KLAUS MANN STIRBT. - Andre Sokolowski - E-Book
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KLAUS MANN STIRBT. E-Book

Andre Sokolowski

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Beschreibung

Andre Sokolowski (geb. 1959) ist deutscher Dramatiker. Sein vorliegendes Stück behandelt den Selbstmord von Klaus Mann am 21. Mai 1949 in einem Hotel in Cannes, wo er an einer Überdosis Schlaftabletten verendete. Tatsächlich entwirft es, lyrisch überhöht, eine Fiktion, wonach Klaus Mann von einem Stricher (einer Art von Spiegel-Ich) mit einer Axt erschlagen wurde. Eine Szene, die sich für den Sterbenden, der unzählige Male seines ruhelosen Daseins unter Drogen stand, "real" ereignet haben könnte - selbst in dieser letzten zeugenlosen Stunde seines Lebens, als er mit dem unheimligen Peiniger über den Vater, über Frauen, über körperliches Jungsein, übers Altern, über geistig Totes und den Menschentod an sich zu sprechen kam... KLAUS MANN STIRBT. wurde 2008 zum ersten Mal im Berliner "Ausland" gespielt.

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Seitenzahl: 22

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KLAUS MANN STIRBT.

Von Andre Sokolowski

I

ES GIBT NUR EIN GESICHT DAS MAN LIEBT ES IST IMMER DASSELBE MAN ERKENNT ES UNTER TAUSENDEN "Hochsitzende und stark hervortretende Backenknochen. Schmale Augen. Helles, dörres Haar. Die Lippen, oftmals trocken, aufgesprungen. Hatten diese Lippen je vorher geküsst. Begegneten mir solche Lippen, derart trocken, derart aufgesprungen, roch ich hinter ihnen die Erfahrung. Ja, vermeinte ich die Hemmungslosigkeiten einer geilen Zunge... dass sich diese Hemmungslosigkeiten gegenseitig, im Besaugen, miteinander paarten. Rot, durchbluten, mundig. Inwendiger Ausdruck einer absichtsreichen Sinnlichkeit. Zum Platzen angefüllt. Zu kosten und zu küssen, ewiger Geschichtenlauf. Verkrustungsmale nachher, meistens. Trocken, aufgesprungen, wie gesagt. Verendet süßer Speichel über meinem Nasenrücken - nicht so damals. Uto. Als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte, war mein Blick verunsichert. Das gab sich bald, und es gelang mir näher hinzusehen. Seine Augenfarbe schneidend grau, mit einem phosphorinen Silbergrün vermischt. Nicht Eis, obwohl es mich erschreckte und obgleich ich mich, aus diesem kalten Grund, vor ihm erschrocken glaubte. Seine Augen also waren meinen, meinen viel gerühmten strahlend-wasserblauen Augen, unverwandt. Was aber war es dann, was mich an diesen fremden Augen, und von Anfang an, so überaus gefangen hielt. Der Blick oder... wie spätes Sonnenuntergangsgelichter ihm den Adamsapfel rötete. Nicht seine Augen also, sondern er als Ganzes, er als ganzheitlicher Körper. Dieses Ungewisse außerhalb unserer Sehkraft irritierte mich, obgleich es faszinierend war. Er trug den Kopf auch meistens höher. Aufrechter als ich. Dabei, ich litt an keinem Minderwertigkeitskomplex. Mich hatte die Natur mit einem Grad von Liebreiz ausgestattet, welcher seinesgleichen suchte, meinten viele. Viele sagten es mir, unverhohlen. Im Familienkreis war ich von drei Geschwistern lange Zeit das Lieblingskind. Die Sonne stand mir wahrlich im Gesicht geschrieben. Und es machte mich noch heiterer als dass ich ohnehin schon heiter war. Es war die Zeit der glückseligsten Quarantäne, Erika und ich... wir mimten das Geschwisterpaar par excellence, wir mochten keine andren Kinder leiden. Diese Ichbezogenheit war darauf aus, geringste Spuren eines Unterlegenheitsgefühles zu verwischen. Immer andere verletzend und... total hybrid. Uto gefiel das, sicherlich, er akzeptierte diese Art von Dominanz, verachtete mich nicht. Nicht ihretwegen, nein. Wie viele seines Schlages waren mir seither begegnet. Und wie vielen hatte ich, statt im Gesicht, das ganz bestimmt nicht annähernd so hübsch wie meines war, am Steiß gehangen. Ließ sie kommen, ließ mich gehen. Tausend Mal. Ich gierte, ich besaß. Ich wollte micht nicht mehr allein auf