinen Unterkörper nicht. Ab und an muss ich nach draußen und selbst die Getränke servieren, aber das kommt zum Glück nicht oft vor. Ich schaffe es immer, mich so zudrehen und zu wenden, dass die Kerle mit ihren schmieren dicken Wurstfingern nicht an meinen Hintern kommen. Sie lachen immer auf, weil ich es versuche, mit Charme abzuwenden. Was ich seltsam finde, seit eineinhalb Wochen kommt jeden Abend so ein heißer Kerl hier rein. Er ist groß, muskulös wie ein Bulldozer und hat Tattoos an den Armen und Händen. Sein Gesicht ist markant und er trägt einen gepflegten Dreitagebart. Seine Haare sind pechschwarz und seine Aura zieht mich regelrecht an. Sobald er die Bar betritt, beginnt, mein Herz wie wild zu schlagen. Irgendwie fühlt es sich so an, als würden wir uns kennen, aber ich habe ihn noch nie zuvor gesehen. Immer wieder merke ich, wie meine Gedanken Abtriften, wenn er da ist. Und was ich mir denke, ist nicht jugendfrei. Er sitzt den ganzen Abend mit einem Freund in der hinteren Ecke, aber ich habe ihn ständig im Blick und er mich. Er lächelt nicht oder zwinkert mir mal zu. Nein er sieht mich einfach nur an und beobachtet die Männer um mich herum. Als ein Stammgast versucht hat, über die Stränge zu schlagen, habe ich gesehen wie seine Kiefermuskeln gearbeitet haben. Ich sah die Wut in seinen Augen. Er hat sogar die Knöchel seiner Finger knacken lassen. Trotz der lauten Musik habe ich es gehört. Zumindest habe ich mir eingebildet, es zu hören. Es fühlt sich an, als wäre er mein Bodyguard. Immer wenn mir der Gedanke kommt, muss ich lachen. Er passt hier einfach nicht rein und das macht mich wahnsinnig. Was will er hier? Wenn die Mädels für ihn tanzen wollen, weil sie von Big Daddy geschickt werden, lehnt er ab. Einen Drink kann er auch woanders haben. In einer schöneren Bar ohne Hepatitis. Die Mädels wollen die Aufmerksamkeit von dem Kerl. Er ist echt heiß und ich glaube auch nicht, dass es daran liegt, dass hier keine Konkurrenz für ihn ist. Dieser Mann hat auch außerhalb dieses Schuppens keine Konkurrenz. Einen so schönen Mann habe ich noch nie gesehen. Sein Freund nimmt ab und an einen Tanz an und verschwindet in die VIP – Lounge mit einem der Mädchen. Die Damen strahlen immer, wenn sie hinauskommen und ich muss lachen. Ich frage mich, was er mit den Mädels macht. Ich habe nachgefragt, aber sie antworten mir nicht darauf, sondern kichern nur. Auch er passt hier nicht rein. Vielleicht suchen sie jemanden? Bei dem Aussehen der beiden kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sich Frauen kaufen müssen, die für sie tanzen. Jede würde es freiwillig tun, wenn er nur mit dem Finger schnippen würde. Eigentlich denke ich, dass es ihnen nach einer Zeit einfach langweilig wird und sie nicht mehr kommen werden. Aber dennoch hofft jeden Abend ein Teil von mir, dass er es doch wieder tut. Wir haben nie ein Wort gewechselt. Er bestellt immer bei dem Mädchen, das serviert. Er war nie hier an der Bar und dennoch hat er mich ständig im Auge. Wenn es so ein Schlägertyp ist, bei dem mein Dad Schulden hat, würde er mich doch nach der Schicht abfangen, oder nicht? Wenn man vom Teufel spricht oder an ihn denkt, betritt er den Raum mit seinem Kumpel. Er selbst trägt ein schwarzes T-Shirt, welches sich um seine Oberarme spannt und zu reisen droht. Eine enge schwarze Jeans schmiegt sich um seinen Unterkörper. Alleine bei diesem Anblick kann man schwach werden. Ich korrigiere, man kann nicht, man wird. Seine Boots trägt er nur leicht geschnürt. Seine Haare sind modisch geschnitten und nach hinten gekämmt. Sie glänzen im Licht, aber nicht wie mit Gel zugeschmiert, sondern auf natürliche, gepflegte Art. Ich will unbedingt mit meiner Hand diese Haare berühren. Ich will wissen, ob sie so weich sind, wie sie aussehen. Sein Duft nach Moschus und Mann erfüllt den Raum. Selbst mit geschlossenen Augen würde ich diesen Duft erkennen. Ich habe nie jemanden getroffen, der so gut riecht. So passend zu einer Person. Er hat seinen Duft getroffen. Er bleibt an der Tür stehen und sein erster Blick landet bei mir. Wie immer. In seiner Mimik ist keine Regung zu sehen. Wieder kein Lächeln, einfach nichts. Er winkt oder nickt auch nicht. Ich kann nicht zuordnen, was in ihm vor geht. Und alleine das zieht mich magisch an. Sein Kumpel blickt sich um, redet mit ihm, aber er reagiert nicht. Er schaut mich einfach nur an. Sein Kumpel winkt einem Mädchen und die winkt verlegen zurück und kichert. Ich kann es sehen, aber zum Glück nicht hören. Er geht in die Ecke und setzt sich auf seinen üblichen Platz. Sein Kumpel bleibt auf halbem Wege stehen, fängt Bella ab und spricht mit ihr. Bella nimmt die letzten Abende die Bestellungen an den Tischen auf. Sie nickt und wirkt konzentriert. Ich habe die Bestellung schon fertig, bevor Bella bei mir ist und mir sagen kann, was beide möchten. Denn wie jeden Abend trinkt er einen Whiskey ohne Eis. Sein Kumpel ein Bier. „Wow, kannst du hellsehen?“ Ich zucke nur mit den Schultern. Ich mag Bella, aber die hellste ist sie wirklich nicht. Es ist doch jeden Abend das gleiche, aber sie kann es sich nicht merken, weshalb sein Kumpel immer wieder die gleiche Bestellung aufgeben muss. Auch wenn sie nachbestellen, schafft sie es nicht zu sehen, was sie vorher getrunken haben. Gut den anderen Kerlen hier ist es egal, solange sie an den Tisch zu ihnen kommt. Sie liebt es, wenn die Männer ihr auf den Hinter hauen oder sie auf ihren Schoß ziehen und den Sabber auf ihr verteilen. Und wie die gleichen Getränke jeden Abend, geht Dan auf die beiden zu und bietet ihnen seine besten Mädchen an, die er gleich mit im Schlepptau hat. Lissy wird rot, Amanda lächelt verwegen und Babette klimpert mit ihren Wimpern. Ich muss mir echt ein Lachen verkneifen, also grinse ich nur. Heute kommt jedoch Bewegung in den heißen Kerl. Das wird aber interessant. Er lehnt sich nach vorne, spricht mit Dan und nickt in meine Richtung. Ach Fuck. Als Dan sich umdreht und das Gesicht verzieht, tue ich einfach beschäftigt. Meine Wangen werden rot und mir wird einfach von den Zehen aufwärts heiß und kalt zugleich. Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass Dan wild gestikuliert und ein Mädchen nach dem anderen an den Tisch zieht. Mister Hot schüttelt den Kopf, lehnt sich wieder zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. Sein Kumpel steht auf und zieht die Aufmerksamkeit von Dan auf sich. Der Fremde hat mich wieder im Auge und das, obwohl die drei hübschen Mädels ihren Arsch hin und her wiegen. Die beiden Reden kurz, dann gibt sich Dan wohl geschlagen und geht nickend davon. Big Daddy kommt zu mir und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Oh mein Gott was will er jetzt von mir? Waren die Drinks scheiße? Aber ich kann nichts für das Gesöff hier. Mister Hot und sein Kumpel stehen auf und laufen in die VIP-Lounge. Ich weiß nicht, warum ich es so nenne, denn es handelt sich nur um einen separaten Raum mit Stange und ebenfalls abgewetzten Sesseln. Vermutlich weil VIP besser klingt. Ok alles ist besser als hier in dem Laden. Dan winkt einen Türsteher bei und meine Augen werden groß. „Mitkommen“, sagt er nur zu mir, als sein Bodybuilder da ist. Er ist neu hier und absolut nicht gesprächig. Auch er macht den Eindruck, nicht hier hinzuhören. Er ist einfach viel zu gepflegt. „Dan, hör zu…“ „ich sagte mitkommen, sofort!“ Das Arschloch von Türsteher kommt hinter die Theke, packt mich am Arm und zieht mich mit nach hinten. „Aua, lass mich los du Bulldozer.“ Ich versuche mich aus seinem Griff zu befreien, aber er drückt noch fester zu. „Auaaa“ Das wird blau. Als wir in der Umkleide der Mädels ankommen, schubst er mich in den Raum und die Tür hinter uns fällt ins Schloss. Ich kann mich gerade so halten. Daisy ist im Raum und macht sich fertig, aber sie versucht sich kleinzumachen, weil dieses Szenario nichts Gutes bedeutet. „Du...“ Dan zeigt auf Daisy. Namen merken kann er sich nicht. Er sieht in den Mädels nur die Dollarzeichen. „Gibt ihr was zum Anziehen.“ Dan zeigt zwischen Daisy und mir hin und her. „Was?“ ich runzle die Stirn. Das kann doch nicht sein Ernst sein. Ich lache auf. Gefällt ihm nicht, denn er schnaubt und kommt auf mich zu. Sein Kühlschrank steht hinter mir und verhindert, dass ich ausweichen kann. Dan packt mich am Kinn. Das Arschloch drückt so fest zu, dass ich einen Kussmund machen muss. „Du bist jetzt mal ein braves Mädchen, ziehst das jetzt an und gehst zu dem reichen Kerl und tanzt.“ „Ich bin für die Bar zuständig“ nuschle ich. Er drückt fester zu. Ich habe das Gefühl, dass er mir gleich den Kiefer brechen wird. Ich wimmere, weil es echt weh tut. „Ich dulde keine Widerworte. Er wird gut bezahlen.“ Ja dich du Arschloch. „Hey Kleine was ist mit der Kleidung?“ Ich sehe im Augenwinkel, wie sie von ihrem Stuhl aufspringt, nickt und sich Kleidung schnappt. Kleidung ist viel gesagt, eher ein Stück nichts. Zitternd hält sie es Dan hin. Er packt es mit seiner fettigen Hand und drückt es mir auf die Brust. „Uff“ entweicht es mir, als seine Hand auf meinem Brustkorb landet. Dann lässt er mein Gesicht wieder los und ich bewege den Kiefer, um die Spannung zu lockern und zu testen, ob er mir nicht doch den Kiefer gebrochen hat. Mir ist heiß und kalt zugleich. Ich merke, dass ich zu zittern anfange, aber Dan ist es egal. „Anziehen!“ „Nein!“ versuche ich so fest wie möglich zu sagen. Ich darf mich nicht selbst verraten. Ich drücke ihm das nichts ebenfalls auf die Brust und da passiert es. Dan holt aus und pfeffert mir eine, die sich gewaschen hat. Ich falle auf den Boden, da ich die nicht habe kommen sehen und realisiere erst dort den Schmerz. Ein Stechen zieht sich über mein halbes Gesicht. Tränen schießen mir in die Augen und ich merke, dass meine Lippe aufgeplatzt ist. Ich fahre mit meinem Finger über die Stelle und sehe Blut. „Ich sagte Anziehen du Miststück. Ich lasse mich nicht um mein Geld bringen.“ Richtig, dein Geld, mit meinem Arsch verdient. Ich bewege mich nicht. Ich bin zu geschockt, dass er mir wirklich eine verpasst hat. Sein Geduldsfaden ist nicht lange, denn es folgt ein Tritt in meine Rippen und ich schnappe nach Luft. Daisy hält sich die Hand vor den Mund und ich liege auf dem Boden und krümme mich. Ein Wimmern kommt mir über die Lippen und Dan zieht mich an meinen Haaren nach oben. Ich schreie auf. „Ich gebe dir fünf Minuten!“ Dann lässt er mich wieder los und ich falle erneut. Ich höre die Tür und plötzlich steht Daisy vor mir. „Scheiße Tami, ist alles Ok?“ Ich blicke sie mit tränennassen Augen an. „Nein“ meine Stimme klingt rau und fremd. Mir ist schlecht von dem Schmerz und irgendwie bin ich dankbar nichts gegessen zu haben, denn das wäre mir unmittelbar wieder hochgekommen. „Komm ich helfe dir.“ Ich lasse mich von ihr hochziehen und spüre, wie meine Rippe pocht. Erneut schnappe ich nach Luft „scheiße!“ Daisy sieht mich bemitleidend an. Ist sie gebrochen? Dieser dreckige Mistkerl. Daisy hilft mir mich auszuziehen. Ich schaue in den Spiegel und sehe, wie meine Lippe schon anschwillt und sich leicht verfärbt. Großartig. Anschließend hilft sie mir in den Tanga aus schwarzer Spitze und einen Spitzen-BH. Sie gibt mir einen Morgenmantel, damit ich mich nicht so nackt fühle. Sie hilft mir in die High Heels und bindet die Riemchen für mich. Meine Rippe schmerzt noch immer und jedes Mal Luft holen, tut weh. Die Tür geht wieder auf und wir beide zucken zusammen. Daisy springt auf und geht in Deckung. Ist besser so Süße. „Los jetzt!“ Mir liegt es wirklich auf der Zunge, wie die Galle die sich ihren Weg nach oben macht, aber ich will nicht noch eine kassieren. Meine Lippe pocht und ich kann nicht sagen, was mehr weh tut. Ich stehe auf und laufe Richtung Tür. Ich höre, wie Dan schnipst, und dann werde ich aufgehalten. Der Schrank drückt mich am Hals gegen die Wand. Ich schnappe nach Luft, aber es gelingt mir nicht. Meine Augen werden immer größer und ich schlage um mich. „Na, na, na wer wird denn hier so aufmüpfig?“ Wichser. „Nimm das als Warnung mit, wenn du dich nicht benimmst oder das machst, was der Gast will…“ ich sehe weiße Punkte vor meinem inneren Auge aufkommen und spüre, das mir langsam, aber sicher schwindelig wird. Ich verliere die Kraft, mich zur Wehr zu setzen, und meine Glieder werden immer schwerer und sie fühlen sich taub an. Gleich falle ich um. Meine Sicht verschwimmt vor meinem inneren Auge und meine Lider werden schwerer. Dann lässt mich der Wichser los und Luft schießt in meine Lungen. Es brennt wie die Hölle. „Benimm dich oder du wirst das nächste Mal nicht so einfach davonkommen. Und jetzt los, zeig was du von den Damen gelernt hast.“ er schnippt erneut und der Gorilla schleift mich über den Gang zu dem VIP-Bereich. Ich greife mir an den Hals und schnappe weiterhin nach Luft. Wie schön es ist, wenn man seine Lungen wieder mit Luft füllen kann. Ich huste ein paar Mal und ich brauche mir keine Gedanken zu machen, dass ich auf den hohen Schuhen fallen könnte, der Affe hält mich im festen Griff. Bei jedem Zerren an mir merke ich, die Rippe pochen. Ich wurde nie gut behandelt, aber das übertrifft echt alles. Nur wegen ein paar Scheinen. Hoffentlich erstickt er daran. Dan öffnet die Tür und der Gorilla schubst mich rein. Ich knalle gegen die Stange und kann mich gerade so festhalten bevor ich auf der Nase lande. Ich knalle mit meiner verletzten Rippe an die Stange und mir steigt, wegen diesem Schmerz, die Galle in den Hals. Was für ein verschissener Abend. Der Kumpel von Mr. Hot richtet sich auf, will etwas sagen aber Mr Hot hält ihn zurück. Nur warum? Die Tür wird hinter uns geschlossen. Die Musik setzt ein und das Licht fängt an, im Takt zu tanzen. „Fang an!“ Ich drehe den Kopf zu Dan und funkle ihn böse an. Er hebt eine Augenbraue und sein Gorilla macht einen Schritt auf mich zu. Ich zucke zusammen, schlucke schwer und öffne mit zitternden Fingern den Morgenmantel. Doch weit komme ich nicht. „Raus!“ Brüllt Mr. Hot. Erneut zucke ich zusammen und halte in meiner Bewegung inne. Ich suche Halt an der Stange, weil mir echt nicht gut ist. Die Luft will noch immer nicht richtig in meine Lungen, mein Hals schmerzt, meine Rippen und meine Lippe pochen und mir wird echt schwindelig. Alle Blicke gehen zu ihm. Er steht auf und sieht mich an. „Ich sagte raus!“ Spricht er gefährlich durch zusammen gebissenes Zähnen. Dan sieht zu Mr. Hot und merkt, dass dieser nicht zu spaßen aufgelegt ist, weshalb er und sein Speichellecker den Raum verlassen. Habe ich Angst, mit ihnen alleine im Raum zu sein? Nein. Nur warum weiß ich nicht. Mr. Hot kommt auf mich zu und nimmt mein Kinn in seine Finger. Ich zucke zusammen, weil es sich anfühlt, als würden tausend Volt durch mich fahren und er zuckt kurz, jedoch unmerklicher als ich. „Wer war das?“ Er hat sich schnell gefangen und ich? Ich steh noch immer wie angewurzelt da. Seine dunkle Stimme fließt durch meinen gesamten Körper und hallt wie ein Echo nach. Mein ganzer Körper fängt an zu kribbeln und ich möchte nichts lieber als mich in seine Arme werfen und mir von ihm über den Kopf streicheln lassen, wie man es mit einer räudigen Katze macht. Er sieht mir tief in die Augen und wirkt etwas besorgt. Aber warum? Er kennt mich doch überhaupt nicht. Also warum sollte er besorgt sein? Mein Körper fängt stärker an zu zittern und meine Beine werden weich, dann verliere ich das Gleichgewicht auf diesen hohen Schuhen und er fängt mich auf. „Alles in Ordnung?“ Sein Duft steigt mir unmittelbar in die Nase und ich könnte mir diesen Duft abfüllen lassen und von nichts anderem mehr leben. Ich schließ kurz die Augen und atme ihn ein. „Setz dich“ er lässt mich nicht los und führt mich zu dem Sessel. Sein Freund macht mir Platz und reicht mir ein Glas Wasser. „Danke“ sage ich mit zittriger und rauer Stimme und trinke einen großen Schluck und sein Kumpel nimmt mir das Glas wieder ab. Mr. Hot geht vor mir in die Hocke. Er mustert mich kurz, räuspert sich und zieht meinen Morgenmantel wieder zu. Ich kann ihn nur anstarren. „Vito, geh und hol ihre Kleidung hier her.“ „Alles klar“ dann verschwindet sein Freund. Ich runzle die Stirn, weil ich nicht verstehe, was er damit meint. Er ist noch immer vor mir in der Hocke. Er ergreift meine Knöchel und öffnet die Riemen der Schuhe. Seine Fingerkuppen streichen zart über meine Haut und da, wo er mich berührt, fühlt es sich an, als würde es brennen. Aber auf eine sehr schöne Art und Weise. Ich presse die Lippen zusammen, damit mir kein Stöhnen oder Seufzen entweicht und dann merke ich die geschwollene Lippe wieder. Schön, also lebe ich tatsächlich. „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“ „Warum?“ Meine Stimme klingt immer noch heißer. Und trotz, dass ich Wasser getrunken habe, ist mein Mund eine Wüste. „Du bist ganz bleich, zitterst und kannst dich kaum auf den Füßen halten. Das ist ein Anzeichen für Unterzuckerung. Also wann?“ Ich knete meine Hände auf meinem Schoß, schaue dort hin und schäme mich, es zu sagen. Also schweige ich. Er legt einen Finger unter mein Kinn und hebt es an, um mir in die Augen zu sehen. „Wann?“ „Vor drei Tagen“ nuschle ich eher in mich hinein. Ich senke den Blick wieder. „Wie bitte?“ Er richtet sich etwas auf und kommt mir dadurch näher. Erneut hebt er mein Kinn mit einem Finger an. Ich hole einmal tief Luft und versuche, meine Stimme fester klingen zu lassen „vor drei Tagen.“ Seine Augen werden groß und die Tür geht wieder auf. Vito wird von Dan und Affi begleitet. Yeah Freude. „Was soll der Scheiß, schwing deinen Arsch du Schlampe!“ Dan macht schon einen Schritt auf mich zu und ich gehe in Deckung und warte auf den Schlag, den er mir verpassen wird. Zu meiner Überraschung bleibt dieser aus. Ich öffne die Augen und sehe, wie Mr. Hot Dan aufgehalten hat. „Die Lady zieht sich jetzt an und kommt mit mir.“ „Aber…“ „Pass mal auf, mein Freund...“ Spuckt er ihm entgegen. „Ich nehme sie mit und weder du noch dein Arschlecker hier können mich davon abhalten. Und wenn du ganz brav bist, werde ich dir ein paar Scheine zuwerfen, die du dann auch vom Boden aufsammeln kannst, wie die Ladys hier.“ Vito kommt auf mich zu und reicht mir meine Jeans, Sneaker und meinen Pulli. „Danke“ mit ihm reden fällt mir leicht aber bei Mr. Hot sieht es echt anders aus. Vito sieht mich lächelnd an und zwinkert mir zu. Dann dreht er mir den Rücken zu und deutet mir an mich anzuziehen. Die beiden stehen vor mir und schirmen mich von Dan und Affi ab. „Ich bin fertig.“ Vito greift in seine Hosentasche und wirft ein paar Scheine zu der Stange. „Tanz du Wichser“, sagt er und Mr. Hot ergreift meine Hand. Wieder dieser Stromschlag. Erneut zucke ich. Er wirft mir einen kurzen Blick zu. „Komm“, sagt er sanft und warm. Seine Worte mir gegenüber stehen im totalen Kontrast zu der Aussprache Dan gegenüber. Ich folge ihm. Warum mache ich das? Ich kenne diese Kerle nicht. Was wenn sie mich umlegen werden? Fuck bin ich so blöd. Es würde mich nicht wundern, wenn er mich umlegen würde, ich wollte es ja nicht anders. Vor einer Stunde wollte ich tot sein. Und jetzt? Und jetzt will ich nur in seiner Nähe sein. Spinne ich komplett? Leider meldet sich mein Fluchtinstinkt erst, als ich schon im Auto sitze. Jedoch ist dieser nicht so ausgeprägt, wie er sein sollte. Ein Funke Neugier ist ebenfalls vorhanden. Ich will wissen, wo mich diese Reise hinführt. Ich habe ja nichts zu verlieren. Vito steigt auf dem Beifahrersitz ein und reicht mir meine Tasche. „Hier, die habe ich dir auch geholt. Denke, dass du sie brauchst.“ „Danke“, sage ich mit zittriger Stimme. Ich will instinktiv nach dem Türgriff greifen, „du brauchst nicht abhauen, es wird dir nichts geschehen.“ Vito dreht sich zu mir um und lächelt mich warm an. Keine Ahnung warum, aber ich glaube ihm. Also ziehe ich die Hand wieder zurück. Tamina, dein Überlebenswille ist echt wie die eines Krümels. Dabei bekommt man als Kind schon gesagt, dass man keinen fremden Männern trauen soll. Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass die beiden nicht sind wie Dan und der Affe oder mein Dad. Mr. Hot nimmt auf dem Fahrersitz Platz und setzt den Wagen in Bewegung.

Tamina

Er schlängelt sich durch die Straßen von Las Vegas. Ich werde immer kleiner im Auto. Niemand redet und das alles verunsichert mich doch etwas. Wobei richtig Angst ist es nicht, die ich verspüre. Aber warum ich mir nicht in die Hose scheiße, weiß ich nicht. Ich würde ja sagen ein Gefühl, aber das hat mich schon des Öfteren im Stich gelassen. Er hält vor einem Diner. Ich ziehe die Augenbraue nach oben. Was will er hier? Er stellt den Wagen ab und steigt aus. Vito ebenfalls. Dieser öffnet mir die Tür „darf ich bitten?“ er hält mir lächelnd die Hand hin, zögernd ergreife ich sie und steige aus. Vito schließt die Autotür und ich bleibe an Ort und Stelle stehen. Mr. Hot läuft zum Eingang, aber ich bin wie angewurzelt. „Was machen wir hier?“ „Warst du noch nie in einem Diner?“ „Doch natürlich.“ „Dann weißt du ja was man da so macht. Komm.“ Vito läuft ebenfalls zum Eingang. Mr. Hot hält die Tür auf. Vito marschiert hinein als wäre er der King und ich gebe mir einen Ruck und folge ihm kopfschüttelnd. „Danke“, sage ich zu Mr. Hot, weil er mir die Tür aufhält. Er folgt mir in das Restaurant und zeigt auf Vito, der sich schon hingesetzt hat. Vito flirtet mit der Kellnerin und die freut sich wohl darüber das sie heute die Doppelschicht angenommen hat und das nur wegen ein paar netten Worten.

Wir sitzen in einer Nische. Vito ist wieder von seinem Platz aufgestanden und hat sich neben mich gesetzt. Ich sitze am Fenster und fühle mich komisch. Selbst wenn ich wollte, ich komme hier nicht weg. „Was willst du essen?“ Erschrocken hebe ich den Blick und sehe ihm direkt in die Augen. „Ich bin nicht hungrig“ nicht richtig ausgesprochen, knurrt mein Magen der Verräter. „Hört man“ gibt Vito grinsend von sich und knufft mich in die Seite. Die Kellnerin kommt „Was darf ich euch bringen?“ Mr. Hot sieht mich wieder an, aber ich gebe keinen Ton von mir. „Wir nehmen dreimal die Tomatensuppe, gegrillte Käsesandwiches, Pommes, Burger, Zwiebelringe und drei Schokoshakes.“ Meine Wangen werden leicht rot. Ich mag keine Schokolade. Aber wer wäre ich, wenn ich etwas sagen würde? Die Kellnerin will sich umdrehen „Moment, zweimal Schoko, einmal Vanille“ die Dame nickt und verschwindet in der Küche um die Bestellung abzugeben. Ich sehe ihn erschrocken an. Woher weiß er das? Meine Wangen werden noch roter und er grinst. Oh meine Fresse ist das ein schöner Mann. Das grinsen erreicht sogar seine Augen und die fangen an zu funkeln. Er räuspert sich „also willst du uns jetzt erzählen, wer das war?“ Er deutet auf meine Lippe und meinen Hals. Vito sieht von seinem Handy auf und wartet ebenfalls auf eine Antwort. „War es Dan?“ ich hole einmal tief Luft „die Lippe ja.“ „Und der Hals?“ Wieder hole ich tief Luft „der Affe“ Mr. Hot verkrampft sich kurz, aber er fängt sich schnell wieder. Mir wird mulmig, weil ich nicht weiß was das zu bedeuten hat. „Ihr werdet den beiden doch nichts tun oder?“ „Warum interessiert dich das? Sie haben dich verletzt.“ „Mich haben schon viele Menschen verletzt und dennoch will ich nicht, dass ihnen leid zugefügt wird.“ „Wow“ gibt Vito neben mir von sich. Ich finde, es gibt genug Leid auf der Welt. Und ich war noch nie die Verfechterin Gleiches mit Gleichem zu vergelten. Mr. Hot räuspert sich „ok. Jedenfalls, ich bin Orlando. Den Namen von Vito kennst du ja bereits.“ Orlando. Der Name geht genauso schön über die Lippen wie der Mann schön ist. Orlando, wie O – was für ein Orgasmus, oder O – wie Orgasmus? „Tamina“ stammele ich verlegen und hoffe, dass niemand meine Gedanken sieht, „mein Name ist Tamina.“ Vito greift um meine Schulter und drückt mich kurz. „Freut mich Tamina“ ich erschrecke, weil ich mit sowas nicht gerechnet habe. Ich schaue zu Orlando und seine Miene ist mal wieder ein reines Nichts. Das Essen wird auf den Tisch gestellt und Vito greift direkt zu. Ich kann nicht. „Bitte iss doch etwas.“ Ich lehne mich zurück und verschränke die Arme vor meiner Brust. „Was wollt ihr dafür? Denn ich kann das nicht zahlen. Ich habe noch drei Dollar in der Tasche.“ Vito spuckt fast die Suppe über den Tisch und Orlando lacht. „Nichts. Wir wollen einfach nur, das du isst und satt bist.“ „Die gefällt mir“ Vito lacht nachdem er sich wieder gefangen hat. „Tamina, bitte iss etwas.“ Ich sehe ihn noch einmal tief in die Augen und ergreife dann den Löffel. Ich rühre die Suppe um, nehme mir welche auf den Löffel, doch bevor ich sie in den Mund nehme muss ich noch etwas klarstellen. „Ich bin keine Nutte. Auch wenn ich eben so ausgesehen habe. Ich werde euch keinen blasen oder euch ficken.“ „Ok“ gibt Orlando grinsend zurück und schiebt sich einen Löffel in den Mund. „Ich weiß wie das bei euch Typen läuft.“ „Jetzt wird es interessant“ Vito legt den Löffel zu Seite und schiebt sich einen Zwiebelring in den Mund. „Na dann mal los, erklär mal wie es mit Typen wie uns läuft.“ Ich lege den Löffel in den Teller „ihr bezahlt das Essen und behauptet, keine Gegenleistung zu wollen. Kaum ist man draußen, juckt der Schritt und man muss aus Dankbarkeit die Beine breit machen oder auf die Knie gehen.“ Vito fängt an zu lachen. „Du nimmst auch kein Blatt vor den Mund was?“ „Nein, warum sollte ich. Wir sind erwachsen und man kann die Dinge genauso ansprechen, wie sie laufen werden.“ Orlando schmunzelt „also Tamina ich kann dir versichern das niemand von uns beiden eine Gegenleistung erwartet. Wenn du dennoch willst, darfst du dich gerne bei mir auf deine Art bedanken. Wenn du nicht willst reicht ein Danke schön aus. Ich weiß ja nicht, mit welchen kleinkarierten Pennern du vorher essen warst, aber bei uns Männern läuft das entschieden anders.“ Er nimmt den Löffel wieder zur Hand und isst weiter. „Ich mag dich echt Kleine“ gibt Vito von sich und auch er isst weiter. Ich weiß nicht wo der Unterschied zwischen den beiden und den anderen ist. Selbst bei meinem Ex war nichts umsonst. Jede kleine Aufmerksamkeit musste mit einem Blowjob belohnt werden. Ich nehme den Löffel wieder in die Hand „das ist mein Ernst, es wird nichts laufen.“ „Es ist auch unser Ernst.“ „Ok“, sage ich mehr in die Suppe als zu ihnen und fange an zu essen.

Ich löffle meine Suppe und bin schnell satt. Das hat man davon, wenn man drei verdammte Tage nur Cocktailkirschen und Oliven isst. Etwas mehr als die Hälfte schaffe ich aber dann streikt mein Magen. Meinen Shake schaffe ich auch nicht. „Bist du fertig?“ Ich nicke und Vito schnappt sich meinen Teller. „Sorry die ist echt lecker.“ Orlando schüttelt nur den Kopf, sagt aber nichts dazu. Ich muss grinsen. „Also Tamina, wieso arbeitest du in so einem Schuppen? Eine so hübsche junge Frau sucht sich sowas doch nicht freiwillig aus.“ Er hat mich hübsch genannt. Natürlich hat mein Hirn gerade keine anderen Probleme. „Lebensumstände haben mich dazu gebracht“ ich zucke mit den Schultern. Was soll ich zwei anscheinend reichen Typen über das Leben erzählen? „Hast du Familie?“ „Wird das hier ein Verhör?“ „Eine normale Unterhaltung Tamina. So lernt man sich kennen.“ „Aber warum wollt ihr mich kennenlernen?“ „Warum nicht?“ Immer wieder schleicht sich der Gedanke in mein Hirn, was die beiden wohl von mir wollen. Geld kann es wohl nicht sein. „Ich weiß ja nicht, was das hier wird oder ist. Ob ihr euch immer jemanden Mittellosen aussucht, ihn füttert und euch danach gut fühlt. Aber wenn das so ist, lasst die Fragerei. Denn anscheinend brauch es euch nicht zu interessieren. Ihr könnte euch heute Abend auch auf die Schulter klopfen und euch so gut fühlen ohne mehr über die gerettete Person zu wissen.“ „Du bist wirklich sehr skeptisch. Oder hältst du nichts von normalen Unterhaltungen?“ „Doch bei Verabredungen schon.“ „Dann haben wir jetzt offiziell eine Verabredung.“ „Eine Verabredung kann nur stattfinden, wenn vorher gefragt wurde und beide Parteien zugestimmt haben.“ Vito lacht wieder. „Du bist wirklich ein schwerer Brocken Tamina.“ „Danke.“ Ich recke voller Stolz mein Kinn. „Geil, sie sieht es als Kompliment an.“ Vito lacht erneut. Orlando setzt wieder seine Nicht-Miene auf. Irgendwie gefällt mir der Schlagabtausch mit ihm und irgendwie möchte ich nicht, dass das hier endet. Deshalb Antworte ich einfach „Vater und Schwester. Ich hoffe du willst jetzt nicht die Sozialversicherungsnummern wissen, denn die kenne ich nicht.“ Mit Witz lockert man die Stimmung etwas auf. Zumindest bei Vito klappt es. „Darf ich fragen warum die beiden dich nicht unterstützen?“ Ich lache freudlos auf und schüttle den Kopf „weil sie nicht können. Sagt mal, was sagen eigentlich eure Frauen dazu das ihr jede Nacht in so einen Schuppen geht und jetzt mit einer von dem Pack hier sitzt und etwas esst?“ „Wir haben keine Frauen.“ toll also doch Vergewaltiger. „Und du bist alles andere als Pack.“ Orlando steht auf und mein Herz schlägt schneller, als sein Blick meinen trifft. Er hat keine Frau, hoffentlich ist er nicht homosexuell. Meistens sind es die schönen Männer nämlich. Sehr zum Leid von der Frauenwelt. „Komm, wir fahren dich nach Hause.“ Na klasse das auch noch. Ich kann es kaum erwarten, bis die beiden sehen, wo ich wohne.

Tamina

Wir sitzen im Auto und ich habe ihm die Adresse gegeben. Ich wohne in einem alten Motel, das zu Wohnungen umgebaut wurde. Ja die Wohnungen sind so hässlich wie das Motel zuvor. Ich wohne in der ersten Etage. Als er auf den Parkplatz fährt, kommt uns ein Auto entgegen. So eine Karre erwartet man hier nicht. Und ich runzle die Stirn. Ok die Karre, in der ich aktuell sitze passt hier auch nicht hin. Vielleicht hat meine Nachbarin doch einen Nebenjob. Die beiden schauen dem Auto nach. Vielleicht glauben sie, einen Kollegen zu erwischen, wie er eine Affäre hat. Ich grinse und Orlando hält den Wagen an. „Danke fürs Essen und fürs nach Hause bringen. Vielleicht sieht man sich irgendwann wieder.“ Ich steige aus und die beiden tun es mir gleich. Habe ich was verpasst? „Ich habe euch doch gesagt, dass ich euch keinen blasen werde.“ Doch die beiden ignorieren mich. „Welche Wohnung ist es?“ „Was?“ „In welcher Wohnung wohnst du Tamina?“ Orlando klingt so ernst und angespannt, dass es mir Angst macht. Jetzt glaube ich nicht mehr daran, dass er nur einen Blowjob will. Es klingt, als wäre hier etwas im Busch. „Muss ich mir sorgen machen?“ „Tamina welche gottverdammte Wohnung?“ Ich zeige nach oben auf meine Wohnungstür. Bei genauerem Hinsehen kann ich erkennen, dass die Tür offensteht. „Ach du scheiße. Diese verdammten Wichser!“ Ich laufe los und stürme die Treppen nach oben. Als ich oben ankomme und nach links laufen will, werde ich festgehalten. „Was soll…“ weiter komme ich nicht, denn Orlando signalisiert mir den Mund zu halten. Ich verdrehe nur die Augen, bin aber leise. Ich will mich aus seinem Griff befreien, der sich leider zu gut anfühlt und will weiterlaufen, aber er lässt mich nicht. Er zieht mich näher an sich ran. Meine Brust landet an seiner und mein Herzschlag verdoppelt sich, als mein Körper seinen berührt. Wir sehen uns tief in die Augen und ich könnte schmelzen. Wenn er jetzt von mir verlangen würde, mich von einer Brücke zu stürzen, würde ich es tun. „Warte hier“, sagt er mit seiner beschwörenden Stimme und ich nicke wie automatisiert. Meine Fresse wie hormongesteuert kann man sein? Tami reiß dich zusammen. Er nickt, lässt mich langsam los und greift sich an den hinteren Hosenbund. Als er seine Hand wieder nach vorne nimmt, kann ich die Waffe blitzen sehen. „Ach du Scheiße“ ich mache einen Schritt zurück. Ich hätte echt viel erwartet aber nicht das. Er ignoriert mich und marschiert in meine Wohnung. Vito bleibt bei mir und behält die Umgebung im Auge. „Denkt ihr nicht, dass das etwas übertrieben ist? Ich bin kein Filmstar oder so.“ Vito grinst, sagt aber nichts. „Weißt du, wie oft hier in der Gegend eingebrochen wird?“ Frage ich ihn, um ihm klar zu machen, dass das alles etwas überzogen ist. „Oft.“ antwortet er mir, sieht mich aber nicht an. „Ganz genau. Also ist das nichts Außergewöhnliches.“ Doch Vito behält nach wie vor die Gegend im Auge. Mir reicht es. „Das ist doch lächerlich!“ Ich mache einen Schritt zu meiner Wohnung, als Orlando wieder nach draußen kommt. „Alles sauber.“ „Ok, gut, dann nochmal danke. Wenn ihr mich entschuldigen würdet?“ Ich geh an ihm vorbei, will die Tür schließen aber er lässt es nicht zu. Beide folgen mir nach drinnen. Klar, bitte kommt doch rein. Orlando betätigt den Lichtschalter aber nichts passiert. Ach stimmt, da war was. „Tamina?“ „Hm?“ „Ist hier nur die Birne kaputt?“ „Äh, nein“ warum sollte ich lügen? Orlando schnaubt „Pack ein paar Sachen, ich nehme dich mit zu mir.“ Ich lache auf und drehe mich zu ihm um „bestimmt nicht. So fangen Horrorfilme an. Und kurz vor meinem Tod sagst du, tja Mädchen, wenn du mal nicht mit dem großen bösen Mann mitgegangen wärst.“ Vito lacht und hält sich den Bauch fest. „Hör zu, niemand will dir etwas tun ok? Du hast drei Tage nichts gegessen, hast keinen Strom und es wurde eingebrochen.“ Meine Augen werden groß, als der Groschen rutscht. Galle steigt mir in den Hals. Bitte nicht. Bitte lass es noch da sein. Ich laufe ins Badezimmer und ignoriere die beiden im Gang. „Tamina?“ Ich reagiere nicht. Ein ungutes Gefühl steigt in mir auf. Bitte sei noch da. Ich hebe den Deckel von dem Wasserkasten der Toilette hoch und es ist weg. „Verfickte Scheiße“ brülle ich und Tränen steigen in meine Augen. Mein Geld ist weg. Alles weg, wofür ich so lange gebraucht habe. Mein Gespartes, meine Träume, alles weg. Mit dem Geld wollte ich aus dieser gottverdammten Stadt raus. Jetzt ist alles weg und ich fange wieder von vorne an. Wie viele Jahre soll ich das noch machen? Bis ich unter der Brücke schlafen muss? Bis ich erschossen werde, weil mein Dad seine Schulden nicht mehr zahlen kann? Ich sinke auf den Boden und hasse mein Leben wieder etwas mehr. Verzweiflung macht sich in mir breit und Tränen laufen meine Wangen hinunter. Meine Rippe pocht bei der Bewegung und ich stöhne auf. Orlando betritt den Raum, sagt aber zu dem Szenario nichts weiter. Ich glaube, er kann sich denken, was ich gesucht habe. „Tamina, komm mit uns. Hier ist es nicht sicher. Vielleicht kommen die Kerle wieder zurück.“ „Sie haben mir schon alles genommen. Mehr gibt es hier nicht zu holen.“ Ich weine immer weiter. Ich war so scheiße nah dran und wieder hält mich das Schicksal davon ab, meinen eigenen Weg gehen zu können. „Nun komm“ Orlando hält mir seine Hand hin. Ich schniefe, schnappe mir etwas Toilettenpapier und Schnäuze hinein. Habe ich eine Wahl? Wäre es so schlimm, wenn die beiden mich töten würden? Und es gibt hässlichere Vergewaltiger. Diese hier wären wenigstens echt heiß. Zumindest Orlando. Könnte ich dann an der Himmelspforte nicht damit angeben? Boah Tamina das ist echt abartig, sogar für dich. „Kannst du mir ein Versprechen geben?“ Ich sehe ihn mit Tränen in den Augen an. „Welches?“ „Wenn du mich tötest, könntest du es bitte schnell machen? Ich meine, ich habe echt schon lebend genug gelitten, dann will ich nicht noch qualvoll sterben.“ Er grinst mich an und ich kann in seiner Miene erkennen, dass er, was er sagt, nicht ernst meint „versprochen.“ Jetzt muss ich grinsen, obwohl nichts zu grinsen ist und lasse mir von ihm aufhelfen. Ich begebe mich aus Frust von meinem Leben in die Hände von zwei mir überlegenen Männern. Ich muss doch bescheuert sein.

Orlando

Sie hat im Dunkeln ein paar Kleidungsstücke eingepackt und sich Hygieneartikel aus dem Bad geholt. Vito hat die ganze Zeit die Umgebung im Auge behalten und er ist der gleichen Meinung wie ich, dass wir sie nicht hier zurücklassen können. Ich bin kein guter Mensch, aber wenn ich eine Not sehe, versuche ich sie zu lösen. Und Tamina ist in Not, ob sie es zugeben will oder nicht. Eigentlich war der Plan anders. Ich wollte sehen, wer sie ist und wollte sie bei sich zu Hause absetzen und dann noch ein paar Wochen auf sie aufpassen. Danach wollte ich still und heimlich verschwinden. Doch als ich sie so im Bad hab sitzen sehen, hat es mir in meinem Herz wehgetan. Ich habe das Gefühl, das wir verbunden sind, nur ganz verstehen kann ich es nicht. Und als sie mir das Versprechen abgeluchst hat, konnte ich an nichts anderes mehr denken, als sie beschützen zu wollen. Vor eineinhalb Wochen habe ich sie das erste Mal gesehen und da war ich schon hin und weg. Ihr Aussehen hat mich angelockt, wie die Motten von dem Licht angezogen werden. Ihre Ausstrahlung ist besonders. Ihr warmes Lächeln, das sie ihren Kolleginnen geschenkt hat und das Lächeln, welche die Kunden bekamen. Sie waren zwar aufgesetzt, doch niemand von den Männern hätte es als aufgesetzt erkennen können. Die bösen Blicke, die sie ihrem Boss zugeworfen hat, wenn er nicht hingesehen hat. Ich habe die Funken fliegen sehen. Ihr Vater hat sie als hässlich beschrieben, aber sie ist alles andere als das. Ihr kupferfarbenes Haar, welches ihr bis zum Poansatz reicht, gepaart mit ihren hellgrünen Augen haben mich gefesselt. Ihre Figur ist, soweit ich es erkennen kann, der Hammer. Sie hat ein wenig mehr auf den Rippen, aber es steht ihr. Als ich dann das erste Mal ihre liebliche Stimme hörte, fühlte es sich an, als würde flüssiger Honig über meinen Körper laufen. Dennoch rief ich mich zur Besinnung und wollte sie zu Hause absetzen und ihr Geld zukommen lassen, damit sie ein neues Leben anfangen und ihren alten Herrn hinter sich lassen kann. Denn genau das mache ich sonst mit den Frauen. Dann ist uns der Handlanger von Dimitri, der Zuhälter ihrer Schwester, auf dem Parkplatz entgegengekommen und ich wusste sofort, dass etwas stinkt. Jetzt sitzen wir im Auto und ich nehme sie mit zu mir. In meiner Villa waren schon einige Frauen aber nicht in meinem Bungalow. Aber genau dort bringe ich sie hin. Scheiße was mach ich hier? Ich fühle mich genauso hilflos wie sie. Vito sieht mich komisch an, aber ich kann es ihm nicht erklären, weil ich es selbst nicht versteh. Deshalb zucke ich nur mit den Schultern. Sie fasziniert mich einfach und ich muss wissen, warum das so ist. Ich kann sie nicht zurücklassen. Ich muss sie haben. Wenigstens ein paar Mal, denn danach werde ich ihr sowieso überdrüssig. Ich habe mit Vito abgesprochen, dass er weiterfahren und ein paar Sachen für mich erledigen wird. Ich muss rausfinden, was dieser Wichser von ihr will. Bei ihrer Schwester war ich nicht schnell genug, aber mit Tamina wird mir das nicht passieren. Sie räuspert sich und wirkt nervös. Willkommen im Club meine Hübsche. „Was ist los?“ Ich schaue sie durch den Rückspiegel an und versuche so gelassen, wie möglich zu klingen. Ich merke ihr an, dass sie etwas loswerden will. Und wie ich heute Abend schon öfter feststellen musste, ist es nicht immer nett. Ihr Blick trifft meinen „wohin entführt ihr mich?“ Ich muss schmunzeln. Es wundert mich, dass die Frage nicht schon früher kam. „Du kannst nicht von Entführung sprechen, wenn du freiwillig in ein Auto steigst.“ „Sagte der Täter zu dem Opfer, welches nachher tot im Graben liegt.“ Vito und ich lachen beide auf und sie verdreht die Augen. „Zu mir nach Hause“ gebe ich ihr doch noch zu verstehen. „Ah ja“, dann schaut sie wieder aus dem Fenster. Ich glaube sie versucht sich den Weg zu merken. Ich muss schmunzeln. Nachdem wir die hohe Mauer mit dem riesigen Stahltor passiert haben, haben sich ihre Augen geweitet, aber gesagt hat sie nichts. Vermutlich glaubt sie, hier nie wieder raus zu kommen. Sie versucht sich ruhig zu verhalten und unter dem Radar zu fliegen. Aber dafür ist es schon längst zu spät. Du, meine Hübsche, bist direkt in meinen Funk geflogen.